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Nr. 661 36. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Beamte und Sozialdemokratie.

Die Revolution hatte auch den Beamten die Befreiung von politischer Bedrückung gebracht. Der Aufstieg aus der bergaßten Beamten- Hirarchie in die soziale Beamten- Demo­fratie war ihnen eröffnet. Aus der Erkenntnis heraus, daß die Sicherung und der Ausbau dieser Errungenschaften Sache Der Beamten selbst sei, schlossen sie sich in Scharen der Partei an, die jahrzehntelang bereits für ihre Interessen tätig war, um in ihr als vollwertige Kampfgenossen mitzufämpfen. Die Richtlinien für diesen Kampf sind niedergelegt in dem nachstehenden

Aktionsprogramm. 3wed und Ziele.

I. Förderung freudiger Mitarbeit der Beamten an dem Ausbau

rung und das Berufswissen als allein entscheidend zu be­werten sind.

Sonntag, 28. Dezember 1919

und Stagnation bewahren, aber auch den Politikern Aufschluß und Marheit über Unzulängliches und auf dem Gesetzgebungswege Gr­reichbares geben.

c) Die alleinige Verwendung von akademisch vorgebildeten Kräften in allen höheren Beamtenstellen halten wir für un- Die alte Begriffsbestimmung der Amtsverschwiegenheit wird in demokratisch. Sie führte im alten Staat zur Bildung einer diesem Sinne einer Nachprüfung unterzogen werden müssen. So privilegierten, herrschenden Sonderkaste und ließ andere wenig die Geheimdiplomatie des äußeren Reichsdienstes des alten natürliche Talente zum Nachteil des Staates verfümmern. Regimes dem deutschen Volle Segen gebracht, so wenig vermochte d) Bei den höheren Beamten sind alle Vorrechte des. Besitzes, die Geheimtuerei im inneren Dienst das Vertrauen der Bevölke­Adels und der Herkunft bei der Verwendung im Außen- rung zur Gefeßlichkeit und Aufrichtigkeit in die Maßnahmen der oder Innendienst des Reiches oder im Dienste der Bundes- Regierung zu stärken.

staaten und der Gemeinden aufzuheben.

3. Gerechtes Ausmaß der Arbeitsleistung in allen Schichten VI. Erörterung fämtlicher politischer und wirtschaftlicher Beamten. des Beamtenstandes und Beseitigung des Vorrechtes der willkür  - fragen, die ihrer Lösung durch parlamentarischen Einfluß zuge­lichen Einhaltung der Amtsdienstzeiten.

4. Mitbestimmung der Beamten in allen das Beamtenrecht, die Beamtenbesoldung und das Beamtendienstverhältnis be­treffenden Fragen, insbesondere auch Verringerung der Zahl der Nang- und Besoldungsklassen.

führt werden sollen.

Die Beamtengewerkschaften bedürfen zur Geltendmachung und Durchsetzung ihrer wirtschaftlichen Forderungen des Einflusses der politischen Parteien. Ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Beamtengewerkschaften betrachten wir daher als selbstverständliche Voraussetzung der beiderseitigen Bestrebungen.

und der Festigung der Einrichtungen der jungen deutschen   Republit. ftische Bestrebung mit dem Ziele politischer Umwälzungen. Als Zu den radikalistischen Strömungen zählen wir jede putschi­Die Erörterung der politischen Angelegenheiten wird sich na­In der von dem Mehrheitswillen des deutschen   Volkes als Frucht der Revolution beschlossenen Reichsverfassung erkennen wir überzeugte Anhänger der demokratisch- republikanischen Staats- und turgemäß nicht nur auf reine Beamtenfragen erstrecken, sie wird die Grundrechte der Volksgenossen der Deutschen Republik an, die sozialistischen   Gesellschaftsform, deren Grundrechte in demokratisch- vielmehr den ganzen Fragenkomplex der äußeren und inneren wir gegen Feinde von rechts und links mit allen Kräften und sozialistischem Geiste durch die Reichsverfassung garantiert sind, Politik umfassen. Hier werden wir uns mit den Politikern der haben wir das volle Vertrauen, daß bei tatkräftiger Anwendung Partei zusammenfinden und in gegenseitiger Aussprache das pv­und Ausnutzung der politischen Machtmittel den gerechten Forde- litische Verständnis und Urteil schärfen. rungen der Beamten die Erfüllung nicht versagt bleiben wird. Der bisherige Mißerfolg der Beamten ist lediglich darauf zurückzuführen, daß sie keinen politischen Einfluß besaßen und ihre Forderungen keine politischen Führer und Anwälte fanden. Die Zentralstelle hat das Versäumte nachzuholen.

Mitteln zu verteidigen wissen werden.

Wir werden einzeln und geschlossen darüber wachen, daß diese Grundrechte, in Sinn und Geist, unverbrüchlich im öffentlichen

Leben zur Geltung gelangen.

Der gefunden Fortentwicklung der Grundrechte soll unser volles Augenmerk zugewandt bleiben.

Eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Zukunft, deren Lösung die Lebensinteressen der gesamten Beamtenschaft berührt, wird insbesondere die Reform der Vereinfachung der Verwaltungen" sein. Seit Jahren beschäftigen sich die Re­gierungen damit. Die übergroße Schuldenlast des Deutschen Reiches und die hohen Milliardenentschädigungen, die das deutsche Volt nach dem Friedensvertrage für Wiedergutmachungen zu leisten haben wird, drängen zur schnellsten Vereinfachung der Verwal tungen und größten Sparsamkeit im Haushalt. Diese Aufgaben zu lösen, wird eine Sorge der Regierungen wie auch der politischen Parteien sein. Die Erfahrungen zahlreicher Beamten auf diesem Gebiete werden uns befähigen, Material zusammenzustellen und bestimmte Vorschläge zu unterbreiten.

II. Bekämpfung reaktionärer und radikalistischer Strömungen, die dem demokratischen Geifte in den Verwaltungen und der ruhigen Fortführung der Staats- und Verwaltungsgeschäfte schädlich sind. Wir achten die politische Auffassung eines jeden Andersdenken­den, können jedoch nicht zulassen, daß die Verwaltungen und Be­hörden die demokratischen Rechte und Forderungen der Beamten mit den alten Machtmitteln bekämpfen und ihnen die Durchfüh­rung bersagen.

Ein derartiges Berhalten bezeichnen wir als reaktionär; es treibt zu radikalen Handlungen der Beamten, die, unabsehbare Folgen für den Bestand der demokratisch- sozialistischen Republik zeitigen müßten, wenn nicht ihre fünftige Unterlassung durch als­baldige Erfüllung maßboller Forderungen erreicht werden sollte. Es wird gefordert:

1. Beseitigung des die Persönlichkeit und die frete Hand­lung untergrabenden Devotismus und Servilismus( durch die Borgefeßten aufgezwungene, der Aufrichtigkeit zuiderlaufende Unterwürfigkeit und Kriecherzi) burch die Forderung nach einem vertrauensbollen, gerechten und aufrichtigen demokratischen Ver­halten der Vorgesetzten. Vorgesetzten, die ein Verständnis für ein aufrechtes und freies Berhalten ihrer Untergebenen nicht aufzubringen vermögen, empfehlen wir, im Interesse einer ruhigen Fortführung der Staats- und Verwaltungsgeschäfte, ühren Abschied zu nehmen.

2. Den befähigten und bewährten unteren wie mittleren und höheren Beamten ist der Aufstieg zur Erreichung höherer Stel­Lungen in den Verwaltungen freizugeben und ihnen eine dam­entsprechende Möglichkeit zur weiteren Fortbildung zu bieten. a) Dem Reichstage ist alljährlich zu Beginn der Tagung durch eine Uebersicht nachguveisen, wie viele und welche Stellen ben, unteren und mittleren Beamten auf diesem Wege jähr­lich zugewiesen worden sind.

b) Bei der Verwendung der Beamten in höheren und leitenden Stellungen vertreten wir die Auffassung, daß die natürliche Befähigung, eine gefestigte Persönlichkeit, die Berufsbewäh­

Der Sohn.

Von Dr. Jacobi.

Gibt es etwas Schöneres, als einen jungen Menschen heran­wachsen zu sehen, ringend mit sich und mit der Welt, Kämpfe tämpfend, die wir einst gekämpft, Siege etringend, die wir einst nicht errungen, Niederlagen erleidend, die wir einst vielleicht auch erlitten? Wie stola muß ein Baterauge leuchten, wenn es hastet auf dem Sproffen seines Blutes, der ihm ähnlich ist in Haltung und Antlik, ähnlich auch in Schwächen und Tugenden. Aber wie oft leuchtet das Baterauge nicht über dem Sohne, wie oft ist der Baterblick umwölkt und düster, scharf tabelnd und strafend, wenn der Sohn nicht seinem Jdeal entspricht. Es ist ein altes Problem, das Verhältnis vom Vater zum Sohne, das mit einer Leidenschaft ohnegleichen in der Dichtung der Gegenwart wieder und wieder behandelt wird. Ein tiefes psychologisches Interesse läßt die Neuesten unter unfern Dichtern Stellung nehmen für den Sohn allein, oder auch Gerechtigkeit üben gegen den Vater, oder ein töst­liches, unfagbar schönes Ginvernehmen schildern zwischen dem Er zeuger und dem Grzeugten. So führt uns Hasenclever in die grauenvolle Nacht des erbitterten Kampfes zwischen Vater und Sohn, während Börries von Münchhausen   uns in die helle Sonne Des Ginvernehmens schauen läßt.

III. Stärkung des politischen Einflusses der Beamten im neuen republikanischen Deutschland  .

Im alten Obrigkeitsstaat berhielt sich der Beamtenstand politisch indifferent, die Fühlungnahme der Beamtenorganisationen mit den politischen Parteien war eine äußerst lose, sie beschränkte sich auf rein wirtschaftliche Fragen, die Beamtenorganisationen waren politisch ohne Einfluß.

Heute liegt die Macht und Regierungsgewalt ausschließlich in den Händen von Männern, die das Vertrauen der regierenden vo= litischen Parteien genießen. Daraus ergibt sich mit Notwendigkeit der Eintritt der Beamten in die Politik, die Politisierung der Be­amtenschaft, ihre Anteilnahme und Mitarbeit an den Geschicken des Staates und des Volkes, mit denen die Beamtenschaft auf das engste verknüpft ist.

Bielen   der staatlichen und wirtschaftlichen Neuordnung und auf Wir Sozialdemokraten werden mitarbeiten an den großen diese Weise mit dazu beitragen, daß den Beamten jener politische Einfluß eingeräumt werd, der ihrer Bedeutung im Staatsleben

zukommt.

IV. Pflege wahrer demokratischer Gesinnung und sozialistischer Willensmeinung unter den Beamten.

deutschen   Wolfe und haben daher auch die Pflicht, unser Verhalten Wir sind eins mit dem republikanisch- demokratisch- sozialistisch und unsere Handlungen in dieser Gesinnung zu bekunden, unter uns und im Verkehr mit den Bolfsgenossen.

Wir schäßen jeden Volksgenossen als gleichberechtigten Staats­bürger, dessen Rechte und Würde wir zu achten haben. Hilfreich wollen wir unseres Amtes walten gegenüber jedem Wolfsgenossen, der in Ausübung seiner staatsbürgerlichen Rechte oder Pflichten au uns fritt.

V. Hochhaltung des Grundsages:

Diene dem Ganzen aus staatsbürgerlicher Pflicht durch hingebende, ernste Arbeit in Beruf und Politik." Das neue Deutschland   ist ein Deutschland   der Arbeit. Jede Arbeit ehrt den Menschen.

Wir werden mit aller Schärfe dahin wirken, daß das Privileg einzelner: beschränkte Arbeit und Pflicht, das von Untüchtigen und Unzuverlässigen in weitestem Maße ausgenügt wird, aus dem Be­amtenkörper völlig entfernt wird, um auch dadurch eine Schädigung des Ansehens des Standes zu vermeiden und dem Volke das beste Beispiel zu geben.

Ernste hingebende und gewiffenhafte Berufsarbeit der Beamten mehrt unendlich die Werte des Staates, dessen Geschäfte vom Volke in unsere Hände gelegt find.

Die Verwertung der Erfahrungen der Berufsarbeit im Dienste der Politik wird die Verwaltungen und Behörden vor Einseitigkeit

Die sozialdemokratische Partei war in der Vergangenheit die Partei der Handarbeiter, zu der nach der Revolution ungezählte Scharen geistiger Arbeiter getreten sind. Die wirtschaftlichen, nationalen und internationalen Interessen der Hand- und Kopf­arbeiter sind die gleichen. Unsere rastlose Mitarbeit an der Er­reichung gleicher Ziele wird zur Bereicherung des Wesens und zur Stärkung der Bewegung der Partei beitragen, der die führende Rolle bei der Neugestaltung der deutschen   Zukunft zugefallen ist. Wir werden darüber wachen, daß die politische und staats­bürgerliche Freiheit der Beamten von keiner Seite angetastet wird. Die Revolution hat uns die Freiheit der republikanischen Staatsbürger und damit das Recht uneingeschränkter politischer Betätigung gebracht. Wir werden künftig sein, was wir aus uns machen.

Der Sozialdemokratischen sartei Deutschlands   gehören wir an und in ihr wollen wir wirken, weil die Partei diejenigen demo­kratischen und sozialen Forderungen vertritt, die unseren Auf­fassungen von Staatsbürgerrecht, Menschenwürde und Menschen­recht entsprechen, und die wir als den allein richtigen Ausdruck der treibenden Kräfte für die Gestaltung einer besseren Zukunft des deutschen   Volkes innerhalb des Weltvölkerlebens erkennen.

Zur einheitlichen und kraftvollen Durchführung dieser Organisations- und Aufklärungsarbeit hat der Partei. vorstand der deutschen   Sozialdemokratie gemeinsam mit den in der Partei tätigen Beamten die 3entralstelle für Beamtenagitation" geschaffen. An den noch Lage zu handeln. abseits stehenden Beamten liegt es nun, in Erkenntnis ihrer

Jugendveranstaltungen.

Bunter Abend. Bäfte willkommen. Erfner. Heute abend Weihnachts­heim: Turnhalle Noonstraße. Heute abend: Naturwissenschaftlicher Bor­

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Zentraljugendheim, Lindenstr. 3, 2. Hof lints 3 Treppen. Heute: feier im Jugendheim Eichhorn, Bilbelmitraße. Hermsdorf. Jugend­trag. Kaulsdorf  . Jugendbeim. Adolfstraße, Gemeindeschule. Heute: Turnabend. Königswusterhauser. Jugendheim. Heute abend Weihnachtsfeier. Lichtenberg  . Jugendheim, Barlaue 10, Ede Möllen­dorffstraße. Heute: Unterhaltungsabend. Reinickendorf  - Oft. Jugend: beim, Residenz-, Ecke Raschdorfstraße, Lokal Raich. Heute: Unterhaltungs. abend mit befonderem Programm. Often- Nordost. Die Weihnachts feier findet erst hente abend 6 Uhr im Königstädtischen Lyzeum, Pasteur straße 43/44, statt. Saalöffnung 5 Uhr. Karten noch am Eingangs Schöneberg  . Jugendheim, Rubenstraße, Ede Hauptstraße. Heute 6 Ubr Rosenthal. Heute: Weihnachtsfeier bei Schneider. Unterhaltungsabend.

Tegel  . Jugendheim, Bahnhofstr. 15. Heute: Unterhaltungsabend. Tempelhof  . Heute: Gemeinsamer Besuch des Zentraljugendheims, Linden­straße 3. Treffpunkt: 5 Uhr Dorfstraße. Treptow  - Baumschulenweg.. Jugendheim, Elsenstr. 3, rechts part. Heute abend: Weihnachtsfeier.

Wetteraussichten für das mittlere Norddeutschland bis Montag mittag. Ziemlich mildes, wolkiges, später etwas aufbeiterndes Wetter mit weit verbreiteten Niederschlägen bei starken Westwinden.

schlechtsreife, wo die Stimmungen des jungen Menschen so plötzlich Was brauchen wir also unsern Söhnen gegenüber? Achtung und unvermittelt wechseln, wo er zärtlich und brutal werden kann, und Ehrfurcht vor der jugendlichen Individualität, das ist das himmelanstürmend und verzagt. Da verlangt der Junge nach einem ganze Geheimnis. Nur dies ist notwendig, alles andere wird zu­Führer. Aber wieviel Taft ist zu dieser Führung erforderlich. Wie gegeben. Achtung und Ehrfurcht ist die Aeußerung wahrer Eltern­schwer ist es oft, das rechte Wort zu finden. Da muß der Vater liebe. Sie fordert von den Eltern Arbeit, Aufmerksamkeit und ganz unmerklich den Ton der unbedingten Autorität berlaffen, liebe Taft. Eltern, die sich gehen lassen, werden zur Verachtung oder belle Freundschaft zeigen, teilnehmender Kamerad werden. Wer zum Spott ihrer Kinder. diesen Augenblick verpaßt, aus Bequemlichkeit oder mißverstande nem Autoritätsbewußtsein, der hat seinen Jungen verloren, sicher für die ganzen Jahre der Entwicklung, vielleicht für immer. Da wird der Vater das Schicksal für den Sohn. Der Vater als Name­rad wird einen prächtigen Baum heranziehen ohne Narben und standenen Sohnes. Ringen muß der Vater um die Seele feines Verwachsungen. Wie narbenreich aber ist die Seele des nichtver­Jungen, nie und nimmer darf er sie loslassen.

Manche Bäter find so ängstlich in der Gewährung von Frei­heiten, in der Besorgnis, daß sie falsch benutzt würden. Gebt euren Söhnen Freiheiten, denn dadurch zeigt ihr euer Vertrauen, und Vertrauen wird mit Vertrauen gelohnt. Blind soll das Vertraiten nicht sein, aber besser ist es oft, nicht zu sehen als zu sehen, nich: zu hören als zu hören. Wo aber von vornherein Mißtrauen waltet, da wird die Liebe des Jungen zum Vater zu Grabe getragen und steht nimmer auf. Mißtrauen erzeugt Haß, Strafe aber Aufruhr oder tiesinnerliche Verbitterung. Deshalb strafet nicht in den Jahren der Entwicklung zum Manne. Da muß der Vater der Seelenführer sein mit freundschaftlichem Zuspruch und kamerad fchaftlichem Rat..

Es ist selbstverständlich, daß der Bater in seinem Jungen seinen Jünger sehen möchte, nicht selbstverständlich aber ist, daß der Junge der Jünger werden muß. Denn wenn der Junge ein wertvoller Mensch ist, so wird er seine persönliche Eigentümlichkeit auszu­prägen suchen, und die ist oft grundverschieden von der des Vaters. Daß es auch Mütter, gibt, die ihren Sohn innerlich verlieren Ein kluger Vater wird mit feinem, von der Liebe geschärftem Ohre können, ist eigentlich zu verwundern. Doch auch das tommt vor. lauschen auf die heimlichen Regungen im Herzen des Jungen und Der Fehler liegt auch hier vielfach im Mangel an Ehrfurcht vor nicht mit trasser Gewalt ihn zu führen suchen auf Wege, die er dem Minde. Weibliche Herrschsucht und Empfindlichkeit sind auch für richtig hält, die aber für den Jungen gar nicht richtig zu sein im Spiel. Als mir einst eine Mutter von ihrem Sohne sagte: Er brauchen. Er darf nicht in den Fehler verfallen, dem selbst oft hat mich beleidigt," da habe ich in vollendetem Mißverstehen die Fachpädagogen unterliegen. Das ist der Mangel an Achtung vor Frau angestarrt. Wie kann ein Sohn eine Mutter beleidigen? dem heranwachsenden jungen Menschen. Nimm mich ernst, nimm Er kann in seinen schwersten Jahren wohl frech und ungebührlich mich als Mann, fleht immer wieder Hafenclevers Sohn" den sein, aber wer kann sich dadurch beleidigt fühlen? Das ist über­Bater an, werde mein Freund! Die meisten Söhne werden das schäumendes Kraftgefühl, aber doch kein Beleidigungswille. Wie­nicht sagen, vielleicht auch nicht denken, sondern nur dumpf emp- viel Unverstand muß in der Erziehung gewesen sein, so gut sie ge­finden. Was soll es da heißen, wenn das böse, böse Wort fällt: meint war, wenn der Erfolg eine Beleidigung" ist. Der Sohn " Werde erst einmal so alt wie ich, dann wirst du anders denken. tritt in der Zeit der Geschlechtsreife als männliche Individualität Das böse Wort, das dann gesprochen wird, wenn andere Gründe der Mutter als weiblichem Wesen gegenüber, und die, ganze in ihm versagen. schlummernde Ritterlichkeit macht sich der Hilfsbedürftigkeit der Jeder Sohn fucht Hilfe erst beim Vater, denn der ist sein Mutter gegenüber geltend, wenn die Mutter es dersteht, auf über Ideal. Wehe dem Vater, der diese Hilfe nicht geben kann. Auf- flüssige Autorität zu verzichten und die Kameradin ihres Jungen merkjam muß der Vater sein besonders in den Jahren der Ge- zu werden.

Der Josteiner Klotz soll mun, gemäß Artikel soundso des Be­fehlsbuchs von Versailles  , geschleift werden. Dieses Festungswerk behütete die ganze Südwestecke des Deutschen Reiches. Wenn man gen Basel   fährt, am Schwarzwald   entlang und unweit des Rheins, erheben sich da plößlich in der Ebene zwei weißgraue rissige und drüben, weit hinter den Kirchdörfern und ferneren Schloten des quadrige Felsklöße. Der Zug fährt durch sie, im Vorübersausen Elsaß   blaut der Bogesenkamm. Um diese Felsen aber webte immer das Geheimnis ungeheurer Kräfte. Indessen- die stählernen Vögel fonnten sie nicht hindern, aus Himmelshöhen Zerstörung und Tod auf Freiburg   und Karlsruhe   zu streuen. Sie werden jetzt aus der Geschichte gestrichen.

Ludwig Hardt   spricht am Montag, abends, 7, Ubr, in der Berliner  Sezession Jean Paul  , Klaus Groth  , Claudius  , Litaipe, Wedekind und Worte in Bersen von Sarl Straus.

Genoffe J. J. de Roode feierte unter herzlicher Anteilnahme der ganzen hoäländischen Partei und Literatur sein dreißigjähriges Journaliſten iubiläum. Zwanzig Jahre dieser Arbeit gehören Het Volk", dessen Chef­redakteur unser Freund jetzt ist.

Eine Weltsprachenunion hat sich in Schweden   auf Anregung von etwa 40 Akademifern und Bertretern praktischer Berufe gebildet. Ihre Arbeitsgrund­Tage stellt in der Geschichte der Weltsprachenbewegung etwas ganz Neues dar. Der Verband will darch gründliche vergleichende Forschungen in den größeren Kulturiprachen Europas   und Ostasiens   eine Sprachsynthese schaffen, die in allen Einzelheiten dem Gesez des geringften Widerstandes für die meisten Völker der Erde folgen soll, um die einzelnen Begriffe mit ihren Form­und Bedeutungsdominanten zu bezeichnen. Ido und Esperanto, meint man, seien gar zu plump und fünstlich.

Komprimierte Luft als Triebfraft. Aus Rio de Janeiro   wird be. richtet, daß ein Ingenieur namens Gaspar ein neues Syſtem der Trieb trait entwickelt hat, das allen anderen überlegen sein soll und sich dabei erheblich billiger stellt. Nach einer Erklärung des Ingenieurs und Mathe­mathifers Pereira Reis soll es mit dieser Entdeckung möglich sein, Schiffe und Lokomotiven anstatt mit Kohlenheizung und Dampftrast in Butunit mit Stammern außerordentlich komprimierter Luft auszurüsten, die den An­trieb liefert,

Gläserne Särge. Der gläserne Sarg Schneewittchens kommt aus dem Märchen in die Wirklichkeit. Die Glasindustrie in Amerika  , die in lezter Beit einen großen Aufschwung genommen hat, beschäftigt sich auch mit der Massenherstellung von Glasfärgen, und diese haben in der Neuen Welt eine gute Aufnahme gefunden.

Patriotismns und Geschäft. Ein Herrenschneider des Londoner  Bestens wendet sich mit einer eindrudsvollen Rundgebung an die Vorüber folgende Inschrift angebracht: Ich habe meinem Vaterland gedient. Stann gehenden. Er hat nämlich in seinem Ladenfenster in großen Buchstaben die ich Ihnen auch dienen?"