Einzelbild herunterladen
 

Nr.665.36.Jahrg.

Bezugspreis:

Bierteljährl. 13,50 Mt., monatl. 4,50 m. frei ins Haus, voraus zahlbar. Poft bezug Monatlich 4,50 L., erfl. Su­stellungsgebühr. Unter Kreuzband für Deutschland   und Desterreich- Ungarn  7,75 Mt, für das übrige Ausland 12.-M., bei täglich ermal. Ruſtellung 10- Mt.+ Baluta- Aufschlag. Boft beſtellungen nehmen an Danemart, Holland  , uremburg, Schweden   und die Schweiz  . Eingetragen in die Post Beitungs- Breisliste.

Der Borwärts" mit der Sonntags beilage Bolt u. 8eit" erscheint wochen­täglich zweimal. Sonntags einmal.

Telegramm- Adresse

Sozialdemokrat Berlin  ".

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt

15 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die achtgespaltene Nonpareillegelle toftet 1.80 M., Teuerungszuschlag 60% Aleine Anzeigen", das fett gedruckte Wort 75 Pfg.( zulässig zwei fettgedrudte Worte), jedes weitere Bort 50 Bfg. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 65 Bfg., jedes weitere Wort 40 Pfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwet Worte. Teuerungszuschlag 50% Familien Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Bereins- Anzeigen 1,60 Mt. die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 he nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin  SW 68, Lindenstraße 3, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

werniprecher: Amt Morisvlas, Nr. 15190-15197.

Dienstag, den 30. Dezember 1919.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplass, Nr. 117 53-51.

Schwedischer Kredit für Deutschland  .

Die Regelung des Außenhandels

Vorläufig auf privatem Wege.

törper schnell zustandekommen. Es ist Wissell selbst nicht Aus Göteborg   wird gemeldet: Die schwedischen Schiffs. Selbstverwaltungstörper zustandekommen, unbefannt, wie langsam und mühselig ohne solchen Druc und für die Der Ausschuß der Nationalversammlung hat furz vor exporteure hielten am Sonnabend eine Bersammlung unter dem Zwischenzeit hätte von solchen Zöllen die Allgemeinheit den der Vertagung eine wichtige Verordnung berabichiedet, welche Vorfis des Landeshauptmanns von Sydow ab, in welcher auch außen. Wenn Wissell glaubt, daß diese Zölle bei den Ländern die Unzuträglichkeiten in dem Außenhandel beseitigen soll. der schwedische Finanzminister Thorson anwesend war. mit schlechter Valuta niedriger sein müssen, als bei denjenigen Zu dem Zweck soll für die einzelnen Industriezweige durch man verhandelte über die Gewährung eines Kredits an mit guter, so irrt er. Weder die Preise noch die Zölle nach Außenhandelsstellen eine Kontrolle der Ein- und Ausfuhr Deutschland  , damit die Schiffsausfuhr nach Deutsch  - den verschiedenen Ländern können und sollen verschieden sein. eingeführt werden. Solche Außenhandelsstellen bestehen schon land fortgefest werden fönne. Es wurde erklärt, daß der Berkaufen wir nach Polen  , einem Lande mit schlechter Valuta, für einige Industriezweige, für andere ergibt die Syndikats- fchwedische Staat helsend eingreifen müsse. Der Finanz- billiger als nach England, einem Lande mit guter Valuta, bildung die nötige Stontrolle, so daß nur für solche Industrieen, minister erklärte jedoch, daß dizses nicht vor Zusammentritt des dann geht die Ware alsbald über Danzig   nach London  . Da wo bisher eine derartige Organisation nicht eingeführt war, das Reichstages im Januar geschehen könne. Man beschloß, vor mit würde man also nur den internationalen Retten­Bersäumte nachgeholt werden muß. Für die Ausfuhr kommt täufig einen Kredit anf privatem Wege zu beschaffen. handel stärken, und deshalb hoffe ich bestimmt, daß die bor   allem in Betracht, die Preise der Waren zu kontrollieren Außenhandelsstellen die Preise im allgemeinen gleichmäßig und auf die Höhe zu heben, die bei dem ungünstigen Stand festsetzen werden. unserer Valuta in der Umrechnung auf den Weltmarktpreis Das scheint mir durchaus kein durch­schlagender Grund gegen die Erhebung einer Abgabe bei den­geboten erscheint. Diese Maßnahme wird notwendig, um Bolitiken" meldet aus Stockholm  : Jufolge Einführung jenigen Waren, für die noch teine Außenhandelsstellen be­nicht eine übermäßige Entblößung des Inlandmarktes zu des achtstündigen Arbeitstages zum 1. Januar verstehen, als Uebergangsmaßnahme zu sein. zulassen, ferner, um auch nicht durch Unterbietungen der Preise verlangen die Arbeiter als Ausgleich neue 2ohnerhöhungen. auf dem Auslandsmarkt Repressalien pon der anderen Seite her- Das Angebot der Arbeitgeber auf Erhöhung des Stundenlohues ohne ministerium gemacht wird, scheint mir deshalb lediglich in Der Alarm, der von Bissell gegen das Reichswirtschafts­vorzurufen, und schließlich von dem Gesichtspunkt aus, daß wir Erhöhung der Attordsäte wurde von den Arbeitern abgelehnt. einer mißverständlichen Auffassung begründet. Niemand wird natürlich interessiert sind, unsere Waren auf dem Auslands- In mehreren Industriezweigen droht daher für den 1. Januar ein Unterstaatssekretär Hirsch oder mich ernstlich im Verdacht markt so günstig wie möglich zu verwerten, da die Höhe der Ausstand von fünfzig- bis sechzigtausend Arbeitern. haben, den Unternehmern unangemessen hohe Gewinne zuzu­Ausfuhr bestimmend ist für unsere Zahlungsfähigkeit in der werfen. In den nunmehr zu gründenden Außenhandelsstellen Einfuhr. treter   sein, die Bertreter des Reichswirtschaftsministeriums

Ausstandsgefahr in Schweden  .

Die Verordnung gibt uns ferner die Möglichkeit, daß Die letzten Arbeiten der Friedenskonferenz. wird es vielmehr Sache der Arbeiter- und Verbraucherver bom Reichswirtschaftsministerium zu bestimmen ist, welcher Anfang Januar werden die Minister der alliierten und affozidarin zu unterstützen, den wirtschaftlich möglichen Teil des Betrag von dem Aufschlag, bei der Ausfuhr gegenüber dem ierten Mächte in Paris   zusammentreten, um die Arbeiten der Ausfuhrgewinnes solchen Zweden zuzuführen, welche die Inlandspreis an die Reichskasse abzuführen ist. Dieser Be Friedenskonferenz wiederaufzunehmen. Wahrscheinlich wer- Produktionskraft des deutschen   Volkes heben. trag soll ganz oder zum Teil zur Erfüllung sozialpolitischer hen die Situngen am 6. oder 7. Januar wieder beginnen. Auf der Aufgaben verwandt werden. Es kommt also der Konjunktur- Tagesordnung steht zunächst die Beratung über das Schicksal gewinn ganz oder doch zu einem erheblichen Teil der All- der Türkei  , die Zukunft Konstantinopels  , die Deffnung gemeinheit zunuze. Der von Rud. Wissell in Nr. 656 des der Dardanellen, die Friedensbedingungen für Ungarn   und Borwärts" vertretene Grundsah, daß auf die Exportgewinne die Adriafrage.

R. Schmidt.

Die Karpathentragödie.

Das deutsche Heer ist von hinten erbolcht worden!" ein Mitanspruch der Allgemeinheit vorliegt, wird also durch Man will versuchen, die italienischen und jungo sagen die Alldeutschen. Wir sagen: Das deutsche Heer die in der Verordnung vorgesehene Möglichkeit flawischen Ansprüche in Einklang zu bringen, um besonders in ist zu Tode geprügelt worden. Rohes und bar­der Erhebung von Abgaben sachlich erfüllt. Für der Fiumefrage zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen. barisches Verhalten der Vorgesetzten mußte selbst die­die Berechtigung der Forderung, daß die Allgemeinheit an Die Lage von Rußland   und Mitteleuropa   wird vermutlich jenigen Mannschaften zur Verzweiflung bringen, die als Een Exportgewinnen mit teil haben soll, spricht ja insbesondere gleichfalls zur Sprache gebracht werden. Für die Ratifizierung Kriegsfreiwillige in ehrlicher Begeisterung hinausgezogen auch der von Wissell nicht erwähnte Umstand, daß unsere des Versailler Vertrages   wird noch kein Datum ge waren. Löhne und damit die Preise durch Zuschüsse des Reiches nannt. Man erwartet, daß fie Mitte Januar stattfinden wird. niedriger sind, als sie ohne solche Zuschüsse wären.

Frankreichs Nationalschuld.

Es handelt sich folglich bei der Meinungsverschiedenheit mit Wissell lediglich um eine Frage der praktischen Durch­führung und der Form. Hier wird freilich zunächst Der Berichterstatter der Finanzkommission des Senats über der Forderung Wissells, daß der ganze Exportgewinn die provisorischen drei Budgetzwölftel stellt in seinem Bericht fest, dem Reiche zufließen soll, schwerlich zugestimmt werden können. daß die Nationalschuld Frankreichs   am 30. Juli 1914 Ein gewisser Anreiz für den Verkäufer, feine Auslandskund- 34 Milliarden 188 Millionen Frank betragen hat, daß sie heute schaft wieder zu suchen, muß offenbar gegeben werden, und aber die Summe von 207 Milliarden 269 Millionen Frant erreicht, weiter muß eine gewisse Spanne dem Verkäufer doch auch darunter 30 Milliarden schwebende Schuld. bafür gelassen werden, daß er das heute recht bedeutende Risiko der Valutaschwankung trägt. Eine Preispolitik, die da hin gehen würde, die Neigung zur Ausfuhr entbehrlicher Gegenstände auch noch zu unterbinden, wäre unverantwort­Anläßlich der vielen Klagen, die von den französischen   In­achtstün lich, weil wir auf den Erport in nächster Zeit mehr denn je ustriellen über die Folgen der Einführung der acht stundi. gen Arbeitszeit geäußert wurden, hat der Arbeits­zur Beschaffung unserer ausländischen Lebensmittel und Roh- minister eine eingehende Umfrage über die Wirkungen stoffe angewiesen sind. des Achtstundengesches angeordnet.

Wie hoch bei den einzelnen Industrien die Abgabe be­messen werden soll, wird folglich von Fall zu Fall zu bestimmen sein, und es wird dabei auch sehr darauf an­tommen, in welchem Grade ausländische Rohstoffe in der exportierten Ware enthalten sind. Den zunächst gedachten Verwendungszwed hat der Unterstaatssekretär des Reichs­wirtschaftsministeriums in dem von Wissell erwähnten Inter viem ziemlich genau in der von der Arbeitsgemeinschaft und insbesondere deren Arbeitermitgliedern vorgeschriebenen Form angegeben.

Der unbequeme Achtstundentag.

Eisenbahnerstreik im Direktionsbezirk Magdeburg  .

Bor einer Woche Kündigten die Eisenbahnarbeiter des Direk tionsbezirks Magdeburg einen 24stündigen Proteststreit aus wirtschaftlichen Gründen an. Sie verlangen eine Lohnzulage von 90 Pfennig die Stunde. Der Streif ist Dienstag vormittag um 9 Uhr begonnen worden und endigt Mittwoch um biefelbe Zeit. Die ausgegebene Losung scheint überall befolgt zu sein. Nach ein laufenden Meldungen foll im ganzen Direktionsbezirk Magdeburg  die Arbeit ruhen.

Ebenso wird man mit den Bestimmungszwecken der er hobenen Beträge nicht einheitlich zu verfahren brauchen. Es erscheint fraglich, ob es wirklich zweckmäßig ist, wie Wissell es vorgeschlagen hat, der Industrie die ausländischen Rohstoffe zu verbilligen. Dies würde darauf hinauslaufen, daß die In- in einer Industrie möglichen Abgabe dahin dustrie am billigen Rohstoffeinkauf kein Interesse mehr hätte, geltend zu machen, daß das allgemeine Interesse und und daß deshalb an den Rohstoffmärkten leicht eine bedent- insbesondere dasjenige der volkswirtschaftlichen Produktivität liche Preistreiberei stattfinden fönnte. Außerdem fehlt es gewahrt wird.

Der Prozeß Hiller Helmba fe entrollt die fürchter­fiche Tragödie eines Truppenteils, der in den unwirtlichen verschneiten Gebirgsöden der Hochkarpathen gleichzeitig mit einer erbarmungslosen Natur wie mit einem zähen Feinde rang. Schon an sich bedeutet der dauernde Aufenthalt in diesen alpinen Höhen eine furchtbare und unmenschliche Stra­paze. Aber wie wird eine solche Lage noch dadurch verschärft. daß gleichzeitig der Tod aus Gewehrläufen und Kanonen­schlünden droht. Was ein Hochtourist zur Erleichterung und Bequemlichkeit für sich tun kann, das wird hier unmöglich gemacht durch die ständige Nähe des Feindes. Bei 20 Grad Kälte muß in feuchten Erdlöchern biwafiert werden. Das Essen kommt nur unter der größten Mühe, oft gar nicht heran. Wer verwundet ist und nicht laufen kann, der ist so gut wie dem Tode verfallen. Abtransport ist so gut wie un­möglich, und meist stürzen die Verwundeten, bei dem Ver­suche nach hinten zu kommen, von den steilen Gebirgspfaden ab und verenden jämmerlich in Schluchten und Bächen. Bei ungenügender Bekleidung und Beköstigung erfrieren den Mannschaften die Glieder, Ruhr und Typhus rasen durch die Reihen, und jeder, der dabei ist, steht vor der bangen Frage, wie wird dein Schicksal morgen sein, wirst du dich auch als Schwerverwundeter oder Typhuskranker hilflos und verlassen zu Tode quälen müssen?

vom Schreibtisch aus Krieg führten, sollten die Ent­Die all deutschen   Federhelden, die so bequem e gensschilderungen des Prozesses Siller­Helmhafe 3eile für 3eile studieren. Ihr groß­mäuliges Gerede von den Truppen, die alles bequem hätten leiften fönnen und nur von der Heimat erdolcht" worden seien, würde vielleicht etwas stiller werden. Aber nein, sie haben ja ihre Pflicht getan, fie haben ja schöne Artikel von unseren herrlichen Jungen" geschrieben, denen alles nur eine Kleinigkeit war.

Und wie wurde es den herrlichen Jungen" gelohnt? Wie dankte man ihnen, daß fie Qualen und Strapazen er­jedenfalls im Augenblick den meisten Industrien gar nicht Als nicht sehr glücklich will mir Wissels   Polemik gegen trugen, welche die gräßlichste Phantasie nicht schauerlicher er­mehr an Rohstoffen, sondern an Rohle, und es wird sehr zu Ausfuhrzölle erscheinen. Solche waren ursprünglich be- finnen fann? Wiedas Vieh wurden sie von ihren erwägen sein, ob nicht aus den Auslandsgewinnen innerhalb absichtigt, um bei denjenigen Warengattungen und in den Vorgesetten beschimpft und mißhandelt! der Außenhandelsstellen Fonds angesammelt werden, um jenigen Gebieten, wo zurzeit die Einrichtung geeigneter Selbst- Wer sich frank meldete, war ein Simulant" und wurde mit neue inländische Produktionsmittel zu er- verwaltungsförper unmöglich ist, doch wenigstens bei Grenz- Anbinden oder ähnlicher Folter bestraft. Erst später fam schließen, die dann aber nicht im Besitz des einzelnen zu übergang einen Teil des Valutagewinnes in den Besitz des man dahinter, daß diese Simulanten noch die Unbotmäßig­bleiben hätten. In dieser Richtung for dere ich schon jetzt die Reiches zu bringen. Sicherlich ist genaue Preisprüfung und feit besaßen, am Abend des Tages, an deffen Morgen in den Außenhandelsstellen demnächst tätig werdenden Ver- Erhebung einer entsprechenden Abgabe besser; wo es aber sie Krankheit simuliert" hatten, zu sterben. Die Bor­treter der Arbeiter und der Verbraucher auf, nicht geht, wäre der Zoll nicht auszuschließen, und er würde gefeßten waren es, die den Mannschaften die physische auch ihren Einfluß bei der Nach prüfung der einen fräftigen Drud ausüben, damit solche Selbstverwaltungs- Hölle noch zur moralijchen Hölle machten. Schläge mit