Nr. 2. 37. Jahrg.
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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutfchlands
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Welche Landwirte haben voll abgeliefert?
Die wissenschaftlich betriebene Statistik ist das Gewissen der Volkswirtschaft. Dies Gewissen schläft nicht. Es wirft sich zum öffentlichen Richter auf, während die Probuftion schon längst in der Konsumtion aufgegangen ist und die Produzenten meinen, nun sei Gras über alles Gemejene gewachsen.
Freitag, den 2. Januar 1920.
Auslieferung und Reichspräsident.
Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Ferniprecher: Amt Morinplag, Nr. 117 53-54.
triebe gegenüber der schärferen und wirksameren Nontrolle in den Mittel- und Kleinbetrieben" liegt. Der statistische Kritiker fommt dabei auf die jede geordnete GeDie Tägliche Rundschau" schreibt in ihrem Neujahrs- treidebewirtschaftung zerstörenden Faktoren: Schleich artikel, sie höre, daß der Reichspräsident sein Amt handel, Grenzschmuggel und übermäßige nicberlegen würde, wenn die Entente die Auslieferung deut- erfütterung zu sprechen. Durch eingehende Nüdſcher Staatsbürger an Ententegerichte fordern sollte. fragen bei den einzelnen Einkaufsstellen der R. G. wurden Wir lönnen dazu mitteilen, daß es sich bei der Behaup- ausgesprochene ,, Schleich handelskreise" tung der Täglichen Rundschau" um ein parteipolitisches fe ft gestellt, und zwar 90 dieser Art, gleich 14 Broz. aller Manöver handelt, zu dem gerade der Täglichen Rundschau" Kreise. Hiervon entfallen 6 auf Seleinbesitzfreise, 44 auf icde sachliche Unterlage fehlt. die( zahlreichen) Mittelbesigfreise und 40 auf die( an Zah weitaus geringeren) Großbesißtreise. Beim Kleinbesitz find 9 Proz. aller zugehörigen Kreise schlecht" in diesem Sinne, beim Mittelbesitz 11 Proz., beim Großbesit aber nicht weniger als 24 Broz., also fast ein Viertel! Das ist eine flare" Feststellung, wie der Statistiker bemerkt.
Ein englischer Hinauswurf.
So rechnet heute die Statistische Abteilung der Reichsgetreidestelle( S. G.) mit der Ablieferungsschuldigkeit der Landwirtschaft im Erntejabr 1917/18 in einem eingehenden und umfangreichen Tabellenwerk ab, welches nach Nach dem Pariser Blatt" l'Heure"( Die Stunde) haben den tatsächlichen Unterlagen berechnet wurde, und welches die Engländer dem Fünferrat eine Note überreicht, um das Ziel hat, festzustellen, in welchem Maße die ein- darauf hinzuweisen, daß die amerikanischen Streitzelnen landwirtschaftlichen Betriebsgrößenflaffen träfte den Brüdentopf Koblenz besest hielten, aber die also der Zwerg- und Kleinbefit. der Mittelbefiz, der Vereinigten Staaten den Friedens, vertrag von Versailles Großgrundbefiz an der Erfassung der Ernte, der Ab noch nicht ratifiziert hätten, also auch keinen offiziellen Verlieferung der Pflichtmengen und der Beliefe- treter in der Hohen Kommission" haben könnten. Die Note rung der Bevölkerung der Zuschußfreise teilgenom spreche die Ansicht aus, um den Beschlüssen dieser Kommission men haben. und der Verwaltung der besetzten Gebiete feinen Abbruch zu tun, werde es notwendig sein, daß der von den Amerikanern beschte Bezirk in die französischen, englischen und belgischen Bezirke einbezogen werde.
Eine Statistik, bei der Schätzungen( hier Ernteschäßungen) mitsprechen, ist von den Getroffenen noch nie unwider sprochen geblieben. Um derartigen Einwendungen zu begegnen, hat der Statistiker alle jene beeinträchtigenden Momente von vornherein berüdsichtigt bzw. ausgeschaltet. Als einziger wesentlicher Einwand fönnte vielleicht der geltend gemacht werden, daß es fich stellenweis um zu kleine absoLute Bahlen handele, von denen nicht ohne weiteres frichhaltige Berallgemeinerungen an Hand der daraus gewonnenen Relatiozahlen( Prozentumrechnung) abgeleitet werden dürften.
Die Volksabstimmung.
Der Oberste Ententerat entschied, daß der Unterhalt ber Befagungstruppen in den Abstimmungsgebiet: n jeder an der Befagung teilnehmenden Macht obliege; die Rüderstattung der Kosten foll burch die Macht erfolgen, bez das Abstimmungsgebiet augefprochen wird.
Diese schlechten" Kreise waren ein Krebsschaden für unsere Ernährungswirtschaft. Von ihnen baben 41 Broz. weniger als 80 Proz. der Ernte erfaßt, dagegen von den übrigen mehr oder weniger guten" Kreisen nur 21 Proz. Andererseits ist es 40 Broz, der guten Kreise gelungen, über 90 Broz. zu erfassen, dagegen nur 18 Proz. der schlechten Kreise.
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Bum Schluß geht das Tabellenwert noch kurz an Hand der preußischen Viehzählung vom 1. Juli 1918 auf die Viehhaltung ein. Von den 420 Landkreisen herrscht bei nur 17 der Kleinbefit vor, bei 262 der Mittelbesitz, bei 141 der Großbesit. Mit Bezug auf die Besitgröße und die Wechselbezirbung von Getreideernte und Bichhaltung ergibt sich aus den Biehtabellen, daß die Kreise mit vorwiegendem Großbesig bedeutend schlechter ab. schneiden als der fleinere und mittlere Besit. Das geht ganz offensichtlich namentlich aus einer Tabelle hervor, in Der alle Kreise mit zu fleiner Ernte das sind namentlich Eine neue Frage: Nach dem Versailler Befehlsbuch bliebe die Stadttreife, ferner alle schlechten" Kreise und alle Deutschland die Gerichtsbarkeit in den Abstimmungsgebieten bis reise mit übermäßiger" Bichhaltung mehr als 175 zur Abstimmung. Man fürchtet", Deutschland tönne Agitatoren Stüd pro 100 Heftar landwirtschaftlicher Fläche wegen Landesverrat verfolgen. Die Lösung dieser Frage bürfte schieden sind, also die„ normalen" Kreise verblieben. sie Inkraftfegung des Friebens über den 6. Januar hinausschieben. Dem Statistiker ist nicht unbekannt, daß in neuerer Zeit Sofort nach Inkrafttreten des Friedensvertrages soll die verschiebentlich Streisstatistiken ähnlicher Art veröffentlicht beutsche Regierung bie 192 000 Tonnen Edhvimmbods abliefern. worden sind, nach welchen die Ablieferung der Großgüter Der Rest des Materials i ft innerhalb einer Frist von 30 Monaten die der fleineren Befizgrößenflaffen überragen soll. Das buliefern. Die englischen Befichtiger haben bereits in Ham. burg und Niel Inventur gemacht. Im Pariser Pressehaus haben bie Berhandlungen zwischen der Kommission v. Simson und den
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ausge
Dem ist zu entgegnen, daß sämtliche Vergleiche eine auffallende einheitliche Tendenz aufweijen, und daß sich hierin eine bestimmte Augemeingültigkeit zu offenbaren scheint. Bemerkenswert ist nebenbei die Fest stellung, daß die oft erhobene Behauptung, die Erntezahlen der S. G. feien Bhantafiezahlen", d. h. fie feien zu Ungunsten der Produzenten zu hoch in Anschlag gebracht worben, nach den pofitiven Unterlagen nicht zutrifft. Im Gegenteil läßt schon die immer wiederkehrende Tatsache, daß verschiedene Stellen über 100 Prozent" der berechneten mag gewiß in vielen Fällen und besonders in streng berwalPflichtmenge zur Ablieferung brachten, deutlich erkennen, teten Streifen feine Gültigkeit haben, ganz abgesehen von der daß die Schäßungen recht vorsichtig aufgestellt worden sind. Frage, ob derartige Statistiken einwandfrei nach den Grundsäzen der wissenschaftlichen Statistik bearbeitet worden sind. Das Tabellenwert gliedert die 691 in Betracht kommen. Ententevertretern begonnen. Jedenfalls ist aber doch der aus dem geschilderten Tabellenden Kommunalverbände bzw. Versorgungsverbände zunächst mert gewonnene Eindruck im einzelnen wie im ganzen so in sieben große Gruppen. Zu Gruppe I gehören start, und erschüttert altübliche Ansichten so entschieden, daß die Verbände mit ganz überwiegendem Kleinbesitz( 0-5 Settar, den Heftar zu 4 preuß. Morgen), wo also diese BefitDie franzöfifche Abordnung zur internationalen Ronferens für der Bearbeiter dieser Statistik zu folgenden Schlußfäßen geform 66%, Proz. bis 100 Broz. der gesamten landwirtschaft. Arbeiterrecht in Washington ist in Le Havre angekommen. General- langt: sekretär Jou haug äußerte, das erwartete Ergebnis sei noch nicht ,, Die gefundenen Tatsachen genügen vollkommen zur lichen Fläche ausmacht; zu Gruppe II die Verbände, wo der erreicht, der Ronferenz sei' bas Recht internationaler Gefes Beantwortung der während des Krieges oft gestatteten und Kleinbesitz 50 bis 66, Proz. umfaßt usw., so daß Gruppe gebung noch nicht geworden. Ihre Arbeit sei also nur akademisch ebenso oft falsch beantworteten Frage: Welche land. VII jene Berbände in fich begreift, wo der Kleinbesis nur gewesen. Troubem bedeuteten die zum Teil unvollständigen Bewirtschaftlichen Kreise baben in den Nöten des noch mit 2 bis 5 Broz. Anteil auftritt, wo also der Mittel- fchlüffe einen starten Schritt zu internationaler Regelung und Krieges die Pflicht gegen die Allgemeinbeit am stärtund vor allem der Großgrundbefiz maßgebend ist. Je höher sur Beseitigung imperialistischer Gegenfäge. Für beachtenswert ten vernachläffigt? Wir haben versucht, abseits von also die Gruppenzahl( V, VI, VII), besto verschwindender hält Jouhaug das neue Recht der Böfker, gegen Rationen zu han allem verwirrenden Parteihader, lediglich auf Grund eindort der Kleinbesit. belu, bie fich gegen internationale Abmachungen vergehen würden. Das Rontrollrecht sei der Ronferens auerfannt worden. Die wandfreier Bahlen eine Antwort auf diese Frage zu finden." aßnahmen festzulegen, die das internationale Tribunal treffen tann, bas müsse die nächste Aufgabe ber beteiligten Organisationen Grundbesizes ausfallenden Antwort wird sich diese Mit dieser zu ungunsten des größeren Besitzform auseinandersehen müssen.
fein.
Die Washingtoner Konferenz.
Nochmals Herr Oehme.
Naturgemäß wächst mit der Befißgröße die Abliefe rungsschuldigkeit, schon wegen der schwächeren Befiedelungsziffer. So ist in den Kleinbesitzgruppen I und II fein einziger Berband, der eine Ablieferungsschuld von über 50 000 Doppelzentner hat, dagegen haben in Gruppe III ( mehr als die Hälfte der Fläche ist hier Mittel- und Groß befiz) schon 5 Proz. der dazu gehörenden Verbände eine solche in die öffentliche Hand über 90 Proz. der Ernte zu bekomAblieferungsschuld, in Gruppe VII dagegen bereits 91 Bros. men: in Gruppe IV und III bei 57 bis 58 Proz. der RomWir erhalten vom Genossen Moser folgende Bu Auf den höheren Gruppen beruht also vor allem die Liefer- munalverbände, bei VII nur 34 und bei VI nur 29 Bros. fchrift: pflicht für die sogenannten Zuschußtreise, die sich nicht selbst Auch in dieser Richtung hätten demnach die Verbände mit Während Herr Oehme fich gestern noch über meinen angeb überwiegend höheren Befizflaffen auffallend verlichen Vertrauensbruch Herrn Lasznihti gegenüber entrüftete, ver Um ein schärferes Bild zu bekommen, wurden die Ber - fagt. sucht er heute die Tatsache selbst in Abrede zu stellen, daß er bei bände mit einer Schuld von noch nicht 2000 Doppelzentner Bisher war bei Gruppierung das Merkmal des mehr feinem Ausscheiden aus der Reichskanzlei Herrn Lasznieki das Anausgemerat. Da ergibt sich, daß die Gruppen III und IV oder weniger vorherrschenden Klein besites( bis 5 gebot machte, doch an seiner Stelle dem„ Berliner Lokalanzeiger" ( Mittelbefit borwiegend) in der Ablieferung Sektar) maßgebend. Um etwaigen Einwendungen gegen für 150 Mark monatlich volitische Nachrichten vor öffentlicher Begünstiger dastehen, als V, VI und VII. Es lieferten eine solche Gruppierungsmethode zu begegnen, wurde eine tanntgabe au liefern. Demgegenüber stelle ich fest, daß ich erst nämlich über 90 Broz. ihrer Ablieferungsschuld( das wäre andere Gruppierung vorgenommen. Gruppe A: umfassend vor etwa 14 Tagen von Herrn Lasznikki bie Erklärung erhielt, dak fast ideal) ab: von Gruppe IV 29 Proz. fämtlicher Verbände, die früheren Gruppen I und III, also klein befiz im er den von mir oben mitgeteilten Sachverhalt des Dehmeschen An
ernähren fönnen.
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V= 24 Broz., VI= 15 Broz. und VII gar nur 14 Broz, erweiterten Sinne; Gruppe B: umfassend die Gruppen III sebotes auf seinen Eid nehmen könne. Da mir Herr Lasznikki als die Verbände mit größerem Grundbesit also relativ bis VI, jedoch ohne die Kreise mit ausgesprochenem Groß durchaus zuverlässig bekannt ist, habe ich nicht den geringsten Anam wenigft e n. grundbesiz, also mittelbefit im eigentlichen Sinne: Tag, an feinen Angaben zu zweifeln. Ich halte deshalb auch diese Um noch sicherer zu gehen, wurden schließlich alle Ver- Gruppe C: die Verbände aus starkem Großbesit. meiner Mitteilungen ebenso wie alle anderen vollinhaltlich aufrecht. bände ausgeschieden, die überhaupt nicht ablieferten. So d. h. alle Kreise, in denen der Großgrundbesitz( über 3ch möchte jedoch meiner Verwunderung Ausdruck geben, daß Herr berblieben 572 Rommunalverbände. Bei einer wissenschaft. 100 Settar) allein mehr als 33%, Broz. der Gesamtfläche Oehme, wenn er glaubt, von diesem schweren Vorwurf fich rechtlich sehr kritisch durchgeführten( bier aus Raummangel nicht einnimmt. Hier ergibt sich, daß die Hälfte aller Kreise von fertigen zu können, fich damit begnügt, an verstedter Stelle barstellbaren) Imrechnung der Ablieferung von Doppelzent. A( leinbefit) ihre Ernte mit mehr als 90 Proz. er in der Freiheit" meine Angaben zu dementieren, statt durch ner pro 100 Settar ergibt sich, daß wieder gerade der über- faßt hat, in B( Mittelbefit) nocy 47 Proz. aller Kreise, da Steffung eines etrafantrages gegen mich Herrn Laszniki zu mäßige" Großbejiz( über 200 Doppelzentner pro gegen in C( Großbesis) noch nicht ein Drittel, nötigen, seine Befundungen unter Eid zu wiederholen. 100 Seftar) mit 20 Proz. gegen 28 Proz. sämtlicher Ver- nämlich nur 32 Pro 3. aller Kreise. Seinrich Mofer. bände weit zurückbleibt. Indem fie den Gründen hierfür nachgeht, weist die amt- Herr Dehme ist also gestellt und wir sind sehr neugierig, Wieriel haben die Rommunalverbände liche Statistik darauf hin, daß, da von einer allgemein au wie er sich zu dieser doch recht flaren Aufforderung verhalten nach Abzug für die Selbstversorger, die Versorgungsberech- hohen Ernteschäzung" feine Rede sein kann, der wahre wird. Vielleicht lernt bei dieser Gelegenheit die Freiheit" tigten der Verbände und der Bulagemengen, überhaupt Grund nur in der allgemein unwirksamen Ron. auch, wie wenig flug es ist, mit frisch Uebergelaufenen poli erfaßt"? Auch hier das betrübende Bild, daß es gelang,' frolle der Wirtschaftsführung der Großbe- tische Geschäfte zu machen,