Einzelbild herunterladen
 

Nr. 215.

Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Viertel­jährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags: Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfa. Poft- Abonnement: 8,30 Mt. pro Quartal. Unter Kreuz­ band : Deutschland u. Defterreich Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 8 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Poft Beitungs: Preisliste für 1894 unter Nr. 6919,

Vorwärts

11. Jahrg.

Infertions Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Naum 40 Pfg, für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 fg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ift an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn­und Festtagen bis 9 Uhr Vor mittags geöffnet.

Sensprecher: Amt 1, Nr. 1508. Telegramm Adresse: Sozialdemokrat Berlins

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Sonnabend. den 15. September 1894. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!

Damen

der

Berührung| Zeit der Bahnkörper unentgeltlich in den Besitz der Stadt­

Elektrische Hochbahn mit dem the britten Klaffe frequentirenden Publikum gemeinde über, während alle baulichen und sonstigen An­

in Berlin .

-

die zu schügen, somie, daß höhere Fahrpreise als 10 Pf lagen der Unternehmerin verbleiben. Die Stadt hat das zur Förderung der Einnahmen des Unternehmens Recht, alles Eigenthum sowie alle Sachen und Rechte von der Unternehmerin zu erwerben und muß dafür den ab­zuschäßenden Sachwerth mit einem Zuschlage von 10 pt. zahlen.

Der Firma ist das Recht verliehen, ihre Rechte aus dem Vertrage auf eine noch zu bildende Aktiengesellschaft mit Ge­nehmigung des Magistrats zu übertragen. Eine Anregung, diese Uebertragung auch an die Zustimmung der Stadtverordneten Versammlung zu binden, wurde von der Ausschußmajorität in zarter Schonung der etwa in Frage kommenden Persön lichkeiten, deren Eigenschaften und Qualifikationen man doch nicht in öffentlicher Stadtverordneten Versammlung dis­tutiren könne, abgelehnt.

Zwei andere, dem Ausschuß eingereichte Projekte von elektrischen Hochbahnen konnten, trotzdem diefelben mehrfach günstiger als das dem Vertrag zu Grunde liegende Projekt bentheilt wurden, nicht in Berathung genommen werden, weil hierzu der Auftrag fehlte und hat sich der Ausschuß darauf beschränkt, diese Projekte der Versammlung zur Kenntnißnahme mitzutheilen. In einer Gesammtabstimmung wurde schließlich der durch die Beschlüsse des Ausschusses abgeänderte Vertragsentwurf mit allen gegen die zwei Stimmen der sozialdemokratischen Ausschußmitglieder der Versammlung zur Genehmigung empfohlen.

Der Ausschuß, den die Stadtverordneten- Versammlung| nothwendig feien. In dem Vertragsentwurf sind sur Vorberathung der Vorlage, betreffend die Anlage einer auch Bestimmungen über einen etwaigen Erwerb der Au­oon der Firma Siemens u. Halste beabsichtigten elektrischen lage bezüglich der Wagenklasse durch die Stadt während der Hochbahn innerhalb des städtischen Weichbildes, eingesetzt Vertragsdauer enthalten. Der Magistrat hielt es für zulässig, hat, hat den vom Magistrat mit der Firma vorläufig ver- der Unternehmerin die ungestörte Ausbeutung der Bahn einbarten Vertrag in zwei Lesungen berathen und bes auf dreißig Jahre zuzugesehen, und wollte nach schloffen, der Stadtverordneten- Versammlung die Genehmi Ablauf dieser Zeit der Stadt das Recht auf Erwerb gung des in einigen Punkten etwas abgeänderten Vertrages von zehn zu zehn Jahren vorbehalten. Der Ausschuß be­zu empfehlen. Ter von den sozialdemokratischen Mitgliedern schloß, die durch keine Erwerbsversuche von der Stadt zu des Ausschusses gestellte Antrag, die elektrische Hochbahn störende privatkapitalistische Ausnugung der städtischen durch die Stadtgemeinde bauen und betreiben zu lassen, Straßen und Pläge auf zwanzig Jahre herabzusehen, im wurde abgelehnt und auch in diesem Falle die Straßen und Uebrigen aber von dem Erwerbsrecht nur von zehn zu zehu Pläge der Stadt der privatkapitalistischen Ausbeutung preis- Jahren Gebrauch machen zu lassen. Wenn das Erwerbs­gegeben. Die projektirte Linie geht von der Warschauer- recht ausgeübt wird, so muß nach dem vom Ausschusse ge­ftraßen- Brücke bis zur Bülowftraße, mit einer Abzweigung nebmigten Vertrage die Stadt den 25fachen Betrag des von der Luckenwalderstraße bis zum Potsdamer Bahnhof. Einkommens zahlen, welches das Unternehmen im Damit die Geschichte sich für die Firma resp. deren Durchschnitt der letzten fünf Betriebsjahre gehabt hat. Rechtsnachfolgerin, einer Aftiengesellschaft- denn auf deren Ter Magistrat hatte außerdem noch folgende Bestimmung für Gründung ist es abgesehen lohut, soll der Vertrag den etwaigen Erwerb vereinbart; es heißt in dem Vertrags­auf neunzig Jahre abgeschloffen werden. Der Versuch, die entwurf: Bindung der Stadt auf ein Jahrhundert zu verhindern, Wenn unter den letzten zehn Jahren vom Uebernahmetage ab scheiterte an der Ansicht der Ausschußmajorität, wonach rückwärts gerechnet, Jahre vorgekommen sein sollten, in denen biese Beitdauer nöthig ist, um der Unternehmerin die er die Firma mit Verlust aus dem Betriebe gearbeitet hat, so wird ihr noch neben dem vorstehend( a) gedachten Erwerbspreis ein forderliche Eicherheit für die für die Herauswirthschaftung solcher Verlust ersetzt, soweit er nicht schon durch Gewinn aus der Zividende zu gewähren. Als Entgelt für die Jahren desselben Zeitraumes gedeckt ist. Benutzung der Straßen und Plätze soll die Gesellschaft Als Verlust aus dem Betriebe gelten diejenigen Summen, neben einem Trinkgelde von jährlich 20 000 M. eine Ab- welche in den einzelnen Betriebejahren fehlten, um eine Dividende gabe von der Brutto Einnahme zahlen, welche bei sechs von 5 pet. zahlen zu können. Was Gewinn aus dem Betriebe Millionen 2 pCt. und für jede weitere Million 1/4 pSt. bedeuter, ergiebt sich hiernach von selbst. beträgt. Während der Magistrat auf eine Einwirkung Tiese Bestimmung murde gestrichen, da die Majorität beziehungsweise Festsetzung des Fahrpreises auf der des Ausschusses sich nicht zu der Ansicht emporzuschwingen zufünftigen elektrischen Hochbahn verzichten wollte, vermochte, daß Aktiengesellschaften mit dem Anspruch auf hat der Ausschuß beschlossen, im Vertrage fest fünf Prozent Dividente geboren werden, und nicht an ſtelle Wie wäre es, wenn die Firma Siemens 1. Halske zusehen, daß während der ersten zehn Jahre der Bertrags- des Hechts auf Arbeit" das Recht auf fünf Prozent qr­daner Theilfirecken im Preise von 10 Pf. für die 3. und beitslosen Dividendengewinn konstituiren wollte. für den Festsaal des Rathhauses ein Gemälde stiftete, auf 20 Pf. für die 2. Wagenklasse zulässig, später jedoch ein Tie Ausschußmajorität erachtete es auch nicht für die welchem dargestellt ist, wie Mutter Berolina, vor dem Einheitstarif von 10 Bf. bezw. 20 Pf. einzuführen sei. Die Aufgabe der Stadt, Privatunternehmen gegenüber Bins Triumphwagen der Elektrizität gespannt, ihr irdisch Hab sofortige Einführung des 10- Pf.- Tarifs für die ganze Strecke garantien zu übernehmen und lehnte daher auch einen Vor- und Gut dem Kapitalismus opfert und als Almosen­und die Einrichtung nur einer Wagenklasse wurde ab- schlag, der eventuell die Verluste der letzten fünf Jahre empfängerin von Et. Manchester's Gnaden ihr Dasein gelehnt, unter der Begründung, daß es erwünscht sei, bis zu vier Prozent Dividende ersetzen wollte, ebenfalls ab. friftet? den Fahrgästen volle Freiheit zu lassen, und daß Falls die Firma bezw. deren Rechtsnachfolgeriu die auf Die Kosten für das Bild könnten ja den Gründungs­die Möglichkeit geschaffen werden müsse, die auf der Hoch- 90 Jahre ertheilte Konzession ausnuten, so geht nach dieser spesen der neuen Aktiengesellschaft zugeschlagen werden.

$

Feuilleton. Der Inde.

hilder

Deutsches Sittengemälde

aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts. Bon C. Spindler.

trages im Plenum der Versammlung erwarten und es wird Nach diesem Resultat läßt sich die Annahme des Ver­nunmehr nur von der Firma Siemens u. Halske abhängen, ob sie von der Bereitwilligkeit der städtischen Verwaltung Berlins , ihre Straßen und Plätze dem Privatfapital gegen ein Trinkgeld auszuliefern, Gebrauch machen will. Ge schieht dies, woran wir nicht zweifeln, dann dürfte diese neueste Preisgabe städtischen Eigenthums an die ehrsame Zunft der Aktionäre( wohl Anlaß zu einer Ovation für die mammonistischen Träger der goldenen Kette geben.

zu Wiunde sagen zu können, daß ich herzlich meinen Arg- macht, denn Jhr hättet wohl sonst nicht eigensinnig alle wohn gegen Euch berene, und Euch um Vergebung bitte." die zurückgewiesen, die für Euch der Mutter Eid lösen -Jch müßte wohl jego ein recht hartherziger unversöhn wollten." licher Feind sein," entgegnete Dagobert lächelnd, um Ich verabscheue den Beter um Sold," entgegnete 140 solche Bitten aus hochgeehrtem Mund tagelang mir wieder Dagobert kurz, und besitze auf der Welt kein Freundes­holen zu lassen. Leider aber erfordert mein zukünftiger herz, das freiwillig, nur um meinetwillen für mich ein­Stand Friedensliebe und Versöhnlichkeit, und somit ertheile träte." ich Euch, edle Frau, von Herzen die gewünschte Absolution, Nicht?" fragte rasch Regina, und ihre Augen blitten ob mich gleich noch nicht die Weihe des Bischofs dazu be- auf, so schnell als ihre Lippen weiter sprachen: Wie aber, fugt hat." Also ist es doch wahr?" fragte Regina ein wenn ich den Schleier näbme, um Euch zu lösen?" Allein die Ursache, daß wir seit kurzer Frift in diesem wenig vorschnell und ein wenig erschrocken: Ihr wolltet Dagobert schwieg überrascht und bestürzt. Sein Blick, Hause fast heimisch geworden, ist zugleich die Ursache der wirklich ins Kloster gehen, edler Juntherr?" einen weißen der verwundert dem Blicke Regina's begegnete, flog plöy­Beschämung, die mir es schier verwehrt, ohne Rückhalt Rock anlegen, wie der lange Mönch dort, der Euch immer lich vor diesem zu Boden, und sein Mund wußte tein mit Euch zu reden. Es ziemt jedoch dem Flehenden, zu so freundlich anlächelt? Thut das ja nicht, Herr. Das Wort zu bilden, um so mehr, als Regina in ihrer kind­erst den Mund zum Vergleiche aufzuthun. So mag ich ritterliche Kleid steht Euch viel besser an, und Ihr seid für lichen Unbefangenheit weiter plauderte: Laßt mich doch Euch denn nicht bergen, daß mir schon lange in der Seele das Kloster viel zu... viel zu jung." immerhin, Mütterlein. Ob Ihr mich am Gewande zupft, leid gethan, was ich damals in bitterem ungerechtem Ver- Ei, Regina!" unterbrach die Mutter die Stockende oder mit dem Elbogen tippt, es ist ja doch wahr. Von dachte Euch gesagt vor unserem Scheiden. Meine Regina, mit verweisendem Blicke: Was soll das heißen, was soll dieser Tafel ginge ich zum Kloster, wenn es dem Junter ach mein Gott, die kein Geheimniß mehr vor ihrer Mutter hat, hat mir der Junker von Deiner Frömmigkeit halten, wenn Du also frommen möchte, und nimmer, erklärt, wie die Dinge zusammenhingen und wie ehren unehrerbietig von den heiligen Klöstern sprichst?"" Eure gewiß nimmer würd' es mich gereuen." Die Edelfra werth Euer Schmerz um Esther, wie rein Euer Verhältniß Tochter hat selbst die Frömmigkeit einer Heiligen," ver- warf einen halb lächelnden, halb mißbilligenden Blick auf zu Regina gewesen. Glaubt mir, daß ich einen Anlaß seyte Dagobert. Diese bindet sich nicht an ein Kloster Reginen, die das von stolzer Zufriedenheit strahlende Ant­herbeiwünschte, um gut machen zu können, was ich ver- oder einen Wallfahrtsort, sondern an den lieben Herrgott liß hoch empor hielt, und Dagobert fonnte nur, von selts brach, und wider Vermuthen fand sich dieser. Da Eure selbst, und die Seinen. Rechtet aber mit der heiligen samen Gefühlen befangen, erwidern: Um die Rosen Eurer überhandnehmende Schwermuth Euch gewaltsam aus dem Kirche deshalb nicht, mein Fräulein. Dringt gleich der Jugend wäre es Schade, mein liebliches Fräulein. Solcher Seid indessen bes Hause Eurer Eltern riß, so wurde der Sinn Eures Vaters feiste Herr dort oben, mein Ohm, der Prälat, auf meinen Liebreiz ist zu gut für's Kloster. also erweicht, daß er seine Habe darum gegeben hätte, Profeß, fordert ihn gleich der würdige Herr Techant, dankt, daß Ihr mir ein theilnehmend Herz erschlossen," Either wieder aufzufinden und in Eure Arme selbst zu derselbe, der so eben nach der Pfeffertunke langt, als eine fügte er nach furzem Schweigen hinzu: das Bewußtsein, führen, wofern sie nur zum Bund der wahren Kirche treten unerläßliche und unaufschiebbare Pflicht,... ſo zwingen von Euch bemitleidet zu werden, soll der Engel sem, der wollte. In dem Bemühen seiner Vatersorge wendete er mich doch die Genannten nicht, und nicht der Bischof, und nimmer von mir weichen darf in meinem vom Schicksal Ist das die fin auch an mich, ob ich denn von keiner Spur des nicht der heilige Vater sammt dem Konzilium: mein Wille erlesenen, freiwillig gewählten Kerker."- Mädchens je gehört. Leider mußte ich verneinen. Diese thuts, und meines Herzens Gefühl." Das ist traurig;" Rede eines jungen Deutschen ?" fragte Diether, der die Zufälligkeit jedoch hat uns mit den Euern bekannt gemacht sprach Regina niedergeschlagen, und ließ das Haupt sinken: letzten Worte des Gesprächs vernommen hatte: Ist das und mich veranlaßt, der Einladung Eurer Mutter zu ich glaubte Euch nicht, als Ihr damals bei der Forst emes jungen Reichsstädters, eines Altbürgers Sprache? dem heutigen Tage nachzukommen, weil ich mir die hütte den Vorsatz ausspracht, in der Zukunft einsam in D, mein Sohn, wie schmerzlich betrübst Du Deinen Vater. das des greisen Mannes, ist Möglichkeit dachte, vielleicht Euch sehen und von Munde der Welt zu leben. Aber ich sehe, daß Ihr bittern Ernst Bedenke, mein Gewissen,

-

-

-

-

"