Nr. 6. 37. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

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Sonntag, den 4. Januar 1920.

A

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Der rote Vormarsch auf Indien . Griechenland verzichtet auf Smyrna ?

Wie wir in unserer Sonnabend- Morgenausgabe berichtet haben, beschäftigen sich die Pariser Zeitungen und noch mehz die englischen mit den beunruhigenden Meldungen, die aus Persien und Zentralafien fommen. Die Bolschewisten tragen ohne Zweifel mit Erfolg revolutionäre Steime nach Vorder­afien und Zentralasien , nach der englischen Einflußsphäre und nach Indien hin.

Die Lage in der Türkei .

sich die Verhältnisse in der Türkei berart konfolibiert, daß aller Wahrscheinlichkeit nach für den Beftand der Türkei keine Gefahr mehr besteht. Eingeweihte rechnen damit, daß die Türken bei Friedensschluß nur unerhebliche Ländertelle in Syrien und Arabien an die Entente verlieren dürften. Kriegsmaterial hat die Entente von den Türken bis jest überhaupt noch nicht cus geliefert erhalten.

Son einer foeben aus Smyrna zurüdgekehrten und mit ben dortigen Berhältnissen genau vertrauten maßgeblichen Bersönlichkeit wird der„ Dena" folgende bemerkenswerte Darstellung der Entwick Damit gewinnt das durch die ganze zweite Hälfte des lung der Lage in der Türkei zur Verfügung gestellt, die mit der bis­borigen Jahrhunderts hindurch politisch im Vordergrund ge- her in ber englischen Bresse gegebenen Darstellung in starkem Wider. fiandene zentralasiatische Problem, das erst durch spruch heht: Dazu wird noch gemeldet: In Ergänzung einer Dena"-Melbung das englisch - russische Bündnis in den Hintergrund gedrängt Die Nachricht von der Ermordung Diemal Bafchas von dem Zustandekommen der griechisch- italienischen Einigung hin wurde und mit dem Zusammenbruch des zaristischen Regi- bestätigt sich nicht und scheint abfichtlich von ihm felbst aus- fichtlich der Abtretung des Dobetanetos erfährt die Agentur ments erledigt schten, erneut Interesse. geftreut worden zu sein. Tie politischen Verhältnisse in der Türkei aus authentischer Cuelle, daß Großbritannien sich nunmehr bereit Seit Peter dem Großen hat sich der englisch - rus- liegen zurzeit durchaus nicht uugünstig für die Türken. Offi- crklärt haben soll, zugunsten Griechenlands auf den Bekit von fifche Gegensat in Afien aufgetan. Das große sicil beftcht zwar die Regierung in Konstantinopel unter dem Sultan Cypern zu verzichten, daß ferner bie Stadt Kanthi in Mazedonien an russische Reich, von allen Zugängen zum offenen Meere ab- fort, um die Anträge und Wünsche der Entente entgegenzunehmen. Griechenland fallen, diefes dagegen zum Verzicht auf Smyrne geschnitten, entfaltete einen Ausdehnungstrieb, der namentlich Tatsächlich hat aber Djemal Bafcha inmitten einer wohlbewaffneten sein Einverständnis erklärt haben soll. Man wird wohl nicht feht. nach dem wenig widerstandsfähigen Drient hin feine räum- Armee von 230 000 300 000 Mann die wirkliche Regierung und das gehen, wenn man diese Verzichtäußerung Griechenlands auf das bis. lichen Grenzen hatte. Das ganze transfaspische Gebiet bis eft in der Hand. Diemal Pascha hat seine Residenz in Erzerum her von ihm beanspruchte Smyrna mit den Schwierigkeiten in Ver­an die Grenzen Chinas und Afghanistans wurde durch das aufgeschlagen und bekämpft von dort aus die Ententevertreter, d. h. bindung bringt, die den Griechen bei ihrem Versuch, in das Sinter Schwert unterworfen. Die Eisenbahn wurde vom Kaspischen das griechische Heer von etwa 100 000 Mann, das in Smyrna ge- land von Emyrna vorzubringen, bisher fich entgegengestellt haben. Meer bis nach Andischan und bis an die afghanische landet ist. Die Griechen haben in Smyrna derartig ungeschicht ope- De ein Smyrna ohne Hinterland für sie natürlich wertlos ist, därkte riert, daß es nur eine Frage von Tagen sein kann, bis sich der Verzicht dementsprechend erflären laffen. Der Kautafus wurde nach unge­Grenze vorgetrieben. heuer opferreichen Stämpfen von Rußland unterworfen und Diemal Bascha mit seinen Truppen wieder Herr Persien wurde aus Transfautafien bis zum Arras hinaus- der Stadt ist. Damit würde zumir best die Kleinasiatische Türkei gedrängt. Straßen und Eisenbahnen schlossen die laufafische mit Smurna für die Entente und die Griechen verloren sein. Diesem Die Regierungsgewalt in den abzutretenden Gebieten Landenge auf und eine rein militärische Bahn wurde von Faktum hat die Entente auch bereits Rechnung getragen, indem sie Tiflis bis an die persische Grenze und während des Krieges gegen den griechischen Befehlshaber und die gricchische Regierung Jules Cambon das Exposé des Generals 2e Rond über ben dann bis nach Tabris , der größten Stadt Persiens , vorgelegt. eine lintersuchung eingeleitet hat, die zu dem Nefeltat führte, das Stand der Verbandlungen zwischen den Alliierten und Deutschland Nordpersien bis hinunter nach Ispahan wurde durch ein Bersprechen der Entente, Smyrna ben Griechen angehört bezüglich ber Uebernahme der Regierungs. Syftem von russischen Chausseen, die ihren Anfang teils an übergeben, als hinfällig zu betrachten. Smyrna foll gewalt in den abzutretenden Gebieten. Der Nat be­der transfaukasischen Eisenbahn, teils am Kaspischen Meer und dem Türkischen Reich verbleiben, ebenso Konftantinopel, wenn auch schloß sodann, daß das Redektionskomitee bei Fragen über die Aus­teils an der transtaspischen Eisenbahn hatten, unter russischen unter einer gewiffen Nationalisierung des Hafens. Auch fonft haben legung des Bertrages ben Obersten Rat zu befragen habe. Einfluß gestellt. Ein Heer von Agenten und Beamten wurde

gleichzeitig an diesen Straßen postiert. In Teheran wurde

Der Oberste Rat hat am Sonnabendmorgen unter Vorsie von

eine Rosafenbrigade unter dem Kommando des Obersten bolschewistischen Jbeen reagieren werden. Es ist jedoch not- Eisenbahnarbeitern ein Tarif abgeschlossen wird. Der Liathoff, der seine Befehle aus Petersburg empfing, orga- wendig, daß von nun ab den zentralasiatischen Vorgängen Tarifvertrag ist zum 1. Januar leider nicht, wie man gehofft nisiert. in stärkerem Maße Aufmerksamkeit geschenkt wird. hatte, fertig geworden. Die Eisenbahnverwaltung hat jedoch Unaufhaltsam griffen die Arme Rußlands weiter Die nervöse Wachsamteit Englands sagt uns, daß es sich ihren Arbeitern bekanntgegeben, daß unter allen Umständen nach Süden, teils nach dem Persischen Golf und teils dort unten um politische Ereignisse von Gewicht die Säge des abzuschließenden Vertrages vom 1. Januar au­burch Afghanistan hindurch nach Nordindien. England leistete handelt. rüddatiert werden, so daß sie durch den späteren Ab­natürlich Widerstand, wo es fonnte, weil es die Sicher. schluß keinen Schaden haben werden. Die Verwaltung heit Indiens bedroht fah. Aber Rußland war Die englische Militärpolizei in Konstantinopel hat eine Solfche- bat ferner vom 1. Januar an Abschlagszahlungen fiärfer. Im August 1907 sah sich England gezwungen, der wistische Abordnung, die von Ddeffa eingetroffen war, verhaftet. auf die im Tarif festzulegenden Säte gewährt. Die Ab­zarischen Regierung ganz Nordperjien zu überlassen, um zu erreichen, daß Rußland wenigstens vorderhand fein weiteres br Führer ist ein Dr. Saidow, ein aus dem Gouvernement fchlagszahlungen find gestaffelt, und zwar so, daß Groß­Vorrücken auf Indien einstellte. In dem Vertrag, dem be- a fan gebürtiger Mohammedaner. Aus den bei ihm beschlag Berlin die höchste Abschlagszahlung von 40 und 50 Pf. be­kannten englisch - russischen Abkommen, wurde den Nussen in nahmten Schriftstücken geht hervor, daß der Moskauer Sowjet für kommt. Die Höhe der Abschlagszahlung ist im Einverneh der nördlichen Hälfte Versiens freie Hand versprochen. Süd- Propaganda im Osten dauernd mit allen Ländern des Drients Be- men mit den Gewerkschaften festgelegt. Die Verhand­lich der Einflußiphäre Rußlands wurde als neutrale Buffer- sichungen unterhält. Gewiffe türkisch- nationalistische Streife sollen lungen haben bisher unter Beteiligung des Reichsarbeits. zone ein Gebiet von beinahe der Größe des Deutschen Reiches der bolichemistischen Bewegung fehr freundlich gegenüberstehen, und minifteriums und anderer Ministerien stattgefunden. Nach festgelegt. England selbst begnügte sich mit einer im Süden es gilt als bewiesen, daß mehrere hundert ottomaniiche General dem die Fraktionen der Preußischen Landesversammlung Vertreter zu den Tarifverhandlungen benannt hatten, haben gelegenen Einflußsphäre, durch die es eigentlich nur die ftabsoffiziere in der roten Armee Dienst genommen haben. Aus London wird gemeldet: Ball Mall Gazette" teilt aber auch Abgeordnete teilgenommen, so daß die Preußische Lan­des Persischen Golfes sicherte. Gleichzeitig hat England sich internationalisiert werden sollen. Grenze ſeines Protektorats Beludschistan und den Ausgang die Lage der Türkei mit, daß der Bosporus und die Dardanellen desversammlung weiß, wie die Dinge liegen. Zu der jezi gen Bewegung unter den Eisenbahnern ist noch zu bemerken, den Emir von Afghanistan durch eine hohe Jahresrente ge daß sie vor allem von den Linksradikalen und Syndikalisten tauft und sich die Kontrolle über die auswärtige Politit geschürt wird und fich vor allen Dingen gegen die Ge. Afghanistans übertragen lassen. Man sieht aus diesen Haupt­werkschaften richtet. So ist ja auch hier in Berlin dem maßnahmen, denen noch unzählige andere unterstüßend zur Seite Deutschen Eisenbahnerverband ein Mißtrauensvotum erteilt gestellt wurden, wie schwer England die Sorge um die Nuhe worden, ebenso in Frankfurt a. M.; in Bochum ist der Be­Indiens vor dem russischen Expansionsdrang trug. zirksleiter abgesetzt" worden, ohne daß der Bentralleitung davon Mitteilung gemacht worden ist. Wir können der dem Interesse des ganzen Voltes identisch ist, mur raten, sich von Stretcheyern und Putschbrüdern nicht wieder miß­brauchen zu lassen.

Zur Eisenbahnerbewegung.

Die Justizreform.

Es wirkt außerordentlich, sonderbar, daß ausgerechnet die Unabhängigen die sofortige Einberufung der Der Zusammenbruch des Barisnius unter der Bucht des Preußischen Landesversammlung zur Regelung der Eisen­Beltfrieges mußte England hoffen lassen, die russische Gefahr bahnerlöhne beantragt haben. Natürlich hat dieser Antrag Eisenbahnarbeiterschaft in ihrem eigenen Interesse, das mit für das englische Asien , die um die Wende des verflossenen lediglich den Zwed, ihre Agitation neu in Fluß zu bringen. Jahrhunderts fa ft alle Jahre einmal um Haares- m übrigen verdunkelt er die wahren Tatsachen. Nach breite den Krieg zwischen England und Rußland zu dem schon im Sommer vorigen Jahres von der Eisenbahn­berursachen schien, ein für allemal los zu sein. verwaltung Einladungen an die Eisenbahnarbeiter zu Tarif­Wir erleben jetzt, daß dies eine Zäuschung war. verhandlungen ergangen waren, und es lange Zeit gedauert Die Unruhe der englischen Presse und die scharfe Beobachtung hat, bis man sich in den Gewerkschaftstreifen schlüssig gewor­der Dinge in Zentralasien laffen erkennen, daß England weiß. ben ist, wer berechtigt jei, im Namen der Eisenbahner zu ver- Wir berichteten in der Abendausgabe über die bom daß der Gegensatz zwischen England und Rußland in einer handeln, haben vom 2. bis 18. Dezember Tarifverhandlungen Reichsjustizminister Schiffer der Bresse mitgeteilte Neform neuen Form lebendig geworden ist. Damals war es der stattgefunden. Bis zum 5. Januar ist eine Weihnachtspause des Gerichtsverfaffungsgesetzes. Weitere Gefebentwürfe bringen unersättliche Länderhunger und das Streben nach einem eingetreten, die vor allem von einer der größten Gewert noch folgende wichtige Verbesserungen: Das Ermitte. offenen Meeresausgang, der die russische Macht nach dem fchaften gefordert worden ist. Die drei großen Eisen- lungsverfahren bleibt in Zukunft nicht mehr Drient dirigierte. Heute ist es die bolichemistische bahnergewerkschaften haben zu Beginn der Verhandlungen ausschließlich Sache der Staatsanwaltschaft, sondern alle Regierung Rußlands , die in England ihren Hauptfeind einen Tarifvorschlag gemacht, der durch die Verbands wichtigeren Entschließungen werden Sache des Gerichts, erblickt und einen guten Instinkt für die verwundbare blätter zur Kenntnis der Arbeiter gelangt ist. Durch die Pu - das allein über Untersuchungshaft, Beschlagnahme und asiatische Position Englands hat, die die Ideen der Em- blikation dieses Tarif vorschlags find die Arbeiter auf 8eugenvereidigung im Borverfahren zu entscheiden pörung in die unterdrückten Völker Zentralafiens bis in den Gedanken gefommen, als ob die Lohnfäße des Tarifvor hat und bon der Staatsanwaltschaft abgelehnte den Bendschab hinein zu tragen bemüht ist. Die schlags bereits endgültig feftgefeßt feien, was zweifellos Beweisanträge zulaffen tann. Die Rechtsstellung des Räteregierung hat nicht die Mittel, mit russischen Armeen die Erregung und Spannung erklärt, die unter der Eisen- Beschuldigten wird gehoben, er und sein Verteidiger können auf Indien zuzumarschieren. Sie stiftet Revolten an, die bahnarbeiterschaft herrscht. Dem ist jedoch nicht so. Bisher den Vernehmungen beiwohnen und Fragen stellen. Die die Grenzbölter Indiens beunruhigen sollen. haben die Verhandlungen schon zu einer Verständi. Rechte der Verteidigung werden sehr wesentlich er­Es sendet Emissäre nach Persien und Turkestan und in die gung in einer Reihe wichtiger Punkte geführt, wie das auch weitert. Die gerichtliche Voruntersuchung fällt fort. die Unter­mohammedanischen Gebiete Indiens , um dort bon innen im Vorwärts" vom Deutschen Eisenbahnerverband am fuchungshaft wird bei nachgewiesenen Verdunkelungs­heraus die englische Macht zu beschäftigen, zu schwächen und 31. Dezember erklärt worden ist. Wenn die Verhandlungen bersuchen möglichst nur auf zwei Monate begrenzt. bom europäischen Rußland abzulenten. nur langsam vorwärts gehen, fo ist einmal zu bedenken, daß Wegen geringfügiger Verfehlungen ist öffentliche Anklage nicht

Es läßt sich natürlich der Erfolg der bolfchemistischen davon 600 000 Arbeiter betroffen werden, daß die Folgen zu erheben. In der Hauptverhandlung sind dem Angeklagten Absichten schwer voraussehen, weil man nicht wissen tann, diefes Tarifs im ganzen gewerblichen Leben zu früren sein die Ergebnisse des Vorverfahrens nicht vorzuhalten. Die ob die iranischen Völkerschaften in großen Wassen auf die werden, und daß vor allen Dingen zum ersten male mu Rechtsbelehrung des Borfizenden im Schwurgericht ist schrift