Mr. 35. 37. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: GW. 68, Lindenstr. 3. Rernsprecher: Amt Morisplat, Rr. 15190-15197.

Dienstag, den 20. Januar 1920.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 63, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 117 53-54.

Der Heimtransport beginnt.

Um die Zwangswirtschaft.

Produktionskosten decken und angemessenen Gewinn sichern,

Am Mittwoch der erste Transport. Alfo darum, daß die Landwirtschaft Breise erhält, die die Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene fann gar nicht gestritten werden, das ist eine absolute Um die Aufhebung der Zwangswirtschaft für die teilt mit, daß der Abtransport der Kriegsgefangenen ans Selbstverständlichkeit. Bogegen wir aber den aller­Iebensnotwendigsten Bedarfsartitel tobt seit langem Frankreich heute, Dienstag, beginnt. Es werden zunächst die schärfsten Einspruch erheben müssen, das ist die Ausmihung ein heftiger Stampf zwischen den Erzeugern und den Ber - im linkerheinischen Gebiet beheimateten Gefangenen zurück der jetzigen Monopolstellung der Landwirte zum Zwecke un brauchern. Zugunsten der Erzeuger hat die Regierung Kon- befördert. Die ersten Transporte treffen am Mittwoch, den gerechtfertigter Bereicherung auf Kosten der Arbeiterschaft und zessionen gemacht, Eier, Häute, Hafer usw. freigegeben und 21. Januar in den Durchgangslagern Jülich , Eschweiler und der Aermsten. Zur Sicherung einer gerechten Verteilung damit an Stelle der Preisfeftfegung die freie Düren ein. Preisbildung treten lassen. Die Preisbildung er- Griesheim geleitet. Die nachfolgenden werden nach Worms und der notwendigen Lebensmittel fordern wir die Aufrecht folgt aber nicht gefeslos, sondern sie unterliegt gleichfalls Gesetzen, nämlich den Naturgefeßen.

erhaltung der Zwangswirtschaft, auch in erheblicher Verschärfung, wenn es notwendig werden sollte, weit ohne diese Zwangswirtschaft zügellofe Monopolherr­fchaft eintreten würde. Auf der anderen Seite muß zweifel­los alles getan werden, um die Produktivität zu steigern durch Gewährung von Preisen, die den steigenden, wirklichen Produktionstosten entsprechen.

Das Rabinett Millerand . Ministerpräsident Millerand übernimmt das Aeußere und übergibt das Kriegsreffort Raoul Peris, das Marinereffort audry, das Handelsamt Isaac. Ferner behält Willerand and dem Ministerium Clemenceau Tardieu als Oberwalter jür alle neuerworbenen Regionen. Briand ist in dieser provisorischen Liste Bare bestreiten, wenn dieser ihm nachweist, daß er diesen bisher nicht genannt.

Der Orientkrieg.

Diese muß man fennen, wenn man die Folgen wirt­fchaftlicher Maßnahmen richtig voraussehen will. Bleiben wir borerst bei den Eiern, weil für sie kein Ersatz da ist und da her das Bild sich einfacher gestattet. Warum kostet heute, so fragen wir, ein Ei auf dem Markt gerade 2,40 bis 2,70 m. das Stüd, und warum fostet es 3. B. nicht 5 M.? Weil eben die gegenwärtige Rauftraft des Volfes nur gerade dazu ausreicht, 2,40 M. zu bezahlen; bei Forderung eines höheren Preises würden unverkaufte Bestände bleiben. Die Verkäufer fühlen sich mit den Preisen an die Kauf­traft heran und gehen so hoch als irgend möglich. aus der englischen Kapitalistenpresse; Englands persische Interessen Schlotternde Angst vor dem bolschewistischen Vormarsch spricht wenn sie Monopolisten find, d. h. wenn nur ein Teil und Batu seien bedroht. Ans Malta find alle verfügbaren Kriegs­der wirksamen Nachfrage mangels Ware am Markt befriedigt schiffe nach den Schwarzen Meer abgegangen, aus Toulon Hospital­schiffe. Juzwischen rüdt die Bolschewistenarmee auch in Besarabien Die Produktiostoft en bestimmen nur die untere immer weiter vor, Rumäniens Ranb ist in Gefahr, und die vielge Preisgrenze, nach oben flettern die Preise bis zur äußersten prüften Menschen da unten lommen von der Hölle ins Inferno. Ausnutung der Rauftraft. Die Reichen hamstern heute Laufende von Eiern, für sie spielt ja der Preis teine Rolle, fie würden auch bei einem Preis von 5 M. oder 10 M. für ein Ei hamstern. Aber Millionen Minderbemittelter müssen als Käufer von Giern mangels Stauftraft überhaupt ausscheiden. Es bildet sich eben ein Preis, der so hoch liegt, daß der vorhandene Vorrat gerade noch Absatz finden

werden kann.

Sann.

Wie steht es nun mit dem Hafer? Auch Hafer ist Heute ein Monopolartikel, denn zwischen zwei Ernten fann seine Menge nicht vermehrt werden, es sei denn durch Einfuhr von außen. Ist die Haferernte so reich, daß jeglicher Bedarf befriedigt werden kann, so sinkt der Preis, wenn die Ware nicht tünstlich zurüdgehalten wird, so daß also am Markt Snappheit herrscht, auf die Pro

duftionstoften herab.

Beim Hafer sieht das Bild deshalb nicht so einfach aus wie bei den Eiern, weil der Hafer durch Roggen oder Gerste zu Futterzweden teilweise ersetzt werden kann. An sich unter­liegt aber die Preisbildung des Safers genau den gleichen Gesezen wie die Preisbildung der Eier oder dergl., b. h. bei zu geringem Hafervorrat wird die Höhe des Preises allein begrenzt durch die verfügbare Stauftraft.

Inzwischen hat der rote Vormarsch die Entente zu jener Mitve bewogen, bie ber Angst und dem Profitbedürfnis entspringt. Man hat auf englische Initiative befchloffen, die Blockabe gegen utand aufzuheben, die Handelsbeziehungen mit Rußland lage der Gegenseitigkeit zwischen dem russischen Boll und ben ver­bündeten und neutralen Ländern zu gestalten. Nach einem Plan ses englischen Außenhandelsamtes wird die englische Regierung die englischen Rauflente gegen die Gefahren des Handels mit Rußland versichern. Das englische Schayemt hat für diesen Zweck 17 Millionen Pfund Sterling bereitgestellt. Nötigenfalls wird die Genehmigung des Unterhauses für einen weiteren Kredit von 25 Millionen Pfund nachgefucht werden. Der Plan ermöglich: es Eng land, feinen Berpflichtungen gegenüber dem russischen Bolte in seiner Gesamtheit, abgetrennt von der bolfchewiftischen Minderheit, au erfüllen und sei auch ein Mittel zum Wiederaufbau des eng­

wiederaufzunehmen und den Austausch von Waren auf der Grund­

lischen Handels.

Wenn bei alledem die Entente betont, ihre Politik gegen Sowjetrusland bleibe die gleiche, so ist das eine hohle Prestigephrase, die aber die schmähliche Niederlage des Weltknechtungssyndikats nicht ungeschehen macht.

Die Sowjetregierung( außerordentliche Kommission) erklärt öffentlich, auf Terror und Tod: sstrafe nunmehr verzichten zu können.

Rein Arbeiter wird dem Landmann den Preis feiner Preis haben muß, um seinen ehrlichen Lohn zu er halten. Aber bor Wucher, vor Ausbeutung durch Monopolisten sich zu schützen, das ist gewiß sein gutes und unbestreitbares Recht. Dr. Alfred Striemer.

Warum Clemenceau fiel.

Eine Woche vor der Wahl des Präsidenten der französischen Republit würde jeder, der bezweifelt hätte, daß Clemenceau gewählt wird, für einen politischen Nichtwisser oder für einen Phantasten erklärt worden sein. Und doch ist Clemenceau so gründlich durchgefallen, daß er nicht einmal seine Kandidatur aufrecht zu erhalten gewagt hat.

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Elemenceau hat zu sehr im Vordergrund der französt­fchen Bolitit gestanden, und in der internationalen Bolitie der letzten zwei Jahre hat er einen so hervorragenden Plas eingenommen hat er doch Wilson, der noch vor Jahresfrist die Politik der Alliierten zu beherrschen schien, vollständig beiseite geschoben als daß sein Durchfall der Welt gleich gültig sein könnte. Ueberdies ist Clemencaus Durchfall Tein vorübergehendes ißgeschickt. Auch wenn er die Demission des Ministeriums nicht angekündigt hätte. müßte er jetzt ab­treten. Was er ja auch getan hat. Und da Clemenceau nicht mehr Senator ist und zu alt, um auf eine spätere Wiederwahl zu rechnen, bedeutet sein Durchfall ein Aus scheiden aus der Politit.

Es liegt auf der Hand, daß ein solcher Sturz mehr als eine Ursache haben muß. Zunächst muß die traditionelle Stellung des Präsidenten der Republit box Frankreich berücksichtigt werden. Nach der Verfassung ist þer Unsere landwirtschaftliche Eigenproduktion ist zurzeit nicht gesamt kann die Landwirtschaft nicht höhere Preise erhalten Präsident der Republit berechtigt, seinen Willen durch direkte ausreichend, um den Bedarf voll zu decken. Nur ein Zeit als die Einkommen der Verbraucher zuzüglich Botschaften an das Parlament fundzugeben. Er ist be­des Bedarfes kann befriedigt, nur verkürzte Rationen ihrer legten Ersparnisse total ausmachen. rechtigt, die Deputiertenkammer aufzulösen, wozu er aller­fönnen verteilt werden. Wird diese Verteilung aber fret- Heute steht der Haferpreis gewaltig hoch, sehr weit über dings der Zustimmung des Senats bedarf. Er bestimmt die gegeben, so entscheidet wie bei jeder öffentlichen Ver- den Produktionskosten. Er wird bezahlt hauptsächlich aus den Ministerpräsidenten. Er präsidiert den Cigungen des Minister­steigerung allein die Kauftraft, d. h. die Meiftbietenden Geschäftsunkosten der Gewerbebetriebe der Tierhalter. Würden rats und des Obersten Striegsrats. Er schließt internationale erhalten jedes beliebige Quantum, die Minderbemittelten gehen fämtliche Lebensmittel freigegeben, so werden diese Preise die Verträge ab. Er ernennt alle hohen Beamten und Offiziere. leer oder mit unzureichenden Mengen nach Hause. ungeheure Steigerung der Haferpreise kaum ganz mitmachen Er empfängt und macht Staatsvisiten., Kurz, er tann einen

Sollen also die vorhandenen Mengen gleichmäßig verteilt tönnen, weil die Kauftraft der Verbraucher bestimmenden Einfluß auf die innere und äußere verden, damit auch der Aermste das Notwendige zum berartige Ausgaben gar nicht leisten könnte. Politik ausüben, wenn er auch zu den meisten seiner Hand­Leben erhält, so muß die freie Preisbildung ausgeschlossen Aber so hoch, daß diefe Kauftraft völlig erschöpft lungen der Gegenzeichnungen der Minister bedarf, die er und die Preisfeftfehung durchgeführt werden. Nun würde, würden die Preise der landwirtschaftlichen Produkte aber felbft ernennt. Das bejagt die geschriebene Ver­find alle Preisfestsegungen für landwirtschaftliche Produkte mit Sicherheit steigen, weil jede andere Hemmung als fajjung.

vor der legten großen Teuerungswelle auf Grund ein- die Erschöpfung der lesten Staufkraft der Verbraucher fehlt Die politische Tradition feit Mac Mahon ist je gehender Berechnungen unter Mitwirkung der land- und die Landwirte Monopolisten find. Die vorhandene Ernte dech eine ganz andere. Traditionell ist in Frankreich die Rolle wirtschaftlichen Vertrauensleute erfolgt, so daß die Produktions- fann bis zu der neuen Ernte nicht vermehrt werden, des Präsidenten eine rein detorative. Wenn er aud) tosten und angemessener Verdienst berücksichtigt selbst wenn die deutschen Verbraucher den zehnfachen die Minister ernennt, so darf er es nach nur Anhörung der beiden werden konnten. Das genügt offenbar den Befürwortern des Preis zahlen wollten. Nur für die kommende Ernte Parlamentspräsidenten und der führenden Politifer tun und freien Handels in den landwirtschaftlichen Erzeugniffen nicht, läßt sich durch Mehraufwendungen für den Boden die den muß sich nach deren Ratschlägen richten. Das Recht, eigene fie fühlen sich als Monopolistent. sie wissen, daß sie das Landwirten in den zukünftigen Preisen unbe Botschaften an das Parlament zu richten, wird nicht gehand Volk in der Hand haben und wollen die für sie günstige dingt vergütet werden müssen, der Ertrag habt. Jedes Ministerium hat es in der Hand, sogenannte Ronjunktur voll ausnuten, die die schreckliche Entsteigern. Stabinettssigungen abzuhalten, zu denen der Präsident der wertung der Mart und damit die ungeheure Verteuerung Wenn nun die Deutsche Tageszeitung" in Republik teinen Zutritt hat. Von diesem Recht wird oft genug aller Einfuhrwaren ihnen bietet, cine Stonjunktur, die Nr. 26 der Vorwärts"-Redaktion Unehrlichkeit vor Gebrauch gemacht. In der Praris sind es nicht die Minister, gang gewiß von den industriellen Erzeugern und wirft, fie als Schildknappen des Reichswirtschaftsministers die die Ernennungen des Präsidenten gegenzeichnen, sondern Händlern voll und ganz ausgenutzt wird. Wir bedauern hinstellt und glaubt, uns ein Tehrreiches volkswirtschaftliches umgekehrt. Diese einseitige Bereicherung aufs tiefste und fordern Privatissimum halten zu müssen, fo nimmt sie einen Nun wäre es aber durchaus nicht ausgeschlossen, daß schärffte Erfassung dieser Konjuntturgewinne, durchaus abwegigen Standpunkt ein. Wir sind zu jeder sa ch eine eigenwillige, überragende Persönlich. wir begreifen auch den Neid der Landwirte, daß sie nicht im lichen Aussprache gern bereit, verschließen uns feiner i ach teit sich über die Tradition hinwegsehte und der gleichen Umfange von diesen gewaltigen Verdienstmöglichen Widerlegung, denn es handelt sich hier um die Existenz Politit Frankreichs seinen perförhen Stempel aufdrückte. lich feiten zurzeit profitieren können. des ganzen Voltes. Von niemandem aber als von Clemenceau fonnte man eines Würde die Zivangswirtschaft völlig aufgehoben, Die deutsche Arbeiterschaft in allererster Linie hat derartigen Umsturzes" gewärtig sein. Was früher bei so ergibt sich folgende Entwicklung: Jeder Verbraucher das größte Interesse darau, daß unsere Landwirtschaft zur Clemenceau Ursprünglichkeit und plögliche Eingebung war muß seine auftraft verteilen auf die Deckung seiner höchsten Produktivität gelangt, die irgend erreicht werden kann, und wodurch er allen Ministerien so gefährlich wurde, ist mit Bedürfnisse in der Reihenfolge ihrer Dringlichkeit. Ins. damit der große nationale Entopf reichlicher gefüllt wird. den Jahren Launenhaftigkeit und greifenhafter Eigenfinn ge­

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