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Nr. 42. 37. Jahrg.

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Bierteljahel. 13,50 Mt., monatl. 4,50 Wt. frei ins Haus, Doraus zahlbar. Bost bezug Monatlich 450 mt, erl. 8u. ftellungsgebühr. Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich- Ungarn 7,75 ML, flir das übrige Ausland 12-, bei täglich emmal. Auſtellung 10- t.+ Baluta Hufflag. Bolt beftellungen nehmen an Dänemark , Solland, uremburg, Schweben und die Schweiz . Cingetragen in die Bost Rettungs Breisliste. Der Borwärts" mit der Sonntags beilage Bolt u. Beit ericheint wochen täglich zweimal. Sonntags einmal.

Telegramm- Abreise

Sozialdemokrat Berlin .

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt

15 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die achtgespaltene Ronpareillezetle loftet 2.-M., Teuerungszuschlag 60% Kleine Anzeigen", das tett gebrudte Bort 75 Bfg.( zuläffig amet fettgedruckte Borte), jedes weitere Bort 50 Pfg. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erfte Wort 65 Bfg. jedes weitere Wort 40 Vfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszuschlag 50%- Familien Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Vereins- Anzeigen 2- ML. die geile ohne Aufschlag. Anzeigen für die nächste Summer milffen bis 5 Uhr nachmittags int Sauptgeschäft, Berlin SW 68, Linden­Straße 3, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: Sw. 68, Lindenstr. 3. Rerniprecher: Amt Mortsvlas, Nr. 15190-15197.

Die Kapitalisten werden nervös!

Bon dem Taumel an den Börsen, den wahnsinnigen Kurssteigerungen der Spekulationspapiere ohne Rücksicht auf Rentabilität und Dividenden haben wir unseren Lesern Kenntnis gegeben. Diese Ueberflutung der Börsen und Banken mit Aufträgen hat zu einer Schließung der Börse bis zum nächsten Dienstag geführt, um die Auf­träge überhaupt aufarbeiten zu können.

Freitag, den 23. Januar 1920.

menceau:

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., GW. 68, Lindenstr. 3. Ferniprecher: Amt Morigplag, Nr. 117 53-54.

Millerands Antrittsrede.

Aus Paris berichtet Savas": In der ministeriellen Erfläs gen, die der Krieg angerichtet habe: Wir haben das Bertrauen in rung, die heute nachmittag in der Kammer und im Senat ver- ben Bölkerbund, er werde die Wiederkehr einer solchen Kata­lesen wurde, sagte Millerand nach einer Ehrung für Gle- ftrophe verhindern können. Dieser Völkerbund ist eine neue Ausdrucksform einer alten französischen Geistesschöpfung. Die Re­Die Ursache ist die Flucht vor den deutschen Markzetteln. Die Seit der Dpfer und Einschränkungen ist noch nicht vor- gierung der Republik wird nichts unterlassen, was in ihrer Macht Den Kapitalisten graut vor ihren eigenen wüsten Speku- über. Die Bürgerpflichten lassen sich so zusammenfassen: Mehr steht, um dem Völkerbund eine starke Organisation zu geben und lationstrieben. Dieses Abstoßen der deutschen Mark in das hervorbringen, weniger verbrauchen. Das ist die ihn zu unterstügen. Es wäre aber unverzeihlicher Leichtsinn, Ausland und das Hamstern ausländischer Zahlungsmittel erste Bedingung des Aufbans des Nationalvermögens. Jeder Bürger unsere unmittelbare Sicherheit und die Forderung berechtigter bzw. Schaffung von Guthaben im Ausland muß, wie jedes muß an dem Steuerbedarf tragen helfen. Stenerzahlen heißt Wiedergutmachungen nur durch Versprechungen der Zukunft uns Stind einsehen kann, zu einer weiteren Entwertung Frankreich dienen. Sich dem entziehen, beißt das Baterland ver- berbürgen zu lassen. Eine der ersten Aufgaben, die wir ihnent der deutschen Valuta, d. h. des Preises für deutsche Zahlungsraten. Millerand fagte darauf, zur Herabsehung der Geld- unterbreiten werden, ist die Organisation unferer mittel, notwendig führen. Wenn der Deutsche zum eigenen inflation, zur Herstellung des Gleichgewichts im Budget und zum Streitkräfte zu Wasser und zu Lande. Die grau­Geld fein Vertrauen mehr zeigt, wie kann er dann erwarten, Beginn der Amortisierung der Staatsschuld müsse man Steuer- famen Verluste und die wirtschaftlichen Notwendigkeiten führen daß die Ausländer es haben sollen. Und dennoch ist das, bares überall erfassen, aber dabei Sorge tragen, den Inter - dazu, die Militärdienstzeit herabzusehen. Gott sei Dank, der Fall, wie das holländisch- deutsche Kredit- nehmungsgeist nicht zu lähmen. Es sei gerecht und moralisch Die Ausführungen des Bersailler Bertrages abkommen zeigt, durch das Deutschland einen 200- Millionen begründet, daß die Besigenden besonders start herange- it für uns Gefet. Wir werden fie ohne Gewalttätig­Gulden- Kredit erhalten hat. zogen werden. Standalos wäre es, wenn die Schwierigkeiten der reit, aber auch ohne Schwäche entschlossen und standhaft ber­Das Berliner Tageblatt" berichtet, daß nach Meinung Gegenwart gewissen Leuten erlaubten, unbegrenzte Gefolgen. Sie schließt in sich die enge und freundschaftliche Aufrecht der Banken: winne zu machen. Es ist, fuhr er fort, dem Staate nicht möglich, erhaltung der Bündnisse, die die Welt gerettet haben. Ge­,, insbesondere dadurch Cabotage an der deutschen Valuta ge- die Ausbeutung der nationalen Reichtümer ausschließlich auf fich treu ihren Ueberlieferungen wird die Republik mit besonderer Sorg­triebe werde, daß die Gegenwerte für exportierte Waren zu nehmen. Diese Ausbeutung wird aber so vorgenommen, falt Beziehungen vertraulicher Freundschaft mit den kleinen Mächten in immer größerem Umfange im Auslande stehen gelassen daß fie dem Staat als Aufseher und Teilhaber einerseits und den unterhalten. würden, zum Teil aus Gründen der Kapitalflucht, zum größe interessierten Genossenschaften andererseits ihren Anteil und Millerand erklärte, daß er im Ausgang der Wahlen den ren Teil allerdings deswegen, weil viele Firmen der Ansicht Nuhen sichert. Den Arbeitern mus der gerechte Anteil am Gewinn Willen des Landes erblide, die Einigkeit aller Republikaner unter find, daß sie sich auf diese Weise Baluten zum späteren Gintauf von Notf ficherstellen fönnen. Der nach wie vor und ebenso an der Organisation Arbeit felbst gesichert werden. Ausschluß von Gewalttätigkeiten, mögen fie tommen, woher sic große deutsche Import werde infolge dieser Thesaurierung der Wir müssen Mittel und Wege fuhen, Schiedsgerichte zu wollen, zur Verteidigung und zum Wohle des Vaterlandes aufrecht ausländischen Devijen immer mehr durch Zahlungen in Mart schaffen, durch die Arbeitsstreitigkeiten vermieden oder zu erhalten. Er appellierte an das Parlament, Beugnis abzulegen beglichen, und daraus ergebe sich der wachsende Drud auf die gelöst werden fönnen. von dieser Beharrlichkeit, und schloß mit dem Appell: Auf zur Ar­deutsche Valuta. Leider ist die im Werden begriffene neue Ausfuhrregelung noch nicht so weit gediehen, daß eine derartige, für die deutsche Valuta ruinöse Hamsterei von Aus­lanbaguthaben wirksam verhindert werden kann. Ob sich die Mißstände ganz werden abstellen lassen, erscheint leider über seiner Machtposition schwersten Mißbranch getrieben hat. Es haupt zweifelhaft. Es ist jedenfalls beschämend, daß die Holländemoralisiert das Bolt und flüchtet, sowie es sieht, der den deutschen Kredit, wie der Abschlußg des Abkommens zeigt, daß im eigenen Bau die Sache brenzlich wird. Gewiß bewei- gewonnen, daß die beiden Sonnenfelds frankhaft veranlagte Mea­sichtlich höher einschätzen, als dies biele deutsche Kauf- fen die Milliarden, die in Form von Kapitalerhöhun schen sind. Sonnenfeld- Bater, der seine Anllagen mit zehn schan­gen von deutschen Rapitalisten der Industrie augeführt berhaften Bersen beginnt, hat wie an zwei Stellen des Ma Die Sucht, ausländische Zahlungsmittel zu erhalten, hat verden, daß auch Kreise da sind, die der Lebenskraft terials von ihm befreundeter Geite betont wird sch dazu geführt, daß große Beträge rumänischer Noten unserer Wirtschaft volles Vertrauen entgegenbringen. haft gefagt, daß das in seinen Händen befindliche Mate: 1, vom über die deutschen Grenzen fommen. Die rumänische Regie- Jedenfalls droht aber sichtbar die Gefahr, daß die wilden faufmännischen Standpunkt betrachtet, rung erhält dadurch in Gestalt der Mark für die Bezahlung Kapitalisten und Kriegsgewinnler der Führung der noch ver­mindesten eine Million wert ihrer Einfuhr ein Zahlungsmittel, das im neutralen Aus- antwortlich fühlenden Kapitalistenfreise sich bin entziehen. fei: 1. für bie Stompromittierten, um die Veröffentlichung hint lande, besonders in der Schweiz , doch noch lieber ge­Alle die, deren einziges Rapital ihre Arbeitskraft ist, anzuhalten; 2. für Zeitungen, bie es entsprechend ausschlachian nommen wird, als der rumänische Bei, da man ein Ueber die den wilden Spekulationen so fern stehen, müssen mit tönnten. greifen des Bolschewismus befürchtet. Auch die polnische fühler Besonnenheit diese krisenhaften Erscheinungen ver­Regierung hat es in ähnlicher Weise verstanden, einen Teil folgen. Nur Organisation der Wirtschaft bringt uns aus ihres Einfuhrbedarfes durch Verkäufe von Marknoten im diesem Chaos heraus. Wenn die Kapitalisten das nicht rich Auslande zu finanzieren. Die Deutschen in den jest an tig erkennen, so werden sie ja diejenigen sein, die das Fehlen Bolen übergehenden Gebieten saben fich genötigt, ihre Mark- der notwendigen Zusammenfassung aller Kräfte zu plan. bestände in die polnische Landeswährung umzutauschen. mäßiger Wirtschaftsführung am schwersten zu büßen Die Flucht vor der Mark hat aber auch dazu geführt, daß haben werden. Nur eins wird ewig feinen Wert behalten, reichsdeutsche Kreise sich polnische Noten hinlegen. und das ist die Arbeitskraft.

Leute tun."

100 holländische Gulden fofteten:

am 8. Januar

9.

"

13.

16.

"

21. 22.

1890 M. 1965

2010

B R

2100

B

2409 2497%

"

An der Genfer Börse wurden am Mittwoch nur mehr 7 Centimes für die Reichsmark und 1,10 Centimes für die österreichische Krone notiert.

Dieser hohe Guldenkurs ist für Holland selbst nicht im geringsten ein Vorteil, denn der Balutahochstand bewirkt in Holland bei ständig steigendem Binsfuß frisenhafte Preis­rüdgänge für einheimische und besonders koloniale Erzeug­nifie. Gegenüber massenhafter Vorratshäufung fehlt der Abjat, die Länder mit entwerteter Währung bermögen die bringend benötigten Waren nicht mehr zu bezahlen. So fan­den in den Januarbersteigerungen von Tabat, Tee und Ge­würzen trog gefunkener Preise die Angebote nur zum fleinsten Teile Aufnahme. Auch die auf Erport angewiesenen In­dustrien sind bedroht, besonders da die in Gulden zahlbaren Löhne verdoppelt und verdreifacht sind, so daß Arbeitslosigkeit unvermeidlich wird. Die Beratungen der maßgebenden Fi­nanzleute über die Valutafrage sind bislang ohne Ergebnis geblieben; niemand ist imstande, einen Weg zur Lösung zu finden.

Aus dem Vorstehenden ersehen wir auch, aus welchem Grunde Holland uns so bereitwillig Kredit verschafft hat. Es broticht dringend Käufer für seine Produkte, deren Abfah durch den hohen Guldenkurs ins Stoden geraten ist.

Die Banit der Kapitalisten verpflichtet uns, alle diese Borgänge mit besonderer Ruhe zu betrachten, um flar fehen zu können. Ziehen wir die Lage im Ruhrgebiet . die Eisenbahnerstreiks, die Ernährungslage usw. in den Kreis mit hinein, so ist das Gesamtbild ficher wenig erfreulich. Die schwere Schuld an dieser Lage trägt das Kapital, das mit

Der Minister fagte weiter mit Bezug auf die Berheerun- beit für Frankreich und die Republik .

Scheidemanns Rechtfertigung.

A. Dorbemerkungen.

Ich habe bei der Lektüre der Aften den bestimmten Gin rad

Sonnenfeld- Sohn ist grundsäßlich wohl ber gleichen Meinung gewesen, hat, den Wert des Materials aber noch höher einge schätzt und deshalb, tatentschlossener als der Alte, 1 500 000 Mart unterschlagen. Nach dem Beugnis des Vaters, der von Hani.r aus seinen auf der Flucht nach Holland befindlichen Sohn in ber Gisenbahn begleitete, hat später, als das mitsamt dem Gelde ge ftohtene Material nicht in der erwarteten Weise zu verwerfen war, zur Entlastung feines Sohnes gesagt: er wollte das befcen, dierte Geld nicht behalten; er wollte allerdings erst damit ver­bienen, es dann aber zurückgeben.

Die Morbsgeschichte, an die Namen Liebknecht un Buremburg anknüpfend, die mir die beiden Sonnenfelds an dichten, spricht auch für meine Annahme, daß beide patholo­gisch genommen werden müssen, andernfalls ständen sie als so gewiffenlose Verbrecher da, wie sie glüdlicherweise nicht allzu häufig bortommen dürften.

Borbemerkung ber Redaktion: Ein hiesiges Mittags blatt hat einige Bruchstüde aus der Rechtferti gungsschrift veröffentlicht, die Genosse Scheide­Ich weise noch hin auf das Stapitel von Sonnenfeld- Sohn mann dem vom Parteiausschuß eingesetzten Unter über die angeblichen Pläne, die Etlarz, Parvus und ich gegen fuchungsausschuß in Sachen Stlar; zu Anfang Ja über ber Entente aufgestellt haben sollen und auf seine Burh nuar 1920 überreicht hat. Die Schrift war zunächst tung, daß er auf dem Transport nach Berlin auch auf der Flucht nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt, nachdem nun erschossen" werden könne. Leider sind die beiden mit ihrem Ma aber durch eine Indiskretion von der Art, wie sie heute terial dann an den Abgeordneten Davidsohn gekommen, den ich leider nicht zu den Seltenheiten gehört, Teile von ihr awar für einen ehrlichen, aber es tut mir leid, so von cit publiziert worden sind, halten wir es für angezeigt, fozialdemokratischen Abgeordneten reden zu müssen ihren ganzen Inhalt der Ceffentlichkeit zur Kenntns wenig begabten Fanatiker halte, der zum Queru zu bringen, schon um dem Versus vorzubeugen, wlieren neigt. Davidjohn hat nachweislich bei den Vorbesto fürlich einzelne Säße und Teile herauszugreifen. Bei lungen über die Aufklärung der Affäre gesagt: man müsse mit bem Umfang der Schrift müssen wir ihre Wiedergabe auf der Möglichkeit rechnen, daß Material, vielleicht sogar Beuger bei­mehrere Nummern unseres Blattes verteilen. Die feite gefchafft würden, wenn man den Kompromittierten zw h Schrift beginnt mit einer allgemeine Vorbemerkung der Einladung zu einem Termin und diesem selbst zuviel Zeit und widerlegt dann in einem zweiten Teil die einzelnen laffe.( Beuge: Genoffe Siering, Mitglied der preußischen Lan gegen Genoffen Scheideimann erhobenen Beschuldigungen. besversammlung.) Als zuviel Zeit erschien dem Davidsohn Nachstehend der Wortlaut:

Werter Genoffe!

Sie haben die Güte gefabt, mir ein umfangreiches Bünde so genannten Anflagematerials au übermitteln, aus dem ich die gegen meine Perfon gerichteten Stellen beantworten soll. Bei ber Leftüre des Materials habe ich mich immer wiede: fragen müffen: Wie ist es überhaupt möglich:

fchon eine Nacht.

-

für einen

Am 2. Januar wurde in der Bresse berichtet, daß D. dea Staatsanwaltschaft mitgeteilt habe, es würden in verschiedenen Ministerien Etlargatten vernichte! Ist diese Mitte lung richtig, dann ist leider auch D. als franthaft anzusehen.

Beachtet man ferner, daß als weiterer Helfer in der Ein­berungsaktion der Verleger Baumeister attiv wurde und 1. daß auf Grund dieser irrhäuslerischen Daerufanten gweds besserer Information der gesamten Bresse sogar eine Rei produkte sogar sonst gang ernsthafte Beitungen wobenlang tungstorrefpondens gründete, dann wird vollkommen die Namen unbescholtener Männer, bie ausnahmslos jahrzehnte Mar, wie eine typische Unterschlagungs, Diebstahls- und Erprifer lang im öffentlichen Leben standen, durch alle offea affäre zu einem politischen Standal aufgeputzt werden onnie. atehen tonnten; ber monatelang, die gesamte Oeffentlichkeit beschäftigt und B 2. fann man vielbeschäftigten Männern, durchweg aften Ansehen unserer Partei und der Regierung im In- und Aus ans Barteigenossen, wirflich zumuten, fich überhaupt gegen biefe albernen Anflagen zu verteidigen, die direkt und in dizett gegen fe erhoben worden sind

in der schwersten Weise schädiot, die besonders verleumdeten Ge noffen und deren Familien aber schändlich beleidigen und lin ber allgemeinen Achtung herabfehen mußte.