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Nr. 53. 37. Jahrg.

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Sozialdemotrat Berlin".

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Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Rerniprecher: Ami Morinvlas. Nr. 15190-15197.

Donnerstag, den 29. Januar 1920.

Dorwärts- Verlag G. m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3.

Ferniprecher: Am: Morinplan. Nr. 117 53-54.

Ein neues Eisenbahnunglück.

Eine bequeme Sozialisierung.| Wieder auf der Schneidemühl - Strecke.

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Ein neues Eisenbahnunglüd, das auch wieder eine An­Nachdem die Aftiengesellschaft für Anilin- zahl Opfer an Toten und Verwundeten forderte, hat sich in fabritation in folgendem furzweg Agia genannt der Nacht in der Gegend von Konig zugetragen. Es handelt in Wolfen eine riesige Fabrik für die Herstellung von sich um dieselbe Strecke, auf der in der Nacht vom 19. zum Rohfilm errichtet hatte, gelang es ihr sehr bald, die Kon- 20. Januar der Schnellzug Schneidemühl - Berlin verun­furrenz aus dem Felde zu schlagen, so daß diese die Her glückte. stellung von Robfilm aufgeben mußte. Der Weltkrieg sah die Agfa als alleinige Herstellerin von Roh­ film für die Zwecke der Kinematographie. Sehr bedeutende Gewinne fonnte infolgedessen die Agfa für sich buchen.

Amtlich wird darüber folgendes gemeldet:

In der vergangenen Nacht fuhr der D.3ng 4 in der Nähe von Czersk bei Konis auf einen Militär­transportzug. Wie das Schneidemühler Tageblatt" meldet, werden bis jest neun Tote und siebzehn Ver­wundete gezählt. Die Verwundeten werden in das Mili tärlazarett Schneidemühl gebracht. Einzelheiten fehlen noch. Der größte Teil der Verunglückten soll nach einer an­deren Meldung aus Soldaten bestehen.

borzugt werden, die einwandfreie Jugendfilms herstellen wollen, zur Bekämpfung der Schundfilme, die noch immer zahlreich anzutreffen sind.

Wenn also irgendwo, dann kann auf diesem Gebiet der Regierung zugerufen werden: Hier ist der Boden frei zur Sozialisierung!"

Schließlich sollte man daran nicht vorübergehen, daß die allgewaltige Großindustrie, vertreten durch den Zen­tralverband Deutscher Industrieller, der sich die Presse gefügig zu machen sucht durch Vergebung seiner Annoncen großen Stils, auch bereits eine große Firma der kinemato­graphischen Industrie dienstbar gemacht hat, nämlich die Vor dem Kriege hatte die deutsche Rohfilmproduktion Deutsche Lichtspiel- Gesellschaft Berlin . Es ist vornehmlich mit der französischen und amerikanischen Kon zu erwarten, daß die Großindustrie vermittels des Films bald furrenz zu rechnen. In Frankreich ist es die Firma Bathé eine gewaltige Propaganda über Deutschland und frères in Paris , die vor dem Kriege, ausgestattet mit einem vor allen Dingen über die neutralen und zum Teil auch Sapital von 30 Millionen Frant, die Rohfilmfabritation für schon über die feindlichen Länder ergießen wird, die bei dem finematographische Zwecke betrieb. Die amerikanische Ron­befannten Widerstreit der Interessen der Großindustrie mit furrenz, die Fabrik Eastman Kodat, machte sich immer mehr Bon anderer Seite wird zu dem Unglüd gemeldet: ten Anschauungen der maßgebenden Regierungsfreise der bemerkbar und in der allerlegten Zeit sollen auch in Japan Der nach Konig bestimmte Militärzug, der einen Transport deut chen Republik sehr nachteilig werden kann. So ist der 5 bis 6 Rohfilmfabriken gegründet worden sein. Ausländische von zurüdfehrenden Reichswehrtruppen beförderte, Direktor der Deutschen Lid tbild- Gesellschaft, in deren Aufsichts­Konkurrenz war vor dem Kriege also genügend vorhanden. hatte des Saltefignal bei Ezers! überfahren. Infolge des unsich- rat die Scharfmader Röttger, Böttinger, Kuno, Während des Abschlusses der Mittelmächte vom Welt- tigen Wetters hatte der Lokomotivführer des Militärzuges den Hugenberg usw. figen, zum Direktor der Scherl­Die Groß­markte hatte die Firma Agfa aber das tatsächliche Monopol. herankommenden Berliner D- 3ug nicht bemerkt. Erst wenige. Attien Gesellschaft ernannt worden. Dieser Zustand oesteht auch heute noch. Da unsere Meter vor der Weiche erkannte das Lokomotivpersonal die Gefahr, industrie will nicht nur den Film, sondern auch die Presse sich Valuta mod) auf lange Zeit hinaus sehr niedrig sein wird, vermochte den Zug jedoch nicht mehr zum Halten zu bringen. Der sichern. Beide in enger Verbindung. ist es uns nicht möglich, Rohfilm aus dem Auslande zu führer des D- 8uges hat, wie er aussagte, den Militärzug nicht Zwar ist auch die deutsche Regierung durch Stapital aus beziehen. Die Regierung wird auch gar nicht daran denken bemerfen fönnen. Striegszeiten her bei dem Ufa - Konzern der Universum- Film­fönnen, die Einfuhr von Rohfilm freizugeben, solange uns Der Zusammenstoß erfolgte mit so großer Gewalt, daß die Aftien- Gesellschaft vertreten. Es bleibt aber s hr fraglich, ob noch die allernotwendigsten Nahrungsmittel und Bedarfs- Lokomotive und die drei ersten Wagen des Militärzuges entgleisten. Die Regierung hier den genügenden Einfluß besitzt, um der gegenstände fehlen. Bei der fast völligen Entwertung unferes Der erste Wagen des Buges wurde born eingedrüdt, wobei ein Sol- fommenden Weltpropaganda der Mesterwoche resp. der Deut­Geldes fönnen wir auch gar nicht an den Kauf von Rohfilm dat, der sich im Abteil des Zugführers befand, tobgequetscht wurde. schen Lichtbild- Gesellschaft erfolgreich entgegen arbeiten zu benten, da die Fabrikation der belichteten Films viel zu teuer In dem Berliner D- 3ug entgleisten mehrere Wagen und wurden können. würde und die Besizer der Lichtspieltheater höhere Leihpreise über die Nebengleise hinausgeschleudert. Unter den Passagieren Deshalb muß fie die Hand auf den Rohfilm legen. Die für Filme nicht mehr zu zahlen in der Lage sind. Die Preise entstand eine große Panit, da die Beleuchtung sofort erlosch.& abrit der Agfa in Wolfen muß sozialisiert der Bläge in den Kinotheatern sind schon so hoch, daß sich Bon der Station Czerst eilte das gesamte Personal fofort mit werden. eine weitere Erhöhung von selbst verbietet und damit auch Fackein nach der fast unmittelbar vor dem Bahnhof gelegenen höhere Filmmieten seitens der Theaterbefizer. Unfallstelle, um die erste Hilfe zu leisten. Die D- Bug- Wagen Der Mangel an Betriebsgerät. Die Agfa ist also noch auf lange Zeit ihres Monopols waren ft art eingebrüdt, so daß die Bergung der Verletzten, in der Herstellung von Rohfilms sicher und nüßt diese Position die laut um Hilfe viefen, längere Zeit dauerte. Bis gegen 3 1hr Auf der Hauptversammlung des alten Bergarbei. nach Sträften aus. Sie hat den Preis für einen Meter morgens waren drei Leichen und 15 Verlette geborgen, terverbandes in Bochum versuchte einer der Delegier. Rohfilm von 1 M. auf 2 M., also um 100 Proz. erhöht. die zunächst im Stationsgebäude untergebracht wurden. Die ten der Bergarbeiter, den Hinweis darauf, daß unser Wirt­Die Fabrikanten und Verleiher müssen die bittere Bille weitere Hilfeleistung gestaltete sich ebenfalls schwierig, da infolge fchaftsleben bei dem durch eine weitere Verkürzung der schlucken. Verhandlungen werden feit Wochen geführt, aber der Schneefälle die Leitungen nach Schneidemühl beschädigt waren. Schichtzeit entstehenden Förderausfall in ganz furzer Zeit ohne jedes Resultat. Die Agfa geht noch weiter. Sie führt völlig zusammenbrechen müsse, durch die Behauptung zu ent­große Mengen Rohfilm aus, um dadurch riesige kräften, daß die ungenügende Kohlenförderung auf den Man­Valutagewinne zu erzielen. Nicht genug damit, die Agfa In Uebereinstimmung mit den Bertretern der Arbeitnehmer Strom zurückzuführen sei. Auch in Buschriften in der gel an Material, agen und elektrische m läßt die deutsche Filmindustrie fortwährend unter großem haben die Bertreter der Arbeitgeberorganisationen des Arbeiterpreise wurde in jüngster Beit mehrfach auf Mangel an Rohfilm leiden. Dadurch wird es dieser oberschlesischen Industriebezirks in einer Sigung am 22. Januar fol- den ftarten materialmangel im Bergbau hingewiesen Industrie unmöglich gemacht, größere Aufträge, die das Ausland in Deutschland vergeben hat, auszuführen genden Beschluß gefaßt, der eine Erhöhung der rechnungs- und hierbei die Anficht vertreten, daß dieser Uebelstand von Hierin liegt eine schwere Schädigung der Gesamtheit des deut- mäßigen Lohnfäge in nicht unwesentlichem Umfange vorsicht.

Teuerungszulage in Oberschlesiens Industrie.

Zum Ausgleich der regierungsseitig festgesetzten Brot und artoffelpreiserhöhung werden den Arbeitnehmern folgende euerungszulagen ab 1. März 1920 gewährt:

Für jede verfahrene Schicht für jeden Arbeitnehmer 40 Pfennig, für die Ehefrau und jedes nicht erwerbsfähi e Kind unter 16 Jahren 30 Pfennig. Der Nachweis, daß ein Kind nicht erwerbsfähig ist, muß vom Arbeitnehmer erbracht werden. Die Zulage wird für jeden verfahrenen Arbeitstag, höchstens jedoch für die Anzahl der Monats­

lage gewährt.

schen Volkes, denn durch die Unmöglichkeit der Ausführung diefer ausländischen Aufträge wird der Filmindustrie unmög­lich gemacht, Millionen Werte ins Ausland auszuführen und badurch mitzuhelfen, die so notwendigen Auslandsguthaben für die Beschaffung von Rohstoffen für andere Industrien und bon Nahrungsmitteln zu erzielen. Eine große Firma hat eine Bestellung auf 48 Stopien für Spanien und eine andere eine solche von 20 Stopien nach Skandinavien aus Robfilm­mangel nicht ausführen können. Wie hilflos die gesamte Filmindustrie dem Monopol der Agfa gegenüber steht, geht auch daraus hervor, daß in den Fachzeitungen seitens einer auch die gesamte Filmindustrie mit einem Schlage abhängig großen Fabrifationsfirma der ernsthafte Vorschlag gemacht fein von der Macht der Regierung und es wäre damit die und diskutiert wird, der Agfa das Kontingent Robfilm, das Möglichkeit gegeben, auf der ganzen Linie die Industrie zu sie bisher ins Ausland ausgeführt hat, zu so hohen Preisen tontrollieren und dahin zu wirken, daß nur solche Fabrifen abzukaufen, daß ihr Valutagewinn durchaus ausgeglichen wird. Rohmaterial bekommen, die in vernünftiger Weise den Wieder­Hier sollte unseres Erachtens im Interesse der Gesamt- aufbau Deutschlands durch hohe Ausfuhrpreise unterſtügen, heit die Reichsregierung und die Nationalbei denen das deutsche Voltsvermögen nicht verschleudert wird, bersammlung einiegen und die Fabrit der sondern recht beträchtliche ausländische Guthaben uns er Agia in Wolfen fozialisieren. Hindernisse wachsen, die wiederum die Einfuhr von Rohstoffen und Rab­zu sehen. Das Kapital zur Ab- rungsmitteln möglich machen würden.

find hier nicht

Hermann Koym.

Arbeitgeberseite absichtlich verheimlicht werde.

ein Geheimnis zu machen, liegt nicht der geringste Anlaß vol. Aus dem Mangel an Betriebsmaterialien im Bergbau Der Materialmangel hat sich namentlich in den letzten Mo­naten derartig verschärft, daß die Bergwerke selbst mit Stillegung bedroht find, weil eine Reihe von Fabriken, deren Erzeugnisse im Bergbau unentbehrlich sind, außer Betrieb gesetzt werden mußten. Von den Arbeitern wird bei Er­örterungen über Materialmangel und Kohlennot in der Regel Ursache und Wirkung verwechselt.

Es foll feineswegs bestritten werden, daß manche Be­triebsgeräte schon während des Krieges schwer zu beschaffen waren. Der jetzt herrschende Mangel an den wichtigsten Ge­genständen( Förderseilen, Sprengstoffen usw.) ist indessen zweifellos eine Folge des starken Förderrüdganges, der in der Hauptsache durch die Verkürzung der Arbeitszeit von 81% auf 7 Stunden entstanden ist. Die auch den Berg­arbeitern durch Betriebseinschränkungen oder Stillegung drohende Gefahr der Arbeitslosigkeit kann nur dadurch ge­bannt werden, daß mit den vorhandenen und zu beschaffenden Materialien eine Steigerung der Koblenförderung er­Lösung der Agfa ist nicht so groß, daß es nicht Es würde weiter möglich sein, unnötigen Berteuerungen reicht wird, die es ermöglichen würde, die jetzt stilliegenden, aufgebracht werden kann. Auch die technische und kaufmännische einen Riegel vorzuschieben. Da letzten Endes die gesamte für den dringendsten Bergbaubedarf arbeitenden Werke wie­Leitung fann bei einem wirklichen Monopolbetrieb nicht so Filmindustrie bis zum Lichtspieltheater hinab abhängig wäre, der in Betrieb zu leben. Einen anderen Ausweg gibt es schwierig sein, daß sie nicht zu bewältigen wäre. Man wird tönnte auch eine übermäßige Verteuerung der Preise der nicht. Die Perglerte allein boben es in der Hand, die trau­zu einem einigermaßen annehmbaren Gehalte genügend ge- Lichtspieltheater bekämpit werden, wenn die Regierung auf rigen Folgen der Arbeitslosigkeit von sich und ihren Familien Schulte technische und kaufmännische Fachleute aus der Branche Grund ihrer wirtschaftlichen Macht Breisprüfungsstellen für abzuwenden. finden, um den Betrieb mit Erfolg, unter Mithilfe des Be- die Filmindustrie einsetzte. Des ferneren wäre es möglich, triebsrates, leiten zu fönnen auch wenn die ausländische mehr Robfilmmaterial für die Herstellung von Lehrfilms Sonfurren einmal wieder einlegen sollte. bereitzustellen und auch solche Firmen bei der Lieferung von Die alldeutsche Preffe fabelt noch immer von dem Blurb Wann irgend ein Betrieb für die Sozialisierung reif ist, Rohfilms zu bevorzugen, die es sich angelegen sein lassen. falender", in dem die Sozialdemokratie fämtliche Attentate dann muß es dieser sein, der einzig in seiner Art in Deutich einwandfreie fünstlerische Filme zu schaffen, berherrlicht habe und der ein Erzengnis ihrer Phantasie ist. land dafteht und in den Händen einer einzigen Aktiengesell- die mithelfen, unser Volt aufzurichten zu größerer feelischer Was mirkliche Attentatsverherrlichung ist, das möge fre fchaft sich befindet. Mit dieser Sozialisierung würde aber Stärte und Festigkeit. Es tönnten auch solche Firmen be- aus folgenden Zeilen ersehen, welche die Münchener All.

Alldeutsche Attentatsverherrlichung.