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Nr. 59. 37. Jahrg.

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Der Borwärts" ntit der Sonntags beilage Bolt u. Zeit" erscheint wochen täglich zweimal Sonntags einmal.

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Sozialdemokrat Berlin *.

Morgen- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner DVolksblatt

20 Pfennig

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Die achtgespaltene Nonpareillegeile loftet 2.-M., Teuerungszuschlag 60% Aleine Anzeigen", das tett­gedruckte Wort 75 Big.( aulüffig awet fettgedruckte Worte), jedes meitere Wort 50 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 65 Pfg., jedes weitere Wort 40 Bfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Leuerungszuschlag 50%- Familien Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Vereins- Anzeigen 2, Mt. Die Zelle ohne Aufschlag. Anzeigen für die nächste Nummer müffen bis 5 2hr nachmittags um Sauptgeschäft, Berlin SB 68, Linden­straße 8, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Mortsplass, Nr. 15190-15197.

Von hinten erdolcht."

Wer trägt die Schuld an unserem Zusammenbruch? Die militärische oder die politische Führung? Front oder Heimat? Die Oberste Heeresleitung oder der gemeine Mann?

Diese Fragen sind für das deutsche Volt entschieden. Stlipp und tlar, einwandfrei entschieden.

Montag, den 2. Februar 1920.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplan, Nr. 117 53-54.

Internationale Arbeitersolidarität.

den autorisierten Streisen erklärt man, daß diese Nachricht

Der Internationale Gewerkschaftsbund.[ duktion der Listen der Schuldigen zu beraten. In Aus Wien wird gemeldet: Am Sonnabend trafen unbegründet sei. Die Liste, die ungefähr 800 Na­Mögen die Aldeutschen lärmen und schreien. Wir wiffen, für die Arbeiter Deutsch - Desterreichs gespendeten 230 feine Abänderung mehr. Diese Liste werde der die vom Internationalen Gewerkschaftsbund men enthalte, fei jest fertiggestellt und erfahre daß ihre Behauptungen Lügen sind. Wir wissen, daß die Waggons Lebensmittel ein. politische Leitung den Generaten gegenüber ohnmächtig war. deutschen Regierung am 10. Februar übermittelt daß die Generale sich nicht auf die Kriegführung beschränkten, Aus Amsterdam wird berichtet: und der Botschafterrat werde in seiner Sitzung am Montag fondern auch auf dem Gebiet der Politik die ausschlaggebende In einem Manifest lenkt der Internationale die Form prüfen, unter der die Ueberreichung stattfinden Stimme hatten. Wir wissen, daß nicht die Heimat, Gewerkschafsbund die Aufmerksamkeit des Völker­d. h. die Sozialdemokraten die hier auf einmal die Ver- bundrates auf die ernste Wirtschaftslage Mittel­treter der Heimat find, daß nicht die Sozialdemokraten als europas , insbesondere Deutschlands , und weist auf die Träger der Revolution" schuld am Zusammenbruch haben. dringende Notwendigkeit hin, Maßnahmen dagegen an Hätten sie schuld, dann wäre der Zusammenbruch langsam treffen. Er fordert die Völker Westeuropas und Ameritas und allmählich gekommen. Dann hätte es niemals dahin auf, besonders durch ihre Gewerkschaftsbewegungen den nöti. tommen fönnen, daß Ludendorff nach einem Waffenstillstand gen Drud auf die Regierungen auszuüben, damit binnen 36 Stunden schrie. rasch Maßnahmen zur Besserung der Lage ergriffen werden.

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Wir wissen, daß nicht der gemeine Mann die Schuld trug. In Schriften, wie die von Müller- Branden­burg: Von der Marne zur Marne!" wird der Heeresleitung hon Fachwissenschaftlern der Spiegel vorgehalten, der all die Fehler wiedergibt, die gemacht wurden. Wir wissen aus den Urfunden des französischen Großen Generalstabs, daß unsere Gegner über das rein zahlenmäßige Nachlassen unserer Sträfte, über die Verluste an Menschen und Material auf das genaueste unterrichtet waren. Und demgegenüber die immer größer werdende feindliche Uebermacht. Sagte doch selbst Ludendorff: Wir mußten darauf gefaßt sein, daß unfere Truppen bei der gewaltigen materiellen Ueberlegenheit des Feindes, die sich in der Sommeschlacht( also bereits 1916 1) gezeigt hatte, feindlichen Angriffen stellenweise nicht stand halten fonnten." Ist es da nicht fast wie ein Wunder, daß trog alledem, trotz des übermächtigen Ansturms der Gegner besonders in den Wochen unseres Rückzuges September­November 1918- die Front nicht wirklich zusammenbrad? Rein, der Frontsoldat tat seine Schuldig Und nun kommt Hindenburg und wiederholt vor dem Untersuchungsausschuß das Wort eines englischen Generals:

teit bis zulett.

Die Auslieferung der Schuldigen.

,, Echo de Paris" schreibt, die deutsche Diplo matie bemühe sich, die hochstehenden Personen der Justiz der Alliierten zu entziehen. Sie zeige fich entgegen­fommender, was die Subalternen anbeträfe.

jolle.

Wie in verschiedenen Orten haben am Sonnabend in Hamburg die Demokraten eine Versammlung abgehal­ten, in der der Reichsvorsitzende der Deutschen Demo­fratischen Partei, Dr. Petersen, einen Vortrag über die Auslieferungsfrage hielt. Im Anschluß daran wurde fol­gende Entschließung angenommen:

" Der Parteiausschuß der Deutschen bemokratischen Partei Hamburgs fordert von der Regierung des Reiches die Ablehnung der Auslieferung irgendwelcher Reichsangehörigen an die En­tente zum Zwecke der Bestrafung. Wer sich als Deutscher einer Straftat schuldig gemacht hat, gehört vor ein deutsches Gericht, Als erste Abänderung des Friedensvertrages muß gefordert werden, daß Bestimmungen zu streichen sind, die mit internatio­nalem Recht und internationaler Sitte nicht vereinbar find. Jeber Deutsche muß im Deutschen Reiche den Schuß finden, den das Reich zu gewähren vermag. Gin ehrliebendes Volt darf seine Volfsgenossen nicht fremder Willkür und Gewalt preisgeben."

Freiherr v. 2ersner, der Vorsitzende der deutschen Die Haltung der Demokraten in der Auslieferungsfrage Friedensdelegation in Baris , hat am Sonnabend Gelegen­heit genommen, den Vertretern Frankreichs , Englands und ist von weittragender Bedeutung. Die Regierung, in der Italiens auf der Bots afterkonferenz in Paris , Jules Cam Demokraten siten, hat einen Friedensvertrag ratifiziert, der bon, Lord Derby und Graf Bonin- Longare zu erflären, daß sich den Auslieferungsansprüchen der Entente unterwirft. er gegen eine derartige Unterstellung im Zugleich ist der Wille der gleichen Regierung betont worden, Namenjeiner Regierung feierlich Einspruch den Vertrag nach Menschenmöglichkeit zu erfüllen. In­erheben müsse. zwischen ist nichts versäumt worden, die Entente in der Ueber den Stand der Auslieferungsfrage berichtet| Auslieferungsfrage umzustimmen. Desto verwunderlicher ist es aber, wenn der Reichs­avas aus Paris : Die englischen Zeitungen haben an­nächst in London treffen würden, um über eine neue Ste- lohne moralischen Schaden nicht zurückgenommen werden kann. gefündigt, daß die Ministerpräsidenten der Entente sich dem vorsigende der Partei ein Niemals" spricht, das

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Wir wußten nicht, ob die Ziele erreicht wurden, die die überlaufen wurde, gegen die fie teine Abwehrmittel be­Die deutsche Armee ist von hinten erdolcht worden"! Heeresleitung sich gesteckt hatte. Wir wußten nur, daß es faß außer den famosen Gewehrgranaten". Jene Tants, Es ist schwer, einem Mann wie Hindenburg entgegen zu vorwärts ging dem Frieben entgegen. Bei der Mai über die unsere Presse nicht genug spotten konnte und denen treten, ohne ungerecht zu erscheinen und ohne ungerecht sein offenfive rechts von Reims merften wir zuerst, unser Fußbolt in Wirklichkeit so gut wie wehrlos gegenüber­zu wollen. Hindenburg war es, der unsere Heimat vor den daß es nicht flappte. So fiegesficher war die Führung, stand. Oder die Schuld gar abwälzen will auf russischen Millionenheeren bewahrt hat. Was das in Wirt- daß fogar die Schilder fertiggestellt waren-die Heimat, die hungernd und mit zusammengebissenen lichkeit heißt, tönnen nur die beurteilen, die mit eigenen wir fahen fie auf unseren Wegen die den Unter- 8ähnen ihr Schicksal trug.

Augen sei es als Sieger oder Besiegte gesehen haben, offizieren und Soldaten das Betreten von Reims verboten.

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Kurt Heilbut .

Wer hat die Front zermürbt?

Nein, Ihr Herren, auch das Wort eines Hindenburg vie Soldaten in Feindesland" zu hausen pflegen. Von Wir waren so an die Klassenfcheidung zwischen den Offizieren wird unsere Stimmen nicht übertönen, die Stimmen der Hindenburgs Geist beseelt, hat unsere Mauer im Westen zwei und uns, zwischen erfi- und zweitklassigen Menschen gewöhnt, Soldaten der Front. Hunderttausende rufen es mit mir: Jahre lang standgehalten. Hindenburg hat nach dem Zu- daß wir nur Hohn und Spott für das Verbot hatten. Und So ist es gewesen und nicht anders! Und num sammenbruch, nach der Revolution unsere Truppen in die schließlich noch die Genugtuung, daß auch die Difiziere nicht straft uns Zügen, wenn Ihr könnt. Wenn Ihr den Mut Heimat zurückgeführt. Das alles soll ihm unvergessen sein. Die Stadt betraten, weil wir fie gar nicht eroberten. Reims , dazu habt. Aber höher als die Verehrung für ihn steht unsere Liebe welches wir von drei Seiten umschlossen, so dicht umschlossen, zur Wahrheit. Darum muß es offen und frei gesagt werden: daß wir mit bloßen Augen hineinsehen konnten-, wir hätten Der Mann, der sich das Wort jenes englischen Generals zu Reims erobern müssen, wenn eben nicht die Führung ver­eigen macht, der hat in dem Gewittersturm des Zusammen- sagt hätte, die jeden Ueberblick verlor, teine Reserven nachzog Bom Zentralrat der deutschen Arbeiterräte bruchs und der Revolution vergessen, was vordem war. Dder und sich damit den Zylinderhut reblich verdiente. wird uns geschrieben: er hat nie eine Ahnung gehabt, wie es in den Herzen Es tam die Julioffensive links von Reims . In Die Deutsche Tageszeitung" versucht die vom Zentralrat der Soldaten aussah, wie die wirkliche Stim- der Nacht vom 14. zum 15. feßte unfer Trommelfeuer ein. Der deutschen Arbeiterräte bekanntgegebenen genauen Zahlen von mung an der Front war. Es wurde hauptsächlich mit Gas geschossen, dem wir ja die Empfängen der Offiziere und oberen Militär­Nicht die Politiker, nicht die militärischen Wissenschaftler, meisten Erfolge verdantten. Aber die grundlegendite Lehre, beamten aus einer Storpsmartetenderei( vgl. Vorwärts" nicht die Theoretiker der Heimat, nicht die Etappe, nicht die daß man einen Gasangriff nur bei günstigem, feindwärts ge- r. 580 vom 12. November 1919 abends. Red.) mit allgemeinen Offiziere: mir gemeine" Soldaten, wir richtetem Bind unternimmt, war hier außer Acht gelafien. Behauptungen abzutun, ohne auch nur ein einziges zahlenmäßiges Soldaten der Front, wir haben das letzte, das ent- Der Wind trieb das Gas in unsere eigenen Reihen. Bis Beispiel dafür angeben zu können, daß die Angaben des Zentral fcheidende Wort über die Schuld des Zusammenbruchs! Wir, weit in unsere Artillerieſtellungen hinein mußten wir die rats unrichtig sind. Die Deutsche Tageszeitung" behauptet zu­die wir die Wende des Krieges nicht studiert, sondern er ganze Nacht vor dem Angriff die Gasmasken auffegen. Unsere nächſt: Die Aufzählung der für die Mannschaften bestimmten lebt haben, die wir den Wechsel des Schwerpunktes von Infanterie war natürlich noch schlimmer daran. Und mit Marketenderwaren ist unvollständig, sie enthält nur die uns zu unsern Gegnern am eigenen Leibe gespürt, deren diesen Truppen, die durch das stundenlange Atmen in der rationierten Marketenderwaren, während die weitaus Seelen zuerst den Sturz vom Sieg zur Niederlage empfunden Gasmaste förperlich und seelisch ihre Frische verloren hatten, größeren Mengen der dem freien Bertauf unterliegenden haben. Unauslöschlich ist jene Zeit in unsere Herzen einge- deren Bestand durch Gasttante fortlaufend vermindert in Belgien gekauften. Waren tricht berücksichtigt sind." Der brannt. Und nun vill man uns weismachen, das, was wir wurde, mit diesen Truppen wurde am nächsten Morgen 28ortlaut der Verfügung der Storps- Intendantur lautet: mit eigenen Augen gesehen, was wir in ohumächtiger But gestürmt. Berteilung von rationierten Marketender­

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gefühlt, das alles sei Qug und Trug? Nur das sei wahr, Es war einfach unbegreiflich. Und Wut und Grauen mas jene erdacht und erfunden, um sich von aller Schuld erfüllte uns, als uns am nächsten Morgen die ersten reinzuwaschen? französischen Gefangenen entgegenfamen, immer zwei und Hunderttausende erheben ihre Stimme mit mir, die zwei, die zwischen sich als dritten einen deutschen Wahrheit zu fünden: Frühjahr 1918. Cine Stimmung Kameraden führten, der durch die Wirkungen unseres Herrichte im Heer wie im August 1914. Man hatte ja eigenen Gases erblindet war. Während es wieder ein festes Ziel vor Augen: Mit den Divisionen, die den früheren Offensiven wenigstens am ersten Tage noch vor­Tag für Tag aus dem Osten heranrollten, würde es gelingen, anging, befamen wir dieses Mal schon in den ersten Vor­die französische Front zu durchbrechen. Und dann würde mittagsstunden das gut geleitete Feuer der feindlichen es Frieden geben. Steinen Siegfrieden, denn England und Artillerie zu spüren, das besonders auf den Anmarschstraßen Amerifa waren unbesiegt. Aber einen Verständigungsfrieden, lag und unser Vorgehen störte und zum Stocken brachte. einen Scheidemannfrieden, wie man ihn nannte. Die Be Dank der Windströmung hatte die feindliche Artillerie eben geisterung dieses Frühjahrs war nichts als die sehr wenig unter unserem Gas gelitten. Wir hingegen um heiße Sehnsucht nach Frieden, die Sehnsucht nach der Heimat, so mehr. Das hätte der dümmste Gasschuß- Unteroffizier nach dem Zuhause, nach Eltern, Weib und Kind Aber voraussagen fönnen. Um so beschämender ist es, wenn gerade darum war die Begeisterung so schön. Gerade des jegt die Führung alle Schuld von sich abwälzen will halb stürmte dieses Heer mit einem Schwung, einer Hingabe, auf einige Divisionen, die der feindlichen Uebermacht die selbst für uns, die wir mitten darin waren, etwas Sief- nicht standhalten fonnten. Auf unsere brave Infanterie, ergreifendes hatte. die boa Den jeindlichen Zants einfach

waren.

Sämtliche O. H. L., Armee-, Korps- und Glappenforma­tionen, die für Juli 18 noch keine rationierten Marketender­waren empfangen haben, empfangen sofort bei der Korpsmar­fetenderei VII... in Chauny gegen Bezahlung etwa: für jeden Kopf 70 Gramm Kunsthonig für je 11 Köpfe

1 Flasche Branntwein

1 Dose tondensierte Milch

1 Stüd Bigarillos

38 Stück Zigaretten

50 Gramm Rauchtabat

Außerdem:

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für je 7 Köpfe

...

für je 3 Köpfe

für jeden Kopf

für jeden Kopf.

30 Bigarren, 120 Bigaretten für jeden Offizier, Offizier und Beamten stell. bertretet.

Bescheinigungen über die Stärke an Offizieren, Offizier und Beamtenstellvertretern und Mannschaften, sowie die Ein laufsbücher sind beim Einkauf der Martetenderei vorzulegen. Ueber Waren, die bis 24.& 18 nicht abgeholt sind, wird ander meit verfügt. gez. b. Gyn3- Retowori