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soll, indem wir der festen Ueberzengung sind, daß die eng- lischen Gewerkschaften auf ihm sehr stark vertreten sein werden, vielleicht viel stärker, als alle anderen Nationen. Wir sind uns bewußt, daß wir uns hier im Zentrum der Kapitalmacht der ganzen Welt befinden. Zugleich wissen wir auch, daß viel wichtigere Fragen als solche, welche in Brüssel, Paris   und Zürich   besprochen wurden, zur Verhandlung kommen werden. Wir nähern uns dem Ende dieses Jahrhunderts, aus welchem Grunde allein uns ein gemeinsamer Gedankengang beseelen soll, der Gedanke, der schon jetzt in vielen Orten Amerika's   Wurzeln saßt:Eine einige internationale Bestrebung anzubahnen(welche sich auch ohne Gewalt vollziehen kann), um mit derselben einen Druck aus den Kapitalismus auszuüben und so auf diese Weise das neue Jahrhundert mit einem besseren, glücklicheren, befreienden Zeit- alter für die ganze menschliche Gesellschaft anzutreten. Wir können uns nicht mit Eurem Berichterstatter einverstanden erklären, daß die Beschlüsse, die auf vorhergehenden Kongressen gefaßt wurden, für alle Ewigkeit genügend seien! So weit die gefaßten Resolutionen gingen, erachten wir sie für gut, müssen aber entschieden sagen, daß alle Palliativ- Mittel zu sehr berück­sichtigt wurden, und daß das Aufbauen des revolutionären Elements nur als schweigend zugestanden betrachtet wurde. Aus diesen Gründen ist das Bestreben unserer Organisation, eine rein revolutionäre Konferenz zusammen zu rufen, ein berechtigtes, nicht aber mit solchen Absichten, wie dieselben uns vom Londoner   Korrespondenten desVor- wärts" untergeschoben werden. Zum Schluß legen wir Ihnen diese Angelegenheit vor im Sinne der Brüderlichkeit und des guten Willens, mit der ausrichtigsten Hoffnung, daß irgend welche Verschieden- heiten, die scheinbar cutstanden sind, durch solche Beiträge, wie beispielsweise von London   ans imVorwärts" er- schienen sind, bald in einer internationalen Solidarität auf- gehen werden, nach welcher wir alle streben sollten. Mit Gruß und Handschlag H. W. Lee, Sekretär. Wir haben die Erklärung, die uns in deutscher Sprache zuging, vollständig und unverändert mit Ausnahme der nothwendigen sprachlichen Korrektur I zum Abdruck ge- bracht, und damit unsere Loyalität bewiesen. Wir wollen nur einige Bemerkungen machen. Die Ge- nossen der S. D. F.(Sozialdemokratischen Föderation) irren sich, wenn sie glauben, bei der deutschen   Sozialdemo- kratie irgend eingewurzelten Vorurtheilen zu begegnen. W i r haben allezeit die Solidarität geübt, zu der wir uns bekennen. Wenn wir mitunter an dem Organ der S. D. F., derJustice", das gleiche Solidaritätsgesühl zu vermissen glaubten, so hatten wir leider unsere sehr guten Gründe. Denn die Redaktion derJustice" stand Jahre lang unter dem Einflüsse des Herrn D o m e l a N i e u w e n- h u i s und ließ sich von diesem gehässigen Phrasenheld zum Sprachrohr seiner gewerbsmäßigen Verleumdung der deut- schen Sozialdemokratie mißbrauchen. Das hat ausgehört, und wir haben mit Genngthuung von der veränderten Haltung Akt genommen. Freilich dann und wann sind auch in neuerer Zeit wieder Rückfälle ge- kommen. So wurde z. B. anläßlich der jüngsten Anwesen- heit Liebknecht's   in London   gegen diesen und gegen Bebel der Vorwurf erhoben, sie verhielten sich der S. D. F. gegen- über kühl, ja feindlich, vermieden sie zu besuchen u. s. w. Und die Redaktion derJustice", also des Organs der S. D. F., hat es verweigert, als Antwort auf diese grund- lose Beschuldigung einen an den Sekretär der S. D. F. gerichteten Brief Liebknecht's zu veröffentlichen, aus welchem Briefe erhellt, daß Liebknecht eine Einladung der S. D. F. blos deshalb ablehnte, weil er anderweitig engagirt war, sich aber, und in brüderlichster Weise, bereit erklärte, bei nächster Gelegenheit in einer, von der S. D. F. zu berufen- den Volksversammlung zu reden. Und ferner wird noch in der letzten Nummer derJustice" Herr Nieuwenhuis auf unsere Kosten nichts weniger als freundschaftlich für uns herausgestrichen trotz allen obligaten Tadels. Unser Genosse Lee wird da wohl zugeben müssen, daß ein Recht zur Beschwerde weniger auf Seite der S. D. F. als auf der unserigen liegt. Wir freuen uns aber dieser offenen Aussprache und wollen nur wünschen, daß das gegenseitige Verhältniß nicht wieder getrübt wird. Auf die Frage derInternationalen Kon- ferenz", die dem nächsten Internationalen Kongreß vorausgehen soll, wollen wir hier nicht eingehen. Dazu ist dies nicht der Ort. Bemerken niüssen wir aber, daß uns diese Konserenz zum Mindesten sehr überflüssig erscheint und daß der Plan, so wie er uns mitgetheilt ward, nicht den Harm- losen Eindruck niachte, den die Zuschrift des Genossen Lee bervorzubringen sucht. Jedenfalls können wir bei dieser Gelegenheit die Erklärung abgeben zu der wir uns voll befugt halten, daß die deutsche Sozialdemokratie unter keinen Umständen ihre Zustimmung zu irgend einem Schritt geben wird, der geeignet ist, die Bedeutung des nächsten internationalen Arbeiter- Kon- gresses zu beeinträchtigen, und in die Be- sugnisse desselben einzugreisen. Unser Korrespondent, dessen Bericht Genoffe Lee be- mängelt, wird natürlich auf die Zuschrift antworten. Da er in gutem Glauben geschrieben hat, so werden seine Er- klärungen sicherlich die vorhandenen Mißverständnisse be- seitigen helfen. R. d.  Vorw." PacleiimrTjfirfitcu. Bei der Gcmeindcvertretcr> Ersatzwahl, welche am IS. d. M. in Mariendorf   stattfand, unterlag der Genosse Maurer   Fritz Gensicke mit 20 gegen 35 Stimmen, die auf den Gegenkandidaten entfielen. Das ist ein um so bedauerlicheres Zeichen, als in dem dortigen Gemeinderath schon drei Vertreter der Arbeiterpartei gesessen haben, jetzt aber garnicht mehr dort vertreten sind. Hoffentlich werden die Genossen das nächste Mal die Scharte wieder auswetzen. * 9 Parteikonferenzen. Ter' westfälische Parteitag, welcher am Sonnabend und Sonntag in Unna   stattfand, war von 34 Delcgirten besucht. Zunächst erstatteten Lehmann und Lütgenau Bericht über die Thätigkeit des Agitalionskoinitees. Derselbe war nicht besonders erfreulich; die Thätigkeit des Agitationskomitees konnte eine sehr umsangreiche nicht sein, weil die demselben eingesandten Gelder außerordentlich gering waren. Die Gesammteinnahme belief sich auf nur 89 M. Gerügt wurde, daß die Genossen in vielen Orten die Agitation wohl selbständig betreiben, an das Komitee aber keine Gelder abliefer». Beschlossen wurde, daß die einzelnen Wahlkreise das Agitationskomitee materiell zu unterstütze» tmben. Jeder Wahlkreis, in welchem die Partei- preffe selbständig verbreitet wird, ist verpflichtet, mindestens einen Beitrag jährlich an das Agitationskomitee ein- zusenden. Die Höhe der Beiträge soll sich nach den verschiedenen Verhältnissen der Wahlkreise richten. Das Komitee soll verpflichtet sein, in jedem Jahre vier Agitationstouren zu arrangiren, und zwar vierteljährlich eine. Einmal im Jahre soll die Tour von einer Frau ausgeführt werden. Damit die zukünftigen Provinzial-Parteitage sich von der Thätigkeit der Genossen der einzelnen Orte besser wie bisher insormiren können. beschließt ferner der Parteitag, daß die einzelnen Wahlkreise und Bezirke dem Agitationskomitee kurz gefaßte Situationsberichte spätestens 14 Tage vor Tagung des Provinzial- Parteitages ein- zureichen haben. Eine lebhafte Debatte entspann sich über den Programmpunkt: Religion ist Privatsache; an dieser betheiligten sich namentlich von Wächter, Lütgenau und Gewehr. Schließlich wurde folgende Resolution fast einstimmig angenommen:Falls der Parteitag in Frankfurt   eine Stellung- nähme zu der Frage, wie sich die Partei zur Religion verhält, für nöthig erachten sollte, so halten wir diese Stellungnahme dahin für geboten, daß die Partei die Religion für Privatsache ihrer einzelnen Anhänger erklärt. Denn der Klassenkampf er- heischt die Vereinigung aller Angehörigen der ausgebeuteten und unterdrückten Klassen ohne Unterschied der religiösen Meinungen. Die Sozialdemokratie kann ferner als demokratische Partei den Einzelnen nur auf das Parteiprogramm verpflichten, dagegen muß sie dem Einzelnen die logische Vereinbarung der Partei- grundsätze mit seinen Ansichten auf anderen Gebieten und ins- besondere auf dem religiösen überlassen." Beschlossen wurde ferner noch, daß Aufrufe betreffs Geld- sammlungen für Denkmäler in Parteiblättern nicht aufgenommen werden sollen. In das Agitationskomitee, dessen Sitz in Dort- mund ist, werden die Genossen Dr. Lütgenau, Flöhr und Lehmann gewählt. Hiermit erreichten die Verhandlungen ihren Abschluß. Die Konferenz des 8.(Altona  -Stormarn  ) und 19.(Lauenburg  ) Schleswig-Holsteinischen Wahlkreises tagte am Sonntag in Lauenburg  ; erschienen waren 23 Delegirle. Ein Antrag, beide Wahlkreise zu trennen, wurde abgelehnt; in das Agitationskomitee, das in Altona   seinen Sitz behalten soll, werden Lesche und Heinrich- Altona und Hogreve« Wandsbeck gewählt. Beschlossen wurde, nur zwei Delegirte nach Frankfurt   zu senden; die Wahlen sollen durch die einzelnen Orte bis zum 7. Oktober vollzogen sein. Genosse Frohme hält hierauf einen Vortrag über Die gegenwärtige Lage", am Schlüsse seiner Rede die Genossen auffordernd, kräftig für die Sache des Proletariats einzutreten. Der Redner erntete für seine Ausführungen lebhaften Beifall. Hierauf sang der GesangvereinLiederkranz" das LiedHehre Freiheit". Mit einem Hoch aus die Sozialdemokratie wurde die Konserenz nach 4>/sstündiger Daner geschlossen. Die LandeSversammlnng' der sozialdemokratischen Partei Württembergs, welche am nächsten Sonntag, den 23. d. M., in der Ardeiterhalle stattfindet, wird nach den bis jetzt beim Komitee eingegangenen Nachrichten entsprechend der Vermehrung der Migliedschaflen im Lande sehr stark besucht werden. An- schließend an dieselbe findet von 7 Uhr Abends ab zu Ehren der Delegirten und zur Feier des 25jährigen Bestehens der württembergischen Partei-Organisation im selben Lokal eine von der Mitgliedschaft Stuttgart   veranstaltete Unterhaltung statt, be- stehend in Musik, Gesang, Deklamationen und Aufführung leben- der Bilder. Die Festrede hält Genoffe Karl Kloß  . ** Eine sozialdemokratische Versammlung in Halle faßte den Beschluß, daß sie das Verhalten der sozialdemokratischen bayerischen   Landtags-Abgeordneten, die bekanntlich für Be- willigung des bayerischen Etats gestimmt habe», nicht in Einklang zu bringen vermöge mit den Prinzipien der sozialdemokratischen Partei Deutschlands   und den Parteitag ersuche, zu dieser An- gelegenheit Stellung zu nehmen. Als Delegirter für den Partei- tag wurde Kunert gewählt. Als Kandidat für de« nicimarischen Landtag wurde in Apolda   zu der am 27. September stattfindende» Wahl der Genosse Aug. Baudert aufgestellt. * Die Niederlage der Gewerkschaften bei den Dort- munder Gewerbegcrichts-Wahlcn ist ein wahrer Trost für die Gegner. DieNational-Zeitung" nieint, daß diese Wahl weit über den lokalen Rahmen hinaus ihre Bedeutung habe. Und warum diese große Bedeutung? Weil in Dort- mund sich die ganze Sippe, alleantisozialistischen Arbeiter- arleien", die Hände reichte, die katholischen, die evangelischen ünglinge, die braven Brauergesellcn und die Hirsch-Duncker'schen Gewerkvereine, alle waren sie einig gegenden gemeinsamen Feind".Es bedurfte wenig Anstrengung", so heißt es weiter, um sie alle zu vereinigen. Darum die großeBedeutung der Wahl"; nur schade, daß in den allermeisten Fälle» auch diese antisozialistischePhalanx" den Siegeszug der Sozialdemokraten nicht mehr auszuhalten vermag. ES wird gebeten, in sonntägiger Kleidung zu er- scheinen" lautet eine fcitgedruckte Zeile auf den Formularen, mittels deren die Bürgerrechtserwerber vom Sladlrath zu Leipzig   zur Vereidigung vorgeladen werden. Auf den früheren Formularen stand das nicht. Die Neuerung dürfte wohl dem Bestreben zu verdanken sein, die Bedeutung des Leipziger Bürgerrechts in den Augen der Arbeiter mittels eines möglichst feierlichen Aufnahme-Akres zu erhöhen, nachdem der Versuch, die Ertheilung des Bürgerrechts vielen Arbeitern zu verweigern, fehlgeschlagen ist. Alle behördlichen Maßregeln, die in Chemnitz   und dem Erzgebirge   in den letzten Monaten gegen die Sozialdemo- kraten unternommen worden sind, beabsichtigt der Chemnitzer  Beobachter" zu sammeln und nochmals zu veröffentlichen. Ein- mal soll den Parteigenossen außerhalb Sachsens gezeigt werden, welche Verfolgungen die sächsischen Genossen zu ei- dulden haben und zweitens soll den Reichstags-Zlbgeordneten für die kommenden Verhandlungen Material zugeführt werden. Diese Zusammenstellung soll umfassen die Zeit vom 1. Mai bis heute. Das Sündenregister wird gewiß ein sehr langes werden. ** Todtenliste der Partei, �sn Halle a. d. Saale   ist plötzlich am Montag Abend 19 Uhr einer unserer besten Genosse» Albert Ganow aus dem Leben geschieden, er war einer der thätigsten Genossen und Parteikassirer am Orte. Derselbe war unter dem Sozialistengesetz aus Stettin   ausgewiesen. Polizeiliches, Gerichtliche» te. Zu drei Monaten G e f ä n gn i ß wurde Genosse Herbert von der Stettiner Strafkammer verurtheilt. Es handelte sich um Majestätsbeleidigung sowie eine Beleidigung der Offiziere und Unteroffiziere in der Armee. Wegen der Majestätsbeleidigung wurde aus die niedrigste Strafe von 2 Monaten erkannt, wegen der Beleidigung aus 6 Wochen, welche Strafen auf 3 Monate zusammengezogen wurden. Wegen der Beleidigung ist deshalb auf Gesängnißstrafe erkannt worden, weil nach der Meinung des Gerichtshofes die vielen Borstrasen nichts gefruchtet haben. Au die Mitglieder der OrtS Kraukenkasse der Gürtler. fcute, Donnerstag, Abends 8 Uhr, findet bei Schmiedel, Alte akobstraße, eine allgemeine Mitgliederversammlung statt, in der eine der wichtigsten Fragen im Gebiete des Krankenkassenwesens erörtert werden soll, nämlich:Die Einführung der freien Aerztc- wähl". ES wird erwartet, daß sämmtliche Mitglieder in dieser wichtigen Versammlung erscheinen. Mitgliedsbuch legitimirt. Achtung, Bürsten- und Pinselmacher! Die Arbeiter in der Werkstatt von H e i d r i ch. Zionskirchstr. 31. legten gestern sämmtlich die Arbeit nieder, weil es ihnen bei den er- bärmlichen Löhnen, welche dort gezahlt werden, nicht möglich ist. eine wenn auch nur annähernd menschenwürdige Existenz zu führen. Nähere Mittheilungen werden in einer demnächst statt- findenden öffentlicken Bürstenmacher- Versammlung bekannt ge- geben. Die Werkstatt- Kontrollkommission des Deutschen   Holz- arbeiter-Verbandes(Zahlstelle Berlin  ). Achtung, Mnsik- Jnstrumentenarbeiter? Lant Beschluß der öffentlichen Klavierarbeiter-Versammlung ist über die Piano- fabrik von H ö h n e u. S e l l die Sperre verhängt, da eine An- zahl Kollegen infolge des Bierboykotts gemaßregelt wurden. Grunddessen ersuchen wir die Kollegen, diese Fabrik strengstens zu meiden. Listen zur Unterstützung der gemaßregelten Kollegen sind von heute ab jeden Abend im Restaurant Rohr, Raunyn- straße 78, abzuheben. Die Kommission.\ Achtung» Töpfer l Auf dem Neubau deS Töpfermeisters Döring, Rammlerstraße, arbeiten 11 Kollegen 5 pCt. unter unserem zetzl bestehenden Lohntaris. Dieselbe» ließen sich auch trotz mehrfacher Aufforderung nicht bewegen, irgendwie Stellung dagegen zu nehmen. Das sonstige Benehmen der Kollege» wider- spricht überhaupt allen Grundsätzen aufgeklärter Arbeiter, wie denn auch ein pünktlicher Feierabend auf der Arbeitsstätte nicht innegehalten wird. Wir gedenken in der nächsten Versammlung den Kollegen die Namen der Betreffenden mitzutheilen. Rich. Topf, Gipsstr. 16. Sämmtliche Galanterie- und Seidenarbeiter der Firma B. Groß, Leipzig  , Eilenburgerstraße, sind in einen Streik eingetreten, welcher von feiten des Werkführers Tannenberg den Arbeitern felbst aufgedrungen worden ist. Alle Kollegen werden strengstens ersucht, den Zuzug fernzuhalten. Alle arbeiterfrennd- lichen Blätter werden um Abdruck gebeten. Anfragen und Zu- seudnugen sind zu richten an den Vertrauensmann A. H e r r« mann, Sternwartenstr. 65, Hof lV. Ueber den Anöstand der Feingoldschläger in der S ch ü tz l e r'schen Fabrik in Nürnberg   enthält dasCorce- spondenzblatt" folgenden Bericht: Es bestand im Betriebe die zehnstündige Arbeitszeit bei Akkordarbeit. Die Akkordsätze wurden nach feststehendem Tarif bezahlt. Der Fabrikant stellte, ohne die Arbeiter zu befragen, einen Theil derselben in Wochenlohn und erhöhte die tägliche Arbeitszeit. Die Wocheiilöhne wurden um V? niedriger gestellt, als der bisherige Verdienst im Akkord war. Da auch in einer anderen Fabrik nach demselben System vor- gegangen war und dadurch vier Arbeiter entbehrlich wurden, so stand zu erwarten, daß>/s der Arbeiter der Schützler'schen Fabrik nack dieser Aenderung der Arbeitsbedingungen überflüssig würden. Diesem wollten die Arbeiter vorbeugen, und da gütliche Aus- einandersetzungen fruchtlos blieben, stellten die Arbeiter, 32 mann- liche und 41 weibliche, am 22. Juni die Arbeit ein. Sie forderten zehnstündige Arbeitszeit und Bezahlung nach dem Lohn» tarif von 1889. Die Unterhandlungen mit der gesammten Arbcitgeberschaft, welch' letztere sich schließlich gegen die Streikenden wandten, waren resultatlos. Nach der fünften Streikwoche war der Fabrikant geneigt, nachzugeben, da aber zu den sechs Streikbrechern, welche er schon hatte, zwei neue hinzu- kamen, war die Nachgiebigkeit vorbei. Nachdem weitere zwei Wochen gestreikt war, erschien es rathsam, das Angebot des Fabrikanten, die zehnstündige Arbeits» zeit beizubehalten, das Wochenlohnsystem aufzuheben, aber den Tarif von 1889 nicht cinzusühren, anzunehmen. Durch diese Vereinbarung wurde der Streik, in dem die Ausstehenden ein« mustergizlige Haltung bewahrten, beigelegt. An Ausgaben ent- standen ca. 5699 M. Vor Zuzug wird gewarnt! In Moritzberg   bei Hildes- heim sind die Formstecher wegen 7 I5prozentiger Lohnverknrzung in den Ausstand eingetreten. Wenn Zuzug fern gehalten wird, ist der Sieg sicher! Znzng von Formern nach Dülken  , K i e l und G�e e st e- münde ist streng fern zu halten. Tie Tuchmacher der Hildesheimer   Tuchfabrik von Ge- brüder Sundmacher haben wegen 1215 pCt. Lohnreduzirung die Arbeit niedergelegt. Der Streik der Wiener Tapezirergehilfen hat seinen Höhepunkt überschrillen; bis letzte» Sonnabend hatten bereits 67 BetriebZinhaber, darunter die größten, den 9stündigen Arbeitstag bewilligt, 44 davon auch den Minimallohn und 21 die Freigabe des 1. Mai. Bei diesen Firmen sind 399 Ar- beiter beschäftigt, welche Montag die Arbeit aufgenommen haben. Es bleiben nun noch über 299 im Streik, welche voraussichtlich durch jene vermehrt werden, welche bisder vergebens auf ein gütliches Uebereinkominen mit ihren Meistern gewartet haben. Doch kann mit ziemlicher Bestimmtheit erwartet werden, daß auch jene Gewerbsinhaber, die bisher sich noch nicht zu Zu- gcständniffen herbeigelassen haben, baldigst solche machen werden, da die Kundschaften dränge», die ja in ihrer Bequemlichkeit nicht gestört sein wollen, so daß der Streik mit der hauptsächlichsten Errungenschaft des neunstündigen Arbeitstages ein rasches Ende nehmen wird. Zuzug ist natürlich noch immer streng fern zu hallen. Ter Streik der Bndapester Tischler dauert fort. Die fünfte Woche währt bereits der Kampf, 1399 Arbeiter führen ihn noch. Die andere» arbeiten entweder in der Provinz oder bei Meistern, welche die Forderungen der Gehilsen berücksichtigt dabei,. Unterstützung der Ausständigen ist nolhwendig, damit ein Ausharren derselben möglich sei. Der Streik der Arbeiter in der Budapest   er W a s f e n f a b r i k ist nach IV-tägiger Dauer bereits wieder beendet; sämmtliche Arbeiter wurden wieder eingestellt. Ter Kohlenarbeiterstreik in Port Said   dauert fort. Es steht zu befürchteu, daß die Schifffahrt dadurch, wenn nicht ganz unterbrochen, so doch sehr stark geschädigt werden dürfte. Nichts desto weniger hat die Suez-KanabGesellschaft die Forqerungen der Arbeiterenergisch abgeschlagen", wie es bezeichnender Weise im Herold-Telegramm heißt. Pepepften. (Wolff'S Telegravben-Bureau.) Breslau  » 19. September. DerSchlesifchen Zeitung" zu- folge hat in den Steinkohlengruben von Rothenbach, Kreis Landeshut  , in der Näde von Waldenburg, gestern ein Ausstand begonnen, welcher heute 999 Mann umfaßtl (Tcpeschen-Bnrean Herolv.) Breslau  , 19. September, lieber die Konferenz in der An- gelegenheit der Handweber, welcke am 12. d. M. in Reichenbach i. Schief, stattfand, wird demBresl. General-Anz." von unter- richteler Seite mitgetheilt, daß der Handelsminister Freiherr von Berlepsch bisher in bestimmter Weise für die Er- richtnng einer Webeschule in dem schlesifchen Handweberei-Distrikt sich ausgesprochen hat. Er bezeichnete dieselbe geradezu als eine Nothivendigkeit, so daß an der Errichtung nicht z» zweifeln ist. Zweiselhajt ist lediglich, ob die Webeschnle nach Reichenbach ge» legt wird, da bisher über die Kostensrage eine Einigung mit dem dortigen städtischen Kollegium nicht erzielt werde» konnte. Sollte eine solche überhaupt nicht möglich sein, so wird die Handwebe« Schule an einem anderen Orte errichtet werden. Rom  , 19. September. Vom Vatikan   ist an alle Bischöfe Italiens   der Befehl ergangen, in ihren Sprengeln die Gründung katholischer Bauernvereine mit allen Mitteln und Kräften zu fördern, um dadurch eine spätere Wablaklion vorzubereiten. NeM-Bork, 19. Sept. Die Regierung beschioß, die in der Mac Kanley-Vill stipulirte» Tarifzölle auf Wollgewebc und Kleider bis zum Januar nächsten Jahres zu Kraft bestehen zu lassen. Hierzu eine Beilage» Verantwortlicher Redakteur: Hugo Pötzsch in Berlin  . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin   SW., Beuthstraße 2.