Nr. 87 37.Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Prozeß Erzberger- Helfferich.
( Schluß aus der Abendausgabe.)
Aus Erzbergers Speisekammer.
Dienstag, 17. Februar 1920
worteten, das sei unmöglich da ein Mälzer ein solches Amt nicht trauensleute. Stein anderer Verband hat sich so rapide entwickelt. befleiden könne. Angele hatte sich schon vorher als wenig zu Wenn der Vorstand nicht so sehr mit Arbeit überlastet wäre, hätte verlässig erwiesen und seiner eigenen Mälzerei mehr Gerste er die Mitgliederzahl auf mehr als eine Million bringen können. zugeteilt, als er durfte. Borj: Barum haben Sie die Ihnen Die Unternehmer verfügen über wohlgerüstete Organisationen. betannien Verfehlungen des Angele dem Herrn Erzberger nicht um ihrem Ansturm gewachsen zu sein, muß der Landarbeitervergleich mitgeteilt? 3euge: Es schiebie fein Verfahren gegen band entsprechend ausgebaut werden. Man spricht von den hohen Angele, wir hatten auch keine Beweise. Herr Erzberger fchrieb darauf wieder an uns, er müsse es sich vorbehalten, die Löhnen der Landarbeiter und behauptet jogar, sie seien auf das Angelegenheit im Reichstag zur Sprache zu bringen. Wir erwider- fechsfache gestiegen. Demgegenüber ist darauf hinzuweisen, daß dach Feststellungen der Unternehmer die Jahreslöhne der Landten, daß wir troballedem von unserer Haltung nicht abgehen könn- arbeiter vor den Kriege 700-900 Wt. betrugen und jetzt auf 2500 ten. Die Antwort des Herrn Erzberger auf diesen Brief lautetc. bis 2700. gestiegen sind. Von einer ungeheuren Lohnsteigerung die Reichsgerstenstelle folie es hierzu nicht kommen lassen. Erfant alio feine Rede sein. In der ersten Zeit nach der Revolution berger wandte sich dann an das Reichsernährungsamt, Baben die Unternehmer nicht daran gedacht, mit den Arbeitern und der Dezerneni, Herr Oppen, wandte sich an uns. Es fand eine Fühlung zu nehmen. Die Arbeiter waren es, die damals durch die Besprechung statt, in deren Verlauf Herr Cppen mörtlich sagte: Herrn Erzberger find schon größere Opfer gebracht worden. Es ist Bauern und Bandarbeiterräte das Bolt vor dem Berhungern schützboch gleichgültig, ob der Angele nun kommissionär wird oder nicht. ten. Dem Ginfluß des Verbandes ist es zu danken, daß der deutStellen Sie ihn doch ein Es wurde daraufhin der Ausweg gefun- schen Landwirtschaft schwere wirtschaftliche Erschütteden, daß Angele aus seinem Geschäft austrat, Malzhändler wurde rungen erspart blieben. Der Redner verwies auf die in und als solcher Kommissionär der Reichsgerstenstelle werden konnte. letzter Zeit zutage getretenen Treibereien der Agrarier gegen die Borj.: Das war, auf gut Deutsch gesagt, doch gewerkschaftlich tätigen Landarbeiter. In Mecklenburg herrscht dank dem Eingreifen der Regierung Ruhe. Anders ist es in PomGelben auf die Nase jetzt, so werden wir uns das nicht gefallen Wenn man unsere Mitglieder maßregelt und uns die laffen. Das ist die Grenze, über die kein Gewerkschaftler hinausgehen kann. Ich richte die Mahnung an die Regierung, den Treiben der Junker in Pommern und wo es sich noch zeigt, entgegenzutreten.
eine Schiebung!
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mern.
Der Vorsitzende verlieft hierauf zahlreiche Schreiben, die aus dem Briefwechsel zwischen Erzberger, Angele und der Reichsgetreidestelle stammen. In einem Brief erwähnt Angele, daß er ein Kist chen an Frau G. abgesandt habe und hoffe, daß ihr der C. Inhalt gut munden würde.( Allgemeine Heiterfeit, die der Vorsitzende rügt.)- Oberstaatsanwalt Krause zu Erzberger : Exzellenz, war es Ihnen bekannt, daß Angele wegen Untreue von der Reichsgerstengesellschaft entlassen war? Erzberger: Mir war das genaue Gegenteil bekannt daß die Firma sich nichts hat zuschulden kommen lassen. Oberstaatsan- walt: Sie waren doch aber über alles informiert, was sich in der Bevölkerung Ihres Wahlfreifes zutrug. Erzberger: Ich bin bis zum Herbst 1917 nicht in meinem Wahlkreise gewesen. Die Leute famen zu mir nach Berlin , haben mir aber nie das geringite über Angele mitgeteilt. Der Vorsitzende lieft darauf Die württembergischen Atten vor, aus denen hervorgeht, daß das Verfahren gegen Angele noch nicht zum Abschluß gekommen ist. Die Anklageschrift ist vom 10. Ottober 1918. Erzberger weist geuge: Jawohl, aber es mar der einzige Ausweg. Es tam also darauf hin, daß in der Eingabe des Schultheißenamtes vom 23. Juli der Vergleich zustande. Angele hat dann Marlz an seinen Bruder 1916 davon nichts betannt war. Auf Antrag des Rechtsane verschoben. Herr Erzberger ist noch in zwei weiteren walts Dr. Friedländer wird dann noch der Strafregisterauszug des Fällen für Angele eingetreten, und zwar zur Erlangung Angele verlesen. Der Vorsitzende verlieft darauf den Strafeiner Kontingentierung von Gerite zu Dealztaffee und von Hafer befeht, den Frau Grzberger am 25. März 1918 über 200 M. er für Hafer- Nährpräparate. Herr Erzberger verhandelte persönlich halten habe, weil sie von außerhalb Lebensmittel bezog und mit der Futtermittelstelle, die sich erst auf einen ablehnenden Wir sind bis zum äußersten bereit, an der Sicherung der Voltsdiese bei ihrer Brottommission nicht angemeldet habe. Standpunkt stellte, später aber bewilligte. Im September 1917 ernährung mitzuarbeiten, wurde ein Verfahren gegen Angele vom Amtsgericht Ravensburg aber wir wollen vor den Uebergriffen der Unternehmer geschütt wegen Malzschiebung anhängig gemacht. Durch die Reichsgersten werden. Wenn von der Vertretung der Landwirtschaft die Rede Vors.: Ich habe hier die Bricfe des Herrn Angele an Frau stelle wurde ein Verfahren gegen alle Beteiligten einge ist, dann gehören auch die Zandarbeiter dazu. Viele Unternehmer Erzberger . Ungele teilt darin mit, daß er Butter, Gier, leitet. Von der Person des Herrn Erzberger sah man jebsch ab. machen die Treibereien der Junter nicht mit. An diesen verstänSchinten, Käse, alles in bester Qualität und frisch abgeschickt( Bewegung im Zuhörerraum) Geheimrat Hagedorn: Ich habe. Am 10, Februar schreibt Angele an Frau Erzberger , daß er habe seinerzeit ein Verfahren gegen mich und die meisten Mitgliedigen Teil des Unternehmertums müffen wir uns wenden. Dann dem Paket 10 Pfund Buder à 30 Pfennig und eine der der Reichsgerstenstelle beantragt, weil uns vorgeworfen burde, werden wir, wie ich hoffe, zu einer Vereinbarung kommen und mit Gans für 20 Mart beigelegt habe. Diese Preise kann man daß wir von Angele beftochen worden seien. dem anderen Teil fertig werden. Die Behauptung der Gegner, Der Vorsißende vernicht ohne Summer lesen.( Bachen im Zuhörerraum.) Vors. lieft hierauf den Gerichtsbeschlug auf inleitung eines wir seien ein sozialdemokratischer Verband, lehne ich ab. Wir Ich verbitte mir jede Gefühlsäußerung. Es werden Briefe ver- Verfahrens gegen den Abg. Erzberger wegen Ver- stehen auf sozialistischem Boden, aber in unserem Verband hat lesen, in denen Frau Erzberger Herrn Angele für zugestellte elegung der bensmittel dantt. Helfferich: Wie steht es mit den Beziehun- schließung des Reichstages. Rationierungsvorschriften, vorbehaltlich der Gut- ieber ohne Unterschied der politischen Richtung Play, wenn er Es ist uns ge Zeuge Hagedorn betont dann, unsere wirtschaftlichen Bestrebungen anerkennt. gen Angeles zu den Schultheißen? Erzberger : Die Bauera daß das Verhalten Erzbergers für ihn die stärkste Zumutung belungen, die politischen Streitigkeiten aus dem Verband auszuverkauften damals die Gerste ohne Erlaubnis. Der Schultheiß ist deutet habe, die ihm je pajnert jei. schalten. Wir sind keine politische Organisation. Aber im Bund doch auch nur Bauer gewesen, und er hat wahrscheinlich um die erlassenen Verfügungen sich nicht viel gefümmert. Nach einer Bause wird der Zeuge Angele vernommen. der Landwirte spielt die Politik eine große Rolle. Der Bund will Selfferi: Er gibt an: Die Lebensmittelsendungen seien nicht etwa auf Ver- nicht nur die Forderungen der Bandarbeiter unterdrücken, sondern Iſt den Herren in der Reichsgerstenstelle nicht bekannt gewejen, einbarung zwischen dem Abgeordneten Erzberger und ihm erfolgt, er führt den Kampf zugunsten der Reaktion, die wieder aufkommen daß gegen Herrn Angele etwas vorlag? Erzberger: Das ist sondern er babe beim ersten Besuch in der Wohnung des Abg. Erz- will. Im Ministerium des Innern hat man nicht beachtet, was mir nicht bekannt gewesen. Helfferic: it Ihnen nicht be- berger dessen Gattin allein getroffen, die ihn um in Pommern vorgeht. Da hätte eingegriffen werden müssen.( 3ukannt gewesen, Herr Erzberger , daß Angele als Malzfabrikant Zusendung von Lebensmitteln bat. Im übrigen gibt der Zeuge ſtimmung.) Durch die Landarbeiterstreits im vorigen Jahre find nicht Stommissionär einer Reichsstelle sein durfte? Erzber nur noch an, daß Erzberger ihm empfohlen habe, nicht aus seiner lange nicht so viele Arbeitstage verloren gegangen wie durch die ger: Ich wußte nur, daß auch Ausnahmen gestattet waren. Firma auszutreten, um Kommissionär der Reichsgerstenstelle zu von den Unternehmern vorgenommenen Maßregelungen. Hätte Selfferid: Angele ist aus seiner Mälzerei pro forma aus verden . Gleich ihm hätten auch andere Mälzer Stommissionär man damals einen Teil der führenden Personen in Schutzhaft gegeschieden, blieb aber an ihr finanzbeteiligt, um bei der Reichsstellungen bekleidet. nommen, dann wären die anderen zur Einsicht gekommen. Wenn stelle als Sontmissionär tätig sein zu können. Bußten Sie Kurz vor der Mittagspause foll nun der Fall Wolf ver- schon mit dem Belagerungszustand regiert wird, dann muß er auch von dieser Schiebung? Erzberger: Ich erinnere handelt werden. Geheimrat bv. Gordon: Im Falle Wolff bitte angewandt werden gegen die Leute, die mit Hilfe von Baltikummich, daß Angele eines Tages mir sagte, er sei aus der Firma aus- ich aus Gründen der Staatssicherheit die Oeffentlichkeit auszu- truppen die Arbeiter unterdrücken wollen. geschieden und habe ein eigenes Geichäft aufgemacht. Borf: schließen. Selfferich: Mir ist nicht bekannt, daß ich etwas In der Arbeitsgemeinschaft sehen wir dic Erzellenz, haben Sie vielleicht Angele den Rat gegeben, es fo au borbringen werde, was die Staatsfcherheit gefährden könnte, und machen? Erzberger: Nein. Rechtsanwalt Isberg: somit bitte ich, die Oeffentlichkeit nicht auszuschließen. fonfequente Fortjesung der Tarifpofitif. Grze Die Reichsgerstenstelle hatte Herrn Erzberger am 30. September berger: Sollte im Fall Wolff auch die Frage der rumänt Unfere Wufgabe ist es, unsere Mitglieder so zu schulen, daß fie mitgeteilt, daß Angele a Is Malgfabritant nicht kom- schen Wirtschaftsabtommen erörtert werden, so muß wenn die Sozialisierung der Landwirtschaft fomnit, die wir ermissionär der Reichsgerstenstelle werden fann. Es ich als Reichsfinanzminister dringend Sen Antrag stellen, die streben, ihrer Aufgabe in der sozialisierten Wirtschaft gewachsen mußte Ihnen doch auffallen, Herr Erzberger , daß hier eine Deffentliciteit auszuschließen, unt die Interessen des Reiches nicht fib. Nicht mit Straftausbrüden, sondern mit planmäßiger, ziel Interessen follifion torlag? Erzberger: Durchaus zu gefährden. Das Gericht zieht sich daraufhin zur Beratung bewußter Arbeit wollen wir unsere Aufgabe erfüllen. nicht. Die Verfügung jab ja ausdrücklich Ausnahmen vor. zurüd und beschließt Ausschluß der Oeffentlichkeit. Unfere Rechtsantvalt Alsberg: Exzellenz, haben Sie die ReichsgeritenStellung zu den anderen Organisationen ist die: Wir verlangen Der Fall Wolff" tourde unter Ausschluß der Oeffentlichkeit von dem christlichen Verband, daß er in der Agitation offen auftelle gezwungen, Angele als Stommissionär anzustellen? Grz in einer anderthalbstündigen Verhandlung erledigt. Um 2% Uhr tritt, damit die Bandarbeiter nicht glauben, es handle sich um unerger: Ich habe doch auch meinen eigenen Kopf. Die Entschei- eröffnete Landgerichtsdirektor Baumbach die Sihung wieder und feren Verband. Wo die Christlichen eine nennenswerte Zahl von bung einer Kriegsgesellschaft ist für mich nicht unfehlbar. Vorbertündete, daß heute der Fall Wolff in der Oeffentlichkeit ver- Mitgliedern haben, können sie an Tarifverhandlungen teilnehmen. fibender: Erzellenz haben doch aber einen handelt werden würde. Wir haben das gemeinsame Interesse, eine geschlossene Front gegen Das Unternehmertum zu bilden.( Beifall.)
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Drud auf die Reichsgerstenstelle ausgeübt? Erzberger : Nein, ich schrieb der Reichsgerstenstelle, daß ich die Angelegenheit eventuell im Reichstag zur Sprache bringen müßte.
Es wird hierzu der Zeuge Geheimrat Hagedorn, der frühere Vorsitzende der Reichsgerstenstelle, vernommen: Am 29. August lief ein Schreiben des Abg. Erzberger ein, in dem er uns ersuchte, den Angele als Kommissionär einzustellen. Wir ant
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Jan Krebsereuter.
Seine Taten, Fahrten und Meinungen. Aufgezeichner von Hans Müller- Schlösser.
,, Ah, da bist du also. der Krebjereuter!" lagte der große Mann und klopfte Jan auf die Schulter.„ Höre, mein Sohn, und merke dir fürs Reben: Der Krebs ist ein schlechtes Reittier, denn er geht rüdwärts. Zum Reiten nimm dir ein Pferd, und wenn es auch schließlich bloß ein Steckenpferd ist." Darauf ging er, drehte sich noch einmal um und winkte Jan
lachend 311.
,, Wer war dat, Jan?" fragte Bitter.
Dat war der Zimmermann," antwortete Jan und warf sich stolz in die Brust,„ den kenn' ich!"
Sä, du bist der Krebjereuter!" rief Zünnes und sprang um Fan herum,„ der Krebsereuter, Krebsereuter, hä!" Jan wurde rot vor Zorn.
" Du gehst heut' abend nit mit, Zünnes, du nit!" ... Hä, Krebsereuter, Krebsereutet!"
Einige andere Schulfameraden tamen noch herbei, und als jie hörten, um was es sich handelte, drängten sie sich um Jan und stimmten mit ein:
Arebferenter! Strebjereuter!"
Jan geriet in But. Er padte Tünnes, warf ihn zur Erde und stopfte ihm Schnee in den Mund. Tinnes wehrte sich brüllend und trat um sich, fam aber dabei mit seinen genagelten Schuhen dem Schienbein Pitters so heftig zu nabe, daß er vor Schmerz aufschrie, sich auch auf Zinnes stürzte und ihm die stehrseite verbläute,
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Verbandstag der Landarbeiter.
Der Verbandsvorsißende Georg Schmidt erstattete den Geschäftsbericht. Als der Krieg ausbrach, hatte der Verband 22 500 Mitglieder, im November 1919 zählte er 624 935 Mitglieder, und var 441 531 männliche und 183 404 weibliche. Der Verband hat 38 Gauleitungen, 7790 Ortsgruppen und 280 angestellte Streisver
Huberti hatte vor Kälte ganz blaue und so steife Finger, daß er die Galericbilletts, die ihm zum Durchreißen gereicht wurden, faum noch fajjen konnte. In seinem Eifer merfte er gar nicht, daß ihm die schäbige Pelzmüze, von der Kanehls Jüpp behauptete, daß er sie mit auf die Welt gebracht hätte, geruticht war. durch die haftigen Stopfbewegungen bis auf die Augenbrauen
Borstellung sein, denn das Gedränge war vorüber, und nur Es mußte jezt nur noch einige Minuten vor Anfang der noch einzeln famen verspätete Galeriebesucher angerannt.
Belzmüge nach hinten schieben, da kam Jan Strebjereuter mit Huberti reckte sich und pustete, und gerade wollte er die nichtssagender Miene heran.
"
' n Abend, Herr Huberti!"
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Der Kassierer Woldt gab einen Ueberblick über die Kassenverhältnisse.
Redakteur a aß führte aus, daß Beschwerden gegen bie grundfäßliche Haltung des Verbandsorgans nicht eingegangen sind. Das Blatt werde wie bisher den Klassenkampfstandpunkt vertreten. Es wird auch Stellung genommen gegen die Kommunisten, wo sie darauf ausgehen, die Organisation zu zerstören. Wenn die Stomeinem letzten, wilden Stuck flog fie in weitem Bogen auf den Schnee. In seiner But ließ er fie liegen, schnappte seinen Stock und humpelte die Treppe hinauf.
Oben in der Tür blieb er stehen und überflog mit vor Wut flackernden Bliden die fleine Galerie.
Wer ist hier zulett raufgekommen?" rief er. Alle drehten sich um, aber niemand gab ihm Antwort. Huberti humpelte an den Bänken vorbei.
Bitter und Tünnes jaßen, wenn auch mit bis in den Hals klopfenden Herzen, unbefangen auf den Vorhang schauend, unter den anderen Zuschauern.
Jan aber hatte sich unter eine Bank verkrochen und war gedeckt von dem weiten, plissierten Kleiderroc einer dicken Frau.
Da haben sich wieder jo ein paar Salunken raufgefuſcht, war dat, he??"
,, Ah, bist du als wieder da, du Niynuk!? Willst du dich pieder rauffuschen, he?! O nee, Jung, dat gibt nir! So so ein paar Schinderäser, so ein paar Satansknochen!! Wer. schlau wie du ist der Huberti längst!"
" Ich will mich ja gar nit rauffuschen, Herr Huberti.
hab' doch ein gültig Biljet! Da!"
Ich
Und Jan hielt ihm ein altes, zerknittertes Billett hin,
das er vor einiger Zeit gefunden hatte.
eine Nidelbrille von allen Seiten. Huberti nahm es und betrachtete es mißtrauisch durch
Jan hielt sich mäuschenstill unter dem Rod, und die anderen Zuschauer fingen vergnügt an zu lachen.
Wenn ich die Bälge frieg', ich klopf' ihnen die Motten aus dem Habit, den verdammten Rümmels!"
Auf der Bühne schellte es zum Anfang der Vorstellung. Ruhig da oben!" kam es vom Parkett herauf. Huberti humpelte schimpfend und fluchend wieder hinab,
„ Sm, Jung, dat Biljet ist mir aber arg verdächtig! Dat und der Vorhang ging in die Höhe. ist ja ganz verknüdelt!"
Ja, ich hab' es vergessen, borher aufzubügeln." " Wat?" fragte Huberti und schaute ihn über seine Brille binweg böse an.
Ich sag', ich hab' mich per Malöhr drauf gesezt." So? Drauf gesezt?! So, so Das konnten aber die anderen nicht ruhig mit ansehen; Inzwischen hatte sich der Bitter Schelleboom leise hinter zwei fielen dem Bitter in den Arm und zwei riffen den Jan Huberti geschlichen, Zünnes stond einen Schritt von der zurüd, und eins zwei- drei! balgte sich ein Senäuel Jun- Treppe bereit hinaufzustürzen. gens im Schnee herum, Tünnes zu unterst. Sehen konnte Jegt war der rechte Augenblick gekommen. Blitzschnell man ihn nicht mehr, aber um so mehr hörte man sein Gefaßte Bitter die Belzmüge und zog fie suberti über die Nase brüll. bis ans Rinn, und dann stürmten die Drei die Treppe zur Unten am Aufgange zur Galerie stand der Schneider Galerie hinauf, während Suberti in ohnmächtiger Wut mit Suberti, der nebenbei das Amt eines Billetteurs hatte, ein berzweifelten Anstrengungen die Müze wieder in die Höhe wollenes Tuch ein paarmal um den Bals und seine Belzmüße zu zerren fuchte. Er konnte noch nicht einmal um Hilfe rufen, bis über die Ohren. Er stellte sich abwechselnd aufs linke und weil die Müze ja auch den Mund verschloß. aufs rechte Bein, rieb sich die Füße gegen die Baden ind Mittlerweile hatten die Drei reichlich Zeit, noch ein leidfchlug die Arme umeinander. Es war bitterfalt, und der lichbequemes Pläuchen auf der vollgepfropiten Galerie zu fallende Reif gliterte um die Laternen vor dem Theaterein- finden. Huberti gelang es endlich, die Müze absuftreifen; nach
gang
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nebeneinander auf einer Stifte am Rheimverft und ließen die Jan Krebjereuter, Zinnes und Pitter Schelleboom saßen Beine herabbaumeln. Jan und Bitter unterhielten sich über ihren legten Theaterbesuch und rezensierten die Aufführung; Zünnes hörte zu, denn er war noch nicht so weit im Sunst. verständnis, um mitreden zu können. Er war borläufig bloß noch beim Kunstgenus. Da er aber fühlte, daß die beiden ihn das als Mangel ansehen würden, wollte er fich auf eine andere Art hervortun und fing an, mit den Füßen gegen die Kiste au trommeln.
"
Enä, dat war nit nett. Du hast doch gesagt, da fäm' Bliz Dat Stück hat mir nit gefallen, an," fagte Bitter. brin vor und Donner. Dat war gelogen! Noch nit mal bengalisch Feuer ist gekommen. Enä, du hast uns angeschmier!!" Co urteilend, tat Bitter nichts anderes, als was wir alle tun, wenn wir über Dinge urteilen, die wir nicht verstehen, die mir aber gerne mögen; unser Urteil ist dann von unseren Wünschen abhängig und wird von ihnen bestimmt. Forti. folgt