Nr. 89 37. Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Prozeß Erzberger- Helfferich.
( Schluß aus der Abendausgabe.)
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Mittwoch, 18. Februar 1920
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Die
Es ist doch schließlich eine eigenartige Erscheinung? Erz,, Maschinenfabrik Richter" berger: Ich komme gleich darauf zu sprechen. Der Angeklagte eingetreten. Hierzu macht Staatssekretär Selfferich folgende greift mich an, daß ich nicht scharf genug gegen das Groß- Ausführungen: Die Fabrik wurde mit einem Kapital von 100 000 fapital vorgegangen wäre, ich, der als Reichsfinanzminister vom Mart ins Leben gerufen und Herr Grzberger zeichnete Großfapital angegriffen wird, weil er das Kapital weg davon allein 40 000 M. Weiter war daran noch beteiligt ein Helfferich( fortfahrend): Wie hat Herr Grzberger damals steuert. Die Transaktionen der Firma Wolff kenne ich nicht. Herr van der Kolf, derselbe Herr, der am 27. November 1918 dem die Regierung angegriffen, sie habe in diesem Punkte sich einer Wenn sie nicht ordnungsgemäß waren, dann wäre es doch die Herrn Nebentläger einen Brief schrieb, in welchem er für den Fall, unglaublichen Pflichtversäumnis schn.dig gemacht. Heute ist der Ab- Pflicht des Angeklagten als gewissenhafter Staats- daß ihm die Einfuhr von Oelen und Fetten aus Holland gestattet geordnete von damals Reichsfinanzminister und seine pflichtgemäße bürger gewesen, dem Finanzministerium davon Mitteilung zu werde, einflußreiche Persönlichkeiten", welche ihm dabei behilflich Fürsorge für die schwindjüchtige Reichstasse läßt so, wie es scheint, machen, damit eine Untersuchung eingeleitet werde. In diesen wären, drei Prozent vom mjaz oder eine jährliche ohne allzu großen Schmerz zu, daß Ausfuhrgewinne in Höhe von Tagen sind erst die Fragebogen für die Steuerveranlagung hinaus- Garantie von 10 000 Mart anbot. Die Firma Richter arHunderten von Millionen der ihm befreundeten Firma Otto Wolff gegangen. Kein Mensch weiß heute Bescheid, wie er beitete für die Eisenbahnverwaltung. In einem Fall trat die zufließen. Der Fall Otto Wolff ist damit noch nicht erschöpft. bersteuert wird. Keine Firma hat irgendeine Stundung bei Fabrik an das Eisenbahnzentralamt mit einer neuen Konstruction Es gibt ein Gesetz über die Wegsteuerung der sogenannten Kriegs- mir beantragt. Es ist geradezu eine ungeheuerliche Verdächtigung, heran, doch wurde diese Konstruktion abgelehnt. Gegen die sonstige gevinne. Man sollte also annehmen, daß auch die Firma Otto daß ich als Reichsfinanzminister der Firma Wolff eine Stundung Gepflogenheit mischte sich jedoch das Eisenbahnministerium in diese Wolff von ihren 100 Millionen Gewinnen, soweit zugesagt haben soll. Ich kann das bier unter meinem Eide aus- Angelegenheit ein und übte auf das Eisenbahnbetriebsamt einen fie bis zum 30. Juni v. J. erzielt worden sind, alles bis auf fagen. Ich werde hier mit einer Leichtfertigkeit verdächtigt, die von Druck aus, so daß die Firma Richter ihren Auftrag erhielt. einen fümmerlichen Rest werde herausrüden müssen. Die Firma einem ehemaligen Vizekanzler geradezu unerhört ist. Gs Gründe für das Eingreifen des Eisenbahnministeriums sind darin Otto Wolff inbestiert ihre Millionen, abgesehen von ihren aus- muß wirklich traurig um seine Sache stehen. zu suchen, daß der Herr Nebenkläger auf das Eisenländischen Gründurgen, im Ankauf von Aftien industrieller Werke Selfferich: Ich weiß mich frei von jeder persönlichen bahnministerium eingewirkt hat. Erzberger: Am in einem Umfang, der in den Kreisen unserer Eisenindustrie ge- eindschaft. Ich kämpfe hier um eine für mich hochstehende Sache. 27. November erhielt ich von van der Koff einen Brief, in dem er radezu Sensation macht. Wenn ich dabei die Grenzen zeitweise überschreite, so tut mir das mir mitteilte, daß er aus Holland Cele und Fette liefern könne. Vors: Wie ist nun Herr Erzberger hieran beteiligt? Icid, ich kann aber nicht auf Ausführungen dazu verzichten, was wie Herr Helfferich von diesem Briefe Kenntnis erhalten hat, weiß Selfferich: Ich nenne nur die Vereinigten Stahls ich hier beweisen will. Ich muß dagegen Verwahrung ein- ich nicht. Solf schrieb mir in diesem Brief, er wolle 3 Broz. vom merle bam ber Buyer, Rheinische stabImerte unb legen, bak ble von mir bier geſchilderten Verhältnisse mit den Ge- umbent ich men, in die Geſchäft zu tun hatten, Phönig. Die Firma richtet sich also gar nicht darauf ein, ihre fellschaftsabenden verglichen werden, die mein Freund, der Ber- als Prämie auszahlen. Ich sagte zu Herrn van der Kolf: Millionengewinne zur Abführung an das Reich flüssig zu treter der hiesigen Hamburg- Amerika- Linie v. Holbendorff, im Wie können Sie denn so etwas tun? Er erwiderte mir, das sei in machen. Ich nehme an, daß dies mit Wissen des Herrn Grz- Naserhof veranstaltet hat und die den Mittelpunkt der Gesellschaft den holländischen Kolonien so üblich. Darauf entgegnete ich wieder: berger geschieht. Bors: Was sollte Herr Erzberger nun dagegen bildeken. Erzberger: Ich möchte feststellen, daß ich während So etwas gibt es bei uns in Deutschland nicht.( Lachen im ZuHelfferich: Ich will nicht behaupten, daß der Reichs meiner Tätigkeit in Weimar niemals der Gast von Strauß ge- hörerraum.) Das verstößt gegen unsere Grundsäße. Sagen Sie finanzminister der Firma Otta Wolff die Sturbung der Kriegs- wesen bin, ich hatte gar keine Zeit dazu. Ich bin einmal in Berlin mur feinem Menschen etwas von diesem Angebot. Trotzdem habe gewinnsteuer auf 20 Jahre bereits zugefaat habe. Aber das glaube von Herrn Wolff eingeladen worden. Wir haben dabei sehr ich Herrn van der Rolf im Bureau weiterbeschäftigt.( Helfferich ich auf Grund meines Einblickes in die Dinge allerdings sagen zu wichtige Sachen besprochen. besonders Valutafragen. An nicht wiederholt mit dem Kopf.) Ob ich ihm später, als er von mir Fönnen: Die Firma disponiert bei ihren großen geschäftlichen Trans - der Grnennung des Herrn Otmar Strauß zum Geheimen wegging, eine Empfehlung an das Reichsamt des attionen so, als ob sie die Stundung des Reichsfinanzministers Strauß Teilhaber der Firma Wolff war, wußte ich auch nicht, das Innern gab weiß ich nicht. Rechtsanwalt Alsberg : Sie bereits in der Tasche hätte. Der demoralisierende und Regierungsrat bin ich vollkommen unbeteiligt. Daß Herr sagten vorhin selbst, daß Sie diesen Brief als forrumpierende Einfluß, den habe ich auch erst in dem Artikel des„ Berliner Tageblatt" gelesen. Ich habe mich um diese privaten Sachen nicht gefümmert und habe auch damit nichts zu tun. Erzberger gibt auf eine Frage Selfferiche nähere Auskunft über den Kaufmann Strauß. heimrat Strauß als Zeuge erflärt auf Befragen des Vorsisenden, er sei Teilbaber eines sehr bedeutenden Geschäftes, das auch schon vor dem Striege groß gewesen sei, sich im Kriege schr ausgedehnt habe und jetzt eines der größten Unternehmen sei. Den Nebenkläger kennt der Zeuge feit November 1918, jeit der Revolution. Auf alle Fragen des Vorsitzenden, ob der Zeuge
tun?
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die Doppelstellung des Herrn Geheimrat Strank, als Mitinhaber der Firma Wolff und als preußischer Beamter, speziell auf unsere Beamtenschaft ausüben muß, tann gar nicht hoch genug veranschlagt werden. Ich meine die Art des amtlichen und privaten Verkehrs, die zwischen den Inhobern der Firma Otto Wolff und Männern, die an der Spize unserer Reichs- und Staatsbehörden stehen, eingeriffen ist. Ich habe neulich schon auf die eigenartige Gast lichte it angespielt, Die von den Herren Wolff und Strauß nicht nur den Kollegen des Herrn Strauß, sondern auch dessen Vorgesetzten bis hinauf zu den Höchsten Spitzen des Staates und des Reiches gewährt wird. Ich hin vielleicht zu altmodisch für diese Zeit, aber auch ein modernes Gemüt kann sich eines gewissen Schauders nicht erwehren, ja die Heppigkeit und Verschwendung, mit der diese Herren ohne jeden Schatten einer möglichen Gegenseitigkeit hohe und höchste Staatsbeamten bedenken, nur als sfandalös empfinden. Vors.: Und inwiefern hat der Herr Reichsfinanzminister damit zu tun? Helfferich: Ich tonn ja auch noch, wenn es gewünscht wird, das Kraft der Tugend" nennen, die Namen dieser neuen Tafelrunde des Königs Artus , an der ja auch Herr Erzberger beteiligt ist. Erzbrerger: Ich möchte hier als Nebenkläger folgende ErHärung abgeben: Jit es dem Angeklagten denn unbekannt, daß während des Krieges die Hamburg- Amerika Linie im Raiserhof andauernd Eisen veranstaltete, an der der Reich 3 tangler, Staatsjefretär Selfferich und viele hohe Beamte und Offiziere teilgenommen haben? Helfferich, erregt dazivijchen rufend: Ich verbitte mir diesen Vergleich, ich habe an diesen Essen, die jeden Sonnabend im Kaiserhof stattfanden, nur ganz felten teilgenommen und bin im übrigen jeder Einladung aus dem Wege gegangen: Erzberger , fortfahrend: Ich möchte auch noch auf die engen Beziehungen hinweisen, die zwischen der Regierung und Männern der Industrie, wie Krupp und Stinnes mit seinen Millionenverdiensten
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bestanden haben, besonders der lettere ist bei Grzellenz elfferich ein- und ausgegangen. Jeder Minister hat die Pflicht, mit wirtschaftlich hervorragenden Leuten in Verbindung zu treten und sich von thnen beraten zu lassen.- Vors., zu Erzberger : Grzellenz, hatten Sie denn nun gar keine Bedenken, daß der Inhaber einer Firma, die folche großen Geschäfte betreibt, auch gleichzeitig Staatsbeamter ist?
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Jan Krebsereuter.
Seine Taten, Fahrten und Meinungen. Aufgezeichner von Hans Müller- Schlösser. Tünnes, hör auf mit dem Trommeln!" fnurrte San; er ärgerte sich, daß Pitter seinen Kunstgeschmack fritisierte. Wat verstehst du vom Thiater!" wandte er sich an Bitter. Wat du denn?" gab der mit verächtlich verzogenem Mund zurück.
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„ Doch mehr wie du! Ich bin doch schon ein paarmal auf ber Bühn' gewesen! Und du sollst doch überhaupt froh sein, dat ich dich mit in't Thiater nehm'!"
Wann nimmst du mich denn noch mal mit, Jan?" fragte Bitter, flein beigebend. ,, Ueberhaupt nit mehr! Tünnes, hör auf mit dem
Trommeln!"
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Jan, ich hab' noch so' ne feine Schmecktsdopp), den sollst du han, wenn ich bloß noch ein ein einzigmal mit in't Thiater darf!"
Er hielt Jan den kleinen hölzernen Kreisel vor die Nase; auf seiner Oberfläche waren bunte Papierschnitzel geklebt, die, wenn der Kreisel tanzte, ein Farbenband ergaben.
Heut' abend spielen sie die Räuber," sagte Jan, während er den Kreisel in der Hand herumdrehte und wohlgefällig betrachtete.
,, Sau!" rief Bitter, wie im Kölsch- Hänneske?" Eja, und da wird auch mit Gewehren geschossen." Mit Gewehren?" wiederholte Tünnes mit ängstlichen
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Augen.
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Hö, Bangezibbel!" Höhnte Bitter..„ Sat fein Kurasch für so' n bißchen Schießen! Jan," wandte er sich aber dann mit bedenklicher Miene an den, Jan, fönnen wir denn auch in't Theater rein? Wir können uns doch nit mehr auf die Galerie fuschen. D'r Suberti fennt uns doch jetzt!" gefunden!"
treten.
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in geschäftlichen Beziehungen zu Erzberger
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eine Bestechung
aufgefaßt und ihn dem Herrn Kolk zurückgegeben haben. Ich muß aber leider feststellen, daß Sie am nächsten Tage diesen von Ihnen als Bestechung aufgefaßten Brief befürwortend an den Ministerialdirektor Müller im Reichsamt des Innern weitergegeben haben. Grzberger: Ich kann mich auf das Schreiben an den Herrn Geheimrat Müller gar nicht mehr besinnen. Dürfte ich die Briefe einmal sehen? Rechtsanwalt Alsberg überreicht dem Minister darauf zwei Photographien der Originale. Erzberger: Wahrscheinlich habe ich den Brief von van der Kolf gar nichtge= Tefen. Vors: Das ist wohl nicht gut möglich, Exzellenz, Sie gestanden habe oder ob er durch ihn Informationen oder sonst gesagten doch eben, daß Sie den Seifenfabriken helfen wollten, also Erzberger: schäftliche Vorteile gehabt habe, antwortet der Zeuge mit Nein. mußten Sie den Inhalt des Briefes doch kennen. Er habe nicht die Regierung um seinen Eintritt in das Staats- Aber, wenn ich den Brief an Geheimrai Müller, weitergab, war doch Rechtsanwalt Alsberg : In kommissariat ersucht, sondern die Regierung sei an ihn herange- eine Bestechung ausgeschlossen. Selfferich: Glauben Sie, daß Sie ohne jede persön- dem Brief des Herrn van der Kolk war eine Praxis angewendet, liche Beziehung zu Herrn Erzberger zu Ihrer Stellung gekommen der man unbedingt entgegentreten mußte. Anstatt das zu tun, Grz= sind? Zeuge: Ich kann dazu positiv aussagen, daß der Herr haben Sie diesen Brief befürworbend weitergegeben. Reichsfinanzminister nichts mit meiner Ernennung zu tun hatte. berger: Zu dem Fall Richter habe ich folgendes zu sagen: Die Der Zeuge erklärt dann weiter auf Befragen Helfferichs, daß er Fabrik wurde im August 1918 gegründet. Ich beteiligte mich mit mit der Ausstellung von Bässen nie etwas zu tun gehabt 40 000 m., Herr van der Kolf mit derselben Summe und die Gr habe, daß er auch auf die Ausfuhr feinen Ginfluß gehabt habe und fahrungen Richters berechneten wir mit 20 000 M. Als ich Staatsdaß er auch nie für die Firma Wolff jetzt tätig gewesen sei. Diese sekretär wurde, schied ich aus der Firma aus. Ob ich später mal Berleumbung würde von gewiffer Seite aufgestellt, er müsse sie Richter eine Visitenkarte an irgend jemand als Empfehlung mitgegeben habe, weiß ich natürlich nicht mehr. Am 3. November auf das entschiedenste zurückweisen. 1918 trat ich meine Anteile an Richter ab und ließ mir einen Schuldschein über 15000 Mar geben. Ob ich die jemcle Rechtsanwalt Alsberg : Als bekommen werde, weiß ich nicht. ich Ew. Erzellenz am 4. Verhandlungstag fragte, ob Sie noch ais Minister an der Richterschen Fabrik beteiligt waren, haben Sie das als unzutreffend bezeichnet. Jezt hören wir das GegenAls nächster Zeuge wird
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der Holländer van der Kolk
Als nächster Zeuge wird hierauf Herr Wolff, Mitinhaber der Firma Otto Wolff- Köln , vernommen. Er bestreitet jede finanzielle Beziehung, welcher Art sie auch immer sei, zum Reichsfinanzminister Erzberger . Seine Ernennung zum Reich sto missar für das befebte Gebiet jei erfolgt. Gr habe jedoch sein Amt nicht angetreten. Zum Fall Strauß wird dann noch als Zeuge Geheimrat v. Berger, der Staatskommissar für die öffentliche Sicherheit , vernommen. Auf die Fragen des Vorsitzenden, ob Minister Erzberger auf die Amtsernennung des Geheimrats Strauß einen Einfluß gehabt habe oder ob eine finanzielle| vernommen. Vors: Hat Grzberger Ihnen vielleicht Vorwürfe Beziehung Erzbergers zu Strauß bestanden habe, beantwortet der gemacht wegen der 3 Proz.? 3euge: Ich wollte Herrn ErzZeuge mit Nein. berger nicht etwa bestechen. Ich dachte, die 3 Prog. wären im Interesse des Reich e s.( Allgemeine Heiterkeit im Zuhörer. raum.) Helfferich verliest darauf den Brief van der Kat an Erzberger und bemerkt dazu, ein Zweifel über die Tragweite sich ächzend hoch, indem er mit den Fußspizen, die er in die morsche Wand einhafte, nachhalf und zwängte sich hindurch. Das ging alles schneller, als man es niederschreiben kann, aber doch nicht schnell genug, um auch noch für Jan Zeit zu lassen, durch das Fensterchen zu entschlüpfen.
Mit kurzen Bernehmungen des Geheimrats v. Berger wird auch der Fall Wolff wenigstens vorläufig abgeschlossen. Es wird munmehr in die Erörterung des Falles
Jan spähte vorsichtig nach allen Seiten, und als eine Wolfe sich vor den Mond schob, zwängte er sich durch das Fensterchen und ließ sich in den Keller hinab. Die beiden machten es ihm ermutigt nach. Sie fanden sich in einem fleinen Kellerraume, wo es stocksinster war.
Jan," flüsterte Tünnes mit bebender Stimme ,,, wo sind wir hier?"
Ruhig!" zischte Jan und tastete sich an den feuchten Wänden entlang, um die nach oben führende Tür zu finden.
Die schweren Schritte und der flackernde Lichtschein kamen immer näher.
Jan fühlte, wie sich ihm das Haar sträubte; aber es blieb ihm sonst keine Rettung: Mit einem Sage sprang er Der Mond trat jetzt wieder hervor und warf einen blauen auf einen Sarg zu, riß den Deckel, hoch, kletterte hinein und Strahl auf die gefälfte Kellerwand und beleuchtete unheimlich ließ den Dedel wieder herunter. zwei schwarz angestrichene Särge, die in der Oper„ Lukrezia Borgia" benutzt wurden.
Hu, Mamma!" schrie Tünnes auf, als er die Särge fah, und auch an fühlte ein Kribbeln im Rücken. Bitter Schelleboom bob zaghaft den Deckel eines Sarges hoch und schaute hinein, ob nicht jemand darin läge. bärde nach der Decke. Jan," flüsterte Tümnes und deutete mit ängstlicher Ge
Jan und Bitter Iouichten. In dem Roume über den Keller ging anscheinend jemand hin und her und eine pathetische Frauenstimme flang herab. Es war die Amalia, die ihre Rolle noch einmal memorierte.
Jan nahm eine Hellebarde, die er in einer Ede gefunden batte, und stich mit dem hölzernen Schaft ein paarmal heftig gegen die Dede.
,, Wenn ich flopf'," befahl er, müßt ihr huhu schreien!" Er falfulierte ganz richtig, daß, wenn sie jemand anders Angst machten, sie ihre eigene dadurch besser ertragen könnten. Und wieder stieß er gegen die Decke.
Huhu!" schallte es dumpf in dem engen Raume wie in einem Grabe, und von oben herab klang ein Aufschrei. Dann war's totenstill. Die Drei mudsten sich nicht.
Jan wollte noch einmal gegen die Decke stoßen, da hörten sie oben eine Tür gehen; ein gelber Lichtschein fiel die Treppe herab. Gleich darauf polterten schwere Schritte herunter und eine bariche Stimme rief:
Boden,
Ohne Sorg, Pitter! Ich hab' einen anderen Eingang ,, Solla, wer ist da im Keller?" Als es dunkelte, führte Jan die beiden durch das Tor" Gott , o Gott!" flüsterte Jan, der Thiatermeister!!" neben dem Theater, wo der Daniel Bempelfort seinen Kohlen- Die Hellebarde entfiel seiner Hand und knallte auf den berkauf hatte. Das Theater grenzte daran mit seinem Hintergebäude. Tünnes schaute fich mit angststieren Augen nach einem Jan Krebsereuter zeigte den beiden ein kleines vergitter- Ausgang um, aber Bitter war schon auf einen Sarg geklettert bes Fenster, das in den Bühnenkeller führte. Einige Eisen- und konnte von da die Gitterstäbe des Kellerfensterchens faijen. stäbe waren aus der Wand gebrochen, wodurch genügend Er z0q fich hoch, im nächsten Augenblid jah man nur noch Plaz zum Durchschlüpfen geschaffen war. fein Hinterviertel, und dann war er draußen. Tünnes, dem die Angit eine nie geahnte Behendigteit gab, sprang auch auf den Sarg, baumelte eine Zeitlang an den Gitterstäben, zog
")= Kreisel.
Im selben Augenblicke wurde die Tür aufgestoßen, und der Theatermeister trat herein, in der einen Hand ein Lattenstück und in der anderen eine Laterne, die einen riesengroßen Schatten ihres Trägers an die Wand warf.
Wer ist hier?" rief der Theatermeister, hob die Laterne und leuchtete in die Eden.
Totenstille.
Der Theatermeister ging auf die Särge zu und leuchtete dahinter. Jan hielt den Atem an, falten Schweiß fühlte er auf der
Stirne.
,, Nir." murmelte der Theatermeister und wollte wieder gehen. Da rutschte er über die am Boden liegende Hellebarde aus und fiel seiner ganzen Länge nach auf den Boden.
Die Paterne verlosch.
Stöhnend und zwischen den Zähnen fluchend, frabbelte er sich auf, tastete sich nach der Türe und ging in den großen
Versenkungskeller, um auch da nachzusuchen.
Jan horchte auf seine Schritte und auf sein Fluchen und nahm sich vor, solange rubig in dem Sarge liegen zu bleiben. bis der Theatermeister wieder die Treppe hinaufgegangen wäre.
Sinn, was wohl wäre, wenn er als Toter in dem Sarge Und wie er so in dem Sarge dalag, kam ihm in den. läge, was dann wohl seine Eltern sagen würden und die anderen, sein Onkel.Quaddelmechel und der Baas und die Frau Schlüter. Die Frou Schlüter fab er wie sie in ihre Schürze bineinweinte und sich hineinschnärzte und, während sie die Schürze zwischen den Fingern rieb, jammerte:
Nee, nee, nee, so' ne Saujung! Ich hab' es ja immer gefaat. der fömmt mal nach Saus und ist dot!" Worauf dann der Baas eine blaue Rauchwolfe von sich blasen, mit dem Pfeifenstiel winken und sagen würde: Der Serr hat's gegeben, der Herr hat's genommen. Der Name des Herrn sei gebenedeit!" ( Forti. folgt.)