Nr. 93. 37. Jahrg.
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24
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Paris , 19. Februar. ( WTB.) Der Washingtoner Bericht- I gänzt wurden, in dem die Zuversicht ausgesprochen wird, daß bei Ein Mitglied unserer Redaktion hatte gestern eine erstatter des„ Echo de Paris" vertritt in seiner gestrigen Meldung der Auslegung der Vertragsbestimmungen betreffend die Durch- Unterredung mit dem neu ernannten Vertreter Sowjetvujden Standpunkt, daß die Ratifizierung des Friebens- marscherlaubnis von fremden Truppen bas Mitbestimmungs- lands in Berlin , Herrn Wigdor Kopp, der bekanntlich bertrages nach dem Brief Lord Greys, nach dem Rücktritt Lan- recht Hollands geachtet werden wird.
fings und dem Ultimatum Wilfons in der Fiumefrage allgemein als unmöglich angesehen werde. Hitchcock habe von Lodge vers langt, man solle im Senat die Besprechung des Vertrages nicht fortfehen, denn es sei unnüz, die weniger wichtigen Artikel zu erörtern, da man sich über die Hauptartikel doch nicht einigen könne. Lodge habe geantwortet, er ziehe es vor, die Aussprache noch einige Tage fortzusehen. Um zu verhindern, daß die Natifizierung des Friedensvertrages zu einem Handelsobjekt in der Adriafrage werde, hat Se nator Brandegee im Senat einen Vorbehalt beantragt, daß die Ratifizierung bindend sei, wenn sie nicht 30 Tage nach der Abstimmung im Senat deponiert werde.
Paris , 19. Februar. Nach einer Washingtoner Meldung des ,, New York Herald " haben die Aerzte Präsident Wilson untersagt, dem für gestern angefagten Ministerrat zu präsidieren. Baris, 19. Februar. Nach einer Washingtoner Depesche hat Sas Mitglied des Repräsentantenhauses Foos einen Antrag eingebracht, der eine Aenderung der amerikanischen Verfassung vorfieht. Danach soll ein Bizepräsident oder ein Mitglied des Kabinetts an die Stelle des Präsidenten treten, wenn dieser verhin dert ist, seinen Pflichten nadzukommen.
beauftragt ist, Verhandlungen mit der deutschen Regierung über den Austausch der biderseitigen Striegsgefange nen zu führen.
Die Verhandlungen haben noch nicht begonnen. Die Zahl der deutschen Kriegsgefangenen, deren Heimlehr aus Rußland nunmehr in die Wege geleitet werden soll, beMannheim, 18. Februar. Die Pfalzzentrale meldet: trägt etwa 30 000 Mann. Es handelt sich dabei durch Trotzdem die französische Regierung in der Auslieferungsweg um deutsche Soldaten aus Den bon Sowjetfra ge fich damit einverstanden erklärt hat, die Aburteilung der rußland neuerdings den gegenrevolutionären Armeen ab fogenannten Kriegsverbrecher vor dem Reichsgericht in Leipzig gerungenen sibirischen Gebieten. Die Striegsgefange vornehmen zu lassen, wurde am 17. Februar der Ingenieur bernen im früheren Machtbereiche der Räteregierung find längst badischen Anilin- Sodafabrik, von Imhoff, wegen angeblicher mit Hilfe der deutschen Soldaten- und Arbeiterräte in MosKriegsverbrechen von französischen Gendarmen verhaftet. Er fau und Petersburg in die Heimat zurückgekehrt, bis auf die. wird jedenfalls ebenso, wie der Schuhmann Burger aus Oggers- welche freiwillig auf russischem Boden geblieben sind und heim, der am 11. Februar ans demselben Grunde von den Franzosen dort eine zweite Heimat und manchmal auch eine zweite Faverhaftet wurde, nach Lille abtransportiert werden. milie gesunden haben. Die Seimkehr der Gefangenen fanu Aus dem gleichen Grunde find vorher schon verhaftet worden Fabrik- jich vorläufig, wie der Verkehr mit Sowjetrußland überarbeiter Boegel( Speyer ), Hilfsschußmann Paul Schneider haupt, solange mit den Litauern und den Polen noch fein ( Ludwigshafen ), Hüttenarbeiter WeIfd)( Wedlingen, Bezirksamt Friedenszustand beschlossen ist, nur auf dem Seeweg St. Ingbert ), Grubenarbeiter Braun( Bebelsheim), Ranfmann über Reval nach Stettin vollziehen. Wilhelm Bender. Damit ist jeder frühere Angehörige der deut schen Armee im befesten Gebiet tros des eingetretenen Friedenszustandes dauernd in Gefahr, wegen sogenannter Kriegsverbrechen vor ein französisches Gericht gestellt zu werden.
Völkerrecht und Reaktion.
Die russischen Gefangenen, deren Freilassung aus den Gefangenenlagern von der deutschen Regierung zugestanden werden soll, erreichen immer noch die ansehnliche Höhe von einer Viertelmillion Mann. Ihnen dürfen noch die russischen Truppen der in Deutschland internierHaag, 19. Februar. Nach einer ausführlichen Befürwortung ten Arinee Bermond Awo aloffs zugerechnet werden, durch den Minister des Aeußeren van Karnebeck hat die Zweite denen die Sowjetregierung Amnestie gewähren will ge Stammer mit 59 gegen 5 Stimmen den Gesezentivurf betreffend Paris , 19. Februar. ( WTB) Nach einer Londoner Meldung gen das freiwillige Versprechen, ohne gegenrevolutionäre den Zutritt Hollands zum Völkerbund angenommen. des Petit Parifien" scheint England jetzt wiederum gewisse Absichten in die Heimat zurückzukehren, Der Minister des Aeußeren erklärte u. a., daß die Zulassung Vorbehalte hinsichtlich der Aufrechterhaltung der türki- Die Frage unseres Kollegen, ob die gegenwärtigen dipleDer Mittelmächte nur eine Frage der Zeit sei und daß der Zutrittschen Herrschaft in Sanftantinopel zu machen. Die matischen Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland ganz im Sinne des Völkerbundes liege. Er erflärie auch, daß der mehr oder weniger bestätigte Nachricht von der Niedermekelung mit der Erledigung der Gefangenenfrage erschöpft sein Wölferbund bestehen könne, selbst ohne Amerika . Ferner wurde von 7000 Armeniern in Cilizien diene als Vorwand, der osmani- dürften, verneint Herr Kopp. Gegenüber dem mit 58 gegen 4 Stimmen ein Antrag Dresselhuys angenom- schen Regierung zu notifigeren, daß solche Ereignisse nicht in Gin Wunsche Sowjetrußlands, mit Deutschland in freundnach men, in dem einige Wünsche betreffend den Völkerbund ausge- flang gebracht werden könnten mit der ferneren Erhaltung der barliche Verhältnisse zu kommen, ist der Gefangenenaustausch brudt werden und die von dem Antragsteller durch einen Sas er- türkischen Regierung in Konstantinopel . von untergeordneter Bedeutung. Rußland wünscht mit Deutschland möglichst schnell zu einem regen wirtschaftlichen Güteraustausch zu kommen; denn das durch die gegenrevolutionäre und fremdländische Blockade wirtschaftlich ungeheuer geichwächte Rußland bedarf dringend deutscher MaDie Erkenntnis, daß das deutsche Volk nach seiner Niederlage chinen, deutscher Sohle, deutscher Medikamente, und in ganz anderer Weise als bisher vom Geist des Völker= rechts durchbrungen werden muß, bricht sich immer mehr Bahn. Organisatoren. Als Gegenwert wird es für Deutsch3 mehr noch deutscher Facharbeiter, Techniker und Die Früchte dieser Erkenntnis sind freilich nicht immer frei von land hocherwünschte Rohstoffe zu bieten haben. Wurmflichen. Ein Musterbeispiel dafür, wie diese Erkenntnis land hocherwünschte Robstoffe zu bieten haben. nicht angewandt werden soll, ist der Plan cines Instituts auf die Vorbereitungen der Entente zur Wiederaufnabine In diesem Zusammenhange wies unser Sollege für Völkerrecht an der Universität Rostock , für den icht des Handels mit Rußland hin, unter anderem darauf, daß private Kreise, die dem modernen Geist der Völkerverständigung besonders die Engländer in aller Welt Rubel ausfaufen, um ablehnend gegenüberstehen, Propaganda machen. Als Beiter dieses nicht mit der hohen eigenen Währung die von Rußland zu Instituts ist der Rostocker Professor Dr. Heinrich Pohl in Aussicht erwartenden Rohstoffe bezahlen zu müſſen. Dazu bemerkte Herr Kopp, daß sich in dieser Be genominen, der denkbar ungeeignetste Mann, ein solches Institut erwartenden Rohstoffe bezahlen zu müssen. Pohl ist seit Jahren als der schärfte Gegner bölfer machen dürfte. Ein Austausch von Waren gegen Geld wäre bölfer- ziehung die Entente leicht eine falsche Rechnung rechtlicher Jbeen, die auf Verständigung hinarbeiten, bekannt. Seine reaktionären Ansichten über Fragen der auf Grund der heutigen Valutaverhältnisse das Törichteste Seine reaktionären Ansichten über Fragen der und Unmöglichste, was Rußland tun fönne. Auch die MeZen- Schiedsgerichtsbarkeit hat Professor Schüding in seinem großen thode, die die Entente Deutschland gegenüber angewen Werke über den Staatenverband der Haager Konferenzen als det habe, könne in Rußland auf feinerlei Erfolg rechnen. „ geradezu ungeheuerlich" bezeichnet. Angesichts der Gefahr, daß Stußland denke nicht daran, sich wie Deutschland an englischen die Bezeichnung des Instituts Kreise, die einem von neuem die Bezeichnung des Instituts Kreise, die einem von neuem Geist 3igaretten totzurauchen, Für lange Zeit fommen für Rugerfllten Bölferrecht freundlich gegenüberstehen, zu Unterstübungen land Gegenstände des persönlichen Bedarjes überhaupt berleiten fann, muß auf die Tatsache hingewiesen werden, daß Professor Pohl nicht die Gewähr dafür bietet, sein Institut in zu können. dem modernen Geiste der Idee des wahren Völkerrechts leiten
Der Redakteur der„ Nepszava " ermordet. Wien , 19. Februar.( Eigener Drahtbericht des„ Borwärts".) Der Chefredakteur des Budapester sozialistischen Organs Repszava", Genoffe Somogyi, ist von der aus Offizieren be. stehenden Brachialgewalt( Weißer Schreden) ermordet worden. Er hatte am Montag in der Redaktion einen Artikel zur Abwehr von Angriffen des Ministerpräsidenten auf die Gewerkschaf ten geschrieben und war dann mit einem jungen Dichter namens Basto fortgegangen. Beide wurden nicht mehr gesehen. Ihre Leichen wurden jest aus der Donau gezogen. Sie weisen mehrere Wunden auf. Die Füße waren zusammengebunden und die Hosentaschen mit Steinen beschwert.
Somogyi war nicht Bolschewit, sondern Rechtssozialist. Die„ Nepszawa" ist das altbekannte und hochangesehene tralorgan der Sozialdemokratischen Partei Ungarns .
Deschanels Botschaft.
in fortschrittlichem Geiste zu leiten.
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nicht in Frage; Transport- und Betriebsmittel sind das einsige, worauf Rußland heute Wert legen darf. Ware ge
gen Ware wird das Prinzip sein, das sich Rußland auch in bezug auf Deutschland zur Pflicht machen muß, und Deutschland hat keinen Grund, dieses Prinzip zu bedauern. Auf einen Einwand hin erklärte Herr Stopp, daß die Entente nach der Ratifizierung des Friedensberirages hier so wenig wie in der Gefangenenfrage ein Recht besize, fich in die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland ein
Bolle Erfüllung des Vertrags. heute in der Kammer und im Senat verlesen wurde, sagt Präsident Baris, 19. Februar. ( WTB) In seiner Botschaft, die Deschane! u. a.: in der Vereinigung aller siegreichen Völker liege die erste Sicherheit für den Frieden und die Grundlage für die Gesellschaft der Nationen, der der Vertrag von Versailles die Helsingfors , 18. februar.( WTB) Die estnische Regie Ausführung gewiffer grundlegenden Bedingungen anvertraut habe. rung hat beschlossen, 15000 Arbeiter zwangsweise Frankreich wolle Erfüllung des Versailler Ver- aur Solzarbeit in den Wäldern verwenden. Diese Maßtrags durch Deutschland . Seine Politit fei Willenstraft, nahme geht von den Engländern aus, die die Holzausfuhr haben umischen. Zattraft und Glaube. Auch im Orient müßten seine Inter - wollen. effen, Rechte und hundertjährigen Traditionen sichergestellt werden. Die Friedensaufgaben seien im Innern nicht weniger schwierig Helsingfors, 18. Februar. Der estnische Oberbefehlshaber. als diejenigen des Strieges: fie verlangten fortgesette Arbeit und General 2 aidoner, hat infolge von Meinungsverschiedenheiten die hierfür bereits eingeleiteten Vorbereitungen bald bielleicht neue Entbehrungen. Jeder müsse nach seinem mit der Regierung wegen des Friedensschlusses seinen Abschied Können Steuern zahlen. Die wirtschaftlichen Aufgaben( Getreide, genommen. Kohle, Transportmittel, Wechselkurs) erforderten ebenfalls zuerst cine Alarlegung, dann regelmäßiges Verfahren, die Zusammenfaffung aller Sträfte. Die soziale Gesetzgebung sei zu Warschau , 19. Februar. Ein Funtentelegramm aus Mo3tau bervollkommnen, die Familie, die Grundlage der Nation, zu vermeldet: Nach Berichten von der Dftfront ist in Bladiwostot, teidigen und die Stonflitte zwischen Stapital und Arbeit zu ver- Nifolit- Ufurist und Blagowescotichenit die Revolution auß hüten, endlich den Arbeitern in Stadt und Land den Weg zu gebrochen. Es hat sich eine provisorische Regierung gebildet, die eigenem Bejiz zu eröffnen. Der Bevölkerung der bejezt gewesenen für ein Bündnis mit Sowjetrußland eintritt. Fast die Gebiete habe die wärmste Fürsorge zu gelten. Der Präsident be- ganze Rüfte des Stillen Ozeans ist in den Händen der Revolugrüßte Elsaß- Lothringen und gedachte der Kolonien, der tionäre. Ihre Hauptkräfte maridhieren auf Chabarowst, den gegen Adoptivkinder Frankreichs . wärtigen Sitz der gegenrevolutionären Regierung.
Revolution am Stillen Ozean.
Auf die Erkundigung nach den Möglichkeiten der Auswanderung deutscher werktätiger Massen in russisches Gebiet gab err Kopp seiner Hoffnung Ausdruck, daß zur Einreise in Rußland sehnlich erwarteter geschulter Sträfte nach wohldurchdachtem Plan führen werden. In erster Linie kommen natürlich Facharbeiter in Frage, auf die in Nußland noch große Massen ungelernter Arbeiter warten, während die auf eigenem Boden wirtschaftenden Bauern Buzug nicht allzu freudig begrüßen würden. Freilich gibr es noch weite unerschlossene Ländereien, vor allem in Sibi rien , die deutscher Siedelung vorbehalten sein können, aber dringender ist die Lösung der industriellen Erfchließung Rußlands durch techmisch geichuite Kräfte.
Unser Redaktionsmitglied fragte Herrn Kopp, wie er sich freundschaftliche Beziehungen zwischen den