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Nr.100.37.Jahrg.

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Sozialdemofrat Berlin  .

Morgen- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Mortsplas, Nr. 15190-15197.

Dienstag, den 24. Februar 1920.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernibrecher: Amt Morisplas, Nr. 117 53-54.

Das Opfer der Bergarbeiter. England sucht Frieden mit Rußland  .

Otto

Die Aburteilung der Kriegsverbrecher".

Amsterdam  , 28. Febr. Der Parifer Korrespondent der Times" berichtet, daß am Freitag von den Vertretern der Alli­ierten in Paris   über die Frage der Kriegsverbrecher" befchloffen tourde, daß England, Frankreich   und Belgien   zunächſt die burteilung von je fünf unstreitigen Ber brechern" von Deutschland   fordern würden. Das gesamte Be­weismaterial werde den deutschen   Gerichten vorgelegt werden, vor denen auch eine große Anzahl Zeugen aus den alliierten Ländern erscheinen sollen. Sollte Deutschland   bei dieser Probe auf feinen ehrlichen Willen" versagen, so würden die Alliierten 3wangs maßnahmen anwenden.

Es ist schnell gefagt: Vier Ueberschichten im Monat!" aber sie verfahren, das ist sehr viel mühseliger. Würden die Eine Anzahl Londoner Morgenblätter bringen Artikel über] soweit es die Transportverhältnisse zulassen, Handel mit Rußland  , zweifellos schwerreichen Besteller und Bezahler der jegt massen- Rußland.  bor   allemt find Maschinenteile, Kleineifen und Stahlgeräte von hait berbreiteten Zeitungsannoncen und Platate, durch die Daily Chronicle" unterstützt das Gefuch des Generals Gongh Schweden eingeführt worden, jedoch ist der russische Markt so aus­Die Bergarbeiterschaft in der öffentlichen Meinung infam herab- an ben Premierminister. Einem Frieden mit Rußland   stimmt das nahmefähig, daß diese kleinen Boften faum eine Nolle spielen. gewürdigt werden soll, auch nur die regelmäßigen Gruben- Blatt zu, wenn folgende Bedingungen vereinbart würden: Sicher schichten leisten müssen, sehr rasch dürften sie die Haltung der heit für verschiedene große Intereffen Englands in Bergarbeiter und ihrer Vertrauensleute verstehen. Wenn die Afien, Waßregeln zur Bezahlung von Ruklands Bergleute sich, wie ihnen in jenen Anzeigen und Plakaten Schulben und angemessene Bereinbarungen über den Handel. nachgesagt wird, gefühllos gegenüber der Not des Volkes Daily Epres" schreibt: Wir haben jetzt die Wahl, weiterhin verhielten, dann folgten sie allerdings dem unrühmlichen Bei- mit dem Stopf gegen eine Mauer zu rennen oder dem gefunden spiel der sich dabei noch national" gebärdenden Kriegs- Menschenverstand zu erlauben, ein Vorurteil zu besiegen. gewinnler, Preistreiber und Schieber. ,, Morning Post" führt ans, daß tros aller Ableugnungen Die Bergleute haben im Kriege das Aeußerste swischen England und der Sowjetregierung über Friedensbedin geleistet, ohne dafür die gebührende Entlohnung und gungen in Kopenhagen   verhandelt werde. Unterhändler feien Versorgung zu finden. Die auf jeben Bergarbeiter durch Litwinoff- Finkelstein einerseits uns die Mission O'Grady anderer­schnittlich entfallende Schichtzahl ging über 830 jährlich hin- feits. Morning Best" fährt fort, die größte Schwierigkeit bei den aus. Alle damaligen Versuche ber Bergarbeiterverbände, die Verhandlungen fei gelöst, da die Bolschewisten das Bersprechen der Entlohnung einigermaßen dem Zeuerungszustand und dem Demobilisierung des Roten ceres gegeben hätten Sträfteverbrauch der Snappen anzupassen, scheiterten an der unter der Bedingung, daß die Entente fich für die Unversehrtheit Weigerung der Unternehiner, sich mit den Arbeiterorgani- der Grenzen Sowjetrußlands verbürge. Dem Bernehmen nach habe fationen in Verhandlungen einzulassen. Die Ausüber der Ritti fich den Berhandlungen angefchloffen, während bic Bergarbeit bedürfen einer fräftigen, fetthaltigen Ernährung. franzöfifche Regierung fich zurüdhalte. Daher wurden durch die über uns verhängte Hunger­blodade die Bergarbeiter besonders hart getroffen. Un fälle und Erkrankungen nahmen nun in erschreckender Beise zu. Es ist notwendig, hierfür einige charakteristische Belege anzuführen, damit man im In- und Auslande erkennt, welche Leidenszeit hierdurch für die deutschen   Bergleute mit dem Kriegsausbruch einsetzte.

Am Schluß des Artikels wendet sich die Morning Bost" gegen lond George, der Frieben schließen wolle mit einem Regierungs. fyftem, das die obere Klasse in Rußland   vernichtet, die untere zu Sklaven gemacht habe und das die Ternichtung des britischen   Reiches anfirebe.

Die Rohstoffe in Sowjetrußland. Die Unfallziffern stiegen nach den Berichten der Deutschen Knappschaftsberufsgenossenschaft von rund, 164 pro 1000 Berg­Der Telegraphen- Union" wird über das Vorhandensein von werksbeschäftigte im Jahre 1914 auf 194 in 1917. Es er- exportfähigen Rohstoffen in Sowjetrußland von dort berichtet: höhte sich gleichzeitig die Zahl der schwer und tödlich Getreide ist in den ländlichen Bezirlen der Wolga  - Gouver Berlegten von 16,19 auf 19,84 pro 1000 Berficherte", die ments, des Kama- Distrikts und auch Sibiriens   wohl vorhanden, Zodesziffer allein von 2,409 auf 3,945! Das gilt für boch werden die Mengen nicht so groß fein, daß fie für den deutschen   Gesamtbergbau. eine Im preußischen Stein- ben Weltmarkt

Labour Leader" zum Friedensvertrag. Die Erfüllung unmöglich.

Das Organ unferer englischen Genossen, der Labour Leader", schreibt in feiner lesten Nummer: Noch früher als man erwartete, fällt der Friedensvertrag mit Deutschland  auseinander. Gleich bei der ersten Veröffentlichung war es sonnentlar, daß die Bestimmungen nicht ausgeführt werden können. Der Oberste Rat fah sich bereits gezwungen, auf die zwei ersten Bedingungen zu verzichten, in denen er bie Auslieferung des Kaisers und die Auslieferung der Striegs­schuldigen verlangte. Eine dritte Bestimmung, die der Kohlen­versorgung Frankreichs  , wird nicht erfüllt, weil die Erfüllung un möglich ist, und auch in diesem Punkte werden die Alliierten die Forderung entiveber aufgeben oder ber­traglich herabsehen müssen. Und in gleicher Weise wird Rolle spielen tönnten. anf man die anderen Bestimmungen entweder fallen lassen oder fohlenbergbau stiegen von 1913 bis einschließlich 1917 die und Flachs find find in mehreren Gouvernements in fehr herabsehen müssen, bis der ganze Vertrag ein reiner tödlichen Unfälle von 2,39 auf 4,08, im Braun- großen Mengen vorhanden und könnten einen Exportartikel egen Papier wird, und die Notwendigkeit eines nenen fohlenbergbau von 2,28 auf 8,01, im Erzbergbau von bilden. Auch Schafwolle ist in Sibirien   und in Turkestan   in und vernünftigen Vertrages anerkannt wird. 1,42 auf 2,88 pro 1000 Beschäftigte. Jm Ruhrfohlen- bedeutenden Mengen unverarbeitet vorhanden. Die Baumwoll. bergbau allein berunglückten von den Untertagsarbeitern ag er find vor allem in Turkestan   sehr bedeutend, trotzdem durch Weitere Schließung von Zigarettenfabriken. töblich 1914: 837( 2,98 pro Tausend), 1917 aber 1207 oder Brand und anderen Schaden große Mengen Baumwolle ber­5,06 pro Tausend! Selbst in den Vorkriegsjahren mit den nichtet worden find. Landwirtschaftliche Neben- Die Ortsgruppe Hessen   und Beffen- Naffau des Arbeitgeberver­größten Massenberunglüdungen hatten wir nicht eine an probutte find in sehr großen Mengen vorhanden. Die Engländer bandes der Zigarettenfabrikanten, der die in Frankfurt   a. M., Wies­nähernd so entieklich hohe bergmännische Todesziffer wie berfuchen, den russischen Handel an sich zu reißen. Es balten fich baden nub Offenbach gelegenen Sigarettenfabriken angehören, hai  während des Krieges. berfchiedene englische   Kaufleute auch schon in Moskau   auf, welche befchloffen, fich mit den Berliner  , Dresdner   und anderen Zigaretten­Das ist nur zu verständlich, wenn man die unbeschreib- auch durch ruffiche Agenten auf dem Lande greifbare Vorräte auf- fabriken folibarisch zu erklären und ihren gesamten Arbeitern und lich schlechte Ernährung unserer Bergarbeiterschaft haptiäch- faufen. Auch sollen Engländer schon verschiedene große Güter mit Angestellten wegen ber hohen Steuern auf Sigaretten zu Ende März lich insolge der Abschneidung ausländischer Lebensmittelzu- Buderfabriken aufgekauft haben. Dänemark   und Schweden   betreiben, zu kündigen. juhren in Betracht zieht. Die Menschen fielen schließlich sozusagen bor ber Arbeit zu­faminen. Die Beobachtung der Betriebsgefahren mußte so Massen durch rückhaltlose Anerkennung ihrer Gleichberechtigung Ob die in Aussicht gestellte Nahrungsverbesserung auch immer mehr nachlassen. Voraussetzung für die Mehrarbeit! eintreten fann, Die Krankheitsberichte des Allgemeinen Stnappschaftsver Daß es trop aller sozialwirtschaftlichen und parteipoli- bas hängt nicht zulett bon unferen eins für das Ruhrfohlenrevier( Sig Bochum) zeigen noch tischen Schwierigkeiten doch gelungen ist, die Bergarbeiter im Landwirten ab! Ich Ich möchte möchte den Landwirten deutlicher als die Unfallziffern die Berelendung der Interesse unserer Kohlenversorgung von der sofortigen Ver- zu bedenken geben, daß zwar auch ihre Arbeit Bergarbeiter. Es dürfte alle, die zu große Ansprüche wirklichung i er Sechsstundenschicht abzuhalten und sie sogar feine Spielerei ift, aber sie haben doch hoch nicht an die Leistungsmöglichkeit unserer Bergarbeiter stellen, zum Verfahren von Notstands Ueberschichten zu entfernt so unter Nahrungsmittelknappheit interessieren, welcher Raubbau an der Bergarbeitergesundheit bewegen, muß jeder ehrliche Volksfreund den Bergarbeitern gelitten wie unsere Berglente nun schon in der Striegszeit getrieben worden ist. Hier die einschlägigen hoch anrechnen. In allen Revieren wird schon seit Monaten fahrelang! Die Bergleute wollen auch der unter großer Hauptangaben: Ueberzeitarbeit geleistet. Ja, die Organisationsleiter konnten Stohlennot leidenden Landwirtschaft das Opfer von Ueber davon infolge feststellen, daß in Einzelfällen, sicherlich nicht ohne Not, schon ein schichten bringen. Wie wäre es, wenn nun die Tuberkulose höchstgefährliches Uebermaß von Rebenschichten( insgesamt 37 bis Landwirte sich aufammentäten und für die über 40 Schichten monatlich!) geleistet wurde, wodurch die Gefahr träftigere Ernährung der Berglente sorgten einer unabsehbaren Strankheitssteigerung entstand und das durch eine Extraabgabe namentlich fetthal­Ziel, die Förderzunahme, vereitelt worden wäre. Demgegenüber tiger Rahrungsmittel!? Das würde unseren Berg­war die Verabredung einer ziffernmäßig und zeitlich begrenz- leuten die erhebenbe Gewißheit geben, daß ihr Wille, die Not Wieviel menschliches Elend enthüllen diefe trockenen Zahlen! ten Ueberschichtenzahl auf alle Fälle vorzuziehen, aber auch des Baterlandes nach Sträften zu beheben, durch die landwirt In alle Welt muß man sie hinausichreien, damit alle Bölter er eine gewisse Bindung nicht zu umgehen. Mit aller Be- schafttreibenden Volksgenossen prattisch unterstützt wird. jai ren, wie entfeßlich der Krieg nicht nur an den Schlachtfronten stimmtheit haben aber sämtliche Arbeiter- und Angestellten- Es tommt aber weiter darauf an, die Vermehrung gegen die Menschheit gewütet hat. Lange Jahre wird fie an vertreter in der Effener Konferenz am 16. d. Mts. erklärt, ber Belegichaften schleunigst zu ermöglichen durch ben Folgen des Stahlbades" zu fränteln haben. Nicht daß sie sich auf eine Schichtzeitregelung, großzügige Wohnungsbauten. Die jest unt weniger als 8558 Ruhrbergleute mußten 1918 in balibi bie einer Biebereinführung der bor   Robem fünftig an unferen Sohlenbergbau gestellten Anforderungen fiert werden, fie fonnten also wegen Sträfteberfall ihren ber 1918 herrschenden Schichtzeit die Wege laffen fich in befriedigendem Maße nur durch starke Betriebs­Beruf nicht mehr ausüben. Von den 1917 augetom öffne, nicht einlaffen würben und um die und Arbeitervermehrung erfüllen. Viel zu lange ist mit dem menen neuen rantbeitsinvaliden ftanden Einstellung der dahin gerichteten pribat Bohnungsbau gezögert worden. Der Deutsche   Berg­2624 erst im Alter von 21 bis 40 Jahren!!! tapitalistischen Agitation erfuchten. Die arbeiterverband hat bereits am 31. Mai 1918 bas Schon so früh waren ihre Sträfte berbraucht, weil der schweren Regierungsvertreter, Reichsfanzler Bauer und Arbeits- Reichswirtschaftsamt in einer besonderen Eingabe dringlich Arbçit feine fräftigende Nahrung entsprach. minister Schlice, stimmten dem bei. Von dieser Basis auf die wachsende Wohnungsnot in den Bergbaubezirken hin

Mitgliederzahl Krankheitsfälle

Todesfälle

1915: 1916: 1917:

286 671

165 706

2280

275

307 508 347 162

183 360

235 036

391 682

2867 4307 5487

352

688 792

1918: 865 300

"

3

neben dem Unternehmertum.

Jit es angesichts solcher Verelendung auch nur im ge aus ist das Abkommen über vier Ueberschichten monatlich für gewiesen. Sie muß nun umfassend, nach großzügigen Plänen ringsten gerechtfertigt, den ausgemergelten Arbeitern auch die Zeit vom 28. Februar bis 14. März abgeschloffen beseitigt werden. Der in der Preußischen Landes. noch vorzuwerfen, sie wollten nicht arbeiten", sie hätten tein worden. Dann wird erneut verhandelt. Vertreter versammlung beratene Gejegentwurf bet tu hr­Solidaritätsgefühl", wie das in den niederträchtigen Zeitungs- des alten Regierungssystems würden dieies Abkommen nicht gebiets- Siebelungsverband soll das Ausführungs­anzeigen und Blafaten geschieht? Jeder muß begreifen, daß erreicht haben, denn es ist auf das Vertrauen der organ sein. Jede Verzögerung der Verabschiedung dieses eine so hart mitgenommene Arbeiterschaft auch viel leichter Arbeiter und Angestellten delegierten zu den Gesezes schiebt auch die zweckmäßige Ansiedlung der nötigen als die ungleich beffer durch den Krieg gekommenen Bolts- ihnen nahestehenden Männern in der heutigen Regierung ge- Belegschaftsvermehrung hinaus und verlängert so unfere teile auf die Lockungen von politischen Birrköpfen hört. Zu gründet. Es ist sodann die Frucht der Erkenntnis, daß wir Kohlennot. Diefes Gesetz hätte aus siedelungspolitischen mal ja von der früheren Regierung nichts getan worden ist uns durch den Versailler Bertrag" in einer 8 wangslage Gründen schon vor Jahren fommen müssen. Heute ist seine für die Hebung bes staatsbürgerlichen Bewußtseins dieser befinden, die uns die Handlungsfreiheit geraubt hat. rasche Berabschiedung eine bringliche Notwendigkeit geworben