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Nc.ios Z7.�ahrgaag
Seilage öes vorwärts
Vkevstag, 24. Jebruar 1920
Prozeß«krzberger-helfferich. (Schluß au? der Mendau�zab«. S�fferich erklärt dann, daß die Vrotoiolle üder die Sitzungen der Waffenstillitandskommch'ston in oer Frage der Auslieferung unserer Hcvdelsschmc falsch geführt wanden seien. So sei ein» mal in den Prorokollen die Anwesenheit zweier Reeder festgestellt, mährend dieselben Reeder am 2. Februar IglO erklärten, daß itc weder der Sitzung beigewohnt hätten, noch mit den Beschlüssen einverstanden seien. Erzberger: Ich bin doch nicht für alle Protokolle verantwortlich zu machen. H el f f e ri ch: Ist bei en Sitzungen der Zenir urnSfraktion niemals in unangenehmer Weise über Ihre Aktienkäufe gesprochen morden? Erzber­ger: Das kann ich nicht sagen. ES ist allerdings einmal eine itlnier'uchung gegen mich eingeleitet worden, deren Vorsitz Exzel- lenz Spahn führte. Es wurde festgestellt, daß ich immer grad- linig gehandelt habe. Helfferich: Waren Sie der festen lleberzeugung. daß Ihr Vertrauen zu den Hapag  -Aktien, das Sie der Leffenblichieit einflößen wollten, auch wirklich gerechtfertigt war? Erzberger  : Ja, bei Börfengefchästen kann man ja nie etwa? Bestimmtes sagen. Helfferich: Sehr richtig! Bei Börsenleuten nennt man so etwas Spekulation. Und wie nennt man eZ bei Mostsiern? Erzberger: Ich werde darauf noch zurückkommen. Helfferich: Sie werden sich hüten! Die sehr zugespitzte Debatte wird durch die Vernehmung deS ReichspostmtnisterS, Johann G i e s b e r t s. beendet, der aus- sagt: Ich befand mich eines Tages während einer Pause i>er Nationalversammlung   in Weimar   in Berlin   und sprach mit Erz- berger über alle möglichen Polstischen Fragen. Wir sprachen na- türlich auch über den Friedensvertrag. Erzberger war der Aufthr, daß die Schwerindustrie gegen den Vertrag sei, und daß«S sehr schwer sein werde, zusammen nstt der Industrie den Neuaufbau vorzunehmen. Er war der Ansicht, man müsse die Industrie stör« kcn, und man müsse, um auch nach außen hin Sicherheit einzu» flößen, Jndustriepapiere kaufen. Ich sagte: Dann mutz man ja setzt Induftrievapiere kauken wie krüher die Kriegsanleihe. Erz- berger erwiderte: Noch viel mehr! Dabei kamen wir au» die Jchissahrtswerte zu kprochen und Erzberger   erzählte mir. daß er einen Teil seines Vermögens in Hapag  -Aktien angelegt habe und mir rate, ebenfalls Hapag   zu tauten. Er erklärte, daß er unoe- "ingt Vertrauen zu den Schiffahrtswerten habe. Das Vertrauen, das man schon vor den: Kriege in die SckiirfahrtSgesellfchaften gc- setzt habe, werde wiederkehren und die Aktien würden sich auch wieder erholen. Man dürfe nur die Flüge-l nicht hängen lassen Oberstaatsanwalt Kraus«: Herr Erzberger   meinte also, die Aktien würden sich bestimmt entwickeln? Zeuge: Nein, so nicht, er meinte eben, man müffe die Reedereien stärken. R.-A. Friedländer: Hasten Sie Herrn Erzberger für kahig, aus seiner amtlichen Kenntnis heraus, Privatvorteile zu ziehen? Zeuge: Nein, ich bin der Meinung, daß er für die Allgemeinheit eingetreten ist. ES gab freilich einmal«ine Zeil, wo wir in der Fraktion Mißtrauen gegen ihn hatten, aber fpärrt: überzeugten wir uns, daß da« nickst richtig war. Gebeimrat v. G o r d o n zu Erzber- zer: Was haben Exzellenz getan, um den Aktienverkauf bekannt- zugeben? Erzberger: Ich habe es jedem Menschen erzählt. Auf der Rückfahrt von Spaa habe ich eS allen im Kupee anwesenden Herren mitgeteilt. Ich habe nie ein Geheimnis dar- aus gemacht. R.-A. Alsberg: Haben Sie Ihren politischen Freunden aber auch mitgeteilt, daß Sie bei der Entfchädi- qung für die Reeder mitzuentscheiden hatten? Er z- o e r g e r: Das wußte doch seder Abgeordnete.   Alsberg  : Sie haben eben selbst gehört, daß Herr GieZbcrtS es nicht wußte. �Bewegung.) Zu sehr lebhaften Zwischenfällen kommt es bei der Vernehmung des imu folgenden Zeugen Oberstleutnant Düsterberg  , deiGfehr bestimmte Erklärungen abgibt. Die Erregung im Zu Hörerraum wurde schließlich so groß, daß der Vorsitzende droht«. Ruhestörer vorfuhren zu lassen, um iie ihrer Bestrafung zuzuführen. Oberstleutnant Düster- b e r g: Erzberger   kam Anfang April nach Spaa, um über die Heimschaffung der Hallerarmee und über die Danziger Frage zu verhandeln. Bei uns Offizieren in Spaa herrschte über die Art und Weise, wie Herr Erzberger bis dahin über das Schicksal Deutschlands  »erhandelt hatte, eine so einmütige Empö- rung, daß wir älteren Offiziere zu unserem Führer, General v. Hammerstein, gingen und erklärten, daß wir, wenn Herr Erz­ berger Danzig   opfern wolle, insgesamt Spaa verlassen würden. Freitaguachmsttag ging der Kurier nach Berlin   von Spaa
politischen Bericht an den Kriegsminister versiegelt bei sich, und Swar hatte der Brief die Aufschrift:,. Persönlich a n b e n Herrn Kriegsmini st er R e i n h a rd t". Dieser JSrief ist erst am Montag, mittags 12 Uhr, obwohl während des Sonntags im Kriegsministerium voller Dienst herrschte, in den Besitz des Herrn Kriegsministers gelangt. Ich stelle folgendes fest: Der Brief hat sich 36 Stunden in Berlin   befunden. Er war in Erz- berge rS Bureau, da? sich aus 36 Personen zusammensetzt, dar- unter. 18 Ausländern, von denen einer unter dem Verdacht der Spionage steht.(Große Bewegung und laute Ausrufe im Zuhörerraum.) Leutnant Zander hat mir sein Ehrenwort ge° geben, daß bei ihm mit dem Brief nichts geschehen ist. Und dem Leutnant Zander glaubeich mehr als Erzberger. (Große Bewegung und Rufe.) ES steht fest, daß Herr Erzberger die Abschrift meines Geheimberichtes 24 Stunden früher in der Hand bcmc, als der Herr KriegSminrster. Herr Erzberger   mußte wissen,' durch welche Nnehrlichkoit dieser Brief zugestellt worden war. Als anständiger Mensch durste er davon keinen Gebrauch machen. Ich glaube, daß der Brief durch die Kurierpost in Erzbergers Bureau gebracht worden ist. Tie Kurierpost wird entweder im Auswärtigen Amt   oder in Erz-
Am
ab und war am Sonnabend in Berlin  . Er trug meinen Militär-
Achtung, Hetriebsratswahlen!» Tas Zcntralwahlbureau der S.-P.-T.-BetriebS- räte befindet fich Lindenstr. 114, v. IV. Jede Aus» tunft ist von dort einzuholen. Das Material und die Formulare für die Wahl werden Anfang dieser Woche dortselbst ausgegeben.
bergers Bureau abgegeben und dort sortiert. In diesem Bureau ist der Brief geöffnet und kopiert worden. Herr Erzberger   befand sich zur Zeit in Weimar.   Erzberger  : Der Brief aus Spaa ist mir nach Weimar   zugesandt worden. Ich war darüber sehr aufgebracht, daß ein Mann, der direkt mein Untergebener war, hinter meine vi Rücken derartige Briefe an den K r i e g S m i ii i st e r schrieb. Ich habe mich, und daß hätte wohl auch jeder andere Minister getan, an Herrn General v. Hammer- stein gewandt, und um Abberufung des damaligen MajorsDüsterberg ersucht. Man schickte mir das Schreiben aus Berlin  , weil man sehr entrüstet darüber war, daß derartige Intrigen hinter meinem Rücken angesponnen wurden. Ober« staatsanwalt: Wer hatte denn diesen Entrüstungsbrief unterschrieben? Erzberger: Das habe ich vergessen.(An- haltende Bewegung und Lachen im Zuhörerraum. Zuruf: Wie immer! Der Borfitzende sieht sich nunmehr»«anlaßt, energisch einzuschreiten.) Im weiteren Verlauf der Verhandlung leugnete Erzberger  , je Kolonialpapiere gekauft zu hüben. Nach der Mittagspause wird mit der Erledigung de? Fall«? BiehhandclSvcrband" begonnen. Helfferich: Der Nebenkläger soll für den Bieh- handelsverband wie auch für ähnliche Verband? als Syndikus tätig geivesen sein Es wurden zum Teil Verträge abgeschlossen, in denen sich.Herr Erzberger   verpflichtete, gegen ein Jahres» gehalt von 12 000 Mark die Interessen der Verbände Paria- meutarisch zu vertreten. Erzberger  : Ich habe mich prinzipiell bereit erklärt, als Syndikus einzutreten, kann mich aber auf weitere Einzelheiten nicht besinnen. Es ist wohl von 12 000 M. gesprochen worden. Ich wurde dann Staatssekretär und damit war die ganze Sache erledigt. Es stellt sich heraus, daß sich Erzberger vor seinem Eintritt als Syndikus für die Verbände verwendet hat. Hierauf wird Herr Samuel Isaac, Geschäftsführer der Viehhaniwlsgesellschaft vernommen, lieber das ausgesetzte Gehalt und über die Betätigung ErzbergerS weiß der Zeuge nichts aus- zusagen. Es wird darauf in die Erörterung des FallesEin- und Ausfuhr" eingetreten. Helfferich: Herr Erzberger hat für den Hamburger Hering- und Südfruchthändler Bertel Ende 1917 oder Anfang 1918 im großen Umfange Er- laubnis für die Ausfuhr von Textilien au? der Schweiz   erwirkt. Aus d« Industrie sind damals die stärksten Beschwerden darüber eingelaufen, daß der legitime Handel diese Erlaubnis nicht erhalten konnte. Zum großen Erstaunen der Industrie wurden Textilien auf den Markt gebracht von Leuten, die gar nichts damit zu tun hatten. Der Händler, welcher Herrn Bertel aus der Schweiz   be- lieferte, hatte von der Schweizer   Regierung keine Ausfuhr» erlaubnis erhalten. Mit den Erzbergerschen Einfuhr»
erlaubniffen wurde in der Schweiz   ein starker Handel oe» trieben und e! sollen mit diesen Geschäften 20 Mir» lionen Mark verdient worden sein. Erzberger: Ich erkläre unter meinem Eid, daß ich nicht als Abgeordneter die Ein» und Ausfuhrbewilligungen«strebt habe, sondern in mein« Eigen- schaft als Leiter de» Propagandabureaus. Ich habe niemals einen finanziellen Vorteil gehabi. Wester erkläre ich, daß ich einen Mann romenS Bertel überhaupt nicht kenne. Als man an mich herantrat, für diesen Herrn eine Einfuhrgenehmigung zu erwirken, hörte ich lediglich von den zuständigen Stellen, daß Bertel schon einmal einen Einfuhrschein erhalten habe. Ich weiß nicht einmal, ob daS ganze Einfuhrobjekt 20 Mill. M. betrug. Ich betone nochmals, daß ich diese Schritte nicht in mein« Eigen- schaft als Abgeordnet« unt«nahm. Rechtsanwalt Alsberg  : Hüben Sie, Exzellenz, als Chef deS Propagandabureaus nicht Leuten, die niemals an Ausfuhrgeschäfte dachten, Versprechungen ge» macW, daß Sie ihnen derartige Erlaubnisscheine besorgen würden? Erzberger: Ich erinnere mich nur dunkel an einen Fall. der nach Rumänien   hinüberspielt. Meinen Sie den? Rechtsanwalt Alsberg  : Jawohl. Erzberger: Aus politischen Gründen kann ick hier darüber nichts aussagen. Helfferich: Hat der Herr Rebenkläger dem Reichskanzleu seinerzeit über die Notwendigkeit der Ein- und Ausfuhrbewilligungen Mstteilnng gemacht? Erzberger  : Darüber kann ich äffent- lich nicht sprechen. Rechtsanwalt Alsberg: Ich ft-age den Herrn Nebenkläger, ob es richtig ist, daß au« der Türkei   Olivenöl durch feine Vermittlung eingeführt worden ist und ob dieses Cd für kirchliche Zwecke vervendet ivorden ist? Erz­ berger  : Das ist richtig. Das Oel wurde für die Zwecke der Kircke dringend benötigt. Rechtsanwalt Alsberg  :Jst es rickstg, daß Sie dem Reichskommissar für Ein, und Ausfuhr er- klärten, daß Sie die Ein- und Ausfuhrscheine für politische Zwecke brauchten? Ist es weiter richtig, daß d« ReichSkommissar sich daraufhin beim Auswärtigen Amt   erkundigte und, als er dart einen gegenteiligen Bescheid erhielt. Ihnen Schwierigkeit'* bei der Gewährung dieser Bescheinigungen mackte? Erzberger  : DaS stimmt nur zum Teil. Selbstverständlich sind mir nicht alle Anträge durchgegangen. Eine Reihe von Ge- suchen wurde bewilligt, andere wurden mir abgeschlagen. Ge- beimrat v. Gordon bittet nockma�Z um Ausschluß der Oeffentlichkeit.   Hierauf soll der Zeuge Stadtrat Kem- per vernommen werden. Geheimrat v. Gordon stellt jedoch noch einmal nachdrücklich den Antrag, die Oeffentlichkeit auszu­schließen. DaS Gericht zieht sich zu einer kurzen Beratung zurück und v«kündet schließlich, daß die Ein- und Ausfuhrgeschäfte unter AuSschluß'der Oeffentlichkeit verhandelt w«.dea sollen. Um 314 Uhr wurde die Verhandlung auf Dienstagmorgeu 91h Uhr vertagt._ Groß-berün v!e Grippe. Wir haben leider wieder die Grippe in Berlin  . Nickt nur hier. sondern in der ganzen Welt zeigt sie ihr widerlickes Haupt. Aber sie tritt bei weitem nicht so gefährlich auf, so schreibt man uns aus ärztlicken Kreisen, wie eS zum Beispiel im Herbst 1918 der Fall war. Trotzdem find die wildesten Gerüchte über die Krankheir im Umlauf. Sämtliche Todesfälle, die heute vorkommen, werden skrupellos auf das Konto der Grippe gefetzt. Zuweilen scheint e«, al» wüßten selbst sonst ganz vernünftige Leute nicht, wie sie genug Todesfälle zusammenkriegen könnten, um die Sache recht sckauerlich Ui macken. Der und der ist gestorben. Berühmte und bekannte Namen schwirren durch die Luft. Namen von Leuten, die sich anderen TagS wohl und munter in der Oeffent­lichkeit zeigen. Es ist wie ein« Art Grippe-Manie, die Berlin   ge- fangen hält. Gewiß ist e« ein- schlimm« und heimtückische Krankheit, vor d« man sich mit allen Maßregeln hüten soll. Aber«S ist kein Anlaß vorhanden, um der Sucht des Tages zu genügen, in Sensation zu macken, wo keine vorhanden ist. Wir haben ohnedies genug davon- Die amtlicke Statistik stellt diesmal nur ein Prozent Todes- fälle an der Grippe im Februar fest. DaS sollte man allen wilden Gerüchten entgegenhalten. Im Beisein von Vertretern de? WohlfahrtSministerimn? und des Polizeipräsidiums fand eine Tagung der Gesundheit«» kommission unter Borsitz de« StadtmedizinalratS Dr. Weber
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Jan Krebsereuter.
eine Taten, Fahrten und Meinungen. Aukgezeickne» von HanS Müller-Schlösser. Jan," iagte er, räusperte sich und spuckte in den Kahlen» b'.ck neben sich.Fmi. gib paß. wat ich jetzt sag'? Lesen. Schreiben, Rechnen kannst du. Tat hat dir dein Lehrer Bachem, so gut wie er es könnt', beigebracht. Ader dat ist nit viel. Damit kömmst du nit durch die Welt. Und darum will ich dir. wo du mit voller Takelasch auf der Reede liegst, um an't Auslaufen zu geben wohin. Jung, dat weiß ich nit. dat mußt du selber wissen will ich dir. sag' ich. noch allerhand Ladung an Deck bringen, die du vielleicht,>venn es nötig ist. gut gebrauchen kannst." Tüdeke blickte Jan, der berzbast ein großes Stück von win« Schnitte Schwarzbrot mit Möhrenkraut abbiß, wobei daS Kraut ihm einen rötlichen Schnauzbart malte, mit weh- leidigen Äugen an, tupfte fich mit der blauweißgestreiften Schürze zwei Tränen von der Backe und sagte, wahrend sie Jan zärtlich auf den Arm klopfte: ..Blech' brav. Jungks! Bleib' brav?" Grades räusperte sich, machte die Backen hohl und kratzte sich über die Bartstoppeln, daß gZ sich anhörte, als führe iemand mit einer harten Bürste über einen leeren hölzernen Topf. Bor   allem, Jung, sag' ich." stchr er fort, ,cku deine Schul» digkeit. dat du mit über Bord geschrniffen wirft! Fest in den Schuhen gchn. Jung, dat man merkt, du bist da! Dann darf auch der Boden ab und zu ein bißchen schwanken, du fällst nit um. Reiß' die Augen auf! Cs ist viel zu sehen in der Welt und mag es gut oder schlecht sein, du mußt für dich dat beste heraussuchen. Und wat für dich dat beste ist, mußt du selber wissen. Ich kann eS dir nit mehr sagen, und dein Mütterke auch nit" ...Ena, Jüngke," bestätigte Trüücke. und eine Träne rollt« chr über die Backe. ..Du bist auf dich ganz allein gestellt. Und wenn der Mensch sein Schicksal auch nit bloß sich allein verdankt und auch nit allein dafür veranttoortlich ist, sorg' dafür, dat du über dat. wat du selber beiträgst, dich am End' kein' Vor- wurf zu machen hast!"
Halt dich nur brav, Jüngke!" Alles Leben nruß widdergelebt worden: wie du eS treibst, lo wird es dir im Alter auch gemacht. Halt' die Augen auf, und wenn du im Schilf sitzt, mußt du Flöten schneiden. Und wenn du immer mit dem Wasser kochst, wat du hast, bleibst du keinem dat Kostgeld schuldig. Streck' dich nach der Deck', dann kriegst du auch kein' kalte Füß'..Halt' dich für dich, Jung, denn die Menschen sind eine große Spitzbuiengesell» schaft: und wer sich mengt unter die Kleien, wird auch ge- fressen von den Säuog! Laß dich aber darum dat bißchen Leben nit verdrießen, denn ist auch nit olles Gold, was blinkt, dann ist auch nit alles Dreck, wat stinkt! Halt' dich für dich, Jung, sag' ick, und wenn dn nix zu sagen weißt, schweig' nett still. Durch Stillschweigen bringt mancheinor fertig, dat man ihn für einen Doktor ästimiert, wo er doch sonst für einen Geck gehalten wiird'. wenn er's Maul anstät'. Du mußt schweigen und wenn dir'S Maul schäumt, dmn man kann nit gegen'ncn Backofen japen. Tu mußt dir miS nir viel machen, vor allem aus Unglück nit. denn wer Unglück lmt. fällt in't GraS und zerbricht die Ras', und wem es beschieden ist, zer- drillst das Bein im Bett. Rtt, Jung, dat ist wat viel für im Kopp zu behalten, ober eins darfst du nit vergessen: dat End' trägt die Last!" Darum. Jüngke," vollendete Trüdeke,bleib brav!* ..So! Damit wären wir klar. Und jetzt kannst du in See stechen. In einem Jahr oder zehn bist du so weit. Dann bist du binnen Hafen, dann kannst du ein Fcderchen in die Lust blasen." Grad«» tat drei mächtige Züge, spuckte in den Koblenbock und trank sein« Taste mit dem kaltgewordenon Kaffee aus. Darauf strich et sich wieder mit dem Handrücke» die Schnauz» haare aus dem Munde und fuhr fort: »Jetzt, Jung, kommt es bloß noch drauf an, wat für'ne KurS du nehmen willst. Ich mein', wat willst du werden? Magst du Bäcker werden? Dann geb' ich dich miteins beim Baas in die Lehr'." Ena, Vatter." Hm, Magst du denn Klempner werden wie der Schlüter?" Auch ein schön Geschäft!" Enä, Vatter." Hm. Wat hältst du dein von der Schneiderei? Kleid« sind so nötig wie Brot!"
Ena. Datier." Zackerzuck«, Henkerschknecht! Wat willst du denn werden?" Schiffer, Vatter?" Grades schaute seinem Sohn in? Gesicht. Schiff«? Hml Wie ich?" Jo. Vatt«. wie Ihr!" Grades nickte und schlug mit d« flachen Hand auf den Tisch. Dann komm'! Setz deine Kapp' auf." Grades stand auf. Jan wischte sich mit dem Handrücken das Kraut vom Munde, nahm feine Kappe und ging hinter seinem Vater her zur Tür hinaus. Sie gingen nach dem Rheinwerft am Zoll-Tore und als sie zurückkamen, war Jan Schiffsjunge auf dem Holzschiff Adelheid" und mußte am nächsten Morgen schon fort den Rhein hinunt« nach Rotterdam  , Als Tünnes am Mittag aus d« Schule kam, stand Jan auf dem Dörpel vor der Haustüre. Er schaute TünneS von oben herab mit hochmütigem Blinzeln an und sagte: Ich bin Schiff«. Tünnesl" Tünnes lachte.. du bist wat! Göstemotrof!"_ Jan überhörte den vom Neid erregten Spott und wieder- holte: Schiffer bin ich auf d«Adelheid". Morgen früh geht es nach Rotterdam  !" Jetzt riß TünneS die Augen auf und fragte: Ist bat wahr, Jan? Richtiger Schiffer? Nach Rotter» dam?" Jan nickt« stob».In einem Jahr od« zehn bin ich so weit. Dann bin ich binnen Hafen. Dann kann ich ein Feder- chen in die Luft blasen." Ein Foberchen in die Luft?" Ich fahr' durch die ganze Welt, nach Afrika  , da fang' ich Affen, und nach Indien  , da bring' ich meinen Eltern Dija» manten mit und in Amerika   kauf' ich für meinen Vatter'ne ganze Sack voll Tubak!" Jan steckte die Hände in die Hofentaschen und spuckte in weitem Bogen auf die Straße. Tünnes schaute mit verschleierten Augen ins Leere und seufzte. Eiorts. folgst)