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fr. 130 37.Jahrgang

Groß- Berlin

Biertimpfel.

Beilage des Vorwärts

Schulgelderhöhungen in Berlin .

Donnerstag, 11. März 1920

Nenes Siedlungsland bei Lichtenberg .

Jm Berliner Rathaus tagte ein Stadtverordneten- Ausschuß zur Bon dem von der Stadt Lichtenberg erworbenen etwa 800 Vorberatung der Magistratsvorlage über die Erhöhung des Schul Morgen großen Rittergut Mahlendorf fommt in diesem geldes an den höheren städtischen Lehranstalten Frühjahr das 770 Barzellen umfassende, nördlich der Ostbahn be Nach eingehender Beratung und Ablehnung mehrerer Anträge wurde legene Gelände zu beiden Seiten der Hönower Chaussee und der beichlossen, für das kommende Schuljahr, alio nur für ein Jahr, Teil füdlich der Ostbahn zwischen der Bahn und der Berliner Tie Die Zeit hat ihren Mann gefunden. Nicht länger mehr dem Plenum folgende Säge vorzuiclagen: 260 Mart für jämts Chauffee in der Größe von 187 Barzellen zur Aufteilung. liche Gymnasien, Realgymnasien uim.; 240 Mart Siedlungsparzelen sind, je nach der Lage, 10-25 Minuten von den brauchen die Anhänger der Monarchie nach ihrem Erwählten für die ghzeen; 120 Mart für die Realschulen und Bahnhöfen Kaulsdorf und Mahlsdorf entfernt und einschließlich des zu suchen, da es der Ameronger doch nicht mehr sein fann mittelschulen. Die Bewilligung von Freistellen foll in 3u angehörigen Staßenlandes annähernd Morgen groß. Zunächst und auch dem Wieringer die nötige Moral nicht eignet. funft in entgegentommendster Weise erfolgen und zwar durch eine lommen für die Bewerbung nur Lichtenberger Einwohner, Biertimpfel aber erstand in Ruhm und Herrlichkeit. Kommission ohne jede Beschränkung der Schülerzabl auf einen in eriter Linie riegsbeschädigte und riegsteilnehmer, in Frage, Kraftstroßend und stimmstart, bewährt im Niederbrüllen bestimmten Prozentsaz der Schüler, bzw. Schülerinnen einer Klasse. denen die Möglichkeit gegeben werden foll, sich auf eigener Scholle pazifistischer Professoren und im Beifallstrampeln für stramm- Eine Erhöhung des Schulgeldes für die Bollanstalten wurde ein eigenes Heim zu schaffen, ohne für den Grund und Boden einen das finanzielle Gleichgewicht in Bucherpreis bezahlen zu müssen. Näbere Bedingungen werden deutsche Hochschullehrer, zudem ein hochgelahrter Mann, als in Erwägung gezogen, um folcher vom Senat bereits akademischen in Anbetracht der Ermäßigung des Soulaeldes für die Real vom 12. bis 16. März wochentäglich von 8-3 Uhr Rathaus, Möllen­jungen schüler von 160 m. auf 120 m. wiederherzustellen. dorfstraße, Zimmer 25 an Lichtenberger Einwohner abgegeben. Jahren zum Richter über Nicolai berufen Stolz und Zierde unseres Volfes. Wer fönnte da noch zweifeln! Und der Himmel selbst weist durch den Namen qui den providentiellen Mann. Gefunden ist er. Ihn und keinen anderen wähle das Volk zum Reichspräsidenten, auf daß er von dieser Staffel die höhere erklimme. Laßt ihn uns preisen und lobiingen ihm, der uns die Vorsehung in trüber Zeit zu unserer Nettung:

täte er's

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Es lebe Biertimpfel der Erste!"

Zweckverband Berlin- Brandenburg .

Die Frage einer engeren Verbindung zwischen Berlin und Brandenburg will man jezt durch einen Zwedverband Berlin­Brandenburg ihrer Erledigung näherführen.

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Ein Stadtverordneten- Ausschuß beichäftigte sich ferner mit ber Jubiläum. Am 18. März begeht der Genosse Heinrich Königs, Beratung der Vorlage über die Wablbezirkseinteilung in Berlin . Stadtrat Loebning vertrat die Vorlage, die unofenbeide 56, fein 25jähriges Geschäftsjubiläum in der Buchdruckerei von verändert angenommen wurde. Die Bemühungen, eine Aende- C. Janiszewski, Elisabethujer 29. Bildungsausichuk. Theater Die Tribüne*. Erften und rung in der Einteilung hinsichtlich der südlichen Friedrichstadt herbei­Die Wandlung", von Ernst Toller , nachmittags auführen, waren vergeblich. Die fübliche Friedrichstadt , d. 5. das zweiten Osterfeiertag gefamte Zeitungsviertel bis zur Krausenstraße mit der Königaräger 3 Uhr. Eintritt à 3,50 M. Die Verlosung der Karten beginnt um 21 Uhr. Festkonzerte! Sonntag, 14. März, nachmittags 3 Uhr, im Straße wird von Berlin- Mitte abgetrennt und zum Wahlbezir! Blühnerfaal. Lügowstr. 76, für Inhaber voter Starten Beitere Musit". Die Hallesches Torviertel geschlagen. Dieser Bezirk umfaßt dann auch Marten müssen unverzüglich eingelön werden. Staatstheater( Schau die Luisenstadt und wird begrenzt vom Schlesischen Tor, Neukölln, spielhaus) Matinee. Sonntag. 14. März, vormittags 11 Ubr, Heine Tempelhofer Feld und dem Westen. Berlin- Mitte umfaßt das Rat- und das junge Deutschland ". Eintritt à 110 M. Nachmittags( siehe Eintrittstarte à 2,50 M. im haus, den Alexanderplaß, Dönhoffplag. das Schloß mit angrenzenden Säulenanschlag) Minna von Barnheim". Bureau des Bildungsausichuffes, Lindenstr. 3 II, of 4, 8immer 10, zu Bezirtsteilen bis zum Dranienburger Tor. baben.( Geöffnet von 9 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags, Donners tag von 9-1 Uhr und 5-8 Uhr nachmittags.)

Die Polizeibeamten protestieren. Jm großen Saale der Brauerei Happoldt in der Hasenheide fand gestern eine von etwa 3000 Be Bei der gestrigen zweiten Lelung des Gefeßentwurfes Groß- amten der Ordnungspolizisten Groß- Berlins besuchte Protestver­Berlin im Ausschuß der Landesversammlung wurde fammlung statt, die sich gegen die von der preußischen Regierung in dem§ 4 die neue Regelung des Verhältnisses zwischen Bergeplante Eingruppierung der Polizeibeamten in die Beamten­Iin und der Provinz Brandenburg eingefügt. Unter Ab- besoldungsreform richtete. In einer Entschließung lehnung aller weitergehenden Anträge wurde auf Antrag Domi- wird gegen die von der preußischen Regierung geplante Herab nicus( Dem.) beschlossen, daß bei der Auseinandersetzung durch drückung und gegen die willkürliche Trennung der Polizeibeamten Vereinbarung zwischen der neuen Stadtgemeinde Berlin und dem gleichen Dienstgrades voneinander protestiert. Die Polizeibeamten Provinzialverbande die Uebertragung einzelner fommunaler Auf- müssen, so heißt es weiter, diese Zurückseßung als eine anscheinend gaben auf eine von beiden Kommunalverbänden zu bildende Körper- aus politischen Gründen(?) zu erwartende Bestrafung ansehen. schaft öffentlichen Rechts, einen 8 medverband Berlin Von der Preußischen Landesversammlung erhoffen die Polizei­Brandenburg, stattfinden kann. Die Rechtsverhältnisse des beamten eine ihrer schwierigen und verantwortlichen Tätigkeit ent­neuen Zwedverbandes sollen durch eine Sagung geregelt werden, sprechende Eingruppierung. die der Genehmigung durch die Regierung bedarf. 3m übrigen foll die ganze Materie einer besonderen gefeglichen Re. gelung vorbehalten werden.

Es wäre interessant zu erfahren, wie weit die Kompetenzen diefes neuen Zwedverbandes geben sollen, ob er lediglich zu dem Zwede vorgesehen wurde, einen Lastenausgleich für die Berlin und der Broving gleichermaßen nügenden Einrichtungen( Chauffeen usw.) zu schaffen, oder ob fich feine rechtlichen Befugnisse auch auf andere Dinge ausdehnen sollen. Nach den Erfahrungen mit dem alten Zwedverband ist man leicht geneigt, hier, vielleicht unbegründet, etwas schwarz zu sehen.

Die Barrikade des Straßenräubers. Eine gefährliche Festnahme lief dank umsichtigen Zugreifens der Beamten ohne Blutvergießen ab. Die Kriminalpolizei batte ausfindig gemacht, daß ein Zahn­techniker Otto Grieb, ein Bursche von 18 Jahren, der wegen eines schweren Raubüberfalls gesucht wurde, sich in einem fleinen Häuschen Kriminalbeamten fanden mun, als sie das Haus aufsuchten, dieses in der Ebersstraße 86 zu Schöneberg berborgen hielt. Die regelrecht verbarritabiert Grieb batte auch für alle Fälle Vorkehrungen getroffen, um, wenn Gefahr im Verzuge, schnell ent­weichen zu tönnen. Eine Browningpistole und reichlich Munition führte er ebenfalls bei sich. Trotzdem gelang die Festnahme ohne Der Ausschuß beschäftigte sich weiter mit der Zusammen- blutigen Auftritt. Die Beamten tauchten plöblich am Fenster auf. fegung des Magistrats Berlin . Der Streit um die Zahl richteten die Waffen auf den Burschen. So sah er keinen Aus­der Magistratsmitglieder und die Berteilung der Site awischen beweg und ergab sich. Grieb wird beschuldigt, am 8. Februar d. J. joldeten und unbefoldeten Mitgliedern wurde erneut ausgefochten. die Stenotypistin Gertrud Schmidt aus Stahnsdorf bei Notames Schließlich wurde ein Antrag heilmann( Soz.) angenommen, erichossen zu haben. Er ist trok seines Beugnens der Tat voll­daß die Zahl der Magistratsmitglieder höchstens 80 be- ständig überführt. tragen darf, daß die Zahl und die Verteilung der befoldeten und unbeioldeten Mitglieder durch Beschluß der Stadtverordneten veriammlung und später durch Gemeindebeichluß festgelegt wird. In der Ortszuteilung wurde eine Aenderung vorgenommen: fo tam Dahlem zu Behlendorf , Friedenau zu Schöneberg und Bank wit- Südende zu Stegliz- Lichterfelde. Die Beschlüsse der ersten Lesung wurden im wesentlichen uns berändert bis zum§ 20 angenommen.

Lebensmittelschwindel aus dem befesten Gebiet. In letter Beit preisen rheinische Lebensmittelverkäufer in Berliner Tages Ein Leser unseres Blattes, der auf zeitungen Lebensmittel an. ein solches Inferat Schmalz und Margarine in Stöln bestellte, er hielt die Antwort, daß aus dem besetzten Gebiet Nachnahmepakete nicht zulässig wären, er folle den Betrag ruhig per Post an wei fung einsenden. Er sandte darauf Anfang Februar an die be treffende Firma den Betrag von 71 M. und wartet bis heute, trot mehrmaliger Mahnung, vergeblich auf die bestellte Ware.

Die Kommunale Pragis bringt unter dem Titel ,, Berlin brei intereffante Auffäße, die als eine fritische Aussprache zur ersten Lesung des Die Kohlenbeputation des Magistrats eröffnet am Freitag, ben Gesezeniwuss über die Bildung einer Stadt Groß- Berlin im Ausschuß 12. b. M. awei weitere 8weigstellen, und zwar in Ber­der Landesversammlung angeleben werben fönnen. Zu Borte tommen lin N., Christianiastraße 110, und Berlin NW., Ottostraße 9. Gleich alle drei bisher bervorgetretenen Richtungen. Gen. Dr. Borchardt ver. fritt den fogenannten Ebarlottenburger Standpunit, Oberbürgermeister zeitig wird die bisherige, während des Winters provisorisch ein­Dominicus den des Bürgerausschusses Groß- Berlin und Genoffe gerichtete Beigstelle im Gebäude der Fichte- Realschule in Moabit , uf den der Regierung. Stephanstr. 2, aufgelöst.

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Jan Krebsereuter.

Seine Taten abrten und Meinungen. Aufgezeichne von Hans Müller- Schlößer.

Ich sag', Jan, dat gefällt mir nit! Morgen wollen wir dadrüber disfurieren!"

Jo, Batter!"

Freiheit wird berunehrt, wenn ihre Jünger über die Sträng' schlagen. Merk' dir dat, Jan!"

Jo, Vatter."

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" Denn du bist über die Sträng' geschlagen!" " Den Matthieu Krüll," fing an nach einiger Beit an gu erzahlen, den haben sie totgefchoffen auf der Barrikad!" Oh, die arme Madam Strüll!" rief Trüdefe und schüttelte traurig den Kopf. Der Matthieu war ihr Einziger, und jegt sigt sie auf ihren alten Tag allein da und hat feinen, der für sie sorgt."

Still weinte fie in die Schürze. Grades nidte und sagte: Wer die Fundamente von einem Haus zerstört, dem fällt das Dach auf den Kopf."

Eine Weile jaßen die drei stumm da. In der Ferne knallten wieder scharfe Schüsse.

,, Hcut' nacht muß manch einer sein Blut lassen für nig, für Hirngespinste!" seufzte Trüdeke.

Es gibt Dinge," entgegnete Grades, die man für das Höchste und Erhabenste oder für nir ansehen kann, je nachdem man fich dazu ftellt.ch wollt', ich hätt' eine Kanne Bier!" seufzte er donn.

an ichielte nach der Steinkanne hinüber, die auf der Tropfbant neben dem Ofen stand, und überlegte, daß er seinen Vater wohl berföhnen fönnte, menn er ihm eine Ranne Bier drüben im Sonnenaufgang" bolte. Und da sein Vater jest in die Schlafkammer gina um sich Tabak für feine Ton­pfeife au holen, stand er rasch auf, griff die Kanne, und als feine Mutter ihn fragte, wohin er wollte, hatte er schon die Zür geöffnet, fagte. daß er noch einmal auf den Hof müßte, und fort war er.

Jan huschte die dunkle Treppe hinunter und schloß die fich flemmende. schwere Haustür mit dem riesigen Schlüssel auf, der an einer Rette neben dem Schloß hing. Nur so weit

zog Jan die Haustür auf, daß er sich durch den Spalt zwän­gen fonnte. Er schaute die Straße hinauf und hinab. Die Bechfackeln auf der Barrikade am Berger Tore waren aus­gebrannt, und die Zitadellstraße lag bis zum Nesselrodeschen Balais im Finstern. Es war tobenstill. Die Turmuhr der Franziskaner Kirche schlug gerade elf.

Jam war in zwei, drei Säßen drüben vor dem Sonnen­aufgang" und flopfte an die Fensterläden, durch die ein spär­liches Lichtchen schimmerte.

Nach einiger Zeit hörte er iemand ans Fenster schleichen und eine flüsternde Stimme fragte: Wer ist da?"

" Ich, der Jan," flüsterte er, ich will Vier han für meinen Vatter." ,, Nee, nee, Jung, ich mach' nit auf. Dat is mir zu ris. kant. Dein Vatter foll Wasser trinken. Dat geht für ein­mal auch." " Sch trommel mit der Kann' solang' auf die Laden, bis Ihr aufmacht!" Um Jesedyrestewille, Jung willst du mich ins Unglüd bringen! Still! Ich ich mach' auf."

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Nach einer Weile öffnete sich freischend die Haustür und San schlüpfte hinein. Als der Wirt ihm das Bier in die Sanne tat fab an, wie das Binnmaß in seiner Hand zitterte. Merki!" rief Jan. die Mutter bezahlt morgen. Darauf setzte er wieder in diei Sprüngen über die Straße. Kaum war er in der Haustür, da fiel von der Barrikade ber ein Schuß. Jan hörte, wie die Kugel hinter ihm vorbeipfiff. Nafch warf er die Tür zu und kroch, zitternd vor Aufregung, die Treppe hinauf.

,, Sier, Batter," sagte er mit noch beklommener Stimme, hier ist Bier für Euch!"

Trüdeke murde blaß wie der Tod vor Schreck. Grades aber nickte ihm zu und erwiderte: Du maast nur au deinem Serrpott beten, San, dat du deine Fähigkeiten und deinen Mut immer zur rechten Zeit bei der Hand bast!"

Darauf nahm er den Krug und goß das aoldaelbe Bier in breitem Strahl in die Gläser, die Trüdefe trotz ihrem Schred aus dem Schrank genommen hatte.

Und jetzt ins Bett! Und morgen früh, Jan, möcht' ich von dir hören, wat für einen urs du für die nächste Bukunft nehmen willst. Long' vor Anfer liegen fannst du hier nit!"

Rache und Bölkerversöhnung in der Schule lautet bas Theme, das der Berband sozialistischer Lehrer und Lehrerinnen Deutschlands und Deutschösterreichs( Ortsgruppe Groß- Berlin) in 20 Volksversammlungen in Berlin und Vororten( Lokale fiche Annoncentell) zum Gegenstand seiner Erörterungen macht.

Der Friedensbund der Kriegsteilnehmer veranstaltet am Sonntag in den Stammerfälen", Teltower Str. 1-4. eine große und gebung. werden über die verschiedensten Fragen sprechen: Billy Meyer, Dito Nuschte( M. d. N.), Kar! Better, Ignaz Wrobel und Untur 8idler. Für Nichtmitglieder find starten zum Preise von 1,-. bei Bote& Bod, A. Wertheim und an der Stasse erhältlich.

Verein heimattrener deutscher Westpreußen , Bezirksgruppe Norden", bält an jedem Freitag nach dem 1. und 15. fedes Monats, 7 Uhr, im Rosenthaler Hof", Rosenthaler Str. 11/12, jeine Bezirksversamm lung ab.

Das Apollo- Theater bringt auch diesmal wieber ein recht reichhaltiges und abwechselndes Programm. Es ist der Direktion gelungen, den berühmten amerikanischen Buppenspieler Seine Darbietungen wurden mit großem Beifall aufgenommen. Herrn Schichtel auf furze Zeit für ein Gastspiel zu gewinnen. Eine Sensation für die deutsche Varietébühne sind die zwei Hindus, Blan!, eine der besten weiblichen Meisterjongleusen, steht hinter eine japanische Illusion mit eigener Bühnenausstattung Mach ihren männlichen Kollegen nicht zurüd. Ferner produzieren sich Miaai in dl mit ihrem Partner als Bahnkraftakrobaten. Die 4 Williams als Cowboys, die beiden Men aros, römische Gladiatoren und die 6 befannten Gunatos als Salonafrobaten. Den Schluß des genußreichen Abends bildet Willy", der stürzende Mann, der es in seiner urfomischen Art versteht, auch den gries­grämigsten Besucher zum Lachen zu bringen.

Vermischte Lotalnachrichten.

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Ge

Briefpostsendungen jeder Art nach Ostsibirien, auch solche an die noch dort befindlichen Gefangenen, werden von den Post anstalten zur Beförderung auf dem Wege über London - Nord­ amerika - Wladivostok angenommen. An Kriegsgefangene sind nur gewöhnliche Briefpoftgegenstände zulässig, an andere Empfänger auch eingeschriebene, aber nur auf Gefahr des Absenders. wöhnliche Briefe nach Finnland fönnen außer über Schweden auch mit den jeden Sonnabend von Lübed nach Abo und Helsingfors abgehenden Schiffen versandt werden. In diesem Falle müssen die Briefe den in die Augen fallenden Vermerk Schiffsbrief über übed" tragen.

Die bisher im Bafetverkehr mit dem Freistaat Danzig be stebende Bescoräntung wonad bie Balete nur auf Gefahr bes Ab fenders angenommen werden, fommt von jest ab wieder in Wegfall. Seit dem 27. Februar 1920 ist die 16jährige Edith Sing. Borndorfer Str. 27 wohnhaft, vermißt. 8weddienliche Mitteilungen bitten die Eltern jedem Bolizeirevier au melden.

Als Jan nachher zum Schlafengehen sich auszog und den Rod über die Stubllehne hängte, sah er, daß die Kugel unten am Rande im Rüden ein Loch gerissen hatte. Ein Augen­zwinfern früher, und sie wäre ihm durchs Rückgrat gegangen.

Mit einem tiefen Seufzer deckte er sich zu und versuchte, eingedenk der Mahnung seines Vaters, darüber nachzudenken, wohin er feinen Rurs richten sollte, aber er kom über den Verfuch nicht hinaus, denn ein paar Minuten später schlief er schon fest.

XI.

Krebsereuters zweite Fahrt in die Welt.

Am anderen Morgen faß Jan fleinlaut und beklommen vor seiner Tasse Feigenkaffee. Ab und zu schaute er ber­stohlen seinen Bater von unten herauf an und wartete mit Herzflopfen auf deffen Frage nach seinem neuen Kurs. Als. feine Mutter seufzend aufstand und nach dem leeren Waffer­eimer griff, sprang er, froh über die Gelegenheit fortzu­fommen, auf, nahm den Eimer ihr aus der Hand und lief hinaus. Er pumpte im Sof rasch den Eimer voll und wollte sich wieder hinaufschleichen, weil er fich scheute, einem Haus­bewohner zu begegnen, da schluffte der alte Kanehl aus dem Hausgang in den Hof. Er war ganz flapprig geworden und ich aus wie eine alte, moriche Solzfigur. Er nidte und mümmelte findisch lächelnd vor sich hin. Jan fah er nicht. Er spülte ein Borzellan- Raffcefännchen an der Pumpe und schluffte in die Küche. Die Tür ließ er hinter sich offen stehen, und Jan sah den Baas auf einem niedrigen Binsen­Stuhl fiben, den Kopf hinten über die Lehne gelegt. Die Beine hatte er weit auseinandergefpreist, um dem bon dem blauleinenen Bendenschürzchen umspannten Bauch Blaz zu machen. Um den Hals hatte er ein nicht mehr ganz fauberes Tuch, dessen gefnotete Bipfel hinter dem Kopfe wie Eielsohren hervorfugten. Der Unterchirurgus und Barbierer Moden­baupt stand neben ihm und schlug Schaum in einem Fleinen Nickelbeden, wobei sein ganzer Körper schütterte, und während er den Baas einseifte, hielt der die lange qualmende Pfeife mit ansgeftredtem Arme.

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Morgen, Baas," sagte der alte Sanebl immo fcheppte fich fochendes Wasser aus dem großen Kessel in das Borzellan­fännchen.,, ich bon Freud ', Baas, Frend' wie noch nie! Dies Nacht hat dat Volf den Vogel abgeschossen,, häi Dat Volf kömmt zur Macht und dat will heißen au seinem Necht." ( Fort. folgt.)