Gewaltregierueg eingesetzt. So kommt eS, daß die Forderung nach dem Rücktritt Noskes heute nicht nur von seinen alten Gegnern erhoben wird, sondern auch von seinen ältesten und besten Freunden. Noskc hat durch seine Leichtgläubigkeit und seinen ungerechtfertigten Optimismus das'bittere Elend mitverschuldet, das über das Reich und die Reichshauptstadt gekommen ist. N o s k e i st n i ch t z u h a l t e n. er wäre es auch nicht, wenn sich die Vertreter der Mehrheitsparteicn in : en Berliner Verhandlungen nicht verpflichtet hätten, für seinen Rücktritt einzutreten. X' Wenn sich dle Partei auf den Boden der Ber - liner Beschlüsse stellt, die im Interesse nicht Berlins . sondern des ganzen Reiches gefaßt sind, kann sie mit gesteigerter Kraft und mit Aussicht auf durchschlagende Erfolge in dic Reichstagswahlen eintreten, die nun späte st ens für den Juni zu erwarten sind. Es wird bei diesen Wahlen wirklich nicht darauf ankommen, die Wahl von einem Dutzend Unabhängiger zu verhindern, sondern vielmehr darauf, eine starke, unbedingt zuverlässige republika- nische Mehrheit sicherzustellen, die den Forderungen der sozia- kistischen Arbeiterschaft Verständnis entgegenbringt. Alle Kraft gegen rechts! Von diesem Programm wird sich die Sozialdemokratie auch dann nicht abbringen lasten dürfen, wenn ihr ihre Arbeit durch kindische Spielereien mit der„Rätediktatur" erschwert werden sollte. Die Arbeiter werden, wenn sie die Geschichte der tollen Märzwoche von 1920 erst kennen werden, sehr rasch begreifen, daß sie niit solchen Spielereien nur die Geschäfte der Kapp-Lüttwitz besorgen. Die Rätediktatur hat die ungeheuere Mehrheit der Bevölkerung, den gesamten Beamten- apparat und das ganze Ausland, von dessen Rohstoff- und Lebensmittellieferung wir abhängig sind, gegen sich. Sie wäre keinen Tag lebensfähig und müßte in kürzester Frist ebenso hilflos enden wie der Versuch der Kappschen Putsch- regierung. Wenn dagegen die Arbeiterschaft- den Sieg, den sie über die militaristisch« Reaktion errungen hat. mit politischem Ge- schick auszunützen versteht, so wird sie über die Trümmer feindlicher Bastionen, die blanken Waffen der Demokratie in der Hand, zu immer höheren Erfolgen emporsteigen können. Sie auf diesem Wege hinaufzuführen, ist jetzt die große geschichtliche Aufgabe der Sozialdemokratischen Partei.. Die Lage im Reich. Die Wellen, die der verbreckeriscbe Streich der Kopp, Lüttwitz und ihrer ktemen Anhängerschaft im Reich geschlagen Hai, sind erst zum Teil im Abebben begriffen. Z-var läßt sich auch heute noch nicht ein völlig zuverlässige« Bild von der Lage entwerfen, da die vorliegenden Berichte ans den verschiedenen Städten teils lücken- Haft,'teils tendenziös entstellt find, immerhin beginnt sich die Situation einigermaßen zu klären um ein, wenn auch noch nicht abschließendes Urteil zu gestatten. Zusammenfaffend sei zunächst bemerkt, daß in Westfalen und ftn nördlichen Teile deS Rheinlandes, dem sogen. Industrie- gebiet, und in Thüringen die Kommunisten die Oberhand haben. Fn Sachsen, Schlesien , Brandenburg, Ostpreußen , Hannover und ganz Süddeutschland hat die Regierung die Gewalt in den Händen. Im cmzelneirjst aus dem Reich folgendes zu belichten: Ruhe in Sachse«. Ist 3 e i p z i g herrscht seit gestern nachmittag vollkommene Ruhe. Von oen Versammlungen, die über den Abbruch des Kamp fes beschließen sollten, erklärten sich gestern IS für Auf- Hebung und 19 für die Fortsetzung deS Kampfes. ES wurde daher beschlossen, den Generalstreik abzubrechen und den Widerstand aufzugeben. Die Arbeit soll am Montag allgemein wieder aufgenommen werden. Post und Bahn haben bereits den Betrieb soweit wie möglich wieder aufgenonimen. Von Seiten der Streikleitung wurde die Arbeuerschaft aufgefordert, sich von den Kampflinien zurückzuziehen. Der Kampf ist einzustellen, dir Waffen zu sammeln und die Arbeit wieder aufzunehmen. Ob- wohl die wichtigsten Punkte im Innern der Stadt noch militärisch besetzt sind, ist der Verlehr in den heutigen Vormittagsstunden be- reitS em ziemlich reger. Große Menschenmengen durchziehen die Straßen, um die Verwüstungen, die durch die Kämpfe entstanden find, in Augenschein zu nehmen! Nach privaten Ermittelungen dürften sich die Opser bei den Kämpfen der letzten Tage auf über 160 Tote und über 260 Verwundete stellen. Der M a- terial schaden ist so beträchtlich, daß er sich zurzeit auch nicht ichätzimgsweise angeben läßt. Säbeldiktatttv in Kottbus. Empörende Zustände schildert ein Bericht, der uns aus Kottbus zugeht. Dort übt ein Major v. Buchrocker un- eingeschränkte SSbeldiktatur aus. Arbeiter der S. P. D. und der U. S. P. D. haben sich zu einer Roten Armee ver- einigt, die den Truppen des Buchrocker gewaltige Schlappen beibrachte. Dieser eriärt, er führe die Befehle v. Lütt Witz' aus; eine Regierung gebe es nicht für ihn. Zu Gefangenen ließe er wehrlose Fronen und Kinder machen, die auf verfaulter Holzwolle untergebracht find und des Morgens»Deutfchland, Deutsibland über alles" fingen müssen. Charakteristisch sind einige Aus- fprüche dieses Herrn:„Mein Vergleich ist di« Mordwaffe, ich last« alles niedrrkartätschen", und anderes mehr, die doknmentarisch belegt sind. Wir erwarten, daß mit diesem Mörder und Hochverräter keine 24 Stunden mehr Federlesens ge« macht wird. Keine Klärung in Mitteldeutschland . Die Lage in Magdeburg ist immer noch ungeklärt. Starke Abteilungen' der berittenen Sicherheitswehr halten den Markt und die ZuaangSstraßen besetzt. Patrouillen durchziehen die Stadt. Der Straße n bahnverk--hr wird von Zeit zu Zeit gewaltsam gestört. Die Fahrgäste werden dabei au« den Wagen gewaltsam herausgeholt. In Merseburg ist die Lage sehr gesvannt, doch ist eS abgesehen von Hallt, wo größere Kämpfe stattfanden, zu Zusammen- stoßen gestem nicht gekonimen. Auch ini Regierungsbezirk Erfurt ist die Lage gespannt, doch haben Zusammenstöße auch in diesem Bezftk nicht stattgrftmden. Programm der KSnigSberger Genossen. Aus Königsberg wird gemeldet: Die.Königsberger VollSzeitung" verbreitet einen Aufruf der s o z i a l d-? m o kr a t i s ch e n Partei in Königsberg , wonach die Auftech terhaltimg der Ruhe und Ordnung nur dann möglich erscheint, wenn die nachfolgenden Forderungen restlos erfüllt werden: Enthebung des Generalleutnants von E st o r f f und seines Stabes, des Oberpräfidenten SB innig, des Oberpräsidialrates von Hassel, des Landeshauptmann» von B r ü n e ck. des Re- oierungspräsidenten von B i aun. sowie sämtlicher Sandrät«, die der Regierung Kaap �efolaschast geleistet haben von ihren Aemtern. Sntlafstmg seit de« 18. März wegen politischen Vergehen» verhaftUri, seit dem IS- Am»«? stj S ch u tzh» ft
Arbeiter! Parteigenossen! Der Generalstreik hat die Staatsstreichregiernng Kapp- Lüttwitz hinweggefegt. Die gewerkschaftlichen Verbände, mit denen nnsere Partei den Kämpf Schulter an Schulter durchgeführt hat, haben sich damit nicht zufrieden gegeben. Sie habe« die Fortsetzung des Generalstreiks beschlossen, bis auch für die Zukunft die notwendigen Sicherungen einer frei- heitliche«, dem Wohle deS arbeitenden Volkes dienende Ent- Wicklung erreicht find. Erst nach günstigem Abschluß der mit den Regierungsparteien geführten Verhandlungen befchloffe« Partei und Gewerkschaften Streikabbruch. Diese Parole muß jetzt restlos befolgt werde«. Mit dem Abbruch des Generalstreiks ist aber unsere Ar- beit noch nicht getan. Sie beginnt erst. Ahr Ziel ist Fe st i- gung der Republik, tinter einer Regierung, die ent- schloffen ist, die Verbrechen der Reaktion bis auf die Wurzel« auszurotten, Fortschritt zum Sozialismus auf dem Bode« der Demokratie. Durch nnsere Partei geht ein energischer Ruck«ach links. Mit Fehlern der Vergangenheit muß rücksichtslos aufgeräumt werden. Aber weder wollen wir in den Wahn- sin» einer bolschewistische« Rätediktatur hineinrenne», noch den Bürgerkrieg gegen alle Volksgenosse» führen, die Uniformen tragen. Genossen! Nicht jeder, der in Uniform steckt, ist ei« Meuterer und Gegeurevolutionär. Lernt unterscheiden! Laßt Euch nicht in ein finnloses Gemetzel, in einen Kampf aller gegen alle hineinhetzen, von denselben Elemen- teu, die gestern selber noch mit den Meuterern gemeinsame Sache machten. Die wollen nur Verwirrung schaffen, damit die von Polizei und Gericht gesuchten Halunken, Kapp-Lüttwitz und Konsorten, desto bequemer entwischen könuey. Die arbeitende Bevölkerung aber müßte die Fortdauer der Unruhe mit dem Hunger- tode bezahlen! Stellt Euch alle in Reih und Glied,«m in Ordnung den Kampf gegen die militaristische Reaktion für Republik , Demo- kratie«nd Sozialismus zum volle» Siege zu führe«. Der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Teutschlands.
befindlichen Personen. Auflösung der bestehenden Einwohner- wehr und Bitdung einer neuen unter einer Führung, die unbe- dingt auf dem Boden der Verfassung steht. Wie der Parteivorstand weiter mitteilt, ist seinen Forderungen insofern bereits entsprochen worden, als Generalleutnant von Estorff seitens der Reichsregierung seine? Posten? enthoben ist. Die preußische StaatSregierung hat auch den Oberpräsidialrat von Hassel seweS Posten» enthoben und weitere Amtsenthebungen ständen bevor. Sonnabendvormittag wurden der Hauptschristleiter der Ost- preußischen Zeitung Eduard Kenkel sowie dessen Srelivertreier Paul Sohr und der stir innere Politik Verantwortliche Professor Rahn in Haft genommen. Wie verlautet, unter dem Verdacht des Hochverrats. Verhandlungen in Pommern . An Stettin wurde Sonntagvormittag zwischen den Militär- und Ziviistellen sowie den Parteiführern verhandelt. Die Mehrheit?- fozialisten haben erklärt, sie wollen ihre Leute zurückziehen. Tat- sächlich wurde die Vulkanwerft von den Arbeitern fteiwillig unter teilweiser Ablieferung der Waffen geräumt. Man hofft, daß eS zu einer Verständigung und damit zu einem Abbruch des General - stmkS kommen wird.— In der Provinz Pommern ist die Lage noch sehr verworren. In Swincmünde verlangen die Arbeiter die Entlassung der verhaiteten drei Mitglieder des Aklionsausschusses. Im Kreise Randow fanden große Plünderungen statt. Man hofft jedoch, daß sich die Provinz beruhigen wird, sowie in Stettin Ruhe eingetreten ist. Generalleutnant von Bernuth ist seines Amte? al« Kam- mandierender deS Wehrkreiskommandos n enthoben worden. Zu seinem Nachfolger wurde General Behren» ernannt. In Mecklenburg herrscht horläufig noch Generalstreik. Die Arbeiter erklären, daß sie die Arbeit wieder aufnehmen werden, wenn Lettow-Vorbeck zurückgetreten ist. Die gesamte Be- Völkerimg steht fest hinter der alten Regierung. Ruhe in Kiel . An Kiel herrscht nach heftigen Kämpfen Ruh«. Von der Ar- beiterschaft ist der Genosse Gustav Garbe zum Zivilgouvcrneur pro- klamiert worden, er übt in Gemeinschaft mit dem Admiral EverS die Herrschaft ans. Die Suftechterhaltung der Ordnung liegt bei den Sicherheitspolizisten und bewaffneten Arbeitern. Die in der Stadt befindlichen Reichswehrtruppen werden in den Kasernen zurück- gehalten, find aber durchaus regierungstreu. Zu irgend- welchen Zusammenstößen größerer Art ist eS nicht gekommen. Die lebenswichtigen Betriebe sind wieder voll im Gange. In den anderen Betrieben wird, wie bei der Eisenbahn, Post und Telegraphenamt, der Betrieb wahrscheinlich mittag wieder aufgenommen werden. In der Provinz herrscht allgemeine Ruhe. Eine Anzahl Truppen, etwa 1500 Mann, bestehend euS Soldaten der Brigade L ö w e n f e l d und Zeilfreiwilligen, hatte sich von den anderen Truppen abgesplittert, war über den Kanal ge- zogen und hatte sich in Suxdorf festgesetzt. Bewaffnete Arbeiter und Truppen ans Sckleßwig sowie aus Eckernförde wurden gegen sie vorgeschickt. Die Truppen werden aber nicht einzugreifen brauchen, da man die Eigenbröiler durch verhandlun gen zur Vernunft gebracht hat. Admiral v. Levetzow und seine Be- gleiter Kapitänleutnant Eltze und Weber wurden in Lütjenburg verhaftet und in das Gefängnis in Kiel eingeliefert. An Hamburg ist die Lage unverändert, die Stadt ist durch- aul ruhig. Die Eisenbahnen verkehren, wenn auch unregelmäßig.— Die Zeitungen dürfen wieder erscheinen. Die Hamburger Sicher» heitswehr sieht zum größten Teil hinter dem Senat, ebenso eine geringe Anzahl der R e i ch s w e h r t r u p p e n. die die Stadt noch nicht verlassen haben. Die Bahvenfelder Freiwilligentruppe ist auf- gekäst. Freiherr v. Wangenheim ist geflüchtet. AuS Breslau wird mitgeteilt: Als Sonnabend nach Schluß einer Versammlung der streikenden Arbeiter, die übrigen» mit 11000 gegen 4000 Stimmen vie Wie- deraufnahm« der Arbeit am Montag beschlossen, die Menge auf die Straße herauskam, wurde au« einem gegenüberliegenden Hause auf sie geschossen und ein Mann tötlich getroffen. Do« Hau» wurde gestürmt: die drei darin befindlichen Mi litärpe rf an en wurden von der wütenden Menge mißhandelt und nach dem Garnisonlazarett überführt. In Bremen herrscht Ruhe. Die Truppen sind zuverlässig und stehen hinter dem Senat. Es wird im großen und ganzen über- oll gearbeitet; nur in einzelnen Betrieben, in welchen schon seit längerer Zeit Differenzen bestanden, wird noch gestreikt. Die Post hat den Leriehr wieder aNfgenommen ebenso die oldenburgische Eisenbahn. Die Sag« in TLddontschland ist al« durchweg günstig zu üe- zeichnen. An«strnbera und Gtnttgant Ruhe; de»- gleichen ist it Münch»« wnsfrajiniim«ngtt—t«.
Tie Kommunisten im Rnhrgeiiet. Die Mitteilungen, die insbesondere in der Zeit vom 18. bis 21. März aus dem Rheinland nnd Westfalen hier einge- laufen sind, lauten durchweg ernst. Die Mehrzahl der Städte'im Ruhrgehiet befindet sich unter der Herrschaft der Kommunisten. Der Einnahme, insbesondere der Industriestädte, sind heftig« Kämpfe, die zum Teil mit Artillerie geführt wurden, vorangegangen. Duisburg , Mülheim und Essen stehen seit Sonn- abend unier der Kommunistenherrichast. Die Zahl der Opfer der Essener Kämpfe wird auf mehrere hundert Tote und Verwundete geschätzt. Da? Elberfelder Industriegebiet befindet fiS gleicbsall» zum größten Teil in den Händen der Kommunisten. Zwar haben stck an einzelnen Orlen die drei sozialistischen Parteien zusammen» aelchlossen, jedoch find auch hier die Kommunisten tonangebend. Elberfeld bietet einen wilden und erregten Eindruck. Die Hamborner Arbeilerschaft hat beschloffen, die Arbeit am Montag in allen Beirieben wieder aufzunehmen. Ein A k- t i o n S a u« s ch u ß, der sich aus den vereinigten drei sozialistischen Gruppen zusammensetzt, sorgt für Aufteckiterhaltung der Ruhe. In Bochum erfolgte eine Tagung der Slibeiierröte der sozia- listischen Parteien, die jedoch zu keinem Ergebnis führte, da inzwischen Meldungen von schweren Kämpfen bei Recklinghausen erfolgten. Al? Forderungen wurden aufgestellt: Einigung der sozialistischen Par-- teien, Bildung einer Einheitsfront der Sozialisten ohne Be- rübrung der eigenen TrcnnungSpunkte, Zahlung der Srreik« schichten und der unter den Waffen stehenden revelulionären Mannschaften durch die Unternehmer bezw. aus öffent- lichcn Mitteln. Es wurde erklärt, daß man an die Ausrichtung einer Diktatur des Proletariats nicht denke. Ml dem Niederschlagen der Gegenrevolution sei noch nicht alle Arbeit getan, es müsse auch der letzte Rest des reaktionären Geistes ausgerottet werden. Zur Leitung der Bewegung soll in Hagen eine Zentrale geschaffen werden, in der alle drei Parteien paritätisch vertreten sein sollen. Wirtschaftliche E x p« r i- m e n t e wie Sozialisierung einzelner Betriebe wolle und dürfe man jetzt nickt vornehmen. Der Ausforderung des Generals v. Watter, die Waffen her« auszugeben, könne man nicht eher folgen, bis die Regierung den Beweis erbracht habe, daß sie wirklich wieder im Besitz der Mackt sei. In Düsseldorf wurde in der Nacht zum Montag die Räterepublik ausgerufen. An Dortmuud find die Vertreter der demokratischen und iozialistischen Parteien au« dem VollzugSrat ausgeschieden. ES herrscht die Diktatur deS Proletariat». Für Montag, den 22. d. M. find Wahlen der revolutinnären Betriebsräte vorgesehen. Der Bergarbeiter streik geht seinem Ende entgegen. Nachdem anck auf den Zechen des Lergreviers Bochum- Süd gestern die Arbeil in vollem Umfange wieder aufgenommen worden ist, kann der Generalstreik im Bochumer Bezirk als vollständig b e« endet angesehen werden. Am Sonnabend fand eine General« tagung sämtlicher Arbeiterräle der sozialdemokratischem Parteien au« dem Industriegebiet in Bochum statt.
Die Neichsregierung in Serlin. Einberufung der Nationalversammlung . Nachdem bereits am Sonnabend ein Teil der Reichs- minister mit de« Reichskanzler in Berlin eingetroffen waren, ist gestern, Sonntag, der übrige Teil de§ Kabinetts und der Reichsprasidrit von Stuttgart zurückgekehrt. Ebenso sind der Präsident und die Bizepräfidenten der Nationalversammlung in Berlin enigetroffen. Präsident Fehrri dach hat folgendes Telegramm an die Mit- glieder der Nationalversammlung gerichtet:„Ich bitte sämtliche Kollegen, bis Montag, den 32. d. Mts., sich in Berlin ei«. zufinden, damit am folgenden Tage die Fraktionen zu Beratungen zusammentreten könne«. Die nächste Plenarsitzung gedenke ich vorläufig auf Mittwoch, de« 3 4. März, nachmittag» einzuberufen. Die preußische Landesversammlung ist ebenfall» auf Mittwoch, den 24. Mörz, nachmittag«, nach Berlin einberufen worden.
HochverratsproZeß gegen üie Putschisten. Die ReickiSregierung hat den Oberreichsanwalt beauftragt, sofort das Verfahren wegen Hochverrats gegen die Rädelsführer und verantwortlichen Teilnehmer deS PutfcheS einzuleiten. Die Polizeibehörden des Reiches sind angewiesen worden, diese Personen sofort fe st zusetzen. Vorläufig sind die Verfolgten ausnahmslos flüchtig. Aus der Reichswehr und aus den A? m t e r n sollen alle Elemente, die in verantwortlicher Stellung sich den Kappisten zur Verfügung gestellt haben oder deren Treue zur Verfassung nicht einwandfrei ist, entfernt werden. Der General von Lettow-Vorbeck ist a-bgesetzt worden, als Oberkommandierender in Lübeck ist an seiner Stelle der General von Weber ernannt worden. Ebenso sind abgesetzt worden: der ostpreußische General von Estorff, � der Kommandierende von Stettin und eine Reihe a n d e- rer Generale.
die tolle Woche. von den politischen Vorgängen, die das Kapp» Lüttwitz- Abenteuer begleiteten, hat das Publikum infolge des Nichterscheinen« der Zeitungen wenig erfahren. Durch unglaubliche Lügenmeldungen. die ihre verzweifelte Lage retten sollten, führte die Kappsche Fünf» tageregierung in der Zeit ihrer Herrschaft obendrein die Oeffent- lichkeit absichtlich in gröbster Weise irre— mit anmutigen Unterstützung des MTB., über dessen Dirnsnrolle den Abenteurern gegenüber noch viel zu sagen sein wird. Die Putschverbrecher, die nach ihrem mühelosen Einmarsch in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend ihr Spiel glänzend ge- Wonnen glaubten, mutzten schon nach wenigen Stunden erkennen, daß ihre Lage unhaltbar war. Widerstände taten sich vor ihnen ans, von denen das beschränkte militaristische Gehirn eine« Lüttwitz überhaupt nicht» geahnt hatte. Ihr erster Fehischlag war, daß die rechtmäßig« Regierung nicht, wie die Schufte der Bevölkerung vorlogen, abdanfte, sondern ihren Sitz nach Dresden verlegte, die Nationalversammlung nach Stuttgart einberief, nnd den Widerstand gegen da« Verbrechen zu organisieren begann. Sodann fand ihr verbrecherische» Unternehmen im Reich bei weitem nicht die Nachahmung, die sie erhofft hatten. Wohl meuter- ten die Garnisonen in Ostpreußen , Schlesien , Pommern und anderen ostelbischen Gebieten, aber fast der gesamte Westen und Süden de» Reiche« sowie Mitteldeutschland »erweigert« den Hochverrätern die Gefvlgfchaft. Ahr Herrschaftsgebiet war von Anfang an ein sehr llvinv». Aber auch kn di«s>m Mbvt» ihre einzig» Stütz« di» bewnssnettMacht. Di»»«voltarung stand fast rMv» g«g«n