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sie. To sie Waffen erlangen konniei trat fie vnd zum großen teil erfolgreich-- der Gewalt mit Gewalt entgegen, wie in Kiel  , KottbuS   und anderwärts. Wo aber die militärisch« Ueberlegen- heit der Meuterer zu groß war wie in Berlin  , da wandte sie die Baffe an. gegen welche die Bajonette machtlos sind, sie trat in den Generalstreik. Mit beispielloser Geschlossenheit und Energie wurde diese Aklion durchgeführt. In verlin blieb der heimtückische Beschluß der Kommunisten, sich abwartend zu verhalten, praktisch wirkungslos. Der Groß-Berliner Generalstreik, hinter dem sämtliche freiheitlich orientierte» Verbände der Beamten, Lngestellten und Arbeiter, die Parteien der Sozialdemokraten, Unabhängigen und Demokraten standen, bedeutete«inen bisher unerreichten Höhepunkt ge» werkschaftlicher Disziplin und Solidarität. Er legte die Meuterer vollkommen lahm. Sie konnten nicht einmal Propaganda für ihr Unternehmen machen, eine große Anzahl von .Verordnungen', die sie erließen, blieb der Bevölkerung einfach unbekannt.« Dazu kam, daß der Widerstand sich bis in die höchsten Spitzen der Verwaltung erstreckte. Auf einen einmütigen B e s ch luß d er Unter st aatssekretäre hin verweigerten die Beamten der Ministerien die Entgegennahme von Befehlen der Putschregierung, ihre Anweisungen blieben unbearbeitet in den Bureau» der Ministerien liegen. Bon den Parteien stellten sich wo» für alle Zeiten festgehalten zu werden verdient- nur die der Rechten. Deutschnationale und Deutsche Volk»« Partei de« Putschverbrechern zur Verfügung. Aber auch ihnen fehlte das Vertrauen. Standen sie auS mit ihrem Herzen bei Kapp und Lüttwitz  , so warnte sie doch die Angst eine Angst, die sich hoffentlich als sehr begründet erweisen wird vor gar zu enger Verbindung mit den Abenteurern. Sie legten ihren Partei- Mitgliedern nahe, bor Uebernahme eines Amtes für die Putsch- regierung ihre Parteimitgliedschaft niederzulegen. Bis auf Herrn Maretzli, dem famosen Bürgermeister von Lichtenberg  , der als einer der Hanpthetzer zum Putsch, hier noch am Sonnabend ftüh festgenagelt wurde, blieben denn auch die bekannteren Parteiführer der Rechten dem brenzlichen Unternehmen fern, namentlich wohl auch d«S- wegen, weil selbst die Verbände derJndustriellen Stellung gegen das Abenteuer nahmen, besten unheilvoll« wirtschaftliche Folgen die Industrie bereits zu spüren bekam. Unter diesen Eindrücken war Kapp denn auch schon achtund« vierzig Stunden nach seinem.Siege' bereit, sein angemaßtes Amt als Reichskanzler niederzulegen. Sein Gehilfe und Preste- chef, der vordem als Betrüger flüchtig gegangene Rechtsanwalt vredereck, hatte sich schon früher verduftet. Aber der Gene- ralSwahnfinn wollte sich noch nicht besiegt geben. Mit der An- Wendung des brutalsten weißen Terrors hoffte die Soldateska dennoch, der Situation Herr za werden. Kapp wurde von seinen Generälen gezwungen, wider Tille» im Amte zu bleiben. Sein Chef der Reichskanzlei, der schon etwa» vertrottelte Herr v. Falkenhausen, wurde ersetzt durch den energischen und brutalen Monarchisten Oberst Bauer, die rechte Hand Ludendorff  ». Die Putschregierung, die eben noch die Sicherung aller Srbeiterrechte hoch und heilig zugesagt hatte, ließ jetzt jede Maske fallen und zeigte mit dem VrschießungSerlaß, der jedem Streikposten den standrechtlichen Tod androhte, ihr wahres Gesicht, die mordgrinsende Fratze des weiße» Terror«. Aber auch dieser letzt» krampfhast« Versuch, die Ent- scheidung der Bajonette herbeizuzwingen und den General- streik im Blute zu ersticken, scheiterte an der mustergültigen Ruhe und Besonnenheit der Bevölkerung. Die Bajonette stießen in die leer« Lust. Kein einziger Streikposten ließ sich durch den Bluterlaß einschüchtern, aber auch der von den Mlitaristen her­beigesehnte Aufstand blieb auS. Und auch ihr letzte« Machtmittel, die bewaffnete Macht, begann zu wanken. Große Teile der Sicherheitspolizei und auch ein- zelne Regimenter der Berliner   ReichSwehrgarnison, die von den Er- eignissen de» IS. einfach überrumpelt und von ihren Offizieren über den Sachverhalt schamlos belogen worden waren, er- wachten unter dem Einfluß einer energisch betriebene» Aufklärung und erklärten den Meuterern, daß fie nicht mehr mitmochten, son- der» nur die rechtmäßige Regierung anzuerkennen gewillt seien. Auf der Reichskanzlei lief ein Telegramm Luden» dar ff« ein, dessen Teilhaberschaft an dem Putsch hierdurch unwiderleglich erwiesen wird, de« Inhalte», daß Reich«- wehr und Sicherheitspolizei nicht zuverläffig seien und er daher die Bewaffnung von Studenten und Ghmnafiaste» empfehle. Und während so in Berlin   das Fundament ihrer Macht wankt«, brachen im Reiche Unruhen über Unruhen all«, im rheinisch. westfälischem Industriegebiet, Teilen von Sachsen   und Thüringen   erhob der volschewiswu» fein Haupt, in einzelnen Gegenden Ostelbien« ginge« die Rittergüter in Flammen auf; so wirkte die Tat der Verbrecher, die angeblich.Ruhe und Ordnung', die vor ihrem Putsch nirgends gestört gewesen war, hotten herstellen wollen l Run gab eS für die Putschregierung nur noch eine Parole: reiten«a« zu retten ist. d. h sich selber, nicht etwa da«.geliebte' Vaterland. De- und wehmütig suchte« die eben noch so stolzen Herren Verhandlungen nach, um ihr«benteuer zu liquidieren. Der Bolschewismus wurde als Schreckgespenst auf- gefahren. Di« Verbrecher, die ein eben noch ruhige« Land in einen gärenden Hexenkessel verwandelt hatte«, erklärten jetzt mit zynischer Seelenruhe, daß fie bereit seien,.Schulter an Schulter' mit der rechtmäßigen Regierung da« Land gegen den BolschewiS- mu» zu schützen. Für sich persönlich verlangten fie noch Amnestie diesen.Patrioten' war ihr erbärmliches Leben weit wichtiger al« da« Vaterland. und stellten auch sonst noch«ine Reihe un- verschämter Forderungen. Lumpen noch im Sterbenl Natürlich ging die Regierung auf diese Forderungen nicht ein sondern bestand auf bedingungsloser Abdankung von Kopp und Lüttwitz  , Zurückziehung der meuterischen Truppen au« Verlin zweck« darauffolgender Entwaffnung. Amnestie wurde den Verbrechern nicht gewährt. Diese waren nun aber schon mürbe geworden. Am fünften Tage ihrer Herrlichkeit dankten Kapp. und Lüttwitz ab. Die Flüche von sechzig Millionen Deutsche  » folgen ihnen, über die ihr Abenteuer neue» Elend heraufbeschworen hat gerade als das Land fich von den Folgen de« Krieges Wiederau fzu- richten begann. Zwei ihrer Forderungen sollen ihnen freilich in Er- süllung gehen, aber ander», al« st« ,« sich gedacht haben. Die eine ist die Neubildung pgr Regierung, die erfolgen wird, daß die Verbrecher nichts zu lochen habe«. Die andere ist die baldige Vornahme der Neu» wähl«». Die Verbrecher selber haben un« die»est« Wahl- Parole gegeben. Die bevorstehenden Wahlen werden zu« Volk«- gericht über Kapp, Lüttwitz  , ihre Helfershelfer und die Parteien werden, die sich ihnen zur Berfügung stellten, zum Bolls- »ericht 86« Deutschnationale, Deutsche BolkSpartei, Gegenrevolutio» l Borde« od» werde»»och die ordentliche« Gericht« ihre« Wöhr- fwwch SS« do«»wiueidizr otel p» fhflnr htzde»!
Parteigenossen! Der von der Sozialdemokratischen Partei proklamierte Gene- ralstreik gegen den reaktionär-militaristischen Putsch der Kapp-Lütt- witz hat zum vollen Siege geführt. Da« Abenteuer ist nach wenigen Tagen unter de« gewaltigen Druck der Masienerhebung der überwältigenden Mehrheft des Deutschen Volke» restlos zusammengebrochen. Es gilt jetzt Sicherungen zu schaffen, die Wiederkehr jeder reaktionären oder militaristischen Diktatur für die Zukunft zu verhindern. Gemäß den von den Gewerkschaften ausgestellte» Forderungen haben daher die Vertreter der Sozialdemokratischen Partei, der Demokratischen Partei und des Zentrum« das bekannte Programm der acht Punkte vereinbart.(Vgl. die Kundgebung an der Spitze des Blattes. Red.). Für schleunig« Durchführung, Erhaltung und Ausbau dieser Zusicherungen muß jetzt die organisierte Arbeitnehmerschaft sorgen. Steht fest zusommco! Stärkt die Sozialdemokratisch« Parteiorganisation Stirtt die Sozialdemokratische Presse! Gestützt auf de« erzielten Erfolg haben die Parteifunktionäre beschlossen, den Generalstreik mit sofortiger Wirkung für beendet zu erklären. Der vorstand Per BezirkSorgauisakion Groß-verlin der S. P. D. Franz Krüger  :
was öerlin erlebte. Ein« Woche des Schreckens, des Stillstandes allen Wirtschaft- lichen Leben», der Zerrüttung aller mühselig.hergestellten Ordnung liegt hinter verlin. Am zweiten Tage der reaktionäre« Schreckens­herrschaft, einem hellen und freundlichen VorfrühlingSsonn- tage, setzt« die große einheitliche Abwehr ein: die Straßen- bahne« standen still, die Hochbahn schleppte ihr» Wagen mit den letzte» Stromresten noch mühselig den Vormittag hindurch fort, nur die Stadtbahn war sich noch nicht ganz schlüssig. An allen Ecken und Ende» der Stadt, wohlweislich hielten fie sich zunächst von den viertel» der Arbeit fern, hockten grinsend im Vollgefühl ihrer beglückenden Tat die Herren de« ValtilumS, die teutschen Kämpfer, gespickt von Waffen und gekrönt mit dem antffemi::schen Hakenkreuz.»In diesem Zeichen sollst du siegen.' Sie machten sich Mut mit viel Musik uud vollführten auch sonst den ihnen in Döbe- ritz eingedrillten soldatischen Rummel. Wo ei sich irgend machen ließ, hatten fie ihre Fähnchen hineingespießt, die fie in großer Menge als vornehmstes Bollsbeglückungsmittel bei fich führten. Unter den Linden kam e« am ersten Sonntag zu den ersten Wellen der Empörung. Au« den dichten Gruppe«, die fich hier ge« bildet hatten, wurden die.aufrührerischen' Redner(und fie waren alle»aufrührerisch') herausgeholt, um zu irgendeiner Wache der Meuterergesellschast geführt zu werden. Aber e« kam nicht fo weit. Man entriß ihnen auf dem Wege dahin gewaltsam die verhafteten und da» Baltikumgefindel, da« on diesem Tage noch nicht ganz schußstcher war, bekam die ersten Fäuste zu spüren. So ging die Woche weiter. Di« Räder Berlin  « standen still, keine Hand rührte fich. Die Hilden   vom Baltikum   begannen sich zu sichern und Stacheldraht zu ziehen:«8 wurde ihnen allgemach ungemütlich. Di« Gruppen der Straßenredner blieben weiter und harrten unerschütterlich. Die Horden knallten ihre Schüsse hinein! fie veranstaltete» luftige Hetzjagden über drn Potsdamer Platz  , die ganze Potsdamer Straße   hinunter mit vorgehaltene« Gewehr, au« de« e* von Zeit zu Zeit blitzt«. Aufstöhnen, Geschrei ver­wundeter und Weinen. Au« den Türen und Fenstern drohten Fäuste. Dann sammelten fich stellenweis« die Gruppen zu wild« bewegten Massen. Am Halleschen Tor drängt« fich eine Bagage- kolonne durch eine dieser Massen. Sie kam nur schrittweise vor. wärt«. Schließlich war der Weg ftei und die Solomie rasselte un- belästigt hindurch. Auf dem letzten Wage« aber tronte einer auf eine« Strohbündel, der hatte Angst um sein Räuberleben und gab einen Schuß ab. Di« Kugel bohrte fich in da« Hirn eine» jungen Mädchen», da« tot zusammenbrach. Die Masse schrie auf und stürmte hinterher. Die Wagen raffelten im Galopp weiter: eine Salve krachte: Tote, Tote, Tote. Dunkel und schwarz waren die Nächte in dieser einstmal» so hellen Stadt. Die Straßen versanken in den tiefen Schluchten zwischen den Häusern. An da« Licht gewohnt, begann man in der Irr« zu gehen. Eine Haulecke wie die andere, kein Kennzeichen, schwarz in schwarz getauchte Einschnitt«, die irgendwohin führten. Nur oben gab der Himmel eine leichte Richtlinie- Die Boltikmner froren an den HauSecken. S» war ihnen nicht mehr geheuer in dieser stummen Stadt. Und in den Häusern nicht ander». Man sucht alle BehelfSleuchtmittel zusammen. Am nächsten Morgen schlug man alle Kisten zusammen, alte Tische» Stühle, um irgenetwa» hölzerne« zu« Brenne» zu kriegen. damit e» wenigsten« zum Kaffeekoche« reichte. Man»stand' nach Brot an. Man holt« Wasser an den Brunnen. Die Preis« überschlugen sieh im Höhersteigen. Aber man schimpfte nicht und ertrug all« Entbehrungen um die Soldatenwirtschaft loszuwerden. Und fie wirtschafteten fich ab. die Räuberhelden, an dem zähen Widerstand de« Berliner Volke«. Der Herren Kapp und Lüttwitz   bedruckt« Srlaßzettel, die man achselzuckend und lächelnd la«, verschwanden, und am Mittwochabend war da» Abenteuer erledigt. «« Ueber die vielen Zusammenstöße in der letzte» Woche liegen so viele widersprechend« Meldungen vor, daß e« nicht leicht ist. Dichtung und Wahrheit scharf voneinander zu unterschei- den. ES fehlen natürlich nicht in« Wasser geworfen« Soldaten und abgeschnittene Nasen und Ohren von Ossizieren. Hundert Gerüchte über Räterrepubliken, die sich von Pankow   bis Lichtenberg  , und in den Orte» der Oberspre« aufgetan haben sollen und mit ihren»rote» Armeen' im Anmarsch auf Berlin   sind, treiben ihr Unwesen. Bei Licht betrachtet, erweisen sich dies« Erzählungen natürlich nur al« solche. Erst wenn wieder überall Ruhe und Ordnung ein- gekehrt sein wird, wenn Telegraph und Telephon wieder voll im Betrieb find, wird Licht in da« Dunkel kommen, und hoffentlich stelle« sich dann all die Schauer- und Greurlgeschtchten als Pro- dutte einer allzu regen Phantasie heran«. Im Nachstehenden geben wir einige amtliche Meldimgen wieder: Al« die B a l t i k u m t r u p p e n am Donnerstag nachmittag verlin verließe«, wurde ihnen aus eine« Fenster des Hotels Adlon   ein Lebewohl zugerufen. Die Menge wollt« darauf da« Hotel stürmen. Al« ein Schuß au» der Menge(?) siel, feuer- ten die Soldaten. In der allgemeinen Verwirrung wurde den Baltikumtruppen Bagage, ein Panzerauto und ein Minenwerfer entwendet. Letzterer konnte der Menge wieder abgenommen werden. Durch da« Wewehrfeuer wurden IS Personen getötet und SV schwer verletzt. Auf dem Leftermarsch wurde» die Savftwntnqq??» zu« tzwrite« Msle«uf dem L«istvpl»tz in
Charlottenburg   von einer großen Menschenmasse angegriffen, die versuchte, die Soldaten zu entwaffnen. Diese gaben abermals Feuer, wodurch mehrere Persondn getötet und ver­wundet wurden. In der P o t s d a in e r Straße wurde eine nach Schöneberg  marschierende Abteilung vom Publikum angegriffen. Die Truppe machte darauf von der Waffe Gebrauch. Mehrere Personen wurden getötet bezw. schwer verletzt. Auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz in Schöneberg   wurden l2 Angehörige der Tiergartenkompagnie de« Schutzregiment» Groß-Berlin von der erregten Masse mit Messern. Dolchen und Gummiknüppeln niedergemetzelt. Angeblich soll ihnen vorher fteieS Geleit zugesichert worden fein., Such die Besatzung des.Vorwärts'- Gebäude» wurds vs« einer großen Menschenmaffe arg bedrängt, die forderte, daß die Truppe ohne Waffen abziehen sollte. Einige Soldaten wurden entwaffnet. Nach dem Eintreffen von Verstärkungen wurde die Lindenstraße geräumt und die Truppe konnte ungehin» dert da» Gebäude verlapen. In der Nacht zum Sonntag soll eZ in A d l e r S h o s anläßlich der Aushebung eines Kommuni st enne st es zu stand- rechtlichen Erschießungen gekommen sein. Die Richtigkeit der borliegenden Nachrichten nachzuprüfen, ist un« wegen der Telephonschwierigkeiten zur Stunde nicht möglich. Fest steht, daß das geradezu freche und herausforderndo Benehmen der meineidigen Truppen den gerechten Zorn der Überfallenen Bevölkerung wachgerufen hat. Hunderte von Toten und Krüppeln find die Opfer des verbrecherischen Anschlage» politischer Narren und ehr- l o s e r M i l i t ä r S auf die Freiheit de« Volke?. Nicht unge- straft dürfen die Morder von ihrem Zug nach Berlin   ausruhen, denn das Blut ihrer Opfer fchreitlautnach Sühne--.
Oberbürgermeister Mermuth   über die Versorgung Berlins  . Einem Redaktionsmitglied gegenüber äußerte sich der Ober- bürgermeister über die Gefahren, die die Berliner   Bevöl- kerung in bezug auf die Versorgung mit Lebensmitteln bedrohen, in folgender Weise: ES ist gelungen, den Abtransport der Karloffeln von den Sammelstellen, die Heranschaffung von Milch und die Verteilung von Mehl in die Wege zu leiten. Die End« der Woche die Stadt bedrohende große Gefahr scheint, soweit fich übersehen läßt, in der Zurück- dämtnung begriffen zu sein. 18!) bis 2<X> Wagen Kartoffeln dürfte« zur Verteilung gelangen können, die Milchzüge befinden sich in regelmäßigerem Lauf, so daß täglich 1SOOOO Liter Milch eintreffen dürften. Auch die Mehlverteilung hat wieder aufgenommen werden können. Immerhin ist eS selbstver­ständlich, daß, wenn auch diese Maßnahmen den Anfang der Wieder- aufnähme einer ordnungsmäßigen Versorgung bedeuten, die Nachwirkung des Ausfall» der vollen Belieferung in einem Zeitraum von 10 Tagen sich dennoch für die Berliner   Bevölkerung schwer fühlbar machen werde. Der Berliner   Bevölkerung werden also, bi» der Versorgungsapparat de« Magistrats wieder in vollem Zuge wird arbeiten können, recht empfindliche Ent- behrungen bedauerlicherweise bevorstehen. I« schneller es ge- ringen wird, die Arbeit in allen wichtigen Betrieben wieder aufzu- nehmen, desto eher besteht Aussicht, über die Folgen der Katastrophe hinwegzukommen. von unterrichteter Seite erfahren wir ferner, daß es möglich fein wird, die Gasversorgung mit den vorhandenen Kohlen wieder aufzunehmen. Recht ungünstig find dagegen die Aussichten für den Betrieb der Elektrizitätswerke. Wenn eS nicht gelingen sollte, sehr schnell Kohle für die Werke heranzuschaffen, dürften fie bei stärkerer Beanspruchung bald wieder stillgelegt werden müffen. Größte Sparsamkeit bei dem Stromverbrauch ist dringend geboten.
Zur Aufklärung über die Sicherheitspolizei� Durch den ausdrücklichen Befehl der Regierung ar die Sicher- Heilspolizei in der Nacht vom 12. bis 13. März: Den Kampf «»cht aufnehmen, Blutbad vermeiden, war auch die Auf- gab« der Berliner   DiSerheitSpolizei begrenzt. Die Sicherhefts« Polizei hat lediglich die Ausrechterhaltung der Ruhe und Sich«rheit übernommen. In gestern(Mittwoch) stattgefundenen Verhandlungen erklärten die Beamten der Sicherheitspolizei, auch weiter für die Ruhe und Sicherheit eintreten zu wollen. Sie stellten jedoch die Forderung, daß außer dem Rücktritt Kopps auch der Rücktritt de« General  « von Lüttwitz sowie die Zurückziehung der auswärtigen Truppen erfolg«. Die« ist geschehen. Die Beamten werden fich nun mit Pflichteifer der weiteren Ausübung ihre» schweren Berufe« widmen und rechnen hierbei auf die Einsichtigkeit der Bevölkerung, zu deren Schutz letzten Endes alle polizeilichen Maßnahmen getroffen werden. DirtschaftSverband der Beamten der Sicherheitspolizeien Deutschlands  . gez.: Kern. Winkler.
Fortdauer deS BerkehrSstreiks. Wie die Telegrapbenunion meldet, haben die bezüglich der Wiederausnahme der Arbeit in den Berliner   Verkehrsanstalten zwischen den Vertretern der Arbeiter und den Betriebsleitungen ab- gehaltenen Besprechungen zu einer Einigung noch nicht geführt. Di« Besprechungen werden heute fortgesetzt.
die Stanürechtsurteile. ReichSPröfidrnt E 6 e r t hat von der gleise aus augeordnet, baß ih« alle StaubrechtSurteil« vor der Bollstreckung vorzulegen find. Da« ReichSkabinrtt berät Montag nachmittag über die Auf- Hebung de« verschärfte» BelogcrungSzuftaudrS. Tppen aus üen putschtagen. Di« traurigen Verbrecher, die Berlin   fünf Tage lang terra- riflerten, haben, nur um sich an der Macht halten zu können, mit allen möglichen Leuten Verbindung gesucht. Die angeblichen Schutz- engel Deutschlands   gegen den Bolschewismus waren bereit, sich mit den K o m m u n i st e n und Linksradikalen auf Leben und Tod zu verbinden, wenn diese ihnen nur die heißersehnte Macht mtt garantieren wollten. Fest steht, daß der Fünftagekanzker Kapp schon vor dem Putsch mit dem hiesigen Bevollmächtigten der russischen Sowjetrepublik Viktor Kopp  , in Verbindung getreten ist. Der berüchtigte Hauptmann Pabst hat bor   Zeugen erklärt, daß er und Oberst Bauer zusammen mit D ä u m i g und Kom- munisten Verhandlungen gehabt hätten über die Gründung einer Regierung auf antikapitalistisch« kommunistisch- militaristischer Siundlage! Auch General Lüttwitz sei zu den Verhandlungen hinzugezogen worden. Ferner ist ein gewiffer Schriftstell« Bauer, Mitglied der VinigungSzentral», aut eigenem Antrieb bei Kapp gewesen. Bon andere« Mitgliedern der Sinigunggzentrale zur Rede gestellt, er» klirrt» tt stelz, eck s« ihm gekungeet Kapp fiir dt» sogiaMschen