tut« wie Kardorff tmd Stresemaan find doch imr Hampelmänner. tun Sie uns Männer mit eisernen Nerven stellen, so find wir territ, auch mit ihnen die Regierung zu bilde»... Ueber die politische Trottelei dieses Mannes zu reden, der sich einbildete, Sozialdemokraten würden mit ihm ge- möinsame Sache machen— es hat sich im ganzen Reich nur ein Winnig gefunden!— ist der Augenblick zu ernst. In der Aeußerung Ludendorffs liegt aber das volle Geständnis, daß«wir die Sache gemacht" haben. Wir, daS heißt doch nur:«Ich, Ludendorff, mit andern." Tatsächlich hatte Ludendorff mit Kapp und Oberst Bauer zusammen schon seit Wochen ein Bureau eingerichtet, das mit Offizieren Fühlung suchte. Es ist anzunehmen, daß— bei dem blöden Respekt, den die Militaristen und Alldeutschen vor Ludendorff haben— es nur der Name dieses Mcmaes war, der ihnen den Mut zu ihrem verbreche» rischen Unierneymen g«ft, Ks sprechen die stärksten Gründe dafür, daß Ludendorff der eigentliche lrrtfeber und Leiter gewesen ist. Darum war eS notwendig, einen Haftbefehl gegen Ludendorff zu erlassen, was ja auch geschehen ist. Das Maß seiner wirklichen Schuld muß durch die Unter- suchung und die gerichtliche Verhandlung festgestellt werden, und dann muß über ihn die Strafe verhängt werden, die er verdient hat. Eine wichtige Aufgabe der Untersuchung wird es auch sein, die geheimen Fäden aufzudecken, die zwischen den mili- tärischen Putschverbrechern und gewiffen Kommuni st en herüber und hinüber gelaufen sind. Es haben Verhandlungen stattgefunden, an denen der Hauptmann Pabst, der Oberst Bauer und schließlich auch der General v. Lüttwitz beteiligt waren. Dieselben Leute, die sich, als sie ihr Spiel verloren sahen, hinter die Bolschewistenangst des Bürgertums ver- krochen, haben wenige Tage zuvor den Gedanken eines Bünd- nisies mit den Bolschewisten zwecks Aufrichtung einer„milita- ristisch-kommunistischen Republik" aufs eifrigste gepflegt. Das Volk hat ein Recht zu verlangen, daß in die letzten Schlupfwinkel des Verbrechens hineingeleuchtet wird und daß über die Schuldigen ohne Ansehen der Person die Strafen verhängt werden, die sie tausendfach verdient haben. Denn die Republik kann nicht leben ohne Gerech- tigkett!_
das Echo öer berliner presse. Die Berliner Presse ist heute zum großen Teil wieder erschienen. Dabei kann man zum Teil interessante Beobach- tungen machen. Die rechtsstehenden Blätter, die sonst soviel von der„wankelmütigen Masse" erzählen, erweisen sich selber als charakterlose st er Pöbel, der gestern Herrn Kapp„Hosianna" zujubelte und heute schreit:„Kreuziget ihn!" Dirnenhaster als diese Presse dürfte sich kaum je irgend eine benommen haben. Das einzige Blatt, das den Mut hat, offen für Kapp auch nach seinem Sturz ein- zutreten, ist die„Kreuzzeitung ", in der Graf W e st a r p folgenden Dityrambus anstimmt: Entschlossene Männer, durchglüht von heißer Baterlandsliede, und getrieben von schwerer Sorge um die Zukunft Deutschlands , haben, unabhängig von den Parteien, geglaubt, mit militärischen Kräften die Besserung herbeiführen zu können. Wertvolle Teile der Reichswehr, begeisterte Jugend haben sich ihnen zur Verfügung gestellt. Die Gründe, aus denen ihr Unternehmen gescheitert ist, werden noch häufig«ingehend erörtert werden müssen, zumal bereits heute eine Flut von Lüge und Verleumdung sich gegen diese Männer erhebt. Graf Westarp besitzt dann weiter die bodenlose Frechheit, die Schuld an der durch den Kapp-Putsch her- vorgerufenen Unruhe— der rechtmäßigen Regierung und dem Volke in die Schuhe zu schieben! Wenn sich da« Volk gegen seine Vergewaltigung durch Kapp-Lüttwitz nicht aufgelehnt hätte, wäre alles ruhig geblieben. Kostbare Logik! Wer als Ueberfallener auf einen Verbrecher schießt, der nachts in die Wohnung eindringt, ist ein Unruhestifterl Im Gegensatz zu dem Blatt der eisernen Stirn
Der Umsturz in Serlin. Wer nicht blind und taub war, sah ihn kommen. Schon seit Wochen war das provozierende und übermütige Benehmen der Offi- zier« und deutichnatlonalen Studenten unerträglich geworden. Nicht mehr zu überbieten waren die alldeutschen Zeitungen. Wa» sich diese Presse an Verleumdungen und Niederträchtigkeiten gegen da» Au«- land, gegen die Regierungsparteien, gegen die Minister und deren Familienangehörigen geleistet hat, wird allezeit eine« der schwär- zeften Blätter in der Geschichte der deutschen Journalistik bleiben. Kein Tag verging ohne eine neue Lüge der niedrigsten und dümm- sten Art; sogar da» von der Schwerindustrie auSgehaltene Organ der Alldeutschen, der„Lokal-Snzeiger", schämte fich nicht, die Schwindel- notizen welterzuverbreiten. Daß EbertS Tochter jeden Morgen mit zwei Dienern im Tiergarten spazieren ritt, daß Hirsch und Nosk» jeden Abend in Damenkneipen be« soffen unter den Tisch sanken, das waren noch die harmlosesten monarchistischen Märchen. In jedem Ausschonk, in jeder Straßenbahn, in jedem Kaffee saßen bezahlte Achtgroschen- jungen, die die Gäste mit diesen und ähnlichen Beschichten unter- hielten. Wer sehe» wollte, der konnte die Millionen der Schwer« industrie und det Junker rollen sehen. Des Abends wurden auf den Straßen Ausländer, Juden und olles, wa« Widerspruch wagte, von gut auSgehaltene» und besoffenen Banden angerempelt; dl«, patriotische Sieder singend, durch Berlin zogen. Im Westen wagten sich anständige Menschen bei Nacht kaum auf die Straße. Der Besuch pazifistischer Versamm- lungen war lebensgesährlich geworden. Seit Wochen lagen die Baltikumtruppen im Lager Döberitz , wo die zur Landplag« gewor denen Abenteurer zu berufsmäßigen Versammlungssprengern und Radauhelden ausgebildet wurden. Ihnen würdig zur Seite stand die Mehrheit der Berliner Studenten. Die Universität war nur noch ein Tummelplatz deutschnationaler Professoren und ihre» Zögling«. Saufen und Rauf«� wiod»» de» Befähigungsnachweis M kommende Richter, Staatsanwälte und Oberlehrer. In den Morgenstunden Bummel Unter den Linden mit „patriotischen" Landesfarben, dann ging's ins Kolleg, wo ein Mann mit dem Weltruf eine» Einstein niedergeschrien wurde, weil er jüdi- scher Herkunst ist. Abends wiederholten fich diese Szenen im Theater. Der berühmie Knüppel-Kunze verlauste in völlischen Ver- sammlungen seine Totschläger, in den Kaffees erzählten die Offi- ziere laut und vernehmbar, wie weit die Vorbereitungen zum Um- stürz gediehen seien. Und der Gott all dieser teuischen Helden von den.Lamelots du roi" bis zum randalierenden Hohenzollern- Prinzen der Attentäter Oltwig von Hirschfeld! Der Erzberger-Prozetz warf siedendes Oel in die nationa- vstsscheu Wogen. Vom amtlichen Wolffoureau angefangen, das zu
vollführt die„Deutsche grfhmg* ebenso krttmpfhäste wie vergebliche Windungen, um aus der kompro- mittterlichen Nähe von Kapp und Lüttwitz wegzukommen: Um eS rund heraus zu sagen, der Kappsche Hüsarenritt war in seiner Wirkung ei» Verbreche» am nationalen Gedanke» ... Bereits am Sonnabend abend stand es fest, daß eine Hand- voll Politisch unfühiger Männer, gestützt auf eine ansehnliche Truppenmacht, glaubte, da« Vaterland retten zu können... ES war nichts, aber auch nichts vorbereitet... Wäre Kopps Plan gelungen, wüßte gerade diesen Männern jeder Dank. Warum also die Heuchelei! Um so größer ist die Schuld Kopps oder seine« Kreises— wer ist hier der Betrogene und wer ist der Be- irüger?— daß man die tiefste Sehnsucht aller ehrliebenden Deutschen , die Errettung bei Vaterlandes, mit derartiger Stüm- perei zu erfüllen fich vermaß. Kein Flugblatt, kein Pla- tat erschien, keine klare Stellungnahme, und am Abend war die Lage für Kapp hoffnungslos. Kapp und der um ihn stehende Kreis scheiterte an seiner politischen Unfähigkeit und an der Halbheit. Das Furchtbare ist nur, daß diese politischen Kinder letzten Ende? die Geschäfte der Demokratte und des Inden- tnm« besorgt haben. Die alldeutschen Eselsfußtritte gellen, wie diese Zeilen klar ergeben, nur dem M i ß l i n ge n des Plans, nicht dem Plan selber. Und am Schluß seines Artikels kommt Herr Wulle zu der famosen Erkenntnis, daß dem deutschen Volk — das Kaisertum fehle, das selbst durch einen General nicht zu ersetzen sei. Ein widerliches Bild feiger Angst und gemeiner Mantel- ttägerei bietet der„L o k a l- A n z e i g e r". Seine Re- dakteure als politische Dirnen zu bezeichnen, wäre eine Beleidigung der Prostitution. Denn selbst die Dirne kennt doch noch ein Gefühl der Treue ihrem Zuhälter gegenüber, aber dieses Blatt, das vier Tage lang mit wahrer Wonne die imfamsten Schwindelmeldungen für Kapp und Lüttwitz in feinen Schaukästen außgehangen hat, das am Kopf einer AuShangsnummer jubelte„Dreiviertel Deutsch- lands für Kapp", das bekommt es jetzt fettig,„rückhaltlos herauszusagen", daß„das Vorgehen der Kapp und Genossen unentschuldbar war". Jetzt plötzlich entdeckt das Blatt, daß„die nattonalen Parteien mit diesem Putsch nichts zu tun hatten und von ihm abrückten", daß der Putsch ein„Vabanquespiel" war.— ja wirklich, in einem Dirnen- Haus würde man sich solcher Charatterlosigkeit schämen! Zu einen lügenhaften Aushängen schreibt das saubere Blatt mit gemachter Naivität:' .Es geschah daS in unseren Filialen und vor unserem Ge» schäftShause durch Aushänge, die die uns zugegangenen amt- lichen und halbamtlichen Berichte wiedergaben, für die wir indessen damit selbstverständlich, da eine eigene Nach- Prüfung in diesen Tagen vollständig ausgeschlossen war, keinerlei Verantwortung übernehmen konnte». Beleuchtet werden muß auch noch die eigentümliche e der„Voss. Ztg.". Herr Bernhard, der wenige Tage vor dem Putsch als neueste Mode für eine Regierung der Unabhängigen schwärmte, jubelte am Sonnabend, den 13. früh, Herrn Kapp zu und pries ihn als einen der „fähigsten Politiker". Wenn jetzt die Herren Redlich und Bernhard sich bemühen, ihr Schifflein in das demokratische Fahrwasser zurllckzusteuern, so haben sie nach solchen Hin- und Hersprüngen daS Recht verwirkt, irgendwie ernst ge- nommen zu werden. Im„Berliner Tageblatt" schreibt Theodor Wolsst Eine Gruppe ehrgeiziger, auf Volk, Recht und Freiveit dreist herabnäselnder Gewaltmenschen hat durch einen Handstreich die Macht an sich zu reißen versucht. Sie hat von hinten den Dolchstoß gegen die Heimat geführt. Da» Un« ternehmen ist mißglückt. Da« deutsche Boll, voran da« Volk von Berlin , hat sich entschlossen zur Wehr gesetzt. Neuen grenzenlosen Schaden hat der Frevel dem Lande zugesagt. Abermal» hat der nationalistische, von den Rechts- Parteien gewissenlos gezüchtete Willkürgeist Deutschland in unabsehbare Verwirrung gestürzt. Abermals erwächst dem demokratisch gesinnten, nach Gesundung strebenden Volke die Pflicht, das auszubauen, wa» eine Schar von Aden- teurer» zerstört und vernichtet Hot. Wir vettrauen darauf, daß gunsten HelfferichS gefärbte Berichte verbreitete, bis zum„unpar- teiijchen" Gerichtspräsidenten und den„objektiven" StaatSanwätten: jeder Verhandlungstag wurde zu einer Niederlage der neuen StaatSform umgebogen. Wer in der zweiten Klasse der Unter- grundbahn den„Vorwärts" las, wurde angepöbelt. Lichtenfelder Kadetten zogen mit Musik und alldeutschen Fahnen durch da« Brandenburger Tor . Am Morgen des 12. März wird der Haftbefehl gegen Kapp er- lassen. 2s Stunden später fitzt der Generallandjchastsdirektor als Reichskanzler in der Wilhelmstrahe. Ahnungslos wollen wir in da» Amt gehen. Di« Zugänge sind durch Stacheldrähte und Maschinen- gewehre versperrt. Unter den Linden wimmelt ei von Soldaten im Stahlhelm. Offiziere.Studenten.Milltärkroftwagen sausen hin und her. Die„Reue Wache" ist wieder besetzt. Von verschiedenen Ge- bänden weht die Marinekriegsflagge. Der„Lokalanzeiger" verteilt ein Extrablatt:„Umsturz in Berlin I " Wir eilen zum„Vorwärts"- Gebäude: besetzt.„Berliner Tageblatt': besetzt. E» ist Mittag- Keine Zeiwng erscheint. Wilde Gerüchte gehen um. Ganz Sachsen hat sich angeschlossen, München in den Händen der Drutschnationalen. An den Plakatsäulen wird ein Befehl von Kapp angeklebt: Auflösung der Rationalversammlung und de« preußischen Landtags. Militär« kapellen ziehen durch das Zentrum der Stadt. Deutschnationale Jungfrauen schmücken die Soldaten mit Blumensträußen. Tausende von gelben Aufrufen fordern den Eintritt in einen nattonalen Soldaienbund. Sein Ziel!„Deutschland !"„Deutsche Stt und deutsche Treue". Die Frauen sollen sich abends zu vaterländischen Strick- und Flickstunden, die Männer in Skat - und Kegelabenden vereinigen. Heil Deutschland ! Zwei Uhr mittag». Bon allen Seiten kommen deutschnationale Jünglinge mit Rucksäcken angerückt. Mobilmachung. Bor der ameri- karnichen Botschaft füttern Kavalleristen ihre Psrrd«. In einer kleinen Wirtschast bei der ftanzösischen Botschaft ist ein Quartier von Lüttwitz eingerichtet. Großer Jubel! St»»»»zehnjähriger stolziert in Leutnantsuniform aus und ab. Unaufhörlich rasselt der Kerusprecher.„Hier Oberleutnant Lehmann! Tag, gnä' Frau! Sieg auf der ganzen Linie! Ich komme heute abend. Jetzt keine Zeit. Schluß— HaudluH'" Einige Arbeiter fitze» in der Nähe und knirschen mit den Zähnen. Dumpfe Schwüle ist das Gefühl, da» man am Potsdamer Platz und überall empfindet, wo fich Massen stauen. In den Straßenbahnen jubeln die pelziragenden Herren. Da« Wonokel regiert! Gegen Abend fluten die Lrbeitrrbataillon» in das Stadt- innere. Keine Zeitung! Ein Kapp-Aufruf verspricht dem Volk da» Paradies! Eine Minute später ist der Boden von zerrissenen Papier - fetzen wie mit Schnee bedeckt. ES ist unmöglich, ein unzerrissenes Flugblatt zu erhaschen. In dem Arbeiterviertel des Nordens ist e» totenstill. Em Engländer sagt mir:„Die Deutschen ist eine komische Boll. Sie lassen fich alles gefallen!" Man zagt! Ist das deutsche
dies«» BVn.»och stürmisch erregt durch de« freche« llebersnch wiederum ein Beispiel echter Vaterlandsliebe geben wird. Die„Fä'tthett" rückt die Frage der Arbeiterregierung ta den Vordergrund und schreibt: Und hier find wir an einen Punkt gelangt, an dem wir un» fast verpflichten' fühlen, den Meuterern de» IS. März bi« zu einem gewissen«rad»? dankbar zu sein. Nicht wegen dessen, wa« fie wollten, wohl aber wegen dessen, wa« fie erreicht haben. ES ist ihnen gelungen, die Frage der Arbeiterregterung Wieder in den Vordergrund der Erörterung zu rücken und damit «in Problem auf» neue zu beleben, das durch die Politik, die seit Beginn des Jahre» ISIS getrieben worden ist. v« ri ch ü tt et war. Aber selbst wenn eS in diesem Augenblicke nicht in pofitivem Sinn« gelöst werden sollte, so bleibt doch eine Tatsache unerschüt- terlich: daß die Kapp und Lültwitz die Arbeiterschaft auf« neue revoluttoniert und wenigsten» für eine bestimmte Sltion zu einer einheitlichen Front zusammengeschweißt haben. Die milk« tärischen und nationalistischen Abenteurer haben das Böse gewollt und da« Gute geschaffen... Wie ein Mann haben fich die, dt» die Republik erkämpft hatten, erhoben, um sie zu schützen. Die„Freiheit" betont zwar, daß ihre Ziele weitergingen alS die der Mehrheitssozialdemokratte, läßt aber doch die Hoffnung einer Einigung durchblicken.
Die Vorgeschichte öes putsches. Ueber die Vorgeschichte de» Militärputsche» erhält da»„B. T." von unterrichteter Seite eine Darstellung, der wir folgende« ent- nehmen: Der Putsch ist im Baltikum vorbereitet worden. Der Stab der Eisernen Division sowie baltische Magnaten sind daran in gleicher Weise beteiligt. Eine besondere Rolle spielte der Leutnant von B o r r i e». ein Reffe de» DivisionSgeneral« v. BorrieS, der in Kurland zu einem bekannten baltischen Magnaten in Beziehung trat, der im Januar ISIS die Krone von Kurland dem König von Preußen angeboten hatte. AlS im Herbst die Truppen der Eisernen Division da« Balti- kum verlieben, begab fich auch der balttsche Magnat nach Deutsch - land und traf fich in Berlin mit Herrn v. BorrieS. Hier wurde nun eine groß« monarchistische Propaganda ins Werk gesetzt: Di« Truppen der Eisernen Division, die gemäß dem Befehl der Reichsregierung demobilisiert werden sollten, wurden nur zu« Schein demetilifiert. Da» heißt, man löste zwar die militärischen Verbände auf, ließ aber die Mannschaften als solche zusammen und quartierte fie auf dem Lande, hauptsächlich in Pommern und der Uckermark, bei Großgrundbesitzern ein. Die Leute blieben im Besitze ihrer Waffen. Sie wurden von den Groß« grundbesitzern beköstigt, wurden aber auch entlöhnt Die Mittel stammten zum Teil au» russischen Quellen. Herr von BorrieS war der Mittelpunkt der Baltikumbewegung. Er mietete ein besondere» Bureau für seine Zwecke in der Kalck« reuthstraße 1«. Bon vorrie» arbeitete gemeinschaftlich mit dem Major Bischof und knüpft« durch den Hauptmann Pabst auch Beziehungen zum Reichswehrministerium an. Im Januar 1S20 trat et in Verbindung mit der Marinebrigade Ehrhardt . Man bewog Ehrhardt, einen großen Teil seiner Leute zu ent- lassen und dafür die demobilisierten Baltikumkrieger e i n z u« e l l e n. Nach Ueberzeugung de» Gewährsmann» de»„B. T." sollte der Putsch erst im Juni 1920 stattfinden. Durch Indiskretionen kam «» heran», daß bei Oberst Bauer Materialien, die auf den Putsch hindeuteten, lagen. E« kam etwa um den 10. März zu einer Haussuchung bei Oberst Bauer, Kapp und einigen der kompromittierten Persönlichkeiten. Hierbei fand man viel Material, da» dem Oberbef«hl«haber NoSke ausgehändigt wurde. NoSke ließ darauf Aeneral v. Lüttvitz kommen. Es entspann fich ein erregter wortstreit, in besten Verlauf sich Lüttwitz einer schweren Gehorsamsverweigerung schuldig macht». NoSke drohte Lüttwitz die Ent« l a s s u n g an. worauf»hm Lüttwitz zu verstehen gab. daß er dazu gar nicht die Macht habe. Lüttwitz reiste darauf nach Döbetttz ab. wo fich die Marinebrigade Ehrhardt befand. Mit dieser mar« Volk apathisch geworden? Wird e» fich die Herrschaft der Sotda» deSka gefallen lassen? Mit diesen Gefühlen besteigen wir den Zug nach Köln . Sonntag morgen 1 Die ersten Nachrichten, die wir dort erhalten� lassen un» jubeln. Da« deutsche Volk ist aufgestanden. Mit einer ungeheueren Wucht hat es sich gegen die Monarchisten und Put- schiften gewendet. Tag» darauf stehen alle Räder still. 200000 Menschen bekunden in einer Volksversammlung i'er Republik die Treue. Die Engländer hoben vor dem Dom Tank« aufgesabren und staunen ob der VolkSwuchl. Die Ruhe der Massen ist erhebend. Märztage von 1920. Di« Enkel find der Väter de« Jahre» 184S würdig. Fretligrath rief sie nicht umsonst, die stolzen Wort«: O steht gerüstet, seid bereit, und schafft, daß diese Erde, Darin wir liegen strack und starr, ganz eine freie werdet Inmitten de« wirtschaftlichen Elend» und der bittersten Not hat die Deutsche Republik ihre größten Tage erlebt! _ Jakob Lltmaie». Die Berlwer Theater während de« Putsche «: Der Freitag vor dem Putsche war für Berlin großer Tbeatertag: die Volksbühne spielte StrindbergS BekenntniSdrama„Nach Damaskus " mit Kaißler. da« Schauspielheu» brachte zum erstenmal einen Wedekinö heraus: den„Marquis von K e« t h".«ine starte Regieleistung Jeßner«. Am ersten Tage der glorreichen KSpenickiad« spielten die Theater noch(allerdings unter erheblicher Ablenkung von Spielern und Zuschaurnj. Im Lesstng-Theater fand die Erstaufführung de» fenialen Bucherschen„W o z z e k" und des Lenzschen„B u h l» ch werft er" statt. DaS„Reue Volkstheater' in der Köpenicker Straße eröffnete mit HeijermanS immer noch stark wirkendem sozialen Drama„Hoffnung auf Segen". Ueber die wichtigeren dieser Aufführungen werden wir die Verichie nach- tragen. De: Generalstreik brachte dann da» große Schweigen in die Theater. Dienstagabend wurde in einigen Theatern bereit» wieder ge- spielt. Sowie der elektrische Strom und die Verkehrsmittel wieder arbeiten, wird der Betrieb voll aufgenommen. Kinoverbot für Jugendliche in Belgien . Die belgischen Minister der Justiz und de» KulwS haben einen Gesetzentwurf ausgearbeitet, auf Grurtd dessen jugendlichen Personen unter 16 Jahren der Ein- trrtt in die belgischen Lichtspieltheater verboten wird. Dafür sieht der Gesetzentwurf die Organisation wissenschaftlicher Filmvor» fühmngen vor, die ausschließlich für die Jugend bestimmt find.
Musik. Da« für den 14. März angekllndlgte Konzert der Niederfilchf. Muiikve» einigung ist auf den 2S. April, mittag« 11'/, Uhr(Singalademiej, verlegt morde». Märtttche Vorträge. Der vom 14. März verlegt« Bortrag„Mär- kilche Bauden lmäler- von CSIir Bolle findet Sonntag, den.23. Mäw, abends Tlt Uhr, im Hörsaal de»«unstgewerbemuleum» statt.