Einzelbild herunterladen
 

Nr. 156 37. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Donnerstag, 25. März 1920

Die Stuttgarter Sigung der Nationalversammlung .

Die Sigung begann am 18. März, dem Tage der Berliner Märzrevolution von 1848, um 4.15 Uhr nachmittags. Es waren etwa 250 Mitglieder und die meisten Reichsminister anwesend.

uns eine Frist gestellt. Um 7 Uhr sollte die Marinebrigade an der Siegessäule im Tiergarten stehen, und je nachdem, ob die Forde rungen bewilligt oder abgelehnt sein würden, würde der Angriff auf das Regierungszentrum

Dieselben Kreise, die uns in den Krieg getrieben hatten, seien auch am Werk gewesen: Kapp, der wüstete Striegsheber, Traub, der Mann der christlichen Nächstenliebe, Oberst Bauer, der Kriegs treiber aus dem Großen Hauptquartier , 2ubendorff, der in höchsteigener Person während der hundertstündigen Kanzlerschaft Kapps bei diesem ein- und ausgegangen ist, v. Jagow, der die eigne Warnung an Neugierige nicht befolgte. Scheidemann ver­langte dann, daß vor allem die Haltung der Rechts" parteien auf­geklärt werden müsse. Stresemann hat einen Aufruf erlassen, ber ebenso wie der der Deutschnationalen

nicht ein Sterbenswörtchen der Berurteilung

Präsident Fehrenbach führte aus: Unter unseligen Mühen war es uns allmählich wieder gelungen, dem Elend, das das unglüd- einfegen. Wir haben es nach reiflicher Ueberlegung für richtig be­felige Kriegsende über uns heraufbeschworen hatte, zu begegnen. funden, dem Kampf, dem blutigen Kampf auszuweichen. Es Unsere Feinde schienen sich von der Ehrlichkeit unserer waren reichstreue Truppen vorhanden, aber es fehlte ja jede Vor­Absicht überzeugt zu haben, die Friedensbedingungen von bereitung zum Kampf, jede Einrichtung zu dieser Aftion. Es wäre Veriailles, so schwer fie auch waren, zu erfüllen. Sie deshalb ein schienen zu der Einsicht zu fommen, daß es un ungleiches und blutiges Ringen möglich sei, in vollem Umfang den Frieden von Versailles aufrecht­zuerhalten. Im Innern begann der Geist der Ordnung geworden, deshalb kam die Regierung zu dem Entschluß, Berlin zu allmählich wieder einzuziehen. Der Arbeitswille regte sich berlaffen. Die Regierung ist zunächst der Gewalt gewichen. Ge- dieses Staatsstreichs enthält. Schon seit Wochen sprach Luden­träftig vielerorts. Unfere Valuta erfreute sich einer allmählichenwalt wurde ja auch angewandt gegen den stellvertretenden Reichsdorff in heßerischer Weise zu den Soldaten über die Besoldungs­Besserung. Die Hoffnung wachte im deutschen Wolfe wieder auf. fanzler Schiffer mit dem Unterstaatssekretär Albert, die gewaltsam ordnung. Der Redner fordert gründliche Säuberung der Reichs­Tiefe Beruhigung aber entsprach nicht dem Geiste von Menschen, aus der Kanzlei entfernt und später sogar in Haft gesezt wurden. wehr, Entlassung aller unzuverlässigen Offiziere,& ntwaffnung die viel vom Vaterlande reden, aber ihre persönlichkeit und Partei Wenn die Aufrührer nicht die einzelnen Ministerien unter sich ver- der Truppen, die gemeutert haben. Die Republik sei aivar arm, interessen nicht dem allgemeinen Wohle unterzuordnen verstehen. teilt haben, so scheiterte dies nur an dem vorbildlichen verfassungs- aber sie werde doch die in Pension gehenden monarchischen Geheim­( Lebhaftes Sehr richtig!) Es ist in diesen Tagen treuen Verhalten der Beamten der Ministerien( Bravo !), die durch räte nicht verhungern laffen. Schließlich berlangt er strengste Be­

ein ungeheures Verbrechen

Bolt doch nicht ausgestorben.( Lebhafter Beifall.)

die Unterstaatssekretäre

Waterlands­

und

strafung der Verbrecher in Uniform und Zivil und Ginziehung des Vermögens. Das Ausland möge ersehen, wie ernst es mit der Demokratie und der Republik in Deutschland sei, die es mit dem letzten Tropfen Blut verteidigen werbe. Wir wollen feine Junter­herrschaft, wir wollen auch feine Spartafidenherrschaft, sondern ehrliche Demokratie, weil nur über sie der Weg zur So­des Sozialismus führen muß!( Lebhafter Beifall bei den Soz.) Die Abg. Burlage ( 8tr.) und v. Bayer( Dem.) schließen sich der schärfsten Verurteilung der Verbrecher an und sprechen über die Notwendigkeit der Neuwahlen, des Einheitsstaats und einer En­tentepolitit, die nicht allein den Revanchefriegshebern zugute komme. Württemberg und gegen Verlegung der Postgeheimnisse. Namens Abg. Kraut- Stuttgart( Dnat. Vp.) protestiert gegen Zensur in feiner abwesenden Fraktionskollegen gibt er die Erklärung ab, daß man von den Vorgängen in Berlin völlig überrascht worden sei und ihnen durchaus fernstehe. Die Wenderung der inneren Ver­hältnisse erstrebe seine Bartei auf verfassungsmäßigem Wege. Die Regierung fei von Schuld nicht freizusprechen, seine Frattion fordere alsbaldige Auflösung der Nationalversammlung , Neuwahlen bis spätestens innerhalb zwei Monaten und Wahl des Reichspräsidenten durch das Volk.

Minister Heimann antwortet wegen der Angriffe auf die Ben­fur in Württemberg . Sie sei vorbeugend gewesen und habe ge­stattet, daß man in Ruhe in Stuttgart tagen könne.

am deutschen Volfe begangen worden.( Wiederholter Bei erklärten, daß sie nur eine Regierung kennen, die auf dem Boden fall.) Den Truppen, die treu geblieben sind, unfern der Verfassung gebildete aus der Nationalversammlung hervor wärmsten Dant, unsere herzlichste Anerkennung,( Beifall.) gegangene Regierung.( Beifall.) Kapp und Lüttwig fordern, daß Wärmsten Dank und herzliche Anerkennung aber auch dem großen die Züchtigsten und Besten" ohne Rücksicht auf den Parteistand­Beamtenkörper, der mit ganz verschwindenden Ausnahmen Treue punft in die Ministerämter eingesetzt würden. Diese Agitation für gegen die Verfassung geübt hat.( Beifall.) Dank und Anerkennung die Fachminister ist lediglich eine versteckte Agitation für reat- zialisierung führt. Glebe die Republit, die uns auch zum Sieg auch dem deutschen Volte, das die Treue zu der demokrati - tionäre Ziele.( Sehr richtig!) In einem demokratischen Lande schen Verfassung, betätigt hat. In dieser schweren Stunde ver- fann man nicht alle Ministerien unpolitischen Fachministern aus­zeichnen wir es mit ganz besonderer Freude und inniger Genug- liefern.( Sehr richtig!) Es hat kaum einen tüchtigern Fachmann ruung, daß in der zweiten Abstimmungszone in Schleswig ein gegeben als den Kollegen Erzberger. vaterländisches Bekenntnis abgegeben wurde..( Bravo !) Sechs Es hätte den Staatsstreichlern nichts Besseres paffieren fönnen, Siebentel des schleswigschen Volkes haben in dieser Abstimmung als daß wir in die Falle gegangen und uns in ihre Gewalt begeben fich für die Zugehörigkeit zum deutschen Vaterlande ausgesprochen. bätten. Dann wäre das Land unorientiert, einseitig Bolitische Reife und treue deutsche Vaterlandsliebe sind, in unserm informiert und belogen von Berlin aus, ohne Zuſammen hang gewesen, und es hätte die Führung gefehlt. Vielleicht hätte Der württembergische Staatspräsident, Genosse Blos, begrüßt man uns auch, mit dem Revolver auf der Brust, zu einer Rücktritts­die Nationalversammlung und wünscht ihr zu ihrer Tagung beiten erklärung gezwungen. Solcher Situation durften wir uns im Erfolg. Es stehe vielleicht ein glücklicher Stern über der Tagung. Interesse des Landes nicht aussetzen. Alles kam darauf an, die da sie gerade an dem Tage statifinde, an dem im Jahre 1848 der Regierung zusammenzuhalten, die Freiheit des alte Absolutismus geschlagen wurde. Der Redner zieht eine Handelns sicherzustellen, damit sie das Land zum Widerstand gegen bistorische Parallele mit der Nationalversammlung von 1848, in den Staatsstreich aufrufen fonnte.( Lebhaftes Sehr richtig!) Das Stuttgart . Wenn auch verschiedene Drohungen hierher ge- hat die Regierung getan! Aber langt feien, so werde das wenig zu bedeuten haben. Das wer steht hinter dem Putsch? württembergische Militer schüße die Nationalversammlung Die unter allen Umständen. Den Aufrührern dürfe das Strafgericht parteiler, All deutschen , die ehemaligen ein Teil der Deutsch nationalen nicht gefchentt bleiben. Blos schloß mit den Worten: Reichs- beren Presse, Oberst Bauer und General Ludendorf.( hört, tanaler bleibe hart! hört 1) General Ludendorf war einer der Ersten, der in voller Uni­Darauf nahm form nach der Belegung der Reichskanzlei in dieser erschien.( Die Butschtnechte präsentierten. Red.) Es ist gelungen, die Situation das Wort: Die Regierung und mit ihr die Nationalversammlung Schuld am Striege und daran tragen, daß wir den Krieg in im Bilde festzuhalten. Es sind dieselben Kreise, die die haben zum zweiten Wale dem Zwange brutalfter Gewalt sich dieser elenden Art verloren haben, daß wir nicht früher zu entziehen müffen. Zum ateiten Male im Leben der jungen deut einem Verständigungsfrieden gekommen sind, bevor die wirt schen Republit haben sie Berlin verlassen müssen, um der schaftliche und moralische Kraft des Boltes zerbrochen und vernichte: grozen gemeinsamen Aufgabe gerecht zu werden, den Fort tvar. Diese Kreise, die das Bolf ins Elend gebracht haben, ruben bestand des teichs zu sichern. Denn dazu haben wir uns und rasten nicht, um ihre wahnwizihen Ideen zu verwirklichen. allein versammelt, nicht um ein Barteiregiment durchzuführen oder Fünf Tage nach dem Staatsstreich find Stapp und Lüttwig ver­den einen oder andern Führer auf dem Posten zu behalten, sondern schwunden, die meuternde Marinedivision auf dem Rückzug aus lediglich einzig und allein, um vom Reiche den Verfall, den Zusammen- Berlin , Sieg der Demokratie auf der ganzen Linie. Der Beweis bruch, die Anarchie von innen und die Bedrohung von außen fern ist geführt, daß sich gegen den Wilken des deutschen Volkes feine zuhalten. Zu Beginn der vorigen Wote trat Lüttwig an den Reichs- Militärherrschaft in der deutschen Republik halten kann, daß ihr präsidenten heran, um ihm im Auftrag einer größeren Anzahl von ganzer Gewaltapparat zerschellen muß an unserem Willem, der Offizieren und Politifern, wie er erklärte, eine Reihe von Forde durch und durch demokratisch ist.( Lebhafter Beifall.) Von dieser rungen zu unterbreiten.( Hört, hört!) Er verlangte u. a. fo Stelle aus spreche ich den Helfern und Mitarbeitern in diesem fortige Neuwahlen, eine neue Regierung, die Wahl des Reichs- Kampfe den unvergänglichen Dant des Baterlandes aus.( Beifall.) präsidenten durch das Bolt, dann aber, was die Herren bisher nicht vor allem der deutschen Arbeiterschaft( Sehr wahr!), ohne veröffentlicht haben, teine Verminderung der Reichswehr( Hört, beren entschlossenen Stampfeswillen wir alle ohnmächtig gewefen hört!), keine Abgabe oder Vernichtung von Kriensmaterial, sondern wären. Verstärkung der Reichswehr und Vorbereitung zum Revanchekrieg.

Reichskanzler Bauer

Eine einige Arbeiterschaft kann alles,

wenn sie vom Voltswillen getragen wird. Ich kann unseren Dant an die deutschen Arbeiter nicht besser abftatten, als indem ich mein felienfestes Vertrauen ausspreche, daß sie sich in den Dienst der Demo­fratie, in den Dienst des Wiederaufbaus, der neuen. Arbeit, der Er­startung unieres Wirtschaftslebens stellen. Der Staatsstreich der Kapp und Genossen hat uns um Monate, wenn nicht um Jahre in der Arbeit um die Erneuerung Deutschlands zurückge­worfen.( Sehr richtig!)

Der nationalistische Aufstand hat

( Stürmisches Hört, hört!) Das waren die Rüttwige flug genug, dem Volk vorzuenthalten, als sie ihre Forderungen der Def­fentlichkeit bekanntgaben. Die Forderungen wurden selbstverständlich abgelehnt. Inzwischen waren der Regierung die Treibereien des Herrn se app bekannt geworden. Er hatte sich ein Bureau in Berlin eingerichtet und betrieb von dort eine intensive hoc ver­räterische Tätigkeit. Es wurde ein Verhaftungsbefehl gegen Stapp und eine Reihe seiner Mitverschworenen erlassen. Aber es gelang nicht, ihn zu verhaften. Er hatte sich dünngemacht. Wie sich später her­die extreme Gegenbewegung ausstellte, ist Kapp nach Döberig gegangen und hat dort unter der Marinedivision Ehrhardt die letzte aufreizende Tätigkeit ausgeübt. Zur Herhorgerufen. Die kommunistische Welle ist wieder im Steigen be­Illustration über die Berion des Herrn Kapp, den Sie alle aus ariffen. Aus zahlreichen Orten kommt wieder der Ruf nach der feiner Tätigkeit während des Krieges kennen, die in der unverschäm- Dittatur des Proletariats. Da und dort ist es schon zu blutigen testen Kriegsheye und einer geradezu wahnsinnigen Annegion streiberei Zusammenstößen gekommen. Wir werden, das geloben wir, fort bestand, sei hier mitgeteilt, daß in den Novembertagen des Jahres 1918 fahren, jede Gewalttat vom Leben unseres gesamten Bolles abzu­Herr Kapp zu denjenigen gehörte, die dem damaligen Reichskanzler lenken. Wir richten uns nicht einseitig und parteipolitisch nach rechts Ebert einen Ergebenheitsbesuch abstatteten und ihn nicht nur im oder links, wir führen die Waffe eigenen, sondern im Namen feiner Parteifreunde der festesten

gegen jeden Putsch,

Loyalität versicherten.( Sört! bört) mit ihm hat eine große gegen jeden Anschlag auf die Demokratie. Aber zu welchen Zu Rahl derjenigen Deutschnationalen, die die während der legten sammenstößen es noch kommen mag, jeder Tropfen Blut, der dabei Monate das Maul gar nicht genug aufreißen fonnten, fic fließt, tommt einzig und allein auf das Haupt der Kapp und in diefem Sinne ausgesprochen. Am Freitag voriger Woche 2üttwig.( Lebhaftes Sehr wahr!) nachmittags wurde der Regierung Mitteilung gemacht, daß die Marinebrigade Ehrhardt in Döberig beabsichtigte, nach Berlin zu marschieren und gegen die Regierung vorzugehen. Es tagte gerade eine Kabinettfizung, an der auch Admiral v. Trotha

teilnahm. Er wurde beauftragt, nach Döberitz zu fahren und dort Feststellungen an Ort und Stelle zu machen. Herr v. Trotha lebrte am Abend zurück und versicherte uns, daß in Döberis alles ruhig sei, daß niemals eine solche Aktion denkbar wäre. Später hat sich dann herausgestellt, daß Trotha

in die Verschwörung eingeweiht

Reichsfangler: Bei Besprechung der Butschwirkung auf das Ausland betont der Die Militaristen und Nationalisten hätten nicht fünf Tage schalten können, wenn

der Vertrag von Versailles einen andern Geist besessen hätte, wenn der Verband nicht bis weit in die Wurzeln unserer Lebensfähigkeit uns getroffen hätt. Das ist die große Gefahr für die deutsche Republik, für die deutsche De mofratie, wenn unaufhörlich unerfüllbare Forderungen von außen an sie gestellt und immer wieder das Boltsempfinden aufgeftachelt und damit Wasser auf die Mühlen der Nationalisten geleitet wird. war und sofort in den Dienst der sogenannten neuen Regierung Hier ist der Beweis für die Wahrheit unserer Warnungen. getreten sei. Nachts 2 1hr wurden uns dann positive Mitteilungen Nach Ankündigung der schärfsten Bekämpfung der Verbrecher gemacht. Der Abmarich aus Döberig war tatsächlich erfolgt und und der Vorbeugung fünftiger Wiederholung schließt Bauer mit die Marinebrigade rückte schwer bewaffnet gegen Berlin vor. Die einem Dank an Württemberg und dem Wahlspruch: Furdytlos und Generale und Offiziere des Reichswehrministeriums hatten sich zu treu.( Rebhafter anhaltender Beifall.) Berhandlungen in der Reichstanzlei eingefunden. Die Lage wurde beiprochen und insbesondere auch von einzelnen Herren erneut darauf hingemieien, daß die Forderungen des von Lüttwig bewilligt werden müßten, da sonit der Zusammen- führt aus, daß man das Herannahen des Putsches schon seit einiger bruch unvermeidlich fei. Ich habe mich fofort bemüht, noch während der Nacht die Minister zusammenzubekommen, den Reichspräsidenten zu benachrichtigen, und um 4 1hr morgens waren die meisten Kabinettsmitglieder zusammen! Dis Beratung ergab

Generals

einstimmige und einmätige Ablehnung dieser Forderungen( Bravo !), auch angesichts der unmittelbaren Drohung, der wir gegenüberstanden. Bis morgens 7 Uhr war

Abg. Scheidemann( Soz.)

Beit hätte beobachten können, wenn man ein Auge und Chr gehabt hätte. Es war bekannt, daß zahlreiche Großgrundbe. er fich Waffenlager zulegten, daß Studenten sich sammel ten und Waffen zusammentrugen, daß besondere Offiziertorps in der Reichswehr gebildet wurden, daß die Arbeiter aus dem Gin­wohnerschuß ausgeschaltet wurden. Die Sabotierung der Reichs­farben, die Verhöhnung der neuen Abzeichen durch die Reichswehr waren ebenjo bezeichnend wie die Wiedereinführung der Achselstücke.

Auch Minister Koch verteidigt die Maßnahmen der Regierung. Abg. Dr. Becker- Hessen ( Dnat. Bp.) verurteilt den Butsch und erhebt ähnliche Forderungen wie Abg. Kraut. Ueber Stresemanns Haltung müsse man Genaueres abwarten.

schwache Haltung der Mehrheitssozialisten. Das Ziel der Revo­Abg. Henke( U. Goz.) hält eine lange Agitationsrede gegen die lution von 1918 sei die Groberung der politischen Macht der Ar­beiterschaft gewesen. Das Proletariat jei einig gewesen, die Gegen­revolution niederzuschlagen und die Absichten von Rapp und Lütt wiß zu vernichten. Jest gelte es den weiteren Kampf, für den die Beit fommen werde, was man auch dagegen unternehmen wolle. Gin bedeutender Erfolg jei darin zu erblicken, daß der Generalstreif anerkannt werde. Es habe lange gedauert, bis die Bureau­fratie der Sozialdemokratischen Partei und die Gewerkschaften so­weit gekommen feien, den Generalstreit als die vornehmste Waffe in den Händen des arbeitenden Wolfes anzuerkennen. Ohne die proletarische Diktatur sei es nicht möglich, die sozialistische Produf­tionsweise einzuführen. Eigentlich sei nach den Ereignissen der lebten Tage die ganze Regierung Bauer erledigt und er hoffe, daß das Gerücht von einem Rücktrittsgefuch Sostes fich bewahrheine. Die Herren um Bauer und Noste hätten ja die Gegenrevolutionäre großgepäppelt.( Stürmische Auseinandersetzungen zwischen Un­abhängigen und Mehrheitssozialisten.) Was wollen Sie mit Stapp und Lüttwitz machen?, fragt Hente. Wollen Sie sie etiva vor ein Kamerabengericht stellen? Wo haben Sie überhaupt die Macht, wenn Sie sich auf das bewaffnete Proletariat nicht zu stüßen ver­mögen, dessen Forderungen Sie nicht erfüllen. Ats Henke dem Kanzler den Vorwurf der Lüge macht, ruft ihn der Präsident wegen dieser Ungehörigkeit zur Ordnung.

Abg. Dr. Heim( Bater. Bp.) verliest unter großer Unruhe eine Grflärung seiner Partei. Der Generalstreit der Arbeiter fordere einen Streif der Bauern heraus, also den Kampf aller gegen alle. Er fönne sich nicht entschließen, von diesem Mittel Gebrauch zu machen. Der Redner erläutert dann seine Stellung zu Kapp, mic bem er in feiner Ferm verkehrt habe. Wohl aber seien an ihn Pläne herangetreten, über die er sich indessen nicht näher aus­spricht. Unter steigerder Unruhe des Hauses spricht er von Wucher und Korruption, gegen die die Regierung nicht einschreite, und von der Annahme von Schmiergeldern durch Beamte.

Reichskanzler Baner erfläct; daß die Regierung Korruptions­erscheinungen entschieden entgegentrebe.

Aba Eisenberger( Bayer. Bauernbund) verurteilt den Putsch aufs schärffte.

Abg. Langwoft( Deutsch- Sann.) erflärt, daß seine Partei int Kampf gegen die Reaktion und den Abfolutismus stehe. Sie halte entschlossen zur Verfassung. Der Redner erhebt Einspruch gegeiy die Verhaftung des Abg. Colshorn durch den Polizeipräsidenten in Hannover . Die Vorgänge in Sannover hätten etwa 40 Tote ge­fordert. Die Partei stehe rückhaltlos hinter der Regierung und fuche ihre Ziele auf verfassungsmäßigem Wege zu erreichen.

Präsident Fehrenbach hebt in seiner Schlußansprache hervor, bei der Leidenschaftlichkeit des Parteilebens sei nicht zu erwarten gewesen, daß eine einheitliche Kundgebung an das deutsche Volk erzielt wurde. Er glaubt aber, die Einigkeit der gesamten Bolts­vertretung feststellen zu können in der Verurteilung revolutionärer Putsche unserantwortlicher/ strupelloser Elemente, die die Brand­facel in unser Seim geworfen hätten. Er beflaat die Opfer der Sämpfe und drückt den Angehörigen das herzlichste Beileid aus. Wit die berufenen Vertreter des Volfes, gehen hinaus mit dem erneuten Gelöbnis, einzutreten für unser neues demokratisches Deutschland . Was an Altem Hinter uns liegt, es mag schön und herrlich für viele heute noch erscheinen, es mag eindrudsvoll gewesen sein, es sind schönere Zeiten geweien, als wir heute erleben. Von Schuld mill ich nicht reden in diesem Augenblid, aber der Gang der Ereignisse ist derart gewesen, daß, Deutschland sich jetzt nur aufbauen fann auf dem gesinten, starten, treuen Zusammenhalten zur Demo­

fratie. In dem Sinne begrüße ich unsere deutsche Republik als den Sort der Ordnung, einen Sort der Disziplin, einen Sort des Gehoriams gegenüber dem teuern Baterland. Wenn wir in diesem Sinne Einausgeben in die Seimat als deutsche Republikaner , denn werben wir den Glauben befeitigen im Wolf an die Sukunft des demokratischen Deutschlands.( Lebhafter Beifall.)

Der Präsident erbittet und erhält die Ermächtigung, die nächste Sigung anzuberaumen, voraussichtlich in Berlin , and die Tages­ordnung festzusehen, Schluß der Sitzung 8% U