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ttc.158« Z7. Jahrgang

Beilage öes Vorwärts

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Ireitag, 2H. März 1920

?n öer höhle öes Löwen . Von Victor Schiff . Am ersten Sonntag nach dem Putsch. Um die Mttvgsstunde versammeln wir uns in einer Kneipe am Belle-Alliance-Platz, um über imS Viedererscheinen desVorwärts" zu beraten. Der Treffpunkt ist etwa? leichtsinnig gewählt, auf Haldem Wege zwischen der Boltikum-Bcsatzung des Halleschen Tores und jener desVorwärts'-Eebcudes: Feinde ringsum! In der hinleren S:ube sitzen wir eng zusammengedrängt. Ein kurzes Referat deS Genossen W e l S und gleich darauf werden zwischen Redaktion und Geschäftsleitung die ersten Dispositionen für ein Wieder- erscheinen um jeden Preis und wo es auch sein mag, getroffen. Von den fünfzehn Mann, die ursprünglich den kleinen, finsteren Raum gefüllt haden, gehen die meisten sodann fort, um ihr« je- weiligen Aufträge zu erledigen. Auch Wels, der als der Unter- zeichner des ersten Aufrufes der S. P. D. zum Generalstreik eine der von denVerkappten" am meisten begehrten Persönlichkeiten ist, ha! sich ebenfalls vor wenigen Sekunden entfernt. da wird plötzlich die Tür aufgerissen und zwei Baltikum offiziere treten ein. Mit naiv-dumm-hellblauen Augen sehen sie sich unsere Gesellschaft an. Kuttner brummt:Da haben wir schon die Schweinerei!" Stampfer, der in seinem Notizbuch Auf- zeichnungen machte, blickt gelassen auf die Besucher heraus, wäh- rend ein anderer Genosse, der gerade Gehalt auszahlte und die Fünfzigmarkscbeine auf dem Tisch ausgebreitet hatte, scheinbar eifriger und unbekümmerter denn je das Zahlen fortsetzt. Wir warten. Die beiden Baltikumleutnants fixieren un«. Wir sie mich. Sie schweigen. Wir auch. Und siehe da! C Wunder! Plötzlich machen sie kehrt und gehen langsamen SchrrtleS wieder hinaus. Draußen fleht eine kleine Patrouille mit Flinren, Handgranaten, Stahlhelmen, Hakenkreuzen, fchwarz-weiß-roten Wimpeln am Bermel und vor allem erzdämlichen Gefichwrn, diclcm sichersten Kennzeichen der Baltrkumhelden. Werden ve das Lokal nunmehr strategisch unizingeln? Nein, auch sie ziehen jetzt mit ihren Lffizieren ab. Sie haben zwar nicht verstanden, wir aber erst recht nicht und machen uns schleunigst aus dem Staube. Erst am Landwchrkanal geht mir ein Acht auf: Dort stehen und fahren Dutzende von Fuhrwerken, vollbeladen mit Menschen, die auch an diesem Tage nichts Vernünftigeres wissen, als die Mlrabrennen in Martendorf zu besuchen. Die einzig denk- bare Erklärung: Mariendorf , die ausgebreiteten Fünfzigmark- scheine, das Notizbuch sie haben uns für Buchmacher und Wetter gehalten. So weit reicht noch der geistige Horizont«m«S schlvarz-weiß-roten Leutnants aus. Brauchen Sie einen Tip, Herr Leutnant,«inen totsicheren? Wirmachen" das Nennen!... Am selben Abend. In einer dunklen Straße, vor«inem dunklen Hause, eine dunkle Gestakt. Näheres darf ich zwar nicht angeben, da, wenn mit derselben Energie weiter durchgegriffen wird, wie bisber, die Baltikumcr oder ihre Spießgesellen in der nächsten Woche wieder auftauchen und wir unsere ge- Heimen Vcrsammlungslokake wieder benötigen könnten. Aber nach dieser genauen Beschreibung wird mancher Leser sofort erkannt haben, w o sich diese Szene abspielt. Die dunkle Gestalt räusperi sich. Stichwort. Man tritt ein. Durch hokbfinstcre Räume. Treppen und Gänge nach dem hintersten Zimmer zu. Eine Rolltür knarrt und endltch erreicht man dos llllerheiligste: Rauchwolken, Karbidgeruch, Bicrdunst. Hier tagt beut« aberd der durch Abgeordnet« beider Parlament«, Gewerk- fchafisvertreter,Porwärls"-Rcdackteure ufiv.«nveiterte Be­zirksvorstand Groß-Derlin. Trotz des grellen Lichtes der Karbidlampe lassen sich in blauen Nebeln die einzelnen Gesichter vorerst schwer erkennen. Zweimal am Tage kommt man zusam- eucn. abwechselnd in Berlin W., SW. und N. An jenem Sonntagabend hält wie gewöhnlich Genosse Franz Krüger , der Erzpriestcr im Allcrheiligsten, das Referat über die Lage. Wer wichtige Nachrichten mitzuteilen, Anregungen vorzu- bringen bat. bringt sie in der Diskussion zur Sprache. Von da aus begeben sich die einzelnen Genossen nach ihren Bezirken und so werden die Berliner Parteimitglieder durch diesen improvisierten, umständlichen und nicht ungefährlichen Apparat zur Verbreitung

von Nachrichten, Parolen, Flugblättern usw. informiert. Aber was nützt uns die beste, opferwilligste Parleiorganisalion, wenn es sich darum handelt, eine Viermilltonenstadt, die nach Nachrichten dürstet und durch die Lüttwitz-Kappfche Lügenstrategie bearbeitet wird, aufzuklären und aufzumuntern? »Wir m ü ifen den..Vorwärts" herausbringen!" ruft Stampfer aus und allseits wird lebhaft zugestimmt. Aber wie? Unsere eigene Waffe, der Generalstreik, richtet sich hierin gegen uns selbst. Kein Ga?? ES wird mit der Hand gesetzt und gepreßt werden. Kein Strom? Für eine Nummer reicht die Kraft in den eigenen Akkumulatoren noch auS. Kein Setzer? Es melden sich freiwillig die anwesenden gelernten Buchdrucker, die Genossen Brutus Molkenbuhr, Thomas, Luickhardt und Pfordtner. f Postabonnenten 1 | Damit die regelmäßige Zustellung desVor- 6) wärts" im nächsten Monat keine unlieb- A « same Unterbrechung erleidet, ersuchen wir# 6 unsere Postabonnenten, das Abonnement 9 für den Monat April zum tz Preise von H,50 Mk. exkl. Zu-£ A stellungsgebühr, bei dem K * zuständigen Postamt 7. k schon jetzt zu Z $ bestellen$ a WU© f Itlfif« K Vorwärts-Verlag G.m b.H., Berlin s Kein Maschinenmeister? Doch. Ebcrt sun. hat einst in Nürnberg mit den Rotationsmaschincn der»Fränkischen Tagespost" nähere Bekanntschaft gemacht. Zwei Redaktcure(Stampfer und ich) sind da und Genosse Lüdemann kommt als Ergänzung des RedattionSftabeS mit. Wir brechen auf. « Mitternacht. In einer dunklen Straße, vor einem dunklen Haufe mehrere dunkle Gestalien. Diesmal kann ich es aber ver­raten. um welche Straße, um welches Haus und um welche Gestalten es sich handelt: Lindcnstraße 3, das.Vorwärts"-Gebäude. die Posten unserer Baltikum-Besatzung. Mit den Worten:»Nach dem vierten Hof links!" in gebieterischem Tone vorbcigeschleudert, passiert unsere kleine Schar unbehelligt die Sperre. Der treue Nachtwächter ist nicht wenig erstaunt und händigt uns die Schlüssel zu den Räumen der Setzerei und der Redaktion aus. An die Arbeit! Nach langem Hin- und Hevwursteln am Klappenschrank ge- lingt eS mir schließlich, eine Telephonverbindung zwischen Setzerei und Amt Moritzplatz herzustellen. Bald ist ein reger Telephon- verkehr mit uns und der Außenwelt, ja sogar mit Dresden und Stuttgart im Gange. Unsere improvisierten Setzer arbeiten so flink und sicher, daß Ebert jun der als Korrektor amtiert» ob- -wohl Stampfers Schrift«in« schlechte und mein« ein« miserable ist, über Arbeitsmangel klagt. So geht es von Mitternacht bis 5 Uhr morgen?, wo die erst« Seite bereits umbrochen werden kann. Genosse Luickhardt erweist sich als ein überaus gediegener Metteur. Alles ist bisher glänzend gegangen. Etwas schwieriger gestaltet sich aber die Operation deS MaternZ, da unsere Maschinisten am Vormittag der Besetzung alle» Unent- behrliche sorgfältig versteckt und manches sogar abmontiert haben. Aber auch diese Schwierigkeiten werden schließlich überwunden. Um 6 Uhr morgens verlasse ich das Haus mit einer Reservemater, unter dem Rock sorgfältig versteckt, für den Fall, daß wir imVor-

wärt»" nicht drucken könnten und eine andere Druckerei in An- spruch nehmen müßten. Das Weitere habe ich nicht persönlick miterlebt. Indessen wurde mir berichtet, daß wir die größten Schwierigkeiten jür den Druck zu überwinden hatten, weil die inzwischen herbeigeholten Drucker A n g st hatten. Nicht etwa davor, daß sie von den Meu- terern verhaftet würden, sondern davor, daß sie von ihrer Organ:- sation alsStreikbrecher' gemaßregelt würden.... Heilige Ge- Werkschaftsdisziplin! Am Morgen kam der lustige Pfordtner auf die tolle Idee, zu den Baltikumern hinabzusteigen, um sie um einen heißen Morgen- trank für die ausgehungerte Gesellschaft zu bitten. Er kehrte m'.t vollen Krügen zurück, und in übermütiger Stimmung ließ man die neue Regierung" leben, die den guten Kaffee beschert hatte. Frech- heit, du siegst! Unsere ehrgeizigen Pläne, eine Millionenauflag«. ein Rollen- lassen bis zum letzten Atemzugt der Akkumulatoren, sind leider nichi in Erfüllung gegangen. Der Herr Hauptmann unserer ver­ehrten Besatzung hörte den erdbebenariigen Lärm der Notations- maschine, sah sich ein Exemplar an, las die Ueberschrift:»Vor dem Ende" und begrift merkwürdigerweise, daß damit nicht daS Ende der Republik, sondern das End? des verbrecherischen Abenteuers g.- meint war. Aber bevor er dahinter kam, waren die bereits gedruckten 15 000 Exemplare über die Alte Jakobstraße befördert worden und auch all« Anwesenden nach hinten.getürmt". Diese Extraausgabe des.Vorwärts" war daS erste Lebens­zeichen, das die Verteidiger der Republik in der Form einer Zei- tung dem Berliner Proletariat unter der Gewaltherrschaft der Usurpatoren zu geben vermochten. Sie war«in Schrei der Em- pörung und des Hasses gegen die eidbrüchigen Putschisten und deren schamlose Lügen, und zugleich ein Aufruf zum Durchhalten bis zum baldigen Siege der Demokratie. Ist der Versuch auch»ich! voll geglückt die 15 000 Exemplare, die in der Lindenstraße, urd die 20 000, die in Spandau gedruckt wurden, sind in der Millionen, stadt gar zu rasch vevschlungen worden es war jedoch ein Versuch, der unternommen werden mußt« sei es auch in der Höh!« des Löwen ._ GroßSerün Schwere �plosionskatastrophe in Lankwitz . Achtzig Arbeiter verletzt. Der Vorort Lankwitz war gestern nachmittag der Schau- platz einer großen Explosionskatastrophe. In der Charlottenstraße befindet sich die Abteilung Zündeübau der Firma G a e b e r t. Die Firma, die während deS Krieges Granatzünder herstellte, ist jetzt mit der Entladung derselben beschäftigt. Die aus P i k r i n bestehende Spvengmasse wurde in einer großen Grube, die sich zehn Meter vom Fabrikgebäude entfernt befindet, und ständig unter Wasser gehalten wird, aufbewahrt. Von Zeit zu Zeit wird diese Masse auS der Grube herausgeholt und in unterirdischen Gängen vergraben. Am DonnerStagnachmittag explodiert« plötzlich die in der Grube befindliche Masse unter einer furchtbaren Detonation. Die Erschütterung war so stark, daß in weitem Umfange sämtliche Fensterscheiben und-Kreuze in Trümmer gingen. Fünfzehn in der Nähe befindliche Häuser. wurden durch den Luftdruck vollständig abgedeckt. Das- selbe Schicksal erlitt das mitten im Orte stehende Rathaus und a-uch die Kirche wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. An dar Bahn liegend« Telegraphcnleitungen wurden zerstört. Die auf dem Fabrikgelände befindlichen Baracken stürzten wie Karten- Häuser zusammen. Die Fensterscheiben der Fabrik wurden ebenso wie einzelne leichte Zwischenwände, zertrümmert. Die umher fliegenden GlaSfplitter und Mauersplitter v e r letzten ca. 80 Arbeiter teils recht schwer. Die Wer:- zeugma sch inen in der Fabrik wurden aus ihren Beton- fundamenten herausgerissen und Hunderte von Holzkisten, in denen Zünder verpackt waren, wurden weit über den Bahndamm hinweg

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Jan Krebsersuter.

Seine Taten. Fahrten und Meinungen. Aufgezeichne' von Han» Müllrr-Schlösser. Jan an seine Eltern. Küstrin , den 3. November 1851. Nachdem ich beinahe ein halbes Jahr nichts von mir chabe hören lassen, will ich Euch jetzt in einem langen Briefe »allerhvnd erzählen. Bor einiger Zeit bin ich in Berlin «gewesen und habe den König und Gott weiß noch alles gesehen. Arbeit gab's aber nicht. Ich machte mich also wieder aus Berlin heraus und ging nach Strausberg . Mit mir verließen gegen 18 Mann Berlin . Es waren 4 Bar- bierer, 6 Maurer, 3 Zimmerleut, 1 Böttcher, 2 Schlosser, >1 Schuster und noch ein paar Schneider. In der Schuster- Verberge kehrten wir ein, machten es uns kommod und (stillten unseren Hunger und Durst. Nach dem setzten wir «uns ans Karteuspiel. Die Maurer waren gut beschlagen, mnd ein neues Luartier, so nennt man hier den halben Schoppen, stand frisch vor mir, als ich das alte noch nicht ganz binnen hatte. Was mir dann alles noch passiert ist, oveiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich bloß noch, daß ich am anderen Morgen von dem erstaunten Gebrüll einer Kup «geweckt wurde, neben der ich friedlich im Stroh gelegen «hatte. Wie ich in den Kuhstall gekommen war, kann ich «nicht sagen, und auch keiner der anderen hat es mir ver- «raten können. Ich muß wohl einen zuviel auf die Lampe geschüttet haben. Am dritten Tage beschlossen wir, morgens unseren Weg «fortzusetzen. An demselben Tag kamen wir noch bis Buckow . Wir hatten dreiundzwanzig Grad Kälte. Wir merkten jetzt erst, daß sich unsere Gesellschaft vermindert hatte. Ich hätte (hier wieder bei einer Witwe konditionieren können. Sie «stand aber in dem Rufe, ihren Mann aus übergroßer Liebe mnter die Erde gebracht zu haben. Ich bedachte mich kurz, «da mir mein junges Leben lieber war als alles, so marschierte ich in der bittersten Kälte zum Tore hinaus. Wir waren mach zu zwölfen. Als wir im nächsten Dorfe in die Herberge ckamen. wurde ich erst gewahr, daß ich mir meine Füße ge- börig erfroren hotte. Am anderen Tage humpelten wir weiter. In der nächsten Ttadt gingen wir zusammen aufS KatbauS. Ich muß nebenbei bemerken, daß unS in Strausberg acht «Tage zum Manche bis hierher bestimmt ioaran, und jetzl wäre» 17 Tag« darüber verflossen. Als bei Eiskretar deö

Kürgermeisters(er trug eine Perücke) dem ersten von uns «(es war ein Barbierer) sein Wanderbuch durchsah, war es «schon nicht mehr Kar in der Luft. Wo habt Ihr Euch «herumgetrieben?" Der Barbicrer gab an, daß es nicht mög- «lich gewesen wäre, bei der strengen Kälte täglich viel zu «marschieren, wo man dabei noch schlimme Füße hätte. Es «folgte der zweite(ich glaube, eS war ein Maurer), der sich «auf dieselbe Art zu rechtfertigen suchte, und auf diese Weise «folgten wir alle hintereinander.Ha!" rief unser Musje, -Ihr habt ja eine wahre Räuberbande gebildetl" Jetzt machte «der Mann mit- der Perücke den Bürgermeister mit unserem Verbrechen bekannt, um sich sogleich da? Urteil über uns zu «holen.NeinI" hörten wir ihn im Nebenzimmer zum Kürgermeister sprechen,so dürfen wir sie.nicht laufen lassen, che müssen bestraft werden I" Es schien, als hätte die alte (Perücke einige Gewalt über den Bürgermeister. Wir wur- «den also verurteilt, vierundzwanzig Stunden bei Wasser «und Brot im Gefängnis zu sitzen, und wurden auch sofort von einem alten Verschließer abgeführt. Er brachte uns in ein halbdunkles Loch, das nur oben nach der Straße hin eine Oesfnung hatte, die aber so vergittert war, daß nur wenig Tageslicht hereinkam. In diesem unterirdischen Ge- wölbe standen Mei große Pritschen, an der eine war eine schwere Kette befestigt. Sch.n mancher Räuber oder Mörder «mochte daran gelegen haben. Als wir einige Stunden in «unserer betrübten Lage still dagesessen hatten, klirrte der alle «Knasterbart mit den Schlüsseln. Er brachte uns mehrere Brote und einen Krug Wasser. Unserem Petrus sahen wir on, daß er Mitleiden mit unS batte, und wir baten ihn, unS boch Branntwein, Wurst und Weißbrot zu verschaffen. Der .Alt« willigte ein. Einer der Maurer legte daS Geld aus, «und der Alte kratzte schnell ab. froh, wieder einen kleinen Schmuh zu machen. Kurz darauf kam er wieder mit der «Fourage. Jetzt wurden wir wieder lebendig, als uns der Branntwein unter die Nase kam. Es waren vier Maß. Ge» «haushältert wurde nicht lange damit, weil wir fürchteten, «daß von dem langen Stehen der Geist davonziehen würde. ! Die FliselFanne wurde also in einer Viertelstunde bis aus j den Boden geleert, die Wurst(jeder eine balbe Elle) war . ebenso rasch fort, wonach wir unS ans die hölzernen Federn warfen, auf denen wir in unserem Dusel so weich lagen wie «in Kind im Dreck. Einige aber konnten stcki nicht beruhigen. «sie fingen ein gräßliche? Gepolter und Spektakel an. rasselten .mit de? rostigen Mörderkette. schlugen gegen die Tür, daß .sie knarrte, brüllten Lieder, daß es durchs Lustloch hinaus auf die Straße schallte, tanzten wie rasend umher und der «Himmel weiß, was für dummes Zeug st« noch machten. Da»

von bekam oben die Perücke Wind und sie schickte den alten Verschließer mit der Drohung, daß, sobald wir uns nicht augenblicklich beruhigten, wir eine Verlängerung und Ver- .schärfimg erhalten sollten. Danach wurde es ruhig. Gegen (Ist Uihr morgens kam der Alte wieder und kündigte un-:- .«msere Befreiung an. Wir hüpften gleich einer Mans aus «der Falle hinaus, die Treppe hinauf und in die Schreibstube. «Hier wurden wir einzeln vernommen und dann ließ man .uns wieder in die Kälte hinaus laufen. Ich glaube, ich .komme bald wieder nach Hause, denn ich habe Heimweh. Se:S Herzlich gegrüßt von Eurem treuen Sohne Jan. Nachschrift: Die Bengalklingen waren übrigens gar nicht so gut. Ich bin froh, daß ich sie quitt bin. Meine Kunden sagten immer, sie kratzten auf der Backe. Grades an seinen So. hn>- Dllsseldorf, den 30. November 18" t. Mein lieber Scchn! Du hast Deine Eltern mit Danem -letzten Briefe seh? betrübt. Fang' mir nicht an zu saufen! Da kriegst Tu zuviel Wind in die Segel, und das Fahrzeug kentert, oh' Du Dich versiehst. Alle schlechten Menschen sind «Wassertrinker, das ist wahr, aber glaube bloß nichi, daß man die guten am Saufen erkennt! Denn da war' die halbe Welt voll guter Menschen und kein Jammertal. Im Glas, Junge, sind schon mehr Menschen ertrunken als im «RheinI Darum hüt' Dich! Das saufen verdirbt den Men» schen, auch den guten. Es frißt Löcher in das Gewisien, io «groß, daß der Jan Wellm auf seinem dicken Pferd hindurch- .reiten könnte. Mehr will ich Dir für diesmal nicht sagen. denn alles Ermahnen ist für die Katz', wenn Du selber nicht den Schaden am eigenen Leibe spürst. Bei Deinem Onkel Quaddclmechcl war' beinah' ein freu- diges Ereignis gewesen.Land in Sicht!" Aber der Topp- .gast hatte sich verguckt, es war nix wie Nebel und Dunst. Jetzt sind wir beinah dreiundzwanzig Jahr' perHeirat» ha: er nachher gesagt, und eS müßt' ja mit dem Deuwel zuge­gangen sein, denn der Billv kann ich nit zutrauen, daß fst , Du verstehst mich! Wenn man ja auch im Leben in: -hinter die Frauleut kömmt, die uns noch in grauen Haaren .für den Gecken halten. Dein« Mutter läßt Dich grüßen, und D» könntest machem was Du wolltest, bloß brav sollst Du bleiben. EI grüßt Dich herzlich Dein Voten Nachschrift: Wen« die BengeMngen auf der Backe «gekratzt habe», i**» hat daS an Tii und nicht an idsn Klingen! Worts, folgt.)