der Sozialdemokratie gesprochen werden?dnn, so ist eS der. daß sie j u a n st ä n d i g war und diesen Trägern der Reaktion zu sehr vertraute. Ueber das Verhalten meines Teils der höheren und mittleren Beamten während der Zeit der Kapp regierung wird noch manches zu sagen sein; für heute sei nur bemerkt, daß mit allen, die im Geiste schon wieder die Monarchie und die Säbeldiktatur aufgerichtet hatten und ihr Verhalten danach einrichteten, gründlich abgerechnetwcrden wird. Allen Abzustehenden aber gilt mein Ruf:»Hinein in die politische Organisation I Auf zum Kampf für die Demokratie und den Sozialismus 1� die neue Hefahr. Die..Post" überschreibt ihren neuesten Leitartikel, in der sie wieder einmal alles, was nicht gerode der Schwerindustrie angehört. mctßloS beschimpft, mit den vielsagenden Worten: „Bestrafter Verrät". Wir begrüßen die Ehrlichkeit dieses ' nationalistischen Blattes um so lebhafter, als wir sie nur selten bei ihm festzustellen Gelegenheit hatten. Tie inneren Schwierigkeiten wirtschaftlicher wie politischer Nawr sind allerdings die Strafe für den am deutschen Volk begangenen Verrat, die man sogar als gerecht bezeichnen müßte, wenn sie die Schuldiges— und zwar allein die Schuldigen — treffen würde. L�tder ist das jedoch nicht der Fall. In ihrem Zorn schreibt die„Post" einen Satz nieder, der allen der Einigkeit der Arbeiterklasse abgeneigten innerhalb der Arbeiterschaft zu denken geben sollte: »Dies ist die neue Gefahr, die das Bürgert«« bedroht: Die Bersöhnun» der beide« sozialistischen Partei«»." Wenn die Unabhängigen eine Einigung beider Parteien durch Aufstellung 6on Forderungen unmöglich zu machen suchen, deren Nichterfüllbarkeit ihnen selbst bekannt ist, so mögen sie sich immer dieses Wort der „Post" vor Augen halten, Denn wir zweifeln keinen Augenblick daran, daß es dem überwiegenden Teil der Un- abhängigen Partei nicht weniger als uns eine große Freude bedeuten würde, daS„Bürgertum" dieser von ihm sehr gefürchteten Gefahr auszusetzen.
das Cnüe eines Schulüigen. Hauptmann v. Pflugk-Hartnng tödlich verunglückt. Smen der Mörder LielbLnechtS, der auch während de» Kapp- Putsch « die Rolle des blutige« Henkers gespielt hat. hat am Freitag abrnd die Nemesis«rnÖ: In dem Augenblick, als er mit 'einem Kraftwagen nach DeriOin abfahren wollte, ist Hauptmann v. Pflug?-Härtung infolge einer Explosion tödlich verunglückt. Ob in Unglücksfall oder ein A ttentat dem Ereignis zngriindo liegt, ist bis zur Sbrnd« noch nicht geklärt. E» hat den Anschein, als ob das Aiitmnobil durch die Explosion«insr Handgranate oder Bombe in die Luft geflogen ist. doch Müßte auch hier erst festgestellt werden, ob cS sich um eine Handgranate handelte, die PflugZ-Har- tung selber als Wafte mit sich führte, oder die von fremder Hand in den Wagen eingeschmuggelt wurde. Ueibor das Schr e ck e nS reg im ent. paS Pflngk-Hartung iu Friedvichshagen eingerichtet hatte, ist hier in der TvnnerStag-Abend- ausgäbe eingehend berichtet worden. Ueber sein Ende sind noch folgende EinHolheiten zu berichten: Psluyk-Hantung hatte den Professor Sginhardt au» Berlin und eine Frau v. Tyssenhausan zu Besuch gehabt und wollte sie kurz vor 8 Uhr mit dem Automobil nach Berlin zurückbringen. Der Chauffeur, Unteroffizier Gebhard, wollte über Köpenick fahren, Hauptmann v. Pslugk-Hartwig befahl ihm jedoch einen anderen Weg. Während der Kraftwagen stoppt« und umdreht«, erfolgte eine furchtbare Explosion. Einige lupze Stichflammen -chosign hervor und da? Auto wurde über die ganze Breite der Chaussee geftbleuddl Durch den Luftdruck wurden Fan» d. Tyssen- hausen und der Unteroffizier Gebhard über de-n Wagen hinweg -n den Strns�ng�aben geschleudert, während Professor Eginhardt und Hauptmann V. Pflugk.Hartung seitlich htiuniSgeschleudert wur-
«n feeck« Soldaten, die in der Nähe standen, nnnben.von Spreng. stücken getroffen und brachen zusammen. In weniges«
lugenblicken
eklken zahlreich« Soldaten und Zivilisten den verunKückte« zu Hilfe. Hauptmann v. Pflugk-Hactung war buchstäblich zer- rissen. Sein Tod muß auf der Stelle eingetreten fein. Professor Eginhardt war an beiden Deinen sowie am rechten Oberarm ver- letzt, währe ich Frau v. Thffenhaufen rnid der Chauffeur durch Sprengstücke Verletzungen im Rücken davongetragen hatten. Ueber die Rolle Pflugk-Hartungs beim Kapp-Litmoitz-Putfch erfahren wir noch folgende»: Seit etwa einem Jahr»ist i« der Nachrichten kasenre Rrchleben-Spandau eine.Volkshochschule" deS WehrkrrrskomnvandoS III eingerichtet.- WS militärischer Letter dieser Schule, die von RmchSwehrmarineangehorigen be- sucht wird, fungiert« Hauptmann v. Pslugk. Härtung. Am Morgen des 13. ließ er die KurfuSteilni�wner antreten und teilte ihnen mit. daß er Befehl erholten bätt«. die 2. Marinebrigad«(Ehrhardt) zu unterstützen. Zu diesem Zwecke müsse et nach Berlin , wer freiwillig mit wolle, solle sich melden. ES ging« nach dem PotS. damer Platz. Darauf marschierte er mit über 100 Mann ab. Nur 40 ReichSwehrangehärtge blieben zurück. In Berlin war er als Wewbeosfizier tätig, hatte in der Bendler- straße ein Bureau und schickte sein« Leute in Automobilen mit Pia- taten und Flugblättern umher. Auf jeden Fall war dieser Mörder also auch ein Hochverräter, und«S ist nicht zu verstehen, wie er noch bis zuletzt ein Kommando haben kannte und r» noch inne- haben würde, wenn nicht inzwischen der Tod eS ihm aus der Hand genommen hätte. Es ist sehr zu bedauern, daß bei dem Vorfäll auch Unschuldig« zu Schaden gekommen find. Handelt»«S sich um ein Attentat, so würden wir dieses, trotz der Schuld des OpfetZ, scharf verurteilen. Es muß ein Ende gemacht werden mit dem gegenseitigen wilden Blutvergießen, und«in Verbrechen begeht, wer iS fortsetzt. Nur muß man sich auch darüber klar sein: wenn wir nicht zur Vendetta, zur Blutrache, herabsinken sollen, dann muß dem Volb daS Gefühl gegeben werden, daß es in der deutschen Republik e i n Recht gibt. Nur gerechte, strenge Bestrafung militärischer llebel- täter schützt uns vor Entwicklungen, an die jeder Kulturmensch nur mit Grauen denkt./ Ein Warner? Noske gegen Seeckt, Wir• erhalten folgende Zuschrift: Dem.Bertiner Tageblatt" hat Generalmajor v. Seeckt Erklärungen zum Kapp-Lüitwiy. Putsch zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Darin heißt e»: .Ich habe die Sache kommen sehen. Ich habe gewarnt nach allen Richtungen hin. Aber starke, energische Matznahmen waren leider nicht durchzusetzen. NoSke dachte immer, eS werde schon gehen."» Im nächsten Satz soll Herr d. Seeckt gesagt Hab», an die Aus» sührung des Putsches habe er nicht geglaubt, weil er eine solche Ünsumme von Dummheit doch nicht für möglich gehalten habe. Von dem inneren Widerspruch, der in diesen Worten liegt, sehe ich ab. General v. Seeckt kann sich so nicht geäußert haben, weil solche Auslassung zur Wahrheit im schroffstem Gegensatz stände. General v. Geeckt war ein Jahr lang in dem mir unterstellten Mi- nisterium Chef de? Truppenamtes, der wichtigsten VerwaltungS- ' stelle. Ich stelle fest, daß er zu jeder Stunde die Möglichkeit hatte, mit mir zu sprechen. Er war selten bei mir zum Vortrag. Er hat mir niemals bestimmt«, konkrete Vorschläge für stark«, euer- gische Maßnahmen gemacht. Ich habe oft auf Mißstände hin- gewiesen und dann häufig den Einwand gehört, den General d. Seeckt für fein Lavieren gelteiid macht: man dürfe Truppe und Offizierkorps nicht verprellen. Gustav NoSke .
Eine unverschämte Provokation. Am Sonntag beabsichtigte die Potsdamer Arbeiter- f ch a f t, eine Trauerkundgebung für die bei dem M i l i» t ä r p u t s ch unis Leben gekommene» Personen zu veranstalten. Diese Kundgebung wurde von den militärischen Stellen unterbun- den. Die Veranstalter wurden aufgefordert, sich uuterschristlich zu verpflichteu, daß in den zu haltenden Ansprachen darauf hin- gewiesen werde, daß an dem Bluwergichen daS Militär keine Schuld
treffe. Diese Erklärung konnten die Veranskalter selbst nicht ab- geben, und so wird die Arbeiterschaft auf diese Verunstaltung ver- zichten müssen. Die Frechheit, die sich auch heute noch gewisse militäristb? Stellen herausnehmen, übersteigt jede» erlaub:« Matz. Weshalb haben die Herren Offiziere nicht auch gleich eine Ehrenerklärung verlangt, in der zum Ausdruck kam, daß auch die Herren Kap? und Lüttwitz keinerlei Schuld � an dem Militärputsch treffe? Zweifellos hätten sie das mit dem gleichen Recht verlangen können. Wir erwarten schleunigstes Eingreffen einer höheren militärischen Stelle, um in'�ter Stunde der Arbeiterschaft die Abhaltung der Feier doch noch zu ermöglichen. — r— woran scheitert öie Heeresreform? An positiven Vorschlägen zur Umbildung der Reich?- und Sicherheitswehr im republikanisch-demokratischen Sinne hat eS seit dem Kapp Lüttwitz -Putsch nickt gefehlt. Wenn von den auch hier mehrfach beantragten Maßnahmen bisher noch keine ernsthaft in Angriff genommen ist, so scheint dies daran zu liegen, daß in gewissen Stellen auch nach der Amtsnieder- legung N o s k e s noch immer alter Geist und Ein- f l u ß maßgebend ist. Diese Richtung geht davon aus. daß eine Umbildung der Reichswehr nicht notwendig sei, weil diese sich bei dem Putsch zum überwiegenden Teil regierungs- treu gezeigt habe: Das iit eine vollkommene Verkennung der Tat- fachen. Regierungstreue besteht nicht in der formalen Er- klärung. mif dem Boden der rechtmäßigen Regierung zu stehen, um ihr dann im Geist und in Taten entgegen zu handeln. Bei den meisten Generalen war diese Erklärung ein rein taktisches ManSvl�. Trotz ihrer angeblichen Regierungstreue haben viele von ihnen eine höchst zwei- deutige Rolle gespielt, wie z. B. der famose General M ä r ck e r. über dessen„Regierungstreue" noch sehr viel zu sagen.sein wird. Die tatsächliche Unzuverlässigkeit der so- genannten Regierungstreuen ergibt sich ohne weiteres daraus. daß keine einzige größere Formation dazu zu bewegen war, den bewaffmöAen Kampf gegendieMeutereraufzune hm e n. Bei den meisten Kommandostellen war die Erklärung, auf dem Boden der recht- mäßigen Regierung zu stehen, nur eine Schutzmaske. um die Wut der gegen die Reichswehr aufgebrachten Be- völkerung von sich abzulenken. Jbre sogenannte„Re- gierungstreue" hat zahlreiche Kommandcure nicht gehindert. die Bevölkerung, die sich zum Schutz der Freiheit und Republik bewaffnete und erhob, unter dem Vor� wand der„Bolschewistenbckärnpfung" blutig niederzu- schlagen, wobei sie aü Grausamkeit vielfach mit den LütKvitzern wetteiferten. Die Behauptung, daß der größere Teil der Reichswehr die Belastungsprobe des Putsches aus- gehalten hätte, ist also e i n e' P h a n t a s i e, auf die lern ernsthafter Politiker hineinfallen sollte. Wir sind weit entfernt, aus jeden mit Steinen zu werfen. der v�r dem 13. März die Dinge in der Reichswehr falsch beurteilte, obwohl schon damals, wer sehen wollte, auch sehen konnte. Leute aber, die selbst auS diesem Ereignis nichts lernen können, und immer noch durch ihre rosa Brille Phantäsiebilder statt der Wirklichkeit sehen, sind Schaden der Partei und ihrer Politik. Me Umwandlung der Reichswehe: aus einem Werkzeug der Gegenrevolution in eine Stütze der Republik ist die dringendste und not- wendig sie Aufgabe der Gegenwart, sie darf durch un- belehrbaren Optimismus auch nicht um eine Stunde. verzögert werden._ Dringenüst� Anfrage. Dürfen Meuterer Verfassungstreue maftregelu? Wie ist es möglich, daß imme» noch zahlreiche wegen ihrer Regierungstreue entlassene Sicherheitspoli- zisten, Reichswehrangehörige usw. wohnungs- und verpflegungslos in Berlin umherirren, keine Wiederein-
Erlebnisse. Von Ludwig Hermann Borgwardt. Sin Kind fiel in einen Fluß.— Am Ufer standen Männer. Sie erkannten die Gefahr, in der dos Kind schwebte. AÄer--- aiislan zu Helsen , begannen sie, sich zu strerten. wie das Kind zu retten sei. Der eine wollt« in den Fluß springen, der ander« warnte— daS ist zu gefährlich— dorl drüben werden die Wellen daS Kind ans Land trewen, dann---. Der erst« erwiderte— bis dahin ist das Kind ertrunken— der zweite— wie d-u willst, ertrinkt ihr beide—,.„ Sie stritten und stritten— bis das Klnd ln den Welle» der- �ES gab einmal einige sozialistische Parteien, die gleiche Ziele verfolgten, nur sich Über den Weg nicht einigen konnten— bis das Kind in den Wellen versank? »» » Drei Männer saßen auf einer Bank.'Der Mann, der reckrs saß, sprach:..Nur die schärfste Betonung unseres nationalen Standpunktes kann uns retten. Nur unser Volk dürfen xoiz sehen!" Der Mann, der links faß, sprach: ,Mnr die iriernational-n Gedanken bringen nnS zur Höhe. Richtet euren Blick auf da? Ausland!" Der Mann in der Mitte sprach:„Ich bleibe meinem Volke treu da scklua ihm der Mann, der link» saß. in? Gesicht— „aber ich kämpfe für die Einigung der Mensckcheit!"— da schlug ihn, der Mann, der reckt» saß. ins Gesicht. » O • Gewalt!_,, Ich trete ift eine dichtgefüllte, qualmende WirtshauSswve. Zwei Männer streiten. Ick beobachte vpn der Tür an». Zuerst reden beide. Dann behauptet sich immer mehr die Stimme des«inen. Seine Grund« scheinen durchzudringen. Ich sehe es am Beifall der Herumstehenden.— Der zweite tritt zu- rück an den Ofen. Der erste macht seinen Freunden noch einmal die Sachlage klar, in seinem Gesicht leuchtet etwa» wie Triumph. Ich suche daS Gesickt de» zweiten: dunkel ist es, rot, die Adern treten hervor. Er spring: auf, ein Messer blitzt, ein Blutstrv« — Geschrei---* Was helfe« alle vernunftgründe gegen de« Bewer» des Messers! � �°. # Di« Ewigkeit träumt: Es war einmal«in lichtblauer Sommertag— da sprang ein Schrei ans den Tiefen— düstere, schwere Wolken verschlangen Licht und Blau— ES war einmal ein Rhythmus, der au» Taufenden von Rota» ttonsmafchinen quoll, der jede Welle, jeden Windhauch, jeden Ate» «r seinen Wirbel zwang
ES waren einmal zwei Effenbalhnzüge, die aufeinander los- fnl cen— ihre Räder schwangen im Rhythmus, der die Welt ige- fanden hielt. In ihnen standen, die Stirnen einander zugekehrt, zwei Menschen, deren Gehirn im selben Rhythmus k reffte, deren Lippen unaufhörlich murmelten— wir werden angegriffen— man bedroht ün»— wir sind gefährdet— Haß und Neid nmloht uns— ' ES war einmal«ine Rächt, in der sich zwei Menschen m,t Waffen gegenüberstanden— der«ine schoß fehl, der andere iraf— ES war einmal ein Todesschrei, der den rasenden, unseligen Rhythmus in zwei Menschen vernickitete, der eines Menschen nugen schloß und die des andern sehend machte— ES war einmal ein Mensch, der laut in alle Welt rief: wir haben nur einen Feind— und das sind die Gräben und Mauern zwischen Mensch und Mensch, zwischen Gemeinschaft und Gemein- schafl, zwischen Volk und Volk— der die heilige Forderung in die Welt rief: Baut Brücken, schlagt Bresche— ES war einmal ein Tag, da ihm Millionen zujubelten: denn fein Gedanke war neu—_. ES war einmal ein Tag, da ihn die Millionen verließen; denn fein Gedanke war alt geworden-- -- da freute sich der Mensch: denn irufl wußte er: der Siegeslauf meines Gedankens beginnt in denen, die nicht jubeln! •• • Richard Dehme l: .Zwischen Volk und Menschheit' nanntest Du Dein Kriegs- tagebuch. Alle unsere Qualen Haft Du eingefangen in den Worten: „Zwischen Volk und Menschheit. Dafür danken wir Dir! Doch Du bast nicht nur den Zwiespalt unserer Zeit„zwischen Volk und Menichheii" aufgezeigt. Du hast uns auch da» Beispiel des Kämpfers für Volk— und für Menschheit gegeben. Dafür danken wir Dir noch mehr! Aber nicht nur Prediger und Kämpfer warst Du. Du warst auch Prophet, alS Du das ewige Wort sprachst von der weißen Fahne, die einst von allen gegrüßt über den bunten wehen wird. Dafür danken wir Dir, indem wir den Weg betreten, der zur weißen Fahne führt:„Wir ahnen das Morgengrauen unendlicher Brüderlichkeit!"_ Staatsstreich und Staatsstreichler. In der„Franff. Ztg." wurde gegen die neu aufgenommene Wortbildung„Staatsstreichler" Einspruchs erhoben. CS hieß da:.Zu dem Staatsstreich der Kapp- Leute Heck uns diese aufgeregte Zeit noch etwas Uebles beschert: die Staatsftreichler. Wer an diesem sprachlichn Malheur schuld ist, ob RcichSvräsident Sbert, der in einer Unterredung mit Presse- Vertretern das Wort brauchte, oder sonstwer, ist kaum feststellbar. Genug, das Unglück ist da, und die.Staatsstreichler" verbreiten sichnvie die Gripp«. WaS ist ein Staatsstreichler? Selbst Karlchen Mietznick würde hierauf antworten: das ist ein Mann, der den Staat streichelt. Es gibt eben keinen Unsinn, der nicht heutzutage bstndkings mitgemacht, nachgeplappert und nachgeschrieben würbe."
- Dazu bemerkt mit Recht ein weiterer Einsender:.Der zufällige Anklang an das Wort.streicheln" wäre noch kein Beweis gegen die sprachlich« Richtigkeit der Neubildung, die auch für meine Ohren keinen, angenehmen Klang hat. DaS Mißbehagen, das man bei dem.Staatsstreichler" empfindet, beruht wohl darauf, daß das vom Zeitwort.streichen" abgeleitete richtige.Streicher" in diesem Fall nicht anwendbar ist. Denn' da? Zeitwort wird nicht in Ver- bindung mit dqr gewaltsamen Staatöumwälzung gebrauchi, sondern nur das Hauptwort.Streich ". Vom Hauptwort wäre aber richtig zu bilden„Streichler", genau wie Wissenschaftler, da» ich indessen keineswegs als eine Sprackschönbeit hinstellen.möchte. Aber im Wort Künstler. Tischler haben wir mit Umlaut doch eine schöne und überall hingenommene Ableitung. Die Silbe,.ler" hat hier allerdings den Sinn einer regelmäßig ober berufsmäßig ansge- übten Tätigkeit(Außerdem gibt«S noch Bildungen>y:e Geheiip- bündler, Hinterwäldler, Nachzügler. Mittelständler, die einfach den Zusammenschluß in eine Gruppe bezeichnen. D. Red.) Also lassen wir daS Wort„Staatsstreichler" aus unserem Sprachschatz. ES ,ist nicht notwendig. ES ist sogar begrifflich falsch angewendet, wenn man von dem Berliner Ereignissen spricht. Bis jetzt scheint noch niemand auf diesen Widerspruch hingewiesen zu haben. WaS Kw'P- Lüttwitz getan haben, ist eine Meuterei,«ine Revolte. Ln Putsch, es ist kein Staatsstreich. Dieser ist nur ein gewaltsamer Umsturz, der von den verfassungsmäßigen' Inhabern der Staat»- gewalt ausgeführt wird, um die Verfassung zu ändern. Die.coups ck'etat" des dritten Napoleon sind das Musterbeispiel dafür. Er war Präsident der Republik und hat sich in zwei Phasen«igen- mächtig zum Kaiser gemacht. Das deutsche Wort Staatö'treich dürfte�übrigens als Uebertragung des frailzösischeu Ausdrucks enl- standen sein." Der Sanskritforscher Sermann Oldenberg ist im 06. Lebens- jähre in Göttingen gestorben. Ein Erforscher der altindiichen Svrache. Literatur und Religion van' erstem Range und inter «- nationaler Bedeutung ist in ihm der Wissenschaft entrissen. Seine Ausgaben und Uebersetzungen altindischer Texte(besonders Ri- goeda") genießen boben Riff. Von allgemeiner Bedeutung aber wurden seine. darstellenden Werke über die„Religion des Rigoeba". „die Literatur de» alten Indien ". Sein Buch über„Buddha, fein Leben, feine Lehre, seine Gemeinde" ist das beste, was wir zurzeit über den großen Begründer der nach ihm benannten Welt- religürn in deutscher Sprache besitzen. ErftanffSkunngen de» Woctie. Sonnt,»rohe« Schauspielhau»: »Der ioffze Heiland'. Do. Luisenstädt.:.Die Macht der Liebe'. Sonn. Deutsch . Tb.:.Die Dam- Kobold'. Rose-Th.:.DaS Licht der Lieb«'. Die TSl. Morgenfeier im Schauspielhanse.Heine und da» simge DriiYchlcnd', die wegen der Unruhui oerschoben wurde, findet Sonntag 11'/, Nbr statt. Urania Sonnrag. Montag, Miltwot.:.Thürmgen'. Pros. Körte: .Aegypten und der Itil ', Frei lag.Jerusalem und trir.e helligen gldlten*. Donnerstag Emma Koiimann:.siruhitng am Neckar '! Donnerstag nach« mittag 4 Nbr.Mit dem Luftschiff nach dem Bodensee ' zu kleinen Preise». Arrdinand Rvenarius tat eine Tragödie, Saal" beendigt, in deren Rittelpmikt Haombal steht.