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Nr. 177 37. Jahrgang

Seilage öes Vorwärts

Mttwoch, 7. �pril 1920

GroßGerlln Der eingezäunte See. Der werltätige Berliner will Sonntags in der freien Natur Erholung suchen und neue Kraft aus diesem ewigen Jungbrunnen schöpfen. DaS ist der instinktive Drang, der dem Großstadlmenschen alle Unannehmlichkeiten der in drangvoll fürchterlicher Enge zurück- zulegender Bahnfahrt schnell vergessen läßt. Leider wird ihm draußen das Recht auf Naturgenuß, das zu den u n v e r< änderlichen Menschenrechten gehören sollte, durch die Anmaßung der märkischen Junkertaste, die auch noch nicht begreisen will, daß sich die Welt geändert hat, sehr der- kümmert. Da hat z. B. der feudale Herr in R a n g S d o r f an der Zosiener Bahn, dessen.Schloß' in nächster Nähe der armseligen GutSorbeiterwohnungen den Kontrast zwischen.Hoch' und.Niedrig' recht deutlich zum Bewußtsein kommen läßt, den großen RangSdorfer See, soweit dieser mit Wald umgeben ist also stundenweit, durch einen Drahtzaun abgesperrt und alle die vielen Wege in dem Waldgebiet als.verbotene' gekennzeichnet. Der Großherzog von Sachsen-Weimar hatte solche Verbotstafeln in dem EckerSberger Wald bei Weimar ebenfalls in einem Umfange aufstellen lasten, daß für sein.Volk' kaum noch ein nicht verbotener Weg übrig blieb. DaS.Volk' hat aber nach dem 8. November ISIS kurzen Prozeß mit diesen Tafeln gemacht. Der RangSdorfer pocht anscheinend noch auf seine Herrenrechte und Sonntags stellt er in die Nähe des schönen Uferwegs unterhalb der Landstraße nach Dahlewitz seinen.Förster' auf. damit dieser einen Schreckschuß abgibt, sobald e« ein harmloser Spazier» gänger wagt, diesen.feudalen' Weg zu betreten. Wo bleibt das Gesetz, das die Ufer der märkischen Seen und die Waldwege für die Allgemeinheit freigibt? Und wo bleibt die Verstaatlichung der Privatsorsten, die längst reif dafür sind? Sie Berliner Sicherheitspolizei an ihren Kommandeur. Dem neuen Leiter der Sicherheitspolizei, Major K a u p i s ch. hat die Ortsgruppe Berlin des WirtichaftsverbandeS der Beamten der Sicherheitspolizeien Deutschlands eine Vertrau enskund- gebung übermittelt, in der es u. a. heißt: .Ihr Name bietet unS die Gewähr, daß ein neuer Geist, der Zert entsprechend, in der Führung der Berliner Sicherheit«- Polizei eingekehrt ist und daß die Sicherheitspolizei zu dem gemacht wird, was sie in Wirklichkeit sein soll und zu dem sich die Beamten tm UntercffizierSiang und gewiß auch viele Beamten im Offiziers. rang dem Vaterlande zur Verfügung gestellt haben. Wir Beamte i. U. sehen es als unsere Aufgabe an, die Verfassung und die vom Volke eingesetzte Regierung zu schützen. Wir find zum Schutze unseres Voltes da und wollen unseren Volksgenossen ein Helfer und Berater in der Rot und den Verbrechern ein Schrecken sein. Für diese Aufgaben haben wir uns zur Verfügung gestellt und wollen durch treue Pflichterfüllung uns das Vertrauen und die Achtung unserer Mitbürger erwerben und somit mithelfen am Wiederaufbau uusereS schwer geprüfte» Baterlandes. Bisher stnd wir nicht in diesem Sinne geführt worden, und mir unterem guten Willen und mit unserem Ehrgefühl ist man leichtfertig umgegangen. Daher auch der Zwiespalt in unseren Reihen und das Mißtrauen gegen die Beamten im Offiziers- rang, das wieder wachgerufen wurde, da viele derselben ihre Freude über da« Gelingen deS Kapp-PutscheS zu deutlich Ausdruck gegeben haben. Wir Beamte i. U. stelle» unS restlos mit unserem besten Willen und Können zur Verfügung. Dafür verlangen wir nichts Unmögliches, sondern nur eine anständige Behandlung, wie sie einer Beamtenschaft gebührt, deren Be- ruf mit einer ständigen Gefahr für Leben und Gesundheit verbunden ist. Wir verlangen Führer, die in unS nicht den Soldaten iehen. das willenlose Werkzeug ihrer event. Sonderbestrebungen. fondern die uns auch als vollwertige Menschen betrachten, die ebenfalls Ehrgefühl und Vaterlandsliebe besitzen. Führer, die uns in jeder Hinsicht ein Vorbild fem können, damit wir mit Lust und Liebe den Aufgaben deS schweren Polizeidienstes gerecht werden, und die auch das Ihrige dazu beitragen, daß wir unseren

grünen Rock in Ehren tragen können und von allen unseren Mit- bürgern geachtet werden.' » Auf Grund von Verhandlungen deS Vorstandes des Wirt- fchaftsverbandes der Sicherheitspolizeien Deutschlands mit den Ministerien des Jitnern ist verfugt worden, daß sämtliche anläßlich des Kapp-PutscheS entlassenen Be- amten unverzüglich wieder einzustelleu sind. Die entlassenen Beamten wenden sich sofort an das Geschäftszimmer des WirtschaftSverbande?, Berlin SW. 61, Bellc-Alliance-Str. 6. Gleichzeitig wird mitgeteilt, daß am 7. April eine Komnrission zusammentritt, an der gewählte Vertreter der Sicherheitspolizeien Teutschlands teilnehmen, die über die Reorganisation der Sicher- Heftspolizei, sowie über wirtschaftliche und dienstliche Fragen lDicnswrdmmg, BeamtenauSschüsse, Beförderungen ustr.) mit dem Ministerium des Innern beraten wird.

Eile mit Weile: Bei den BezngSschein-AuSfertigungs stellen, die in Berlin noch für die Verteilung der billigeren Web«. Wirk- und Wollsachen(der sogenannten Magistratsware) in geringer Zahl be- stehen, kann die Zahl der Antragsteller nur unter sehr erheb- lichern Zeitverlust abgefertigt werden. Auf unsere in Rc. 132 veröffentlichte Schilderung der Zustände, die bei der AusfertigungS- stelle in der Kovpenstraße herrschen, schickt uns jetzt die BelleidungS- stelle deS Magistrats eine Erwiderung. Indem sie zugibt, daß auch ihr dieses Uebel längst bekannt ist, bedauert sie, daß ihre bis- berigen Abhtlfeversuche nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. Die Notwendigkeit einer weiteren Vermehrung der Ans- fertigungs stellen oder einer stärkeren Besetzung mit Personal scheint ihr immer nock nicht einzuleuchten: wenigstens sagt sie kein Wort davon, daß etwas derartiges beabsichtigt sei. Dagegen empfiehlt fie, die Angestellten nicht zur Eile zu mahnen, weil solche Mahnungen.nur dazu beitragen, die Nervosität zu steigern und den Betrieb zu verlangsamen'. Gleichzeitig weist sie darauf hin. daß Anträge auch schriftlich gestellt und unter genauer Angabe der gewünschten Ware sowie unter Beifügung der Sleuerquittung und des WohnungSauSweises eingesandt werden könnten. Von dieser Einrichtung, die den Antragstellern die lästige Wartezeit erspart, sollte möglichst Gebrauch gemacht werden. Neue BrikettpreiserhShung. Die am 1. April in Kraft getretene Erhöhung der Erzeuger- preise sür Braunkohlenbriketts zwingt den Kohlenverband Groß-Berlin ab 3. April die Zentnervreis: für Braunkohlenbriketts um 2.30 M. zu erhöhen. Es beträgt nunmehr der Preis für K ü ch e n- u n d O f e n b r a n d bei Selbstabholung 14.80 M., bei Lieferung frei Erdgeschoß oder Keller 16,80 M. per Zentner. Wie lange?? Die Kohlenstelle fordert alle Inhaber von Kohlenkarten ans, die für den Kohlenbezug nicht mehr gültigen Abschnitte selbst abzutrennen und in eigenen Gewahrsam zu nehmen, nicht aber dem Kohlenhändler zu übergeben, der diese Abschnitte jetzt nicht mehr abnehmen darf. Rückgang des Berliner Fremdenverkehrs. Die Wirkung der Eisenbahntariferhöhung. viel- leicht ober mehr noch die Wirkung deS Putsche? vom 13. März drückt sich in einem Rückgang deS Berliner Femden- verlehrS im März sehr empfindlich aus. Mit 89 228 Fremden bleibt der 31tägige März gegenübe.: dem 29lagigen Februar um rund 20 000 Besucher zurück. Auch uach Wiederausnahme des Eisenbahnverkehrs beim Ablauf de« Streiks haben sich die Fremden, angesichts der unklaren Berhältmfie, nur sehr zögernd zur Reis« nach Berlin entschlossen. Von der ständigen starken Hotelüberfüllung war in den letzten Wochen nicht mehr die Rede. Bemerkenswert bleibt, nach der Zusammenstellung der Zentralstelle sür den Fremdenverkehr Groß-Berlins, das Wachsendes Besuchs aus dem Ausland, insbesondere aus den bisher feindlichen Ländern. An der Spitze er- scheint Oesterreich mit 1290 Gästen, es folgt Polen mit 1162, Schweden mit 964, Holland mit 941, Rußland mit 393, Dänemark mit 837, Norwegen mit 490, aus England waren im März 432 Gäste zu verzeichnen, aus Amerila 370, aus Frankreich 312. aus Italien 181, Belgien 108. Zu erwähnen find noch 294 Besucher aus der Schweiz , 220 aus den Balkanstaaten. 251 aus Ungarn , 149 auS Spanien . 108 aus der Türkei , 98 aus Asien , 37 aus Afrika . Wo ließe eS sich auch billiger leben als bei einem armen Mann, den man jetzt nach den unbeavenzten Möglichkeiten der Valuta mit einem Scherflem abspeisen kann. Auf diese Nutznieher stnd wir nicht sonderlich verpicht.

Warnung Kriegsbeschädigter vnd Kriegshinterbliebener vor Winkelkonsutentcu! Trotz aller AufklärungSversuche kommen immer wieder Fälle vor, in denen Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene muuvcr- lässigen Personen, die besonders nahe Beziehungen zu den FiirVrfr- stellen und Versorgungsbebörden vortäuschen, ihre Verrrctung übertvagen. Diesen Leuten, die häufig nicht über die einfachsten Kennt-- nisse in Versorgungs, und Fürsorgefragen verfügen und nicht einmal wissen, welche Stellen zustandig stnd, ist es nnr darum zu tun, von den Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen eine oft recht e' heblichx Summe als.Vorschuß' oder.Gebühr' zu erhalten. Dieses Geld ist eine vollkommen überflüssige Ausgabe, die sich die Kriegs- beschädigten und Kriegshinterbliebenen ohne weiteres ersparen können. Der sicherste und richtigste Weg in allen Versorgungs. und Fürsorgefragen ist für sie immer, wenn sie sich schriftlich oder münd- lich an die amtliche Fürsorgestelle der Kriegsbeschädigten- und Kriegshinterbliebenenfürsovge ihre? Aufenthaltsortes weichen. Diese stellt ihnen jederzeit in allen Fragen bereitwillig ihren Rat zur Ber- fügung und Hilst ihnen auch mit der Tat gern, soweit es in ihren Kräften steht._ Immer nochkZniglich". Auf dem Seddinsee bei Schmöckwitz liegt ein Wohnschift für Arbeiter der staatlichen Wasserbauver- tvalwng. In den Osterfeieriagen läse?! die ouS Berlin kommenden AnSflügler an dem Schiff die mit schwarzer Farbe auf das Holz gemalte Inschrift:.Kgl. Wasserbauamt Für stenw a lde". Ein einziger Pinselstrich würde hier genügen, den Zusatz.Kgl.' zu vermchten. Warum ist daS bis auf den heutigen Tag nicht gc schehen? Nachgerade wird es zum Skandal, daß selbst die ohne viel Mühe und Kosten wegzuwischenden Hinweise auf die monarchische Vergangenheit Preußens immer noch nicht sämtlich beseitigt sind. Es mag sein, daß die Unterlassung meist aus Bummxlei zu er- klären ist. Solch« Inschriften wirken aber wie eine freche Ver- höhnung der republikanischen Staatsform. Wird man nicht' endlich überall die verantwortlichen Personen mit der Nase auf ihre Pflicht stoßen? Wer ist der Erschossene? Am 24. v. M. wurde an der Ka- dettenanstalt zu Berlin -Lichterfeld « von einem Soldaten ein Mann erschossen, der seiner Verhaftung heftigen Widerstand entgegen­setzte. Der unbekannt« Tote ist etwa 36 bis 40 Jahre alt und 1,70 Meter groß, hat blondes kurzgeschnittenes Haar mit Glatze, «inen blonden, gestutzten dünnen Schnurrbart, am rechten Unter- arm eine Täiwvierung, zwei über Kreuz liegende Schlüssel, einen Dampfreguliärer und ein Winkeleifen mit der Jahreszahl 1890 oder 1896 darstellend und trug einen schwarzen, steifen Hut, ein blaues Jackett, ein« schwarze, zweireihige Weste, eine schwarze Hose, einen Stehumlegekragen, schwarze, halbe Schnürschuhe und schwarze Garnaschen. Wer über ihn nähere Angaben machen kann wird gebeten, sich bei der Kriminalpolizei zu Berlin -Lichter- felde zu melden. B»rw«rts"-N nmmern gesucht. Für Archivzioecke werden aus dem Jahre 1914 folgende Nummern gesucht: 1. bis 25. Juli, 7. bis 8. Dezember 1914. Da es sich umVorwärts'-Bände für Biblio- theken handelt, bitten wir uysere Parteigenossen und Leser, Welche die gesuchten Nummern noch besitzen, uns dieselben gegen Er- stattung der Unkosten zur Verfügung zu stellen. Vorwärts-Berlag, Liudenstr. 3, 1 Trp. Sportpark Treptow.Großer Osterpreis', Dauer- rennen in zwei Läufen über je Stunde. 1. L au f: 1. A pp el» Hans 32,180 Kilometer, 2. Lewanow 32,173 Kilometer, 3. Ealdow 31,060 Kilometer, 4. Wittig 31,260 Kilometer. 2. Lauf, der «ingetretenen Dunklheit wagen auf H Stunde herabgesetzt: 1. Lewanow 15,930 Kilometer, 2. Wittig 15,710 Kilometer. 8. Saldow 15,480 Kilometer, 4. Appelhans 16,810 Kilometer. G e- santtklassement: 1. Lew a n o w 48,108 Kilometer, 2. Appel- hanS 47,490 Kilometer, 3. Saldow 47,140 Kilolneter. 4. Wittig 46,960 Kilometer. Mannfchaftsverfolgungsrennen. I. Mannschaft: Münzner, Kops, Krahner, Müller, Petri gegen die II. Mannschaft: Hahn. Kendelbacher, Tetzlaff, Stolz, Abrah<nn. Der Sieg fiel an die 2. Mannschaft nach zurückgelegten S3QD Metern in 4 Min. 58 Sek. Osterpreisfür F lieger, Endlauf 4 Runden: 1. Abraham 2 Min. 35 Sek., 2. Münzner, 3. Hahn, 4. Müller. 10-Kilometer-Prämienfahren: 1. Nein as 7 Min. 15 Sek., 2. Dahnke, 3. KopS, 4. Abraham. Eingebrochen wurde in der Nacht vom 5. zum 6. April in das Bureau des ZentralverbandeZ der Fleischer, Abteilung Viehhos, Zorndorfer Str. 32 I. Gestohlen wurde die Schreibmaschine Oliver Modell 5 Nr. 31405 6. Selbige stammt von der Firma Erich Bartz, Landsberger Str. 72. Vor Ankauf dieser Ma- schine wird gewarnt. Evtl. Mitteilungen werden an obige Adresic erbeten.

t] Segen öer Cröe. Romanvon KnutHamsun. Erster Teil. 1. Ter lange, lange Pfad über das Moor in den Wald hinein, wer hat ihn ausgetreten? Der Mann, der Mensch. der erste, der hier war. Für ihn war noch kein Pfad vor- handen. Später folgte dann das eine oder andere Tier der schwachen Spur über Sümpfe und Moore und machte fie deutlicher, und wieder später schnupperte allinählich der oder jener Lappe den Pfad auf und benützte ihn, wenn er von Berg zu Berg wanderte, um noch seinen Renntieren zu sehen. So entstand der Weg durch die weite Allmande, die niemand gehörte, durch das herrenlose Land. Ein Mann wandert des Wegs in nördlicher Richtung dahin. Er trägt einen Rucksack, den ersten Rucksack, der Mundvorrot und ewiges Handwerkszeug enthält. Der Mann ist groß und stark gebaut, er hat einen roten Vollbart und kleine Narben im Gesicht und an den Händen diese Wundenzeichen, hat er sie sich wohl bei der Arbeit oder im Kampf geholt. Er kommt vielleicht aus dem Gefängnis und will sich verbergen, vielleicht ist er ein Philosoph und sucht Frieden, jedenfalls aber kommt er dahergewantzert. ein Mensch mitten in der ungeheuren Einsamkeit. Er geht und geht, still ist es ringsum, kein Vogel, kein Tier ist zu hören. bisweilen redet er ein paar Worte mit sich selbst.Ach ja, Herrgott im Himmel!" sagt er. Wenn er auf seiner Wände- rung an Moore und wirtliche Stellen oder offene freie Plätze im Walde kommt, legt er feinen Rucksack ab, gebt umher und untersucht die Bodenverhältnisse: nach einer Weile kehrt er zurück, nimmt seinen Rucksack wieder auf den Rücken und wandert weiter. So macht er den ganzen Tag fort, er steht an der Sonne, welche Zeit es ist. es wird Nacht, da legt er sich ins He dekraut und ruht mit dem Kopf auf dem Arm. Nack einigen Swnden wandert er weiter.Ach ja, Herr- aott im Himmel!" Er geht immer geradeswegs nach Norden, steht an der Sonne die Tageszeit, hält Mittagsrast mit einem Stück Hartbrot und Ziegenkäse, trinkt Wasier aus einem Bach dazu und setzt seinen Weg fort, Auch diesen ganzen Tag

wandert er ununterbrochen weiter, denn er muß sehr viele wirtliche Plätze im Walde untersuchen. Ob nach der Gegend, ob nach Bodenbeschaffenheit? Er ist vielleicht ein Aus- Wanderer aus den Dörfern, denn er schaut sich scharf und spähend um, manchmal ersteigt er auch einen Hügel und späht von da umher. Jetzt ist die Sonne wieder am Untergehen. Er befindet sich jetzt crnf der Westseite eines langgestreckten Tales mit gemischtem Wald, hier ist mich Laubwald und Weideflächen mischen sich darein, stundenlang geht es so fort: es dämmert, aber der Mann hört das Rauschen eines Fluffes, und dieses leichte Rauschen ist wie etwas Lebendiges und muntert ihn auf. Als er die Höhe erreicht, sieht er dos Tal im Halbdunkel vor sich liegen und weit draußen nach Süden den Himmel darüber. Nim legt er sich schlafen. . Am Morgen sieht er eine Landschaft mit Wald und Weide- land vor sich ausgebreitet. Er steigt hinunter: da ist eine grüne Alm, weit unten blinkt der Fluß hervor und ein Hase setzt mit keckem Sprung' hinüber. Der Mann nickt, wie wenn es ihm paßte, daß der Fluß nicht breiter sei als ein Hasensprung. Ein brütendes Schneehuhn flattert plötzlich zu seinen Füßen auf und zischt ihn feindselig an, und wieder nickt der Mann: hier sind Tiere und Vögel, das paßt abermals! Seine Füße waten durch Blaubeerenbüsche und Preiselbeerkraut, durch siebengezackte Waldsterne und niedere Farnkräuter: wenn er da und dort an- hält und mit einem Eisen in der Erde gräbt, findet er hier Walderde und dort mit Laub und verrotteten Zweigen seit Tausenden von Jahren gedüngten Moorboden. Der Mann nickt, hier will er sich niederlassen, ja, hier sich' niederlassen, das will er. Noch zwei weitere Tage streift er in der Gegend umher, kehrt aber am Abend immer wieder zu dieser Halde zurück. Des Nachts schläft er auf einem Lager aus Tannenzweigen, er ist ganz daheim hier, er hat ja schon ein Lager unter einem Felsvorsprung. Das schlimmste war gewesen, den Ort zu finden, einen Ort, der niemand gehörte, der sein war: jetzt kamen die Tage der Arbeit. Er fing sofort an in den etwas weiter entfernten Wäl- dern Rinde von den Birken zu schälen, jetzt, während der Sast noch in dm Bäumen war.�Dann legte er die Rinden fest zu- kämmen, beschwerte sie mit Steinen und ließ sie trocknen. Wenn er eine große Last beisammen hatte, trug er sie die vielen Meilen zurück ins Dorf und verkaufte sie als Baumaterial. Und auf seine Halde dort droben brachte er neue Säcke mit Lebensmitteln und Werkzeug heuui Mehl, Speck, eirtea Kochtopf, einen

Spaten: unverdrossen wanderte er den Pfad hin und her und schleppte sich ab. Ein geborener Lastträger, ein Prahm, der durch die Wälder ging, o es war, als liebte er diesen seinen Beruf, viel zu gehen und viel zu tragen, als ob es ihm ein faules Dasein dünkte und kein Dasein für ihn, keine Last auf dem Rücken zu liaben. Eines Tages kani er dahergewandert mit seiner schweren Last auf dem Rücken und außerdem mit zwei Ziegen und einem jungen Bock an der Leine. Er war so beglückt über die Ziegen, gerade als ob es Kühe wären, und er war gut gegen sie. Der erste fremde Mensch kam vorüber, ein wandernder Lappe. Dieser erriet, daß er auf einen Mann traf, der sich da niedergelassen hatte, und sagte: Willst du hier dauernd wohnen?"Ja," antwortete der Mann.Wie heißt du?"Jsak. Weißt du keine Magd für mich?"Nein, aber ich will darüber reden, dort, wohin ich gehe."Ja. tu das? Sag, daß ich Haustiere habe, aber niemand, der sie besorgt." Jsak also, ja, auch das wollte der Mann ausrichtm. Der Mann auf der Halde war kein Flüchtling, er sagte seinen Namen. Er ein Flüchtling? Dann hätte man ihn aufgespürt. Er war nur ein unverdrossmer Arbeiter, er sammelte Winterfutter für seine Ziegen, fing an Boden urbar zu machen, einen Acker lun- zubrechen, Steine wegzuschaffeil, Steinmauern aufzurichten. Im Herbst hatte er eine Wohnung fertig, eine Erdhütte, eine Gamms: die war dicht und warm, sie krachte nicht in den Fugen beim Sturm, und sie konnte nicht abbrennen. Er konnte in diese Heimstätte hineingehen, die Türe hinter sich zumachen und da drinnen bleiben, oder er konnte, wenn jeniand vorbeikam, vor der Türöffnung stehen und sich als den Herrn seines Hauses zeigen. Die Gamme war in zwei Gelasse geteill: in dem einen wohnte er selbt, in dem andern seine Tiere. Ganz innen unter dem Felsen hatte er seinen Heuboden errichtet. Alles war da. Wieder kommen ein paar Lappen vorüber, Vater und Sohn. Sie bleiben stehen, stützten sich mit beweu Händen auf ihre langen Stöcke, betrachten die Hütte und das urbargemachte Land und hören die Ziegenglocken auf der Halde. Ja. guten Tag," sagen sie,hier ist ja vornehme Herrschaft eingezogen." Die Lappen versuchen einem immer um den Bart Hu gehen.- Ihr wißt wohl keine Magd für mich?" versetzt Jjak, denn er hat nur das eine im Kopf. (Forts, folgt.,