Baltikumer und die Eisernen waren im Sinne der Butschisten Der Reichskanzler Genosse Hermann Müller stellte Lüdemann und die Beamten. nicht vollkommen zuverlässig. Schon am dritten Tage des gegenüber den jezt so beliebten Ableugnungen fest, daß der Uns wird geschrieben: Putsches das wissen wir aus dem Geständnis des Putsch- unabhängige Kreisvorsitzende in Duisburg den Hilferuf aller Die Veröffentlichung im„ Berliner Tageblatt", Morgenausgabe ministers v. Jagow- hätten sie beinahe gegen die Meuterer Parteien an die Reichsregierung unterzeichnet hat. vom 14. April, über Differenzen zwischen den Beamten des preuzi gemeutert. Selbst hinter einem Hakenkreuzhelm kann sich ein Reichspostminister Giesberts gab den schweren Sorgen fchen Finanzministeriums und dem Minister Lüdemann stimmt denffähiges Gehirn verbergen. eines großen Teils der Bevölkerung des Ruhrgebiets vor einer im besonderen insoweit, als Minister Lüdemann bei seinem Antritt Burückziehung des Militärs lebhaften Ausdruck. Unſer Genoffe gegenüber den leitenden Beamten und dann auch gegenüber sämtlichen Dr. Quard sprach namens des besetzten Maingaues, deffen Beamten klar auspesprochen hat, daß er nicht daran denke, die durch unbedingte Reichstreue er betonte. Aber auch ein bayeri: die Verfassung gewährleistete Gewissensfreiheit der Beamten anzutasten. icher Volksparteiler erteilte allen Hoffnungen auf Er müsse aber auch verlangen, daß die leitenden Beamten, die nach 3erstückelung Deutschlands eine klare Absage. außen und dem Parlament gegenüber ihn und das Staatsministeriumt Wir verweisen die Leser auf den besonders wichtigen resp. dessen Politik zu vertreten haben, gute Republikaner und aui Sigungsbericht. rechte Demotratem feien. Wenn Beamte glaubten, diese Gewähr nicht geben zu können, so werde sich auf geordnetem Wege ein Ausgleich herbeiführen lassen. Das sei anders nicht denkbar, Von diesem selbstverständlich erscheinenden Standpunkt abzuweichen, habe Minister Lüdemann nicht die Absicht.

Man darf auch nicht um es nochmals zu sagen in jedem Offizier einen Verräter sehen. Vernünftige und anständige Menschen in Uniform müssen selbst einsehen, welchen Schaden der Lüthwig- Streich ihrem Stande bereitet hat, und daß sie diesen Stand nur wieder in Ehren bringen fönnen durch Hochhaltung ihres gegebenen Wortes und strengste Erfüllung übernommener Pflichten. Ein Oberst wie der Herr v. Ledebour , der nach seinem eigenen Wort be reit ist, zwischen 8 und 9 alle Gide zu brechen, die er zwischen 7 und 8 geleistet hat, ist ein schlimmerer Schädling des Offizierskorps als irgendein Unbesonnener, der seinen Haß einem Unschuldigen ins Gesicht schleudert. Wir hassen nicht die Offiziere und nicht die Reichswehr, wir hassen nur den

Berrat, den Eidbruch, die Feigheit, die Zweideutigkeit. Ein Offiziersforps und eine Truppe, die sich von dieſen inneren Feinden befreien, werden auch keine Feinde mehr im Volfe baben.

Kämpfe mit Hölzianern. Kriegsberichte.

Dresden , 14. April. ( WTB.) Truppen unter Führung des

Rollenverteilung im Reichsernährungs­Ministerium. 691

D

Obersten Schönfeldt und eines Rivilfommiffare rückten am 14. Avril von Hof im Vogtlande ein und befesten Klingenthal , & altenstein und Plauen . In verschiedenen Richtungen wurden Streifunternehmungen ausgeführt, um die Bevölkerung von Ein Kappfreund als Ministerial- Direktor? Wenn wir in diesem Sinne entschlossen sind, den Gegner den Hölzeschen Banden zu befreien. Personenkraftwagen und Wie wir von gut unterrichteter Seite erfahren, sieht die Er­auf jede Weise zu schädigen, von unserer Aftion aber jede Waffen des Hölz wurden hierbei erbeutet. Weitere Truppen nennung des bayerischen Bevollmächtigten im Reichsrat, Ministerial­Schädigung fernzuhalten, den Gegner zu spalten, nicht aber sind in der Gegend von Burgstädt und südwestlich und östlich Direktors Dr. Huber( Zentrum), zum Unterstaätssekretär im Reichs­uns selbst durch unklare Parolen spalten zu lassen, und wenn Chemnitz eingerüdt. Das Stadtgebiet von Chemnitz wurde ernährungs- Ministerium unmittelbar bevor. in den Massen dieselbe Hingabe und Kampffreudigkeit noch nicht besett. Weiter wird uns die befremdliche Mitteilung, daß der deutsch lebendig ist, wie in den wahrhaft glorreichen Märztagen von Ju Jägersgrün ist Mittwoch früh eine Flieger- Auto- Ro- nationale Dr. Augustin, Geheimer Regierungsrat und Vor 1920, dann können wir getrost sagen: Mögen sie kom- lonne eingerückt, die die Verfolgung der in den umliegenden tragender Rat im Reichseinährungs- Ministerium, zum Ministerial­men, wir sind bereit! Wäldern umberstreifenden Rotgardisten aufgenommen hat. Es fam Direttor in Aussicht genommen ist. Wie bekannt, ist dieser Herr zwischen den Truppen und Rotgardisten zu vereinzelten Schießereien, zusammen mit dem ihm zugeteilten Assessor Dr. Morig wobei einige Rotgardisten getötet und verwundet wurden. Bis während der„ Kapp- Regierung" bei dieser aus und mittags waren 72 Angehörige der Roten Garde gefangen genommen, eingegangen und kam dort für den Posten eines Unter darunter auch ein Führer des Aktionsausschusses, Namens fort. staatssekretärs in Frage, er soll auch einen Ausweis der Unter den Gefangenen befanden sich auch zwei Russen. Alle Rot Rapp- Regierung" damals benutzt haben. Wir glauben, daß es nur dieses Hinweises bedarf, um die gardisten hatten bedeutende Geldbeträge bei sich. Die Reichswehr­truppen erbeuteten außerdem ein Automobil mit 200 Gewehren. Reichsregierung vor der Torheit einer solchen Ernennung zu be­Mindestens bis der Oberreichsanwalt das eigenartige Auch in Falkenstein ist vormittag Reichswehr eingerückt. Hölz ist wahren. feit dem Vormittag von dort verschwunden und soll sich nach Verhalten des Dr. Augustin und seines Freundes largestellt, sollte Jobann Georgenstadt begeben haben. Die Reichswehr verhaftete man sich davor hüten, zweifelhaften Bekennern der Verfassung das in Falkenstein eine größere Anzahl von Spartakisten, darunter den Sprungbrett zur politischen Karriere zu bieten. ehemaligen Sprachlehrer Kurch, der Hölz' rechte Hand" gewesen sein soll.

Das Ende der Ruhrdebatte.

Ein Fall Braß?

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In Schönheide wurden durch Gendarmerie drei Hölz­gardisten verhaftet, welche angaben, Hölz habe nach dem Zusammen­stoß bei Auerbach 500 seiner Anhänger bei Schönheide entlassen mit einem Fluchtgeld von 500 M. für einen jeden.

Der Auswärtige Ausschuß.

Besprechungen über die Lage.

Der Auswärtige Ausschuß ist gestern in einer nichtöffentlichen Sigung zu der Besprechung der schwebenden Fragen zusammen getreten. Der stellvertretende Vorsitzende a uß man begrüßte den neuen Außenminister und hob das persönlich vertrauensvolle Verhältnis hervor, das zwischen dem Auswärtigen Ausschuß und dem Auswärtigen Amt unter dem bisherigen Außenminister sich gegenseitig herauszubilden begonnen habe.

Die Nationalversammlung hat am Mittwoch die große politische Debatte beendet. Sie beschäftigte sich fast ausschließlich mit den Vorgängen im Ruhrgebiet , über die der Unabhängige Braß eine lange Rede hielt. Vieles von dem, mas er gegen das Militär fagte, war berechtigt, und er hat auch zugegeben, daß schließlich unlautere Elemente die Macht an sich gerissen hatten. Seine Beschuldigung, daß die Butsche von links zum Teil durch Lockspiel der militari ftischen Steaktion angeregt worden waren, wurde vom Reichs­wehrminister Dr. Geßler sogar bestätigt, und der Minister bezeichnete eine gründliche Reform des Nachrichten­und Aufklärungsdienstes der Reichswehr als unerläßlich. Er erhob aber auch gegen den Abg. Braß auf Grund amtlicher Meldungen die schwere Beschuldigung, daß Braß nicht nur zur De : Kommunist Nadler in Glauchau batte gestern nachmittag getreten. Der Kommunist Nadler in Glauchau hatte gestern nachmittag Ententefommission in Koblenz gegangen sei, son- gegen eine ihm seitens der dortigen Arbeitgeber angebotene 3 a 5 dern dort auch entgegen den Angaben der deutschen Regierung lung von 25000 Mart Glauchau mit 30 Mann seiner Anhänger die Stärke der in das Ruhrgebiet entsandten Truppen auf verlassen. Ein Teil seiner Roten Garde hat sich von ihm losgesagt 80.000 Mann beziffert und eine Verlegung des Friedensver- und ist in Glauchau verblieben. trages dadurch behauptet habe, daß schon vor dem Kapp- Putsch In Delsnig wurde beim Einmarsch der Reichswehr ein deutsches Militär in der verbotenen Bone anwesend gewesen want beamter festgenommen, in dessen Besiz sich a cht fei. Braß bestritt nachher, der hohen" diesen Ausdruck ge- hunderttausend Mark befanden. Es steht noch nicht fest, brauchte der radikale Mann- Rheinlandkommission solche An- ob es sich dabei um einen Teil der in Klingenthal von Hölz er­Gaben gemacht zu haben. Inzwischen aber hatte, auf stürmisches preßten million handelt. Verlangen aus dem Hause, der Reichsjustizminister Dr. Iund bereits erklärt, daß das Vorgehen des Abg. Braß dem Oberreichsanwalt zur Prüfung der Frage überwiesen werde, ob nicht Landesverrat vorliege. Die Aeußerung, die Herr Braß tat, wenn ein militärischer Schutz der Berg­werfe notwendig sei, dann ziehe er Ententetruppen immer Berlin , 14. April. Ein soeben ausgegebener Erlaß des Kultus­noch der Reichswehr vor, rief stürmische Entrüstung hervor. ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung ordnet an: Die Professor Ka hI griff in seiner Wut über die Kennzeich- Direktoren der höheren Lehranstalten für die männliche Jugend find nung der Haltung der Deutschen Volkspartei zum Kapp- Butsch anzuweisen, den Schülern den Beitritt zur militärischen Zum Bericht aus der Nationalversammlung. durch den Justizminister zu groben Schimpfereien, Organisation( Beitfreiwilligen Regimenter, Einwohner und letzten Absah des in der Beilage befindlichen Parlamentsberichts auf die Dr. Blund mit gebührender Deutlichkeit antwortete. Ortswehren) zu untersagen. Diejenigen Schüler, die bereits ist versehentlich der Name des Rednecs, Ministers Geßler, C3 fiel dabei auch auf die Loyalität der Kampfesweise des derartigen Formationen angehören, haben unverzüglich ihren Austritt weggeblieben. Gbenso muß es auf der dritten Seite Hauptblatt Serrn Kahl ein bezeichnendes Licht. zu erklären bzw. um ihre Entlassung nachzusuchen.

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Börsensturmtage.

Schule und Militärdienst.

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Ein Erlaß des Kultusministers.

Der Minister des Auswärtigen Dr. Köster wies auf seine in Schleswig gesammelten Erfahrungen und den dort erwiesenen Nugen des Zusammenwirkens aller Deutschen hin. Der Minister ersuchte um die Unterstützung des Ausschusses.

Der Reichskanzler Müller machte sodann eine Reihe von Mitteilungen über die Besetzung deutscher Städte durch französische Truppen, über die begleitenden Umstände und über die Absichten der Reichsregierung. Die anschließende Bes sprechung und die Beantwortung der im Ausschuß gestellten Fragen führte zu einer weitgehenden übereinstimmenden Auffassung der durch das feindselige Vorgehen Frankreichs geschaffenen und ge änderten Lage und der daraus erwachsenen Aufgaben.

heißen: Minister Geßler fortfahrend."

Ueber deut

bom 17. Juni 1793 und suchte dadurch die Spekulation unmöglich| dieses Buches war, wie in aller Welt, so auch in Deutschland , ein zu machen. Sie wurde am 10. Mai 1795 wieder geöffnet, um überwältigender. Schilderungen von Erlebnissen und Abenteuern 13. Dezember desselben Jahres von neuem geschlossen, am 12. Ja- einzelner oder weniger, die auf eine einsame Insel verschlagen In dem modernen Epos der Börse, dem Roman Zolas Das nuar 1796 wieder aufgemacht. Aber den Handel mit Staats- wurden, hatte es wohl schon vorher in der umfangreichen Reiſe­Geld", bildet den Höhepunkt der Handlung jene Sturmszene, in papieren fonnte sie nicht unterdrücken, und ungeheure Werte und Abenteuerliteratur des 16. und 17. Jahrhunderts genug ge­der die von dem mächtigen Gegner des Helden angelegte Gegen- wurden verloren. geben, nicht aber eine Darstellung, wie ein Mensch, abgeschlossen mine explodiert und der über Hunderte von Millionen verfügende Solche wirtschaftlichen Krisen, die sich in Tumulten und plöt- von der übrigen Welt, die wenigen ihm verfügbaren Mittel syste= Spekulant mit einem Schlage zum armen Manne wird. Mit dem lichen Schließungen der Börsen ausdrückten, haben sich dann im matisch zu entfalten und auszubauen weiß, sich in seiner Insel­mächtigen Rhythmus und den satten Farben Zolascher Darstellungs- 19. Jahrhundert des öfteren wiederholt. Heine hat uns in seinen einsamkeit eine eigene Kleine Kulturwelt zu schaffen versteht und funft ist die gewaltige Erregung geschildert, die sich in tumultuari- Briefen aus Paris farbige Bilder solcher Szenen geschaffen. Sie sich zugleich auch geistig weiter fortbildet, nie zuvor eine Darstel schen Zusammenstößen entlädt. Ein wilder Rausch und Taumet waren meist die Begleiterscheinungen geschichtlicher Erschütterungen, lung von solcher liebevollen, ins einzelne gehenden Lebenswahr­wühlt die Maffen burcheinander; die Schranken der Makler werden so der Revolutionen von 1830 und 1848, der Kriege von 1866 heit. niedergerissen; Herauseilende stürzen hin, und andere trampeln auf und 1870. ihnen herum; ein wildes verworrenes Geschrei erfüllt die Luft und bringt den ganzen weiten Umkreis des Pariser Börsenviertels in Aufregung, in dem das Brausen dieses Sturms dumpf mitzittert.

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Merzmalerei. Wenn auf einem Gemälde, das Naturgegen­stände wiedergeben will, einzelne. Teile nicht in Farben, sondern Einen solchen Sturmbag, wie sie in romanischen Ländern wohl in plastischer, handgreiflicher Realität dargestellt, also etwa auf öfter sich abspielen, hat die sonst verhältnismäßig ruhige Ber - einem Porträt die Augenbrauen in Gestalt von wirklichen Haaren liner Börje jüngst durchlebt. Es kam zu jo aufgeregten aufgeklebt sind, so wird eine einheitliche Künstlerische Wirkung nicht Szenen, daß schließlich das Institut geschloffen werden mußte. Die zustande kommen. Anders verhält es sich mit der gegenstandslosen Krisenstimmung, die in dieser unsicheren, an jähen Umschwüngen Krisenstimmung, die in dieser unsicheren, an jähen Umschwüngen Malerei, die nicht die äußere Natur nachzuahmen sucht, sondern und Zwischenfällen reichen Zeit die Geldmärkte der Welt erfüllt, und Zwischenfällen reichen Zeit die Geldmärkte der Welt erfüllt, allein durch Linie und Farbe wirkt. Hier, wo jedes Streben nach mag wohl zu dieser Explosion beigetragen haben. Beweist doch die Geschichte, daß Zeiten politischer Stürme stets in dem wirtschaft-" Panoptikumseffekten" von vornherein ausgeschlossen ist, wird es lichen Wetterwinkel der Börse schwerwiegende Revolutionen hervor- dem Maler freistehen müssen, alle Mittel anzuwenden, die seinen besonderen künstlerischen Zweden dienen können. Wenn er der gerufen haben. Die waderen Brügger Kaufleute, die sich gegen Ende des Meinung ist, daß eine bestimmte Farbenwirkung durch eine auf­16. Jahrhunderts in dem Hause des biederen van der Burse ver- geklebte Briefmarte vollkommener erzielt wird als durch einen sammelten und deren Zusammenkunft nach dem an der Faffade Pinselstrich, daß der Ausdruck einer Linie durch einen über die eingemeißelten drei Börsen aufweisenden Wappen des Besizers Bildfläche gezogenen Bindfaden kräftiger herauskommt als durch Börse" genannt wurde, hatten noch keine große Ursache zur Er- eine gemalte Linie, so steht prinzipiell nichts im Wege, daß er sich regung, wenn sie sich ihre Tuchballen und Getreidejäde verkauften. der Briefmarke und des Bindfadens bedient, und allein das künst­Das Spekulationsfieber, das zum Charakteristikum des modernen lerische Gefühl entscheidet im einzelnen Falle darüber, was am Börsengeistes geworden ist, konnte erst mit dem im 18. Jahrhundert Plate ist und was nicht. Welche starken, schönen und eigenartigen beginnenden Effektenhandel einsehen und feierte seine ersten Orgien Wirkungen mit Hilfe dieser neuen Technik unter Umständen er­während der Bowschen Transaktionen an der Pariser Börse. Die zielt werden können, zeigen in der gegenwärtigen Ausstellung des Rue Quincampoir, der Mittelpunkt der Operationen des Schotten, Sturm( Potsdamer Str. 134a) die Arbeiten von Kurt Schwit­jah die ersten Börsensturmtage. Diese vorher so stille Straße war ters, der die Technik in Deutschland eingeführt und ihr den im Jahre 1719 wie von einem verführerischen Goldschimmer um- Namen„ Merzmalerei" gegeben hat. Aus der Ferne gesehen wirken moben. Die glängendsten Wagen, die kostbarsten Sänften hielten die Bilder wie reine Gemälde, und erst in der Nähe erkennt man, hier, und selbst die Damen in ihren riesigen Reifröcken und den daß ihre Linien- und Farbeneffefte nur zum kleinen Teil durch ungeheuren Fontangen brängten sich herum, um etwas von dem Malerei, in der Hauptsache aber durch aufgeklebte Stücke von Well­Strom des Reichtums aufzufangen, der von der Rue Quincampoir pappe, Holzlatten, Spiralfedern, Drahtneßen, Zeugflicken, Watte­über ganz Frankreich flutete. Und dann kam plöklich der Zu- bäuschen usw. hervorgebracht sind. Nicht alle Arbeiten sind von sammenbruch: die Verarmung der Spekulanten, der teilweise Ban- fünstlerischem Wert. namentlich unter den kleinen Zeichnungen ferott des Staates. Die erste Börsentragödie mit ihrem Gefolge findet sich manches, was nur als dekorative Spielerei gelten kann. von Selbstmorden und schrecklichem Slend erschütterte die moderne Die eigenartige Wirkung der besten Werke aber( Schicksal"," Aus­Gesellschaft: die ersten gesetzlichen Maßnahmen wurden getroffen, gerentte Sträffe"," Das Arbeiterbild") beruht zweifellos gerade indem man eine Zeitlang das Spekulieren in Etaatspapieren ber­bot. In London , dem einzigen Ort, der damals ebenfalls eine auf der neuen Technik und hätte sich durch keine anderen Mittel blühende Börsenspekulation schon besaß, war das Lawsche System Ein arabischer Robinson. In diesen Tagen sind gerade 200 Surch die Gesellschaft des Südmeeres" nachgeahmt worden, aber die Katastrophe vollzog sich hier in weniger furchtbaren Formen. Wäh- Jahre vergangen, jeit der Bremer Buchhändler Sauermann als rend der franzöfifchen Revolution, die eine neue Entwertung der wichtige Neuerscheinung auf dem deutschen Büchermarkt die Ueber­Papiere brachte, spielten sich dann ähnliche Sturmtage an der sehung eines englischen Buches ankündigte, dessen Titel lautete: Pariser Börse ab. Der Konbent schloß die Börje durch das Gesetz Leben und seltsame Abenteuer des Robinson Crusoe. Der Erfolg

N

erzielen lassen.

J. S.

Eine Flut von Ribonjonaten folgte dem genialen Wert int allen Ländern auf dem Fuß. So auch in Deutschland . Darunter befand sich eine, die 1725, ins Deutsche übertragen, erschien und di, aus dem Arabischen stammend, wohl als die ursprünglich älteste Robinsonade in dem obigen Sinne zu bezeichnen ist. Dies Buch ist lange vor dem Robinson Crusoe entstanden und enthält, ohne das spätere Werk in der Kunst der Darstellung und genialen Einfachheit zu erreichen, doch viele der wesentlichen Züge dez­selben. Es sind das„ Die Schicksale des Hai Ebn Joctan" Saibn von Abn Dsche far bn Tophail aus Cordoba ( † 1170), verfaßt um die Mitte des 12. Jahrhunderts, da die Kultur der Mauren in Spanien , furz vor ihrem Zerfall, eine lezte Nachblüte feierte. Der Held der Geschichte wird auf einer wundervollen un­bewohnten Insel als Kind ausgesetzt, von einem Reh gesäugt und er­halten. Herangewachsen, schafft er sich Feuer durch Aneinander­reiben von Hölzern, fleidet sich in Tierfelle, baut sich ein Häuschen, zähmt Vögel und wilde Gjel. Aber er bildet auch ein religiöses System in sich heraus, das überall die Weisheit und Vollkommen heit eines Schöpfers, die Einheit der ganzen geschaffenen Natur ahnt. Später kommt der Bruder einer frommen Sette zu ihm auf die Insel, der ihn noch weiter belehrt. Hai Ebn Joctan verläßt auf eine furze Zeit die Insel, kehrt aber, da ihn die Menschen abstoßen, Das Ganze ist eine gerne wieder in seine Einsamkeit zurüd. phantastische Schilderung, die viele unwahrscheinlichkeiten enthält, zugleich aber auch eine Fülle von scharfer Lebensbeobachtung und Lebensweisheit. Einen großen Leserkreis hat sich das Buch nie erobern können, aber in der Geschichte der Robinsonaden verdient es immerhin als eine charakteristische Erscheinung hervorgehoben zu werden, die allein schon durch ihre frühe Entstehung auf einem unserer Kultur fremden Boden alle Beachtung verdient.

bb.

Die Staatsoper wird wegen der Proben zur Frau ohne Schatten" am Freitag schließen. Die angefekte Vorstellung( Der Barbier von Sevilla ") ist auf Donnerstag, den 22., verlegt.

Eine neue Filmzeitschrift, die der wissenschaftlichen, Schul- und Brivatkinematographie gewidmet ist, erscheint unter dem Titel" Film und Wiffen" allmonatlich im Film- Kultur- Verlag in Berlin . Sie bat eine bes sondere Beilage für den Volks- und Jugendfilm. Die neue Zeitschrift führt fich in ibrer ersten Nummer durch gute Beiträge von Fachleuten vorteils haft ein.

Du mußt Caligari werden". Der expressionistische Film, der vier Bochen ohne Unterbrechung im Marmorgaus gespielt wurde, ist nochmals in den Spielplan aufgenommen.