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Nr.197.37.Jahrg.

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Der Vorwärts" mit der Sonntags. beilage Bolt u. 8eit" erscheint wochen. täglich zweimal. Sonntags einmal

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Abend- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  

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Sonnabend, den 17. April 1920.

Neue Drohungen der Entente.

Furcht vor einem neuen Putsch. Paris  , 16. April. In einer Meldung der Agence Havas heißt es: Gestern soll Lord Curzon   energische Schritte beim deutschen   Ge­ſchäftsträger in London   getan haben, um eine zurücknahme der überzähligen Truppen aus dem Ruhrgebiet   zu erreichen. Heute trifft in Paris   eine neue Nachricht ein, in der die englische Regierung die Alliierten zur Mithilfe bei einer Gesamt­initiative auffordert, bei welcher von der Berliner   Regierung strenge Befolgung der Vertragsklauseln bezüglich der Ent­waffnung verlangt werden soll. Falls diese Forderung nicht an­genommen werde, werde die gesamte Lebensmittelver­sorgung für Deutschland   eingestellt. Ueber diesen Punkt hatte Lord Derby mit Millerand eine lange Unterredung. Zu der Botschafterkonferenz, auf der auch diese Angelegenheit diskutiert wird, hat die italienische Regierung Vertreter entsandt. Trotz des Schweigens, in das sich die politischen Kreise hüllen, scheint es doch, als ob Lord Derby dazu bestimmt wäre, die französische   Res gierung aufzufordern, an dem Schritt Englands teilzunehmen. Die französische   Antwort kann ja hier nicht zweifelhaft sein. Aliierte Beobachter, die aus dem Ruhrgebiet   zurückgekehrt sind, sagen aus, daß diese Bewegung niemals einen bolfchewistischen Charakter ange­nommen habe. Andererseits wird uns mitgeteilt, daß die durch die Berliner   Regierung in das Ruhrbecken gesandten Truppenabteilungen beträchtlicher find, als die den Alliierten angegebene Zahl. Das erste Broblem, das die alliierten Staatsleiter also zu lösen hätten, wäre baldigste Entwaffnung Deutschlands  .

" Liberté" und" Temps" bestätigen den Bericht und fügen hinzu: Die Unterredung ist veranlaßt worden durch die beunruhigenden Berichte, die England wie Frankreich   von ihren Kontrollpersonen in Deutschland   über die Vorbereitung zu einem neuen reaktio. nären Staatsstreich erhalten haben. Man werde nicht nur die Lebensmittel- und Rohmaterialien. sendungen einstellen, sondern auch die Kredite annullieren.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritzplas, Nr. 117 53-54.

Demokratie und Sozialismus.

Grundsätzliches zum Wahlkampf.

Bon zwei Seiten her wird die Stellung der Sozial­haftungen von Einwohnern durch die Befatungstruppen. Unter haftungen von Einwohnern durch die Besayungstruppen. Unter demokratie im Wahlkampf berannt. Auf der einen wirft den Verhafteten befinden sich auch Arbeiter der städtischen Be- ihr die bürgerliche Demokratie bor  , die demokratischen triebswerke, die aus der Arbeit kamen und mit Reitpeitschen schrieben zu haben, auf der anderen Seite flagt man sie an, Grundsäge verlassen und sich der Klassendiktatur ver­und Kolben nach ihrer Verhaftung mishandelt wurden. Dem­zufolge traten heute die Arbeiter des Gas-, Wasser-, Kanali- ganz in der formalen Demokratie aufgegangen und dadurch fations- und Elektrizitätswerts in den Streit, so dem Sozialismus entfremdet zu sein. Leute, die sich daß Oppeln   seit heute nachmittag ohne Licht und Wasser ist. Der noch für Sozialdemokraten halten, spielen sich als die grim­Streit soll durchgeführt werden, wenn die Forderungen der Arbeiter- migsten Verächter der Demokratie auf und propagieren die schaft nicht von der interalliierten Kommission erfüllt werden. Die Sozialdemokratie erstrebt an sich nicht die Klassen­Zuverlässigen Nachrichten zufolge wendet sich die polnische Beherrschaft, sondern die klassenlose Gesellschaft und als Mittel, rufsvereinigung der Arbeiterschaft in Oberschlesien   von der Kor­fantyschen ab und geht mit den deutschen   Gewerkschaften. zu diesem Ziel zu gelangen, betrachtet sie nicht die Gewalt­Sie mißbilligt das Vorgehen der französischen   Truppen. Der Herrschaft, sondern die gewaltlose Herrschaft des arbeitenden Ausbruch des Streits im ganzen oberschlesischen Industrie: Bolkes durch die Demokratie. Durch die Tat ihrer Volks­revier ist nur noch eine Frage der Zeit.

Kapps Schicksal.

Rätediftatur des Proletariats.

beauftragten, die in der Reichsverfassung und im neuen Reichswahlgefeß ihre Fortsetzung fand, ist allen erwachsenen Volksgenossen ohne Unterschied des Geschlechts das vollkom­men gleiche Recht verliehen worden, auf das Schicksal des Ganzen nach eigener Ueberzeugung und Ueberzeugungskraft Gefängnis oder Ausweisung? Einfluß zu nehmen. Die Sozialdemokratie steht unmittelbar Stockholm  , 16. April. Als die Polizei in Södertälje   heute auf dem Standpunkt Alles für das Volk, alles durch das den Babes Dr. Kapp untersuchte, stellte sich heraus, daß er Volk", sie kann daher feine Entrechtung von Volksgenossen gefälscht war, weshalb Dr. Kapp gegen 2 Uhr festgenommen und keine Unterscheidung ihres Stimmiverts je nach ihrer wurde. Während des Verhörs gab er sich zu erkennen und wurde Klassenstellung gestatten. des Abends im Automobil nach Stockholm   gebracht, wo er durch die reineswegs schon durch die politische Gleichberechtigung als Die Sozialdemokratie sieht die klassenlose Gesellschaft Kriminalabteilung einem Verhär unterzogen wurde. Die Polizei erreicht an. Sie weiß, daß wahre Gleichberechtigung nur will sich jedoch noch nicht über das Ergebnis aussprechen. Die Nacht erreicht an. Sie weiß, daß wahre Gleichberechtigung nur muß Dr. Kapp in der Kriminalabteilung verbleiben. Der Polizei- u erreichen ist durch die Beseitigung der sozialen Gegen­fäbe, und sie weiß, daß das einzige Mittel zu ihrer Beseiti meister kann sich noch nicht darüber äußern, inwieweit von einer fäße, und sie weiß, daß das einzige Mittel zu ihrer Beseiti­gung der Klassenfampf ist. Sie will aber diesen Einlieferung ins Gefängnis oder Ausweisung Klassenkampf führen mit den Mitteln der Demokratie, die die Rede sein kann. fie für die allein geeigneten hält. Demokratie in ihrer sozia­Len Anwendung ist Sozialismus.

So erfreulich die Ergreifung Rapps an und für sich ist, so verwickelt ist die Frage des weiteren Schicksals dieses politischen Hochverräters. In den internationalen Bestim­Entente- Uebergriffe in Oberschlesien. mungen ist eine Auslieferung wegen politischer Vergehen im allgemeinen nicht vorgesehen. Wie wir an zuständiger Stelle Oppeln  , 16. April.  ( WTB.) Der durch die interalliierte erfahren, wird auch Schweden   von diesem Grund Kommission über Oppeln   verhängte verschärfte Belage- fab nicht abweichen. Troßdem hoffen wir, daß es un­rungszustand, der das Betreten der Straßen nach 9% Uhr ferer Regierung gelingen wird, diesen Schädling des deutschen  abends verbietet, führte am Donnerstagabend zu zahlreichen Ber- Boltes unschädlich zu machen, ehe er weiteres Unheil anrichtet.

Entlassungen auf der Kieler Reichswerft. splitterungsversuche am gefunden Sinn der Zentrums­wählermassen scheitern werden. Es muß auch dem einfachsten Kiel, 17. April. Die Kieler Reich 3 werft wird in nächster Mann im Zentrum klar gemacht werden, daß die Partei den Zeit rund 3000 Arbeiter und Angestellte entlassen müssen. Die einzig gangbaren Weg geht und weiter gehen muß. Entlassungen werden damit begründet, daß unter den heutigen Ver­Wir hoffen, daß diese ernsten Worte des Zentrums­

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Darum bleibt die bürgerliche Nichts- als- Demokratie eine überaus fragwürdige Erscheinung im öffentlichen Leben. Sie enthält die verschiedensten Elemente in sich von den versteckten Verfechtern des Rapitalismus, die mit der Demokratie als der einmal unvermeidlich gewordenen Koalition ihr Aus­kommen zu finden versuchen, bis zu jenen Elementen, die den Gedanken der Demokratie tiefer erkannt haben und des­balb seiner sozialen Anwendung bis zum Sozialismus feinen inneren Widerstand entgegenzusehen haben. Etwas ähnliches gilt von der zweiten halbwegs demokratischen Parbei, dem Zentrum: Beide, die deutschdemokratische Partei und das Zentrum, haben den Klassenkampf im Leibe, und nur deshalb ist es der Sozialdemokratie möglich geworden, sich zu bestimmt umgrenzten positiven Arbeiten zusammenzu­finden.

Der Anteil der Sozialdemokratie an der Wählerschaft

hältnissen der Betrieb ganz unproduktiv ist und, um pro blattes ihren Eindruck auf die Absplitterer nicht verfehlen hat sich bisher von Wahl zu Wahl vergrößert. Das wurde duktiv zu arbeiten, Entlassungen sich nicht werden umgehen lassen. werden. Unsern eigenen Standpunkt zu der Frage der Koa- nur möglich, weil in den bürgerlichen Mittelparteien starke Falls die Arbeiterentlassungen in derartigem Umfange lition können wir nur nochmals in dem Sinne präzisieren, Elemente vorhanden sind. die nach ihrer Klassenlage tatsächlich sich nicht umgehen lassen, wird es Aufgabe der zu- daß wir die Koalition mit dem Zentrum und den zur Sozialdemokratie gehören und nach gewonnener ständigen Stellen sein, sich nicht mit der Kündigung der Demokraten trotz der grundsäglichen Unterschiede der Erkenntnis dieses Umstandes truppweise zu unserer Partei Arbeiter zu begnügen, sondern gleichzeitig auf das Inten- Weltanschauung, die uns von diesen Barteien trennt, stoßen. Setzt sich diese Entwickelung fort, wofür alle sozio­fivste sich für die brotlos Gewordenen nach neuen Er- für die augenblickliche Konstellation der politischen Lage als werbsmöglichkeiten umzusehen. Die Entlassung von eine Notwendigkeit ansehen, die uns nicht durch ein­3000 Arbeitern bedeutet eine so ungeheure Fülle von Not fichtslose und unverantwortliche Politiker auf dem rechten und Entbehrung für zahllose Familien, daß der Staat Sentrumsflügel erschwert werden sollte. nicht derartige Ereignisse vorübergehen lassen kann, ohne auf sie seine schärfte Aufmerksamkeit zu verwenden.

Gegen die Koalitionszersplitterer.

Gegen die Abtretung von Eupen und Malmedy.

logischen Tatsachen sprechen, dann kann es nur eine Frage der nächsten Jahre, wenn nicht der nächsten Wochen sein, daß stellten und Beamten der politischen Macht im Staate be­sich die klassenbewußt gewordene Masse der Arbeiter, Ange­mächtigt.

In diesem Augenblick, dem wir mit allen Kräften zu­streben, wird zwar noch lange nicht das allgemeine Paradies auf Erden eingeführt, aber ein einschneidender Fortschritt in der Richtung zu unserem Ziel vollbracht sein. Ernste Mahnungen der Germania  ". Ein Mehrheitsvotum des Volkes für den Sozialismus Aachen  , 17. April.  ( T. 1.) Wie der Volksfreund" meldet, Wir hatten in unserer gestrigen Abendausgabe den tritt heute die gesamte Arbeiterschaft und Bürgerschaft ist noch nicht gleichbedeutend mit gesellschaftlicher Reife zum Sozialismus. Darum spricht auch das Pro­Mufruf mitgeteilt, der von einem vorläufigen Vorstand zu einer machtvollen Protestbundgebung gegen die Abtretung der Christlichen Bolkspartei" erlassen und in dem zur Bil- von Eupen   und Malmedy und der Bahn nach Monschau   gramm der Sozialisten links von uns von einer Soziali­Sung eines Rechts blocs aufgefordert wurde. Unser Hin- fowie zum Protest gegen die Verhaftung der deutschen   Gewerkschafts. fierung der dazu reifen Betriebe". Die Reife zum Sozia­weis auf die Gefahr einer solchen Sonderpolitik für die führer in Eupen   zusammen. In sämtlichen Betrieben wird um lismus ist ein Produkt der gesellschaftlichen Entwicklung, die Roalition wird durch bemerkenswerte Ausführungen 1 hr mittags die Arbeit eingestellt, von 3 Uhr ab ruht der Verkehr in Mehrheitsorten wohl ihren Ausdruck finden, aber durch der Germania  ", des Berliner   Organs der Zentrums- auf allen Bahnen und Kleinbahnen. Um 7 Uhr abends soll der Be- sie nicht vorwärts getrieben werden kann. Vermag aber partei, unterstrichen. Das Blatt schreibt: trieb wieder aufgenommen werden. Es finden Massentund selbst der Mehrheitswille des Volkes diesen Entwicklungs­An und für sich wäre diese neue Probe auf die innere Ge- gebungen statt. Der Aufruf, der zur Betriebseinstellung und zu prozeß nicht zu beschleunigen, so vermag das ein Minder­schloffenheit der Partei nicht sehr gefährlich, aber die Zeiten sind den Maffenkundgebungen auffordert, ist unterzeichnet von den Or- beitswille erst recht nicht, mag er sich auch noch so sehr durch Maschinengewehre verstärken. heute ernster denn je, und hinter den Absonderungsbestrebun- ganisationen der Arbeiter, des Handels, des Gewerbes und der gen könnten leider auch solche Strömungen sich verbergen, die auf Industrie. Der Verkehr auf der Strede Aachen- Herbestal ist bereits die Unabhängigkeit der Rheinlande und Bayerns hinarbeiten. Die gestern abend stillgelegt worden. Dieser Ausstand steht in Verbin­Männer, die sich an die Spitze der neuen Bewegung stellen, laden dung mit dem Streik in Eupen und Malmedy. gweifellos gerade auch vom christlichkatholischen Standpunkte aus eine sehr schwere Verantwortung auf sich, während fie doch der Sache des Christentums dienen zu wollen vorgeben. Oder ist es nicht ein freventliches Beginnen, eine Poli

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Hölz.

Prag  , 16. April. Die Tribuna" meldet aus Eger, daß der tit zu verfolgen, die das einzige, dem drohenden Umsturz entgegen Räuberhauptmann Hölz hente früh aus Klingenthal   geflüchtet sei stehende Hindernis, die Koalition der Mehrheits- und sich im nordböhmischen Kohlenrevier befinden parteien, wenigstens zu schwächen, wenn nicht gar zu ge- dürfte. Hölz habe sich in Klingenthal   einen auf den Namen fährden geeignet ist? Wir hoffen jedoch, daß alle Ab- Büschner lautenden Baß ausstellen lassen.

Auch die kommunistische Partei hat sich endlich, durch das sinnlose Treiben ihres abgesprengten linken Flügels, der Kommunistischen Arbeiterpartei genötigt, gegen den Gewaltaberglauben ausgesprochen. Sie sieht jetzt ihr Ideal der Rätediktatur erst dann für erreichbar an, wenn die Mehr­heit der Arbeiterklasse dafür gewonnen ist. Von der Aner­fennung des Mehrheitsprinzips innerhalb der Arbeiterklasse bis zur Anerkennung desselben Prinzips innerhalb des ganzen Volkes ist aber nur noch ein kleiner Schritt. Denn dieses ganze Volf ist, von einer kleinen Minderheit abgesehen, doch auch arbeitendes Bolt. Ob man zur Durchsetzung bestimmter Forderungen die Bustimmung der