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Nr.204. 37.Jahrg.

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Sozialdemokrat   Berlin.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei   Deutschlands

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Mittwoch, den 21. April 1920.

Aufteilung der   Türkei.

Vorwärts- Verlag 6.m.b. H., SW. 68, Lindenste. 3. Fernsprecher: Amt Morisplass, Nr. 11753-54.

Die   Tschechoslowakei.

Nach den Wahlen.  

Amsterdam, 21. April. Der Berichterstatter der West- Schuhwaffen und Munition vorgefunden, bei Demott In der tschechoslowakischen Republik haben am letzten minster Gazette" in San Remo meldet, die adriatische Frage selbst ein Revolver, ferner verschiedene Papiere, aus benen her- Sonntag die Wahlen zum Barlament stattgefunden, deren sei tatsächlich gelöst. Die italienische und die füdslawische Regie- vorgeht, daß Demott als internationaler Aurier im bisher festgestelltes Ergebnis in der heutigen Morgenausgabe rung sollen bereits zu einem Einvernehmen gekommen sein. Der Dienste des Bolschewismus und bei der Zentralleitung der roten unseres Blattes verzeichnet ist. Es zeigt die überaus starte selbe Berichterstatter meldet über den türkischen Friedensvertrag, Armee tätig war. Gin Brief an Trohti war im Hemb einge. Stellung der Sozialdemokratie bei beiden Haupt­das türkische Reich werde stark verkleinert werden, da   Syrien, näht. völkern dieses national bunt zusammengesezten Landes, bei Palästina,   Arabien,   Mesopotamien,   Armenien, Noch am selben Tage wurde Demott standgerichtlich zum den   Deutschen sowohl als bei den Tschechen. Die Tschecho­Thrazien und Smyrna ihm genommen werden. Hinter Tode verurteilt. Das Urteil wurde auf Grund des in- flowakei ist ein hochentwickeltes Industrieland mit einer fultu­Adana soll eine französische und hinter Adalia eine italienische zwischen eingegangenen Befehls, keine standgerichtliche Todesurteile rell hochstehenden Bevölkerung. Nur der unglückliche Wurm­Zone feftgefeht werden. Die   Türkei werde die Hälfte ihrer zu vollstreden, nicht zur Bollstreďung gebracht. Vielmehr sollte førtjat, der sich über den Norden des ehemaligen Königreichs Untertanen verlieren und ungefähr neun Millionen Mo- Demott mit einigen andren Aufrührern nach   Wesel transportiert   Ungarn exstreet, ist wirtschaftlich und kulturell weit zurüd­geblieben,

hammedaner und zwei Millionen Christen umfaffen.

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San Remo, 20. April  .( Reuter.) Der Völkerbund hat es

abgelehnt, ein Mandat über   Armenien anzunehmen. Der Oberste Rat beschloß, die Vereinigten Staaten um finan Bielle Unterstütung   Armenien zu ersuchen.

Kapp und   Schweden.

werden. Das hierzu bestimmte Bostaatto traf jedoch erst am 8. April 20 morgens in   Mülheim ein.

Bisher wurde die tschechoslowakische Republik von einer

Die Lokalbefichtigung und die eidlich bekräftigte Aussage des   Nationalversammlung beherrscht, die nicht gewählt, sondern Gefr. Getischoret, der Demott erschossen hat sowie des ernannt war. Die   Deutschen hatten es vorgezogen, fich von ihr zurückzuhalten. Die Wahlen vom letzten Sonntag haben Gejr. Kapuzinsti und des Füftliers Rrotmann ergab: die erste wirkliche Volksvertretung der jungen Re­  publik geschaffen, die mm in verfassungsmäßigen Formen ihre Lebensfähigkeit beweisen soll. Alle Völker und Parteien des Staates find annähernd nach ihrer wirklichen Stärke vertreten einteilung zur Erhaltung des tschechischen Uebergewichtes nicht -mur annähernd deshalb, weil auf eine ungleiche Wahlkreis­verzichtet worden ist.

Demott war in der Nacht vom 7. zum 8. April 1920 in einem Meinen Wirtschaftsraum im Erdgeschoß der Augenklinik   Mülheim untergebracht und wurde hier von Posten, die vor der Tür genann ten Raumes Posten standen und sich alle zwei Stunden ablösten, Nach einlaufenden Meldungen soll Kapp an die schwedische bewacht. Der Füs. N. der von 1 bis 3 nachts Bosten gestanden Regierung mit dem Ersuchen herangetreten sein, ihm das hatte, teilte dem ihn ablösenden Gefr. G mit, daß Demott auf Aufenthaltsrecht in   Schweden zu gewähren, da er feinen Wunsch zwischen 1 und 3 Uhr biermal zu dem im ersten fich von der Politik zurückzuziehen und wissenschaftlichen Stu- Stod liegenden Klosett geführt worden sei. Dieser Umstand und dien zu widmen gedenke. Bei einem ablehnenden Entscheid sein ganzes Verhalten erweckten den Anschein, daß Demott flüchten bitte er um Ausweisung nach der   Schweiz. Wie es weiter wolle. heißt, hat die Stodholmer   Kriminalpolizei in- Ztrischen 3 und 4 wurde Demott von G. wieder zum Alofiett zwischen der schwedischen Regierung geraten, Rapp wegen hinaufgeleitet, nach Berlassen desselben sprang ersterer eilends die Baßfälschung auszuweisen. Da Rapp teinen gülti- Treppe hinab und gelangte durch die offene Haustür in den Garten gen Reiseausweis besigt, ist es zweifelhaft, ob eine schweizerische der Augentlinit, der mit einem leicht übersteigbaren Drahtzaun um Behörde ihm die Einreiseerlaubnis geben wird. Hier scheint ein Punkt borzuliegen, auf Grund dessen die deutsche Regie­rung die Auslieferungsverhandlungen mit   Schweden in irgend einer Form aufnehmen kann.  

Deutschlands Entwaffnung.  

Paris, 20. April. Der Ausschuß für Auswärtige Angelegenheiten nahm einstimmig folgenden Antrag Maurice Raynauds an: Die Kammer beschließt im In­teresse der Erlangung eines allgemeinen Friedens und der Wie. berherstellung normaler Beziehungen zwischen allen Völkern die böllige Entwaffnung   Deutschlands und fordert die Regierung in aller Form auf, zu verlangen, daß die durch den Versailler Vertrag festgesetzten Entwaffnungsbedingungen tat­jächlich genau durchgeführt werden. Der Ausschuß beauftragt seinen Vorsitzenden Louis   Barthou, der Regierung diesen Beschluß

zu übermitteln.

der Berhältnisse in dem südöstlichen Nachbarlande aufs auf­Wir in   Deutschland haben allen Grund, die Entwicklung merffamste zu verfolgen.

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Die   Tschechoslowakei ist entstanden als eine Schöpfung der Entente, insbesondere   Frankreichs und der in   Frankreich herr­fchenden militärpolitischen Stichtung. Diefer fam es offenficht­lich darauf an, durch die Schaffung dieses Staates für   Deutsch land einen Gegner mehr zu schaffen. Die   Tschechoslowakei sollte friedigt ist. G. eilte dem Flüchtling nach und schoß auf ihn, da gewissermaßen- militärpolitisch gebacht eine vorgeschobene derselbe auf dreimaliges Salt" nicht stehen blieb. Demott fiel Feldwache der franzöfifchen Macht bilden und als etwa 10 Meter von der Haustür entfernt zu Boden und war fo- folche festungsmäßigen Ausbaut erhalten. Darum, nicht ans fort tot. Liebe zum tschechischen Volk, drängten die   französischen Mili­tärs darauf, den neuen Staat an Bevölkerungszahl und Wirt­schaftskraft so start wie möglich zu machen; sie übersahen dabei nur das eine, daß die nationale Bielgestaltigkeit eines Staates tein Element feiner Stärke bildet.

Die Leichenschau auf dem neuen Friedhof in   Mülheim a. Ruhr, zu der die Herren Major Friderich, Gewerkschaftssekretär Schmidt, Streisarzt Meb. Rat Dr. Caste re und Stadtassistenzarzt Dr. Redeter erschienen waren, ergab, daß Demott an der erhaltenen Schußberlegung gestorben ist. Der Schuß ist vom Rüden nach born durchgegangen.

Trotz dieser Absichten der   französischen Machtpolitiker haben wir feinen Grund, unseren tschechoslowakischen Nachbarn Es kann nach dem aufgenommenen Tatbestand lein Zweifel mit Argwohn zu betrachten. Er wird gegen   Deutschland feine davon bestehen, daß Demott einen Fluchtversuch gemacht und dabei ausgesprochen feindliche Stellung einnehmen, erstens weil die von dem für ihn verantwortlichen Bosten erschossen worden ist". Tschechen viel zu fluge Bolitiker sind, um sich zu fremden Daß der Täter bei einer Erschießung eidlich als Sweden mißbrauchen zu lassen, und zweitens, weil ein Staat, 3euge vernommen wird, erscheint als vollkommenes Novum dessen zweitstärkster Boltsstamm aus   Deutschen besteht, in der Rechtspflege. Aber davon abgesehen. Warum wird diese eine konsequent deutschfeindliche Politik nicht treiben kann, Energie nicht gegen einen einzigen techts bolichemist en ohne sich selbst in die Gefahr der schwersten inneren Erschütte­angewandt? Während man Demott und andere erschießt, geht rungen zu begeben. Dazu kommt die enge geographische und Herr Kapitänleutnant Erhardt im Reichswehrministerium wirtschaftliche Verbundenheit beider Staaten, die aus und ein, nimmt an igungen teil mit angeblich re- nur durch ein verständnisvolles Busammenarbeiten das Wohl gierungstreuen Offizieren, die ihn nicht einmal verhaften, ge- ihrer Völfer fördern können. schweige denn erschießen. Hat es denn eine Meuterei der II. Marinebrigade gegeben?

Untersuchung der Märzvorgänge.

Darüber darf aber die große Schwierigkeit nicht übersehen werden, die durch die innere Zusammensetzung der Tschecho­  Slowakei für das Verhältnis der beiden Staaten geschaffen wird. Gerade wer ein gutes Verhältnis zwischen ihnen will, wird sich über diese Schwierigkeit ganz offen aussprechen müssen. Wir fönnen nicht vergessen und werden nicht vergessen, daß ein Teil der Bürger der tschechoslowakischen Republik aus unse ren Bolfsgenossen besteht- es wäre unbillig, uns zuzumuten, daß wir über diese Tatsache taltherzig hinwegsehen

Die Vorgeschichte des Weltkrieges. Wie wir hören, gelangt morgen eine Denkschrift des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Borge schichte des Weltkrieges zur Ausgabe. Der erste Unterausschuß hat eine Reihe der wichtigsten in der Deffentlichkeit über den Kriegsausbruch besprochenen Fragen schriftlich an die   deutschen Staatsmänner gestellt, die im Jahre 1914 die Geschicke des Reiches leiteten. Bereits vor einigen Tagen Sündeten wir an, daß zur Unter­Die Antworten der Herren von Bethmann, von Jagow, Bim- suchung der Vorgänge im März dieses Jahres, soweit Angehörige des mermann, v. Falkenhayn, von Capelle, von Delbrüd, Haven. Seeres und der Marine darin berwidelt sind, ein besonderes stein u. a. liegen nun vor. Sie beziehen sich auf die Busam Amt im Reichswehrministerium gebildet werden sollte. Dieses menhänge der internationalen Politit in aus Amt ist nunmehr unter Aufsicht des Unterstaatssekretärs Genossen sollten. führlichen Darlegungen, auf die militärischen Vor- Stod eingerichtet worden, G8 gliebert sich in mehrere Deger- Man kann darum auch nicht sagen, daß uns die inneren bereitungen und soweit möglich der übrigen Zänder. nate, die unter paritätischer Leitung eines Stabsoffigiers und eines Verhältnisse der   Tschechoslowakei nichts angeben. Wir werden auf die Entschlüsse des Erkaisers und seiner Umgebung Bertreters aus dem zivilen Etande die eingegangenen Beschwerden uns in sie nicht einmischen, aber es wäre zuviel verlangt, daß in dem Potsdamer Kronrat" vom 5. Juli 1914, endlich auf prüfen, fie vervollständigen und nach Abschluß einem Ausschuß zur wir uns gegenüber einer Unterdrückung der   Deutschen die von der   deutschen Regierung getroffenen wirtschaft. Begutachtung überweisen. In diesem Ausschuß haben die zibilen in der   Tschechoslowakei innerlich gleichgültig verhalten sollten. Lichen Maßnahmen, die sogenannte wirtschaftliche Mobil Vertreter die ausschlaggebende Stimmengahl. Beschwerben gegen Entsteht in   Deutschland der Eindruck, daß die   Deutschen in machung". Die   deutsche und internationale Deffentlichkeit Angehörige des Heeres und der Marine wegen. Vorkommnisse in der   Tschechoslowakei begründete Beschwerden haben, dann mus wird sich mit diesen Auskünften zur Frage der Krieg 3. den Tagen des Kapp- Lüttwik- Butsches im März 1920 find mit das gans naturgemäß auf das Verhältnis der beiden Staaten schuld, die zum Teil ganz überraschende Auf genauer Unterschrift und Anschrift versehen sofort an das Unter- zueinander einwirken. ichlüsse geben, eingehend beschäftigen müssen. suchungsamt für die Märsborgänge,   Berlin W. 10, Königin- Augusta- Straße 40 zu richten.

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Der Fall Demott.

Ergebnis der Untersuchung.

Erfreulicherweise haben nun die   Deutschen in der Tschecho­Nowakei eine zahlenmäßig, politisch und wirtschaftlich so starte Position, daß man hoffen darf, es werde ihnen gelingen, ihre berechtigten Forderungen durchzusehen. Man darf auch hoffen, daß die Mehrheit des tschechischen Volkes einsehen wird, wie wenig es dem Geist der Beit und ihren eigenen Intereffen entsprechen würde, wenn fie etwa das Beispiel das einstigen Magnarenftaats nachahmen wollte. Die Stärke der Sozial­demokratie in beiden Völkern gibt der Zuversicht, daß es mit erständigung wegzuräumen, eine feste Grundlage

Berurteilt wurde die schwerindustrielle Bost" wegen Be­leidigung des Marburger Studenten emmer zu 100 M. Geld Auf Anordnung der Reichsregierung ist eine besondere Kom- ftrafe.   Lemmer war von der Bost" in übelster Weise beschimpft mission mit der Untersuchung des Falles der Erschießung des Ame- worden, weil er die Hegereien des deutschnationalen Brofeffors rilaners Demott betraut worden, der die Herren Mojor Fri Träger im Kolleg der Deffentlichkeit mitgeteilt hatte. Die Boft derich vom Abschnittekommando I in   Wesel und Gewerkschafts- tündet an, daß fie fich auch durch dieses Urteil von ihrer Methode fefretär chmidt aus Essen angehört haben. Die Untersuchung nicht abioreden lassen wird, politische Gegner mit der Jauche ihrer der Beit gelingen wird, die Schranken einer nationalen. Was denn

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auch 100 M. Strafe für ein Blatt, hinter dem das gesamte Kapital der Schwerindustrie steht!

hatte nach Mitteilung des Wehrfreistommandos VI folgendes Er gebnis: Der Amerikaner Paul N. De mett, geb. 8. 11. 98 wurde zu­Die tschechische wie die deutsche Sozialdemokratie der fammen ut dem Spartalisten Paul Morschet und Hans eine Blättermeldung, wonach die Eisenbahner in dem von den Beide faffen den Begriff Internationalität mit Recht so auf, Der Kampf um Eupen und Malmedy. Havas- Neuter verbreitet ichechoslowakei befinden sich gewiß in feiner leichten Bage. Himler von der Feldwache der 1. Komp. III/ 61 berhaftet, als Belgiern befesten deutichen Gebiet in den us. daß man seinetwegen die berechtigten Intereffen der eigenen diese 3 Leute im Bessonenkraftwagen von   Essen in Richtung auf it and getreten feien. Der ganze Eisenbahndienst sei eingestellt Nation nicht zu vernachläffigen brauche, beide aber haben es die geldwache fuhren. Im Auto wurden außerdem mehrere worden. in ihrem eigenen Bolt mit nationalistischen Gegnern zu tun,

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