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Nr. 213. 37.Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morisplag, Nr. 15190-15197.

Montag, den 26. April 1920.

An die Arbeiter der Welt!

Auf zur Maidemonstration.

und zugunsten der Einführung des Achtstundentages gefaßt. Das Grekutivkomitee des Internationalen Ge. Wir sind der Meinung, daß verschiedene Regie­werkschaftsbundes hat, in seiner Sigung vom 9. April rungen mit der Durchführung dieser Beschlüsse allzulange d. J. beschlossen, die Arbeiter der ganzen Welt zu zögern. Sollten sie gegenüber unseren berechtigten For einer mächtigen Maidemonstration aufzurufen. berungen kein Entgegenkommen zeigen, so müßtn sie durch Breits auf dem letzten Internationalen Gewerkschafts - die organisierte Macht der Arbeiter dazu gezwungen fongreß, der im Juli 1919 in Amsterdam abgehalten werden. wurde, wurde unter großer Begeisterung beschlossen, eine Wir wollen die ganze organisierte Macht unserer Aktion zugunsten der Sozialisierung der Produk- 20 Millionen Arbeiter, vereinigt im Inter­tionsmittel einzuleiten. nationalen Gewerkschaftsbund, aufbieten, um Die Vertreter der Arbeiterorganisationen aus verschie- der Not und den Entbehrungen, unter denen das Proletariat denen Ländern haben dort u. a. erklärt: immer noch leidet, so rasch als möglich ein Ende zu machen. Wir werden nicht dulden, daß mit unseren Interessen ein Spiel getrieben wird!

In Anerkennung der großen Arbeit, die durch die Aktion der Gewerkschaften für die Arbeiter im aägemeinen nnd für die organisierten im besonderen geleistet wurde, erklärt der Kongreß es für notwendig, die Bestrebungen und die Aktion der Arbeiter aller Länder auf die Soziali. sierung der Produktionsmittel zu richten wobei er von der Erwägung ausgeht, daß die Gewerkschaften die Vorbedingung und Grundlage für die Berwirt. lichung der Sozialisierung bilden.

Die Bewegung, die sich derzeit unter den Arbeitern aller Länder zeigt, ist ein Beweis dafür, daß dieser Wunsch tiei in den Herzen der Masse lebt. Und unser Grekutiv­fomitee ist der Ansicht, daß diese Bewegung in der kräftigsten Weise unterstützt werden muß.

Wir rufen Euch darum auf, für diese Forderung am 1. Mai mit aller Kraft einzutreten und für diese Propaganda jene Form zu wählen, die in dem betreffenden Lande ge­bräuchlich ist oder von der Landeszentrale dafür gewählt wird. In dem einen. Land wird durch Versamm­lungen oder Aufzüge, in dem anderen Land durch Arbeitsruhe für diese Forderungen demonstriert werden. Welches Mittel aber auch gewählt werden möge: Die Sozialisierung der Produktionsmittel muß am 1. Mai als unsere vornehmste Forderung im Vorder. grund stehen!

Daneben soll, einem Beschluß des Exekutivkomitees ent­sprechend, als nächstwirkende Forderung für den Meitag die rafche Durchführung der Beschlüsse der Ar­beitskonferenz bon Washington aufgestellt

werden..

Auf dieser Konferenz wurden eine Reihe von Beschlüssen zum Schute des Arbeiterlebens, im Interesse der Kranken, der Arbeitslosen, der Invaliden

Zusammenstöße zwischen Arbeitern und Reichswehr.

Wir verlangen, daß unsere Forderungen schleunig ft bewilligt werden!

Wir fordern Euch daher auf, nunmehr alle trennenden Gegenfäße beiseite zu lassen und am 1. Mai gemeinsam den Kampf zu führen gegen alle Mächte, die die Rechte der Arbeiter antasten und die die materielle Not­Iage bestehen lassen wollen.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., GW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Umt Morigplas, Nr. 117 53-54.

Durch Klarheit zur Einigkeit.

Am 5. Februar 1871. schrieb Dostojewsti in einem Brief an einen Deutschen : Sie schreien: Jungdeutschland! Ganz umgekehrt ist es. Sie sind eine Nation, die ihre Kräfte erschöpft hat, denn sie bekennt sich zur Schwert-, Blut- und Gewaltidee. Sie hat nicht die geringste Ahmung, was ein spiritueller( ein geistiger) Sieg ist, und sie lacht darüber mit einer foldatischen, Brutalität."

Das deutsche Volk hat seitdem die gefährlichste, aber auch die heilsamste Kur durchgemacht, durch die ein Volk von seinem Aberglauben an die Gewalt geheilt werden kann, es hat im Krieg eine furchtbare Niederlage erlitten, und, durd) physische Macht von außen schwer bedrückt, hätte es allen Grund, sich daran zu erinnern, daß es noch andere Macht­mittel als physische gibt, nämlich geistige.

Diefen geistigen Machtmitteln ist Deutschland im Kriege legten Endes unterlegen eine Tatsache, die unsere natio­nalen Gewaltpolitiker noch heute nicht zu begreifen imstande find. Sie sehen nur die glänzenden militärischen Anfangs­erfolge des alten Deutschland und können nicht verstehen, daß ihnen zum Trotz ein solcher Ausgang möglich war. Sie haben kein Auge für die Entwicklung der Dinge: wie sich in der ganzen Welt eine ungeheure Mehrheit der Menschen zu­fammenballt, geeint in dem Willen, sich die Herrschaft einer besser gerüsteten Minderheit nicht gefallen zu lassen. Dieser Weltmehrheit ist, nachdem sie ihre Argumente in Kanonen und Tanks umgewandelt hatte, schließlich die deutsche Minderheit erlegen.

Wir rufen Euch auf zum Stampf für den Frieden, für das Recht und das Wohl der Arbeiterschaft! Dieses Ziel wird erreicht werden, wenn alle Arbeiter sich im Kampf vereinigen für diese beiden Forderungn, die die internationale Gewerkschaftsbewegung stellt: Sozialisierung der Produktionsmittel! Durchführung der Beschlüsse von a- über die Barrikadenkämpfer gesichert war. Auch dies ist eine

shington!

Unsere Losung muß sein:

Kampf und Disziplin!

Kampf für unsere Rechte! Gegen die Reaktion!

Es lebe die Internationale der Arbeit! W. A. Appleton, England, Vorsigender. 2. Jouhaug, Frankreich , 1. Vizevorsitzender. 6. Mertens, Belgien , 2. Vizevorsitzender. G. Legien, Deutschland .

G. Dumoulin, Frankreich .

R. Dürr, Schweiz .

D. Lian, Norwegen .

R. Tayerle, Tschecho- Slowakai. J. B. Willams, England.

Edo Fimmen , J. Oudegeest, Holland . Sekretäre.

fake bedeuten, feien zu verwerfen. Der Parteitag protestierte außerdem gegen das Wahlberbot der interalliierten Kommission und sprach sich dafür aus, daß die oberschlesische Sozialdemokratie nach wie vor allen Autonomiebestrebun­gen ablehnend gegenüberstehe.

Nicht immer in der Geschichte werden solche Entscheidun gen bis zum legten bitteren Ende durchgefochten, am aller­wenigsten in der inneren Bolitik. Im Jahre 1848 siegte z. B. der konstitutionelle Gedanke gerade in dem Augenblick, in dem die militärische Ueberlegenheit der fgl. preußischen Truppen

Erscheinung, die für den Gewaltpolitiker unverständlich blieb. noch Jahrzehnte später räsonnierfen die Junker über die Schwäche Friedrich Wilhelm IV. , und dem deutschen Erkaiser fagte man folgende seiner Geistesverfassung entsprechende Aeußerung nach, die er in den Tagen seines Glanzes getan haben soll: ch wäre heute ein wirklicher Kaiser, wenn nur mein Großonfel am 13. März das Blut hätte tüchtig in den Rinnstein fließen laffen. So aber ist der Zar von Muß­land der einzige wirkliche Kaiser."

Ein Beispiel aus allerneuester Beit bildet der, Kapp­ Putsch . Am 13. März 1920, dem zweiundsiebzigsten Jahrestag der bürgerlichen Revolution, waren zweifellos die militärischen Wachtmittel in den Händen der Kappisten. Der aktivste Teil" der Militärs hatte die Initiative an sich ge­rissen, der übrige folgte ihm oder war zur Gegenwirkung augenblicklich vollkommen unbrauchbar. Wenn die Rechnung trozdem nicht stimmte, so nur deshalb, weil sie nur die reinen Gewaltfaktoren eingestellt hatte, die geistigen aber gänz lich unberücksichtigt ließ. Diefe geistigen Faktoren setzten sich aber im Nu in den Generalstreit um, und der Putsch brach zusammen. Der Kampf hätte noch andere Formen arge nommen und, wäre auf alle Fälle siegreich verlaufen, auch wenn der Generalstreit nicht so prompt getirst hätte. Denn schließlich find es doch immer die Gehirne, von denen die Muskeln dirigiert werden.

Man muß lachen, wenn man sieht, wie die Deutschy nationale Volfspartei" in ihrem Wahlaufruf vor dem a II­gemeinen Wahlrecht, auch der Frauen, ihren Rotau macht. Die Deutschmationalen bassen das allgemeine Wahlrecht, sie haben es, solange fie fonnten, mit allen Mit teln der Gewalt und der Intrige befämpft, sie haben über die politische Gleichberechtigung der Frau die dümmsten und ordinärsten Wize gerissen. So waren ihre Vorfahren An­

der Verfassung und des Reichs. Schließlich haben sie vor den geistigen Mädten ihrer Beit stets den Rückzug antreten und sich ihnen beugen müssen.

Wie dem Leipziger Tageblatt " mitgeteilt wird, wurde einer am Sonnabendnachmittag in Bitterfelb in einem Personen zuge fizenden Abteilung Reichswehr das Wort Noske" zuge­rufen, worauf einer der Soldaten mit einem scharfen Schuß aus der Pistole antwortete. Die Fahrgäste des Zuges gerieten in Die Beschlüsse von San Remo. große Erregung und machten den Soldaten handgreiflich" auf das San Remo, 25. April. Die Konferenz hat im Unzulässige seines Vorgehens aufmerksam. Drei Unteroffiziere der Prinzip beschlossen, im nächsten Monat deutsche Dele­gleichen Abteilung befreiten den Soldaten und wollten die an gierte nach Belgien zu einer Zusammenkunft mit Ver­der Schlägerei beteiligten Arbeiter fest nehmen. tretern der Alliierten einzuladen, um über die Anwendung Hierdurch wurde die Erregung gesteigert und die Unteroffiziere der Wiedergutmachungsbestimmungen zu be­gerieten ins Gedränge. Sie gaben Schredschüsse ab, und un- raten. glaublicherweise gab in die fliehende Menge einer der Unter- Paris, 25. April. Der Sonderberichterstatter bes nhänger des Absolutismus und des Bartikularismus, Feinde offiziere zwei scharfe Schüsse ab, durch die ein Arbeiter getötet tranfigeant" meldet aus San Remo, daß man vielleicht Deutsch und zwei verwundet wurden. Jetzt verhinderten die erbitterten I an ein Heer von 150000 Mann bewilligen werde. Arbeiter die Weiterfahrt beider Züge und verlangten Festnahme Paris , 25. April. Nach einer Havasmeldung aus San Remo der Schuldigen; leider wurde diesem Verlangen seitens der Führer hat der Oberste Rat heute vormittag die Adriafrage auf Grund Wir wissen heute, daß diese geistigen Mächte nicht einem der Reichswehrabteilung nicht stattgegeben. Die mittler der Denkschrift vom 9. Dezember 1919 behandelt, welche die alliierten bloßen Ungefähr entspringen, sondern daß sie ein Ausdruc weile verstärkten Arbeiter entwaffneten nunmehr die gesamte Ministerpräsidenten dem Präsidenten Wilson übermittelt hatten. des augenblicklichen Standes der wirtschaftlich- gesellschaft­Reichswehrabteilung. Die drei hauptschuldigen Unteroffiziere waren lichen Entwicklung und des Klassentampfes sind. Wir ber­Einigung zwischen England, Frankreich und Italien . in die Stadtentwichen und sollen den sie verfolgenden Arbeitern danken diese Erkenntnis Karl Marr. Aber gerade aus ihr ggcenüber erneut von der Waffe Gebrauch gemacht haben. London , 26. April. Nach Meldungen aus San Remo hat folgt doch, daß die geistigen Mächte mehr als bloße Luft­die Konferenz nunmehr endgültig beschlossen, England die gebilde, daß sie Lebensfräftige Wirklichkeiten sind! Die De­Manbatur übet Palästina zu geben, wo es eine Seim- motratie ist ein Probuft des Klaffenkampfes, den das Oberschlesien für die Einheitsfront. stätte für die Juden einrichten wird. Dies wird völlig nach Sen Proletariat führt, ein politischer Ausdruck des Reisegrades, von Balfour entwidelten Plänen geschehen. Die Begrenzung Pa- den die kapitalistische Gesellschaft gewonnen hat: Preis und Sindenburg, 25. April. Ein außerordentlicher Begirtstag der lästinas wird zwischen Frankreich und England geregelt werden. Mittel zugleich unferes Sieges. Es find nicht die vorge­S. P. D. nahm einstimmig eine Entschließung an, die sich Angeblich ist eine völlige Einigung zwischen Eng- schrittenen, sondern die zurückgebliebenen Elemente des für die Schaffung einer foaialistischen Einheitsfront land, Frankreich und 3terien bezüglich der Ausfüh- Proletariats, die diesen Zusammenhang nicht begreifen. in Oberschlesien ausspricht und zu den politischen Grundfäßen des rung des Abkommens in den finanziellen und territorialen Fragen Solche zurückgebliebenen Elemente haben, mit Dostojewski Erfurter Programm3 bekennt. Jedes tattische Kampfmittel sowie über die fünftige Haltung Deutschland gegenüber erzielt wor- 311 sprechen, nicht die geringste Ahnung, was ein spiritueller müffe benutzt werden, durch das eine Machtstärkung des Prole- den. Die Einzelheiten, die zu der Vereinbarung führten, find auf Sieg ist, und sie lachen darüber mit einer soldatischen Bru­tariats auf dem Wege zur Erreichung des Sozialismus er einer Ronferenz zwischen Balfour , Berthelot, Scialoja und den talität". zielt werde. Einer reaktionären Minderheitsdikta Generälen festgestellt worden. In dieser Beratung wurde gleich­tur müsse die stärkste proletarische Machtäußerung falls der Borentwurf der Ententeantwort auf Deutsch­entgegengesetzt werden. Koalitionen mit bürgerlichen Parteien, die Ian 63 Antrag, ein Heer von 200 000 Mann beibehalten zu dürfen, einen Verzicht auf die Vertretung sozialistischer Grund- festgesent.

tigen Wahlkampf als Feind bekämpfen müssen, und diefer Diese Geistesverfassung ist es, die wir in dem gegenwär­Feind steht sowohl rechts wie links. Er bleibt in zweierlei Gestalt doch immer derselbe, und er hat fogar nach blutiger