Nr. 216.37.Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands

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Mittwoch, den 28. April 1920.

Nun erst recht Maifeier!

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 117 53-54.

Fahrt durch Pommern .

Auf Bischoffs Spuren.

Ein Redaktionsmitglied, das den General v. DI­dershaufen auf einer unangemeldeten Inspektions­reise durch Vorpommern begleitete, schildert im folgen­den seine Eindrücke.

Nationalversammlung und Preußische Landesversammlung Nun, so wollen wir auch handeln. Wir wollen den haben am Dienstag mit der geschlossenen Mehrheit der bürger- bürgerlichen Parteien beweisen, daß durch ihre Nicht­lichen Stimmen gegen die ebenso geschlossene Minderheit der anerkennung des 1. Mai tein einziger sozialisti. beiden sozialistischen Fraktionen den Antrag abgelehnt, icher Arbeiter, Angestellter oder Beamter den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag zu erklären. Die fich a bhalten läßt, diesen Tag nach seiner Ueber die Gefahr des großen Pommernputsches ist in der Nationalversammlung hat damit einen Schritt nach rückwärts Ueberzeugung und feinem legten Zeit viel geredet und geschrieben worden. Eine ganz Gewissen zu getan. 1919 hatte sie wenigstens für dies eine Jahr den feiern. Wenn am 1. Mai alle Räder still stehen, so wird besondere Rolle spielte dabei der Dänholm, eine Stral­1. Mai zum gesetzlichen Feiertag erhoben. Der jezige Be- den Herren vielleicht zum Bewußtsein kommen, daß sie eine fund vorgelagerte Insel, die während des Krieges Gefangene geistige Einwirkung der Revolutionstage verflogen ist, die Anerkennung, versagten, hinter der die weitesten Streise tausend Baltikumer in so strenger Absperrung hausten, daß es schluß ist ein deutliches Zeichen, wie im Bürgertum jede Riefendummheit gemacht haben, als sie einer Feier beherbergte, später als militärisches Durchgangslager diente. Von dieser Insel war erzählt worden, daß dort an die drei­von dieser Insel war erzählt worden, daß dort an die drei­wie Rückwärtserei, Philistrosität und beschränkter Klassen- des Volkes stehen. egoismus auch den sogenannten bürgerlichen Demokraten Das gilt auch noch in anderer Beziehung. Die bürger- nicht einmal dem Regierungspräsidenten Dr. Haußmann ge­heute wie vor der Revolution den geistigen Stempel auf- lichen Mehrheitler haben uns durch ihren Beschluß einmal lungen sei, zu ihr Zutritt zu erlangen. Deshalb wurde eine wieder stark daran erinnert, daß die Demokratie trotz aller Einladung des Generals v. Oldershausen, mit ihm gemeinsam

brücken.

Um so mehr Ursache hat die Arbeiterschaft, den 1. Mai vorübergehenden Roalitionen das Entwicklungsstadium ist, in bis zu dieſem geheimnisvollen Eiland vorzubringen, von in ihrer Weise fe ftlich zu begehen. Wenn die bürger- dem die Arbeiterklasse ihren Endtampf um die Macht unserer Redaktion gern angenommen. lichen Mehrheiten durch die Verweigerung jeder Ronzession aussicht, in dem sie dem Bürgertum Position um Position ent- Nach kurzem Aufenthalt in Demmin und Greifs. an das berechtigte Gefühl der Arbeiterklasse ihren Machtstand- reißt, in dem sie die geistigen Sträfte entwickelt und entfaltet, wald erreichten wir am Montag in später Nachmittags­punkt hervorkehrte, so ist die Arbeiterschaft in ihrem mora- deren sie zum Aufbau des Sozialismus bedarf. Die Demo- stunde Stralsund . Das Auto hält an der Fähre, der Posten, lischen Recht, wenn sie ihrerseits durch effektive fratie ist für die Arbeiterklasse die Möglichkeit der Herrschaft, der die Generalsuniform erkennt, steht stramm und läßt uns Arbeitsruhe den bürgerlichen Herren zum Bewußtsein aber noch nicht die Herrschaft selber. Das Maß ihres Ein- durch. Wenige Minuten darauf betreten wir die Insel. bringt, daß wir in Zeiten leben, wo man sich lächerlich fluffes hängt von ihrer Energie und ihrer geistigen Entwick Später erfahren wir, daß der Posten zur Verantwortung macht, wenn man glaubt, über die Gefühle der gesamten lung ab und deshalb bedeutet Demofratie für die Arbeiter- gezogen wurde, weil er uns durchgelassen hatte. Er hat politisch denkenden Arbeiterschaft einfach zur Tagesord- Klasse Stampf und wieder Kampf, allerdings geistigen Kampf, strengen Befehl, niemanden, wer es auch sei, ohne besonderen nung übergehen zu können. nicht Kampf im Heugabelsinne. Ausweis passieren zu lassen. Darauf ist auch das Mißgeschick

Gewiß, die Herren haben die Mehrheit und damit das Die gestrigen Beschlüsse haben die Widerstände wieder des Regierungspräsidenten zurückzuführen. Recht, die gesetzliche Feier des 1. Mai abzulehnen. Aber einmal flar gezeigt, gegen die wir zu kämpfen haben. Und Jedoch die Ueberraschung ist negativer Art. Wir finden niemandem ist verboten, den 1. Mai für seine Person zu biefer Umstand wird, weit entfernt unsere Maifeier zu queren die Insel nach allen Richtungen, durchstöbern alle das Nest leer, die Vögel find ausgeflogen. Wir durch­feiern, niemand ist verpflichtet, an diesem Tage zu arbeiten, schädigen, ihr besondere straft und starken Schwung Baracken, es ist kein Baltikumer zu erblicken. Nur einige wenn er nicht will. Wie würde es sein, wenn in irgendeiner verleihen, weil sie vom kämpfenden Proletariat begangen Leute der schwachen Belegschaft tragen das Grenzschutz­stockfatholischen Gegend der Staat die Anerkennung eines werden wird.

fatholischen Feiertages verweigerte? Die katholisch- orthodore Der Beschluß des bürgerlichen Blocks gegen die Maifeler abzeichen, schwarzes Kreuz auf weißem Grund, das man Bevölkerung würde in einer Geschlossenheit trobem ihren zeigt die beiden Lager bei den bevorstehenden vielfach irrtümlich für das Abzeichen der Baltikumer hält. Fefttag feiern, die die staatliche Nichtanerkennung als eine Reichstagswahlen scharf getrennt. Die Maifeier Auf der Insel können 1600 Mann untergebracht werden. Marotte erscheinen ließe. Der Staat wird schließlich im wird nun erst recht ein Auftakt für den Wahlkampf is furz vor Ostern hat es hier tatsächlich von Balti­Interesse feines eigenen Ansehens ge- fein, den wir mit dem Ziele führen: Herrschaft desumern gewimmelt, die feit der Nacht zum 13. März zwungen, dem, was er nicht hindern tann, seine Santtion arbeitenden Volkes durch das Recht der Mehrheit, gegen den in hellen Scharen hier angerückt waren. Woher sie kamen? In der Hauptsache wohl von den großen Gütern, auf denen man sie als Schußtruppe gegen die Landarbeiter einquartiert hatte. Mit den Greifswalder Studenten hatten sie sich in die Ehre, Zeitfreiwillige des Putsches zu sein, geteilt. Jegt ift die unruhige Gesellschaft wieder verschwunden, die Zeit­freiwilligen follen bis auf einen kleinen Rest, der sich in Strefow bei Stettin zur Auflösung befindet, sämtlich wieder

zu erteilen.

Nittis.

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ein Sieg Nittis.

bürgerlichen Block!

B

San Remo auf der Rechten wieder einmal ihre wahren Gefühle und Be­weggründe offenbart. Für sie ist die Not des deutschen Bater­Die Deutschen in Spa gleichberechtigt. landes vor allem ein Mittel zum Zwede der monarchisch Amsterdam , 27. April. Nach einer Meldung des Telegraaf militaristischen Agitation. Ihr jetziges Verhalten ist nur aus San Remo erklärte Lloyd George gestern abend bei eine Bestätigung dessen, was wir bereits oft, namentlich in entlassen sein. einem Empfang italienischer Journalisten, die Alliterten würden der Kriegsgefangenenfrage, bei der Sühne für Auf der Insel liegen jetzt nur noch zwei Reichswehr­bei der bevorstehenden Zusammenkunft in Spa die deutschen Ber - Scapa Flow und in der Auslieferungsfrise fompagnien, von denen die eine gleichfalls aufgelöst werden freter als gleichberechtigt behandeln. Ein italienischer Diplomat be- festgestellt. Daß wir den Einladungsbeschluß als einen Er- foll, im ganzen etwa 400 Mann. Sie unterstehen dem zeichnete die Konferens als einen großen Sieg der neuen Politit folg unserer Politik bezeichnet haben, dessen sich das Volk Kommando des neuen Garnisonältesten Major v. Summer, am 6. Juni wird entsinnen müssen, nennen die Herrschaften der den abgesägten Generalmajor Dajes zu ersehen hat und Amfterdam, 27. April Algemeen Handelsblatt" ein übles Wahlmanöver". Das läßt uns gänzlich falt, denn auf die Baltifumer nicht gut zu sprechen ist. Er fürchtet, daß schreibt: Trotz des Triumphgeschreis der Pariser Presse sie haben von neuem bewiesen, daß ihre angebliche Sorge um diese Gesellschaft ihm seine Leute verderben könnte und will über die unter den Bundesgenossen hergestellte Ginigkeit und trok das Wohl und die Ehre des deutschen Wolfes eine einzige die Berührung mit ihr meiden. des scharfen Tones, in dem einige Unterteile der Erwiderliche Wahlmache war und bleibt. Märung der Regierungen der Alliierten abgefaßt find, erhält man doch den Eindruck, daß in der ruhigeren Atmosphäre von San Remo Minerand zu einer nüchterneren Auffassung gekommen ist. Der Beschluß, mit Deutschland direkt au verhandeln, be deutet, daß der Standpunkt bes unerbittlichen Sie. gers, der nur borzuschreiben und zu befehlen hat, verlassen wird und daß ein Weg betreten wird, der zum Vertrauen und zur Zusammenarbeit führen kann.

Die Einladung nach Spa.

Das Schicksal der Türkei .

Die wirtschaftliche Ausbeutung geregelt. San Remo, 27. April. Die Alliierten haben sich über die internationale Sphäre" der Türkei geeinigt. Frankreich , England und Italien werden in der ganzen Türkei in wirt schaftlicher Hinsicht einander gleich stehen. Aber Italien wird das Recht zuerkannt, das große Gebiet zwischen dem Golf von Edremid und Konia ausschließlich für sich wirtschaftlich auszu­beuten.

Die Aussichten auf eine Entspannung in der aus- Die letzten Sorgen von San Remo. wärtigen Politik und auf eine versöhnlichere Be Das Flugmaterial und die Kriegsschuldigen. handlung der Deutschen Republik durch die Alliierten ist bon den Deutschnationalen mit sichtbarem un­Paris, 27. April. Nach Meldungen aus San Remo hat sich behagen aufgenommen worden. Die gesamte Nechts der Oberste Rat vor der Schließung der Konferenz noch mit der preffe fühlt sehr gut, daß eine günstige Wendung in der Frage der Zerstörung des deutschen Luftschiff­Lage Deutschlands den Siegern gegenüber ihr die ersehnten materials und der Frage der Kriegsschulbigen" be­Lage Deutschlands den Siegern gegenüber ihr die ersehnten schäftigt. Es wird jedoch nicht bekannt gegeben, welche deutschnationalistischen Hez- und Propagandamög­lichkeiten, die ihr leider feit Versailles immer wieder Beschlüsse man in diesen beiden Fragen gefaßt hat. geboten wurden, entziehen würde. Besonders vor den ahlen wäre unseren Erzpatrioten eine Besserung unse

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Die dänischen Wahlen.

rer Beziehungen zum früheren feindlichen Ausland sehr Kopenhagen , 27. April. ( WTB) Die Wahlen zum Folke. fatal. Deshalb müssen unbedingt die Schattenseiten der thing hatten folgendes Schlußergebnis: Liberale 48 Man San Remoer Beschlüsse hervorgehoben, die Bedeutung der date( Gewinn: 4 Mandate), Sozialisten 42 Mandate( Ge­Einladung an den deutschen Reichskanzler zu mündlichen winn: 4 Mandate), Konservative 28 Mandate( Gewinn: Verhandlungen muß dagegen um jeden Preis verkleinert 7 Mandate), Radikale: 17 Mandate( Verlust: 15 Mandate), Er­werden. In rührender Uebereinstimmigkeit machen sich nun werbspartei: 4 Mandate( Gewinn: 3 Mandate), Freie Sozialde Lägliche Rundschau", Kreuz- Zeitung ", motraten, Unabhängige Rechte, Unabhängige Radikale: je 1 Man­Post", Deutsche Tageszeitung", Deutsche dat Verlust. Die Faröer( 1 Sis) wählen später.

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Beitung" und sogar die Deutsche Warte" an diese Der katastrophale Verlust der bürgerlichen Linken zugunsten Aufgabe heran und fallen über uns her, weil wir in der Ein- der Rechten dürfte zur Bildung eines linksmoderaten" Ministe­ladung nach Spa einen Grund zur Hoffnung und einen Er- riums führen, das der Führer der Bauernpartei leiten und auf die folg der Vernunft erblidt haben. Damit haben die Herren Ronservativen und Liberalen ftüben wird,

In Stralsund , wie auch in Demmin und Greifswald , fonnten wir in Unterhaltungen mit Personen aus allen Schichten feststellen, daß man mit einer augenblicklich be­stehenden Putschgefahr nicht mehr rechnet. Db diese Gefahr erst durch den Alarm verscheucht worden ist, ob sie überhaupt in dem Maße, wie angenommen worden war, nicht bestanden hatte, darüber sind die Meinungen unter den Parteien geteilt. Weit mehr Sorge als der drohende Militäraufstand bereitet den Verwaltungsbehörden die Weigerung zahlreicher Gutsbesiger, ihr Land über den eigenen Be­darf hinaus zu bestellen, well sich der Anbau bei dem geltenden Landarbeitertarif nicht mehr rentiere. Hoffent­lich findet die Staatsverwaltung die Kraft, den aus solcher Pflichtvergessenheit drohenden Schaden abzuwenden, indem sie zur Zwangsbewirtschaftung übergeht. Daß das Verhalten der Gutsbefizer immer neue Aufregung in die Bandarbeiterschaft trägt, versteht sich von selbst, und das bequeme Auskunftmittel, alle sozialen Differenzen auf tommunistische Umtriebe" zurückzuführen, wird nicht mehr verfangen.

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Was ist aber aus den Baltikumern geworden? Sie sind zweifellos zum Teil auf die Güter zurückgekehrt. Die meisten haben sich aber, wie allgemein versichert wird, nach Bayern herzogen. Dorthin soll sich auch der Major Bischoff gewendet haben, nachdem er sich zuvor in einem Hotel in Greifswald , später auf dem Gut Nessow eines Herrn v. Schwerin ungefährdet aufgehalten hatte. Im Augenblick ist es in Vor­pommern für Butschisten nicht mehr ganz so gemütlich. Grüne Sicherheitspolizei nimmt Haussuchungen vor und sucht nach Persönlichkeiten, für die sich der Meichsanwalt interessiert. Schüchterne Anfänge zur Wiederherstellung der staatlichen Drdnung.

In Pommern wie im übrigen Reich hat sich gezeigt, daß diese staatliche Ordnung nur bestehen kann, wenn der mili­tärische Apparat aufs engste und strengste in fie einbezogen, wird. General b. Dldershausen steht auf dem Standpunkt