Nr.220.37.Jahrg.
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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands
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Freitag, den 30. April 1920
Vorwärts- Verlag 6. m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplats, Nr. 117 53-54.
Hilfe den Opfern des Kapp- Putsches! Deutschnationale Dolchſtöße.
Ein Aufruf der Gewerkschaften.
Den P. P. N." ist nachstehender Aufruf zugegangen:
"
Arbeiter, Angestellte, Beamte!
Schnelle Hilfe ist doppelte Hilfe.
Die Arbeiterschaft des Industriegebietes hat in Erkenntnis, daß ungeheure Summen gebraucht werden, die Pflicht übernommen, einen Tagesverdienst an die Sammelstellen abzuführen. Der Putsch der Kapp- Lütt wib in Berlin hat in den Dieses Beispiel von Opfermütigkeit wird allen anderen Bezirken verschiedensten Bezirken Deutschlands zu blutigen Kämpfen Deutschlands zur Nachahmung dringend empfohlen. Die geführt und eine sehr große Zahl von Opfern an Toten und Sammlungen sind von den gewerkschaftlichen Organisationen in die Berwundeten zurückgelassen. Diese Toten und Verwundeten haben Hand zu nehmen, in allen Orten schnellstens Ausschüsse, bedafür gekämpft, daß in Deutschland wieder verfassungs- stehend aus den unterzeichneten Organisationen, einzusehen urd mäßige Zustände hergestellt und diejenigen beseitigt wurden, diesen ist die Sammlung der Gelder zu übertragen. In den die sich nicht voll und unzweideutig auf den Boden der Verfassung jenigen Orten, wo Tote und Verwundete zu verzeichnen sind, haben stellen wollten. diese Ausschüsse auch die Unterstübungsfälle zu prüfen. In den Vor allem war es die organisierte Arbeiter, An- Kampfbezirten Berlin , Sachsen , Thüringen und dem Industriegebiet gestellten und Beamten schaft aller Richtungen, sind Bezirksausschüsse einzusetzen, welche die Durchführung der Unwelche sich geschlossen gegen die Putschisten wandte, und in deren terstützungen nach einheitlichen Richtlinien zu überReihen sind nun die Opfer zu beklagen. Noch niemals hat die nehmen und zu überwachen haben. Alle gesammelten Gelder sind Arbeiterschaft versagt, wenn es galt, das Solidaritätsgefühl an die Zentralstelle abzuführen( August Quist, Berlin SO. 16, in die Tat umzusetzen. Deshalb wenden sich hiermit die unter- Engelufer 15, 4 Tr., Postiched fonto Berlin NW , 7., zeichneten Organisationen an die Gesamtarbeiter, Angestellten- Nr. 81381). Von hier aus werden die Gelder im Einverständnis und Beamtenschaft Deutschlands mit dem dringenden Ersuchen, eine mit den Bezirksausschüssen an die bedürftigen Orte überwiesen. Geldsammlung zur Unterstützung der Opfer vorzunehmen. Die Zentralausschüsse in den Unterstützungsbezirken haben Riesengroß, ist die Not; eine große Zahl von Familien ist durch sofort Fest stellungen über die Zahl der Opfer en Toten den Tod ihres Ernährers beraubt, Tausende, find ver- und Verwundeten und deren unterstübungsbedürftigen Familien zu wundet und können daher ihrem Erwerb noch nicht wieder nach- machen und an die Zentralsammelstelle darüber zu berichten. gehen, andere wieder sind aus Furcht vor Bestrafung durch die Arbeiter, Angestellte, Beamte! Kriegsgerichte flüchtig geworden und von ihren Familien getrennt. Die Arbeitnehmerschaft Deutschlands darf diese Orser und ihre Familien nicht zugrunde gehen lassen, darf sie nicht sich daritätsgefühl, die sich schon so oft bewährt haben. Diese selbst überlassen, tann auch nicht darauf warten, Sammlungs- und Urteilunguftion wird Zeugnis ablegen, daß bis Reich und Staat die Unterstüßung geregelt diese Worte in Guren Reihen nicht leere Begriffe bleiben, haben. Reich und Staat haben die Verpflichtung, die Unter- sondern in die Tat umgesetzt werden. ftüßung baldigit zu regeln, wie es ja auch in den Vereinbarungen über die Beendigung des Kampfes im Industriegebiet mit Zustim= mung des Herrn Ministers Giesberts in Bielefeld niedergelegt wurde. Entsprechende Anträge sind an die Reichsregierung gestellt. Diese Aktion der Organisationen hann aus erklärlichen Gründen selbstverständlich nur als Ergänzung der vom Reiche zu treffenden Regelung zu betrachten sein und dazu dienen, die erste Not zu lindern.
Sollmann,
Die Behauptung, daß die Front des deutschen Heeres von hinten erdolchyt worden sei und die Sozialdemokratie deshalb einen großen Teil der Verantwortung für Zusammenbruch und Niederlage zu tragen habe, wird im Wahlkampfe noch sehr oft aufgestellt werden. Die sozialdemokratischen Zeugnisse für die ungeheuerlichen Mißstände im Heere werden in der deutschnationalen Presse als das bereits zu Tode gehezte Rezept von dem brutalen mit Beleidigungen und Mißbandlung arbeitenden Borgejekten, den der Völlerei und Schlemmerei ergebenen Offizieren" und mit dem Einwurf, es handele. sich um Verallgemeinerungen, abzutun versucht. Deshalb ist es zweckmäßig, durch unzweifelhaft deutschnationale Zeugnisse nachzuweisen, daß die Front nicht von hinten, sondern von ihren eigenen Führern erdolcht worden ist, und zwar wurden diese Dolchstöße nicht erst kurz vor der evolution, sondern schon bald nach dem Beginn des Krieges unablässig geführt.
Schon am 12. Februar 1916 hat der Deutschnatio nale Handlungsgehilfenverband, seif zwei Jahrzehnten die Kerntruppe der Alldeutschen , in einer Eingabe an das Kriegsministerium auf die unbaltbaren Zustände im Heere hingewiesen und die sich daraus ergebenden Gefahren ausgemalt. Der deutschnationale Verband sprach damals schon von der großen und stark gewachsenen Zahl der lagebriefe von Feldsoldaten. Er interstrich, daß diese Slagebriefe um so schwerer wögen, als sie vielfach von reifen, urteilsfähigen, mehr oder minder geWir vertrauen auf Euren Opferjinn und Guer Soli- bildeten Männern ausgingen und zum Teil von Personen, denen die Arbeit im patriotischen Geiste Lebensberuf oder Lebensbedürfnis i it.
6. Legien.
Arbeitsgemeinschaft Freier Angestelltenverbände.( Afa) S. Aufhäuser. Verband der deutschen Gewerkvercine( Hirsch- Duncker). F. Neusted t.
Deutschlands zur Erfüllung des Vertrages und drückt nochmals die Hoffnung des deutschen Volkes aus, nicht durch Wegnahme des schaftlich zerrüttet zu werden".
Wenn die deutschnationale Eingabe auch anerkennt, daß die aktiven Offiziere der höheren Grade die Mannschaften besser zu behandeln verstehen, so wäre doch zuzugeben, daß die Erbitterung gegen die Vorgesezten ganz allgemein sei, die Er bitterung gegen die Reserveoffiziere jei aber einfach un glaublich.
Der Eingabe ist eine ganze Reihe von Feldbriefen deutsch nationaler Vertrauensleute, als eine Auswahl von vielen, beigegeben. Greifen wir einige Stellen aus diesen deutschnationalen Zeugnissen für die Ursachen der Bermürbung der Froni heraus:
Eine Schule dient als Quartier. Keine Fenster, mindig und eiskalt. Es war noch nicht die Zeit, dem llebelstande abzuhelfen. Bugleich aber baut man aus Ziegeln ein drittes Offiziertafino
Wirtſchaftliche Besprechungen Bereitwilliges Eingehen Testen Schiffes seitens der Reparationskommission wirt( an einem kleinen Ort!). Dafür ist Zeit, dafür sind Leute.
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Millerands.
Berlin , 29. April. Die Reichsregierung hat in Paris angeregt, anläßlich der demnächstigen Besprechungen über Ein- und Ausfahrverbote noch eine allgemeine Aussprache über die
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160000 Mann zugestanden?
deutsch französischen Wirtschaftsbeziehungen Paris , 29. April. ( Meldung des Hallandsa) Nieuwsbureaus.) zwischen hervorragenden beiderseitigen Sachverständigen stattfinden zu Der Korrespondent der„ Chicago Tribüne" in San Remo laffen. Der französische Ministerpräsident ist bemeldet: reitwillig auf diesen Vorschlag eingegangen, Die Alliierten haben sich entschlossen, Deutschland ein Heer von indem er betonte, daß auch er auf die Wiederaufnahme der wirt- 160000 Mann zu belassen, wenn sich die Notwendigkeit schaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern großen dafür ergibt. Der Beschluß hängt aber von der Räumung des Wert lege. Der Zeitpunkt der Besprechungen wird ehestens feft- Ruhrgebiets durch die Reichswehrtruppen ab. gelegt und ebenso sollen die Sachverständigen in Bälde bestimmt werden, die Deutschland zu vertreten haben werden. Damit ist ein alter Borschlag der deutschen Regierung in die Tat umgesetzt und das Prinzip der freien Aussprache, wie es jest auch für Nittis Bericht.- Italienische Denkschrift an Lloyd George die Zusammenkunft in Spa gefiegt hat, für das schwierige deutschfranzösische Wirtschaftsproblem verwirklicht. Es ist zu hoffen, daß die Beschung des Maingaus rückgängig gemacht sein wird, che sich die beiderseitigen führenden Wirtschaftler an einen Tisch setzen.
Notenwechsel zur Schiffsabgabe.
Am 21. d. M. antwortete die Wiedergutmachungstommission auf die seinerzeit veröffentlichte deutsche Note
im
Nom, 29. April. ( WTB.) Nitti gab in Ministerrat heute vormittag einen lleberblick über die wirtschaftlichen Fragen, die auf der Konferenz von San Remo Verhandlungsgegenstand bildeben. Die italienische Delegation hat Lloyd George eine Denkschrift überreicht, in der Vorschläge über Kohlenlieferungen, Besserung der Valuta und eine Anleihe von fünf Millionen Pfund Sterling zur Deckung italienischer Käufe in England enthalten sind.
Mit loderndem Zorn wird immer von Deutschnationalen! gegenübergestellt, daß ein Wehrmann mit 8 Kindern bei schverstem Dienst und mangelhafter Ernährung eine monatliche Löhnung von 15,90 m. bat, ein junger eutnant dagegen mit wenig Dienst, ohne bürgerlichen Beruf, der noch nie einen Pfennig verdient hat, ein Monatsgehalt von 320 W.,„ oder so etwas". Der Jüngling schickte in wenigen Monaten 1800 M. Ersparnisse nach Hause. Er bekommt das Eiserne Kreuz und fragt selbst wofür." In einem anderen Briefe wird von vielen Feldwebelleutnants gejagt, daß sie sich als Beamte in der Heimat als große Tiere fühlen und sich jetzt überhaupt nicht mehr vorstellen können, daß es nach dem Kriege wieder andere Menschen als nur Soldaten geben wird. Ein anderer Deutschnationaler rühmt. daß die größten Idea listen doch die früheren paterlandslosen Gesellen und ähnliches c lichter sind":
Die machen den Krieg umsonst, denn die 53 Pf. kann man nicht als eine Entlohnung ansehen. Sie schanzen, machen Patrouillen, gehen auf Horchposten, bewachen den Kompagnieführer, furg, jie drehen den Kram. Die Herren Offiziere, die das Geld massenhaft in den Nachen geworfen triegen, die Hocken in den dicken Unterständen und lassen sich's gut gehen. Ein Deutschnationaler schreibt schon im Dezember 1915 aus dem Westen, daß jeder Soldat nur den einen Wunsch vom 14. b. M., in ber die Bitte um Belassung einer gewiffen Forderungen der französischen Sozialisten. nach Grieden habe, dat ieder Soldat Schlug mit dem „ Schluß Anzahl der vertragsmäßig abzuliefernden Schiffe ausgesprochen Paris , 29. April. ( Meldung des Hollandsch Nieuwsbureaus.) Schwindel" rufe. Das waren anderthalb Jahre vor der wurde, mit einen Schreiben, in dem u. a. betont wird, daß jest Die fozialistische Partei fordert in einem Aufruf das Friedensresolution im Jahre 1917, die ja auch ein„ Dolch über drei Monate seit Inkrafttreten des Friedens noch nicht französische Proletariat auf, durch einen allgemeinen Streit stoß" gewesen sein soll. Wie es mit der Kriegsbegeisterung ein deutsches Schiff abegeliefert worden sei und es daher am 1. Mai den Willen zum Ausdruck zu bringen, den Forderungen der wirklichen Frontkämpfer, auch der deutschnationalen, der Kommission nicht möglich sei, irgendwelche weis des Proletariats zum Siege zu verhelfen. Diese Forderungen schon im Dezember 1915 aussah, erkennt man aus folgendem Briefe aus dem Osten: teren Anträge in Erwägung zu ziehen, bis eine zufrieden sind:
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stellende Menge Tonnage tatsächlich abgeliefert worden 1. Böllige Amnestie. 2. Ausdehnung des Rechts Darauf erwiderte die Deutsche Regierung, indem sie hervor- zur Bildung von Vereinen auf alle Beamten. 3. Frieden hob, daß deutscherscits sofort alle Vorbereitungn mit mit Sowjet- Nußland. 4. Allgemeine Abrüstung. größtem Nachdruck getroffen worden sind, um die Ablieferung 5. Sozialisierung der Produktionsmittel. der Schiffe entsprechend den in London übernommenen Verpflich
Wenn ich offen sein soll: ich habe nicht die geringste 2ust an die Front zurückzugehen. Das Leben ist dort wesentlich anders, als es sich alle vorstellen, die es nie kennengelernt haben. Man ist nicht mehr Mensch, man wind zum Kadaver herabgedrückt, sinkt unter das Vich, dem vielfach eine bessere Ernährung und Behandlung zuteil wird.
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tungen zu bewirken, daß aber die Ueberführung der abzulie- Die englische Arbeiterabordnung nach Rußland ist vorgestern fernden Schiffe nach dem Firth of Forth auf die allergrößten abend von London abgereist. Der Oberste Nat hat ihr Pässe be- Dieser Deutschnationale leitet aus den Klassengegenfäßen Sowierigkeiten stößt", und zwar wegen der Bebunt e- willigt, und die Sowjeregierung gewährt ihr Reiseerleichterungen. in der Front, aus der diehischen Behandlung der Mannrung und der Bemannung der Schiffe. Es sei jedoch inTichitscherin bot funkentelegraphisch der tschechoslowakischen Schaften schon damals im Dezember 1915- das Stom zwischen gelungen, den Dampfer Bielefeld " abgehen zu lassen Regierung Wiederherstellung des Wirtschaftsver- men der Revolution her: und eine größere Anzahl Schiffe jei bereits jeefertig fehrs zwischen Ost- und Westeuropa an und ersuchte um 3uDer äußere Krieg wird ganz zweifellos durch einen sehr gemacht. Die deutsche Note betont erneut den guten Willen lassung einer russischen Kommission in Prag. heftigen inneren abgelöst werden. Der wird aber die inc
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