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Nr.228.37.Jahrg.

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Der Vorwärts" mit der Sonntags­beilage Bolt u. Zeit" ericheint wochen täglich zweimal Sonntags einmal.

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Sozialdemokrat Berlin ".

Abend- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Reruivrecher: Ami Morisulas, Nr. 15190-15197.

Dienstag, den 4. Mai 1920

Polnische Putschversuche.

Eine deutsche Note.

Berlin , 4. Mai. In der Ungelegenheit der durch die Veröffentlichung der geheimen Dokumente bereits bekannten polnischen Butschpläne in Oberschlesien ist dem Vorsitzenden der Interalliierten Kommission in Oppeln , Gene­rat Le Rond, folgende Note übergeben worden:

sich die deutsche Regierung für verpflichtet, die Aufmerksamkeit der " Nach den Ereignissen der letzten Wochen in Oberschlesien hält interalliierten Kommission auf die Tätigkeit der polnischen revolutionären Organisationen hinzulenken, welche eine gewaltsame Umwälzung in Oberschlesien zugunsten der Polen anstreben. Die der deutschen Regierung zur Verfügung stehenden Unterlagen weisen die polnischen Umsturzpläne einwandfrei nach; so z. B. der Befehl des Stomitees zum Schuße Schlesiens, Organi fationsabteilung, vom 12. April 1920, Nr. 408/20, in dem zur ge­waltsamen Vereinigung Oberschlesiens mit dem polnischen Staate aufgerufen wird; die Schaffung einer gerschwörung und eines polnischen Aufstandes wird hierin im ein­geinen vorbereitet, das Verhalten gegenüber der Interalliierten

Kommission festgelegt, damit aller Verdacht von den Bolen ab­gewendet wird und die sofortige Mobilisation ber pol. nischen Militärorganisationen in acht oberschlesischen Kreisen, nämlich Beuthen , Kattowių, Nönigshütte, Gleiwis, Zabrze , Myslowitz , Oppeln und Rybnik , angeordnet wird. Ich beehre mich, 7 Photographien der Originalbefehle und 7 Uebersehungen der Do­tumente beizufügen.

Die deutsche Regierung glaubt nicht fehlzugehen in der Bor­ausschung, daß nach den Bestimmungen und dem Geiste des Frie.

alliierten Kommission finden können.

Die Polen in Kiew .

Vorwärts- Verlag G. m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Mortsplass, Nr. 117 53-51.

Vom Versammlungskampf.

Aus Parteifreisen wird uns geschrieben: Ueberall setzt die Wahlbewegung ein. Unsere Genossen mühen sich, Versammlungslokale zu sichern und Redner zu ge­winnen. Der 1. Mai wurde von unserer Partei in allen

New York , 3. Mai. Associated Pres meldet aus War- Landesteilen zur Wahlagitation ausgenügt und schon vor dem schau: Die Polen find aut 2. Mai in Kiew eingerüdt. 1. Mai hatten zahlreiche Versammlungen stattgefunden, in Der verhältnismäßig schnelle Vormarsch der Polen deutet denen für die Wahl von Vertretern der Sozialdemokratie ge­auf eine Bermürbung der Sowjetstreitmächte an der galizischen wirkt wurde. Fast überall traten aber den Rednern unserer Front bin. Ob man aber von diesem Einzelfall, wie es eng- Partei Redner anderer proletarischer Richtungen entgegen, armee und auf eine Erschütterung des Sowjetregimes schließen vielfach fagten sie nur, daß sie nicht der U. S. P. angehören, lische Kreise tun, auf eine Berrüttung der ganzen Sowjet- doch vermieden sie in auffälliger und wie es scheint verab redeter Weise, redeter Weise, ihre Parteizugehörigkeit klarzustellen, darf, muß sehr zweifelhaft erscheinen. Man darf nicht vergessen, ohne aber zu bekennen, ob sie der K. P. D. oder K. A. P. D., daß das Nätesystem in der vorwiegend landwirtschaftlichen ben Syndikalisten oder den Anarchisten, den Unionisten oder Ukraine nie ganz festen Fuß faffen konnte, und daß die groß- sonstwie irgendeiner Gruppe oder Sefte angehören. Die Red­russischen Truppenkontingente stets unter dem berborgenen und offenen Widerstand der kleinrussischen ukrainischen Bauern ner waren zumeist allen Versammlungsteilnehmern unbekannt. Man weiß nicht, woher sie kommen, man erfährt nicht, wen au leiden hatten. Immerhin muß man damit rechnen, daß die fie vertraten, man fonnte nicht' ahnen, wer das Geld für ihre Sowjetherrschaft in der Ukraine gebrochen ist und daß an ihrer Reisen bezahlte. Sicher war bloß der 3 weck der Neden: Stelle eine der um die Macht kämpfenden Parteigruppen bie Sabotage unserer Versammlungen. kleinrussischen Charakters die Regierung übernehmen wird. warben nicht Stimmen für irgendeine Nichtung, fie agitierten Bon Interesse wird es sein, zu erfahren, welchen Lohn das nicht für irgendeine Weltanschauung, fie gingen nicht von nicht gerade bescheidene Polen für seine Unterſtügung ver- irgendeinem Standpunkte aus, sie wollten bloß die Wirkung der sozialdemokratischen Reden zerstören, sie wollten unsere Warschau , 3. Mai. Nach einem Bericht des Generalstabs Wahlaussichten verschlechtern und den Versammlungsteil­haben die Polen Kelestow(?), Berditschew, afatin, nehmern den Besuch späterer sozialdemokratischer Wählerver­Chmielnik und Bar befest. Bei der Besetzung von Kafatin jammlungen berefeln. wurden 2000 Gefangene gemacht.( Damit halten die Polen augen­blicklich eine Front, die sich auf das Bahnnetz Lemberg - Siew stüßt. Anm. d. Ned .)

langen wird.

Deutsch - dänischer Konflikt.

Sie

Diese interessante Beobachtung wurde aus verschiedenen Gegenden Deutschlands berichtet. Wir wollen nur einige Aus­führungen dieser Redner, die uns aus verschiedenen Orten Deutschlands mitgeteilt werden, hier anführen:

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Es wird gegen die Führerschaft der Parteien im all­bensvertrages es eine der wesentlichsten Aufgaben der Interalli- Zwischen Deutschland und Dänemark ist es zu einem bebauer- gemeinen, insbesondere aber unserer, angefämpft. Sie werden terten Kommission darstellt, eine gerechte, in Ruhe und Ordnung lichen Konflikt gekommen. Nach Art. 109 des Friedensvertrages als egoistisch gekennzeichnet, alles Mißtrauen wird gegen die fich vollziehende Abstimmung unparteiisch vorzubereiten, und steht Dänemark von morgen ab das Recht zu, die ganze Führer aufgeputscht. 203 von den Führern! soll die daher vor allem jeden Versuch einer gewaltsamen Aenderung der erste 3one Nordschleswigs zu befeten. Dänemark Losung der Arbeiter sein. Die Arbeiter sollen sich von den politischen Verhältnisse in Oberschlesien zu verhindern. ist gewillt, von diesem Recht Gebrauch zu machen. Dagegen wäre Parteien überhaupt nicht einfangen lassen, sie sollen nicht mehr Es bedarf wohl keiner Betonung, daß eine Stampforganisation, an und für sich nichts einzuwenden. Leider stellt nun die da. die Führer und auch nicht mehr die Parteien wählen. Sie wie es die durch die Dokumente aufgedeckte Organisation ist, mit nische Regierung, die sich immer mehr von den Chauvinisten sollen sich vor diesen Leuten hüten! Die Führer wollen nur biefen Grundsägen nicht im Einklang steht und dem in das Schlepptan nehmen zu lassen scheint, den Anspruch, auch die Massen ausnüßen; die Führer der Arbeiter sind mit den zufolge ihr Wirken und ihre Ziele nicht die Billigung der Inter - jest schon in der zu besetzenden Zone die Souveränitäts. Rapitalisten verbunden, sie haben mit den Kapitalisten Ar­rechte durch dänische Richter ausüben zu lassen, so daß beitsgemeinschaften geschlossen. Wenn die Führer nicht ge­Die deutsche Regierung hält es für ihr Recht und ihre Pflicht, den deutschen Beamten nur noch die Verwaltung belassen würde. wesen wären, hätten wir in Deutschland den Sechstun darum zu ersuchen, daß die Interalliierte Kommission Dazu ist Dänemark aber nach dem klaren Rechtstitel des Friedens- dentag. Die Sozialisierungskommission gemeint soll in Oppeln mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln die aufvertrages nicht berechtigt. Es ist selbstverständlich, daß die irgendeine sich so nennende Gruppe im Ruhrrevier sein, was rührerischen polnischen Organisationen in Ober- Deutsche Regierung gegen diefen voreiligen Beschluß Ein- aber nicht gesagt wird- sigt im Buchthaus. Die wilden Streiks schlesien , auch wenn diese nicht von der polnischen offiziellen Regie- fpruch erhoben hat. Solange diese Angelegenheit zwischen werden von den Führern verhindert. Dann wird von den rung, sondern von privaten, patriotischen polnischen Verbänden ge- Deutschland und Dänemark nicht erledigt ist, werden infolgedessen Riesengehältern der Führer geheimnisvoll gesprochen. schaffen worden sind, aufhebt und sämtliche damit in Berbindung alle deutschen Beamten in der ersten Zone mit Ausnahme Gegen die Demokratie wird gewettert; zuerst getretenen Leute des Landes verweist. Es unterliegt keinem der Zollbeamten und der Nichter auf Anweisung der Reichsregie- müsse man den Sozialismus festigen, dann könnte man von Zweifel, daß alle diese Personen gegen die Bestimmungen des Ar- rung ihre Zätigkeit einstellen. Von morgen ab wird der Demokratie sprechen. Jetzt wird nur Hunger und Elend tikels 88, Ant.§ 3, Abfah 5, des Friedensvertrages verstoßen haben also in der ganzen ersten Zone Nordschleswigs der Bost- und Eisen. aus der Demokratie erwachsen. Die Revolution habe nur den und demzufolge der Ausweisung unterliegen müssen. bahnverkehr ruhen. Es ist außerordentlich bedauerlich, daß das Führern und nicht den Arbeitern Vorteile gebracht. Aller Hohn Verhältnis zwischen Tentschland und Dänemart, das während des wird ausgeschüttet auf den Sat: Nur durch Arbeit fann ganzen Krieges einwandfrei war, jest nachträglich um einer uns Rettung kommen." Die Verbindung mit Rußland wird Brestigefrage willen berart getrübt wird. gerühmt; sie würde uns alle Lebensmittel schaffen, die wir be­nötigen. Alles würde besser sein, wenn wir mit dem russischen Proletariat in ein Bündnis treten würden. Aber das verhin dern die Führer. Die Diktatur des Proletariats sei der Bef zum Heil, aber die Leute wüßten nicht, daß man die Ban. fen zuerst beschlagnahmen müsse.

Von den deutschen Geschäftsträgern in London , Baris und Rom wird den dortigen Regierungen von obenstehender Note Kenntnis gegeben.

Anklage gegen Kapp- Offiziere. Amtlich wird mitgeteilt: Das unter der Leitung des par­lamentarischen Unterstaatssekretärs im Reichswehrministe. rium arbeitende Untersuchungsamt über die Märzvorgänge hat bisher 14 Fälle erledigt und dem Reichswehrminister vor­geschlagen: die Generale von Huelsen, von Lettow Vorbed, Strempel, die Obersten Freiherr von Wangenheim, von Lede bur, den Oberstleutnant von Klewit und Major Mathias unter Anklage zu stellen und vom Dienst zu entheben, General von der Hardt, Oberstleutnant von We tell und die Majore von Sydow und Bod zu beurlauben und gleichfalls unter Anklage zu stellen, die Fälle aus dem Gefangenen­Inner Chemnit, den der Majors Wille und den des Oberst­

derzuschlagen.

Trotha nicht entlastet.

Berschiedene Blätter bringen die Meldung, daß Admiral von Trotha durch die Untersuchung entlastet sei. Diese habe er­geben, daß er an der Vorbereitung des Kapp- Butsches nicht betei ligt war. Wir wissen nicht, woher die Meldung stammt, fie tann aber nicht zutreffen, denn es steht fest, daß Admiral v. Trotha am 13. März an die Marinestation telegraphierte:

,, Ich habe mich mit der Marine der neuen Regierung zur Verfügung gestellt und erwarte, daß die Marine wie bisher geschlossen meinen Befehlen folgt." Ferner steht fest, daß Admiral v. Trotha am Abend des 12. nach Döberib herausgesdyidt wurde und von dort an die Regierung berichtete, daß alles ruhig sei.

Ministersessel", gegen Riesengehälter und Badereisen wird Auch gegen die Minister, gegen ihr Festhalten an dene gewettert.

Ueber die französische Revolution und über Karl Mary werden durchaus erfundene Belehrungen den armen Zuhöreru zuteil.

Wir würden diesen übelriechenden Blüten der Wahlbere­gung keine Bedeutung beimessen, wenn wir nicht auf Grund es sich um eine bon langer Hand vorbereitete, flug unsere der vielen uns zugekommenen Berichte annehmen müßten, daß Redefreiheit in den Versammlungen ausnügende Störung unferer Wahlagitation handeln würde. Die Leute, die diese bloß mißbraucht würden. Kein weifel, daß urteilslose An­

leutnants von Fabed wegen mangelnder Beweise nie. Nur Sicherheitspolizei südlich der Ruhr! Reden halten, machen nicht immer den Eindruck, als ob sic Das Reichswehrminifterium hat, einem Beschluß der Neidsarchisten so sprechen fönnten. Biel wahrscheinlicher ist es, daß Ferner wird mitgeteilt:' In der Provinz Sachsen sind im all- regierung folgend, an die zuständigen militärischen Kommandos Kapps felige Nachfolger den Arbeitern und den gemeinen wirtschaftlichen und politischen Interesse folgende Land- in Münster und Cassel telegraphisch mitgeteilt, daß die Truppen, die übrigen Besuchern der sozialdemokratischen Versammlungen räte beurlaubt worden: v. Albensleben, Kreis Gardelegen, füblich der Ruhr einmarschieren, ausschließlich aus Sicher eine Wahlbetätigung von den ersten Anfängen der Wahlbewe b. Lasiom, Osterburg , v. Borte, Kreis Liebenwerda, b. Span- heitspolizei bestehen sollen und daß ferner die serab- gung an berefeln wollen. Bei dem intimen Studium, das feren, Streis GSangerhausen, v. Pommeresche, Grafschaft febung der Reichswehrkontingente in der neutralen Bone auf gegenrevolutionäre Offiziere und vermutlich Hohenstein 6. Nordhausen . Zu besetzen wird auch sein: Schleusin- bie burch das August- Abkommen von der Entente zugestandene An- auch abgedankte Leute der früheren politischen Polizei den er­gen, wo der bisherige Landrat in die allgemeine Staatsverwaltung zahl beschleunigt fortzuführen sei. zurücktritt, und Bitterfeld und Delißsch, wo die Landräte Boden­hausen und Manteuffel schon seit einiger Zeit auf Urlaus find. In Liebenwerda ist Stadtrat Belthuysen, der Jurist ist, zum Landrat ernannt worden.

Ausgeschieden aus der... ift der Charlottenburger Justiz rat Broh, gegen den bereits seitens der Parteileitung ein Ausschluß­berfahren eingeleitet war.

tremsten Ausläufern der Arbeiterbewegung widmen, und bei den großen Geldmitteln. die diefen gleichzeitig für die Rückfebr Biel Lärm um nichts. Ueber die Abfebung reaktionärer Lond- der Sohenzollern und für die Intereffen der Schwerindustric rate in Vorpommern hatte die reaktionäre Presse ein großes Ge- wirkenden Kreisen zur Verfügung stehen, ist anzunehmen, daß heul erhoben. Jeht muß die Tägliche Rundschau" mitteilen, daß diese Redner, menn nicht bewußte, so doch unbewußte Emissäre der Landrat Freiherr von Malbahn auf Rügen aus eige. nem Antrieb gegangen ist, weil er nicht den Eid auf die repu der gegenrevolutionären Geheimkomitees sind. blikanische Verfassung leisten wollte. Aber natürlich ist der Mann Unsere Parteigenossen und die Genoffinnen müssen er­gemaßregelt" worden! Die Regierung hätte ihn ja wohl auf wänen, ob unsere Wählerversammlungen ein freies Feld der Wilhelm II. bereidigen sollen! ¡ Betätigung von Anarchisten und von sonstigen Gegnern jeder