Nr.231. 37.Jahrg.
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Donnerstag, den 6. Mai 1920
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Der erste Tag der Reichskonferenz. Die Zukunft der Straßenbahn.
Von Carl
Schneller als in jedem anderen Beruf ist bei den der späteren Redner, alle persönlichen Schärfen vermied. Sein Straßenbahnern die unablässige Lohnsteigerung zu erbittertes Urteil über Ausschreitungen und Entartungen einem zweischneidigen Schwert geworden. Aus fast allen Teilen der Arbeiterbewegung, die auch wir verurteilen und bekämp- des Reiches fommen uns Meldungen, daß die Straßenbahnen fen, muß wieder Erbitterung wecken. So wie Noste gestern nicht mehr imstande sind, ihren Aktionären die berühmdarf zu den Arbeitern tein Sozialist sprechen, der von ihnen ten Entbehrungslöhne auszuzahlen. In verschiedenen als Freund und Warner gehört sein will. Ein So Städten ist es bereits zu teils sehr umfangreichen Entlassun zialdemokrat darf sich nicht den Schmeichler der Massen Sigen gekommen. Der Philister und Steaktionär ist mit seinent cinius zum Muster nehmen, aber noch weniger den von wilden Urteil über diese Borgänge sehr schnell fertig. Die hohen Anklagen übersprudelnden Coriolan. Löhne... wir haben es ja immer gesagt," und mit dieser Redensart haben sich die Herrschaften der Pflicht entledigt, über das Problem nachzudenken.
Scheidemann - Rede und Noske- Debatte. Der Sigungssaal der deutschen Volksvertretung ist nach alter Erfahrung ein wenig geeigneter Raum für die Drama tif der Nede, nur wer seine Resonanz fennt und ein meisterhafter Sprecher ist, fann hier so starke Wirkungen erzielen, wie dies gestern dem Genossen Scheidemann gelang. Jedem Abjaz seiner Rede, die ebenso durch ihre Gedanken feffelte, wie durch ihren Ton erwärmte, folgte lebhaftere Bustimmung, die zum Schluß zu stürmischem Beifall anstieg. Eine furze Reihe von Rednern, unter ihnen mit befonScheidemann verdankt seinen gestrigen Erfolg vor allem der derer fachlicher Klarheit Genosse 2oebe, legte den Standoffenherzigen Selbstkritik, die begangene Irrtümer punkt dar, den die Partei gegenüber Nostes hartnädigem Nidyts ist leidyter und leider populärer als auf die hohen" nicht, bemäntelt, allen marktschreierischen Selbstberherrlichungen und Verheißungen aus dem Wege geht und fich gerade Irrtum einnehmen muß, und dann schloß die Reichskonferenz Löhne zu schimpfen. Dabei hat fürzlich sogar ein prominenter Sadurch das Bertrauen aller Urteilsfähigen verdient. Steine diese Debatte, um sich den großen 3ufunftsaufgaben Scharfmacher, der Regierungsbaurat Pfeil vom Verband Kritik und feine Selbstfritik fann an der Tatsache etwas der Partei zuzuwenden. Der Nuf nach einem aliions- der Berliner Metallindustriellen in der" Post" zugegeben, daß ändern, daß die alte große Sozialdemokratische Partei die programm wurde in der Debatte laut. Der Wunsch nach die Löhne trog, aller Steigerungen hinter den Preisen zurückdeutsche Arbeiterpartei bleibt, von deren Schicksal Erfolg neuen Richtlinien vor allem in wirtschaftlichen und Agrar- bleiben. Bei der Großen Berliner Straßenbahn beträgt das oder Mißerfolg der ganzen Bewegung abhängt. In den fragen fam des öfteren zur Geltung. Am wertvollsten in Höchstgehalt unserer Kollegen 850 M. im Monat, während großen Perspektiven der Nede Scheidemanns trat aus allen dieser Hinsicht ist wohl die Anregung des Genossen Schulz, junge Schreiberinnen von 20 Jahren, die bei den Eltern wohNebeln des Richtungsstreits flar das große Ziel hervor: Revision zu unterzieken, da die meisten Punkte be- merden. Wie ein Familienvater in Berlin heute mit 850 W. Nebeln des Richtungsstreits flar das große Ziel hervor: den zweiten Teil des Erfurter Programms ciner nen, vom Berliner Magistrat mit 1050 Mt. im Monat begabit Durch Einigkeit zum Sieg! Geradezu als Verförperung von Irrtümern, die über- reits berwirflict sind. Hier hat die Revelution Rohn auskommen joll, bleibt ein Geheimnis aller jener Herrwunden sein müssen, erschien leider nach dieser Nede Genosse gange Arbeit gemacht, und diese großen Erfolge sollte man schaften, die über„ hohe Löhne"- der anderen greinen. Setzen sich denn die Unterhaltstoften eines StraßenbahnNoste. Alle, die ihm persönlich wohlgefinnt sind und über den Tagesfragen und den Zielen, die es noch zu verbetriebes lediglich aus den Löhnen der Fahrer, Schaffner und er hat in der Partei feinen persönlichen Feind werden es wirklichen gilt. nicht vergessen. tief bedauern, daß er den Weg zum Verständnis für die Auf- Im übrigen fann man mit Genugtuung feststellen, daß Handwerfer zufammien? Der Verein der Deutschen Straßen faffungen der Parteigenossen noch immer nicht gefunden hat. man auf der Reichskonferenz, fo lebhaft auch manchmal die und Kleinbahnverwaltungen veröffentlichte bor furgent in Er kann nicht begreifen, wie furchtbar die Enttäuschung des Tiskussion über die Haltung den Unabhängigen gegenüber einem Sonderabdruck seines Organs Verkehrstechnik" einen 13. März wirken mußte nach seinen ungezählten Versicherun- fein mochte, in dem einen großen Willen vollkommen über- Artikel von Professor Dr. ing. Helm- Berlin, der sich mit gutem Mut und gutem Ge- der wirtschaftlichen Lage der Straßenbahnen befaßte. Mit gen, die Reichswehr sei zuverlässig verfassungstreu und jede einstimmte: mit gutem Mut Sorge von einem Militärputsch sei bloßes Hirngespinst. Er wissen in den Wahlkampf einzutreten für vielen graphischen Darstellungen und großem Zahlenmaterial fieht nur Verständnislosigkeit und Undank in jeder notwen die Verwirklichung der sozialistischen Ideale stütt Helm seine Ansicht, daß die Löhne am wenigsten gestiegen sind. Die Preise für Kohlen, schreibt er, die bigen sachlichen Kritik, die, wie die Scheidemanns und und für das Proletariat. 1914 etwas unter den Preis von 1913 gesunken waren, zogen 1915 und 1916 langsam an. Bis zum Schluß des Jahres 1918 betrugen die Preise bereits mehr als das Doppelte, um
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Millerand ins Stammbuch.
nen Verluste Entschädigungsansprüche gestellt haben.
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Kein Nachlaffen des Streiks!
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Paris, 5. Mai. Alle Angestellten der verschiedenen Eisen- dann 1919 auf das 8% fache von 1913 hinaufausteigen. Ein belgisches Zeugnis über Deutschlands guten Willen. bahnlinien, die ihren Dienst nicht wieder aufgenommen ha- Die Ausgaben für Strom... find von 1913 langsam geKrefeld, 5. Mai. Der belgische Abgeordnete Tibbaut, der die ben, werden heute durch Briefe dazu aufgefordert, in denen erflärt stiegen, bis sie 1917 annähermd das Doppelte, 1918 Ablieferung von Vieh durch Deutschland überwacht, er ivird, daß sie, wenn sie bis Donnerstag nicht zur Arbeitsstelle au- 212fache und 1919 das, 9% fade betrugen. Die KupferKlärte, daß die Ablieferung in befriedigender Weise verrückgekehrt find, wegen Kontraktbruchs aus der Liste gestrichenpreise, die während des Jahres 1915 auf das Dreifache geTaufen sei. Er sei überzeugt, daß die deutsche Regierung fest werden. stiegen sind, haben diesen Preisstand annähernd bis zur Mitte entschlossen sei, die Viehlieferungen schnellstens aus- Genf , 5. Mai. ( Eigener Drahsbericht des Borivärts".) Der des Jahres 1919 beibehalten und sind dann auf das 16fache zuführen. An den Verzögerungen, die durch Streits und Ausstand der französischen Eisenbahner droht chronisch zu hinaufgeschmellt. Die Rosten für elektrische Motorwagen die Befesung Frankfurts ( Aha! Die Red.) eingetreten waren, fei werden. Die Zahl der Streifenden hat jedenfalls nicht abge.. betrugen am Schluß des Jahres 1919 das 12% fache und bie deutsche Regierung unschuldig. nommen. Wenn die Eisenbahngesellschaften auch auf den großen ant 1. Januar 1920 bereits das 13sache des Friedenspreises: Linien den Verkehr aufrechterhalten können, so ist das allem An- Rillenschienen blieben bis zum Schluß des Jahres 1917 schein nach doch nur möglich durch den Zuzug von Freiwilli- unter dem Friedenspreise; stiegen 1918 annähernd auf das Ein englischer Vorschlag. gen, besonders von Technifern, Ingenieuren und Autofahrern aus Doppelte und im Jahre 1919 auf das 15% fache des Die Gesamtausgaben London , 5. Mai. ( Reuter.) Amtlich. Die Regierung dem Bürgerstande. Dieser Zustand ist ohne Zweifel auf den Breises von 1913. fchlägt vor, aus der ersten von Deutschland erhaltenen Entschädi- Erfolg des vom Allgemeinen Gewerkschaftsverband zur Uniec- Löhne, Betriebsmittel, bauliche Anlagen und Stromkosten gungszahlung die Summe von fünf Millionen Pfund stübung der Eisenbahner angeordneten Ausstandes der Berg- find ab 1913 auf das 9,15fache gestiegen und werden ab 1920 ( gegenwärtig etwas über 2 Milliarden Mart. D. Neb.) auszulente, Hafenarbeiter und Geeleute zurückzuführen. fich jedenfalls auf das 12fache erhöhen." So Professor Helm, sondern und in bestimmten Fällen zu zahlungen an Wenn auch in den Bergwerken des Nordens der Ausstand noch der dann über die Steigerung des 2ohn fontos schreibt: Brivate zu verwenden, welche auf Grund der im Kriege erlitte nicht allgemein ist, so steht doch in allen übrigen Bezirken, Die Perionalaus gaben sind von 1913 bis zum Schluß besonders in den Gebieten der Loire , jeder Betrieb still. Am des Jahres 1915 die gleichen geblieben. Sie stiegen dann 1916 vollständigsten haben die Seeleute den Streit bisher befolgt, jo bis 1917 in jedem Jahr um etwa ein Sechstel, 1918 um ein Paris , 5. Mai. Petit Parisien will wissen, daß das daß der Verkehr gegenwärtig in den Säfen gänzlich ruht. Die meiteres Drittel, um dann vom Anfang des Jahres 1919 auf Hauptziel der im Laufe dieser Woche in London stattfindenden Be Nachtschnellzüge aus Paris und Südfrankreich sind auch am Mitt- das 5% fache der Ausgabenquote von 1913 aufzusteigen." Während also die Gesamtausgaben in den Jahren sprechungen zwischen Chamberlain und den französi mich vormittag in Genf eingetroffen, nur die Zahl der Reisen 1913 bis 1919 auf das 9,15fache gestiegen sind, wobei zu beschen Sachverständigen sein werde, ein Ginvernehmen zien ist sehr gering geworden, offenbar wegen der sich in den rücksichtigen ist, daß nur die dringendsten Erneuerungen borschen Frankreich und England über die Entschädigung herbei legten Tagen häufenden Unfälle. genommen wurden, kletterten die Löhne nur um das 5% fache. ( WTB.) Paris , 5. Mai. zuführen, welche Deutschland zu zahlen habe, und den Anteil Marel Cachin tritt in der 3 ist demnach, gelinde gejagt, ein rrtum, Frankreichs an den Batlungen festzustellen. Hoffentlich, so Sumanité" den Behauptungen vom Nachlaffen des Eisen- wenn die Steigerung der Beförderungssäge meint das Blatt, wird man bei den Besprechungen begreifen, daß bahnerausstandes entgegen. Mehr als 500000 Arbeiter mit dem Steigen der Löhne entschuldigt wird. die Wiederherstellung der französischen zerstörten Gebiete allen der vier in Betracht kommenden Berufsgenossenschaften seien daran Tatsache ist, daß die Fahrpreise sowohl bei der beteiligt. Tatsächlich scheint jedoch der Ausstand der Safen- Straßenbahn wie bei der Gisenbahn bor dem anderen vorangehe. arbeiter und Seeleute größere Fortschritte zu Striege zu niedrig waren. Sie wurden nur mögmachen, als der Streit der Eisenbahner. Auch die Berglich durch die er bärmlich niedrigen Löhne der Arbeiter Die Streikwelle in Frankreich . leute des Departements du Nord und des Pas de Calais scheinen und Angestellten dieser Betriebe. Die Organisation dieser ArParis, 5. Mai. Nach Havasmeldungen vom Dienstagabend sich unter gewissen Bedingungen anschließen zu wollen. Sie ber- beiterschichten ist bekanntlich verhältnismäßig jung. Erst mit neigt die Lage im Eisenbahnerausstand neuerdings zur handeln noch mit der C. G. T. der Revolution erwachte das Menschenbewußtsein dieser Besserung. In den Bergwertsbezirken ist die Lage Paris , 5. Mai. Bie Matin" mitteilt, hat der Bau Schichten. Sie organisierten sich, und seit dieser Zeit sind ihre unverändert. Bei den organisierten Arbeitern in den afenarbeiterverband alle Arbeiter der Eisenbahnlinien auf Organisationen bestrebt, für die Straßen und Eisenbahner # tädten scheint sich nach den letzten Meldungen der Ausstand zu gefordert, fofort die Arbeit nieberzulegen. Außerdem ersuchte erträgliche Lebensverhältnisse zu schaffen. Bis heute ist das berfchärfen. Jm Nhonebeden hat sich der Berger die ihm angeschloffenen Organisationen, sich bereitzuhalten, um leider noch nicht im vollen Maße gelungen. Dr. Kuczynski arbeiterausstand verschärft; ebenso find zahlreiche nötigenfalls sich am Ausstand zu beteiligen. berechnet die Unterhaltungskosten einer vierköpfigen Berliner Bergleute im Bezirk von St. Etienne in den Streit getreten. Paris , 5. Mai. Der Verwaltungsrat der C. G. T. er Familie für März 1920 auf too dhentlich 321 Mt. Dagegen Paris , 5. Mai. Die Metallarbeiter bes Seine- läutert in längeren Erklärungen seine Verstaatlichungs- halte man das Einkommen der Straßenbahner mit 850 Mt. Departements haben sich dem Ausstand der zur C. G. T. zusammen pläne und schlägt der Regierung einen Meinungsausmonatlich, die weit hinter den Löhnen der Ingeschlossenen Gewerkschaften angeschlossen. Die genannte tausch vor. dustriearbeiter zurüd bleiben. Organisation hat der Regierung eine Denkschrift überreicht, in der Paris , 5. Mai. Der belannte Gewerkschaftsführer und Eisen- Die Straßenbahnen waren vor dem Kriege sozial nicht fie die Forderungen der ausständigen Eisenbahner, Bergleute und bahner Sirolle( Mitglied des jüngst gewählten neuen Vor existenzberechtigt, wie fein Betrieb eristensberechtigt ist, der Dodarbeiter auf völlige Umgestaltung der Betriebe eingehend dar- standes des Eisenbahnerverbandes. Die Neb .) ist gestern bernur auf Kosten der Arbeiterlöhne leben fann. Wenn legt. Es wird Berstaatlichung der Eisenbahnen und haftet worden. Umgestaltung der Hafenbetriebe verlangt.
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Paris , 5. Mai. Havas meldet aus Rouen , daß die See Paris , 5. Mai. Nach einer Havasmeldung aus Saint- Etienne Ieu te beschlossen haben, von heute ab sich dem Ausstand anzu ist der Streit im Loirebecken allgemein, liließen.
die Straßenbahnen heute nicht mehr eristensfähig sind, dann liegt das wiederum in derselben Linie. Eine Existensfähigkeit auf Kosten der Straßenbahner erkennen wir nicht an. Das joziale Verantwortlichkeitsgefühl jedes Fahrgastes muß fich ba