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Nr.243.37.Jahrg.

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Sozialdemotrat Berlin"

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Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Ferniprecher: Ami Morisvlas, Nr. 15190-15197.

Mittwoch, den 12. Mai 1920

Keine Verlegung von Spa.

Russische Gegenoffensive?

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Vorwärts- Verlag 6.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Ferniprecher: Amt Morinvlas, Nr. 117 53-54.

Nationalbolschewismus.

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Auf dem Parteitage in Weimar machten die Mittei Wie wir von zuständiger Seite erfahren, ist von einer wie ferner die Anerkennung des französischen Protektorats Iungen Nostes, daß Emil Barth , der Macher der Revo­Berlegung der Konferenz von Spaa auf einen über Maroffo und Tunis . Außerdem muß die Türkei Intion", wie er sich selbst in angeborener Bescheidenheit späteren Termin im Auswärtigen Amt nichts befannt. Darauf verzichten, irgendeinen Einfluß auf die Muselmanen nennt mit Hauptmann Babst und General v. Oven Ber­Die deutsche Regierung hat nicht das geringste Interesse in Nordafrika auszuüben. handlungen geführt habe, um zu sondieren, wie die Garde­daran, den Termin aufzuschieben und hat infolgedessen bei Der vierte Teil beschäftigt sich mit dem Schuße der Raballerie Schüßen- Division sich bei einer den Ententemächten auch keinen diesbezüglichen Schritt unter. Minderheiten in der Türkei sowie mit der Wieder Machtübernahme durch die U. S. P. verhalten würde, großes nommen. Im Gegenteil hat die deutsche Regierung betont, gutmachung für die während des Krieges verursachten Aufsehen. Die unabhängige Parteileitung hat Emil Barth daß sie zu jeder Zeit gern bereit sei, in Spaa zu erscheinen, Schäden. Der fünfte Teil enthält die militärischen daraufhin abgeschüttelt, wie er behauptet, zu Unrecht, denn von obgleich sie die Wahlen sehr in Anspruch nimmt. und maritimen laufeln, jetzt die Zusammensetzung maßgebenden Genossen" und unter Aufsicht der Partei­der persönlichen Wache des Sultans feft, regelt die ottoma leitung hatte er, wie er behauptete, den Auftrag erhalten, nische Gendarmerie und bestimmt, daß die obligatorische Die Eroberung von Siew durch die polnische Armee Dienstpflicht in der Türkei abgeschafft wird. In den Meer- eine illegale Rampforganisation zu schaffen, mit dem Biele, wird nunmehr auch von russischer Seite bestätigt, jedoch scheint engen müssen die Befestigungen geschleift werden. Außerdem unter Umständen mit Gewaltmitteln die damalige Regie­der Termin der Einnahme von den polnisch- ukrainischen fönnen Frankreich , England und Italien Sce- rung zu stürzen. Bei diesem ersten Versuche, das konterrevolutionäre Quellen um einige Tage zu früh angesezt worden zu sein. streitfräfte sowie militärische und Luftstreitkräfte dort unter­Ueberhaupt wird man gut daran tun, alle alarmierenden halten. Die türkische Marine wird beschränkt auf Fischer und Militär für revolutionäre" Swede zu gewinnen, ist es nicht Nachrichten aus Rußland und Polen mit äußerster Burüd. Bewachungsschiffe. Luftstreitkräfte dürfen nicht unterhalten geblieben. In ein bestimmtes System haben Laufen­berg und Wolffheim diese Taktif gebracht, und ste haltung aufzunehmen. Man scheut weder auf der einen noch werden. auf der anderen Seite vor theatralischen Gesten zurück, hinter Der sechste Teil regelt die Priegsgefangenen haben damit gewiffe gar nicht abzuleugnende Erfolge erzielt. denen die Tatsachen weitaus zurückbleiben. Wir beschränken frage, der siebente die Bestrafung von Kriegsbeschul. Schon vor dem Kapp- Butsch gab es hier und da Offiziere uns daher lediglich darauf, zu regestrieren, daß nach einer digten. Der achte fetzt die Finanzregelung fest. besonders nach der Liquidation des Baltikum - Aben­über Schweden fommenden Melding aus Sowjetrußland, die der neunte Teil behandelt die wirtschaftlichen Fragen und teuers die mit einem mehr oder minder großen Anhang ruffische Offensive im Raukasus, die besonders stellt Grundsätze für Ronzeiiionsgesellschaften ehemaliger Untergebener sich angeblich zum Bolichemismus auf die Naphthalager von Baku hinzielt und die mit dem in der Türkei und in den von ihr abgetretenen Gebieten feft. befannten, d. h. zu jener Sorte Bolichewismus, der entweder ruffisch- türkischen Militärvertrag in Verbindung gebracht Die anderen Teile behandeln die internationale Safenfon antisemitisch oder national" gefärbt oder beides zusammen werden könnte, als Entlastungs stoß für die geschlagene trolle, die Kontrolle über die Flußichiffahrt und über das war. ruifische Armee inn der Ukraine gedacht ist, ein Stoß, der nach Eisenbahnwesen, beschäftigen sich aber auch mit dem even­der russischen Meldung zugleich England treffen soll, da, tuellen Sinzutritt Rußlands zu den kontrahie­mon in England den eigentlichen Urheber des neuen Angriffs renden Staaten. auf Sowjetrußland ficht. In der Ukraine denke Sowjet­rußland vorerst lediglich in der Verteidigung zu bleiben. Teile der Moskauer Garnison feien an die polnische Front abgezogen, Aushebungen im Gange und Brusfilom sei zum Chef des Generalstabes mit weitgehenden Voll­machten ernannt worden.

Bern , 11. Mai. Sum Friedensvertrag mit der Türket schreibt der Berner Bund": Die Schaffung von Ginfluß sphären für einzelne europäische Mächte wird de facto einer Annegion gleichkommen. Dadurch werden Verhältnisse ge­schaffen, die schwerlich von Dauer fein können. Bon den hoben Grundfäßen Wilsons ist bei Abfertigung dieses Bertrages faft nichts zu spüren. Auch er trägt das Rains. zeichen der Gewalt an der Stirn.

Millerand und die C. G. T.

Paris , 11. Mai. Ministerpräsident Millerand hat nach der heutigen Eikung des Ministerrats den Vertretern der Presse über das eingeleitete Strafverfahren gegen den Allgemei nen Arbeitsverband Erflärungen abgegeben. Er sagte, die Vereinigung der Gewerkschaften habe seit Tage 1 die Arbeit in einer großen Reihe von Betrieben, deren Tätigkeit für das wirtschaftliche Leben des Landes notwendig sei, aus ausgesprochenen politischen Gründen stillgelegt. Die Bewegung sei eingeleitet worden, um eine Reform zu erlangen gegen den Wille der Regie­rung und des parlaments. Die Regierung dente nicht im entferntesten daran, in irgendeiner Weise die Rechte der Gewert­schaften und der Konföderationen anzutaften. Die Strafverfol­gung bedeute mur, daß die Republik den Gehorsam vor dem Geseze allen auferlege.

In der in Würzburg erscheinenden Marienburg ", dem Organ der bayerischen fonterrevolutionären Offiziere, in Zei­tungen der Baltikumer, in einzelnen Flugblättern und Werbe­schriften fonnte man Bemerkungen finden, die zeigten, daß der nationalbolichemistische Gedanke in jenen Kreisen stark diskutiert wurde. Der verunglückte Rapp­Butsch hat dem Nationalbolschewismus zahlreiche neue An­hänger aus den Kreisen gerade der Putschoffiziere zugeführt und seit diesen Tagen steht er auch in der öffentlichen Dis­Euffion.

Der Kapp- Putsch hat unseren Militaristen vor allem eines eingebläut: gegen die Arbeiterschaft fann man nicht regieren. Daher auf einmal die Sehnsucht nach einer Ver­ständigung und das Verlangen, eine Gefolgschaft in der Ar­beiterschaft sich zu sichern.

Der türkische Friedensvertrag. Paris , 11. Mai. Der türkische Friedensver. trag ist heute nachmittag den türkischen Delegierten am Quai d'Orsay überreicht worden. Er besteht aus 13 Teilen. Der erste Teil behandelt den Völkerbund. Der zweite jetzt Die neuen Grenzen der Türkei in Europa und Asien fest. Auffallend könnte sein, daß man eine Verständigung Der aus 13 Kapiteln bestehende dritte Teil zwingt die gerade mit den Kreisen der Arbeiterschaft sucht, denen man Türken, die politischen Veränderungen, die in Europa und bisher als Todfeind gegenüberstand, die mit Pech und Schwe Asien getroffen wurden, und noch getroffen werden können, fel auszurotten, als ein verdienstliches Werk angesehen wurde. anzuerkennen. Er enthält eine Spezialfonvention Aber wir wissen, daß zwischen der Gedankenwelt der Kommu­für die Meerengen, fiebt die Autonomie und eventuell nisten und der deutschen Militaristen weitgehende Ueberein­die Unabhängigkeit von Kurdistan vor, und schafft ein ftimmung besteht. Beide verachten die Demokratie, Sonderregime für die Stadt und den Bezirk von Smyrna , höhnen, die einen offen, die anderen innerlich, über die die unter türkischer Herrschaft bleiben, obwohl sie unter die blöde breite Masse, beide glauben, daß diese Masse nur von Berwaltung von Griechenland gestellt werden. Er verlangt einer aufgeklärten Minderheit zum Glück geführt werden ferner die Anerkennung der beiden neuen Staaten e djas fönne, beide sind bereit, mit brutalen Gewaltmitteln ihre und Armenien , die vorläufige Anerkennung von Herrschaft zu errichten und zu erhalten und beide fühlen sich Eyrien und Mesopotamien als unabhängige als die Auserwählten, als die berufenen Führer. Sie Staaten unter dem Beistand eines Mandatars, die Verwal- Paris, 11. Mai. Savas meldet aus Dunkirchen: Der unterscheiden sich nur in den Namen, die sie sich beilegen. tung Palästinas durch einen Mandatar, sowie die An Streif ber Hafenarbeiter und der Seeleute ist allgemein. 70 Pro- Sie sind aber Kinder eines Geistes: Sie schwärmen alle für wendung der Erklärung der britischen Regierung von 1917 gent der Metallarbeiter und 60 Prozent der Bauarbeiter ftreifen. Die Diktatur! betreffend die Errichtung einer nationalen Seimatstätte für Die Straßenbahnen berkehren nicht. In Calais sind heute das jüdische Volf in Palästina. Der dritte Teil verlangt auch 300 Anamiten als Dodarbeiter eingestellt worden. In Bourges von beiden Teilen angestrebte Kampfesgemeinschaft gegen die Es wäre falsch, aus dieser Geistesgemeinschaft allein die von der Türkei die Anerkennung der durch den Krieg in streift das Bersonal der Militäranstalten und der Straßenbahnen. demokratische Republik erklären zu wollen. Die Militaristen egypten, im Sudan , in Cypern und auf den Auch die Metallarbeiter und ein Teil der Bauarbeiter haben die wenden zur Erklärung ihrer Stellungnahme für den Bolsche Inieln des Aegäischen Meeres geschaffenen Lage fo- Arbeit verlassen. wismus die Formel an: Krieg gegen die Entente! Berbrechen des Gewaltfriedens von Versailles ! Sie werden fagen, daß die ganze Entwicklung feit der Revolution und besonders das Mißlingen des Kapp- Butsches gezeigt haben, daß es eine andere Möglichkeit, als den bosschewistischen Krieg gegen die Entente nicht gibt. Andererseits habe Ruß­und die Lebensfähigkeit des Bolschewismus bewiesen. Dar­land die Möglichkeit des Widerstandes gegen die Entente um mit Rußland den Krieg gegen die Entente. eine deutschnationale Lianer, denn sie behaupten nur. daß man alle, die ihre Eristenz als Soldaten durch den Frieden Die Herren Schwabe und Frick find schließlich nur Solche Gedankengänge sind durchaus verständlich, wenn Die Deutschnationalen am Butch nicht beteiligt gewefen find. von Versailles verloren haben, als das betrachtet, was sie ie foll man ihnen gegenüber aber Herrn Selfferich be- find: Menschen, die um den Wiederaufbau ihrer Eristenz. zeidmen. der öffentlich die dreiste Behauptung tut, daß die um die Wiederherstellung ihrer alten glanzbollen Stellung Deutschnationalen das Verdienst hätten, den Kapp- Butsch und ihrer Vorherrschaft ringen. Es muß nicht jeder Offi 8 um 3usammenbruch gebracht zu haben?! aier ein Lump fein, wenn er sich plötzlich dem Bolschewismus in die Arme wirft. Es mag dem einzelnen oft scheinen, daß Unsere Kandidaten. er lediglich aus idealen Gründen sich dafür einfege. Die

Deutschnationale und Kapp- Putsch. Die Deutschnationalen wollen bekanntlich mit dem Kapp. Butich nicht das mindeſte zu tun gehabt haben. Diefer dreiften Ablengnung gegenüber ist folgende Mitteilung des Chefs der Sicherheitspolizei von Mecklenburg- Strelitz besonders inter­

effant:

daß die drei Genannten am 14. März im Kraftwagen nach Neu­ brandenburg zurüdgekehrt sind und dort die Aufrufe der Rapp Regierung, die sie aus Berlin mitgebracht hatten, an die Bevölke. ung verteilen lichen. Hieraus geht flar hervor, daß die Be Deutschnationalen feien am Stapp- Butsch nicht beteiligt gewefen, hauptungen der Herren Schwabe und Frid, die unwahr sind."

Sowohl seitens des deutschnationalen Abgeordneten Schwabe wie auch des deutschnationalen Abgeordneten Frid ist in letzter Beit mehrfach in der Ceffentlichkeit, auch von der Landtagstribüne aus, betont worden, daß eine maßgebende Persönlichkeit der Deutsch nationalen Partei in Medlenburg- Strelitz am Kapp- Butsch beteiligt gewesen sei. Demgegenüber muß festgestellt werden, daß der Chef des Sicherheitswesens die aftenmäßigen Beweise dafür in der Hand bat. daß dies doch der Fall gewesen ist. Es steht fest, daß der Generalsekretär der deutschnationalen Parteiorganisation hier im Bande, offmann, das Mitglied des Vorstandes der hiesigen Wie wir aus Görlis erfahren, find von der Sozialdemo- Leute fühlen mit jedem Tage mehr, daß die Aussicht, auf Landesgruppe, Ingenieur Röllig, Neubrandenburg , und der fratischen Partei des Wahlkreises Niederschleiien( Liegni- dem Wege der Konterrevolution, durch Wiederherstellung Rittergutebefiber Löbbede. Neubrandenburg , auch Mitglied der Görlitz ) folgende Kandidaten aufgestellt: 1. Baul Taubadel, Re- der alten Monarchien, ihre alte Stellung wieder zu erlan Partei, am 13. März mittags im Kraftwagen nach Berlin gefahren dakteur in Görlib; 2. Emil Girbig . Vorfibender des G'asarbeiter der alten Monarchien, ihre alte Stellung wieder zu erlan find, daß die Genannten dort in der Reichskanzlei und im Reichs, verbandes: 3. Frau Adele Schreiber in Charlottenburg ; 4. Sarl gen, immer geringer wird. Sie sehen aber, daß Troyky wehrminifterium mit den Männern der Kapp- Regierung Ver Niederlich, Angestellter des Transportarbeiterverbandes; 7, Guitab fichere und verfältnismäßig geachtete Stellung wieder ge­Schumann, Landwirt; 5. Georg Topig, Kantor und Lehrer; 6. Mag ihren Klaffengenossen und Berufskollegen von Rußland eine handlungen gepflogen haben, wobei zum Teil General Prell, Bürgermeister; 8. Agnes öer aus Pegnitz , 9. Baul schaffen hat. Endlich muß man vielen glauben, daß sie tat jekretär Hoffmann die beiden anderen genannten Herren außichal. Sanwabe, Maurer in Löwenberg ; 10. Sarl Wustmann, Gewerk- jächlich die Niederwerfung der Entente gleichgültig auf tete, indem er sie in den Boraummern zurüdließ. Ferner steht fest, idaftsbeamter in Weißwasser . Iwelche Weise als ein verdienstliches Werk ansehen.