Einzelbild herunterladen
 

Nr.247.37.Jahrg.

Bezugspreis:

Berteljährl. 25,50 Mt., monatl. 8,50 Mt. frei ins Haus, voraus zahlbar. Post­bezug Monatlich 8,- Mt, eril. Bu ftellungsgebühr. Unter Kreuzband für Deutschland   und Desterreich- Ungarn  13,-t, für das übrige Ausland bei täglich einmal. Zustellung 20,-. Boftbestellungen nehmen an Däne­mart. Solland, uremburg, Schweden  , Tschecho Glowakei und die Schweiz  . Eingetragen in die Boft- Zeitungs­Preisliste.

Der Borwärts" mit der Sonntags. beilage, Bolt u. Zeit" erscheint wochen äglich zweimal. Sonntags einmal.

Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin  ".

Morgen- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

20 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die achtgespaltene Nonpareiñezeile tofte 3,- M., Teuerungszuschlag 50% Kleine Anzeigen", das tett­gedruckte Wort 1,- M.( zulässig zwei fettgedruckte orte), jedes weitere Wort 60 fg. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Bort 65 Bfg., jedes weitere Wort 40 fg. Worte über 15 Buchstaben zählen fitr zwei Borte. Teuerungszufchlan 50%. Familien Anzeigen für Abonnenten Beile 2, 0, politische und ge­wertschaftliche Bereins Anzeigen 8.- Mt. die Reile ohne Aufschlag. Anzeigen für die näch it e Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags im Hauptgeschäft, Berlin   SW 68, Linden­ftraße 3, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. ernivrecher: Amt Morisplas, Nr. 15190-15197.

Sonnabend, den 15. Mai 1920

Spa nach den Reichstagswahlen.

London  , 13. Mai. Reuter" erfährt: Es ist ziemlich ficher, daß Lloyd George   und Millerand bei den Beratungen in Hythe sich dahin einigen werden, daß die Konferenz in Spa aufgeschoben wird, da es nicht zweckmäßig wäre, wenn die Ronferenz mitten in die deutschen   Reichstagswahlen fiele und da es für alle Teile vorteilhaft wäre, wenn die deutschen   Ver­treter auf der Konferenz das Vertraueu des neuen Parlaments genießen.

Wenn die Nordfranzosen das wüßten!

H

Wofür Deutschland aufkommen soll. Koblenz  , 13. Mai. Im Koblenzer   Hauptquartier der ameri fanischen Bejagungstruppen liegen Meldungen aus Washing­ ton   vor, wonach Deutschland   den Zahlungen der Unterhal­tungskosten für die amerikanischen   Besaßungstruppen bisher nicht voll entsprochen habe. Der Unterhalt dieser Truppen kostet täglich 1 220 000 Dollar, und man zweifelt daran, ob Deutschland  jemals in der Lage sei, diese riesigen Schulden zu bezahlen.( Der Dollar war noch vor wenigen Wochen 100 deutsche Mart wert und steht jetzt auf etwa 50. Die Summe, die Deutschland   für diese ganz überflüssigen Besaßungstruppen zu bezahlen hätte, beträgt Danach allein für die Amerikaner, deren Kontingent be­tanntlich das zahlenmäßig schwächste ist, 60 Millionen Mart täglich! Was hätte mit diesen bisher nuplos bergeu= deten Milliarden in Nordfrankreich und Belgien   alles wiederaufgebaut werden können! Die Tragikomödie des Bersailler Friedens! Die Red.)

Milderung der Schiffhergabe.

Belaffung der Privatfischdampfer.

Die Flensburger   Frage.

Vorwärts- Verlag G. m. b. H., SW. 6$, Lindenstr. 3. Ferniprecher: Amt Morigplan, Nr. 117 53-54.

+

Ukraina Polen Rußland.

Von A. Grigorjana.

Nehmen wir den Fall an, in Deutschland   sei auf irgend­eine Weise eine Regierung zustandegekommen, deren Ideen­Kopenhagen, 14. Mai. Sozialdemokraten" schreibt: Warum borrat aus dem unerschöpflichen Schat von politischen Ein­durfte das Lang nicht wissen, daß die deutsche Regierung die dänische fällen der Blätter in der Art wie die Deutsche Tages­Regierung aufgefordert hatte, folche Verhandlungen einzuleiten? zeitung"," Deutsche Zeitung usw. ergänzt und gespeist würde. Wir wissen: wenn Herr Scavenius nicht gewünscht hat, daß die Nehmen wir weiter an, daß diese Regierung eines Tages, Wahrheit. darüber an den Tag käme, so war es deshalb, weil da- von dem Wunsche beseelt, die Dänen aus Nordschleswig hin­durch die schleswigsche Politik der linken Partei und der rechten in auszitkomplimentieren, mit der militaristisch imperialisti­Gefahr tam, bloßgestellt zu werden. In der Presse dieser Parteien schen französischen   Regierung einen Baft eingehe.. Die war beständig zu lesen, daß man die Landsleute in der zweiten Franzosen leisten den Deutschen   in Nordschleswig militärische Zone nicht der deutschen   Macht und Unterdrückung preisgeben wollte. Hilfe, dafür aber erhalten sie von den Deutschen   die Er­Was bleibt aber von dieser Agitation, wenn mitgeteilt wurde, daß tlärung ihres Verzichtes auf das ganze Gebiet links des von deutscher   Seite ein Vorschlag auf Schutz der Minderheiten ge- Rheins. stellt war? Die Wahrheit sollte niedergehalten werden, damit die Flensburganhänger ihre unwahrhaftige Agitation fortseßen tonn­ten und deshalb veröffentlichte Scavenius fein Dementi, als die deutsche Regierung ihren Vorschlag veröffentlichte, der im höchst en Grade ungelegen kam.

Würde es einen Bolitiker geben, der das Wagnis jener Regierung anders als eine reine Wahnsinnstat ansehen könnte? Die Regierung wäre mehr als erledigt.

Dieses Beispiel führe ich hier an, um in großen und ganz grob gestreiften Zügen vor Augen zu führen, welche Be­In Südschleswig protestierten 31 816 Personen durch Unter- wandtnis es mit dem jetzt verfündeten ukrainisch  - pol­schrift gegen alle Bestrebungen, die zweite und dritte Zone au inter  - nischen Bündnis hat. Wenn es im politischen Bewußt­nationalisieren oder zu einem Freistaat zu machen. sein des Ukrainertums eine Tradition gibt, so ist es die der unerbittlichen Bolenfeindschaft. Im 17. Jahrhundert Anatoliens   Widerstand. begab sich doch der ukrainische Hetman Bogdan Chmelnizki freiwillig unter die Botmäßigkeit des Moskauer   Zaren, um Kemal pfeift auf den Frieden". nur desto gründlicher die Polen   schlagen zu können. In Konstantinopel  , 13. Mai.  ( Reuter.) Es wird mitgeteilt, Taras Bulba  ", einem Meisterwerke der Weltliteratur, daß der nationalistische Führer Mustapha Kemal in Angora hat uns Nikolai Gogol   in undergänglichen Bildern auf Beschluß des anatolischen Parlaments eine Regierung bildete diefes traditionelle, fast zur zweiten Natur gewordene Hassen und an die Friedenstonferenz telegraphierte, daß die An- gezeigt. nahme der Friedensbedingungen durch die gegenwärtige Delegation null und nichtig sein würde.

Friedensschluß Moskau  - Georgien  . gefchloffen, der dieser demokratisch- sozialistischen Republik   bolle Die Sowjetregierung. hat mit Georgien   einen Frieden Unabhängigkeit zusichert. Möglicherweise hat die Not des Staates infolge der polnischen Offensive diesen Friedensschluß herbeigeführt, ben wir im Interesse des so sympathischen georgischen   Volkes be fonders begrüßen.

"

Üleber den Inhalt des kürzlich in Warschau   abgeschlossenen Vertrages erfahren wir, daß die Ukrainer auf Ditgalizien, Wolhynien  , Tholm und andere angrenzende Landesteile Ruß­ lands   Verzicht geleistet haben, die bis jegt von beiden Bolschewisten zu säubern, das ganze Gebiet rechts des Dnjepr  sowohl den Ukrainern als auch den Polen  - für sich bean­sprucht wurden. Dafür hat Polen   die Ukraina von den bis zur Süfte des Schwarzen Meeres zu besetzen und es wieder zu räumen, sobald dies von den Ukrainern verlangt wieder zu räumen, sobald dies von den Ukrainern verlangt

wird.

Die zurzeit in London   weilende deutsche Schiffahrts. delegation hat mit der interalliierten Schiffahrtskommission ein Abtommen geschlossen, nach dem die Abgabe auf eine An­zahl reich seigener Fischereidampfer beschränkt wird. An Stelle der übrigen nach dem Friedensvertrag ablieferungspflichtigen Fischerei fahrzeuge sind Neubauten sowie Material für den Fischerei bedarf zu liefern. Der Wert des Fischereiabkommens besteht darin, daß die deutsche Fischerei von der im Friedensvertrag auferlegten Herzens abgeschüttelt. Desgleichen Dftgalizien, die Wiege Wolhynien  , diese kostbarste Berle Ufrainas, wird leichten Abgabe von Fischereifahrzeugen, die im bisherigen Betrieb tätig alles dessen, was sich utrainisch nennt! Die waren, befreit bleibt. Die Fischversorgung Deutschlands Amsterdam, 14. Mai.  ( WTV) Wie der Telegraaf   aus London   Grenze Polens   soll ganz in die Nähe von Kiem gerückt werden. kann daher im bisherigen Umfang aufrechterhalten werden. meldet, beschlossen die Londoner   Hafenarbeiter, kein Schiff zu laden, Es genügt hier auf das eingangs angeführte Beispiel Deutsch­Dies ist aber nur dadurch erreicht worden, daß das Reich durch das Kriegsmaterial nach einem mit der ruffischen Räteregierung ber- land- Frankreich   hinzuweisen, damit der Leser, dem die näheren Singabe eigener, bieber zum Teil anderen Zweden dienender feindeten Lande führt. Infolgedessen mußte ein englisches Schiff, Verhältnisse vielleicht nicht genügend bekannt sind, die Kurio­Dampfer, durch lebernahme von Neubauten und durch Zusage von das Kanonen und Munition für die polnische Regierung an Bord sität des Pattes gerade vom Standpunkte des ukrainischen Materiallieferungen besondere Verpflichtungen den hatte, diese Kriegsvorräte wieder ausladen. Alliierten gegenüber hat übernehmen müssen.

Der deutsche Hilfskreuzer be, dessen fühne Streiche einst die Welt erfüllten, ist an die britische   Marinebehörde abgeliefert

worden.

Der französische   Streik. Die Regierung lenkt ein.

Das Schweigen der Moskauer   Funkstation wird auf ein Groß­feuer zurüdgeführt.

Auf der römischen Tagung des Völkerbundrates wurde auf Borfchlag Léon Bourgeois   der italienische Delegierte Tittoni zum Vorfienden gewählt.

Irland   in vollem Aufstand.

Patriotismus und Nationalismus ermessen kann. Wenn solche Sugeständnisse möglich sind, dann ist die Berechtigung des ukrainischen Nationalismus ganz gründlich untergraben. Aber nicht nur der Inhalt des ukrainisch  - polnischen Vertrages ist erstaunlich. Die Legitimation der ukrainischen Vertragsträger ist mehr als zwifelhaft. Petljura und feine Leute sind seit einem Jahre außer Landes und haben keinen Fußbreit unter ihrer Gewalt. Die geringen ukrainischen Sagt die englische Regierung. Streitkräfte, die sich nach Polen   flüchteten, reichen für eine militärische Aktion nicht aus; im übrigen sind sie fast restlos Baris, 14. Mai. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, London  , 13. Mai.  ( Reuter.) Telegramme aus allen oftgalizischen Ursprungs, wie fast alles, was an' streitbarem Le Troquer, wird der Kammer am Dienstag einen Gefeßent Teilen Irlands   enthalten Berichte über Einäscherung Utrainismus vorhanden ist. Auf diese Kräfte will sich nun wurf über die Umgestaltung der Berwaltung der französi- von Polizeistationen, Ueberfälle auf Boll- und Betljura stügen, um seine Macht aufzurichten in einem Lande, schen Eisenbahnen zugehen lassen. Dieser Gefeßentwurf fieht Stenerämter und Zerstörung von Dokumenten. Die Ueber­die Einsehung eines Oberrats der Eisenbahnen vor, der aus fälle wurden sämtlich von bewaffneten und ma8- Bestandteile, ähnlich wie Baren, verschoben sieht, ohne daß das seine ausgedehnten wertvollen und lebensnotwendigen 24 Bertretern der Eisenbahndirektionen und 24 Bertreierten Männern ausgeführt. Alles spricht für das Vor- um die Meinung der Bevölkerung gefragt wird. tern aus dem Bolt bestehen soll. Die Autonomie der handensein eines sorgfältig ausgearbeiteten Gesamtplanes. Berwaltungen der Eisenbahngesellschaften soll durch den Ge- Sinnfeiner übersielen die Steuerbeamten in Londonderry   und ukrainische Seite des Unternehmens weniger ernst ansicht Die politische Welt hat daher nicht unrecht, wenn sie die sehentwurf nicht berührt werden. Belfast   und verbrannten die Einkommenstenerdokumente. Bei und die Hauptaufmerksamkeit dem polnischen Bundes­Dies bedeutet zwar noch lange feinen Sieg der Streifenden Stibbereen wurde das Wohnhaus einer bekannten Bergenossen der fragwürdigen utrainischen Regierung zu­und der C. G. T., da die Eisenbahngesellschaften nicht versönlichkeit überfallen, die aus dem Bette geriffen und mit wendet, in dem man den Hauptakteur wittert. staatlicht werden sollen, sondern ihre privattapitali Teer beschmiert wurde. stische Autonomie beibehalten, aber es ist jedenfalls eine Niederlage der Regierung, die zuerst den Streit mit den brutalsten Mitteln niederzufämpfen versuchte und nunmehr den Weg zu Konzessionen eingeschlagen hat.

Die Streitlage in der Provinz.

Thyssen kauft Zentrum?

Köln  , 14. Mai.  ( Eigener Drahtbericht des Borwärts".) Ge­rüchtweise verlautet, daß die Kölnische Bolkszeitung" in den Besit Baris, 14. Mai.  ( Meldung des Hollandsch Nieuwsbureau.) des Thyssen- Konzerns übergegangen sei. Der Verkauf soll am Mitt­Ueber die age in der Provinz wird folgendes gemeldet: In woch vollzogen sein. Bordeaux   streiken die Arbeiter der elektrischen Zentrale,

=

die elektrische Beleuchtung funktioniert nicht mehr. In Eupen   und Malmedy   wollten die Belgier schon jetzt. noch In 2yon wird die Anzahl der Streifenden auf 70 Pro 3. der vor der Voltsabstimmung, die Frankenwährung einführen, um Arbeiter geschätzt. In Marseille   ist der Straßenbah1 Stimmen zu fangen. Wie der Ministerpräsident erklärte, habe die belgische Regierung mit einer Einwechslung von höchstens 3 Millionen berkehr unterbrochen. In Nantes  , wo nur teilweise die Mart gerechnet. Die Bevölkerung hat aber 287 Millionen deflariert. Straßenbahner streifen, erwartet man die baldige Wiederauf- Die Einlösung dieses Betrages ist von Belgien   in absehbarer Zeit nahme der Arbeit. In St. Etienne   streifen die Arbeiter nicht zu erwarten. Man fängt an, 300 m. gegen 300 Franten der Arsenale und die Verkehrsbetriebe. In Le pro Kopf und jedem Familienoberhaupt 500 m. und 100 m. pro Havre   begaben sich eine große Anzahl der Streifenden, nachdem Stopf feiner Familie einzuwechseln. sie eine Versammlung abgehalten hatten, nach dem Gefängnis, Der Schweizer   Kommunist Platen, der vor einigen Monaten wo einige Führer der Gewerkschaften gefangen gehalten werden. in Litauen   notgelandet und verhaftet worden war, ist gestern auf Polizei und Ravallerie trieben die Streifenden aus Ersuchen der schweizerischen Regierung freigegeben und mit einander. militärischer Bewachung an die deutsche Grenze gebracht worden.

In Polen   tennzeichnet sich die politische Situation durch das Vorherrschen vor allem agrarischer Interessen der über­wiegend Landwirtschaft treibenden bäuerlichen Bevölkerung, deren Vertreter den größten Teil der Parlamentssige ein­nehmen. Politisch sind es wenig geschulte und für die Schulung wenig geeignete Elemente. Wie in anderen Ländern ist aua) in Polen   das besitzende Bauerntum in der Hauptsache darauf erpicht, seinen Besig auf Roften des Groß­grundbesiges zu erweitern und zu festigen. Im übrigen läßt es sich mit Leichtigkeit ins Schlepptau nehmen und von der nationalistischen Propaganda umgarnen. Die Kräfte, die diese betreiben, unfähig, die akuten Gefahren der wirtschaftlichen Zerrüttung zu bannen, und nicht gewillt, den sozialen Forde­rungen des Bauerntums nachzugeben, suchen durch nationalisti­schen Taumel die Aufmerksamkeit der Unzufriedenen abzulenten. Das gelingt noch. Polnische Truppen besehen zurzeit im Nordosten, Osten und Südosten ihrer Republif weite Gebiete Rußlands  , die die Polen   für sich für immer beanspruchen, in denen aber der Prozentsaz der national- polnischen Bevölkerung durchweg eine einstellige Zahl ausmacht, Gebiete, die unter normalen Verhältnissen niemals zu Polen   gehören können.