Nr.248.37.Jahrg.
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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands
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Sonnabend, den 15. Mai 1920
Räumung des Maingaues.
Baris, 15. Mai.
General Nollet lich bekannt Moskau sei von Bränden beimgesucht. Am wildesten klingt geben, daß nach den begonnenen Kontrollarbeiten vorauszu- die Nachricht, nach der die russische Großfunkstation einge sehen sei, daß die Truppenbestände in der neutralen äschert und das Aufhören der sonst jo eifrigen Funksprüche 3one als mit den am 8. August festgelegten Zahlen in darauf zurückzuführen sei. Was an diesen Nachrichten richtig, Einklang stehend anerkannt werden. Infolgedessen ersuchte aufgebauscht oder falsch ist, läßt sich nicht entscheiden. Wie Marschall Foch den General Degoutte, einen Offizier gesagt, ist bei all diesen Meldungen die größte Burückhaltung nadh Kassel zu fommandieren, um mit der deutschen Regierung über die eingeleitete Räumung der seit dem 10. 4. besetzten Zone seitens der französischen Truppen zu unterhandeln. Die Räumung wird durchgeführt werden, sp. bald die Ergebnisse der Kontrollarbeiten offiziell bekannt sind.
nötig.
Kowno , 14. Mai. ( Litauisches Telegr.- Bureau.) Der litanische Minister des Aeußern Professor Woldemaras hat nach seiner Rückkehr aus London und Paris über die Lage 2itauens in der Politik der Entente geäußert, England sei bereit, die Seit Beginn des polnischen Angriffs auf die Ukraine ist juristische Unabhängigkeit Litauens bald anzuerkennen und stehe in Rußland wieder einmal der Mittelpunkt sensationeller Nach der Frage der von Polen besetzten Gebiete Litauens auf dem richten. Einige dieser Meldungen haben wir bereits mit titauischen Standpunkt, hingegen könne es noch einige Borbehalt wiedergegeben. Die wichtigsten, die neuerdings Monate dauern, bis die Frage Wilna endgültig gelöst würde. vorliegen, mögen hier folgen. Sehr abenteuerlich klingt die Hinsichtlich des Memelgebietes bestehe in England fein Nachricht, daß die Sowjetregierung den Coope- 3weifel barüber, daß es in absehbarer Zeit an Litauen angeschloffen rativen" die Machtbefugnis genommen habe, werden würde.(? Anm. d. Red.) Vorerst handle es sich darum, die selbständig mit dem Ausland in Handelsbeziehungen zu technischen Voraussetzungen für die Angliederung zu treffen. Die Cooperativen sind etwa ein Mittelding Frankreich nehme in letzter Zeit Litauen gegenüber eine treten. zwischen unseren Konsumgenossenschaften und Produzenten verfähnlichere Saltung ein, sche deffen unabhängigkeit als voll bereinigungen. Trop hartnäckiger Unterdrückungsversuche zogene Tatsache an und werde demnächst seine Militärmission durch haben sie auch während der Bolschewistenherrschaft ihre Selb. eine diplomatische Vertretung ablösen. ftändigkeit zu wahren gesucht und seit einiger Zeit jogar ihre Position durch geschickte Anpassung an das Sowjetsystem ihre Macht bedeutend erweitert. Sie waren es, die zuerst die pofitiven Handelsbeziehungen mit dem Ausland wieder aufnahmen. Ein Nez von Vertretern auf allen größe ren Handelspläten der Welt sorgt für die Anknüpfung wirtschaftlichen Austausches, so gut die Ungunst der Verhältnisse das erlaubte. Die Sowjetmacht haber erkannten fie ftillzeichnet werden könne. schweigend an, da sie für Rußland wertvolle und fast unent
Kopenhagen, 15. Mai. Die" Berlingske Tidende" meldet aus Kowno , den spärlichen Nachrichten über den Verkauf der russisch litauischen Friedensverhandlungen fei zu ent nehmen, daß die Bolschewisten sich sehr entgegentommend stellen. Die Forderung der Anerkennung der völligen Unabhängig feit Litauens fei ohne Debatte betvilligt worden. Es sei zu erwarten, daß der Friede zwischen beiden Ländern baldigst under
behrliche Arbeit taten. Es ist nicht anzunehmen, daß sie Der Freiheitskampf der Türkei .
gerade jezt, wo Rußland einer neuen Strise unterliegt, einer Beschränkung unterworfen werden.
Paris , 14. Mai. Der„ Temps"-Korrespondent meldet aus StonWeiter erhält sich seit Tagen das Gerücht aufrecht, N u 3- stantinopel, die Stegierungstruppen hätten Adabazar land sei von der Außenwelt isoliert, die russischen Funkstationen hätten ihre Tätigkeit einge stellt. Heute wollen nun einige Blätter wissen, in Peters. burg und Moskau seien Unruben ausgebrochen, die nach einer Meldung jogar den Charakter einer Revolution hätten. Ein Teil von Petersburg soll in Brand stehen, auch
besetzt, und die Nationalisten hätten Bolu geräumt. Das außer ordentliche Kriegsgericht habe Mustafa Kemal Pascha und seine Mitarbeiter in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Dies sind Ali Fuad , Kommandant des 20. Armeekorps, Ahmed Rustem, der ehemalige Botschafter in Washington , Doktor Adnan und seine Frau und Oberst Karawassif.
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Neues Attentat auf Erzberger. einen besonderen Plat im deutschnationalen Heiligenkalender zwischen den Mördern und AttenFrüchte der deutschnationalen Heharbeit. tätern Arco und von Hirschfeld erhalten. Anständige MenEklingen, 15. Mai. ( WTV.) Gestern abend veran- fchen werden immer klarer einsehen, wo bindiereaktiostaltete die hiesige Zentrumspartei eine Versammlung, näre Sekarbeit führt, und daß sich die Rechtsbolsche in der Erzberger sprach. Gegen 3410 Uhr wurde von der wisten in Taktik und Methode- sei es Putsch oder Attentat Straße aus durch ein Fenster eine Hand granate geschlen- um fein Saar von den Linksbolsche wisten dert, die im Kleiderablegeraum platte. Die Splitter unterscheiden. Am 6. Juni wird das Bolk sein brangen zum Teil bis auf das Podium herauf, verlegten Urteil über diese Mördertaftit fällen. aber niemand. Der dichtgefüllte Saal war sofort in Rauch gehüllt, alles stob auseinander. Von dem Täter hat man feine Spur. Die Versammlung war schon vorher durch leidenschaftliche Oppositionen sehr gestört worden.
Sammelpolitik der Reaktion.
Vorwärts- Verlag G.m.b. H., GW. 68, Lindenstr. 3. Fernisrecher: Amt Moritplats, Nr. 117 53-54.
Die Kriegspolitik der Sozial
demokratie.
Die Freiheit", die jeden Wahlkampf gegen die bürgerrichen Parteien für ganz überflüssig zu halten scheint, beginnt heute vielversprechend eine Reihe von Artikeln, die sich ausschließlich gegen die Sozialdemokratische Partei wenden sollen. Der erste ist der Kriegspolitik der Partei gewidmet, das Bild, das von ihr entworfen wird, ist von geradezu irrsinnigem Haß verzerrt.
Wahr von all dem, was die Freiheit" schreibt, ist nur, daß die Sozialdemokratische Partei die Kriegskredite Lewilligt hat. Ob das richtig war, oder nicht, darüber ist viel gestritten worden, aber die beste Antwort auf diese Frage ist der Frieden von Versailles . Den hat die Sozialdemokratische Partei nicht gewollt, sie hat die Stärke der imperialistischen Strömungen in den Ländern der Gegner erkannt und hat vorausgesehen, daß dem deutschen Volk ein furchtbarer Frie den drohe, wenn es einmal blutend am Boden liege. Deutsch land kämpfte gegen eine zehnfache Uebermacht, es konnte im allerbesten Falle jo fiegen, daß es gerade nicht vollständig geschlagen wurde. Die vollständige Niederlage Deutschlands und den Frieden von Veralles wollte die Sozialdemokratische Bartei nicht, und deshalb hat sie die Kriegsfredite bewilligt.
Als der Krieg begann, war man sich faft in der ganzen Partei darüber einig, daß gar nicht anders gehandelt werden könne. In der Fraktion stimmte nur ein kleiner Teil von 13 Mann( wovon später einer noch zu den Bewilligern überging) für die Bewilligung. Die meisten von denen, die später die Partei wegen dieser Haltung angriffen, haben sie damals felbst mit allergrößtem Eifer auf diesen Weg gedrängt. Die leidenschaftlichste Nede für die Bewilligung hielt z. B. in der Fraktion der jetige unabhängige Reichstage. kandidat Dittmann.
Einzelne Parteigenossen verstanden allerdings diese Verteidigungspolitik der Partei nicht richtig und ließen sich von hurrapatriotischen Strömungen mit fortreißen. Davor hat der Parteivorstand miederholt in Zirkularen gewarnt. So mußte er fich u. a. gegen den verstorbenen Abgeordneten und damaligen Vorwärts"-Redakteur Stadthagen , einen Mann vom ultraradikalen Flügel, wenden, weil er namens der„ Vorwärts"-Redaktion dem Oberkommando eine verstiegen patriotische Erklärung abgegeben hatte.
Troß dieser gelegentlichen Ausschreitungen, in deren Schuld sich„ Radikale" und" Revisionisten " teilten, blieb die große Linie der Parteipolitik vollkommen flar. Für die Verteidigung, für den Verständigungsfrieden, gegen das Bluten bis zum Ende, gegen die alldeutsche Gewaltpolitik! Die Freiheit" stellt die Sache so dar, als ob die Sozialdemokra tische Partei mit der alldeutschen Gewalt- und Annerionspolitik Hand in Hand gegangen wäre. Eine solche Darftellung fann nur jemand geben, dem es darauf ankommt, die Partei zu verleumden ohne jede Rücksicht auf die geschichtliche Wahrheit. Tatsache ist, daß alle innerpolitischen Stämpfe während des Krieges zwischen den kreditbewilligenden Sozialdemokraten und den Andeutschen ausgefochten wurden. Gedemokraten und den Aldeutschen ausgefochten wurden. Gerade in Scheidemann und dem von ihm angestrebten Frieden der Verständigung, dem von ihnen so benannten Scheide mann Frieden sahen die Aldeutschen ihren einzigen gefährlichen Feind. Die„ Kreuzzcitung" drohte, man werde Ebert und Scheidemann auf den Sandhausen stellen und erschießen lassen. Der Vorwärts" wurde unter seiner gegenwärtigen Redaktion vom Oberkommando in den Marken immer wieder verboten, und schließlich steigerten sich die fortgesetten Schikanen im Januar 1918 zu dem Versuch, ihn wegen angeblichen Landesverrats vor das außerordentliche Kriegsgericht zu bringen.
München , 15. Mai. Unter der Ueberschrift Ginigung der Wenn auch der Täter entfommen ist, so fann wohl doch nationalen Barteien" schreibt die München - Augsburger Abend kein Zweifel darüber bestehen, in welcher Parteirich- zeitung": Wie uns mitgeteilt wird, sind zwischen der Baherischen tung man ibn zu suchen hat. Es ist dies der dtte oder Mittelpartei( deutsch nationale Boltspartei in Bayern ) bierte Angriff von recht 3 bolichemistischer Seite und der Deutschen Volkspartei ( nationalliberale Partei ) auf Erzbergers Person. Der erste erfolgte in Weimar durch Abmachungen getroffen worden, die ein gemeinsames BorSo sah das angeblich so zärtliche Verhältnis zwischen der den Ueberfall verhetter Reichswehrsoldaten, der zweite war gehen beider Parteien für die fommenden Wahlen in Bayern im November 1919 geplant anläßlich der Berliner Versamm- gewährleisten.. Sozialdemokratie und der Militärpartei in Wirklichkeit aus. Die Deutiche Volkspartei ist bekanntlich die Verfünderin lung der Friedensgesellschaft, in der Erzberger reden sollte. Die Politik der Sozialdemokratie hat den angestrebten Wenn die damals zahlreich anwesenden schwerbewaffneten liberaler Grundfäße, wodurch fie den Herren Wiemer, Mugdan Erfolg nicht erreicht. Die damaligen Machthaber waren Offiziere und Baltikumer, die bekanntlich dann mit u. a. beso iders sympathisch wurde. Immer flarer zeigt es sich: blind und taub gegen alle Warnungen. Sie fegelten in den wüster Gewalt die Versammlung sprengten, nicht zum Schuß die Deutsche Volkspartei ist das Sammelbeden für alle die, die Untergang und rissen das ganze deutsche Volk mit hinein. famen, so lag das nur daran, daß Erzberger rechtzeitig dasselbe wollen wie die Deutschnationalen, nur nicht den Mut Sie begriffen nicht, daß der grundsätzliche Verzicht auf gewarnt war und nicht zur Verfammlung erschien. Nach haben, es offen auszusprechen. Wiedereinführung der Monarchie, jeden Gewaltfrieden das einzige Mittel war, zu berder Versammlung unternahmen die Teilnehmer noch einen Entfesselung der nationalen Leidenschaften, Entrechtung des hindern, daß das deutsche Volk den Gewaltfrieden erlitt. Versuch auf Erzbergers Ministerwohnung, der durch die werktätigen Volfes. Sie erkannten nicht, daß in dem rechtzeitigen UeberSicherheitspolizei verhindert wurde. Das dritte Attentat 2itere Stapp- Fälle erledigt. Der Untersuchungsausschuß für gang Deutschlands zur Demokratie, wie ihn bildeten die bekannten Schüsse des DIt wig von Sirich- om me r n beantrag wegen der Vorgänge während des stapp. die Sozialdemokratische Partei unablässig forderte, das einzige Putsches die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen den Mittel lag, den Gegenfak zwischen Deutschland und dem m vorliegenden Falle tritt eine befondere Ge- Polizeibirektor Deyarmann von Stralsund , den Bürger- arößten Teil der übrigen Welt zu lindern und den Berg von meinheit des Attentäters zutage, denn jeder Kundige meister Strasie von Garuid den Bürgermeister Triesch- Feindschaft, der sich gegen uns auftürmte, abzutragen. Als weiß daß ein Sandgranatenwurf in eine dichtgefüllte Ver- mann fotoie brei Polizeibeamte von Belgard . aber dem deutschen Volk die Binde von den Augen genommen sammlung nicht nur durch die unmittelbare Wirkung, sondern Attentat auf den türkischen Großwesir. Die Londoner Blätter wurde, da erkannte es zu spät!, daß die sozialdemokraauch durch die entstehende Banif die allerunberechenbarsten melden aus Stonftantinopel: Ein Polizist verfuchte den Groktische Politik im Gegensatz zu jener der Militärpartei, die Folaen haben kann. Die Vorstellung, daß sein Bombenwurf wefir in feiner Wohnung an erschießen. Er verwundete aber einzin richtige geweien sei. ganz unbeteiligte Perfonen ums Leben bringen nur einen Kowassen. Der Täter wurde verhaftet. Hätte die Sozialdemokratische Partei die Kriegskredite könnte, hat den Täter offenbar falt aelaffen. Wahrscheinlich Garranza bat die Erlaubnis erbalten, Merifo umberfehrt zu berteiaert, fo würde heute die reaktionär nationa. wird der Bube, da dieses Schurkenstüd unternommen hat, berlassen. Er ist gegenwärtig in Rihconada eingeigloffen.listische Agitation mit einem Anschein von Recht den
feld.
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