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Nr.269.37.Jahrg.

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Der Borwärts" mit der Sonntags beilage Bolt u. 8eit" erscheint wochen. täglich zweimal. Sonntags und Mon­tags einmal

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Sozialdemokrat Berlin ".

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Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

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Freitag, den 28. Mai 1920 1

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Der Frontbund" in Berlin .

Die Schwerindustrie als Geldgeber.

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Bur gleichen Stunde, da der Staatskommissar für die dieser Abgesandte sich aber damit ebenso leicht abfand, wie mit| sämtliche antibolschewistischen Verbände unter Zeitung des Haupt­öffentliche Sicherheit den Pressevertretern darzulegen ver- der Versicherung, daß kein belastendes Material da sei, so manns Berttau. Alle diese Verbände bilden offenbar die Keim. suchte, daß eine unmittelbare Putschgefahr nicht bestände, und konnte er auch nicht entdecken, daß die schon erwähnten, bei der zellen der neuen politischen Kampforganisation insbesondere der Frontbund aus Paderborn hierfür nicht in Konferenz anwesenden Werber für das Freikorps Lützow mit gegen die Republit. Der Personalbestand, der größtenteils aus Betracyt täme, hielt dieser neugegründete Frontbund" in Blantoausweisen, Urlaubsscheinen ust. reichlich verfehen ehemaligen Offizieren besteht, ist dabei unverändert ge­Berlin selbst eine Versammlung ab, die unter waren. blieben. Man sieht daraus, welches äußerste Mißtrauen gegen alle geheimnisvollen Begleitumständen vor sich ging. Wie das Reichswehrministerium, so ist auch der Staats- Vereinigungen geboten ist, die angeblich die Bekämpfung des Bol­kommissar für die öffentliche Sicherheit von den Vorkomm- schewismus" zum Ziele haben. nissen unterrichtet und auf das Geheimnisvolle der Veran­ftaltung hingewiesen worden. Wir hoffen, daß die berant­wortlichen Stellen die Dinge im Auge behalten und in ein­gebender Weise überwachen lassen, als das bisher geschehen zu sein scheint. In seiner Unterredung mit der Bresse hat ja der Staatskommissar schon darauf hingewiesen, daß die von der Auflösung bedrohten Freijchärler um ihre Eristen3 fämpfen und deswegen eine Gefahr für das Neich darstellen können.

Diese Delegiertenversammlung war eingeladen nach den Wilhelmshallen" am Zoo. Als die Teilnehmer aber dahin famen, wurden sie nach einem Café in der Kantstraße ge­schickt, dort von Bosten in Empfang genommen, nach dem Hotel Ruhland am Savignyplay dirigiert, um schließlich doch in die Wilhelmshallen" zurückgeschickt zu werden. Dort fonnte die Versammlung endlich stattfinden. Ihr Leiter war der bekannte Hauptmann v. Pfeffer, der in den Berichten aus Paderborn als der Hauptmacher schon genannt worden ist. Außer ihm nahmen insgesamt 21 Delegierte aus allen Gegenden Deutschlands teil, und zwar Offiziere, Unteroffi­ziere und Mannschaften.

Neue Verhaftungen im Ruhrrevier.

Die Justizbehörden im Nuhrrevier scheren sich nach wie vor recht wenig um die getroffenen Anordnungen des Reichspräsidenten und des Reichsjustizministers. Zwar sind eine Anzahl Personen aus der Haft entlassen, dafür hat man aber fogleich wieder aus den nichtigsten Gründen neue Berhaftungen vorgenommen an Personen, die nicht mehr verbrochen haben als die Entlassenen. Das an merikanische Berhältnisse gemahnende Erfchießen auf der lucht ist in der vergangenen Woche wieder in zwei Fällen vor­gekommen. Es waren aber nur zwei Bergleute, deshalb hat man wenig Aufsehens davon gemacht.

Der Mittellandkanal.

Besonders wichtig ist die Feststellung, daß dieser Front­bund von der Schwerindustrie finanziert wird, Der Hauptmann v. Pfeffer erklärte rund heraus, daß die also aus denselben Quellen, die die deutschnationalen und Gelder für den Frontbund von der Schwer deutschvolksparteilichen Kassen speisen. Auf diese Quellen industrie geliefert werden. Er war sogar in der Lage, weist auch ein anderer Bericht hin, der uns aus Stettin Sogar an den Pfingstfeiertagen wurden Verhaftungen vorge­aus diesen Mitteln nicht weniger als 5000 M. Delegierten- zugeht. Dort haben wiederhoit in fleinerein Kreije Zu nommen, darunter befand sich ein Bergmann Narz aus Lans bei kosten an die Anwesenden auszuzahlen. Einige der Dele- fammenfünfte von Reichswehrunteroffizieren Bochum. Keine Behörde weiß zwar, was der Mann verbrochen gierten waren allerdings von ihren Dienst stellen stattgefunden, an denen auch 3ibilisten teilnahmen. Man haben soll, aber dennoch wird er festgehalten. Aus dem gleichen amtlich abgeordnet, besonders von der Reichswehr wollte angeblich einen neuen Verein der Reichswehrunter. Ort fiben übrigens übrigens im Sammellaget feit fech& brigade 7, die ihre Abgesandten augenscheinlich aus Staats- offiziere bilden. Unter den Zivilisten befand sich u. a. ein Wochen 20 Mann in Untersuchung, gegen die nichts anderes mitteln bezahlt. Der Frontbund hat ein besonderes Post- Bankbeamter Bonneilich, der sich als ausgesprochener vorliegt, als daß fie Waffen getragen haben sollen. Es gewinnt schedfonto beim Berliner Postschecamt, wo er unter Kenn- Monarchist vorstellte und erklärte,' er freue sich, daß der fast den Anschein, als ob die Gerichte die Sachen absichtlich hin­nummer 499 Gelder in Empfang nimmt. neue Verein gegründet werde, die Geldmittel, die der zögern, in dem Glauben, daß durch den Ausfall der Reichstagswahl Festgestellt wurde, daß für das Freikorps Rübow Verein zur Gründung brauche, stünden zur Verfüein anderer Kurs einsehen würde. dauernd zwei Werberin Berlin tätig sind, davon einer gung, darum brauchten die Unteroffiziere feine Sorge zu Eine solche Spekulation, wenn sie wirklich angestellt werden namens Arnold, der in der Gubener Str. 36 sein Quartier haben. Die Besprechungen trugen offen einen gegen die follte, kann natürlich durchaus fehlschlagen. Aber es ist Sache der hat, und ein zweiter, der unter dem Decnomen Wolff ar- bestehende Regierungsform gerichteten Charaf gegenwärtigen Regierung, ihren Anordnungen Nachdruck zu beitet. Gelegentlich einer Unterhaltung erklärte Pfeffer ter. Auf eine Anfrage wies Bonneilich darauf hin, daß verleihen. einem dieser Werber, wenn er fein Geld mehr habe, so müsse diese Stimmung nicht nur in Stettin , sondern in ganz er sich noch tausend Mark geben laffen; die Stelle wisse Deutschland herrsche, die Sache werde von einer 3entralel er ja..! in Berlin geleitet! Bemerkenswert mar, daß Bonneilich Die Beratungen der Konferenz gingen ziemlich wirr in dieser Besprechung auch ein Zusammenarbeiten der Un­Gebant wird die Mittellinie. durcheinander. Als Zweck des Bundes wurde u. a. ange- teroffiziere mit den Zeitfreiwilligen anzubahnen suchte. Durch einen unlängst gefaßten Beschluß des Preußischen geben, daß man die Auflösung der Freiwilligen. Um die Unteroffiziere gefügig zu machen, nahm man Staatsministeriums ist der Streit um den Mittellandkanal zwischen formationen und ihre Zusammenlegung bekämpfen, ihnen auch die Sorge um die Bezahlung ihrer Beche ab. Sannover und Magdeburg zugunsten der Mitte I linie entschieden, auf jeden Fall aber ein Mitbestimmungs- und Einspruchs- Alles, was sie verzehrt hatten, wurde von Bonneilich bezahlt, nachdem von sechs Bezirkswasserstraßenbeiräten fünf und der Ge­recht in Anspruch nehmen wolle. Man will eine Vertretung so daß einzelne Teilnehmer mehr als fünf Glae Bier, diverse samtwasserstraßenbeirat fast einstimmig für die Mittellinie einge­der Front", da die anderen Organisationen, nämlich der Kognaks und gute Bigaretten gratis genießen fonnten. trefen waren. Sie hat den Vorzug, daß sie den Osten und Westen Deutsche Offiziersbund und der Reichswirtschaftsverband auf dem kürzesten und billigsten Wege verbindet, wobei Diese Vorkommnisse in Gemeinschaft mit den Veranstal- fie teilweise wenig bevölferte und entwickelte Gegenden durch­der Berufsfoldaten, angeblich nicht die Gesamtinteressen der tungen des Frontbundes deuten auf eine planmäßige schneidet, während die Süblinie einen längeren Weg macht, einen Frontfoldaten wahrnehmen. Man beabsichtigt, als Bei- Organisation reaktionärer Truppenteile größeren Höhenunterschied überwindet und mehr Schleusen hat, trag für die Organisation ein Prozent der Löh- bin. Welche Ziele verfolgt werden, sucht man zu verschleiern. dafür aber eine reichere und entwidlungsfähigere Gegend erschließt nung von den Dienststellen einbehalten zu lassen. Aber die Tatsache, daß ungemessene Mittel aus und Sachsen , Thüringen , Anhalt, Braunschweig den Anschluß er­Hauptmann Pfeffer erklärte weiter, man wolle eine schwerindustriellen und anderen Kassen zur Verfügung stehen, Teichtert. große Propaganda entfalten, um geschlossene zeigt doch deutlich, welche Gefahr für die Oeffentlichkeit hier Landtage. zugehen und wahrscheinlich sehr bald verabschiedet Die Vorlage wird in allernächster Zeit dem Preußischen Truppenteile durch ihre Führer, die mit dem Bund heranzuwachsen droht. Deshalb heißt es nicht nur für die Re- werden. Denn alle Parteien find darüber einig, daß darüber noch sympathisieren, zu sich herüberzuziehen. Die Geldmittel, gierungsstellen die Augen offen zu halten, sondern das ganze vor dem Uebergange der Wasserstraßen auf das Reich beschlossen die von der Schwerindustrie fommen, seien schon in nam Bolf muß zur Abwehr reaktionärer Unternehmungen bereit werden soll. Auch in Bayern hat der Landtag noch im Februar haften Beträgen bei der Zentrale in Paderborn ein fein. Das beste Mittel, ein für allemal solche Strömungen aus die Kanaliſierung des Mains und den Ausbau der Donau be­getroffen. Die 3entrale folle aber noch möglichst vor den dem Felde zu schlagen, ist ein glänzender Wahlfieg schlossen und eine erste Rate von 75 Millionen Mark dafür be­Wahlen nach Berlin verlegt werden. Am 2. Juni soll der Sozialdemokratie. Durch ihn würde bekundet, willigt. eine große Versammlung in Potsdam stattfinden, dort wer daß das deutiche Bolt an der republikanischen Regierungs- Preußen wird freilich in den wenigen Monaten bis zur Ab­den Bosten am Bahnhof die eintreffenden Delegierten emp- form unwandelbar festhält und feinerlei Minderheitsdiftatur gabe seiner Wasserstraßen an das Reich den Kamal nicht bauen fangen und zurechtweisen. Von dieser geheimnisvollen Versammlung war durch Un- iemale dulden wird. Besonders die deutschen Arbeiter und beteiligte das Reichswehrministerium in Rennt- Angestellten werden daraus ihre Lehren zu ziehen haben. nis gesezt worden. Darauf entsandte es den Hauptmann b. Rabenau mit drei Reichswehrsoldaten nach den Wilhelms­hallen", um zu erfunden, welcher Art die Verhandlungen wären. Der Hauptmann v. Sabenau betrat den Saal, stellte Zu unseren Mitteilungen über die Deutschen Pinkertons" sich vor und erklärte, daß er zur Ueberwachung der Berhand- erhalten wir von einem Eingeweihten noch folgende Ergänzungen, lungen geschickt sei. Er fügte gleich hinzu: Wenn Sie be- die im Zusammenhange mit den Nachrichten über die Geldgeber lastendes und disziplinvidriges Material haben, muß ich Sie des Frontbundes doppeltes Interesse verdienen: berhaften und das Material beschlagnahmen. Aber Sie wer- Die in Ihrem Artikel angegebene Adresse des politischen Ge­den ja wohl kaum solches Material haben; Sie hätten es ja beimbureaus der Rechtsparteien Oranienburger Str. 67 ist der Verordnung vom 15. November 1918 im Steuerinteresse und auch kaum beseitigen können, da ich ganz plöglich in den Saal sehr aufschlußreich. Dort befand sich nämlich bis vor kurzem das aus wirtschaftlichen Gründen die Ueberwachung des Pri­getreten bin. Ich freue mich, daß Sie es nicht haben." Er Bureau der Vereinigung zur Bekämpfung des Bol- eingeführt worden. Für die Handhabung der leberwachung, die fragte dann nach dem Beiter der Versammlung, und Haupt- shewis mus unter Leitung des auch in Ihrem Artikel erwähn- vor allem zur Bekämpfung der Kapital- und Steuer­mann Pfeffer, der bisher die Versammlung geleitet hatte, ten Herrn von Gülich. Die Vereinigung stellte sich angeblich ganz flucht, wie auch zur Durchführung des Verbots der Aus- und stellte, ohne mit der Wimper zu zuden, den Offiziersstellver- auf den Boden der republikanischen Regierung und erhielt fogar Durchfuhr von Gold und der Ausfuhr, Veräußerung und Ver­treter Effer als Vorsitzenden vor. Dieser ging sofort darauf vom Ministerium des Innern die Genehmigung zum Sam- pfändung ausländischer Wertpapiere nach dem Ausland ein, sprang auf und erklärte, er fei tatsächlich Verhandlungs. me I n bon Geldern. Sie unterhielt ein Nachrichten- bienen soll, find folgende Maßnahmen getroffen: Die, Telegramm­leiber und habe soeben Herrn Hauptmann Pfeffer das Wort bureau großen Umfanges und stand in dauernder Verbindung überwachung erfolgt durch die Annahmebeamten der Tele­erteilt gehabt. graphenanstalten. Telegramme, die nach ihrem. Inhalt eine Zu­mit der politischen Polizei der Regierung. widerhandlung in dem oben bezeichneten Sinne vermuten lassen und Man begegnete also dem Abgesandten des Reichswehr- In denselben Räumen hatte auch zeitweilig der Reich daher verdächtig sind, werben zwar ohne Verzug befördert, jedoch minifteriums mit einer offenen unwahrbeit Dalbürgerrat fein Bureau, ebenso deg Bertrouensausschus für wird eine birikt des Telegramme der nächsten Boftübers

Das Bureau der Pinkertons.

können, und die Reichsregierung muß sich die Stellungnahme vor­

behalten. Im Reichstage werden die Nachbarstaaten ihre Wünsche

auf den Umstand, daß nicht Preußen, sondern das Reich die Kosten trägt, stüßen fönnen. Das Reich wird andererseits wahrscheinlich feine Stellung auch von gewiffen Forderungen an die Länder in bezug auf die Verbürgung der Kanaleinnahmen abhängig machen.

Ueberwachung der Auslandsdepeschen. Nur gegen Kapitals und Steuerflucht .

Auf Veranlassung des Reichsfinanzministeriums ist auf Grund

battelegrammberkehrs nach dem Auslande wieder