«Mich auch in R«gi«rungZ!reisen wieder entsinnt, daß gegen» über den Umsturzparteien der Staat sich in einem dauernden Kriege befindet— und daß im Kriege nur das Kriegsrecht gilt. Nun— Kriegsrecht ist Kriegsrecht. Und la guerre comme& la guerre— im Krieg da heißt eben:»Schießt ihr her, schießen wir hin". Und unsere Kugeln werden nicht ins Blaue verschossen. Das unglückliche Individuum, das die Notiz verübte, bitten wir, den letzten Satz einmal durchzulesen— es kommt dann vielleicht zur Erkenntniß seiner- Ungeschicklichkeit. Und nun zur„Ente". Nein, liebes Reptil, eine Ente war es nicht, was unS zugeflogen ist, sondern die reine und volle Wahrheit, was heute auch der Tante Voß klar geworden sem dürfte, die höchst überflüssiger Weise sich an den Ausdruck„Anarchistengesetz" in unserer Mittheilung geklammert hat. Der von uns genannte Schutzengel des ertrunkenen Prinzen von Hessen i st mit der Ausarbeitung der Gesetzesvorschläge beauftragt, die wir kurz mit dem Wort„Anarchistengesetz" zusammengefaßt haben. Vom Reichstag ist beiläufig in unserer Notiz gar nicht die Rede. Nein, es ist keine„Ente", die uns zugeflogen ist, sondern ein rechtschaffener Storch, der freilich ein t o d t e s Kindlein gebracht haben könnte. Daß wir über gewisse Dinge recht gut unterrichtet sind, wird der Verfasser des Waschzettels wohl anerkennen, wenn wir ihm sagen, daß verschiedene seiner Kollegen aus zwei verschiedenen Krippen fressen, in zwei verschiedenen„Kursen" herum- plätschern und gleichzeitig zween Herren dienen. Und — wer weiß— der Eine oder Andere gar dreien. Mit diesen Prostituirten der Feder geht es ja wie mit den übrigen Prostituirten:„wenn sie einmal Einer hat, dann hat sie bald die ganze Stadt." Und wie sagte doch der alte Ernst August von gewissen Leuten?„Das Pack kann Jeder für Geld haben!"— Ueber eine einheitliche Strafvollstreckung im Deutschen Reiche, und zwar auf dem Wege einer Verordnung finden dem Vernehmen nach zwischen dem Reichs-Justizamt und den preußischen Ministerien der Justiz und des Innern gegenwärtig Verhandlungen statt. Hoffent- lich wird der Reichstag sich daran erinnern, daß es sich hier um eine Ausgabe handelt, die der parlamentarischen Be- Handlung werth ist. Der Strafvollzug, der zwischen poli- tischen„Verbrechern" und Leuten, die Unzucht getrieben haben, nicht den mindesten Unterschied macht, ist ein Ju- stand, der Teutschland sicherlich nicht zur Ehre gereicht. Wir zweifeln, daß an diesen Jnfländen auf dem Ver- ordnungswege auch nur das mindeste gebessert werden dürfte.— Zur Handwerks-Gesetzgebung wird jetzt durch die „Bert. Pol. Nachr." anscheinend offiziös mitgethcilt, daß der ursprüngliche Entwurf des Herrn v. Berlepsch, soweit er die Handwerkerkammern betrifft, umgearbeitet werden mußte. Diese Arbeiten sind nach der gleichen Quelle inzwischen mit vollem Eifer gefördert und soweit zum Abschluß gebracht worden, daß, wofern nicht in den weiteren Stadien Hinderungen erwachsen, die Möglichkeit nicht ausgeschlossen erscheint, den Reichstag schon ui der nächsten Session mit der Materie zu befassen. Da Herr v. Boetticher über die Handwerks-Gesetzgcbung ganz anderer Meinung ist wie Herr v. Berlepsch, so be- zweifeln wir vorerst den letzten Theil dieser Mittheilung.— Der nationalliberale Parteitag hat gestern in Frankfurt a. M. stattgefunden. Ueber alle möglichen Fragen wurde gesprochen. Im einzelnen auf dies- Ver- Handlungen einzugehen, lohnt wahrlich nicht der Mühe. Erwähnt sei nur die die„Umsturzparteien" betreffende Re- solulion, gegen die sich blos 10 Stimmen erklärten. Die- selbe lautet: Gegenüber der bedrohlich wachsenden Gefahr der Unter» wühlung unserer staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung hat die nationalliberale Partei niemals einen Zweifel gelassen, daß sie es bei der Abwehr der Umsturzbestrebungen an sich nicht fehlen lasse» werde. Aus besten Kräften hat sie mitgewirkt, den berechtigten Forderungen der minder begüterten Klassen, in sachgemäßer Weise gerecht zu werden. Dazu sind wir auch ferner bereit. Ebenso entschlossen find wir, das Nothwendige zu lhuu, um die Grundlagen unserer nationalen, staatlichen und ge- sellschaftlichen Ordnung zu schützen. Zu einem Kampfe gegen die Umsturzparteien bedarf es aber nicht allein des kräftigen Widerstandes der bürgerlichen Kreise, sondern in erster Linie auch eines klaren Programms der Regierung und einer ziel- bewußten einheitlichen Haltung derselben, welche bis jetzt nicht ersichtlich gewesen ist Wem der Sinn der Resolution unklar sein sollte, der wird sofort wissen, was die Herreu wollen, wenn er erfährt, daß Herr Böttcher, der Leiter der„Nationallib. Korrespondenz", über dieselbe referirte. Er erzählte den anwesenden Geheimen Kommerzienräthen, Bankiers, Schlotbaronen und Beamten, daß durch die soziale Gesetzgebung die Lage der Arbeiterklasse in einer Weise gebessert sei, wie in keinem anderen Lande der Welt, daß die Partei im Jahre 1890 für die ununterbrochene Fortdauer des Sozialistengesetzes gewesen sei, daß zwischen Anarchisnius und Sozialismus für die Gegenwart kein Unterschied sei. dann erzählte er einiges von Caserio, dem Lieblingshelden der nach Ausnahmegesetzen lüsternen Gesellschaft. Demnach hat uns Herr Böttcher nichts Neues offenbart, weiß doch jedermann, daß diese Gesellschaft für alle Knebelungsversuche gegen die Arbeiterklasse zu haben ist.— Die Aufhebung der Gcwcrbcgerichte wird jetzt von der„Nationalliberalen Correspondenz" empfohlen. Vielleicht bringen die Nationalliberalcn in der nächsten Reichstags- session den Antrag ein, daß über Streitigkeiten der Arbeiter mit ihrem Unternehmer dieser selbständig oder zum mindesten eine Korporation der Unternehmer ohne Zuziehung von Arbeitern entscheide.— Mit der antisemitische» Eiuigkeit sieht es sehr windig aus. Gestern beschloß zwar die antisemitische Vereinigung für Norddcutschland „Eine Bereinigung der Antisemiten aller Richtungen ist eine unabweisbare Forderung, die mit allen zulässigen Mitteln zu er- streben ist. Ueber den Namen derselben hat die Majorität zu entscheiden. Jeder antisemitische Abgeordnete hat das Recht, sich dieser neuzubildenden unabhängigen Partei anzuschließen, und es darf seine Aufnahme nicht abgelehnt werden, sofern er sie nachsucht." Da aber die antisemitische Reichstagsfraktion sich da- gegen wehren wird, die Herren Ahlwardt und Böckel in thre Reihen aufzunehmen, so wird es zur Bildung einer antisemitischen Gesammtpartei kaum kommen.— Ueber den Kongreß für Sozialpolitik ist uns ein ein- gehender Bericht zugegangen. Raummangels wegen veröffent- lichen wir ihn erst in unserer nächsten Nummer. Gwe ganz eigenartige WahlrechtS-Demonstration, so schreibt man unS unterm 30. v. M. aus Wien , sah der heutige Nachmittag. Pünktlich um 3 Uhr strömten von allen radial auf die Ringstraße mündenden Hauptstraßen Tausende von Arbeitern und Arbeiterinnen. Während zwe Stunden dauerte die Promenade über den Ring, die als friedliche aber deutliche Kundgebung von der Arbeiter Zeitung angekündigt worden war. Die heutigen Morgen blätter veröffentlichten denn auch ein Kommunique der Polizeidirektion, welches ankündigte, daß„man entschlossen fei, die größte Strenge walten zu lassen und gegen den Versuch von Demonstrationen einzuschreiten." Dieser Versuch, die Arbeiterschaft einzuschüchtern, führte aber nur zu einer ungeheuren Blamage der Polizei. Die ganze Ring straße war zu beiden Seiten mit Doppelposten von Wach leuten zu Fuß und zu Pferd besetzt, an den Kreuzungen überall ein Kommissar mit 20 Mann. Und durch dieses Spalier, welches prächtiger und imposanter keinen Monarchen empfängt, marschirten nun die demon strirenden Massen nach Bezirksorganisationen und werkschaften militärisch geordnet. Der übliche Korso des Pöbels in Scidenhüten fiel sehr schwach aus— diese Leute waren die einzigen, welche die Drohungen derPolize' erschreckt hatten. Und nun geschah das in Wien Unerhörte. Punkt ertönte auf der ganzen Ringstraße ein drei' maliges Hoch auf das allgemeine, gleiche und direkte Wahl- recht! Hoch die internationale Sozialdemokratie! und die Paläste der Erzherzöge und der Milliardäre, sowie das Parlament erdröhnten von den Klängen der Marseillaise , des Wahlrechtsliedes und des Liedes der Arbeit. Die Polizei, die eine kleinliche Demonstration zu stören ent schloffen war, mußte klugerweise zu dem Massenaufgebot gute, wenn auch ein wenig einfältige Miene machen. Damit ist die Wahlrechtsveweguntz wieder in vollem Gange und Herrn von Plener, der beim Bankett deS Vereins für Sozialpolitik eine hochnäsige Rede gehalten, eine vorläufige Antwort gegeben.-- Zu bemerken ist, daß die musterhafte Disziplin der G« noffcn einzelne Provokationen der Wachleute vereitelte, so daß bisher nicht eine einzige Verhaftung bekannt ist.— Demission deS französischen Ministeriums. Man schreibt uns aus Paris unterm 29. September: Es verlautet hier aufs bestimmteste, daß Herr Dupuy, der sich in seiner Eigen- schaft als Ministerpräsident mehr lächerlich als verhaßt gemacht hat, seine Demission geben wird. Es sei dies, wie es heißt, bereits beschlossene Sache und werde das gegenwärtige Ministerium bald ausgerungen haben. An stelle Dupuy's soll der gegen- wärtige Finanzminister Poincars treten. Es braucht wohl nicht erst hinzugefügt werde», daß es gleichgiltig sei, wen Herr Perier zum verantwortlichen Leiter seiner Neaktwnspolitil mache; denn was verlangt wird, ist nicht ein Ministerwechsel, sondern ein Systemwcchsel. Und ein solcher ist nur gegen Perier möglich. Ob darum Dupuy oder Poincaro, ist gehüpft wie gesprungen.— Belgien . Nachdem das Wahlbündniß zwischen L i b e r a l e n und S o z i a l i st e n gescheitert ist, thun die Klerikalen, als ob sie eine Majorität schon m der Tasche hätten. Daß die Wahlaussichten der Schwarzröcke bessere sind, als wenn das Bündniß zu stände gekommen wäre, unterliegt freilich keinem Zweifel, allein auf der anderen Seite steht auch fest, daß die Mißwirthschaft der frommen Gesellen, die bis jetzt das Regiment geführt haben, ihnen auch unter den Gläubigen viele Feinde gemacht bat. Dazu kommt, daß an manchen Orten, wo die Parteien sich noch nicht so scharf geschieden haben, wie dies in den größeren Städten der Fall ist, Arbeiter und Bürger doch zusammengehen werden. Und selbst in Brüssel ist eine Verständigung für die Stich- wähl nicht ausgeschlossen, und dann wäre die Niederlage der Klerikalen sicher.— Unsere Genossen sind unermüdlich in der Organisation und Agitation. Alle Arbeiterverbände und Arbeitergruppen des Landes sind zu gemeinsamer Aktion unter Führung der politischen Partei vereinigt; und die Propaganda durch Wort und Schrift, namentlich auch auf dem Lande, wird mit bewundernswerthem Eifer und niit ebenso viel Geschick und Methode betrieben.— Die„gemäßigten" Liberalen — nicht zu verwechseln mit den Radikalen, die zum Theil aus ehrlichen Demokraten bestehen— suchen sich an den Sozialisten für das zurück- gewiesene Wahlbündniß dadurch zu rächen, daß sie aus- streuen, die Sozialisten stünden im Solde der Klerikalen. Zur Unterstützung dieser unsinnigen Anklage wurde auf einen gewissen A r t verwiesen, einen angeblichen„Sozialisten- führer", der sich im Wahlkreise Nivelles , wo der Minister- Präsident de B u r l e t als Kandidat aufgestellt ist, warm für diesen ins Zeug lege, und von dem hinten- nach herausgekommen sei, daß er mit der Rc- gierung innige Beziehungen habe. Betreffs dieser Jagdgeschichte, die auch in deutsche Zeitungen über- gegangen ist, erfahren wir aus der letzten Nummer des sozialistischen Hauptorgans, des„Peuple "(Volk), daß Art niemals Soziali st und Parteigenosse war und daß seine„innigen Beziehungen zur Regierung" in der Thatsache bestehen, daß er, um eine Strafumwandlung zu erwirken, einmal eine Audienz bei einem Minister gehabt hat. Die liberale Entrüstung ist hochkomisch. Die Herren Liberalen— und das gilt auch von anderen als den belgischen— beanspruchen wohl für sich das Monopol, die Sozialdemokraten um Unterstützung anzubetteln und dafür sozialdemokratische Fußtritte zu erhalten? Vom holländischen Kolonialkriegs» Schauplatze kommen wieder Nachrichten, die, da sie ans holländischen Quellen stammen, von Siegen zu berichten wissen, aber auch große Verluste melden.— Mit Crispi muß es verteufelt schlecht stehn. Er hat wieder eine„Anarchistenverschwörung" gegen sein Leben ent- deckt. Wer's glaubt? Da müßten die„Umstürzler" doch gar dumme Kerle sein, wenn sie den Mann wegschaffen wollten, der das Umsturzgeschäft mit solcher Sachkenntniß und Virtuosität betreibt.— In Bulgarien sind eine Anzahl neuer Minister er- narnil worden, der russische Einfluß dürste hierdurch ver- stärkt worden sein.— In Rußland scheint die Regierung ganz außer Rand und Band zu sein. Der Zar, dessen Berfolaungswahn ihn überall Gefahren sehen läßt, treibt die Polizei zu fieber- haften Anstrengungen. Und da sie über die Vorgänge im Volk naturgemäß schlecht unterrichtet ist, so verhaftet sie blind darauf los. Aus Odefla und Kiew werden Massen- Verhaftungen gemeldet, und in Warschau soll, wo seit Wochen Polizeirazzias gehalten werden, die Zahl der Per« hafteten sich auf nahezu 200 belaufen— alles Personen aus den„besseren Ständen", d. h. den Kreisen des Adels und Büraerthums. Die wirthschaftliche Entwicklung Rußlands ist noch so rückständig, daß die Arbeiterklasse nicht die aus» schlaggebende Rolle spielen kann, wie in den europäischen Kulturländern. Wie es bei uns in Deutschland bis Ende der vierziger Jahre det Fall war, sind es in Rußland die gebildeteren Klaffen, aus deren Schooß jetzt die der Regierung gefährlichste Opposition hervorgeht. Eine allgemeine Krise scheint begonnen zu haben. Dank dem persönlichen Regiment, daS auch den unfähigsten Menschen, die der blinde Zufall auf den Thron gebracht hat, die Mög- lichkeit giebt, über Millionen von Menschen nach Belieben zu verfügen, ist das unglückliche Zarenreich in eine so chaotische Verwirrung gebracht worden, daß die Nothwendigkeit einer gründlichen Aenderung sich jedem denkenden, und bei der jetzigen Mißwirthschaft nicht interessirten Menschen auf- drängen muß. Die Krankheit des Zaren muß der Krise einen akuteren(schärferen) Charakter verleihen.— Auf das Militär ist kein sicherer Verlaß. Bei einem Hochverraths- Prozesse, der sich die letzte Woche in Kiew abspielte, figurirten unter den Angeklagten mehrere Offiziere. Es sollen den Oesterreichern militärische Geheimnisse verrathen worden sein. Die meisten der 33 Angeklagten wurden zu langjähriger Zwangsarbeit und„Verschickung" nach Sibirien ver- urtheilt.— In China scheint volle Desorganisation einzureißen; zu dem unter sehr ungünstigen Aussichten begonnenen Kriege mit Japan kommt eine aufständige Bewegung in der Provinz Shangtung und Nachrichten über mangelnde Dis- ziplin unter den Truppen.— panletnaäivickjtfeiti Zum Parteitag. Den Parteigenossen diene zur Kennt- »iß, daß unterm heutigen die bisher bestellten Mandats- formulare zum Parteitag versandt worden sind. Weiter ein- gehende Bestellungen werden von jetzt-ab sofort nach ihrem Ein, treffen erledigt. Die Vertrauensmänner der Partei werden darauf auf- merksam gemacht, daß nur jene Anträge in die Parteitags- Vorlage Aufnahme finden und im„Vorwärts" laut§ 8 deS Organisationsstatuts veröffentlicht werden, welche an die Adresse des Partei-Vorstandes I. Auer, Berlin SW., Katzbachstr. S, direkt eingesandt werden. Anträge, welche nur in der Partei« presse veröffentlicht worden sind, können in der offiziellen Partei« tagsvorlage keine Berücksichtigung finden. Der äußerste Termin an welchem die Anträge in den Händen des Parteivorstandes sein müssen, ist der 10. Oktober. Anträge, welche später ein« gehen, können nicht mehr aufgenommen werden. Im Interesse der rechtzeitigen Veröffentlichung der Vorlage empfiehlt eS sich- die Anträge so früh als möglich einzusenden. Da auch in diesem Jahre den Parteitags- Delegirten die gedruckten Berichte sowie Anträge sofort nach ihrer Fertigstellung zugesandt werden sollen, so ersuchen wir alle Delegirte, welche in den Besitz der Drucksachen zu gelangen wünschen, ihre Adressen umgehend per Postkarten an das Parteibureau gelangen zu lassen. Delegirte, deren Wahl nur in der Parteipresse bekannt wird. welche aber ihre Adresse nicht einsenden, erhalten die Drucksachen nicht zugesandt. Das Lokalkon, itee für Frankfurt a. M., Adresse: Fr. B r ü h n e, Liebfrauen berg 26, macht bekannt, daß der Empfangs» und Quartier- Ausschuß vom Morgen des 20, Oktober ab ununterbrochen in dem Restaurant Stein, Gr. Eschenheimergasse 18, tagen wird. Zum Empfange der Delegirten werden am 20. und 21. Oktober während des ganzen Tages Genossen am Bahnhofe anwesend sein, welche durch rothe Schleifen erkenntlich gemacht find. Die Delegirten können mit der Pferdebahn bis zur Hauptwache fahren, wo in- nächster Nähe sich das Restaurant Stein befindet. Delegirte welche in bezug auf Quartier oder sonstwie Auskunft wünschen mögen sich an Genosse Fr. Brühne, Liebfrauenberg 28, wenden. Die gesammte Parteipresse wird ersucht, von vorstehenden Mittheilungen Notiz zu nehmen. »« » Partettonferenz. Für den Wahlkreis Bochum fand am 23. September eine Parteikonferenz statt. 22 Delegirte vertraten 18 Ortschaften. Beschlossen wurde, den Wahlkreis in 4 Bezirke ein- zutheilen, nämlich Bochum , Witten . Gelsenkirchen und Hattingen . Für jeden Bezirk wird ein Vertrauensmann aus der Parteikonferenz gewählt, als Kreisvertrauensmann wird W o l f- B o ch u m gewählt. Dem letzteren sollen 20 pCt. der Ueberschüsse von de» Versammlungen zugeführt werden. Zum Delegirten für den Frankfurter Parteitag wurde Genosse Kämpchen-Linden gewählt. »» Von der Agitation. Aus,« dem Retchstags-Abgeordneten Schumacher- Solingen machte auch Genosse Dr. L ü t g e n a u- Dortmund eine AgitationStour durch Rheinland . Ueber den Verlauf derselben wird berichtet: Die Versammlungen, in welcher Genosse Dr. Lütgenau sprach, waren gut und zum Theil aus- gezeichnet besucht; eine Ausnahme hiervon machten Solingen und Lennep . In Solingen war die Veröffentlichung ungenügend ge- wesen, in Lennep ist unsere Bewegung, soweit sie an die Oeffent- lichkeit tritt, infolge des Großunternehmerthnms schwach. Das Thema„Der Staal und die Religion" war von den Genossen am häufigsten gewählt worden. Der Referent hielt sich dabei zunächst an die Forderungen, welche das sozialdemokratische Programm an den Staat betreffs des Verhältnisses zur Religion tellt; die Diskusston ging aber hauptsächlich durch die Theil- »ahme der Gegner auch auf das Gebiet der Religion selbst über. Eine solche Debatte wurde in Remscheid »ngesähr vor 1000 Zu» Hörern am 11. August mit Herrn Pfarrer Thümmel, am 19. in Wermelskirchen vor 800 Zuhörern mit Herrn Hauptlehrer Joel, tn Wald am 20. vor 800 Theilnehniern mit Herrn Pfarrer Almenröder, in Duisburg am 29. August mit Herrn Dr. vaeä. Burk- Hardt vor 400 Theilnehniern geführt; in Hückeswagen am 13. und in Ronsdorf am 28. August betheiligten sich die anwesenden Zentrumsleute nicht an der Diskussion, die Darstelluiige» des Referenten machten aber auf sie sichllichen Eindruck. Auch ver- chiedene Berichte in der gegnerischen Presse bezeugen die gute Wirkung der Versammlungen. In Kalk, am 7. August, lautete das Thema:„Zentrum und Sozialdemokratie"; eine Gegnerschaft machte sich hier nicht bemerkbar. In Barmen sprach Lütgenau am 13. August über die gegenwärtige politische Lage; an der Diskussion betheiligten sich nur Parleigenossen, die Versainm- lung war ungefähr von 1000 Personen besucht. Die Elberselder Versammlung am 23. August war von ungefähr 1809 Personen besucht; hier fanden die antisemitischen Redner eine nützliche Belehrung. Außerdem fanden in Radevvrmwald am 12. und in Ohligs am 27. August Versammlungen statt, welche gut besucht
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