Das Hungerelend in Steiermart. Wirtschaft

Bon Universitätsprofessor Dr. J. Ube, Graz  .

Es ist keine Phrase, wenn ich sage: Ein gräßliches Elenb, ben Außenstehenden taum faßlich, herricht unter der Bevölkerung der grünen Steiermark, besonders in der Stadt Graz   und in den Industrieorten. Folgende Tatsachen aus der letzten Zeit unserer bitteren Not, die ich nun schon jahrelang miterlebt und mitertragen habe, sprechen eine geradezu erschütternde Sprache:

-

Erhöhte Arbeitsleistung bei geringeren Löhnen. Wie sich die bayerischen Industriellen die Ueberwindung der be­borstehenden Wirtschaftskrisis denken, ergibt sich aus Ausführungen, die der Syndikus des Bayerischen Industriellenverbandes, Dr. Kuhlo, der Sohn des früheren Generaldirektors von Hilpert in Nürnberg  , auf der Mitgliederversammlung am 4. Juni machte:

" Herr Dr. Kublo wandte fich der Lage der Industrie in Bayern   zu, die wenig beneidenswert sei. Sie sei hier in der Gefahr, entweder von einer lintsste benden Regierung mag 108 belastet oder von einer großen agrarisch orientierten Partei, welche für die Industrie noch nie Verständnis gezeigt habe, auf das schwerste vernachlässigt zu werden. Die Industrie fei in Bayern   nur auf ihre eigene Kraft angewiesen und muß sich darüber klar sein, daß sie nur im engen Zusammenschluß ihre Existenz behaupten könne. Er wies dann auf die bevor stehende Krisis der Industrie hin. Er betonte, daß die Abiagmöglichkeit der Industrie durch die enormen Löhne und Materialpreise sehr gefährdet sei und daß sie nunmehr ge­zwungen werde, von ihren Arbeitern erhöhte Leistungen bei geringeren Löhnen zu verlangen. Daß dies nicht ohne schwere Kämpfe durchgesezt werden lönne, sei fraglos.

Oesterreich- Ungarn. Die Flachsproduktion in Rußland   soll, entgegen allen Erwartungen bezüglich der bestellten Fläche nur um ½ zurüd­gegangen sein, es sei auch wahrscheinlich, daß Rußland   aus frü­heren Ernten noch einen Flachsvorrat von 10 bis 12 Millionen Pub befißt. Im Jahre 1918 soll die Gesamtproduktion von Flachs noch 20 Millionen Pud betragen haben und dürfte auch im Jahre 1919 taum geringer gewesen sein. Leider hat Deutschland   von diesen Mengen nur wenig zugeführt bekommen, da wir von dem Flachs­land Rußland   fast ganz abgeschnitten sind. Die Ware geht haupt­sächlich nach England und den Ententeländern. Es ist daher auch weiter darauf hinzuarbeiten, daß weitere Kreise fich noch intensiver als bisher mit der Vermehrung des deutschen   Flachsanbaues und der Ausarbeitung beschäftigen.

Amt von Stod=

Die Verhandlungen mit den Tschechoslowaken. Am 12. Juni begibt sich eine Kommission der deutschen   Regierung unter Führung des Ministerialdirektors im Auswärtigen hammern nach Brag, um dort die vor einiger Zeit in Berlin  begonnenen Verhandlungen über eine Regelung der gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen tunlichst zu einem Abschluß zu bringen.

Groß- Berlin

Sang an Stresemann  .

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen vom 8. bis zum 15. Lebensjahre in Graz   beträgt rund 27 000. Davon sind bei 14 000 Kinder einfach nicht imstande, sich Bekleidung, Wäsche und Schuhe zu den heutigen Preisen zu verschaffen. Im Februar d. J. fah man schon viele Kinder und manche Erwachsene barfuß auf den Straßen. Sehr viele Kinder tragen unter der Kleidung keine Wäsche. Nicht wenige Kinder fönnen wegen Mangel an Kleidern über­Haupt nicht mehr auf die Straße. Von 17000 bor einigen Wochen ärztlich untersuchten Grazer Kindern zwischen dem 3. und dem 15. Lebensjahre wurden 230 als spitalbedürftig mit anstedenden. Krantheiten, 9897 als besonders schwer unterernährt und 5748 als unterernährt und nur 1089 als förperlich minderbedürftig ge­funden also über 93 Proz. der Grazer Kinder unterernährt! Unter den zur Untersuchung gelangenden Kindern zeigen 80 Proz. Ein anderes Auskunftsmittel haben die Herren Industriellen die Erscheinung der Bronchialdrüientuberkulose. Welch' ein furcht nicht. Nachdem eine berbängnisbolle freie fapita Siegreich, verheißend strahlte dein Bonim im Dunkel des Krieges. barer Ausblick in die Zukunft! Und wir müffen weiter hungern.listische Wirtschaft die Materialpreise ins phantastische hinaufge- Immer noch hast du zu allem ein Etwas zu fagen gewußt. Siebenjährige Kinder mit nur 12 Stilogramm Körpergewicht sind trieben hat, die Inlandpreise gewaltsam an die Weltmarktpreise heran- Bwar war es immer auch falsch, doch irren iſt menschlich... gebracht wurden und man jetzt festigt, sollen die Arbeiter und wie du es sagtest, war so befriedlich und nett. Wir hungern zum größten Teil, während die Zeuerung in wieder bluten. Herr Syndifus Dr. Kuhlo, so wird es nicht Auf und nieder gingen die wilden Wogen der Beiten- Italien um 300 Broz., in Deutschland   um 1000 Broz. zugenommen geben! Es gibt aber einen anderen Weg, der noch offen steht, mit rofigem freundlichen Lächeln schwammit du stets obenauf. hat, hat Deutschösterreich eine Teuerungszunahme von 4000 Proz. nämlich den Zusammenschluß der Unternehmungen zu Produktions- So bist du Symbol der unverwüstlichen Gedulden zu verzeichnen. Das erklärt alles. Nur rund 2 Million arbeitsgemeinschaften, die eine so weitgehende Rationalisierung und Held aller derer, die nie hinieden verschwinden. fäbiger Menschen in Desterreich und deren Arbeitsfähigkeit und so große Ersparnisse fichern, daß ohne die unmögliche Benn Bölker verenden bure schwere Unterernährung und durch Robitoffmangel Herabfezung der 2öhne und Gehälter die Produktion auf unterbunden! An rationierten Bebensmitteln rechterhalten werden kann. Weiter darf die Arbeiterschaft aber fann uns die österreichische Regierung augenblicklich wohl mit Recht fordern, daß zuerst die Ausschüttung von Dividenden new folgende lächerliche Mengen für den Kopf der Be- und Unternehmergewinnen gekürzt wird, ehe man daran geht, den völkerung und für den Tag zuweisen: 20 Gramm Zucker Arbeitnehmern das Eristenzminimum noch weiter zu schmälern ( ein Kilogramm 45 Kr.); wir haben aber die für Januar zugewiesenen Mengen bis jetzt noch nicht erhalten; 17% Gramm Mehl( ein Kilo­gramm 14 Rr.); 17 Gramm Fett( ein Kilogramm 138 r.); 170 Gramm Brot( 4 bis 5 Kr.); 16%, Gramm Kartoffeln( ein Kilo­yamm 10 bis 15 Kr.); 10,7 Gramm Fleisch( ein Kilogramm 120 bis 150 Kr.); Eier fosten das Stück 5 bis 6 Kr., Reis das Kilo­

heute feine Seltenheit.

-

gramm 260 Kr., Bohnen das Kilogramm 28 Kr., Ratas   das Kilo­grem 220 Kr. Was außer den rationierten Lebensmitteln au saben ist, ist nur zu fabelhaften Schleichhändlerpreisen zu erstehen. Eine viertöpfige Familie, die im Jahre 1918 für einen ausfömm­lichen, feineswegs luguriösen Haushalt 3576 Kronen im Jahre aus­legte, müßte bei denselben Ansprüchen für das Jahr 1920 nach den augenblicklichen Preisen 231 898 Stronen auslegen.

Ernennung. Dem früheren Abteilungsvorsteher der Landwirt fchaftskammer für die Provinz Posen  , derzeitigen Preisechef im Ministerium für Landwirtidaft, Domänen und Forsten, Dr. Jan Gerriets, ist unter Beilegung der Amtsbezeichnung Re­gierungs- und Landes- Dekonomier at eine planmäßige Stelle in diesem Ministerium verliehen worden.

es kann dich kein Wetter vernichten. Soviel bleiben immer, um dich von neuem zu wählen. schon weil wir wissen, solange die Klappe noch tönet, ist's mit der Welt noch lang nicht Matthäi am letzten!

Wandlungen.

I. Welthistorischer Wit.

Paulohen.

Ich bummle durch das Brandenburger Tor   die Linden hinunter. Am Ende der Straße, jenseits der Spreebrücke, zur Rechten, ragt ein riesenhaftes Gebäude gen Himmel. Die Rolläden sind heruntergelassen. Spuren zahlreicher Rugei­Förderung des Flachsbaues in Deutschland  . Das deutsche   Leinen- einschläge an den düsteren Wänden. Kein Leben wohnt schein­gewerbe, sowohl Spinnerei als auch Weberei, hat im verflossenen bar in dem massigen Gebäude, das den Beherrscher des deu­Winter und Frühjaht unter denselben eingeschränkten Verhältnissen schen Volfes früher beherbergt hat. Dao Wunder­gearbeitet wie auch im vergangenen Sommer und Herbst. Die Nach fällt mein Blid auf ein weißes Emailleschild, das neben dem frage nach allen Erzeugnissen war zwar überaus rege, jedoch litten Riesenportal an der Spreefeite haftet, und ich lese staunend bie Betriebe unter dem Mangel an Rohstoffen, Garnen und Kohlen. Die Herstellungsfosten stiegen durch die Berteuerung die Aufschrift: Psychologisches Institut. War es ein genialer Im Jahre 1918 zählte Steiermart bei rund 966 000 Einwohnern aller Betriebsmaterialien und die Erhöhung der Löhne dauernd. Für Wigbold, den ein teuflisch verschmitter Einfall bestimmt hat, die Spinnerei blieb die Hauptschwierigkeit die Beschaffung von an dieser Hochburg der Menschenunkenntnis, der dümmsten 19 888 Sterbefälle; im Jahre 1918 ftieg die Zahl der Ia 3. Der Anbau von Flachs hatte sich ja während des Krieges Berblendung gegenüber allen realen Zusammenhängen eine Sterbefälle auf 28 626, davon tinder und Jugendliche allein ehr gehoben, allein von einer Dedung des Bedarfs faun tros derartige Verhöhnung anzubringen? 12 777. Während im Jahre 1913 der Geburtenüberschuß über die aller Anstrengungen feine Rede sein. Eine besondere Förderung Der Wigbold ist der alldeutsche Rektor der Berliner   Uni­Sterbefälle in Graz   noch 0,26 Broz. betrug, überwogen im Jahre dürfte der Flachsbau in Mitteldeutschland  , erfahren, indem die verfität, die dorthin ihr Institut für Seelenforschung ver­1918 die Sterbefälle die Geburtenziffer um 22,61 Bros. Die großen Bebereien fich für die Errichtung von I ach 3 aus. bersität, die dorthin ihr Institut für Seelenforschung ver­Sterblichkeit der Kinder im Grazer   Kinderspital ist von arbeitungsanlagen intereffieren. Bei der geringen auflegt hat. II. Schokolade. 18 Proz. vor dem Krieg auf durchschnittlich 36 Proz. während des fraft unseres Geldes und bei dem herrschenden Weltmangel an Faserstoffen wird die deutsche Flachsindustrie vielleicht auf Jahre Strieges, die Sterblichkeit der Säuglinge von 33 auf 54 Brpz. ge- hinaus nicht in der Lage sein, die für ihren Bedarf notwendigen Gutes antun und geht hinein. Drinnen feilscht eine mit Ein Schokoladengeschäft. Man will sich auch mal etwas ftiegen. Ganz Graz   mit 160 000 Einwohnern hat jest nur eine Rohmaterialien wie vor dem Striege aus dem Auslande zu beziehen. altmodisch verlebter Eleganz gekleidete Dame um ein Täfel­Milchzufuhr von 8500 Litern am Tag gegenüber 66 000 Bitern in Mit der Einrichtung einer neuen Flachsausarbeitungsanstalt für der Borkriegszeit. Es entfallen daher täglich im Durchschnitt 2000 Doppelzentner Jahresprobuftion ist bereits begonnen worden; chen. Drei Mark sind ihr zu teuer. Zwei Arbeiterfrauen auf je 45 Grazer zusammen 1 Liter Milch. Dazu kommt noch es sollen auch noch weitere Röstanstalten eingerichtet werden, treten ein und verlangen je ein Pfund, zahlen ohne Bedenken eine geradezu gräßliche Wohnungsnot. Im Februar d. Je. fo baß mit einer Sebung der Gesamtproduktion um weitere 100 000 den nicht unerheblichen Preis und gehen wieder hinaus. Die betrug der Stand der Wohnungsuchenden 3979 Familien. Gin Doppelzentner   im Jahre gerechnet werden tann. Dame aus dem Mittelstand ist zur Bildsäule erstarrt. Dann großer Teil der zugewanderten und ausgewiesenen Flüchtlinge Es ist unerhört, wie dieses Volk verschwendet." sagt sie mit wehmütig zitternder Stimme zur Verkäuferin: mußte den ganzen Winter über in Viehwaggons dahinfiechen. Wer hier hilft, hilft wahrhaft Bedürftigen. Es sind notleibende Stammesbrüder, für die wir um bringende ilfe bitten. Spenden, die ohne Unterschied der Konfession und politischen Partei­richtung verteilt werden, find erbeten auf das Postichecktonto Ham­burg Nr. 19945, Adolf Müller, Hamburg   5.( Nachdruck erbeten.)

Die Berliner   Kunstausstellung.

Von Dr. John Sitowski. 2. Die Jüngsten.

"

fenden Jahre wesentliche Steigerung erfahren. Im letzten Frie Die Anbaufläche betrug etwa 70 000 Settar, hat aber im lau­bensjahre wurden in Deutschland   71 630 Tonnen Flachs eingeführt, ,, Das ist der Wandel der Zeiten, Madame," erwidere ich die zu mehr als 90 roz. aus Rußland   stammten. bensjahren 20 010 Tonnen betragen hat und ebenfalls zum größten gleichen verschwendet, als Sie noch in der Lage waren, sich Singu fommt noch die Einfuhr von Hede, die in den letzten Frie- ihr. Dieses Volkes Gesundheit wurde früher von Ihres Teile aus Rußland  . Defterreich- Ungarn  , Belgien   und Solland täglich Schokolade zu kaufen, soviel Sie Lust hatten. Di stamte. Außerdem wurden noch eingeführt etiva 16 000 Tonnen Schokolade dient diesen Arbeiterinnen jest dazu, das ver­Flachs und Berggarne, hauptsächlich aus Belgien   und schwendete Gut wieder einzubringen."

die Städtebilder von Fuchs( 24, 1158-55), das dekorativ sehr nur spärlich vertreten ist. Von Dewald Herzog, dem Vorkämpfer wirksame Bastellbild Triebe"( 25, 1204) von Hans v. Heister, der absoluten, gegenstandelosen Plastit in Saal 27 zwei Kunst­die strengen, in ihrem Stil ein wenig an Picaffo erinnernde Reichsteinarbeiten Weibe"( 1215) und„ Tragit"( 1217) und das Gips­uungen( 24, 1179) von Goetz und die farbenfchönen Glasbilder modell Traum sentimental"( 1214), in dem der interessante Versuch ( 25, 1482) von Margot Studenberg binzuweisen. gemacht wird, eine Art raumumspannender Plastik mit zugleich

99

Saal 26. Hier lernen wir in Kinner v. Dresler einen, innenarchitektonischen Wirkungen zu schaffen. In Saal 26 und Neun Säle( 21-29) des Ausstellungsgebäudes find der No Neuen tennen, deffen Werte als der Hauptgewinn der Ausstellung Bimmer 25 Werke von Leichnißer( 26, 1804 u. 05 und nament­bembergruppe eingeräumt, in der der raditale Flügel der gelten müssen. Kraft des Ausdruds und Ihrifche Bartheit der lich 1308, eine in wuchtigen Formenrhythmen ausschwingende„ Geburt modernen Künstlerschaft organisiert ist. Die Tendenz, durch die Empfindung bereinigen fich in diesen Farbtompofitionen", deren der Venus") und Garbe( 25, 1162 u. 1163 eine ausdrucksvolle Gruppe reinen Mittel der bildenden Kunst( die Farbe und Linie bei der jede eine Stimmung in wundervoller Klarheit verkörpert. Aus der des Todes"), die beide den Stil des großen russischen Bildhauers Malerei, die Form bei der Plastik) direkt zu wirken und das einen( 1122), die auf flimmerndem, goldig leuchtendem Grund viel Archipenfo nicht eigentlich fortbilden, sondern mehr popularifieren" Gegenständliche, die Erinnerung an äußere Naturbilder, nur ge- gestaltige, in ihrer Bewegung wechselnde fchwarze, rote, weiße und und dabei leider ein wenig verwässern. Der Saal 23 neben legentlich mittlingen zu laffen, charakterisiert diese Richtung. blaue Bänder zeigt, fpricht festlicher Frobfinn, aus einer anderen einem Brunnenentwurf für Beton, Glas und Mofait( 1195) und Eine Führung durch die Säle wird, glaube ich. dem praktischen( 1119) Schwermut, aus der dritten( 1120) bange Erregung, aus der einem Gipsmodell Dreiflang"( 1196) von Rudolf Belling  , Bedürfnis unserer Lefer am besten dienen. Mit Rücksicht auf die vierten( 1121) Sehnen und Zweifeln". Die Sprache diefer Bilder deren Wirkung fich erst in der Ausführung( die Gruppe„ Dreiflang" Raumtnappheit muß ich aber um die Erlaubnis bitten, mich auf ist so eindringlich, daß jeder, der sich ein wenig drin vertieft. fie foll 6 Meter hoch, in Ziegeln gemauert und fertig verpuzt fein) sehr gedrängte und lafonische Charattristiken der bemerkenswertesten verstehen müßte. Im übrigen bietet der Saal manche schlimmen beurteilen ließe, eine rot- goldene Kugel, die als Denkmal für die Arbeiten beschränken zu dürfen. Dinge. Gefallenen der Berliner   Universität" bezeichnet ist. Die darauf

Saal 21. Neben ein paar traftvollen und graziösen Kompo fitionen von allen( 1261) und die Gemälde von Charlotte Steinmann, Umarmung"( 1381) und Liebespaar"( 1382), deren fanfte Farben und Linienrhythmen vielleicht etwas zu elegant und spielerisch find, fallen Heimanns feinfoloristische Frauen am Brunnen"( 1195) und„ Ruhe am Strand"( ohne Katalognummer) auf, die erkennen laffen, welche weltentrüdende, wunderbar berubi gende Stimmung durch eine tubistische Gestaltung der Wirklichkeits­formen zu erzielen ist.

-

Saal 27. Alles überragend anbinslys Meisterwer! verewigten Namen bekannter Mitglieder der Novembergruppe und Bild mit weißer Form"( 1262), eine Farbenfinfonie, deren Rhyth- das Datum des Todes( der Tag der Ausstellungseröffnung) zeigen, mus von rechts unten nach links oben aufbaut, aus dem daß es sich hier um einen Künstlerscherz von nicht ganz einwand­zarten Lichten fich entwickelt, zu fräftigeren Klängen rasch freiem Geschmack handelt. anfchwillt, neue Zuflüsse aufnimmt, um teils in starken Tönen abzu- Geiamturteil: Unter den Arbeiten der anerkannten Führer der brechen, teils über den linten Rand binaus melodisch zu serhauchen. modernen Bewegung sehr viel Gutes und Starkes, unter den 8wei interessante Arbeiten der franzöfifchen Kubisten Léger und neuen Namen außer Kinner v. Dresler faum eine Perföns Gleizes. Bon Léger eine Tafel Kontrast der Formen"( 1802), lichfeit von überragender Kraft und Eigenart, dagegen reichlich viel in der die runden Formen burch warmes Rot und Gelb, die grade Kitich und was gefährlicher ist Bluff. der sich allerdings Saal 22. Die Geigerin"( 1301) von Marie Laurencin   linig- edigen durch faltes Blau, Grün und Schwarz charafterifiert meistens in das Gewand des dadaistischen Ults fleidet. Will man Paris  , deren geschmeidig falltarapbische Linienführung in Frankreich   werden. Von Gleizes( 1170) eine foloristisch sehr vornehme Kom- diefe Scherzartikel nicht ganz ausicheiden, io möge man ihnen in höher geschäzt wird als sie nach unserem Empfinden verdient. pofition, die einzelne landschaftliche Motive zu einem freien Nyimen- Bukunft ein humoristisches Zimmer" oder noch besser eine kleine Saal 28. Der Saal der abfoluten Malerei", die ausschließ- aebilde zufammenfügt. Céiar Kleins Werke( 1272-75) haben lustige Ede" einräumen. lich durch Linie und Farbe wirkt. An der Epige stehen die Arbeiten festere Formen und diskretere Farben angenommen; was sie dadurch bon Friz Studenberg, einem der Tiefften und Ernstesten unter an äußerem Elan verloren, gewannen sie in ruhiger und gefchloffener Arme Briefmarkensammler! Früher war es ein Privileg ge­den deutichen Expressionisten. Venus"( 1478) und„ Umarmung" Gefamiwirkung; fie gehören zu dem Reifften und Wertvollsten, was die wisser mittel- und südamerikanischer, auch einiger asiatischer Staa­( 1474) geben ein Bild von seiner beiten Art, während die plafat Ausstellung bietet. Wilhelm Schmid ist mit drei vortrefflichen Arbeiten ten, durch permanenten Briefmarkenmechsel sich Einkünfte zu ber=, artigen Effette der großen Springflut"( 1472) mit dem Befen des( 1443una", 1445 Gelbe Mufitanten", 1446 Alamaut") bertreten, schaffen. Während des Krieges hat dieses System auch in Europa  Stünstlers nicht recht harmonieren, der sonst alle äußerlichen Wirkungen die eine bei der Jugend des Künstlers auffallend sichere Eigenar, Nachfolge gefunden und jetzt muß die Markenausgabe in den berichmäht und im schlichten Rhythmus einfacher Linien und Farben zeigen. Der derb- humoristischen Auffaffung paßt fi der gedrungene besepten deutschen   Gebieten dazu herhalten, um den besehenden distrete Seelenfchwingungen zum Ausdruck bringt. Dem Verständ- Holzschnittstil der Linien und die flare, träftige Farbe aus Gewalten als Geldquelle zu dienen. Mit Recht bemerkt die nis leichter zugänglich ist Hans Bras( 1110-18). Seine bell gezeichnet an. Frankfurter Zeitung  " dazu: Es handelt sich wirklich nur noch um flingenden und tiefleuchtenden, in flare, spise Formen gegoffenen 8immer 28. An der Band rechts vom Eingang 50 Aquarell die Ausbeutung der Briefmartensammler, denen in furzen Fristen Farben eiwecken unerhörte, fast überirdische Stimmungen. Wer Ver-( 1181) des jugendlichen Ruffen Golbfceff; einzelne foloristisch neue Serien zu schwindelnd hoben Preisen angeboten werden, ge= gnügen daran findet, der maa in Jo und Jupiter"( 1111) die Ge- feine Blätter, beim scht mit vielem dadaistischen Uit( Darunter ein stempelt und ungestempelt, in Massenauflagen, mit Sonder- und stalt der Jo fich aus den Würfeln und Kristallen zusammenfuchen. Selbſtporträt" aus einer Brotschnitte, einer Bandnudel, einem Fehldrucken, mit Aushilfsmarken oder wie die von Briefmarken= Wichtiger ist es, sich in die reine Sprache der Farbformen zu ber- Westentnopf und einigen abgebrochenen Streichhölzern). Außerdem narren besonders gesuchten und hochbezahlten Kuriositäten alle tiefen. Noch um einen Grad boltetümlicher", wenn auch nicht in ein paar wenig geschmackvolle Spielereien von Kurt Ehrhard heißen. reich an geistigem Gehalt erscheinen die schmissigen und temperament( 1138-41), die nur geeignet sind, die Merzmalerei zu diskreditieren.t bollen Kompofitionen von Heinrich Boddien( namentlich 1108, 8immer 29. Deforative, an indische Stilformen antlingende 1105, 1107), und die fühnen, harmonisch zufammenklingenden Farben Entwürfe von Göi( 1175) und ein schönes Glasfenster( 1342) bifionen von Rosenberg( 1399 u. 1400). bon Muzenbecher.

Die 8immer 24 und 25 sind der Graphit eingeräumt und verdienten ein näheres Gingeben. Ich muß mich darauf be­schränken, auf die wuchtigen Holzschnitte von edrott( 1190-94),

Auf dem Rüdwege werfen wir noch einen Blid auf die Plastit, die, entsprechend der geringen Bedeutung, die die Kunst der reinen Form im modernen Expreffionismus bisher erlangt hat,

Der Briefmarkenhandel wird freilich schwerlich dem Ratschlag der Frankfurter Beitung" folgen und diese und andere Marken ( wozu auch einige bayerische   Serien und vor allem die neuen Liech­ tensteiner   Marten gehören) auf eine schwarze Liste zu sehen. Aber die Sammler selber haben es ja in der Hand, sich nicht zum Spetu­lationsobjekt degradieren zu lassen und nur wirkliche und feine fingierten Postmarken zu sammeln.