Nr.293 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 9
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Donnerstag, den 10. Juni 1920
Rußlands abschreckendes Beispiel.
Amsterdam , 10. Juni.„ Telegraaf" meldet aus London :| Fragen, welche mit dem fünftigen Frieben im Zusammenhang Die Delegation der englischen Arbeiterpartei, die Nuhland besucht hat, ist gestern abend zurückgekehrt.
Der Vorsitzende der Abordnung, Ben Turner, sagte in einem Interview, in Rußland herrsche viel uneinigkeit zwischen dem flachen Lande und den Städten, weil lettere den Bauern für die Lebensmittel keine Tauschmittel bieten könnten. Turner gab
stehen, die gegenwärtigen wirtschaftlichen und finanziellen Opera. tionen nicht beeinflussen werden. Weiter die Wiederherstellung der Freiheit zu Wasser und zu Lande. Schließlich gibt Strassin eine Aufstellung der Waren, die in Rußland ein- und ausgeführt werden können.
zu, bak in Rußlaub ein roter Terror geherrscht habe, aber lediglich Englisch - russische Verständigungsversuche.
als Vergeltung und als Folge des weißen Terrors. Der allgemeine Eindruck der Delegation sei, daß der Grundsat einer Nätc. Ropenhagen, 10. Juni. ( TU.) Nach einer Meldung aus regierung für ein demokratisches Land wie England nichts London erklären die" Times", daß die britische Regierung tres tauge. Es liege sicher viel Gutes in dem Streben der Bolsche- des Widerstandes Frankreichs feit entschlossen fei, zu einer wiften, aber sie berücksichtigen die menschliche Natur nicht, und so Berständigung mit Rußland zu kommen und besonders den viel Schönes der Kommunismus in vielen Beziehungen auch ein- Bosiverkehr wieder zu eröffnen. Miller and habe geltens geschließe, so könne er erst in einigen Generationen ver- macht, daß eine Wiederaufnahme des Postverkehrs mit einer wirklicht werden. Der Delegation ist aufgefallen, daß unter der Anerkennung der Moskauer Regierung gleichbebolschewistischen Regierung feine industrielle Freiheitj beutend sei. besteht und das Arbeitsnieberlegung nicht gestattet wird.
Turner sagte zum Schluß, die Bevölkerung des flachen Landes stehe dem Bolschewismus nicht sowohl freundlich als viel mehr gleichgültig gegenüber, dagegen sei die große Mehrheit der Bevölkerung von Petersburg , wo am meisten gehungert wurde, unstreitig auf seiten der Bolichewisten.
Die Reeder gegen den Achtstundentag. Kopenhagen , 10. Juni. Die Baltische und weiße meertonferens, der Dampffchiffreeder Englands, Dänemarks , Schwedens , Norvegens, Rußlands und Belgiens hielt gestern hier nach den Kriegsjahren die erste Jahresversammlung ab. In der Sizung wurden Beschlußanträge für den Völkerbund, die Freiheit der Meere, den Handelsverkehr und gegen die Einführung des Achtstundentages an Bord der Schiffe angenommen. 5. N. London , 10. Juni. Es verlautet, daß die Denkschrift, Ferner wurde beschloffen, die Segelschiffreeder in den Zusammen. die Krassin dem Ausschuß des Obersten Wirtschaft Noble aus Newcastle , wurde wiedergewählt und zum Ort der näch schluß aufzunehmen. Der Präsident der Konferenz, Schiffsreeder rates unterbreitet hat, folgendes enthält: ften Jahresversammlung London bestimmt.
Eine Denkschrift Kraffins.
1. Einstellung des Striegszustandes als Barbedingung der Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen. 2. Einstellung ber Blockade und 3. die Möglichkeit, wirtschaftliche und kommerzielle Beziehungen mit den Mächten, mit denen Rußland im Kriegszustand lebt, anzufnüpfen. Ferner scharfe Umschreibung der Bedingungen für diese Wiederaufnahme. Diese Bedingungen um faffen eine andelsvertretung auf der Basis der Gegen feitigkeit, ferner das Recht der Handelsvertreter, mit anderen Län bern in geregelte Berbindung zu treten und die Bufage, daß die
Das Wahlergebnis in Rumänien . Amsterdam , 10. Juni. Times" meldet aus Bukarest : Durch die allgemeinen Wahlen in Rumänien erhielt General Averescu eine große Mehrheit. 215 Abgeordnete gehören zu der Volkspartei unter General Averesen, während die Opposition 127 Mitglieder zählt.
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Wohl faum in einem anderen Bande hatte die Sozialdemokratie in dem verflossenen Wahlkampfe mit solchen Widerwärtigkeiten zu kämpfen wie im Freistaat Sachsen . Hier hatte neun Monate eine rein sozialdemokra tische Regierung bestanden, die übrige Zeit verfügten wir in der Regierung über die überwiegende Mehrheit. Dabei hatte Sadyien als ausgeprägtestes Industrieland im Reiche und als Buschußgebiet am ärgften unter Ernährungsschwierigkeiten und den Folgen der Erwerbslosigkeit zu leiHauptsache darin bestand, alle Schuld für die herrschende Misere nicht etwa auf die alten Gewalten, sondern auf die berlotterte fozialdemokratische Regierung" abzuwälzen und fie für alles ungemach, worunter die Bevölkerung vielleicht stärker noch als anderswo litt, verantwortlich zu machen, war somit in Sachsen ein besonders geeigneter Boden. Stellt man das alles gebührend in Rechnung, dann wird man den Wahlausfall in Sachsen noch als erträglich bezeichnen müssen, soweit die sozialdemokratische Stimmenzahl in Betradht kommt, und es erklärlich finden, daß wir einen Rüdhaben wir trotz des besonders ungünstigen Wahltermins gang um fast genau 50 Broz. erfahren haben. Anscheinend wenigstens nicht schlechter abgeschnitten, als es im Reichsdurchschnitt der Fall ist. Freilich ist der Mandatsverlust empfindlich, denn wir werden von 17 Vertretern, die wir in Sachsen in der Nationalversammlung hatten, nur 9 erhalten fönnen, also nur reichlich die Hälfte des früheren Besizes.
Sen. Für eine ifrupellofe unabhängige Agitation, die in der
Die Stimmenverluste sind in den bei sächsischen WahlFreisen nicht ganz gleichmäßig. Am geringsten sind sie im beträgt, am größten im Kreise Leipzig mit 54 Proz., Kreise Chemniz- 8widau, wo der Verlust 46 Proz. während Dresden mit 52 Proz. in der Mitte steht. Ob die stark oppositionelle Haltung der„ Chemnißer Volks. stimme" dazu beigetragen hat, eine größere Abwanderung zu den Unabhängigen zu verhindern und so das Chemnizer Ergebnis etwas günstiger geworden ist, oder ob die Tatsache von Einfluß gewesen ist, daß in Chemnitz selbst die Unabhängigen bedeutungslos geblieben, dafür aber die Kommunisten start aufgekommen sind, läßt sich furzerhand nicht entscheiden.
Am besten sind mit ihrer bedenkenlosen Agitationsmethode die Unabhängigen gefahren. Sie haben ihre StimDie Stimme der Nationalisten. Ukrainisches Geld in Deutschland . menzahlen in Sadyfen von 337 458 auf 579 397 vermehrt, aber doch nicht soviel gewonnen, wie wir unter der Ungunst der Weitere Aeußerungen zum Wahlausfall. Salbamtlich wurde dieser Tage bekanntgegeben, daß mit Situation und des Bruderkrieges verloren haben, denn die Desterreich- Ungarn , Rumänien und zum Teil mit der Ukraine fozialdemokratischen Stimmen find bon 1 123 582 auf Genf , 10. Juni. ( Tul.) In Paris macht sich plötzlich bie Er die endgültigen Abrechnungen für die Lieferungen aus der 563 068 zurüidgegangen, wir haben mithin einen Berluft von fenntnis geltend, daß die selbstsüchtige Friedenspolitik der Entente Kriegszeit in die Wege geleitet worden seien. Es wurde aller- 660 514 Stimmen zu beflagen, während der unabhängige gegenüber Deutschland wesentlich zu dem Ausfall der Reichstags bings hinzugefügt, daß die Abrechnungen mit der Ukraine Gewinn sich nur auf 241 939 Stimmen beziffert, wozu man wahlen und zur Niederlage der Regierungstoalition beigetragen hat. zurzeit undurchführbar wären, weil die Nachprüfung der Läger noch 103 235 fommunistische Stimmen rechnen könnte. Das In der Presse kommt die lebhafte Befürchtung zum Ausbrud, daß und Bestände in Kiem usw. nicht möglich fei. Es ist uns aber besonders beklagenswerte Gesamtergebnis des sozialistischen die Durchführung des Versailler Friedensvertrages in Zukunft auf noch größere Schwierigkeiten ftoßen würde als bis in Zukunft auf noch größere Schwierigkeiten ftoßen würde als bis. bekannt, daß Bestrebungen im Gange find, das Gut Wahlkampfes ist somit ein nicht unbeträchtlicher her. Das„ Journal" sagt voraus, daß infolge der wahrscheinlich teurer- Regierungen und Regierungs- Prätendenten zu wenn man die aller drei Richtungen zuher. Das„ Journal" sagt voraus, daß infolge der wahrscheinlich haben des Ukrainischen Staates in die Hände der Aben- Rüdgang der sozialistischen Stimmen, auch fehr fräftigen Opposition der äußersten Linken die fünftige bielen. So bemühen fich der Operetten- Setman foro- fammenrechnet, und gleichzeitigem Regierung gezwungen sein werde, mit dem guten Willen der Deutschnationalen zu rechnen. Diese Partei dürfte also babski und feine Leute darum, die in Deutschland bei der to achien ber bürgerlichen Stimmen. Das bie Lage beherrschen, auch wenn sie nicht selbst in die Regierung eidsban? deponierten Beträge an fich zu reißen. Des- Stimmenverhältnis hat sich in Sachsen also geſtaltet: bie Lage beherrschen, auch wenn sie nicht selbft in die Regierung gleichen will Betliura mit polnischer Unterstüßung Herr eintreten würde. Die deutschen Wahlen täten aufs neue der, welch
schrecklichen Irrtum diejenigen Politiker begangen hätten, die der Gelder werden. Wie uns zuverlässig berichtet wird, wird glaubten, man fönne die Ausführung des Friedensvertrages auf berfucht, auf die Entente mifiionen einzuwirken, Monate und Jahre hinausschieben. Je länger man marte, befto damit sie auf Deutschland nach der einen oder der anderen Nichschwerer und riskanter werde die Ausführung werden. Das sei in tung hin ihren Machteinfluß ausüben. Wirklichkeit die Lehre der Abstimmung vom 6. Juni.
Für verschiedene Borenlieferungen, die Deutschland wähDas„ Echo de Paris" gibt zu, daß diejenigen Barteien den rend der Belegung der Ukraine von dort bezogen hat, fammelte Erfolg davontrügen, die, wie die Unabhängigen, aus allgemein fchen Staates an, ein Guthaben, deffen Söhe jetzt etwa fich bei der Meichsbank ein anfehnliches Guthaben des ukrainimenschlichen und sozialistischen Rüdsichten, oder, wie die rechts- 450 millionen Reichsmart beträgt. Die deutsche Nenierung stehenden Parteien, aus nationalen Gründen, als Gegner des Ber: hat mit vollem Recht die Auszahlung dieses Geldes bis jetzt failler Friedensvertrages aufgetreten feien. Die Ausführung diefes berweigert. Die Unibersichtlichkeit der Lage und die Friedensvertrages fete aber eine starke Regierung in Deutsch Bielregiererei in der Ukraine verbieten ein anderes Verfahren. land voraus, und gerade in dieser Hinsicht werde nunmehr offenbar Es darf nicht geschehen, daß die deutsche Regierung, irgend die Bildung einer farten Regierung noch schwieriger werden als welchen Einwirkungen nachgebend, zu einer enderung bisher. Diese Erkenntnis sollte, so meint das Blatt, den Herren diefes ablehnenden Standpunktes kommen werde. Auf Grund Millerand und Lloyd George zum Bewußtsein bringen, daß sie sich schleunigst über die Mittel zur Durchführung des Friedensvertrages einigen müßten, denn wenn sie nicht möglich wäre, so wäre es besser, nicht nach Spa zu gehen.
Sozialdemokratische Stimmen einschließlich der Unabhängigen
1919 1920
1 461 040
.
O
1 142 456
-
818 575
Bürgerliche Stimmen 962 596 1 099 893 +137 297
An
Auch wenn man den sozialistischen Stimmen die 103 235 fommunistischen zurechnet, bleibt noch ein Ausfall von mehr als 200 000.
Das Los der bürgerlichen Parteien war ein sehr verschiedenes. Die Demokraten waren als einzige bürgerliche Regierungspartei der robusten Agitation von links und rechts besonders ausgefekt, die für alle die zahlreichen Widerwärtigkeiten die Regierungsparteien verantwortlich zu machen suchte. Sie sind unter der Einwirkung dieses Kreuzfeuers, das bei der politischen Umreife vieler bürgerlicher Wähler besonders gefährlich war, von 532 469 auf 218 028 des Verfailer Friedensvertrages fönnen die Ententemächte in Stimmen zurückgegangen, haben mithin mehr als 300 090 einer Weife verlangen, daß das dem ukrainischen Staate, Stimmen, faft 60 Proz. des früheren Bestandes verloren, vor allem dem lifrainischen Bolke gehörende Geld für irgendein während ihre Vertreterzahl von 7 auf 3 zurückgegangen ist. Unternehmen, dem von vornherein fein Abenteurer- Charakter Die Deutsche Bolkspartei hat den größten ZuDer Temps" erwartet bon ben beiden erfolgreichen Barteien, anbaftet, Berwendung findet. Es ist zu berüidfichtigen, deh wachs, fie hat die schwankenden liberalen Elemente aufgenom den Unabhängigen und der Deutschen Volkspartei , daß fie unber auch die ukrainische Sowjetreaierung Anspruch auf das Gelb men, die vor einer aufrechten demokratischen Bolitik zurüdzüglich ihre Stellung zum Friedensvertrag fundgeben und füber erb- bt. fie fonn die dentiche Meaierima unter diefen 11m- gefchreckt find. Infolgedeffen ist die volksparteiliche Stimdie Beziehungen des Reiches zu den übrigen Bölfern aussprechen. ftärben das Michtige treffen? 8 muk dober mit stärfitem mengahl von 96 869 auf 459 651 geftiegen. Im allgemeinen Das Jonurnal des Debats" ist vorsichtig. Es stellt feft, daß Nochrud berlanet werden, daß das melb fo longe in Bermah. blieben aber die Volksparteiler in Sachfen bei ihrer Agitafich zunächst noch, wie so oft in Deutschland , die gange Entwidlung ruma der deutschen Meaierung verbleibt. bis ich eine recht- tion fachlicher und zurückhaltender wie die Stresemanniche der Dinge um die Haftung der katholischen 8entrumspartei mähine, mit nennend aenebenen Vollmachten des trainismen Richtung, besonders haben sie in der fächsischen Volkskammer dreße, und daß es notwendig sei, beren Entscheidung abzuwarten. Bolles onderftattete eaierima auf Grund des internatio- der demokratisch- fosialistischen Regierung noch keinerlei Was die Haltung der sozialistischen Partei anbelangt, jo nalen echtes als beredtiate Vertreterin der 11froine bräfen- Schwierigkeiten gemacht.
barf man feststellen. daß der Popoulaire" und das Journal bu tiert. Das alles hat dann in bolIfter Deffent. Am bürgerlichen Stimmenzuwachs ist stvar auch die Beuple" lebbaft für eine Einigung der deutschen Mehrbeits- Tidfeit an gefchehen. damit die geforderten Garan- Deutic nationale Bolfspartei beteiligt, fie hat fozialisten und der Unabhängigen eintreten. tien auch richtig gegeben werden. fich aber mit bescheidenen Erfolgen begnügen müffen. Ste