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Die Reichsft Von Menschen wimmelnd wächst der Bau" in be­ängstigender Fülle drängen sich die zur 1. deutschen  Reichs schulkonferenz berufenen Vertreter des kulturellen" Deutschlands   in den Sitzungssaal des Reichs- tags, dessen Bänke bei weitem nicht ausreichen, um die Zahl der Teilnehmer aufzunehmen, man hat sich mit Stühlen, die in allen Gängen stehen, geholfen. Alles, was in der Welt der Pädagogik und der Kulturpolitik einenNamen" hat, ist vertreten, und um die Regierungsbänke scharen stch die Vertreter der amtlichen Kulturträger, der Mnisterien für Wissenschaft und Volksbildung. Kurz nach 10 Uhr eröffnet Rcichsminister des Innern Koch die Tagung und führt in seinen Begr üßungSworten etwa folgen» deS aus? Je länger diese Konferenz ersehnt worden ist, um so mehr ist s angebracht, vor einer Ueberschätzung der Möglich- keilen, die sich ihrer praktischen Arbeit bieten, zu warnen. ächr richtig!) Mit Stimmenmch-heit kann man keine wissen- ichaftliche Wahrheit festlegen. Wir sind hier nicht alS Parteimänner, sondern als imssenschaftlich Strebende und For- schände. Das Ergebnis der Konferenz braucht darum nicht unbe» friediaend zu sein. Der hier gepflogen« Meinungsaustausch wird zum Ausgleich der Gegensätze bertragen: die Konferenz wird den Austakt geben zu der großen Gesetzgebung, die in Jahren und Jahrzehnten ans dem Gebiete der Schul« geleistet werden muß. Ich bin nicht der Ansicht, daß daS deutsche Bildungswesen von Grund auf schlecht gewesen sei. Aber toir sollen uns doch freuen, daß wir jetzt die Möglichkeit haben, Reformgedanken zu verwirk- lichen, die seit Jahrzehnten gefordert worden sind. Die Bahn ist frei, nicht zum wilden Weggaloppieren, sondern zu einem ruhigen und überlegten Fortschritt. Einem zu raschen Borgehen stehen schon die finanziellen Hindernisse im Wege. Gerade jetzt nach dem Wahlkampf ist es an der Zeit, daß wir uns wieder auf die Gemeinsamkeit kultureller Arbeit besinnen: hier ist am ehesten das einigende Band wiederzustnden. In den besonderen Aufgaben dieser Konferenz dürft« eine Ueber- «instimmung wenigstens der großen Mehrheit möglich sein. Voran stelle ich die??otwendigkeit, den nationalen Gedanken zu vilegen. Unser Volk hat ein Recht, stolz zu sein auf den kulturellen Fortschritt, den es der Welt easchenkt hat. sBravol) Wir wollen unseren Kindern EbrfurM lehren vor der Größe der deut- scheu Nation. An znfciter Stelle steht die Pflege des Ge- m e i n si n n§: an die Stelle des Zwang«? tritt die Pflicht, an die Stelle der besohleuen Unterwerfung die bewußte Einord- nung in das große Ganze. Aber keine Parteipolitik in der Schule. Ich halte es mit Dr. Relling in derWildente":Macht was ihr wollt aber laßt nnr das Kind in Frieden!"(Zustim- mung.) Weiter muß die » Pflege der Arbeitögesinnuug m der Schul« mehr betont worden, der Segen und Erfolg eigenen Schaffens. Und endlich muß die Sck>ule ein« Stätte der D u l d» s a m k e i t sein. Tie Schule bat die Aufgabe, dieWeltanschau- ring des Elternhauses zu pflegen und zu vertiefen. Die Lösung dieser inneren Ausgaben erfordert eine Aenderung der
Vemij�on öes Kabinetts Nenner. Wien  , 11. Juni.  (T. tt.) Staatskanzler Dr. Renner, die iozialistischea Staatssekretäre und Unterstaatssekrctüre, haben in der vergangenen Nacht ihre Demission gegeben. Die Ursache der Krike liegt in schweren Differenzen zwischen den beiden Koa. litionSvarteien über die Berfassirngsreform, die Vermögensabgabe und die Einführung von Soldatenräten in der neuen Armee. » Wien  , 11. Juni.  (Eigener DrahtverichtdeSBor. wärt s".) Die Presse benimmt sich noch sehr zurückhaltend. JnS» besondere auch die christlichfozialcR e i ch s p o st", was vielleicht daran liegt, daß die Mitteilung des Sozialdemokratischen Verbandes erst in später Abendstunde ausgegeben wurde. Tie anderen Bürger. lichen Blätter, soweit sie über die Krise schreiben, weisen anf den Ernst der Lag- hin. DasNeue Wiener Tagblatt" sagt, daß die gestrigen Vorfälle zu einer Krise drS Staates   führe» tonnen und wünschen, daß die Parteien daS Staatswohl über die Partcilcidcnschoft stellen.
SchweiZe? Stimmen zur Wahl. Berlin  , 10. Juni.Tribüne de Lausanne" erklärt, an- gesichts der Schwierigkeiten, denen die letzte Regierung naturgemäß gegektSber gestanden habe, eine viel stärkere Niederlage der Mehrheitsparteien erwartet zu haben. Das AuS. land müßte das Berschwinden der gegenwärtigen KoakitionS- regierung bedauern, da diese Regierung trotz ihrer Schwäche unter den gegebenen Umständen die beste gewesen sei. ..Gazette de Lausanne" sagt, man könne noch nicht be- urteilen, ob die Koalition erhalten bleibe. Sie betont aber, daß zwar w.e Bourgeoisie sich nach rechts gewandt habe, daß aber der starke Stimmzettel der Linksparteien beweise, welche gewaltige demokratische Mass« es in Deutschland   gebe. Mit dieser müsse jede Regierung rechnen. Di« Zukunft der Demo- kratie in Deutschland   hänge im gegenwärtigen Augenblick von der Klugheit der Linksparteien ab und besonders von der Mäßigung der Unabhängigen. Journal de Geneve" befürchtet eine Trennung in einen bürgerlichen konservativen und einen bis zur äußersten Linken gehenden Block, was zu scharfen inneren Kämpfen führen und aus Deutschland   eine gefährliche Quelle der Beunruhigung für ganz Europa   machen würde.
f)Glb Rußlanü hungert! Feststellungen der englischen Abordnung. Rotterdam  , 10. Juni. Wi«Nieuwe Notterdamsche Eo> rant" ans London   meldet, sagte der Führer der englischen   Arbeite abordnung, die die russtschen Zustände untersucht hat, w. a. noch,' Bolichewisten Härten zugegeben, daß währendder Ichrecke' zeit ungefähr 8500 Menschen hingerichtet wo: seien. Tiefe Schreckensherrschaft sei jetzt zu Ende; aber die T.ot strafe sri für Spionagcfälle wieder eingeführt. Rußland l "attgel an Lebensmittetn, Kleidung, Rohstoffen und TranSp Mitteln. 50 Prozent der Einwohner hungert Gegen epidemische Krankheiten, besonders gegen ThPhuS und Po werde' ein Verzweiflungckampf geführt. B-n Turner berichtete weiter, bei Beginn der p o l» i s ä Offensive hätten die russischen Sozialrevolutionä die mit den bolschewistischen Theorien über Sozialismus und fönliche Freiheit nicht einverstanden feien, die MeinungSverfchie
Form der Schul«. Aufstiegsmöglichkeit«« für Dogochte müsse» geschaffen werden, auch wenn sie früh schon haben einen praktischen Beruf ergreifen müssen. Dre Einheitlichkeit des deutschen   Schulwesens mutz sichergestellt werden. Di« Lehrer- bildung muß auf eitte einheitliche Grundlag« gestellt werden.(Sehr richtig!) Hier können keine Gesetze helstn, wenn nicht alle Lehrer davon überzeugt sind, daß si« dieselbe Mis- s i o n der Verseelung und Vergeistigung zu erfüllen haben. An diesen Aufgaben lasse» Sie uns arbeiten. Dann werden wir uns mehr Achtung auch vor anderen Völkern erringen als ein in Waffen starrender siegreicher Staat.(Lebhafter Beifall.) Staatssekretär Heinrich Schulz  legt die Aufgaben der Konferenz dar. Die Regierung will keine burenukratische Gesetzgebung vom grünen Tisch, sie wrrd sich auch nicht auf die einmalige Mitarbeit der Schulmänner beschränken. Wer einmal sollten alle berufenen Persönlichkeiten zusammenbe- rufen sein zu dieser Sachverständigen-Konferenz. Hier sollen nicht durch künstliche Mittel künstliche Ergebnisse erzielt werden, sondern auS freiem, sachlichem Austausch der Meinungen sollen sich die Er- gebnisse herausschälen. Die Schulkonferenz ist kein Parlament. Die Regierung würde es bedauern, wenn ein unsachlicher Nachhall politischer Parteifragen hier hineintöne. Die derzeitig im Gang befindliche Umbildung der Regierung kommt für die Konferenz nicht in Frage. Gegensätze sollen nicht der- schleiert, sondern sachlich erörtert werden. Die Abstimmungen sollen der Regierung einen Schluß ermöglichen auf die Zahl der Anhänger der gutachtlichen Aeußerungen. Von Sachverständigen abgefaßte Protokolle über die Konferenz sollen neben den stenographischen Be- richten der Regierung für lange Zeit Grundlage und Anregung geben und zur Auswertung der Ergebnisse der Tagung im einzelnen führen. Auf die Mitarbeit der Sachverständigen toitb auch ferner nicht verzichtet werden.(Beifall.) Unmittelbar nach der Rede des Unterstaatssekretärs Schulz fetzt ein erstes Gewitterrollen ein, das auf einen harten Zusam- menprall der auf der Konferenz vertreteneu Gegensätze schließen läßt. Der Abg. Mumm betont namens seiner Gesinnungs- freunde, daß sie zwar in der Konferenz mitarbeiten wollten, aber Protest erhöben gegen diese Konferenz, die unter einer Re- gierung stehe, die dem Präsidenten ihr Portefeuille zur Verfü- aung gestellt habe. Er protestiert außerdem gegen die nach seiner Meinung willkürliche Besetzung der Ausschüsse. Ebenso erhebt Marx namens der katholischen Lehrervereinignngen und Schul- orgauisationen Protest und erklärt, daß die Abstimmungen kein Abbild der Anschauung des Gesamtvolkes abgeben könnten, er wünscht, daß auf Abstimmung überhaupt verzichtet werde. Nachdem Reichsminister Koch hierauf erwidert hat, können die Referenten mit ihren Referaten beginnen. Kerschensteiner, mit Beifall begrüßt, kann seine sachlichen Ausführungen in Ruhe zu Ende führen. Sebr lebhaft gestaltet sich aber die Situation wieder, als Direktor Binder vom Philo- logenverband das Wort zu seinen überaus reaktionären Darlegungen nimmt. Seine persönliche Polemik namentlich gegen TewS er­regt Stürme des Widerspruches, so daß er minutenlang am Weitersprechen verhindert ist. Ms letzter Referent nimmt Tews selbst trotz des einmal ein- gebrachten Protestes des PhilologenverbandeS   das Wort. Schluß um 12) Uhr.
heitcn zurückgestellt und zusammen mit den Menschiwiki beschlossen, die bolschewistische Regierung zu unterstützen, bis der Krieg mit Polen   beendet sei. Die Regierungen von Europa   hätten einen großenFehler begangen, als sie das polnische Wentcuer unter. stützten. Turner erklärte, die Delegatio« werde in ihrem Bericht empfehle«, die Handelsbeziehungen mit Rußland  wieder aufzunehmen und jede Hilfe an Polen   und andere Länder, dir gegen Rußland   austräten, einzustelle«. Amsterdam  , 10. Juni. Lloyd George   sagte gestern im Unterhaus, die Frage der auswärtigen Schulden Rußlands  sei zwischen der Regierung und den Sowjetvertretern besprochen worden.
Die Organisation der Roten Armee." DieDeutsche Tages- .zeidung" veröffentlicht«inen angeblichen Plan zur Organisierung einer Roten Armee. Der Plan sieht genau so aus. als ob er von einem Kapp-Offizier in Verbindung mit einigenzuverlässigen K.-A.-P.-D.-Leuten ausgearbeitet wäre zu dem Zweck, in der Deutschon Tageszeitung" veröffentlicht zu werden. Vernünftige Arbeiter können daraus ersehen, wie alle Spielereien mitRoten Armeen" nur den höheren Zwecken der Reaktion»>» tienen bestimmt sind.
GroßSerlm Des Holzhaus.. Auf einem kleinen freien Platz zwischen hohen und dunk- len Hausmauern war seit Jahren ein kleines Holzhaus auf- gestellt, das dem Zweck dienen sollte, alle, die es nach einem eigenen Hause gelüstet, zum Kaufe eines solchen Holzhaus chens anzuregen. Es war das für viele eine sehr angenehme und freund- liche Aussicht, denn das besagte.Häuschen hob sich sehr an- heimelnd auS der Schwärz« der umgebenden Mauern her- aus. ES war mit schönen bunten Farben gemalt, wie es die Nordländer in ihren Häusern lieben, und vorn gewährte ein Blick durch die Veranda Einsicht in die drei kleinen Zim- mer, so daß man es sich in Gedanken bereits ganz nach Be- lieben einrichten konnte.Hier, das könnte eine Schlaf- 'immer werden und da würde gerade der große Schrank neinpassen und da wäre auch Platz genug für die Kinder- �ten und den großen Tisch". So dachten viele Leute, die /regelmäßig vorübergingen d immer noch Zeit genug hatten, einen Äugenblick stehen bleiben und eine kleine Zukunftshoffnung zu nähren. nn es war so praktisch, man konnte dieses HauS überall .stellen� Es paßte in jede Landschaft, an jeden Waldes- im; es war überallhin versetzbar, wo sich nur ein Stück en Bodens finden ließ. Dann war der Preis nicht hoch(er stand angeschrieben). genügte, jeden Monat etwas zurllckzulegßn, um nach resschluß sich das ganze hübsche Ding kaufen zu können. ?iele rechneten schon und sparten im stillen.  ann wurde das Haus teurer.... Nun, eS würde �was länger dauern, bis man es wirklich hatte. n wurde es wieder teurer und nochmal. bis die ie vorbeigingen, denn von dem gesparten Geld sich lange andere Dinge kaufen, so z. B. einen
Anzug, der fetzt ebensodiel kostete, wie einst daS ganze HauS. Aber das Haus stand doch noch da; eS wurde nicht mehr teurer, das war ein Trost; es konnte soaar billiger werden... Dann war es eines Tages fort, ganz fort und wo eS stand, war ein grauer Fleck im Sand. Die Leute, die vorüber- gingen und sich Pläne gemacht hatten, erschraken. Irgendwo soll es ja noch mehr Holzhäuser geben; aber gerade dieses Haus, an das man sich so gewöhnt hatte, das so gut gepaßt hätte.... Die schwarzen Mietskasernenmauern starrten ehern. Die Leute gingen fortan mit einer erdrückten Hoff- nung vorüber, grimmig und schürzten die Lippen. K.
Zwei Abschlachtnnge«. Die gestrige Berliner   Stadtverordnet ensitzung wird von derDeutschen Tageszeitung" in ihrem SitzungSberiP einSpektakelstück" genannt Die Bezeichnung ist zutreffend, fve-.- lich in anderem Sinne als in dem von diesem deutschnatwnal- agrarischen Blatt gemeinten. Zu Spektakelstücken sind immer mehr die Berliner   Stadtverordnetensitzungen geworden, weil die Partei- freunde derDeutschen Tageszeitung" jede Gelegenheit zur An- zettelung von Kraleelereien benutzen. In diesem Punkt wetteisern sie mit den Unabhängigen, die wie sie daS Rathaus aus einer Stätte ernster Arbeit zu einem Tummelplatz für AgitatwnSredner ge- macht haben. Ein Spektakelstück hatte die aus Deutsch   na t i o n a l e n und Deutschvolkspartei lern bestehendeBürgerliche Ver- einigung" sich versprochen, als sie immer wieder nach Rechnung?- legung über die kriegswirtschaftliche Lebensmittel- Versorgung der Stadt verlangte. Tie Mannen des Statt­verordneten Pfarrer Koch hofften, durch die Höhe der Verluste zeigen zu können, daß die ihnen verhaßte Zwangswirtschaft schleu- nigst beseitigt werden muß. Gestern wurde ihnen durch �Ober- Bürgermeister Mermuth   s Mitteilungen über die Verhältnis- mäßig geringen Verluste(12 Millionen bei 4 Milliarden Umsatz bis Mitte 1919, d. h. auf je 1000 M. Umsatz 3 M. Verlust) das Konzept so gründlich verdorben, daß Herr 5koch selber seine«Ueber- raschung" staunend eingestand und dann in dem an ihm bekannten klobigen Ton überSchönfärberei" schimpfte. Der Oberbürger- mcister vollzog an dem deutschnationalen Spektakelmacher die ge- bührende Abschlachtung. Ein ähnliches Schicksal mußte ein Unabhängiger, der Stadtrat Weise, über sich ergehen lassen. Man wollte der voll- besetzten Tribüne, die diesmal hauptsächlich von BureauhilfS- k r ä f t e n des Magistrats besucht war, wieder einmal zeigen, daß einzig und allein die Unabhängigen" jede Lohnforderung ohne Zaudern bewilligen. Herr Weise aber mußte sich sagen lassen, daß in der Großen Deputation bei den Beratungen über den Tarif der Burcauhilfskräfte auch er den Schiedsspruch für unannehmbar erklärt hatte. Die Leser derFeiheit" erfahren aus ihr von dieser an dem Führer der Unabhängigen vollzogenen Wschlachtung nichts. Auch über die Festnagclung der Lügen des unter den demon- strierenden Bureauhilfskräften verteilten Handzettels, der füt_ die Stadtverordnetenwahl vom 2g. Juni die Liste der Unabhängigen empfahl, gleitet dieFreiheit" mit einer nichtssagenden Bemerkung hinweg. Deutschnationale und DeutschvolkSparteiler wie Unabhängige sind in dieser Stadtverordnetensitzung nicht auf ihr« Rechnung ge- kommen. Am 20. Juni sollen die Wähler ihnen die Quittung geben._
Ter Uebergang zur Einheitsgemeinde. Unter dem Vorsitz des Oberburgerm-isters Wermut? fand gestern vormittag im Berliner   Rathause eine Zusammen- kunft der Bürgermeister und sonstigen führenden Persönlichkeiten aller Groß-Berliner Gemeinden statt. ES handelte sich um eine erste allgemeine Aussprache, die«inen Ueberblick über die zur Durchführung des Gesetzes Groh-Berlin  erforderlichen Verwaltungsmaßiiahmen geben sollte. Bestimmte Beschlüsse konnten natürlich noch nicht gefaßt werden; die Be- sprechungen sollen bis zur Wahl deZ neuen Magistrats von Zeit zu Zeit wiederholt werden. Die Gemeinden Groß-BerlinS sind vom Magistrat Berlin, wie bereits mitgeteilt, aufgefordert worden, ihren Poranschlag für 1920 als Unterlage für den ersten GesainthaushaltSplan deS neuen Berlin   einzureichen, auch wenn die Einnahmen und Ausgaben mangels genügender Dek- kung nicht ausgeglichen werden können.
Im Kampf mit Einbrechern qetötet. Zu einem schweren Kampfe kam es in der vergangenen Nacht am Kottbuser Ufer zwischen zwei P o l i z e i w a ch t m e: st e r n und Einbrechern. Auf dem Grundstück 1215 befinden sich Stal» lungen und Lagerplätze, u. a. der Lagerplatz der Eisenhandlung von Emil H. W o l f f mit dem Hauptkontor. Auf dem Grundstück wohnt neben den Stallungen nur eine Fuhrmannswitwe. Di« Eisen- Handlung von Wolff hat erst neuerdings zur Sicherheit ihre» Eigentum? eine Lärmvorrichtung anbringen lassen. In der vergangenen Nacht usti zwei Uhr schlug die Glocke an. Ein Ein- bischer hatte den Schlüssel in daS Schloß der Kontortür gesteckt und so die Vorrichtung in Tätigkeit gebracht. Die Diebe waren also unbemerkt sck>on auf den Platz gelangt. Zwei Polizeiwacht­meister, die des Weges kamen, borten die Lärmglocke unä> eilten herbei. Bevor sie jedoch das Grundstück betreten konnten, er- ielten sie vom Zaun her Feuer. Ein Helfershelfer der Em- recher, der Schiniere gestanden haben muß, hat diesen wahr« scheinlich ein'Zeichen gegeben, daß Gefahr drohe. Polizeiwacht- meister Gilbert aus der Ratiborstraße 13 erhielt drei Schüsse und brach auf der Stelle tot zusammen. Sein Kamerad, Polizeiwachtmeistör Predel wurde ebenfalls schwer getrof- fe n, Beamte der Sicherheitspolizei, die auf die Schüsse hin herbei- eilten, fanden den Toten und den Schwerverletzten auf. Bei ihnen lagen Patronenhülsen. Die Beamten müssen also da? Feuer erwidert haben. Ob von den Verbrechern jemand verletzt ist, weiß man aber noch nicht. Wahrscheinlich haben sie auS Deckung ge- schassen. Die Sicherheitsbeamten ließen den schwerverwundeten Wachtmeister Predel nach dem Krankenhaus bringen. Gilbert wurde nach der Rettungsstelle am Görlitzer Bahnhof gebracht. Hier konnte aber der Arzt nur noch den Tod feststellen. Die Sicherheitsbeamten suchten das Grundstück nach den Einbrechern ab, fanden aber niemand mehr. Bei zwei Verhaftungen, die für» darauf vorgenommen wurden, ist man auch nicht sicher, ob eS sich tatsächlich um die Einbrccber handelt, die auf hie Wachtmeister ge- schössen haben. Der verletzte Polizeibermte Predel liegt so schwer danieder, daß er noch nicht vernommen werden konnte. Zahle bargeldlos!" predigc-n alle möglichem Vehördorr. Das Preußische Statistische LandeZamt ist ein« Behörde. die selber noch dieser Mckhnirng bedarf. Die Kasse deS Lande samts hat ein Postscheckkonto, macht aber gegenfflber den statistischen Heim- avbcitern kennen Gebrauch davon. Die Lohndeträge werden ihnen durch Postanweisung zugeschickt, und mich Wünsche aus Ucberwei- suny cm eine Sparkasse ble-iben unbcrücksichttgt. Zeitwe-ise geht die Zahl der Heimarbeiter des Statistischen Landesamts in die Hnn» dette, die Postanweisung:» können also im Jahr« nach Tausenden zählen. Natürlich schmälern die teuren Postgebühren den sauer verdienten Lohn, Ist es denn so furchtbar schwer, sich aus einem ausgefahrenen Geleise heran Szurappeln? Neukölln. DaS Säuglings- nnb Mütterheim, dessen Bau die Gemeindebehörden im Februar vorigen Jahres beschlossen, sollte nach dem damals auf, restellten Voranschlag 1200 000 M. kosten. Inzwischen sind die Baustoffpreise und die Arbeiterlöhne so ge- stiegen, daß die Baukosten, die Anfang vorigen Jahres erst da? Dreifache des Betrages aus der Zeit vor dem Kriege waren, beute bereits das Zwölf- bis Dreizchnfache erreicht haben. Der Magistrat berechnet jetzt die Baukosten auf 5 000 000 M. und fordert daher Nachbewilligung von 3 800 000 M.