Nr. 298 37.Jahrgang
3. Beilage des Vorwärts
DEUTSCHE BANK.
Wir beehren uns, den Bericht über das fünfzigste Geschäftsjahr unserer Bank vorzulegen, deren Betrieb am 9. April 1870 eröffnet wurde.
In Rücksicht auf die durch den unglücklichen Ausgang des Krieges entstandene traurige Lage unseres Vaterlandes haben wir davon abgesehen, diesen Tag festlich zu begehen. Wir haben zur Erinnerung unseren Angestellten, ferner den pensionierten Beamten und Pension beziehenden Witwen und Waisen eine Jubiläumsgabe gewährt und unseren Beamten davon Kenntnis gegeben, daß wir im Einvernehmen mit unserem Aufsichtsrat bei der Generalversammlung die Errichtung eines Jubiläumsfonds beantragen werden, der bis zur Höhe von zehn Millionen Mark angesammelt werden soll. Der Antrag steht auf der Tagesordnung unserer Generalversammlung vom 30. Juni d. J.
Unserem Institut war im verflossenen halben Jahrhundert eine glückliche Entwicklung beschieden. Der Sonderaufgabe, die unserer Bank bei ihrer Gründung gestellt wurde, den geldlichen Verkehr der deutschen Heimat mit überseeischen Ländern zu pflegen, ist sie in weitgehendem Umfang gerecht geworden. Im Zusammenwirken mit führenden Unternehmungen der Industrie hat sie die Bahnen schaffen helfen, die der Ausbreitung unserer wirtschaftlichen Betätigung im Auslande zugute kamen.
Zu gleicher Zeit wuchs ihre Stellung und Bedeutung dadurch, daß es ihr gelang, auch für den Geld- und Kreditverkehr des Inlandes neue Wege zu finden. Das deutsche Bankwesen hat durch die organische Verbindung des Wertpapier- und Kontokorrentgeschäfts mit dem Betrieb der Depositenkassen eine Gestaltung erfahren, die sich in den letzten Jahrzehnten und ganz besonders in den Stürmen der Kriegszeit voll bewährt hat. Wenn es eines Beweises bedürfte, daß der zurückgelegte Weg richtig und nützlich gewesen ist, so liegt er in der Tatsache, daß die Organisation unseres Bankwesens auch bei unsern früheren Feinden vielfach als mustergültig anerkannt wird.
Während der fünf Jahrzehnte des Bestehens der Deutschen Bank hat es nicht an Krisen gefehlt, die das wirtschaftliche Leben unserer Heimat und des Auslandes auf das schwerste schädigten. Erwähnt seien der Börsenkrach im Jahre 1873, die Pariser Börsenkrisis in der Wende der Jahre 1881/1882, die russisch - englischen Wirren in der Afghanistan - Frage im Jahre 1885, die Zahlungseinstellung verschiedener Staaten 1892/1893, die Börsenredoute in Deutscland 1900 mit ihrne tiefgreifenden Nachwirkungen im Jahre 1901, die Welthandelskrisis 1907. Alle diese Ereignisse mit ihren verhängnisvollen Folgen vermochten das Vorankommen unserer Bank nicht zu hemmen. Einzelne Merkmale ihrer Entwicklung seien in Erinnerung gebracht:
Es betrugen die Umsätze
am Ende des 1. Jahrzehnts 1879
In Millionen Mark
.
8,834
99
99
97
2.
1889
28,125
&
"
1899
50,770
L
99
99
90
1909
. 101,780
"
"
Jahres
1913
. 129,201
99
99
99
99
20
1918 1919
•
242,952 426,878
An diesen Umsätzen waren beteiligt
das Kontokorrentgeschäft
1879 mit
3,373 Millionen Mark
das Wertpapiergeschäft mit 1,397 Millionen Mark 4,282
1889
9
11,608
99
99
1899
"
21,231
99
» 4,529
1909
"
46,654
"
99
6,366
90
1913
" 9
61,068
» 4,655
1918" 120,401
1919
» 212,933
99
7,522 6,546
99
99\
79
Die alle Ziffern des letzten vollen Friedensjahres weit übersteigenden Umsätze der Jahre 1918 und 1919 sind allerdings stark durch die Wertverminderung der Reichsmark beeinflußt.
Die Summe der der ank stellte sich
anvertrauten
fremden Gelder
Ende 1879 auf rund
•
.
1889
"
99
99
24
1899
99
99
68,5 Millionen Mark 217,3 479.9
"
90
39
9
1909
97
50
1 294,8
50
1913
19
99
"
1 580,0
"
1918
99
"
"
•
V
6 740.1
"
1919
99
13 822,0
59
Im laufenden Jahre haben die fremden Gelder einen weiteren Zuwachs erfahren.
Für den Gescäftsumfang der Deutschen Bank gibt die folgende Uebersicht einen Anhalt. Es betrugen die fremden Gelder:
bei der
Deutschen Bank
mit einem Aktienkapital von
1 Million Mark und darüber in Millionen Mark:
1913.
1,580
1918
.
•
6,740
9,642 29,961
also in Prozenten für die Deutsche Bank
16,39 22,48
Die Zahl der bei der Bank geführten Konten ist von der bescheidenen Ziffer im ersten vollen Betriebsjahr( 1871): 472 gestiegen
1889 auf 20,428
1899
9
64,612
1909
227,985
99
1913
99
289,709
1918
99
1919
573,367 601,921
97
Die Bank hat gegenwärtig außerhalb Berlins 108 Niederlassungen. Sie bat außer ihren Berliner Gebäuden, die eine Bodenfläche von 22 844 qm umfassen, eigene Gebäude in 62 Städten.
Der Krieg hat den geregelten Gang unseres Wirtschaftslebens unterbrochen und Handel und Gewerbe unseres Landes bis in ihre Fundamente Erschütteri. In die Organisation unserer Bank hat er auch unter anderem dadurch empfindlich eingegriffen, daß er die Tätigkeit unserer ausländischen Niederlassungen lahmlegte. Andererseits haben sich nach Friedensschluß die Umsätze mit dem Auslande außerordentlich vermehrt, indem fremde Unternehmer und Kapitalisten im Vertrauen auf die deutsche Arbeitskraft große Beträge von Reichsmark kauften und für diese Gelder Betätigung in Deutschland suchten. Ein Teil ift zum Erwerb von Wertpapieren verwendet worden, die Guthaben sind jedoch immer noch außergewöhnlich hoch. Es ist dies von großer Bedeutung für die künftige Entwicklung und den Wiederaufbau unserer Wirtschaft; denn die neu geschaffenen Verbindungen rechtfertigen die Hoffnung, daß der Wert der deutschen Mitwirkung in der Weltwirtschaft allmählich wieder Anerkennung findet. Es wird um so eher geschehen, je schneller sich die Verhältnisse des Arbeitsmarktes besern.
Das hervorstechendste Kennzeichen der bankgeschäftlichen Tätigkeit im vergangenen Jahre war ein ungewöhnlich großer Umfang des Börsengeschäfts. Als sich nach der Unterzeichnung des unheilvollen Friedens und nach Aufhebung der Blockade unsere Valuta täglich verschlechterte, weil es unmöglich war, die großen Mengen notwendiger und überflüssiger Einfuhrwaren anders als mit deutschem Gelde zu bezahlen, nahmen die Umsätze an der Börse eine Ausdehnung an, der gegenüber die vorhandenen Einrichtungen und die verfügbaren Arbeitskräfte versagten. Die gesteigerte Inflation wurde die Ursache einer Effektenspiel wut, die in den ersten Monaten des laufenden Jahres jedes Maß überstieg. Die Börsenbehörden sahen sich genötigt, vorübergehend den Verkehr auf nur drei Tage der Woche zu beschänken
In den vorangegangenen Kriegsjahren hatten die regelmäßig ausgegebenen Kriegsanleihen das beliebteste Anlagepapier gebildet. Seit der Revolution jedoch übte das Publikum den Anleihen des Reiche's gegenüber Zurückhaltung. Die im November v. J. aufgelegte, mit großen Vorteilen ausgestattete Spar- Prämienanleibe hatte Dur einen mäßigen Erfolg; ihr Ergebnis wäre entschieden größer gewesen, wenn nicht zur Zeit der Emission in der Nationalversammlung die unheilvollen. die Sparkraft und Kapitalbildung schädigenden Steuergesetze zur Verhandlung gestanden hätten. Als im September auch für die festverzinslichen Werte die amtliche Notierung wieder eingeführt werden sollte, war daher eine Stitze für die Kursnotierung der Reichsanleihe nötig. Es tat sich die gesamte deutsche Bankwelt zur Gründung der Reichsanleihe- Aktiengesellschaft zusammen, die den Kurs der Anleihen stabil halten konnte.
Da der Staat die Arbeit der Notenpresse durch die Aufnahme großer langfristiger Anleihen nicht mehr in erträglichen Grenzen halten konnte und die Einziehung der verschiedenen neuen Steuern wegen technischer Mängel noch nicht vor sich ging. wurde der gesteigerte Goldumlauf nicht abgeschöpft und wirkte auf allen Gebieten des gewerblichen Lebens preisverteuernd. Die Folge war die fortgesetzte Steigerung der Lohnforderungen, denen die Unternehmer nachgaben weil es ihnen angesichts des großen Warenhungers möglich war, die Mehrausgaben durch
Geschäftsbericht für das Jahr 1919.
Hinaufsetzen ihrer Verkaufspreise auszugleichen. Die Industrieaktien, von denen das Kapital, verängstigt durch die Ansprüche der Arbeiter und durch die drohende Sozialisierung in den ersten Monaten nach der Revolution, sich abgewendet hatte, wurden zu beliebten Anlagepapieren und im weiteren Verlauf zum Gegenstand zügelloser Spekulation, da die unheimlich wachsende Teuerung, der die bisherigen Einkommen nicht gerecht werden konnten, immer weitere Kreise des Volkes zu Spielern machte. Die Beteiligung am Erwerb von Industrieaktien wurde auch dadurch gefördert, daß die Enteignung der ausländischen Wertpapiere und die erzwungenen Verkäufe großer Industrieunternehmungen in dem besetzten Gebiet goße Geldbeträge in Bewegung setzten, die in erster Linie dem Effektenmarkt zuströmten.
Durch das Schwanken unserer Währung ist ein unsicherer Faktor in die Beurteilung der allgemeinen Wirtschaftslage gekommen. Gesichtspunkte, wie die Preisentwicklung der Rohmaterialien, der Ausfall der Ernte, die Verkehrsverhältnisse, die Steuerlasten, der Wettbewerb anderer Unternehmungen, die früher einen Anhalt für die Kursbewertung boten, haben an Bedeutung verloren, weil die nicht übersehbare Entwicklung der Valuta jede Schätzung unmöglich macht. So niedrig die Mark noch immer bewertet wird, so hat doch die ziemlich unerwartete Besserung im Monat März dieses Jahres einen großen Umschwung in der allgemeinen Wirtschaftslage hervorgerufen. Für die in den Vormonaten zu jedem Preis angefüllten Läger der Warenhändler fehlt gegenwärtig der Absatz, weil das Publikum in Erwartung billigerer Preise mit seinen Einkäufen zurückhält. Auf die stellenweise zügellosen, für unsere Währung und Wirtschaft gleicherweise schädlichen Einkäufe ausländischer Waren während der Periode des scharfen Niedergangs unserer im Interesse Valuta haben wir unter Mißbilligung mancher Kunden- der Allgemeinheit und im wohlverstandenen Interesse der Kunden selbst nach Möglichkeit eindämmend einzuwirken versucht.
1
Die Größe des wirtschaftlichen Chaos in Europa hat anscheinend die Auffassung unserer bisherigen Gegner gegenüber den Verhältnissen unseres Landes geändert. Wäre nach dem Waffenstillstand die Blockade gefallen, wären zur Bezahlung von Nahrungsmitteln die in Deutschland beschlagnahmten ausländischen Wertpapiere angenommen worden, wäre nicht für uns der Zwang entstanden, diese Einfuhren unter großen Opfern mit Gold und durch Reichsmark- Verkäufe zu begleichen, so hätte man schon früher mit einer Hebung unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit rechnen können.
Immer fühlbarer wird es, daß wegen der gestiegenen Löhne, der hohen Preise für Rohmaterialien, der verteuerten Kosten für Anlagen jeder Art die verfügbaren Mittel unserer Industrie nach und nach erschöpft worden sind und aufgefüllt werden müssen. In der Mitte vorigen Jahres wurde zunächst die Beschaffung neuer Mittel durch die Ausgabe von Obligationen bewirkt, seit der Jahreswende und weiterhin durch Erhöhungen, zum Teil durch die Verdoppelung des bisherigen Grundkapitals. Dadurch werden an den Kapitalmarkt große Anforderungen gestellt. Die Erscheinung ist international. Im Ausland. hat sie bereits ihren Ausdruck in einer Steigerung der Diskontsätze der großen Noteninstitute gefunden. Daß nicht durch schroffes Eingreifen des Staates in das gewerbliche Leben das deutsche Kapital abgeschreckt wird, seine Mitwirkung zu leihen in einer Zeit, in der es sich darum handelt, unserer Industrie diejenigen Mittel zuzuführen, die sie zur Steigerung ihrer Produktion und zur Erhaltung ihrer Kraft im Wettbewerb auf dem Weltmarkte befähigen, ist die Sorge der nächsten Zukunft.
Im einzelnen ist folgendes zu berichten:
von
uns
und
der
Wie im vorangegangenen Geschäftsjahr haben wir die Bilanzzahlen unserer ausländischen Filialen nach deren letzten an uns gelangten Ausweisen in unseren Abschluß unter vorsichtiger Bewertung der Aktiven Die Bearbeitung ihrer Geschäfte, soweit sie durch den eingestellt. Friedensvertrag unserer Mitwirkung nicht entzogen ist, erfolgt in besonderen Abteilungen innerhalb des Betriebes unserer Zentrale. Die für Rechnung des Deutschen Reiches Reichsbank im Ausland übernommenen Verpflichtungen sind infolge der Steigerung der Wechselkurse erheblich größer als im Vorjahre; auch die Avalverpflichtungen haben sich auf dem gleichen Grunde vermehrt. Doch ist hervorzuheben, daß sich in beiden Fällen die Beträge in fremder Währung durch Abdeckungen stark ermäßigt haben. Die Verminderung hat sich im laufenden Jahr fortgesetzt, so daß Ende April noch 674 Millionen Mark Verpflichtungen für Rechnung des Deutschen Reiches und der Reichsbank und 950 Millionen Mark Verpflichtungen aus Avalen vorhanden waren.
Unser Akzeptkonto ist durch das Wiederaufleben des Handelsverkehrs und besonders wegen des vermehrten Außenhandels höher als im Vorjahr. Besonders ist dies für einige unserer Filialen der Fall. Unsere Niederlassungen haben befriedigend gearbeitet.
Das Konto Bankgebäude ist unverändert geblieben, da die Aufwendungen für die besonders durch die Ausdehnung unserer Filialen bedingten Neuerwerbungen und Neubauten durch die vorgenommenen Abschreibungen ausgeglichen wurden.
Im Geschäftsjahr hat sich die Unruhe der Bankangestellten nooh gesteigert. Verhandlungen des Verbandes Berliner Bankleitungen über den Abschluß eines örtlichen Tarifvertrages, welche im Verfolg des Schiedspruchs vom 20. April 1919 geführt wurden, verliefen ergebnislos. Um indes der steigenden Teuerung Rechnung zu tragen, bewilligten die Verbandsbanken den Angestellten anstatt der von ihnen vom Tarif erhofften Einkommenserhöhung eine Abgeltungssumme und ließen außerdem für die Zeit vom 1. Oktober 1919 ab eine Erhöhung der Teuerungszulage eintreten, welche mit Beginn des laufenden Jahres eine weitere Steigerung erfuhr.
Inzwischen war auf selten der Angestelltenorganisationen das Verlangen nach Zusammenschluß der örtlichen Verbände der Bankleitungen zu einem Reichsverbande und Abschluß eines Reichstarifs verschärft hervorgetreten. Dem Verlangen ist durch Errichtung des Reichsverbandes der Bankleitungen entsprochen worden. Auch die Verhandlungen dieses Verbandes führten zu keiner Einigung. Der Reichsverband bat indes, ohne den am 3. März 1920 ergangenen Schiedsspruch, anzunehmen, den Angestellten die darin festgesetzten Einkommensbezüge mit Wirkung vom 1. Februar dieses Jahres ab in Form einer Neuregelung gewährt. Seine Erwartung, dadurch Ruhe in der Angestelltonschaft zu schaffen, ist leider nicht in Erfüllung gegangen. Nachdem schon früher in Hamburg und an einzelnen anderen Plätzen gestreikt worden war, brachen an zahlreichen Orten im Rheinland , in Westfalen , Bayern , Sachsen , Schlesien und Ostpreußen hartnäckige Streiks aus, bei denen es vielfach, zum Teil unter Zuziehung von nicht zu den Bankangestellten zählenden Elementen, zu gewaltsamem Vorgehen gegen die Arbeitswilligen und zu sonstigen bedauerlichen Ausschreitungen gekommen ist. Nachdem die Streiks teils zusammengebrochen, teils beigelegt waren, wurde die Arbeitseinstellung, soweit sie noch bei Aufnahme von Einigungsverhandlungen vor dem Reichsarbeitsministerium bestand, durch ein Abkommen beendet, in welchem der Reichsverband für die Zeit vom 1. April dieses Jahres ab eine neue Erhöhung der Teuerungszulage auf sich nahm.
Die persönlichen Aufwendungen für die Angestellten, welche sich für das Jahr 1917 auf 41,9 Millionen, für 1918 auf 60,7 Millionen beliefen, erhöhten sich für das Jahr 1919 auf 90,6 Millionen und dürften sich für das laufende Geschäftsjahr schätzungsweise auf etwa 180 Millionen steigern. Die Zahl der Angestellten am Ende des Geschäftsjahref hat gegenüber dem Stande vom 31. Dezember 1918 eine Erhöhung nicht erfahren. Der rege Geschäftsverkehr und der erweiterte Geschäftsumfang brachten im Berichtsjare eine außerordentlic große Arbeitslast mit sich. Hierzu trat die völlig unproduktive Arbeit, die den Banken durch immer neue Gesetze und Verordnungen insbesondere auf dem Gebiete der Steuergesetzgebung und der Maßnahmen zur Verhütung der Kapitalabwanderung auferlegt wurden. An die Arbeitskraft der Angestelltenschaft mußten ganz ungewöhnliche Anforderungen gestellt werden. Wir erkennen gern an, daß mit Eifer, zum großen Teil mit vollem Einsatz aller Kräfte gearbeitet worden ist.
Das Konto der Handlungsunkosten zeigt ohne Berücksichtigung der Steuern und Abgaben eine Erhöhung auf M. 117 487 473,31. Die andauernde und auch im laufenden Jahr wieder in erheblichem Umfang vorhandene teigerung dieses Kontos ist für uns ein Gegenstand großer Sorge.
Für Steuern und Abgaben hatten wir einschließlich der Rücklage für Zinsbogensteuer und der Geldumsatzsteuer M. 25 059 847,20 zu erlegen gegen M. 14 203 502,69 im Vorjahre.,
Der Ertrag aus Dauernden Beteiligungen" und Kommanditen enthält die für 1918 vereinnahmten Dividenden auf unseren Besitz an Aktien
Sonntag, 13. Juni 1920
Das Anwachsen unserer ,, Dauernden Beteiligungen" erklärt sich sue unserem Besitz an Aktien der Reichsanleihe- Aktiengesellschaft.
Die Deutsche Ueberfeeische Bank hat die Bilans ftir 1919 bis jetzt noch nicht fertigstellen können. Ef ist jedoch ein gutes Ergebnis zu erharten, da nicht nur bei der hiesigen Zentrale der Geschäftsumfang erheblich zugenommen hat, sondern auch die überseeischen Niederlassungen mit dem Eintritt des Friedenszustandes ihre Tätigkeit auf allen Gebieten mit Erfolg wieder aufnehmen konnten. Die Deutsch - Ueberseeische Elektrizitäts- Gesellschaft wird für 1919 wiederum nur eine Dividende von 6% auf die Vorzugsaktien verteilen, während auf die Stammaktien eine Dividende nicht ausgezahlt werden kann. Im Jahre 1919 erreichten die Kosten der Brennstoffbeschaffung ihren Höhepunkt. Seit Friedensschluß ist hierin eine Besserung eingetreten, so daß jetzt auch in Buenos Aires wieder Ueberschüsse erzielt werden. Andererseits macht sich jetzt aber auch die Notwendigkeit geltend, in der Unterhaltung und Ausgestaltung der Werke vieles nachzuholen, was während der Kriegsjahre unterbleiben mußte, und den wachsenden Bedürfnissen der in steter und rascher Entwicklung begriffenen südamerikanischen Arbeitsgebiete der Gesellschaft Rechnung zu tragen. Die gegenüber der Vorkriegszeit stark erhöhten Weltmarktpreise einerseits, die katastrophale Entwertung der Mark andererseits stellten die Gesellschaft hinsichtlich der künftigen Kapitalbeschaffung vor ein Problem, das unlösbar schien. Die Verwaltung hat sich daher schweren Herzens entschlossen, den Aktionären das Angebot einer spanischen Bankengruppe zur Annahme zu empfehlen, das die Ueberführung der Aktiva der Gesellschaft auf eine zu bildende spanische Aktiengesellschaft zum Ziele hat. Die Aktionäre erhalten danach im Umtausch für ihre Aktien Werte der neuen spanischen Gesellschaft, teils in Form von 6% igen Rentenbons, teils in Form von Aktien, so daß sie auch an der weiteren Entwicklung des Unternehmens beteiligt bleiben. Durch die Vereinbarungen mit der spanischen Bankengruppe sind die deutschen Interessen sowohl in materieller wie auch in sonftiger Hinsicht derart gewahrt, daß die geplante Umwandlung als ein unter den gegebenen Verhältnissen für alle Teile befriedigender Ausweg aus einer leider unhaltbar gewordenen Situation betrachtet werden darf, so schmerzlich es auch an und für sich ist, ein so bedeutendes überseeisches Unternehmen, das deutscher Initiative seine Entstehung verdankt, in fremde Hände übergehen zu fehen.
Ueber das Schicksal verschiedener anderer uns naheftehender Auslandsunternehmungen ist noch nicht entschieden.
Die Deutsche Petroleum- Aktien- Gesellschaft verteilte wiederum 8% Dividende. Die noch unter Zwangsverwaltung stehende Steaua Romana Aktien Gesellschaft für Petroleum- Industrie, Bukarest , hat für das Jahr 1918 eine Dividende von 16%( wie für die Vorjahre) erklärt.
-
Der Bayerische Lloyd- Schiffahrts- Aktiengesellschaft hat seinen Verkehr im laufenden Jahr, zunächst allerdings in beschränktem Umfange, wieder aufgenommen.
Die Bayerischen Stickstoffwerke A.-G. befinden sich in erfreulicher Entwicklung und haben neuerdings ihr Kapital auf 18 M- lionen Mark erhöht.
Von Gemeinschaftsgeschäften erwähnen wir:
Gründung
der Reichsanleihe- Aktiengesellschaft, Kapitalerhöhungen
der Hubertus Braunkohlen A- G. 6% Vorzugs- Aktien,
der Braunschweigischen Bank u. Kreditansalt A.- G..
der Aktien- Gesellschaft vorm. Seidel& Naumann,
der Mechanischen Baumwoll- Spinnered. Weberei Bamberg . der F. H. Hammersen Akt.- Ges.,
der Schubert& Salzer Maschinenfabrik A.-G., der Deutschen Vereinsbank,
der Maschinenfabrik Augsburg- Nürnberg A.-G.
der Hirsch, Kupfer-. Messingwerke, Aktiengesellschaft.
der Vereinigten Fränkischen Schuhfabriken vorm. Max Brustvorm. B. Berneis,
der Lübecker Privatbank,
der R. Wolf Aktiengesellschaft, der Maschinenfabrik Esslingen,
Einführung von Aktien
des Siegen- Solinger Gußstahl- Aktien- Vereans.
Von abgewickelten Geschäften erwähnen wir; Obliganonen der Badischen Anilin- u. Soda- Fabrik, der Anhaltischen Kohlenwerke, der Braunkohlen- und Briket- Industrie A.-G., der Gesellschaft für Teerverwertung m. b. H., der Oberschlesischen Eisenbahn- Bedarfs- Act.- Ges.. der Siemens& Halske A.-G., der R. Wolf A.-G., der Sächsischen Kammgarn- Spinnerei zu Harthau, der Lingner- Werke A.-G., der Gewerkschaft Carlsfund, der Gewerkschaft Wilhelma Braunkohlenwerk u. Briketfabrik, der Donnersmarckhütte, Oberschles. Eisen- u. Kohlenwerke A.-G., Anleihe der Firma E. Merck Chemische Fabrik und Aktien der R. Wolf A.- G, der Schultheiß' Brauerei A.-G., Fusion Brauerei Pfefferberg A.-G. vorm. Schneider& Hillig; ferner von Obligationen der Deutschen Continentalen Gas- Gesellschaft, des Bochumer Vereins für Bergbau- und Gußstahlfabrikation, der Farbwerke vorm. Meister Lucius& Brüning, des Steinkohlenbergwerks Graf Bismarck, der Phönix, A.-G. für Bergbau und Hüttenbetrieb, der Rütgerswerke- A.- G., der Allgemeinen Elektricitäts- Gesellschaft, der Linke- Hofmann- Werke A.-G., der Oberschlesischen Eisen- Industrie, Aktien- Ges. für Bergbau und Hüttenbetrieb, die 4% Anleihe der Stadt Dresden von 1918, der 4% Sächsischen Staats- Anleihe von 1919 und Aktien der Buderus'schen Eisenwerke Akt.- Ges., der Akt.- Ges. für Anilin- Fabrikation, der Farbwerke vorm, Meister Lucius& Brüning und der Anhaltischen Kohlenwerke.
Unsere Konsortial- Rechnung enthielt am Jahresschlusse Beteiligungen an festverzinsHchen Werten.
an Aktien von Banken, sowie Eisenbahnen und anderen Transportunternehmungen.
an Grundstücksgeschäften
M.
08804 730
M.
O
1-887 040,20
M.
•
1 846 051,56
M. 16 000 428,05
und
an industriellen und verschiede nen anderen Unternehmungen
an
91
Kriegskreditbanken
Kriegsgesellschaften
M. 1 502 242.57 M. 23 828 398,49
im Buchwerte von Dusere Abteilung für Zahlungen an Kriegsgefangene und Zivilinternierte wird wegen der inzwischen fast restlos erfolgten Rückkehr der Gefangenen demnächst ihre Arbeit beendet haben. Es war von voraherein beabsichtigt, aus eigenen Mitteln die Unkosten der Abteilung zu tragen. Der Zuschuß dürfte recht erheblich sein, Zur Linderung des Elends der aus den früher feindlichen Ländern sowie aus Elsaß- Lothrin gen und den Ostmarken vertriebenen Deutschen haben wir in Gemeinschaft mit anderen Banken unter Beihilfe des Reiches eine Reihe von Darlehnskassen ins Leben gerufen, deren Geschäftsführung wir trotz der damit verbundenen Arbeit unentgeltlich besorgen. Diese Kassen haben bis jetzt große Beträge an Hilfsbedürftige ausgezahlt und dadurch belgetragen, vielen Tausenden die Not der Uebergangszeit und die Errichtung einer neuen Existenz zu erleichtern. M. 62 527 128,76 M. 1 937 693.susammen M. 64 484 321.76
Zu dem Reingewinn des Jahres von tritt der Vorting ans 1918 mit.
Wir beantragen:
i
1. der freien Rücklage zu überweisen. 2. für Abschluß- Zuwendungen die Angestellten zu bewilligen
M. 5 000 000,-
•
an
M.
9.000 000,-
8. dem aus Anlaß des fünfzigjährigen Bestehens der Bank neu zu bildenden JubiläumsFonds" zu fiberweisen
4. eine Dividende von 12% auf M. 275 000 000 Grundkapital an die Aktionäre zu verteilen
5. dem Aufsichtsrat den satzungsgemäßen Gewinnantei!( 7 v. H. nach 6% Dividende und allen Rücklagen und Zuwendungen) zu überweisen
6. und den Rest von.
M.
8 000 000,-
M 35 000 000,-
•
•
•
•
M.
1188 440,86
. M. 11 826 280.00
zusammen M. 64 405$ 21.78
auf neue Rechnung vorzutragen.
Das Vermögen der Deutschen Bank an Kapitel #nd Rücklagen beträgt somit M. 510 000 000. Berlin, im Juni 1920,
der Deutschen Vereinsbank( 6%) der Essener Credit- Anstalt( 9%) der Hannoverschen Bank( 8%)
( für 1919 6%)
"
9%)
(
99
8%)
99
15%)
29
10%)
der Pfälzischen Bank( 6%)
97
7%)
95
7%)
der Rheinischen Creditbank( 5%)
99
7%)
der Württembergischen Vereinsbank(%)
B
7%)
E. Heinemann.
15%)
G. Schlittes.
Der Vorstand der Deutschen Bank.
P. M. Herrmann. P. Mankiewitz. C. Michalowsky G. Sohröter. Dr. B. G. v. Stouß. O. Wassermon.