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Die Regierungskrise in Württemberg .

In Ergänzung eines Privattelegramms im gestrigen Whend­blatt wird uns aus Stuttgart weiter berichtet:

für uns eine Koalition mit den Rechtssozialisten Reichs- und Landesgesehen, unter den heutigen Verhältnissen| naten aufs neue der Boltewitte fefgeftetit, umbes schaftsführer mit ihrer Politik der Arbeitsgemeinschaften der tapi- fann, Trogdem war in den Tagen vor der Wahl die 6. Juni tatsächlich nicht für die normale Dauer talistischen Produktion goldene Brücken bauen, solange die Freiheit" ausgefüllt mit Artifeln, in denen auseinander- einer Legislaturperiode Gültigkeit besaß. politischen Führer an der formalen Demokratie und an gesetzt wurde, was die unabhängige Partei schon Breitscheid glaubt, sich weiter zu entwideln, tatsächlich der Koalitionspolitif festhalten. Erst eine flare u bisher alles durch ihre Mitarbeit in der Berliner entwidelt er sich zurüd. Was er da verzapft, ist geistig un­unzweideutige Abwendung der Rechtssozialisten von ihrer schwäch- Stadtverwaltung erreicht hat. Wenn jede Mit- reifer deutschnationaler Studentemvig über die Demokratie, lichen und unfruchtbares: Reformpolitik und ein Bekenntnis zu dem arbeit in der heutigen Gesellschaftsordnung eine Stärkung der besser in der Kreuzzeitung" Plaz fände als in einer Programm des revolutionären Sozialismus tönnte unsere Parte. des Kapitalismus bedeutet, so haben die Unabhängigen dieses Zeitschrift, die sich Der Sozialist" nennt. Wenn Breitscheid veranlassen, dem Gedanken einer Koalition mit der rechtssozialisti. Verbrechen in Berlin begangen. In ihrer Morgenausgabe alles vergessen hat, was er von Barth gelernt hat, so soll schen Partei näher zu treten. bom 17. Juni fordert die Freiheit" die Wähler auf, für eine er sich jetzt vor Kautsky auf die Schulbant setzen, um es Der Sinn dieses Phrasenschwulstes ist der, daß jest auch iozialistische Mehrheit( nicht für eine alleinige wieder zu lernen! die Koalition mit den Mehrheitssozialisten davon abhängig unabhängige Mehrheit) zu sorgen. Die Unab­geniacht, daß insbesondere in der Frage Dittatur oder hängigen wollen alfo in Berlin mit uns zusammen arbeiten Demokratie" das Programm der Unabhän- und sie sind auch bereit, hier auf dem Boden der gegebenen gigen restlos anerkannt wird, wie ja auch Verhältnisse zu arbeiten. Crifpien in seiner Antwort an den Genoffen Müller ver- So schaukeln die Unabhängigen zwischen den wider­Am letzten Sonntag fand eine vollzählig besuchte Landeskonfe langte. Die Unabhängigen versuchen also vergeblich die sprechendsten Ansichten hin und her, indem sie zur Verdeckung Tatsache zu verschleiern, daß sie auch jede sozialistische Koa- dieser Saltlosigkeit und Grundjaglosigkeit mit vollen Baden en statt. Ihre Beratungen waren von ausgezeichnetem Geiste beherrscht. Das Gefühl, daß unsere Partei durch das Wahlergebnis lition von vornherein unmöglich machen wollten durch die Phrasen von ihrer grundsäblichen sozialistischen Politik" vom 6. Juni irgendwie in ihrer Entwicklungsfähigkeit und ihrer von ihrer Bielflarbeit" usw, in die Welt senden. In Wahr Anziehungskraft für die Massen des arbeitenden Boltes leiden ihre Forderung der Anerkennung der Diftatur. beit ist die unabhängige Politif nichts weiter als die unehr- tönnte, tam in feiner Weise auf. Auch die zwei sich scharf gegen­lichste demagogische Ausnutzung jeder politischen Situation überstehenden Ansichten, ob man nach dem Wahlergebnis vont für ihre Parteiagitation, ohne Rücksicht darauf, ob heute dae 8. Juni in Württemberg in, der Regierung bleiben solle Gegenteil des gestrigen Grundsaßes vertreten wird. Ihr oder nicht, wurde in mustergültiger, fameradschaftlicher und die alleiniges Biel ist die Vertiefung eines fanatischen Saffes gegenteiligen Meinungen duldsam behandelnder Art erörtert. Schon gegen die S. P. D. in ihrer Anhängerschaft. Gleichgültig ist das Referat des Genossen eil bemühte sich in voller Objektivität, es den revolutionären" Propheten der Diktatur, ob dabei die Sachlage klarzustellen und die Gründe für die beiden sich ent­die Interessen der Arbeiterklasse mit Füßen getreten werden. gegenstehenden Folgerungen darzulegen. Mit 56 gegen 27 Stim­Arbeiter, wacht auf erfennt den Betrug, men entschied, wie schon gemeldet, die Landestonferenz, jetzt unter bin aus aus der U. S. P. D. !

Die Unabhängigen begründen ihre Stellungnahme zur Regierungsbildung damit, daß sie nur grundsägliche sozia­listische Politik treiben, und wollen daher jedes Zusammen­arbeiten mit bürgerlichen Barteien, das nur eine Stärkung des Kapitalismus bedeutet", ablehnen. Und die Freiheit fchreibt, daß eine rein bürgerliche Regierung. schreibt, daß eine rein bürgerliche Regierung. geschichtlich betrachtet", für die Arbeiter flasie die bessere Lösung sei. Der stärkste Vor­wurf, den die Unabhängign bisher gegen uns richteten, be­traf unsere Koalitionspolitit mit bürgerlichen Parteien. Sekt, nachdem die S. P. D. infolge der Verweigerung jeder Mitarbeit durch die Unabhängigen einen Eintritt in die Soa­Titionsregierung ablehnt, da eine solche Roalition ihre Grund­loge nach rechts verschieben müßte, ist auch das wieder nicht richtig. In ihrer Nummer vom 20. Juni 1920 schreibt die Freiheit" über die in Aussicht genommene Regierung der Demofraten, des Zentrums und der Deutschen Volkspartei folgendes:

Troßdem hat die Sache noch ihren Haten; der Mittelblock ver­fügt über teine Mehrheit im Reichstag. Jedoch auch diese Schwie. rigkeit wird überwunden werden, denn die Rechtssozialisten geben deutlich genug zu verstehen, daß sie der neuen Regierung gegenüber einstweilen wohl wollende Duldung zu üben gedenten. Dahin find fie alio nach so vielen stolzen Versicherungen gelangt. Sie gehen nicht in ein Kabinett, in dem Mitglieder der Deutschen Volksparte: fitzen, aber sie sind entschlossen, ihnen gegenüber eine freundlige Neutralität zu beobachten. Sie lehnen es ab, mit der scharfmache. rischen Schwerindustrie eine Regierung zu bilden, aber sie er. möglichen das Zustandekommen und die Gristenz einer Regierung, in der die Partei der Schwer. industrie eine einflußreiche Rolle spielt.

Ein Renegat der Demokratie.

Breitscheids Sohn über den Volkswillen. Der jebige unabhängige Reichstagsabgeordnete Dr. Rudolf Breiticeid fam vor acht Jahren als Schüler Theodor Barths zur Sozialdemokratie. Drei Zabre später trennte er sich wieder von ihr, um ein Unabhängiger zu werden, und heute ist er so weit, alles zu verbrennen, was er früher ver­chrt hat.

Bir Sozialdemokraten baben zu allererst Anlaß zu der Meinung, daß das Volk am 6. Juni einen Fehlsbruch getan hat. Es hat sich zu weit in die Barteispaltung hinein freiben lassen, ist zu wild Demagogen nachgelaufen, die nichts anderes verstehen, als die Arbeit anderer herunterzureißen, Es hat noch viel zu lernen! In der Ueberzeugung aber, daß trok alledem feine andere Staatsform mehr möglich sei als die Selbstregierung des Volfes bei boller politi­fcher Gleichberechtigung aller, ist dadurch keiner von uns wankend geworden.

Für ibn ift des Wahlergebnis nur ein ermiinfchter Anlak, um Anders der grundfäßlich weniger gefestigte Breitscheid . über den Volkswillen und die formale Demofratie" feinen Sohn auszuschütten. Also schreibt er in seiner Beitschrift Der Sozialiſt":

Dieselben unabhängigen alio, die eine rein bürgerliche Regierung verlangt haben, greifen uns jegt an, meil auch wir diese Regierung zustande kommen Es ist wunderbar, was das Volf alles wollen Iaffen wollen. Unsere Stellung zu einer bürgerlichen Refol. Bald verlangt es die Verbreiterung der alten Stoalition nach gierung muß sich nach ihren Taten richten. Deshalb muß lints, bald die nach rechts. Seute steht es feit, daß sein Wunsch der Regierung auch Gelegenheit gegeben werden, Zaten zu auf die Schaffung eines Mittelblods geht, demgegenüber entweder zeigen. Sie durch ausdrückliches Mintrauensvotum schon die Deutschnationalen oder die Rechtssozialisten eine wohlwollende bei ihrem ersten Auftreten zu fürzen, wäre finnlos und Neutralität üben sollen, morgen ist es flar, daß seine Absicht am würde uns mit Rücksicht auf die Konferenz in Spa und an- 6. Juni auf die Wiederherstellung der alten Koalition gerichtet war. dere Fragen in die größten Ungelegenheiten bringen. Auf­Wir haben in den leßten acht Tagen so bicle hören jeder staatlichen Ordnung und wirtschaftliches Chaos Bolts millen tennengelernt, daß kein Mensch mehr ift offenbar das Ziel der Unabhängigen, kann aber niemals aus noch ein weiß. Die Demokratie ist zu einem Additions­unser Ziel sein. exempel geworden. Wer innerhalb des durch die Furcht vor einer Die Unabhängigen schlagen sich auch selbst ins Gesicht einigen Arbeiterschaft gezogenen Rahmens die Stunst des Zu­durch ihre bei den Berliner Stadtverordnetenwahlen ent- fammengählens beherrscht, befibt die Anwartschaft auf die Leitung faltete Agitation. Es ist ganz selbstverständlich, daß die Berber Geschide Deutschlands , Wenn man aber gar nicht zu Nande liner Stadtverwaltung, die ihre Tätigkeit aufbauen muß auf tommt, dann wird nach den alten Mustern binnen wenigen Mo­

Traumwandel.

Von Hans Bauer.

Baß einmal auf, lieber Leser: ich muß dir einmal eine hübsche Geschichte erzählen, zu der du freilich nicht gleich die rechte Ein­stellung nehmen wirst. Aber sei's schon drum. Aljo da hatte ich einmal einen Betannten, mit dem ich mich über vielerlei unterhielt, und wie wir so sprachen, glitt das Ge­spräch auch auf Somnambulismus, Suggestion und ähnliches, und dann tamen wir auch auf das Traumwandeln zu sprechen. Da er zählte ich von einem Junggesellen, der in meinem Hause gewohnt batte und der Nahiwanbler geweien war. Bange Zeit hatte das, ba er allein in seiner Kammer schlief, gar niemand gewußt. Aber eines Nachts hatten Nachbarsleute doch durch Zufall davon gemerkt. Am nächsten Morgen berichteten sie dem Junggesellen ihre Beob achtung. Der Junggeselle aber nannte das eine Fabel, bie man ihm auftischen rolle, fragte, ob denn heute 1. April sei und war durch nichts davon zu überzeugen, daß er ein Nachtvanbler fet. Davon müsse er doch selbst am besten wissen, wenn es wirklich wahr

wäre, fagte er.

Aber das sei ja eben das Wesen des Nachiwandelns, daß man nichts davon pisse, antwortete man ihm, Denn während des Wan. delns befinde man sich im festesten Schlafzustand und nach dem Wandeln, nun da fet eben dieses Wandeln vorbei. Selbst merte man dieses Wandeln nie. Außer' im Falle des Absturges, Sin so dummer Kerl aber auch," warf da mein Bekannter ein, " So ift's schon richtig: sich nicht überzeugen lassen wollen!" Ja: sich nicht überzeugen laffen wollen und niemals Zweifel hegen! Also turgum: der Junggeselle lachte die Leute einfach aus und blieb dabei, daß man sich entweder einen Scherz mit ihm er­laube oder daß man einer Täuschung verfallen sei.

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Man bat ihn, doch eine Wassermanne vor sein Bett zu stellen. Dann werde er es schon merken, wenn er aus dem Bette steige. Er fei doch nicht verrüdt, erwiderte da der Jungnefelle, und nunmehr verhitte er sich, mit ihm seinen Scherz zu treiben. Sp ein Unbelehrbarer!" entrüftete jich mein Bekannter. Und was geschah schließlich mit ihm?"

" Was mit Nachtwandlern meistens geschieht: eines Morgens fand man ihn, nur mit einem Hemd bekleidet, mit zerschmetterten Gliedern auf dem Hofe liegen."

Mein Bekannter fagte: Gi, ci, ei, et, ei! So ein fahrlässiger, so ein unvorsichtiger Mensch wie dieser gewesen ist!" Pa fragte ich plöblich unvermittelt. Und wenn ich Ihnen nun auf den Stopf zusagte: auch Sie traumwandeln??!!"

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wohl auf der Hand: jener nachtwandelte wirklich und mir sinnen Sie das nur an

Auch du nachtwandelst, lieber Leser! Wirklich! Ja! Glaub's nur! Ich behaupte es! Wie? Verfohlen? Ach mas: feineswegs! Es ist mir bittig ernst darum. Wie? Das müßtest du doch schon des Traumwandelne ist: man merft nichts davon! Glaub's nur! Ja, aber davon mar ja schon eben die Rede, daß das Wesen und zum mindesten: was fann es schaden, wenn du Zwirnsfäden in deinen Zimmer spanntest, deren Zustand dir am nächsten Morgen fagte, ob du das Bett verließest; wenn du deine Tür zweimal ab­riegeltest und den Schlüssel abzögest und wenn du das Fenster mit Borsicht! Vorsicht! Wie, du lachst mich aus?" Brettern verlegtest? Tu's! Gs tann nie, nie schaden! Vorsicht! Deutschland errichtet hat: dann ist es zu spät. Na, dann meinetwegen. Aber wenn Sorthy eine Filiale in Ach sooo? Jatvoll: ach so, du alleinschlafender Junggeselle.

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Boltsschüler als Gemüsezüchter und Theatererbauer. Aus Düsseldof wird geschrieben: Freilichtbühnen schießen allerorts aus dem Boden, es wäre deshalb nicht besonders erwähnenswert, daß sich eine solche Bühne auch am süblichen Ende Düsseldorfs mif­getan hat, wenn nicht ganz besondere Umstände besondere Be­angelegt und aufgebaut und dazu an einem lab, der bis zum ochtung verdienten. Die Bühne ist nämlich nur von Volfsschülern Jahre 1914 Schutt und Gerölt war. Um zu beweisen, daß man mit Fleiß und Ausdauer aus Wüsten Eilande machen kann, hat Rektor Steinneher mit seinen Schülern von der Aachener Schule angefangen zu arbeiten. Der Boden wurde umgegraben, gebüngt, besät und gepflegt, und nun find nach Jahren harter Arbeit Zeiten der Ernte gekommen. Die Schüler, die tapfer mitgeholfen haben, haben dafür Gutscheine bekommen und erhalten nun als Lohn Ge­müse und Obst. Und mitten in dieses etwa ein Hektar große Stüd Kultur hat man eine Naturbühne eingebaut, auf der die Schau­Spieler des Schauspielhauses an einem Sonntagnachmittag bor empfänglichen Zuschauern ebbels Ghges und fein in a" fpielten. Das Ergebnis: Der Dithmarsche braucht feine Aulisfen und feine Deforationen, sein Mort meigelt sich allein in die Herzen, seine Gedanken wuchten sich ins sien, er selbst ist das Greignis.

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Ostwalds neue Farbenlehre, das bewundernswerte Ergebnis der Kriegsarbeit" des großen Naturforschers, war fürzlich der Gegenstand der Sibung der physikalischen Gesellschaft, vor der der Meister selbst seine fait abgeschlossene Anschauung vortrug. Beden­fen wir, daß Farbencindrücke auf jeden Menschen in unaufhalt= famer Folge einströmen, so begreifen wir, wie wichtig es ist, diese Eindrücke möglichst harmonisch zu gestalten. Und harmonisch ist gefeßmäßig. Es ist Ostwolds Hoffnung, daß mit Hilfe von Farben Einzelheiten fönnen wir hier nicht erzählen eine neue Kunst, eine neue Glücksempfindung ermöglicht werde, ent­sprechend den unsterblichen Werten unserer Tonfeger, die aus den 12 Tönen der 7 Ottaven erschaffen sind. Darum fei der große Kreis derer, die sich mit der Herstellung und Verwendung der Far­ben befaffen, nachdrücklich auf die ausführlicheren Darstellungen Ditmalbs Singewiesen, bon denen bier die bei Reclam ( Nr. 6041 bis 6044) erschienene Einführung" empfohlen sei. J. H.

Mein Bekannter gudte mich mit erstaunt tollernden Augen an. Also, man läßt sich schon etwas gefallen, und Ihr Geschichtchen| normen war ganz lehrreich, aber bin ich denu jener Junggeselle? Ich frage Sie: Bin ich das?"

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Ja, mein Lieber: das behaupte ich allerdings! Much Sie foll­ten affermannen stellen, damit Sie erwachen beim Austreten aus dem Bett. Auch Sie sollten Aber da muß ich mir nun boch verbitten, mich mit jenem zu identifizieren. Der Unterschied zwischen jenem und mir liegt doch

feinen Umständen an der Regierungsbildung teilzunehmen.

In dem ohne jeden Vorbehalt die Beschlüsse der Landeskonferenz anerkennenden Schlußworte des Genossen Neil wurde der gute Geist der Partei, die sachliche Form der Diskussion, das Fehlen jeder per­sönlichen Gereiztheit und die guten Aussichten für die Zukunft unserer Partei betont. Reil erklärte, daß jeder Redner, welcher Auffassung er auch war, Verständnis für den Stand. punkt der anderen hatte. Sehr beifällig wurden auch die Worte Steils von der Versammlung begleitet, mit denen er den ab­tretenden sozialdemokratischen Mitgliedern der Regierung den wärmsten Dank der Parteigenossen ausdrückte. Er wies auf die Opfer hin, die sie gebracht hatten, als fie ihre bürgerliche Existenz aufgaben, um sich für kurze Zeit in den Dienst des Landes zu stellen, er wies auf die großen persönlichen Gefahren und Schwierigkeiten hin, mit denen so häufig ihre amtliche Tätigkeit verknüpft war. Gr tennzeichnete auch flar die Aufgaben der Opposition, in der jetzt die Sozialdemokratie im Lande Württemberg werde wirken müssen.,

Die Beschlüsse der Landeskonferens schaffen eine neue politische Bage im Lande. Am Dienstag wird der Landtag zusammentreten. Demokraten und Zentrum hatten der Sozialdemokratischen Bartei trotz ihres sehr großen Verlustes an Mandaten sehr lebhaft nahe­Ministern vertreten zu sein, wie die weit stärkere Zentrumspartei gelegt, in der Koalition zu bleiben, in ihr mit ebensoviel und die Demokratische Partei . Diese beiden Parteien erklärten auch, unseren Genossen Blos als Staatspräsidenten belaffen zu wollen. Die Ablehnung der Sozialdemokratischen Partei, die alte Koalition weiter bestehen zu lassen, wird den bürgerlichen Parteien viale Sorgen bereiten. Unsere Partei zieht folgerichtig das Ergebnis aus dem Wahlresultat vom 6. Jini. Für die bürgerlichen Barteien be­ginnen jezt in Württemberg schwere Ueberlegungen, wie man eine Regierung bilden soll. Die extremen Rechtsparteien mit ihrem start agrarischen Ginschlag hoffen schon ein dirett fonservatives Kabinett bilden zu können. Sie freuen sich lebhaft, daß der Ver­fuch unserer Partei, in der gegenwärtigen schwierigen Lage eine Uebereinstimmung mit den Unabhängigen hinsichtlich der Taktik zu finden, vergeblich war. Sie glauben schon, daß ihr Häuptling Bazille Staatspräsident wird. Wie fich das Bentrum zu einer Koalition mit den Rechtsparteien stellen wird, weiß man noch nicht. Die Demokraten dürften taum in diese ganz nach rechts gerichtete Koalition geben tönnen. Das Präsidium des Landtags wird wohl dem Zentrum zufallen.

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Der Milch- Offizier. In England ist jetzt der Kampf gegen die Verschwendung, die in den Regierungsstellen herrscht, au der Tagesordnung. Einen Beitrag dazu bietet ein Offizier der briti. schen Besatzungsarmee am Rhein , indem er von den dortigen Ber­hältnissen erzählt. Ich glaube," so schreibt er, daß der Höhe­erreicht wird, von der ich eben zurückgekehrt bin. Menschen, Geld, punft von all den Orgien der Mißwirtschaft bei der Rheinarmee Nahrung und Ausrüstung werden hier in einer Weise vergeudet, die jedes Privatunternehmen zum fofortigen Muin bringen würde Köln ist voll von Sinefuren", in die fich Offiziere aller Ränge, vom Obersten an, teilen. Ich hatte auch so einen Bosten. Ich ver­Diente im Jahr gegen 650 Bfund. Da ich für meine Arbeit, die mich selbst nicht ausfüllte, noch viel zu viel Hilfskräfte hatte, so bat ich darum, mein Bureau zu verfleinern. Es wurde sofort ver­größert, und ich erhielt noch eine Reihe neuer Kräfte, die auch nichts zu tun hatten. 8weifellos ist es sehr wichtig, daß die Offialersdamen in Köln pünktlich ihre Morgenmilch erhalten. Aber ich meine, es wäre doch nicht unbedingt notwendig, daß mit der Ausgabe der Milchkarten ein Mann mit dem Rang und dem Ge­Falt eines Hauptmanns betraut wird, der nichts anderes zu tun bat. Die Militärverwaltung denkt anders, und als ich einmal über diesen Milchkarten- Offizier"[ prach, erhielt ich die Antwort: Wir mußten dem Mann eine Beschäftigung geben."

Die Sache ist ja sehr lustig, und man könnte seine Genug­tuung darüber haben, daß der Militarismus überall das gleiche wenn diese Schandwirtschaft nicht auf Kosten au Wege bringi des deutschen Wolfes getrieben würde. Wir müssen durch unfern Sunger diese Parasiten füttern.

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Sommeroper in der Voltsbühne. In der Boltsbühne gelangen unter der Direttion Heinrich Neft in der Sommerspielzeit zur Aufführung: Bruder Martin" bon Carl Cofta, Die Fledermaus " von Johann Straub, Der Stuhreigen von Bühelm Kienzl, 3igeunerliebe" von Franz Rehar. witgliedern der Boltsbühnen und den mit ihnen in Arbeitsgemeinschaft stehenden Drganisationen stehen hierzu Eintrittslarten zu gleichen Be bingungen zur Verfügung wie zu allen Sonderveranstaltungen des Ber bandes.

bande der Staatstheater aus. Hans Mühlhofer scheidet mit Ablauf dieser Spielzeit aus dem Ber­

Wufif. Freitag, 7 Uhr, Neue Welt, Konzert des Blüther. Orchesters mit dem Gefangverein Berliner Lieder- Duarteti". Karten zu 2,75 M. im Borwärts", Lindenstr. 2 und an der Abendtaffe. Die Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener veranstaltet zugunsten des Sibirierfonds eine Matinee am Sonntag, den 27, bocmitings 11 Uhr, im Neuen Rathause zu Schöneberg .

An der Volkshochschule Groß Berlin fett Dr... Bolbach feine Führungen durch Berliner Museen auf Wunsch der Hörerschaft fort, Die Führungen finden am 26. Juni und 3., 10, 17., 24 Juli nachmittags 4-6 Uhr statt. Starten Georgenstr. 34/36.

Nene Glelsflüge. In den Rhinower Bergen, wo 1898 auch Dtto Lilienthal feine Bleinflüge ausführte, gelang es bem leitflieger Michior mit einem 14qm. motorlofen Gleitflieger girta 30 Selauben in der Just zu fortgelegt werden. Die Versuche sollen später mit Hilfe eines schwachen Motors

ichweben.

Der zweite allgemeine Studententag, der mleber die Steform fragen deutscher Hochschulen erörtern wird, findet som 23. bis 27, Juli in Göttingen statt. Auch das Thema Student und Bolitik, bas jegt eifrig erörtert wird, steht auf der Tagesordnung.

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