# Nr. 101.
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für 1891 unter Nr. 6469.
Vorwärts
8. Jahrg.
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Redaktion: Beuth- Straße 2.
Materialien
zur Achtffunden- Frage.
Wir haben in letzter Zeit öfters Materialien zur Achtstunden- Frage unseren Lesern geboten. Heute, wo uns nur noch wenige Stunden von der Maifeier der deutschen Arbeiter trennen, wollen wir noch einige Daten zu dieser Frage mittheilen. An die Spize wollen wir den vor kurzem von unseren dänischen Genossen in ihren parlamentarischen VertretungsEntwurf eines vorgelegten Entwurf förpern Achtstunden Gesezes vorlegen. Derselbe hat folgenden Wortlaut:
Sonnabend, den 2. Mai 1891.
§ 5. Auf Veranlassung des Ministeriums des Innern follen sobald als möglich solche Berichte, betreffend die im§ 2 erwähnten Ausuahmefälle, eingeholt werden, daß sich darauf Regeln für die mögliche Beschränkung der Arbeitszeit in den genannten Betrieben feststellen lassen. Diese Regeln sollen da nach gesetzlich festgestellt werden.
Aehnliche Berichte, betreffend die Fischerei, sollen auf diefelbe Weise und zum selben Zweck eingeholt werden.
§ 6. Für Vergehen gegen dieses Gesetz wird der betreffende Arbeitgeber mit Geldstrafen von 20 bis 200 Kronen bestraft, wenn er entweder selbst, oder die Personen, welche ihn vertreten, von dem Vergehen Kenntniß gehabt haben. Zugleich soll er für jeden Arbeiter, den er über die festgesetzte Zeit hinaus beschäftigt hat, eine Buße von 5 Kronen bezahlen. Wenn das Vergehen sich wiederholt und wenn gravirende Umstände vorliegen, kann sich die Strafe bis Gefängniß von drei Monaten und 10 Kronen Geldstrafe für jeden Arbeiter, den der Bestrafte längere Zeit als erlaubt beschäftigt hat, steigern.
§ 1. Für alle Personen beider Geschlechter über 14 Jahren, welche als Arbeiter oder als Gehilfen Arbeitsleistungen für Andere ausführen, entweder bei Handwerks- und Fabrik- Wenn wir auch nicht annehmen können, daß die betrieben, oder bei Land- und Wasserbau- Arbeiten, bei Gisen- dänische Bourgeoisie sofort dem Austurm der Sozialoemobahn- Anlagen und dergleichen, bei Handelsgeschäften, bei dem Transportwesen oder in der Komtoirwirksamkeit, wird die täg- fratie in dieser Frage weichen werde, so Beglückwünschen liche Arbeitszeit auf höchstens 8 Stunden festgesetzt. Dasselbe wir doch die dänischen Genossen zu ihrem zeitgemäßen, ausgilt für alle im Dienſte des Staates, der Gemeinden oder an- gezeichneten Antrage. Unsere Leser wissen übrigens schon Derer öffentlichen Institutionen stehenden Bersonen. Speise aus unserem Blatte, daß der Gedanke der Achtſtundenund Ruhepausen sind in den genannten 8 Stunden nicht einbegriffen. Die Arbeitszeit von 8 Stunden gilt auch für die in Arbeit in Dänemark nicht mehr viel Erschreckliches an sich hat, da ja die Regierung selbst in einer Reihe von Staatswerkstätten vor Kurzem die Achtstunden- Arbeit eingeführt hat.
der Lehre stehenden Personen.
In Betrieben, die von unregelmäßig wirkenden Natur fräften abhängig sind, kann die Arbeitszeit über die 8 Stunden hinaus ausgedehnt werden, aber sie darf doch für jeden einBelnen Arbeiter 48, Stunden in einer Woche, nicht überschreiten.
§ 2. Die im§ 1, 1. Theil, erwähnte Arbeitszeit gilt auch für die im Dienste Anderer, entweder bei Acker- und Waldbau oder bei Milchereien beschäftigten Arbeiter beider Geschlechte über 14 Jahren( darunter Gehilfen und in der Lehre ftehende Personen). Für die Landwirthschaft sind ausgenommen Die häuslichen Arbeiten und die Arbeiten, welche die Erzeugung von Ackerprodukten direkt betreffen, wie Pflügen, Getreidejäen, Thierfütterung, Heu- und Getreideernte, Einführen der Ernteprodukte und des Torfes.
Aus Paris trifft heute eine Meldung ein, welche beweist, daß das Unternehmerinteresse durch die AchtstundenArbeit ni gefährdet wird.
Es wird nämlich aus Paris telegraphirt:
Ein Schuhmachermeister hat eine Werkstätte eingerichtet, in welcher er den Achtstundentag einzuführen versucht hat. Bis jetzt sind 150 Arbeiter in der Werkstätte beschäftigt.
Expedition: Beuth- Straße 3.
nicht eingehalten, sondern meist erheblich verlängert. Unter dem nichtigsten Vorwand ordnete man Ueberzeit an, ja im Oktober und November war dies die Regel. Während dieser Monate werden unsere englischen Weine für das Weihnachtsfest zubereitet, und viele Arbeiter arbeiteten Nacht für Nacht bis acht und neun, manchmal selbst bis elf Uhr. Tadelte ich diesen Zustand, so antwortete man mir, daß es anders nicht gehe, die Lieferungen zu bewerkstelligen. Je mehr ich indessen die Einrichtung prüste, desto mangelhafter und verderblicher erschien sie mir für beide Theile. Nach einer gewissenhaft absolvirten Tagesarbeit ist der Mann nicht mehr zur Nachtarbeit aufgelegt, und zwingt er sich, dieselbe dennoch gut zu leisten, so macht sich am nächsten Tage die Ermüdung geltend; man spürte es auch seiner Arbeit an. Ich hieb den Knoten daher durch, schaffte die Ueberstunden ab, und damit war's auch mit dem Mehrlohn aus.
Die Arbeiter zeigten sich sehr unzufrieden, sie erhoben Vorstellungen, setzten mir auseinander, der Oftober und der November seien für sie die einträglichsten Monate und durch die Aufhebung der Neberzeit würde ihre Jahreseinnahme empfindlich geschmälert. Die Richtigkeit dieser Reklamation anerkennend, erhöhte ich ihnen das Salair, hitte so allein die. Mehrkosten zu tragen, sah aber auch bald, daß diese Auslage sich sehr vortheilhaft verzinste. Beim voriger System war ein Theil der Produktion äußerst mangelhaft gewesen, beim neuen erwies dies selbe sich tadellos.
Nach Verfluß von einigen Jahren fam mir, nachdem ich einer Versammlung von Gasarbeitern zu Cunsten des Ach t= stundentage 3 beigewohnt, der Gedanke, diese Reform in meinem Geschäfte zu versuchen und im Sommer 1889 ging ich ans Werk. Als noch neun Stunden gearbeitet wurde, kamien die Leute um 6 Uhr Morgens, verwendeten 30 Minuten, um das Frühstück einzunehmen, eine zweite Pause erforderte abermals 10 Minuten. Für das Mittagessen war ihnen eine Stunde gewährt, und um 5 Uhr hatten sie Feierabend. Man begreift, daß mit jeder solchen Pause ein weiterer Zeitverlust verbunden ist; es muß immer wieder angefangen werden, und das geschieht meist langfam. Ein Mann, der mit nüchternem Magen um sechs Uhr anfängt, namentlich im falten Winter, richtet nicht sonderlich viel aus. Ich schlug daher den Leuten vor, erst um acht Ühr anzufangen, dafür auf ihre Pause zu verzichten und bis Mittag fortzufahren, dann eine Stunde zu unterbrechen und dann bis fünf Uhr weiter zu arbeiten. Für diese vollen acht Stunden sollten sie denselben Lohn beziehen wie für die unterbrochenen neun dazu auch den freien Sonnabend Nachmittag, so daß sie die Woche nur fünfundvierzig Stunden arbeiteten. Natürlich fand der Vorschlag begeisterte Aufnahme und die Sache gefällt heute noch besser als damals. Auch ich kann nur zufrieden sein. Mein Personal vollbringt dieselbe Arbeit, vielleicht noch mehr!
Wie schön sich auch bei der verkürzten Arbeitszeit, ja selbst bei der Achtstundenarbeit Mehrwerth anhäufen Dagegen soll die im§ 1, erster Theil, erwähnte Arbeits - läßt, beweisen die Erfahrungen in Australien , über die zeit bei Wegebauten, Miergeln, Drainirung, Torfarbeiten, wir letzthin ausführlich berichten konnten. Doch wir haben Grabenziehen und dergleichen geltend sein. § 3. Handels- und Passagierschiffe sollen eine so große es nicht nöthig zu den Gegenfüßlern zu wandern, um die Bemannung haben, daß die festgesetzte Dienstzeit unter normalen Erfolge der Achtstundenarbeit zu studiren; auch in Europa Wetterverhältnissen 8 Stunden täglich( in je 24 Stunden) nicht fehlt es nicht an derartigen Versuchen, die erfolgreich überschreitet. waren, erfolgreich sowohl für die Unternehmer, als für § 4. In allen solchen Fällen, wo Naturereignisse anderer Art, als im§ 1. erster Theil, erwähnt, oder wo Un- die Arbeiter. Der folgende Fall wird dies erweisen. Die Londoner Pall- Mall Gazette" entsandte kürzlich glücksfälle oder Krankheiten und Sterbefälle auf Schiffen, welche sich auf der Reise befinden, den regelmäßigen Gang der einen Interviewer zu Herrn Beaufroy, dem Eigenthümer Arbeit verhindern, oder vergrößerte Arbeitsleistungen fordern, einer großen Londoner Fabrik, in welcher Konfituren, Kontönnen bei Arbeiten, die mit solchen Fällen in Verbindung ftehen, die voranstehenden Bestimmungen vorläufig außer Kraft serven und künstliche Weine hergestellt werden. Der Intergesetzt werden, aber doch nicht über die Zeit hinaus, wo die viewer verlangte zu wissen, welche Erfahrungen Herr genannten Ursachen nicht länger vorherrschen und auch nicht Beaufroy mit der von ihm eingeführten achtstündigen über die Zeit hinaus, wo die Möglichkeit, die genannten Ur- Arbeit gemacht. Hierauf antwortete der Großindustrielle, sachen zu beseitigen, vorhanden war. Desgleichen sind die Eine ähnliche Erfahrung ist in dem großen Bestimmungen dieses Gefeßes nicht geltend, wenn es sich darum der auch Mitglied des englischen Parlaments iſt: Als ich die Direktion des Etablissements ergriff, war der chemischen Etablissement der Aktiengesellschaft Brunner, handelt, drohende Unglücksfälle zu verhüten, oder Menschen neunstündige Arbeitstag in Kraft; thatsächlich wurde er aber Mond u. Ko. in Cheshire gemacht worden. Dort wurde oder Güter vor drohenden Gefahren zu beschützen.
Feuilleton.
Nachdruck verboten.]
Die Falkner von St. Vigil.
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" 1
rief Lisei und trat an den Tisch.„ Der Müller hat mir versprochen, daß er ihm das Wort reden will in der Gemeind', damit sie ihr Unrecht gegen ihn einsieht."
Das wird' was Rechtes helfen!" sagte der Klosterbauer geringschätzig.
Just das hab' ich auch der Lisei gesagt," bemerkte der
Seit der Einführung des Achtstundentages wurde auch nicht eine Stunde über die Zeit hinaus gearbeitet, obwohl die Zahl der Arbeitskräfte dieselbe blieb; ich habe nur einen Portier und zwei Wächter engagirt. Diese Thatsachen sprechen Deutlich. Ich glaube an die Vortrefflichkeit des neuen Systems so unbedingt wie an die Richtigkeit des Einmal
eins..."
da saß und ohne aufzuschauen dichte Wolken vor sich blies.
Wirklich, ist's das? Und Lisei?" fragte der Schmied und stützte sich, den Oberkörper vorbeugend, mit beiden Fäusten auf den Tisch und blitzte den Klosterbauer aus nächster Nähe mit seinen blauen Augen an. Ich frag' Euch also, Klosterbauer, ob Ihr mir und meiner Lifei endlich Das ist das Dritte. Ihr habet von Robert Sa, weichel. Ofenbank auf und fuhr, neben Lisei an den Tisch tretend, erst heimführte, wann der Ambros geheirathet hat, und ich Bisher hatte er gegen den Schmied stets das Du ge- fort: Es ist dreierlei möglich. Ich kann mein Recht gegen bin's zufrieden gewesen. Jetzt ist kein Grund mehr da, wesbraucht. Diesem entging denn auch der Wechsel in der An- Euch Alle bei den Gerichten suchen und Ihr wisset so gut halb wir noch länger warten sollen; denn der Ambros hat rede nicht und Lisei beschwichtigend die Hand drückend, ent- wie ich, daß mich die bayrische Regierung in Schutz nehmen längst eine Frau genommen." würde. Die Vigiler würden es wohl schön bleiben lassen, Der Klosterbauer zuckte in die Höhe, als ob er plöglich gegnete er gelassen: " Die Frage möchte ich Euch zurückgeben. Ihr kennt mich noch weiter zu vermoleſtiven. Die Bayern greifen hart einen Peitschenhieb bekommen hätte. Er wurde kirschroth Euch unter den Leuten von St. Vigil besser aus als ich. 3, Ihr habet ja auch davon gehört. Aber pläfirlich ist's im Gesicht. Der Ambros," stieß er mit funkelnden Blicken nicht, unter Menschen zu wohnen, die Einem nicht einmal heraus. Was ist zu thun?" " Ich sollt' meinen, daß das einfach genug ist," sagte die Lust zum Athmen gönnen, obgleich ich keinem Der Ambros hat geheirathet, das könnet Ihr nicht der Klosterbauer gedehnt. Daß Ihr nicht länger in von Euch je etwas in den Weg gelegt hab'. Lieber geh' ich leugnen," fiel ihm der Schmied in das Wort. St. Vigil bleiben könnet, nachdem Euch die Leute gestern weg, und wär's nicht um der Liſei willen, es würde mir, dingung, die Ihr der Liſei und mir gestellt habt, ist Abend den Paß geschrieben haben, das müffet Ihr doch bei Gott, nicht schwer werden, Euch Allen den Rücken zu also erfüllt. Daß Euch die Heirath nicht ansteht, thut mir kehren. Mit Vergnügen that ich's, Klosterbauer, denn es wahrlich leid. Aber schauet, Klosterbauer, das ist kein „ Meint Ihr?" fragte Wolf ebenso gedehnt. Je ist Keiner unter Euch, um den mir die Augen naß werden Grund, den Ihr uns entgelten lassen könnet. 3ft Euch nun," wer weiß? Ich halte dafür, daß der Bayer noch Herr würden. Ich bin deshalb auch in Zwischenwasser gewesen der Ambros aufsässig geworden, so ist die Lisei Euch daz im Land' ist, und Eure Paßgeschichte könnte ihm leichtlich und hab' mit dem Gefellen von dem Schmied dort geredet, gegen immer eine gute und gehorsame Tochter gewesen, und nicht anstehen. Was? Bis Bruned find's ja kaum vier Pescol heißt er, und ich hab's der Lifei schon erzählt, daß so solltet Ihr jetzt endlich ein Einsehen haben und ihr nicht er morgen herüberkommen und mein Wesen sich ansehen mit schwarzem Undank lohnen, wo es sich um ihr LebensDer Klosterbauer schoß einen Blick in das Dunkel, will und ich denke, daß wir wohl Handels einig werden glück handelt." welches das Paar umgab und blies dann eine dichte Rauchwerden." „ D, Vater, sei doch gut," bat Lisei. Ich will's Dir wolfe aus dem schiefgezogenen Munde. " Das ist gescheidt, daß Ihr Euch schicket," sagte der auch mein ganzes Leben lang danken und der Lechner auch." Nein, Vater, das ist dem Lechner sein Ernst nicht," Klosterbauer, der von dem Sprechenden halb abgewendet! Was soll's denn?" schrie der Klosterbauer." Jeht,
Roman aus der Zeit der bayerischen Herrschaft in Tirol Schmied. Aber es würd' helfen, wenn Ihr das Eurige Euch ausbedingen, als ich um die Lifei freite, daß ich sie
einsehen."
Stunden."
"
Die Be