Nr. 347+ 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 36
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Montag, den 12. Juli 1820
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Kohlenkeise und Wiederaufbau.
V. S. Spa, 12. Jult. Noch nie war die Situation so fompliziert wie jetzt. Besteht die politische Entspannung vom Sonnabend überhaupt noch, oder hat sich nicht vielmehr die Lage derart geändert, daß wiederum mit einem Auseinanderplagen der Konferenz zu rechnen ist?
Die Entspannung war einesteils im Fallenlassen des Roblenultimatums und in der Einleitung von Sachverständigenbesprechungen vor irgendeiner Unterzeichnung,
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Es wurde übrigens vielfach behauptet, die Krankheit licher Mehrbedarf eingetreten ist, nur mit rund 58 BroBloyd Georges, die ihn von der heutigen Sigung fernhielt, 3 ent des Verbrauchs von 1913 beliefert, wie beifolgende Tabelle ausweist: Bei Berechnung die Prozentjei diplomatischer Art.
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Der Walliser Staatsmann liebt internationale Kohlen- fages ist der Mehrverbrauch infolge starker Qualitätsvergeschichten nicht, die ihn gar zu sehr an seine Heimat erinnern. fdied, terung der Kohle nicht berücksichtigt worden. Wir beEr hat durch Smillies Tradeunion die Macht der Bergarbeiter absichtigen, 50 000 Bergleute jährlich neu ein. oft verspürt und möchte vielleicht nicht an der Entscheidung zu stellen und für sie die erforderlichen Wohnungen au über die Stuhrbesepung teilnehmen. Die Lage wird nun auch bauen. Wir erwarten hiervon eine Mehrförderung von 0,7 dadurch kompliziert, daß die politische Entspannung, die vor Tonnen pro Mann und Tag. Von der Mehr förderung, Beginn der Beratung über die Wiedergutmachungs die über den arbeitstäglichen Durchschnitt im Monat Mai dererfeits in vielen freundschaftlichen Worten zum frage einfette, in dieser Frage noch besteht. Die ganze 1920( rund 440 000 Tonnen bei 23 Arbeitstagen) ereicht wird, Ausdruck gekommen, die Millerand und Simons ausgetauscht welt wartete äußerst neugierig auf den deutschen Plan. Be- erhalten die alliierten Mächte für das erste Jahr, von hatten; überhaupt war die Atmosphäre wesentlich besser ge- reits am Sonnabend nachmittag wurde Simons und die jetzt an gerechnet, 40 Brozent, für das nächste Jahr 25 Proworden. Man hatte bereits angefangen, anstatt fühler Ver- reits ganze deutsche Delegation von französischen Pressebertretern zent, während die restlichen Prozente zur freien Verfügung beugungen sich bei Sigungen die Hand zu reichen. belagert, die sich über den Simonschen Plan orientieren Deutschlandsverbleiben müssen. Nun droht ein neuer Umschwung. Diesmal im un wollten. Man sieht, daß Frankreich im Gefühle organisato
günſtigen Sinne, weil die Beratungen der Kohleniachrischer Unzulänglichkeit seine Rettung von Deutschland er Deutschlands Wiedergutmachungsvorschlag.
berſtändigen zu feinem Ergebnis geführt haben und offenbar ein Einverständnis kaum zu erhoffen ist. Das Problem liegt so: Frankreich braucht unsere Stohle, wir brauchen sie auch. Die Alliierten verlangen 30 millio nen Zonnen jährlich; wir fönnen nur 44 000 Tonnen pro Arbeitstag, also etwa 1812 Millionen pro Jahr anbieten. Diese Kluft ist kaum zu überbrücken, weil der fran zösische Kohlenhunger tatsächlich begründet ist, andererseits aber die Erfüllung der französischen Forderungen den Nutn der deutschen Industrie und die Bernichtung des deutschen Proletariats bedeuten würde. Sonntag nachmittag fand eine lange Sachverständigen beratung statt, die ergebnislos verlief und in deren Verlaut auch die Bergarbeitervertreter die Ansprüche der Gegenseite als un annehmbar bezeichneten. Genosse Hue sagte, daß die Forderungen der, Ententevertreter, die uns nur noch ein Drittel der eigenen Gesamtproduktion lassen würden, Massenarbeitslosigkeit in Deutschland sehr bald sur Folge hätten. Er erklärte den Ententevertretern: Bir
wartet.
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wird.
Der Wieder
oder zum Teil unausführbar sind.
Vielleicht waren auch Millerands Freundlichkeiten als Spa, 11. Juli. Der heute vorgelegte deutsche Plan für Köder dedacht. Wenn aber Simons Sonnabend vielleicht die Sachleistungen gemäß Artikel 286 und Anlage 4 3: etwas zu eifrig dankte und die Tragweite dieser Höflichkeiten Teil 8 des Friedensvertrages besagt: vorübergehend überschäßte, so hat er inzwischen sicherlich a) Deutschland ist auf Grund des Artites 236 und ber§§ 1 fühlen Blick und faltes Blut wiedergewonnen. Die Allierten bis 4 der Anlage 4 zu Teil 8 des Friedensvertrages verpflichte möchten gerne schon, um früher fertig zu werden, den Wieder zum Zwede der unmittelbaren Wiederherstellun gutmachungsplan fennen lernen, während noch die Kohlen- ber vom Kriege betroffenen Gebietsteile der alliierten und assozi frage unter den Sachverständigen debattiert wird. Sintons ierten Mächte, biefen nach näherer Bestimmung des Wiedergu erklärte heute jedoch, als er um 5 Uhr in La Traineuse ein machungsausschusses Material zu liefern, dessen Wert auf d traf und erfuhr, daß Einigkeit in der Kohlenfrage noch nicht wiedergutmachungsschuld angerechnet erzielt wir dies nicht angängig sei, weil die Kohle guimachungsausschuß hat diese Lieferungen noch nicht festgeset:. geradezu das Mittelstück des ganzen Wiedergutmachungs- Der Deutschen Regierung sind bisher lediglich die Anforde plans bilde. Indessen wurde auf Drängen der Alliierten und rungslisten der beteiligten Staaten zur Neußerung mi rungslisten der beteiligten Staaten zur Neußerung mi nach kurzer Beratung der deutschen Delegierten beschloffen, den geteilt worden. Diese Listen, die die verschiedensten Gegenständ Plan borbehaltlich eines befriedigenden Ergebnisses in der vom Fischlaich über Vieh, jeder Art Rohstoffe, industrielle Gr Kohlenfrage- doch einzureichen. Der Vorbehalt wurde von zeugnisse bis zu ganzen Fabriken umfassen, haben eine ein Delacroix, wenn auch in etwas zweideutiger Form, zur gehende Durchprüfung erfahren, die im wesentlichen b Kenntnis genommen. Dieser Vorbehalt ist jedoch eine Selbstverständlichkeit, wie enbet ist, so daß die darüber mit dem Wiedergutmachungsaus fönnen auch nur die geforderten 22 Millionen Zonnen mona auch alle Fragen, die Deutschlands Leistungsfähigkeit betref. fchuß zu führenden Berhandlungen demnächst beginnen fönnen. Iofen bezahlen würdet, und das werdet Ihr auch nicht fien deutsch bleibt oder bolnisch wird, in letterem Salle endgültig angefordert werben, und welche mit Rücksicht auf sein für die vielen hunderttausend neuen Arbeitsfen, unter anderem davon abhängig sind, ob Oberschle. Dabei wird genau festzustellen sein, welche Lieferungen ira ob über Noble, Geld oder wollen. Dazu kommt die Entlassung Tausender von Reichs- würden alle Spaer Abkommen -von selbst über den Haufen geworfen wirtschaftliche Lage, insbesondere ben Mangel an Rohstoffen, ganz mehrangehörigen, die zur gleichen Zeit auf den Arbeitsmarkt Sonstige Leistungen geworfen würden. Unruhen schlimmster Art wären werden. Ueber die Wiedergutmachungsvorschläge( deren Umrisse unvermeidlich und als erste würde die Kohlenprodurmir an anderer Stelle geben) sei borläufig nur als furiofum Die These, Die Bergarbeitervertreter stimmen in der Ansicht über- bemerkt, daß sie nicht eine Bahl enthalten. ein, daß der Ententevorschlag unannehmbar ist. Andererseits wonach die Nennung einer Biffer ob eine Gesamtsumme oder Jahresquote vorläufig bis zur Beratung durch die find Stinnes und die sonstigen deutschen Arbeitgeber eben. Sachverständigen zu unterbleiben habe, um eine Verfalls entschlossen, nicht nachzugeben. Stinnes felbstständigung durch die unvermeidlichen Pressepolemiken macht kein Hehl daraus, daß er auch dann die Durchführung in allen Ländern nicht von vornherein zu erschweren, dieses für die deutsche Industrie ruinösen Abkommens durch hat sich also bei den Delegierten durchgefßt. freuzen würde, wenn die Regierung es unterzeichnen sollte. These foll von Melchior stammen und bereits die Er habe die Macht dazu, im Verein mit den Bergarbeitern. Bustimmung hoher englischer Persönlichkeiten gefunden Nun ist andererseits die Gegenseite ziemlich erregt. Milhaben. Ueber den Inhalt des Planes, der aus drei Ierand will seine persönliche Schlappe vom Sonnabend wieder Zeilen besteht( Wiederaufbau der zerstörten Gebiete, Sach nutmachen und sein Prestige zurüdgewinnen. Er erklärte leistungen, Geftamtleistung), namentlich über die Rolle, die heute Hapas- Vertretern, daß er entschlossen set, nicht nach Gemerfschaften und Arbeitsgemeinschaft darin zugedacht ist, zugeben. Die Schlußfolgerung müßte sein, daß bei der wird später zu sprechen sein. Vorläufig ist die wichtigste Sigung am Montag um 11 Uhr vormittags das Ultima Frage die Entscheidung darüber, ob der Rohlengegenjot übertum in neuer Form überreicht wird. Falls wir ab- bridt wird oder ob die Konferenz-doch unverrichteter Dinge lehnen, wäre die Folge: Sprengung der Konferenz und Ein- mit Ach und Strach auseinandergeht. marsch ins Ruhrgebiet. Wir müssen mit diesen Tatjachen fühl rechnen. Der Einmarsch wäre freilich gerade vom Standpunkt des französischen Intereffes aus Wahnsinn, denn die Kohlenproduktion würde beim Einrüden der Hochschen Truppen finken oder gar aufhören. Ein Generalitreit der Bergarbeiter im Einverständnis mit den Unternehmern märe nicht unwahrscheinlich, die Folgen unabsehbar. Aber noch fatastrophaler wären sicherlich die Folgen eines Breisgabe deutscher Industrie.
tion darunter leiden.
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Die Dollfigung vertagt.
Organisation der gesamten Industriz. b) Um eine möglichst beschleunigte und reibungslose Durch awed mäßig: führung der Lieferungen sicherzustellen, erscheint folgender Plan
Deutschland schafft eine umfaffende Organisation der gesamten Industrie, einschließlich des Handwerks, fu. bie Durchführung der Bieferungen. Die Organisation ist zwet Diese facher Art:
Spa, 12. 7. Die für heute vormittag 11 Uhr angeseste fisung ber Konferenz ist auf heute nachmittag tagt worden, fie wird voraussichtlich um 5 Uhr stattfinden.
a) soweit die Anforderungen Spezialmaterial be treffen, das hauptsächlich von der Großindustrie hergestellt wire. erfolgt die Vergebung durch die Fachverbände der In dustrie. Die Liste der bereits bestehenden Fachverbände ist aus der als Anlage beigefügten Uebersicht über den Aufbau dec Reichsverbandes der deutschen Industrie zu ersehen,
b) soweit es sich um Massenartikel( sogenannte a talogware) handelt, an deren Herstellung auch Handwerk und Kleingewerbe beteiligt ist, werden die Lieferungen durch eine Ausgleichsstelle auf die einzelnen Länder des Reichs ver Die Länder bergeben die Lieferungen durch besondere Auftragsämter an Industrie und Handwerk.
teilt.
Solche Auftragsämter find errichtet oder in der Bildung verbegriffen in Preußen, das außerdem Zweigstellen für die einzelnen Provinzen einrichten wird, in Bayern, Sadysen, Württemberg, Baden, Geffen, Thüringen und den Hansestädten.
Der deutsche Kohlenwirtschaftsplan. Sotoohl die Bänder als auch die Fachverbände werden auf Grund des Ausführungsgefebes zum Friedensvertrage bom Spaa, 11. Juli. Der den Alliierten von Deutschland 81. August 1919( Reichs- Gesebblatt S. 1530) zu Leistung. Die Lage ist um so tragischer, als es sich bei Frankreich vorgelegte RobIenwirtschaftsplan lautet: berbänden bestimmt. As folche fönnen sie notfalls im hier nicht um Gemeinheit oder Tierquälerei, fondern um tat- Unter der Voraussetzung, daß die Maiförderung 3wangswege zur Bewirtung der angeforderten Leistungen aniächliche Rohlennot handelt. Wir möchten gerne im Durchschnitt pro Arbeitstag erhalten und wie im Monat gehalten werben. Außerdem übernehmen beide die Haftung für helfen, und das betonte am Sonntag Genosse Hue noch- Mai zur Verfügung des Reichskohlenkommissars für Kohlen- die tatsächliche Ausführung. mals namens der gesamten Arbeiterschaft, welche bereit ist, verteilung in Deutschland bleibt, bieten wir den allii: rten Die Sachlieferungen sind zu Meltmarktpreisen zu be aur Divderung der Kalamität Ueberstunden zu machen, Mächten eine Menge von 44 000 Tonnen im Durch. obwohl die Vereinbarungen der Gewerkschaftsinternationale schnitt pro Arbeitstag zur bevorrechteten Dieferung rechnen, damit die Auftragsämter und Fachverbände den gest: se: die Sechsstundenschicht fordern. Aber der Versailler an. Deutschlands Industrie. Landwirtschaft und Sausbrand Anforderungen gerecht werben fönnen, in welchem Umfange und Vertrag enthält eben materielle Unmöglichkeiten werden bei dieser Produktion und dieser Lieferung an die in welcher Weise die Anrechnung der Sachlieferungen erfolgt, wird und das ist nicht unsere, sondern Clemenceaus Schuld. Entente unter der Annahme, daß gegenüber 1913 fein toefent- bei der Regelung der Wiedergutmachungsschild bestimmt.
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