Nr.353 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 39

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Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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Donnerstag, den 15. Juli 1920

Alarmnachrichten aus Spa.

Annahme der Bedingungen?

Spa, 15 Juli.( Havas.) Die Deutschen   haben unter gewissen Bedingungen die Vorschläge der Alliierten in der Frage der Kohlenlieferungen angenommen. An hiesigen amtlichen Stellen ist von der Annahme nichts befannt.

Hue nach Spa berufen.

Spa, 15. Juli. Reichstagsabgeordneter Hue trifft heute vormittag wieder hier ein.

feten.

Für den Fall, daß Deutschland   diese Forderung nicht fofort genehmigen werde, würden die Alliierten das Ruhrgebiet   be­Wenn diese Mitteilungen zutreffen, so bedeutet dies ein Iti matum, aber ein Ultimatum, ohne daß den Deutschen   eine Frist gelassen wird, über ihre Entscheidung nachzudenken.

Lloyd George   und Simons. Spa, 15, Juli.  (..) Aus alliierten Kreisen hört man, bas Die Entente unbeugfam. ein Nachgeben der Aliierten in der Kohlenfrage nicht in Aussicht steht. Aus der Tatsache, daß Dr. Simons und Lloyd George Spa, 15. Juli.  ( TU) In den Kreisen der Autierten erklärte eine unmittelbare Aussprache haben. konnten, darf man vielleicht man, daß die Entente in der Ernährungsfrage und mög- schließen, daß die Alliierten, ebenso wie die deutsche Delegation, licherweise auch in anderen Punkten zu Zugeständnissen bereit sein auf eine& ortfehung der Konferenz von Spa, wenn würde, daß sie aber in der Kohlenfrage unter einen es irgend angeht, Wert legen. Der Gewährsmann des Kor­Umständen etwas von ihrer Forderung ablaffen werde. Weber refpondenten der Frankieter Zeitung" erklärt, daß die Art ber Millerand noch Lloyd George   könnten in ihre Parlamente zurüd. Berhandlungen in der Kohlenfrage, besonders das Auftreten des tehren, ohne in der Kohlenfrage über befriedigende Ergebnisse be- Herrn Stinnes, nicht dazu beigetragen habe, bie Alliierten von richten zu können. Der Standpunkt der Entente sei daher unab. dem guten Willen und der guien Absicht der deutschen   Industrie zu überzeugen. Lloyd George   soll Serrn Dr. Simons die Not wendigkeit der Aufrechterhaltung des Lieferungsverlangens ber rungen zur Grundlage der geplanten internatio.

änderlich.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 117 53-54.

Vor schweren Kämpfen.

Von Carl 2inbow.

Schneller als die Unabhängigen sich wohl dachten, sind die deutschen   Arbeiter vor eine Situation gestellt, die nach dem Zeugnis der Unabhängigen nur durch die Arbeiter selbst abgewehrt werden kann. Als die prominenten Mitglieder der 1. S. P. das Wort sprachen, die Arbeiter seien starf genug, alle Anschläge auf ihre Lebensrechte abzuwehren, als fie den Arbeitern die Aufgabe zuwiesen, die sonst die politische Arbeitervertretung übernahm, dachten sie an eine Art Wieder. holung des Rapp- Butsches. Aber mit Ausnahme der U.S.P. macht so leicht feine politische Partei denselben Fehler zum zweitenmal. Es soll damit nicht gesagt sein, daß nicht irgend­welche direktionslose Abenteurer doch noch etwa mit einem rechtsradikalen Butsch liebäugeln. Aber die Gefahr ist jefundär.

Nachdem die unheilbaren dioten von rechts das fast an ein Weltwunder grenzende Kunststüd fertig brachten, durch) ihren Angriff auf die Arbeiterrechte, die, wenn auch leider nur vorübergehende Einigung der Arbeiterklasse zu erzwingen, nachdem die" Post" das Bürgerbum vor dieser Einmütigkeit als neue Gefahr gewarnt hat, dürften die hell­äugigen Führer der Kriegsparteien an einer Auseinander­fezung mit den Arbeitern im großen wenig Geschmack finden. Sie haben es auch nicht nötig, denn einstweilen arbeitet die Zeit in ihrem Interesse. Sie haben ihre Vertretung in der Kampf­ihre Angriffe vom politischen auf den wirtschaftlichen Kampf­play. Mit dem Jammern über geringe Ergiebigkeit der Arbeit begann es, mit dem Wehklagen über die hohen Löhne wurden die Plänkeleien eröffnet und mit dem Beschluß der Vereini­gung der Arbeitgeberverbände, in Bufumft in feine Lohn­cufbesserung mehr einzuvilligen, fiel die Kriegserklärung an die Arbeiterschaft.

Lloyd George   und Miller and hatten im Laufe des Alliierten mit dem Bedürfnis begründet haben, diese Kohlenliefe. Jegierung und die Arbeiter nicht. Die Reaktion verlegt.

geftrigen Tages wiederholt sehr lange Besprechungen ohne Zeugen.

In der Entente nahestehenden Kreisen wird versichert, daß Lloyd George   über das deutsche Verhalten empört fei. Man fagt, daß er keine weitere Diskussion mit der deutschen   Delegation mehr haben wolle, fondern entschlossen sei, selbst das Protokoll au redigieren das den Deutschen   vorgelegt werden soll. Seiner Ansicht nach ist die Ottupation des Ruhrgebiet   es, obwohl fie bom praktischen Gesichtspunkte aus wenig erfprießlich sein dürfte, doch das einzige Mittel zur Lösung der gegenwärtigen

Krise.

Ben italienischer Seite wurde mitgeteilt, daß die Gefahr der Belegung des Ruhrgebiets burch die Alliierten in nächste Nähe ge. rüdt sei. Der Oberste Rat habe bereits alles nötige festgestellt. Es würden 6 Divisionen zur Berwendung tommen, darunter 2 englische, 3 französische und eine belgisch   e. Franzöfifche Nachrichtenstellen wissen noch zu melden: Die Deutsche   Regierung und die Kohlenfachverständigen haben beschlossen, baß die deutsche Delegation von den Alliierten die Entsendung einer Kommission nach Effen verlangen wird, damit dieselbe sich an Ort und Stelle von den Schwierigkeiten der Kohlen. ausbeutung im Ruhrgebiet   überzeugen kann.

Das Ultimatum.

Sa ag, 15. Juli.  ( Meldung des Hollandsch Nieuwsbureaus.) Der Sonderberichterstatter des Handelsblad" meldet: Der Oberfte Rat beschloß, heute, Donnerstag, früh den Deutschen   mitzuteilen, baß die Alliierten ihnen in der Nachmittagssigung eine Note über. reichen würden, in der festgestellt ſei,

1. daß die Deutschen   an der Zerstörung der französischen   und belgischen Gruben und Fabriken schuld seien, und

2. daß die Entente auf ihrer Forderung nach einer monat. lichen Lieferung von 2400 000 ennen Steinkohlen burch Deutschland   beharre.

Um Lemberg   und Wilna.  

nalen Anleihe zu machen.

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Die Auffassung in England und Frankreich  . Paris  , 15. Juli.  ( Meldung des Hollandsch Nieuwsburem.) Der Sonberberichterstatter des Matin" erfährt über den voraus­sichtlichen, Berlauf der Verhandlungen in Spa: Man hoffe, bis zum Freitag zu einem Einvernehmen in der Seit diesem Lage schwelt es in Deutschland   und stellen­Steinkohlenfrage zu gelangen, wenngleich die offiziellen Beratungen nicht besonders ermutigend feien. In den offigiösen weise, wie z. B. in Königsberg  , ist bereits der lodernde Besprechungen sei jedoch ein größeres Verständnis auf seiten der Brnad zum Durchbruch gekommen, Ueberall lehnen die Unter deutschen   Unterhändler und ein verminderter Einfluß nehmer es ab, Lohnerhöhungen zu bewilligen, und wo bon Stinnes festgestellt worden. Was die Wiedergut- Schiedssprüche zugunsten der Arbeiter gefällt werden, er­ma chung anlange, so dürfe man von der Spaer Konferenz leiden diese dasselbe Schicksal. Bei der Lohnbewegung der nicht die Festsetzung einer bestimmten Summe erwarten. Mille- Binnenschiffer lehnte der vom Reichsarbeitsministerium be­rand werde feinesfalls sprechen, bevor sich die Sachverständigen stellte unparteiische" Schiedsgerichtsvorsitzende es ab, einen über die Grundfragen, wie die Jahreszahlungen, die Leistun. Schiedsspruch zu fällen, weil die Differenz zwischen den For­gen in natürlichem und wirtschaftlichem Material für den Wieder- derungen der Arbeiter und dem Angebot" der Unternehmer aufbau geäußert haben. Wenn die Delegation Freitag oder Sonn zu groß sei. Das stimmt, die Unternehmer lehnten nämlich abend Spa berlasse, dürfte vielleicht nur die anzuwendende Me- jedes Entgegenkommen ab. In Hamburg   kommen die Holz­thode festgelegt sein. plazarbeiter mit den Unternehmern zu feiner Einigung. Das Rotterdam  , 14. Juli. Der Korrespondent der Daily News", Schiedsgericht billigt den Arbeitern eine Erhöhung zu, die der sich bisher als gut unterrichtet gezeigt hat, ist unter den eng- hinter den Zugeständnissen der Unternehmer zurückbleibt. Für jeden, der Augen hat, ist es ganz klar, daß alle Lischen Journalisten doch der optimistischste. Obschon er die Lage als außergewöhnlich beunruhigend bezeichnet, glaubt er doch, daß Behörden gegen Arbeiterforderungen heute die Gelegenheit zum Nachdenken, die durch die Unterbrechung der ganz andersins Beug geben, als vor dem Re­Konferenz geboten worden ist, einer lebereinstimmung gierungswechsel. Wir haben jest eine bürgerliche förderlich sein kann. Es sei der Mühe wert, daran zu er- Regierung, das ist der Unterton, der fast überall, nicht nur innern, daß die Alliierten vor zwei Tagen aus eigenem Entschluß bei den Behörden, durchklingt. In Karlshorst   findet sogar sich erboten haben, die Lebensmittelversorgung der eine Vernehmung der Schuldigen" statt, die auf das Grab deutschen   Bergarbeiter zu bessern. Von den drei in Spa eines Bosthelfers einen Kranz mit roter(!) Schleife tätigen Kommissionen für die Kohlen, die Lebensmittel und die niederlegten, und ein Postdirektor fährt zu diesem staats­Wiederherstellungsfrage habe die lettgenannte Rommission sofort retterischen Aft sogar von Berlin   dorthin. auf den schwachen Punkt in dem deutschen   Plan hingewiesen und bestimmtere Kohlenangaben verlangt.

Italienisch  - serbische Spannung.

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Aus solchen Vorgängen schöpfen die Unternehmer heute die Zuversicht, daß sie die Behörden in jedem Fall auf ihrer Seite haben. Wochen- ja monatelang dauerte es, bis die Unternehmer fich dem Beschluß der Zentralarbeitsgemeinschaft fügten, die Kosten für die Brot- und Kartoffelverteuerung Triest  , 15. Juli. Wie der Korrespondent der Telegraphen- durch Lohnerhöhungen wettzumachen. In weniger Stunden, Warschau  , 15. Juli. Die Fortschritte der roten Armee gehen in steigendem Tempo wetter. Nachdem Molobetschno gefallen Union  " meldet, überfielen die Italiener das Nationalhaus als damals Tage fügten sich die Herrschaften dem Beschluß ift, gilt der nächste Schlag Wilna  . Südöstlich von Wilna  , von Mo- ber Slomenen, begoffen es mit Betroleum und zündeten es der Scharfmacher, keine Rohnerhöhungen mehr zu an. Das drei Stodmerte hohe Haus brannte ab. Die De bewilligen. Neugierig darf man sein, wie fich die Zentral­Lodetschno her, ist bereits Smorgon( 60 Kilometer von Wilma) monstrationen gegen die Slawen dauern an. Das Saus arbeitsgemeinschaft stellen wird, wenn die Arbeitervertreter besetzt. Nordwestlich von Wilna  , von Swenzjang her, ist der Fluß ber jlowenischen Beitung„ binofe" wurde gestürmt gegen den Scharfmacherbeschluß Brotest erheben. Zurzeit Bilja   überibritten. Michalischti ist eingenommen ( 50 Stilometer von Milna  ). Gleichzeitig bringen die Bolschewifi und bas Saus des serbischen Konsule geplündert. Die Polizei find die Herren an allen Eden und Kanten dabei, Kämpfe gegen ida vor, um auch von Süden her Wilna   abzuschneiden. Nur die Bahn über Bialystod- Grodno bietet noch größere Sicher. Belgrab, 15. Juli. Die Nachrichten aus Trieft haben hier Gr heit. An der übrigen Front hat gleichfalls der unaushaltsame Rüd­Bug ber Polen   eingesetzt, so an der Bahn Minst- Barono regung hervorgerufen. Wie der Korrespondent der Telegraphen. witschi bis Kaibanow und nördlich Sarny   bis zur Styrbrüde Union" melbet, haben sowohl in Belgrad   als auch in Agram, Bom Festungsdreied ist außer Rowno   nun auch Dubno von den Serajewo und Laibach Gegenbemonstrationen gegen die Polen   geräumt, von wo die Bolschewifi nunmehr über Broby gegen Italiener stattgefunden. Die Regierung hofft, ernstere Verwide Lemberg   vorgehen, von dem sie noch 100 Kilometer entfernt find. Iungen zu vermeiden. Der südliche Frontteil umfaßt bon remenec südwärts den schmalen Streifen östlich Sorish bis Karenec- Podolst. Hier war bisher das Asyl Betljuras, das er aber inzwischen auch verlassen bat. Ex ist, da er bei den Ostgaliziern unpopulär ist. nach Lanzut hinter zel übergesiedelt.

Lenin an die englischen Kommunisten. Nach einem Mostauer Funt pruch hat Benin   am 10. Juli ein Schreiben an die englischen Kommunisten gerichtet, indem er fie aur Gründung einer tommunistisen Partei in England ermuntert

ftellte bie Ordnung mit Waffengewalt her, wobei es zwei Zote und fünfzehn Verwundete gab.

Die Unruhen in China  .

zu provozieren. Sie hoffen, daß die schlechte wirtschaftliche Bage es ihnen gestattet, die Macht der Arbeiter bald hier, bald dort abzubrödeln. Ihnen liegt vor allem daran, die wirtschaftlichen Organisationen der Ar beiter au schwächen. Ob eine derartig geschwächte Ar­beiterschaft dann noch die Kraft bat, einen politischen Angriff auf ihre Rechte abzuwehren, ist sehr atveifelhaft. Die Ver­hältniffe liegen beute anders als in den Märztagen. Damals

wählte man den Weg der Gewalt. Der Angriff scheiterte nicht allein am Generalstreit der Arbeiter.

Ebenso schwer wie dieser Schlag traf den Butschisten Amsterdam  , 14. Juli. Wie„ Daily Mail" aus Tientsin   meldet, die Bahmlegung der ganzen Verwaltung durch die verfai. fam es in der Nacht vom 11. zum 12. d. Mits. in der Nähe von fungstreuen Ministerien. Heute wird jeder Angriff auf die Yangtiau an der Bahnlinie Befing- Tientsin sum ersten 8uArbeiter auf verfassungsmäßigem Wege vor sich gehen. Eine iammenstoß zwischen den beiden feindseligen Parteien, dem der Kapp- Parteien sist sogar in der Regierung und im Anfu- Klub und der Tichilipartei. Die Truppen des Marichals Reichstag fizen mehr Arbeiterfeinde als Arbeitervertreter. Tuan- tichi- Jui schlugen die Tichilistreitkräfte, die sich zurückzogen. Wir wollen den Teufel nicht an die Wend malen, aber& In Tientsin   find ein englischer Zorpeboboots steht zu befürchten, daß ein arbeiterfeindliches Gesez heute erstörer und andere Striegsfahrzeuge eingetroffen, was unter eine glatte Majorität findet. Die Gegner des Achtstunden­ber beunruhigten Bevölkerung große Genugtung hervorrief. tages fizen bis in die Meiben der hürgerlichen Demokraten