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Nr.396 37.Jahrgang Ausgabe A nr. 61

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Telegramm- Adresse:

Sozialdemokrat Berlin ".

Morgen- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

Die

30 Pfennig

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

ferniprecher: Amt Morisplas, Nr. 15190-15197.

Dienstag, den 10. August 1920

Ruhig Blut bewahrt!

Der Reichsverkehrsminister hat alle Reichseisenbahnbehörden

regierung vom 30. Juli zu verfahren, in der alle Güter aufgezählt

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mit weib­

Noch kein Ergebnis.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Str. 117 53-51.

Zwischen zwei Feuern.

Es ist sehr schwer, Geschichte zu schreiben, wenn der Krieg an der Türe pocht. Die waghalsigsten Ver­mutungen werden ausgesprochen, weitergegeben und ver

nochmals angewiesen, streng nach der Verordnung der Reichs- Paris, 9. Auguft.( WTB.) Nach einer Havasmeldung aus dichten sich zu furzlebigen Beitungsenten ,, bon unterrichteter find, deren Aus- und Durchfuhr nach kriegführenden Ländern Hythe konferierten Millerand und Lloyd George Montag von 10 bis Seite". In diesem Krieg, den die französische Regierung auf Grund der Neutralität Deutschlands verboten ist. Er ordnet 2 Uhr. Die Verhandlungen wurden nachmittags fortgesetzt. Die gewollt, die englische begünstigt hat, in den die Polen sich von ihren Imperialisten mit Begeisterung hineinheßen an, den Inhalt dieser Verordnung allen Eisenbahnbediensteten be- Marschälle och und Wilson sowie Admiral Beatty wohnten ließen, ist die Stellung Deutschlands sehr start, wenn wir kanntzugeben und dabei nachdrücklich za betonen, daß willkür- der Beratung bei, die der Prüfung und Aufstellung von Maßnahmen faltes Blut zu bewahren wissen. liche Erweiterungen der Sperrmaßnahmen und alle eigen gewidmet war, die von den Alliierten gegen die Sowjets ergriffen Unter diesen Maßnahmen befindet sich die wünschen gleicherweise unsere Bundesgenossenschaft. Die Entente wie Sowjetrußland fürchten und mächtigen Eingriffe in den Betrieb durch Bedienstete der Ver- werden könnten. waltung oder durch betriebsfremde Personen unzulässig find loda de Rußlands und die Bereinbarung einer Defensivfront Lassen wir uns in den Krieg hineinziehen, und sei es auch und daß durch sie gerade die Kriegsgefahr herbeigeführt mit den Randstaaten Rußlands : Litauen , Estland , Finnland usw. wird, deren Beseitigung die Reichsregierung sich zum Ziele ge- Die Frage sei nur, ob man, wie ein von englischer Seite aus- nur, indem wir eine Verlegung unserer Neutralität dulden scht hat. gehender Wunsch äußert, die Aktion gegen die Sowjets abhängig oder nicht abzuwehren vermögen, dann wird Deutschland Eine Ententenote droht bereits Folgen für unbefugte Trans- machen wolle von der Weigerung Polens , die Bedingungen der unweigerlich zum riegsschauplab, dann blüht ihm porthinderung an. In Erfurt ist ein Güterzug angehalten Bolfchewiften anzunehmen. Ferner wurde die Frage erörtert, ob das tragische Schicksal Nordfran reichs und morden, in dem sich auch zwei französische Offiziere Kamenew und Krassin angesichts der Haltung der Regierung von Belgiens . Denn beide feindliche Armeen stehen marsch­licher Begleitung vorfanden. Bisher ist kein Anhaltspunkt dafür Moskau sich noch weiter in London aufhalten dürften. In briti bereit an der Grenze, ja im Westen innerhalb der gegeben, daß man unsere Neutralität verleben will. schen Kreisen glaubt man, die russischen Handelsdelegierten seien Grenze. Dann wird das rheinisch- westfälische Industrie­Rumänien, Schweden und die Tschechoslowakei mit ganz bestimmten Bedingungen nach London gekommen, und eine gebiet mit dem ersten Schlage abgeschnürt. Stellen wir uns betonen ihre Neutralität und von Horthy - Ungarns zu­wirtschaftliche Mission könne nicht verantwortlich gemacht auf die Seite von Sowjetrußland, dann werden wir vielleicht bielleicht werden für die politischen Entscheidungen ihrer Regierung. die Fesseln von Versailles los dringlichen Angeboten scheint man in London angewidert zu ſein, Ihre Ausweisung könne daher nur motiviert werden, wenn sie die sicher werden unsere Kohlengruben und unsere Fabriken nachdem man die Mörderherrschaft so lange geduldet hat. persönlich übernommenen Verpflichtungen nicht halten würden. Von des Ruhrgebiets zerstört sein und fein Defret Lenins französischer Seite wird bemerkt, daß, wenn sich die Alliierten zur wird sie wieder in Gang bringen. Schlagen wir uns aber In einer Note an den Völkerbund betont Polen , daß trotz all Blockade Rußlands entschließen, die Handelsdelegierten nichts mehr zur Entente, wozu uns Winston Churchill freundlichst In einer Nobe an den Völkerbund betont Polen , daß trok all in London zu tun hätten und daß eine Zwangsmaßnahme dieser einlädt, dann haben wir außer einer zweiten Ueberflutung feiner Bemühungen, die( von seiner abgetretenen Regierung und Art gegenüber einer Regierung nicht verstanden werden würde, Ostpreußens den Bürgerkrieg im Lande. Und wie im Ba­ dem weiter regierenden Pilsudski begonnenen!) Feindselig deren Vertreter man zu gleicher Zeit in England dulde. Man riser Kommuneaufstand zu den Extremisten von links fich feiten mit Rußland einzustellen, die Verschleppungstaktik der Sowjetregierung eine Verständigung unmöglich mache. Die hoffe, Montag nachmittag die noch abweichenden Gefichtspunite Extremisten von rechts schingen, so würden zu den nach der Sowietregierung eine Verständigung unmöglich mache. Die klären zu können. Millerand sollte gegen 6 Uhr nach Paris ab- Moskan Gerichteten sich die gesellen, die Versailles nicht ver­polnische Regierung werde trotz alledem ihre Bemühungen, zu einem reifen. Lloyd George wird abends nach London zurückkehren. Er zeihen können. gerechten und ehrenvollen Frieden zu gelangen, fortsetzen. Gleich­zeitig betont sie, daß die Verantwortung für weiteres Blut- hatte für 6 Uhr abends einen Ministerrat nach Downingstreet zu­sammenberufen, um seinen Kollegen die Lage zu schildern. vergießen völlig auf die Sowjetregierung falle.

Polen an den Völkerbund.

Nach einer Warschauer Meldung hat die polnische Regierung nach Schier unglaublich flingt es, daß in Westpolen die Deutschen der Beratung mit den aus Baranowitschi zurückgekehrten Waffen­verfolgungen fortgesetzt werden soll. Sofortige Erschießung soll auf stillstandsdelegierten beschlossen, die Antwort auf die leste polnische antipolnische Propaganda gefeßt sein. Deutsche Eisenbahner wur- Note, in der bestimmte Bedingungen gestellt wurden, a b der in Soldau festgenommen und buchstäblich ausgezogen! zuwarten, bevor die Friedensdelegierten nach Minst entiendet Der langjährige Kreisvorsitzende der Sozialdemokratischen werden. Partei für den Kreis Puig, Gen. Emil Gnadt, ist am Sonn­abend früh 4 Uhr von den Polen aus dem Bette heraus verhaftet worden. Gründe für die Verhaftung wurden nicht angegeben. Will der Sozialist Daszynski solche Schandtaten decken? Gin drahtloses Telegramm aus

Moskau an die englische Regierung besagt: Die polnische Regierung teilt mit, daß fie bereit jei. Dele­gierte nach Minst zu entfenden, am einen Waffen still stand und einen Vorfrieden abzuschließen. Die bolichemistische Re­gierung ist deshalb der Ansicht, daß das von den Alliierten verfolgte Ziel, nämlich die Einstellung der Feindjeligkeiten und die Herstellung freundschaftlicher Beziehungen zwischen Ruß­ Land und Polen , auf der Grundlage voller Unabhängigkeit Polens am schnellsten und einfachsten durch direkte Verhandlungen er­reicht werden würde. Am Schluß des Telegramms gibt die bolsche­wistische Regierung der Ueberzeugung Ausdruck, die Alliierten wür­den anerkennen, daß die von hnen angestrebten Ziele auf der bevorstehenden Konferenz in Minst bo II ständig erreicht werden

würden.

Die Ruffen haben Ostrolenta und das unweit Ortelsburg ge= Tegene Myshinez besetzt. Sie gehen auch gegen Wrangel in Südrußland vor und haben Alexandrowsk genommen. Ja dem eroberten Gebieten Polens und Ostgaliziens haben die Sowjets die polnischen Großgrundbesitzer und alle Fabriken, Banten usw. ent­eignet.

Aus Horthy - Ungarn .

Horthy empfing eine Abordnung der national- sozialistischen" Arbeiter, einer Potemkin- Organisation, deren Mitglieder nur Leute sind, die wegen verräterischen Verhaltens aus der Sozialdemokra­tischen Partei ausgeschlossen worden sind. Dieser Abord­nung hielt der Gouverneur eine Rede, in der er erflärte, er wolle ben Schleier des Vergessens über die Vergangenheit breiten. In welcher Weise dies geschieht, zeigen folgende furzen, aber charakteristischen Tagesneuigkeiten der ungarischen Blätter: Die Untersuchung gegen die Angestellten der Budapester Be zirts tranfenfasse wurde vor furzem beendet. Die Kom­mission verurteilte 87 Angestellte zum Amtsverlust.

Das Amtsblatt teilt mit, daß der Senat der Budapester Uni­versität den außerordentlichen Professor Mar Goldzieher die Lehr­befugnis entzogen hat. Ferner wurden 3 Mittelschulprofessoren zum Amtsverlust verurteilt.

,, Humanité" gegen Setzt r sse.

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aber

Deutschlands Stärke ist seine Industrie, der die Alliierten, und ganz besonders Frankreich und Italien , ebenso sehr bedürfen wie Rußland . Es ist also nicht allein unser eigenstes Interesse, daß unsere Industrie unversehrt bleibt, es ist auch im Interesse der beiden friegführenden Parteien. Diese 3 ukunft ist es, die wir vorzubereiten haben und nicht durch kopflose Befürchtungen oder Hoffnungen zerstören dürfen.

Polen und die Entente auf der einen. Sowjetrußland Paris , 9. August. ( Hollandsch Nieuwsbureau.) Während alle auf der anderen Seite, führen neben dem eigentlichen Krieg bürgerlichen Zeitungen der Regierung den Rat erteilen, sich gegen einen bemerkenswerten diplomatischen Feldzug. Wäh Berlin zu wenden, wenn man Moskau treffen wolle, bezeichnet rend England und Frankreich Offiziere, Diplomaten und die Sumanité" die Annahme, daß zwischen der Berliner Re- Kriegsmaterial nach Warschau schicken, hat Sowjetrußland gierung und den russischen Volkskommissaren eine Ver- Kamenem und Krassin nach London geschickt, die dort mit schwörung bestehe, als vollständig unsinnig. Das Blatt sagt, Lloyd George unterhandeln. Sowjetrußland sucht die nörd­diese Behauptung sei nur ein Versuch, die britische Regierung zu lichen Randstaaten gegen die Entente auszuspielen, bietet beeinflussen und das französische Volf zu betrügen. Journal jegt auch Rumänien Friedensverhandlungen an, während du Peuple " sagt: 1914 find wir verblödet in den Kampf ge- die Entente alle Hebel in Bewegung sezt, um von Rumänien gangen auf den Rat schlechter Führer. Auf keinen Fall werden wir über die Tschechoslowakei bis Litauen einen antibolschewisti­uns aufs neue in den Krieg stürzen lassen. Die Regierung soll uns schen Block zusammenzuschweißen. Jeder sucht Zeit zu ge­Sozialisten ruhig verfolgen und einsperren, wir werden nicht ab- winnen und den Gegner zu überlisten. Bisher scheint lassen, uns dagegen zu wehren. L'Oeuvre" sagt, man solle ruhig Sowjetrußland in diesem Aleinfrieg entschieden im Vorteil zu jein. Die interessanteste Episode, die zugleich das beider­Blut bewahren, ein Krieg sei materiell ausgeschlossen. seitige Spiel erhellt, ist der 3 wischenfall 2afont. Lafont ist einer der drei französischen Saulusse, die

Belagerungszustand in Straßburg .

Paris , 9. August. ( Hollandsch Nieuwsbureau.) Neber Straß während des Kerenskyregimes nach Rußland gingen, um burg wurde der Belagerungszustand verhängt.

Die britischen Arbeiter.

London , 9. Auguft.( Frankf. 3tg.".) Nach dem Daily Herald" vom 5. Auguft hat eine Versammlung der Hafen arbeiter von London beschloffen, im Falle einer englischen Intervention im russisch - polnischen Krieg alles material in London zurückzuhalten.

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im Namen der sozialistischen Partei Frankreichs dem schvan­kenden Rußland neue Kriegsbegeisterung einzuflößen, und zurückkehrten, als zum Frieden befehrte Paulusse. Diesmal ist Lafont so sagt man wenigstens nach Ruß­ land gefahren als Quartiermacher der gemaßregelten franzö­Kriegs- sischen Eisenbahner, die nach dem russischen Borderlande aus­wandern wollen, angelockt von der Reklame der Humanité". Auf der Reise traf er Daszynski , den sozialistischen Bizepräsidenten des polnischen Ministeriums. Und dieser vertraute Lafont, der von seiner Redegewandheit gern Ge­brauch macht, die Pläne der polnischen Regierung an. Am 3. August, am Tage bevor die Ausweisung 2afonts aus Moskau telegraphiert wurde, veröffentlichte sie die Sumanité", ohne jedoch zu sagen, von wo ihr diese Wissen­schaft fam.

Batfoczy wegen seines Verhaltens während der Diktatur verhaftet. Die Raaber Polizei verhaftete den Oedenburger Advokaten Dr. Schreiner, der beschuldigt wird, während der Rätediktatur eine leitende Stellung bekleidet zu haben. Die Budapester Polizei ver­haftete den Advokaten Dr. Rózsa, der im Vorjahre in Szeged eine aufreizende Rede gehalten haben soll.

Die Budapester Polizei verhaftete in den letzten Tagen wegen Also sprach Daszynski zu Lafont: ihres Verhaltens während der Diftatur mehrere Dukend Personen. ,, Der von Polen verlangte Waffenstillstand ist für die Der Oberstuhlrichter( Verwaltungschef) des Bezirkes Tisza- Reorganisierung unserer Armee notwendig. polgár Dr. Tompós, der während der Diktatur Sekretär eines Die Armee ist nicht vernichtet. Sie ist gezwungen worden, Direktoriums war, wurde zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Munitions mangels. Volksschuldirektor Johann Nómez wurde, weil er während der sich zurückzuziehen, wegen Diktatur Anklagekommissar war, zum Tode durch den Strang ver- Die Ankunft von neuer Munition ist verzögert worden urteilt. Hingerichtet wurden in der jüngsten Woche 5 Mitglieder infolge der Blockade(!), die Deutschland und die des Giepelere Revolutionsgerichts. Zum Tode veructeilt wurden Tschechoslowakei gegen Polen durchgeführt haben. 3 Personen. Mörder Friedrich.

Der Immunitätsausschuß der Nationalversammlung beschloß mit Stimmenmehrheit, dem Plenum vorzuschlagen, dem Antrage Die Debreziner Polizei ordnete die Internierung des Bizepräsidenten der Advokatenkammer an, weil dieser nach dem der Staatsanwaltschaft auf Auslieferung des ehemaligen Minister­Umiturz 1918 den abgerüsteten Soldaten eine Abfertigung von 5400 präsidenten, jezigen Abgeordneten und Oberterroristen, Stephan Kronen in Aussicht gestellt hatte. Ferner wurde auf Anord- Friedrich, wegen dringenden Verdachts der Anstiftung zur Er­nung der Budapester Staatsanwaltschaft der Gerichtsnotar Dr. mordung des Grafen Tisza stattzugeben.

Der Hafenarbeiterstreif von Danzig ver­bollständigt jebt diese Blockade, aber wir sind mit den Nachbarländern und, insbesondere mtt Deutsch­ land in Unterhandlungen.

Dank der Vermittlung der Ententemächte wird Polen gegen einige Konzessionen in Schlesien von Deutschland einen großen Teil der Munition und Waffen erhalten, die nach dem Vertrag von Versailles den Alliierten