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Nr. 403+ 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 64

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: Sw. 68, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 15190-15197.

Freitag, den 13. August 1920

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplass, Nr. 117 53-54.

Reichswehr als Spizeldeckung.

Ein neuer Schlag.

Die Spitzelzentrale.

Aus alle wird uus vom Freitag mittag gebrahtet: Magdeburg , 13. Auguft.( Eigener Drohtbericht unferes Dem Oberpräsidium Magdeburg ist bei der Aufdedung Sonderberichterstatters.) Es ist jest festgestellt, daß der Leiter der geheimen Machenschaften der Orgesch ein neuer Schlag der Magdeburger Spigelzentrale, der Zuhälter Alt­gelungen. In Halle wurde ein gewiffer Hans Eger, Kohlichütte- mann, auch Verbindungen mit einer Stelle des Berliner fraße 5, in Schußhaft genommen. Nach Aussagen der Polizeiver- Bolizeipräsidiums gehabt hat. Er erhielt von einem waltung ist Eger aktiver Offisier, was von der Reichswehr Bolizeimachtmeister des Berliner Polizeipräsidiums 400 Mart als geleugnet wird. Belohnung für geleistete Dienste.

In Egers Haus fand sich nichts. Dagegen hat er ein Ge= Die Schwindeleien, welche die Spielzentrale ausgehedt hat, schäftszimmer in der Kaserne, wo er angeblich als Gerichts- haben einen toloffalen Umfang. Die Spitzel sagen selber aus, daß offizier fungiert. Hier konnte das Oberpräsidium infolge des be- fie fortmährend 2ügen fabrizieren mußten, weil Be­tanuten Erlaffes des Reichswehrministeriums des Juneru( Urheber richte von ihnen verlangt wurden, die sie nicht liefern tonn­Geheimrat v. Jacobi) nicht selber haussuchen. Das Wehrten. So erklärt der Spigel Robert Meyer, daß, folange er Mit­freistommando 4 wurde ersucht, die Haussuchung vorzuneh- glied der K. P. D. war, er von einer Gründung der Roten Armee men, ließ aber nichts von sich hören. Das Oberpräsidium oder Roten Armee- Teilen nichts bemerkt habe. Trotzdem mußte er hatte zur Unterstüßung der Haussuchung zwei Polizeikommiffare fortwährend darüber berichten. nach Halle geschickt. Diesen

erklärten die Offiziere, fie hätten vom Wehrkreis­tommando strenge Weisung, den Zivilbehörden nicht Folge zu leisten,

fondern nur den Militärbehörden. Inzwischen war bekannt ge­worden, daß eine große Kiste mit Papieren von den Geschäfts. freunden Egers aus der Kaserne bereits nach einem anderen Ort fortgeschafft war, dort wurde fie

gefunden und beschlagnahmt.

Wenn ein Spigel die Berichterstattung einstellen wollte, so be­drohte Altmann ihn mit Denunziation bei seinem Arbeitgeber oder mit Anzeige bei den Kommunisten. Spigel, die sich von ihm ge. trennt hatten, denunzierte er auf die Weise, daß er in den er­fundenen Spielberichten sie zu besonders gefährlichen Agenten der Kommunisten machte.

Altmann hat u. a. ein Fahndungsbureau der 1. S. P. D. erfunden. Es hat den Anschein, als ob diefes Bureau auf beson­bere Anweisung der Orgesch- Zentrale erfurden worden ist, mic überhaupt gewisse Erfindungen auf vorherige Be

Die aufgefundenen Bapiere enthalten u. a. Bläne und Proto- ftellung durch Drgesch oder andere Stellen erfolgten. Als tolle zur Gründung eines

Mitteldeutschen Treubundes".

Ueber diesen Treubund sagt eins der Brotokolle:

Frühere Einwohnerwehren und Zeitfretwilligenverbände find darin lebhaft an der Arbeit. Es erscheint vielleicht besonders mertvoll, daß der Landbund restlos für unsere Bestrebungen ge= wonnen ist".

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Auch die Stubententorporationen gehören fast reft­Ins dem Treubund an. Es ist eine genaue Aufstellung der Stu. beutenkompagnien" vorhanden, auch ein allgemeiner Mobilisations­plan. Ueber die Mobilmachung heißt es:

Die Durchführung der Mobilisierung geschieht durchaus ver­traulich und ganz inoffiziell im Benehmen mit dem Landes­jägertorps".

Die Teilnahme des Landesjägerkorps spielt überhaupt eine große Rolle.

Der verhaftete Leutnant Eger erklärte, daß sein Borgesenter ein Major Edardt sei. Edardt behauptete auf Befragen,

er Ienue Eger überhaupt nicht. Dabei hat Eger am Tage vor seiner Festnahme persönlich dem Major Edardt 52 Schriftstücke zur Unterschrift vorgelegt. Auch wurde bei Eger ein angefangener Brief an Major Edardt gefunden, ans dem genaueste Bekannts schaft hervorgeht.

Muster eines solchen Fahndungsberichtes führen wir folgendes an: Notiz auf dem Fahndungsblatt Nr. 64 des Fahndungsbureaus Berlin der U. S. P.

Rr. 411 542.

Bemeismaterial gegen

1. Wilhelm Thomas, Breslau und deffen beide Agenten. 2. August Köhler, Breslou.

3. Baul Lorenz, Breslau .

Thomas, Berrat der K. B. D. und 11. S. P. Köhler, Berrat der Syndikalistischen Bartei. Lorenz, Berrat am Bund der In­tellektuellen. Nach Prüfung des Beweismaterials hat der Bund

der Intellektuellen beschlossen, Lorenz, welcher sich dauernd als Redner beteiligt, durch einen Beauftragten des Bundes unschädlich zu machen. Der Bund bittet um Unterstügung.

In den Fahndungsberichten werden noch eine ganze Reihe an. berer geheimnisvoller Organisationen erwähnt: die Antimili. tuellen, die Syndikalistische Partei usw. usw. taristische Bereinigung, die Schwarze Hand , der Bund der Intellek

Es beschränken sich aber die Erfindungen keineswegs auf harm. loſe Räuberromantik, sondern zum Teil find es ganz bösartige verdächtigungen, die erfunden sind, um Perfenen, Ber. bänden, Bevölkerungsgruppen usw. etwas anzuhängen.

So ist es fnftematisch versucht worden,

fdjaft an:

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Sachsen verboten. Wer dieser Vereinigung angehört, für sie mirbt, oder sonst mit ihr oder ihren Mitgliedern zum Zived ihrer Unter­übung in Berkehr tritt, wird mit Gefängnis bis zu 5 Jahren, Saft oder Geitrafe bis zu 15 000 m. bestraft, soweit nicht nach der Verordnung des Reichspräsidenten vom 30. Mai 1920 wegen Zu­sammenschlusses zu einem Verbande militärischer oder polizeilicher art oder wegen Nichterfüllung der von der Regierung angeord neten Auflösung der Eintbohnerwehren Zuchthausstrafe verhängt ist. Alle Behörden werden angewiesen, die Namen von Personen, von denen befannt wird, daß fie Mitglieder der Orgesch oder für diese in irgendeiner Weise tätig sind, sofort telegraphisch oder tele. phonisch mitzuteilen.

Wie Escherich Bayern umstürzte. Das Berliner Tageblatt" bringt folgenden Ausschnitt aus der Werbearbeit der Orgesch:

Es wurden Nachrichten verbreitet, in denen gesagt wurde, daß es dem Forstrat Escherich in Bayern gelungen sei, in. den Kapp- Tagen mit 200 Mann das Ministerium Hoffmann in München zum Rücktritt zu zwingen, indem er( Escherich) darauf hin gewiesen habe, daß hunderttausend bewaffneter Bürger hinter ihm stünden, in deren Namen er spreche. So sei in Bayern ein rein bürgerliches Ministerium gebildet und die ,, Sauwirtschaft" sei beseitigt worden. Ende Mai habe in Mün­ chen eine Versammlung stattgefunden, die bezivedte, die für das ganze Reich eingeleitete Organisation in befestigte Bahnen gu lenten. Angeblich wolle man durch diesen reafrionären Butsch auch nicht die Wiederaufrichtung ber Monarchie, sondern nur eine andere Regierung bilden, die im Sinne der Rechtsparteien ordnungsmäßig" regiere. Nach Fertigstellung der Or ganisation follte, wie in München , auch in Berlin vorgegangen werden und die Regierung( Fehrenbach- Heinze!) ohne jedes Blutvergießen zur Abbankung gezwungen werden. Nur in Mitteldeutschland und im Ruhrrebier müsse man mit Kämpfen rechnen. Für diesen Fall seien besondere Punkte ausersehen, die unbedingt gehalten würden, bis der bayerische Grias auf den man bestimmt rechnen könne, zur Verfügung stehe. In Bayern habe man die ganze katholische Geistlich feit gewonnen. Auf dem Eichsfeld predigten bereits fatholische Geist­liche für die Schaffung einer solchen Selbstschutzorganisation, tann recht gut wahr fein; auf das Militär des Generals Die Erzählung von dem siegreichen Bayernschwindel Escherichs v. Moehl war offenbar nicht gegen Rechtsputschisten zu rechnen. Nicht umsonst verbreitete die Kapp- Gesellschaft in der Reichskanzler Siegesnachrichten aus München !

In einer neuen Rede in München stellte der Orgesch- Oberst Escherich sogar schon die Reichswehr als größtenteils bol­hewistisch verseucht hin. Bei der Schwäche der Reichs­regierung gebe es nur einen Schuß: Orgesch! Klappern gehört zum Handwert.

Reichswehrkrieg in Hildesheim .

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Eger hat auch in Berlin mit dem Magdeburger Hauptmachern jüdische Geschäftsleute in Verbindung mit den Kommunisten Unser Hildesheimer Partciblatt berichtet vom Mittwochabent: Biefenit und Jansen Besprechungen gehabt. Er gibt diese zu bringen. Es werden alle möglichen jüdischen Firmen als Geld- Aus irgendwelchen Reibereien einiger Zibilisten und Reichs. zu, während Ziefenis ebenfalls behauptet, Eger nicht zu kennen. geber für die Kommunisten genannt, so z. B. ein Berliner Bant. wehrsoldaten alltägliche Streitigkeiten, wie sie zwischen jungen Der Treubund ist nach Aussage Egers durch den Erlaß des haus Levi und Söhne. Ebenso wird das Reichswehr Bio- Beuten üblich find entstand eine Zusammenrottung der Soldaten Reichspräsidenten vom 30. Mai aufgehoben, weil die Mit nier- Bataillon 4 dauernd als kommunistisch verdächtigt, well gegen friedliche ihres Weges ziehende Bürger. Die uniformierte glieber leider" Angst vor dem Zuchthause hatten. Es ist darauf dies Bataillon beim Kapp- Butsch seine Offiziere abfeste und fest Abendschicht der Kanalarbeiter abfassen Gesellschaft allem Anschein nach wollte sie die Heimkehrende der Treubund auf dem Boden der Orgefch neu aufgebaut auf feiten der Regierung stand. Ebenso wird verdächtigt der Re- gesperrt, hielten mit vorgehaltenem Revolver harmlose Reisende an hatte den Bahnhof ab morden. Hier fühlte man sich durch die Erlasse des Ministerial. publikanische Führerbund. Zum Teil sind solche Nachrichten direkt und untersuchten deren Taschen. Als der Zug von Nordstemmen birektors von Jakobi( siehe oben) und Freund( Ministerium bestellt worden. Als ein besonderes Muster der Berdächtigung gegen 10 Uhr abends einlief, blies ein Hornist mehrere Male das des Jnnern) gededt. Ministerialdirektor Freund hat bekanntlich führen wir einen Bericht dieser Leute über die Freie Turner. Angriffssignal und die Gesellschaft stürmte nach dem Bahnhof. ben Erlaß, der die Drgesch zuließ, hinter bem Rüden bes Borher hatte sie Bosten an der Gisenbahnunterführung an der Ministers Severing in dessen Bertretung herausgegeben, Die gesamte Freie Turnerschaft von Deutschland ist Steueralber Straße gefaßt, um die vom Sanal heimkehrenden ebwohl Severing den Vertretern der Orgesch gegenüber schon por­jest in eine gefchloffene Organisation zusammengefaßt. Es han: Fußgänger abzupassen. Es ist festzustellen, daß die Kanalarbeiter her seine Nicht zustimmung fundgegeben hatte. delt sich dabei um eine Kampforganisation großen Stile. Nach böllig frieblich waren und sich von anderen Passanten warnen Es ist bes Meldungen aus Berlin beträgt die Stärke der Organisation Iteßen. merkenswert, daß der Landbund in Halle diesen Freundschen 33 000 Mann( gediente Leute), dazu kommen zirka 10 000 Mann die nagh Banditenart vorgenommene Belästigung der Reisenden Gin Polizeibeamter rief telephonisch die Polizei herbei, ale es Erlaß bereits veröffentlichen konnte, noch ehe er dem Ober ältere Leute. 33 000 Mann sind in Kampfeinheiten zu je 150 präsidium Magdeburg zugegangen war. Man muß fragen: jah. Er selbst untersagte den Wegelagerern das Anhalten des Mann eingeteilt, während die Jugendlichen in Turnabenden Publikums. Wie nicht anders zu erwarten, ficl die Räuberband: Wie kommt der Ministerialdirektor Freund dazu, hinter Severings strenge militärische Schulung durchmachen müssen. Rücken diesen Erlaß herauszugeben, wie kommt der Erlaß vor über den Beamten her, warf ihn zur Erde, schlug und trat den Be­feiner amtlichen Bekanntmachung bereits dem Landbund in Ebenso wie die Freie Turnerschaft wird auch der Arbeiter amten. Erst als etwa 30 Polizisten anrückten, ließ die Gesellschaft Samariter Bund in einem dieser Spigelberichte verdächtigt, von dem Beamten ab. Es gelang dann den Polizisten, die mit Organisation der Arbeiterschaft, au welchem 3wed auch immer, die zudrängen. Die Zivisten benahmen sich ruhig und folgten ben Anordnungen der Polizei. bolfchewiftische Verschwörung umgelogen worden wäre. nicht von diesen Spiteln in ein militärisches Komplott oder in eine Wenn es gelungen ist, nicht mir tätliche Ueberfälle auf Zivilisten zu berhindern und es gestern abend feine Tote und Verwundete Aus der weiteren Sichtung des Materials dürften fich noch gegeben hat, so ist das eigentlich dem Zufall, der einen Beamten allerhand weitere interessante Einzelheiten ergeben. in der Nähe des Bahnhofs sein ließ zu verdanken, und dem Pu blikum, das sich ruhig verhielt und den Anordnungen der Polize folgte.

die Hände und wie stimmt der Freundsche Erlaß mit dem Abkom ein Organisationsförper der Roten Armee zu fein. Es gibt teine Seiteng.wehr und Revolver arbeitende uniformierte, Bande ab

men in Spa überein?!

Bei den heute wiederum in Magdeburg vorgenommenen Haus suchungen wurden amtliche militärische Ausweise, unterzeichnet vom Garnisonkommandanten von Ribbentrop und Blomberg , lautend auf die Namen Kaufmann Selten, Kaufmann Traub, Rechtsanwalt Bünger, Rechtsanwalt Shaper, Oberleutnant a. D. Fromm, vorgefunden.

Orgeschverbot.

Dresden , 13. Auguft.( Z. U.) Die Nachricht eines Dres Der Oberpräsident öfing bat als Regierungstommiffar bener Korrespondenzbureaus von ciner Roten Armee für die Probing Sachsen unter dem 12. August auf Grund der in Sachsen , an der fein wahres Wort ist, kann auf das Be. Verordnung des Reichspräsidenten am 1 April 1920 für das Gebiet stehen einer Dresdener Spigelzentrale zurüdgeführt der Provinz Sachsen angeordnet: werben.

Die Frage, was gedenkt die Stadtverwaltung zu tun har. Hot fie getan, die Frage, was will der Regierungspräsident tun und was hat er getan, die Frage, was hat das Reichswehrkommando in der Angelegenheit schon getan, ist im Interesse der stark beunruhigten Deffentlichkeit angebracht und ihre schleunige Beantwortung durch

Die Organisation Escherich( Drgesch) wird für die Probing die Behörden notwendig.