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statte, in welcher in der Regel Arbeiter beschäftigt werden, ist innerhalb vier Wochen nach Inkrafttreten dieses Gesetzes oder nach der Eröffnung des Betriebes eine Arbeitsordnung zu er- lassen. Für die einzelnen Ablheilungen des Betriebes oder für die einzelnen Gruppen der Arbeitermüssen* besondere Arbeits­ordnungen erlassen werden zc. Parteigenossen in B e r l i n 3: Die Reichstagsfraktion zu beauftragen, bei geeigneter Gelegenheit im Reichstage einen Ge- setzentivurf folgenden Inhalts einzubringen: Sämmtliche Sonderbestimmnngen über das Rechtsverhältniß des Gesindes zu seinem Arbeitgeber, d. h. die sog.Gesinde-Ordnungen, sind aufgehoben. Parteigenossen in Berlin 2: Der Parteitag möge die Fraktion ersuchen, auf ein gesetzliches Verbot der Gesinde- vermiethungs- Komptoire und Einführung eines unentgeltlichen Dienstnachweises hinzuwirken. Parteigenossen in Lübeck und Schwerin : Daß die ländlichen Arbeiter unter die Gesinde- Ordnung gestellt werde»; daß für die ländliche Bevölkerung Gewerbegerichte errichtet werden. *« Resolutionen. Parteigenossen in Frankfurt a. M. iDie völlige Vereins-, Versammlungs- und Preßfreiheit ist zur Aufklärung des Volkes unerläßlich. Die Bestrebungen, die schon jetzt so vielfach eingeschränkte Vereins-, Versammlungs- und Preßfreiheit noch weiter einzuengen, mnß mit allen Mitteln bekänipft werden. Zu diesem Zwecke erscheint es erforderlich, überall mündlich wie schriftlich eine besondere Agitation zu entfalten, um die weitesten Kreise von der Nothwendigkcit völliger Vereins-, Versammlungs- und Preßfreiheit zu überzeuge» und gegen die jetzigen Beschränkungen dieser Freiheiten, wie auch ganz de- sonders gegen eine noch weitere Verkümmerung derselben zu protestircn. Außerdem ist auch dagegen Verwahrung einzulegen, daß mit Hilfe der aus der Klassenwahl hervorgegangenen Land- tage jene Anträge gegen den Willen der großen Masse des ar- beitenden Volkes zum Gesetz erhoben werden. Es ist daher das allgemeine gleiche, direkte und geheime Wahlrecht zu allen Wahlen, also auch für die Landtage und Gemeindevertretungen zu verlangen, um eine solche Vergewaltigung unmöglich zu machen. Aus diesen Gründen beantragen wir: Auf die Tagesordnung zu setzen: Unsere Aufgabe gegenüber den volksfeindlichen Be- strebungen, eine noch weitere Schmälerung der Vereins-, Ver- sammlungs- und Preßfreiheit herbeizuführen näher zu präzisiren. Parteigenossen des 10. badischen Reichstags- Wahlkreises Karlsruhe -Bruchsal : 1. Der Parteitag möge dazu Stellung nehmen, wie sich die sozialdemokratischen Landtags-Abgeordneten bei der Abstimmung über den Gesammt-Etat zu verhalten haben. 2. DerVorwärts" möge dem aus dem Kölner Parteitag ge- faßten Beschluß'Die alljährlich beimVorwärts" erzielten großen Ueberschüsse künftig zum Theil zur Bereicherung des In- Halts zu verwenden, damil derVorwärts" seiner Aufgabe, der Partei als Agitationsmittel und den sozialistischen Provinzial- pressen als Materialquelle zu dienen, in besserer Weise genügen kann, als dies bisher möglich war", mehr wie bisher nach- k o m ni e n. 3. Die Parteileitung möge für die Verbreitung und Verwirk- lichung unserer Ideen mehr Sorge tragen. Ebenso die besseren agitatorischen Redekräfte mehr auf diejenigen Ortschaften resp. Wahlkreise venvenden, wo noch schwache Organisationen sind. Parteigenosse Ed. Schröter, B e r l i n IV: In Erwägung, daß der Partei dadurch, daß sie dem Kapitalismus die un- gehinderte Ausbeutung der Konsumtionskrast des Proletariats überläßt, anstatt letztere den Parteizwecken nutzbar zu mache», ungeheure Vortheile im Befreiungskämpfe verloren gehen, be- schließt der Parteitag, die Parteileitung wird beauftragt, eine Kommisston von etwa 15 Mitgliedern zu ernennen, die dafür Sorge zu tragen hat, daß die Konsumtionskraft des Proletariats, soweit es möglich ist, den Zwecken der Partei dienlich gemacht wird. Zu diesem Behnfe sind in den für uns zunächst geeigneten Produknonszweigen Betriebe zu organisiren, in welchen die Pro- duktion durch Genossen stattzufinden hat, und Maßnahmen zu treffen� daß die verfertigten Gegenstände und diejenigen Konsumartikel, die von Genossen nicht hergestellt werde» können, in der geeignetsten Weise ihren Absatz finden. Ueber die Verwendung des nach Ablauf bestimmter Zelträume festzustellenden Gewinnes entscheidet obige Kommission; doch soll als Richtschnur dienen, daß ein Theil zu Erweiterungen von bereits bestehenden Betrieben resp. Neugrnndungen benutzt, während der Rest, der größere Theil, an die Parteikasse zwecks Agitation zc. überwiesen wird. Die An- lagekapitalien müssen von Genossen aufgebracht werden und kann auf Wunsch eine spätere Zurückzahlung erfolgen. Die Genossen in Elberfeld : Der Parteitag ersucht die Genossen und Genossinnen, überall da, wo es möglich ist, daß in die Agitationskomitees auch Genossinnen gewählt werden können, dafür zu sorge», daß dies geschieht, da die Frau sich sehr wohl zur Agitation eignet, aber recht oft nicht die nöthigen theoreti- schen und praktischen Kenntnisse aus sich selbst besitzt. Parteigenosse P. Glißmann, Kiel : Der Parteitag wolle prüfen, ob es zweckmäßig sei, an dazu geeigneten Orten oder mindestens an einem dazu geeigneten Orte eine Schule aus Partei- Mitteln zu errichten, worin der Lehrstoff, sowie der Unterricht selbst, ganz im sozialistischen Sinne gegeben, wo keine dogmatische, sondern eine rein wissenschaftliche Weltanschauung gelehrt wird. Parteigenossen Lehmann und Kokisch in M i t t>v e i d a: Es ist eine Erfahrung, daß mit Ausnahme der reichen Leute jeder überzeugter Sozialist wird, sobald er die Wahrheit über unsere Grundsätze sowie über seine soziale und politische Lage erkennt. Es ist Thatsache, daß die Verbreitung dieser Wahrheit bei- den Erwachsenen, besonders bei den weib- lichen infolge politischer Theilnahmslosigkeit und Rechtlosigkeit. auf innerliche und gegenwärtig in steigendem Maße und äußer- liche Hindernisse stößt. Es ist Allen bekannt, daß die herrschende Klasse mit allen Mitteln die Ausbreitung unserer Prinzipien zu hindern sucht und neuerlich die Schulen benutzt, um der lernfähigen Jugend unsere einfachen und leicht begreiflichen Lehren entstellt oder verhüllt wiederzugeben. Aus diesen Gründen empfiehlt der Parteitag als Gegen- gewicht und behufs Verbreitung unserer sozialpolitischen Wahr- heiten unter der heranwachsenden Jugend, sowie zur Beförde- rung der sozialistischen Ueberzengnng der Massen aller- orts eine Schulwacht" zu organisiren, welche den Unterricht auf alle sozialistenfeind- lichen Verdrehungen und Fälschungen zu prüfen hat, um letzteren in der w e i t e st e n O e f f e n t l i ch k e i t die Wahrheit gegenüber zu stellen. Voltttfilhe Ilcttcvttrfit. Berlin , den 10. Oktober. Die sozialdemokratische Forderung eines Miliz- Heeres an Stelle des stehenden Heeres ist so vernünftig und einlenchtend, daß es den Molochpriestern ganz Angst und bange wird. EinMilitär- Schriftsteller" Namens H ö n i g hat deshalb den Austrag erhalten, eine Schrift zu schreiben, in welcher eine Miliz für unmöglich erklärt wird. Ein Milizheer fei militärisch nicht einzurichten und koste zu viel. Wir werden demMilitär-Schriftsteller", der gleich den meisten Fachleuten Scheuklappen neben den Augen hat, gelegentlich des Eingehenden antworten. Heute begnügen wir uns damit, ihm zu sagen, daß dasunmögliche" und linerschwingliche Milizsystem in der Schwe,z nicht nur durchgeführt ist, sondern auch, bei doppelter Wehr- barmachung des Volkes, nur zwei Drittel so viel kostet, wie unser Heeressystem, also weit wirksamer und zugleich weit billiger ist. Es gehört wirklich eine große Unver- srorenheit dazu, angesichts dieser weltkundigen Thatsache von einerUnmöglichkeit" zu reden. Mistverstanden. DieFrankfurter Zeitung " die sehr viel Zeit übrig haben mnß, beschäftigt sich wieder einmal in einem langen Leitartikel mit dem Parteitag der bayrischen Sozialdemokratie. Sie schreibt: Der Münchener Parteitag der bayerischen Sozialdemokratie, in dem sich die bayerischen Landtags-Abgeordneten von denGe- nofsen" bestätigen ließen, daß ihropportunistisches" Vorgehen ganz den Wünschen und Anschauungen ihrer Wähler entsprach, hat das zu erwartende Interesse gefunden und die Aufmerksam- keit auf die.Mauserungsprozesse" innerhalb der Sozialdemokratie gelenkt. Die Strömungen haben sich nachgerade als stark genug erwiesen, um auch die Haltung des Parleivorstandes zu beein- flussen; wenigstens bat sich derVorwärts" beeil*, die Hoffnungen gewisser Leute, als würde es auk dem Frank- fnrter Parteitag zu einem Bruch innerhalb der Sozialdemokratie kommen, zu zerstören, indem er auch seinerseits gegen die utopistische" Sozialdemokratie Stellung nahm und dabei bestritt, daß das Auftreten Vollmar's und der Bayern irgendwie über- raschend wäre. Wenn dieFrankfurter Zeitung " mit bezug auf uns meint, wir oder irgend mit uns in Verbindung stehende Persönlichkeiten hätten in der bezüglichen Notiz eine Billigung der Taktik>der bayerischen Kammerfraktion aus- sprechen wollen, so ist das ein durch unsere Notiz keines- wegs gerechtfertigter Jrrthum. Wir hatten und haben keine Veranlassung, uns über diesen Punkt auszusprechen und dem Parteitage vorzugreifen. Was wir wollten und was wir gethau haben, das ivar Verwahrung gegen die Insinuation einzulegen, als ob unsere Partei im all- gemeinen und die Parteileitung im besonderen jemals u t o p i st i s ch gewesen sei. Eine höchst bedauerliche Ilebereilung"---- das ist die Zensur, welche das Organ de-- rheinisch- westfälischen Schicnenflicker und Bochumer dem unglücklichen Rößler für sein famoses Diktatur- Pamphlet ausstellt. Wirklicher Legationsrath und Professor, Ex-Chef des Bismarck 'schen Preßbureans, Gcsellschastsretter von Beruf und ein so schmählicher Fußtritt vonseiten der Freunde! Und warum? Weil das grauköpfige Schreckenskind die Wahrheit gesagt und den geheimsten Gedanken des Fronden-Chefs verrathen hat: Staatsstreich, Diktatur und zum Kampf für Religion, Ordnung und Sitte die Heilige Dreieinigkeit Infanterie, Kavallerie, Artillerie. Sagt er einmal die Wahrheit und das muß ihm so schlecht bekommen! Der arme Rößler. Er bereitet sich und seinen Freunden sicherlich nicht mehr die Verlegenheit und den Schmerz, die Wahrheit zu sagen. Deutsche Richter entwickeln mitunter einen merk- würdigen Scharfsinn, wenn es gilt, das BischenPreß- freiheü", das wir noch besitzen, vollends wegzuinterpretiren. Ein würdiges Seitenstück zu der strafgesetzlichen Verant- wortlichkeit aller bei Herstellung und Verbreitung einer Druckschrift betheiligten Personen, und zu deni berühmten amblilanten Gerichtsstand", hat das Schöffengericht in Varel (Oldenburg ) dieser Tage geliefert. Es hat in einem Preßprozeß natürlich gegen ein Oppositionsblatt den Satz aufgestellt, daß für den jeweiligen Redakteur eines Blattes die Vorstrafeu seines Vorgängers in der sitedaktion als st rasverschärfend in Betracht u ziehen seien. Der Redakteur ist also gewissermaßen ein eisernes Inventar, das zwar den Namen wechselt, aber doch immer dasselbe bleibt. So originell dieser neue Rechtssatz sein mag, so ist er doch mit der einfachen Regel, daß niemand für die Handlungen eines anderen, nicht seiner Obhut oder seinen Befehlen unterworfenen Menschen verantwortlich gemacht werden kann, in so flagrantem Widerspruch, daß wir, trotzdem wir uns in Deutschland über nichts mehr wundern, doch nicht an die Bestätigung dieses neuen Rechtssatzes durch die oberen Gerichte glauben wollen. Die Suchslauds sind Ordnungshelden, ein jeder aus dem edlen Stamme ist ein Retter der Interessen von Bildung und Besitz, vor allem von agrarischem Besitz; der eine müht sich als Vorsitzender des Bundes der Landwirthe für die armen Grafen Könitz , Mirbach und Genossen, ein anderer sinnt als Hallenser Rechtsanwalt auf die Rechtlosmachung der deutschen Landarbeiter und ein dritter, den wir unlängst mit seinem Hallenser Namensvetter fast verwechselt hatten, niüht sich als Bürgermeister von Luckenwalde , die in Würzen erlernten sächsischen Polizeipraktiken auf märkischem Sande weiter zu praktiziren. Ein herrlich Geschlecht, aller Ehren werth! Der Fall Pfizer oder richtiger gesagt, daS Aufsehen, das derselbe weit über die Grenzen Schwabens erregt hat, scheint der württeinbergischcn Regierung recht unbequem zu sein, sie hat deshalb alle Anstrengungen gemacht, den jüngeren Oberlandes- gerichts-Rath Pfizer zur Zurücknahme seines Rücktrittsgesuchs zu veranlassen, was ihr nun auch gelungen ist. Ein Fahr ist morgen verstrichen, seitdem Graf T a a f f e seinen Gesetzentwurf über das allgemeine Wahl- recht dem österreichischen Abgeordnetenhause vorlegte. Sein Ministerium stürzte und die vereinigten Reaktionsparteien schufen sich das Ministerium Windischgrätz , das mit Ver- sprechungen einer Wahlresorm sein Amt antrat. Die Ar- beiter Oesterreichs trauten, durch böse Erfahrungen gewitzigt, den Versprechungen der Chefs der Reaktion nicht, sie haben ununterbrochen agitirt und demonstrirt für das allgemeine Wahlrecht. Am 16. Oktober wird das öfter- reichische Abgeordnetenhaus seine Thätigkeit wieder auf- nehmen, und da wird es sich zeigen, ob die Herren Plener und Windischgrätz das Volk noch weiter hinhalten wollen oder ob und was sie dem nach Befreiung aus der politischen Rechtlosigkeit dürstenden Volke zu bieten haben. Was die Arbeiter verlangen, das werden die Herren Minister, Hofräthe und Parlamentarier in 9 für den Vor- abend der Parlamentseröffnung angekündigten sozialdemo- kratischen Versammlungen noch einmal genau zu hören be- kommen. Die Tagesordnung der Versammlungen lautet: Was ist mit unserem Wahlrechte?" Tie Führung der Zivilstandsrcgister durch staat liche Behörden ivurde vom ungarischen Herren- hause beschlossen. Eine höchst überflüssige Rede hielt gestern in England Herr Shaw- Lesevre, Präsident des Lokall Regierungsausschusses. Ein Telegramm denn solches Zeug ist dem Wolfssschen Bureau stets genehm melde! darüber: -- Er erklärte, eS beständen schwebend- Fragen zwischen Frankreich und England, besonde.s bezüglich der Theilung Afrikas . Man müsse hoffen. daß in der Zukunft, wie in de? Vergangenheit die Diplomatie diese Frage zu regeln wisse. Die beiden Länder vermehren zwar ihre militärische Macht, aber der gesunde Sinn der Völker und der Staatsmänner werde den Frieden sichern; ein Bruch wäre das größte Unglück und das größte Verbrechen. Weshalb Herr Shaw-Lefevre diese Kannegießern ver­übt hat, weiß er vielleicht selbst nicht. Da das«größte Un- glück und größte Verbrechen" nur eine Phantasiekluger Elsen" ist, so hätte der Herr lieber den Mund statt dieser Rede halten sollen. Aus Spanieu wird gemeldet, die Nachrichten vom Eintritt einer Ministerkrise seienverfrüht". Es steht also eine neue Ministerkrise bevor. Portugiesische Koloqialf''e«den. Wie demReuter'schen Bureau" aus Lourmco Marquez gemeldet wird, wurden heute Vorwittag in der Umgegend mehrere Europäer und eine große Anzahl verbündeter Kaffern ermordet. Die Raubzüge in der Umgebung der Stadt dauern fort. China - Japan . Die Nachrichten übe» Aufstände in China haben sich als zum mindesten sehr übertrieben heraus- gestellt. Und mit dem Marsch der Japaner auf die Hauptstadt des Himmlischen Reiches hat es seine guten Wege. Es unterliegt jetzt, keinem Zweifel mehr, daß die englische Regierung alles daran setzen wird, die Zer- stückelung Chinas zu verhindern. Und es scheint, daß die französische Regierung die englische in dieser Absicht unter- stützen will. Auch Rußland wird sich kaum zu einem Raubzug auf eigene Faust stark genug halten. In Asien stehen die russischen Interessen nicht blas den englischen feindlich gegenüber, sondern auch den französischen, so daß anläßlich des Konflikts zwischen China und Japan von einem russisch - französischen Einverständniß nicht die Red-» sein kann. Nach einer Depesche vom heutigen Tage sollen die Russen an der Grenze von Korea 6000 Mann aufgestellt, haben aber das will nicht viel bedeuten. Die Engländer können dort binnen wenigen Tagen viel mehr Truppen ansammeln. Und so dürfte denn die Ruhe, welche seit einigen Wochen auf dem Kriegsschauplatz eingetreten ist, mit den d i p l o- matischen Verhandlungen zusammenhängen, die ohne Zweifel zwischen den Regierungen Englands, Frank- reichs und Rußlands unter sich, sowie zwischen diesen Re- gierungen einerseits und der chinesischen und der japanischen Regierung andererseits gepflogen werden. Nach den Berichten von heute Abend sollen die euro - päischen Großmächte dahin sich geeinigt haben, daß Korea nicht in den Besitz Japan's gelangt, und daß sie erforder- lichenfalls den Japanern mit Wassengewalt entgegentreten iverden. Die englische Presse hatte, wie die Leser sich er- innern dürften, diese Wendung von Anfang an vorher- gesagt. Das nationale Komitee der Sozialistischen Partei Spaniens wendet sich in einem längeren Schreiben, das wir morgen zum Abdruck bringen werden, gegen den Inhalt einer Korrrespondenz aus Spanien , die wir in der Nr. 196 desVorwärts" vom 24. August d. I. veröffentlicht haben. Durch diese Korrespondenz fühlen unsere spanischen Genossen sich verletzt. Wir können nur versichern, daß unser Korre- spondent nicht blos ein Freund, sondern unseres Wissens sogar ein M i t g l i e d der spanischen Arbeiterpartei ist; und wir sind überzeugt, wenn er dies liest, wird er die erste Gelegenheit ergreifen, und sich persönlch mit den von ihm, sicher ohne Absicht verletzten Genossen auseinander- setzen. Wie wir zu den spanischen Brüdern stehn, das haben wir in unserem Gruß an den letzten spanischen Parteikongreß gesagt. Dezkeslhen: (Wolfi'A Telegraphen-Bureau.) Kiew , 10. Oklyver. Eine Versammlung von Zucker, fabrikanten genehinigi-- definitiv den Plan einer Normirung der Zuckerproduktion. Die bezügliche Konvention soll Freitag unter- schrieben werden. London , 10. Oktober. Der Parlaments-Untersekretär im Auswärtigen Amte Sir Edward Grey hat gestern Abend in Wooler(Northumberland ) eine Rede gehalten, in welcher er mir bezug auf den japanisch- chinesischen Krieg sagte, die erste Pflicht der englischen Regierung sei, das Leben, das Eigenthum und den Handel ihrer Landesangehörigen zu schützen. Die Regierung wolle auch in Uebereinstimmung mit der Aktion aller übrigen Mächte bleiben, damit der Einfluß der Mächte fortgesetzt dahin ausgeübt werde, die noch bevorstehenden Ereignisse soviel wie möglich zu mildern, die bedrohten Jnter- essen zu schützen und schwierigen Komplikationen vorzubeugen, welche ans einem etwaigen Versuche entstehen könnten, aus der gegenwärtigen politischen Lage zum Schaden der Jnteressen anderer Mächte Vortheil zu ziehen. tDepeschen-Bnrean Herold.) Wien , 10. Oktober. I» voriger Nacht ging über Marchegg und Preßburg ein schweres Gewitter mit einem heftigen Wolken- bruch nieder, wodurch furchtbarer Schaden angerichtet wurde. Mehrere Häuser wurden weggeschwemmt; zahlreiche Thiere sind zu Grunde gegangen. Der Eisenbahnverkehr ist streckenweise ganz unterbrochen. Wien , 10. Oktober. Nach unverbürgten Meldungen aus Petersburg soll Professor Sacharjin dem Zaren mitgetheilt haben, daß dessen Leiden unheilbar sei; das Lebe» des Kaisers könne nur durch die strengste Diät um wenige Monate verlängert werden. Wien , 10. Oktober. Nach einer Meldung derPolitischen Korrespondenz" wird der Zar erst Ausgangs November nach Korfu reisen. Der Thronfolger hat die Regentschaft mit der Be- schränkung erhalten, daß die wichtigsten Angelegenheiten vom Kaiser selbst erledigt werden. Antwerpen , 10. Oktober. In der Scheide und im Aermel- Kanal herrscht so undurchdringlicher Nebel, daß drei Schiffe aus Sandbänken festgefahren sind. London , 10. Oktober. DieTimes" schreiben in einem Ar­tikel üver die ostasiatischen Ereignisse, eine diplomatische Aktion der europäischen Mächte würde erfolglos sein, weil das sieg- gewohnte Japan von seinen Forderungen an China ohne eine erdrückende kriegerische Demonstlation aller europäischen Flotten nicht abstehen werde. London , 10. Oktober. EinerStandard"'Meldung aus Peking zufolge ist die Ruhe dort wiederhergestellt. Die Auf- regung unter der Bevölkerung wegen der in verschiedenen größeren Provinzstädten ansgebrochenen Unruhen hat sich vollständig gelegt. London , 10. Oktober. Aus Tientsin wird gemeldet, daß an der koreanischen Grenze 5000 russische Soldaten den japanischen Truppen gegenüberstehen. Verantwortlicher Redakteur: I. Dierl(Emil Roland) in Berlin . Druck und Verlag von Max Bading in Berlin SW., Beulhstraße 2. Hierzu zwei Beilagen.