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Nr. 411+37. Jahrgang[ Nox. 411] Ausgabe B Nr. 68
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Ungarn , Tschecho- Glowatei, Dane mart, bolland, uremburg, Schweden und die Schweiz. - Eingetragen in die Boft. Zeitungs Breislifte. Der Borwärts" mit der Sonntags beilage Bolt u. Reit ericheint momen täglich zweimal Sonntags und Montags inmal
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Mittwoch, den 18. August 1920
Die Neutralitätsaktion der Gewerkschaften und sozia ustischen Parteien Oberschlesiens hat zu bedauerlichen Zu fammenstößen zwischen den französischen Besagungstruppen und der Bevölkerung von Kattomig geführt. Aus den bis her vorliegenden Nachrichten, die ein abschließendes Urteil allerdings noch nicht zulassen, geht hervor, daß die Maßnahmen der Verwaltungsbehörden in Stattomit stark propofatorisch wirken mußten. Es war nicht nötig, die Bejatzungstruppen, gegen deren auffällige Vermehrung sich ja gerade der Protest richten sollte, an erponterter Stelle mit der Ueberwachung der Demonstration zu beauftragen, es war nicht nötig, die Sicherheitspolizei in dem Augenblick, in dem sie in Wirkung treten sollte, zu entwaffnen. Es bleibt zweifelhaft, ob die Umstände ein Einschreiten des franzöfisdyen Militärs mit Maschinengewehren und Handgranaten erforderten.
austreten wurden Rufe laut: Unsere Leute haben nichts erreicht! Waffen her, es geht zum Sturm!" Die Deputierten fonnten nur pit großer Mühe sich einen Weg durch die Menge bahnen.
Um 114 Uhr war die Situation auf das äußerste gespannt. Die Bertreter der Bevölkerung versuchten, die Verhandlun sen noch einmal zu erneuern, was ihnen auch gelungen ist.
Belagerungszustand und Panzerautos.
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Die Schmuggelgrenze.
Bon Hermann Wager.
amtes, Landgerichtsrat Dr. Said, in einer Versammlung von Bor einigen Wochen hielt der Leiter des LandespolizeiPolizeibeamten in Duisburg einen Vertrag, worin er auffehenerregende Enthüllungen über die Zustände an unserer westlichen 3011grenze machte und hierbei seine Ansicht leitende Stellen verantwortlich zu machen wären, denen es dahin zum Ausdruck brachte, daß für diese Zustände Berliner offenbar am guten Willen fehle, hier eine
Henderung eintreten zu laffen.
Die in der Preise besprochenen Ausführungen Dr. Falds Rattomis, 18 August.( B.D.) Bon der Interalliierten Rom - führten zu kleinen Anfragen", die von den Rechts- und mission ist über die Stadt Kattowis der Belagerungsau- Mittelparteien in der preußischen Landesversammlung und stand verhängt worden. Wahrscheinlich werden Zusammenrottun im Reichstage eingebracht wurden. Aus der Fassung dieser gen verboten und die Polizeistunde auf 8 Uhr abends feftgefest Kleinen Anfragen" ist nicht recht ersichtlich, ob sich ihre Spize werden. Es foll eine Straßensperre ab 8 Uhr abends gegen Dr. Fald oder gegen die, für diese kritisierten Zustände angeordnet werden. berantwortlichen, Regierungsstellen richtet. interpellanten nur raten, sich die Zustände an der westlichen Bollgrenze einmal selbst anzusehen, dann würden sie finden, daß die Darstellungen Dr. Falds weit hinter der Wirklichkeit zurückſtehen.
Man kann den
Kattowis, 18. Auguft.( Bureau Dammert.) Hier herrscht zur Auf der anderen Seite allerdings muß das gewalt seit Rube, obgleich in der Bepolterung sich noch immer eine starte same Vorgehen der Demonftranten verurteilt werden. Erregung zeigt. Franzöfifche Panzerautos, durchfahren Die Demonstration galt der Neutralität, fie mar olio die Straßen. Starke Patrouillen sollen für die Sicherheit der indirekt gegen den Krieg gerichtet, mar eine Stadt forgen. Der Hauptmann der Sicherheitswehr I ei ft Friedensfundgebung. Allein, der Oberschlesier ist ist in der Nacht durch franzöfifches Maschinengewehrfeuer getötet Tegenheit genommen, mir die Bollgrenze einmal etwas genauer Ich habe anläßlich einer Reise in das besetzte Gebiet Ge an und für sich leicht erregbar, das Verhalten der franzö- worden. Ueber die Vorgänge vom gestrigen Abend verlautet noch anzusehen und war geradezu entsegt über die vols. fischen Truppen hat die Bevölkerung feit langem gereizt, die daß die Menge gegen 9 Uhr abends die Wache in der Hardenwirtschaftlichen und finanspolitischen Fol Einführung von Sondergerichten hat nicht gerade beruhigend bergstraße stürmie und sich mit Starabinern bewaffnete. Die gen, die das Berjagen unferer Rollbehörden haben müssen. gewirkt und die polnische Abstimmungspropaganda mit deren Zahl der Toten ist noch nicht endgültig festgestellt. Man spricht Bei Kaldenkirchen an der holländischen Grenze werden tägStoßtruppunternehmungen und Ariegervereinen( Sofols) von. 18 Toten und etwa 70 Bermunbeten, von denen ich und stündlich Waren im Werte von Millio hat ein übriges dazu getan, um eine stete Erregung in die die Mehrzahl der Sicherheitswehr angehören soll. politische Atmosphäre Oberschlesiens hineinzutragen. Das nen nach Deutschland ber die Grenze befördert, für die alles war auch den interalliierten Behörden bekannt und sie mußten mit diesen Faktoren rechnen. Wo das geschehen ist, ind die Demonstrationen, soweit Meldungen bisher aufliegen, ruhig. vorlaufen. Unschuldig an den Vorgängen in Kattowit find also die Organe der interalliierten Commission auf feinen Fall.
Ueber den Verlauf der Ereignisse in Rattowitz herrscht borläufig noch Unflarheit. Bur Stunde liegen folgende Mel dungen vor:
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1 Zentner Labat, für den( sofern es sich um Feinschnitt hanwie wir feststellen fonnten durchschnittlich belt) 163 m. 3oll pro Pfund gezahlt werden müßte; für Rohtabak besteht ein 3oll von 35 M. für das Pfund.
In der Nacht zum 18. Auguft fanden in den erften Morgenstein 3011 entrichtet wird. Ganze Streden der an der stunden öttliche Stämpfe ftatr. Sie nahmen ihren Ausgangspunkt in Grenze befindlichen Gelder sind von dem Auftreten der ber riebriftraße und festen fich in der Johannis Schmugglerbanden, die fich ftets aus mehreren hundert Quer# caße fort. Auch Am Ring wurde lebhaft gefchoffen. Männern, Frauen und Kindern zusammenfeßen, festgetreten Befonders hartnädig wurde an der Johannis. und sowie Chauffeen. In der Hauptsache werden geschmuggelt: it take gefimpft. Die Kämpfe dauerten ungefähr bis 43 Tabat, Zigaretten, Kaffee und Tee. Der einzelne Schmuggler morgens. Um 8 Uhr morgens begann die Schießerei von neuem transportiert und febre sich bis 44 Uhr fort. Beim Morgengrauen boten die Straßen, in denen gefämpft worden war, ein Bild mit efter 3erstörung. Bu einem schweren Stampf ist es auch in der Na Rattowis, 18. Auguft, 1 Uhr morgen 3. Man hört ferme in der Nähe der Stronprinzenstraße gekommen, wo von beiden ununterbrochen Gewehr.. und Handgranaten. Seiten mit Gewehren, Maschinengemehren und feuer. Die Menge bemächtigte sich eines vor dem Hause der Sandgranaten gefämpft wurde. Interalliierten Kommission stehenden Automobils, ohne von den Befagungstruppen daran gehindert zu werden. Angesichts der furchtbaren Lage verhandelt foeben ein franzöfifcher Offizier direkt mit der Menge und stellt die Auslieferung ber Waffen in Aussicht. Bon anderer Seite verlautet, daß die Be fayung bereit sei, die Waffen in die Obhut der Sicher
heitsbeamten zu geben.
Bicht und Wasser, sonst aber völlig ruhig. Oppeln , 17. Auguft. Die Stadt ist bis 12 1hr nachts ohne deflariert Lebensmittel, Munitionslisten gefunden. Sonst Heute nachmittag tourden in einem Entente transport, war der Bug boll Hafer. Unter Begleitung von Eisenbahnern wurde
ber Zug nach Gleimik geleitet, wo er entlaben und untersucht wird. Der weitere Verlauf der Ereigniffe hängt von den zurzeit stattfindenden Verhandlungen Dit Inter. alliierten Rommission ab.
ber
Generalstreik in Oberschlesien .. Beuthen , 18. Auguft.( Bureau Dammert.) In ganz Oberschlesien rubt heute jeder Berkehr. Alle offiziellen und privaten Betriebe haben aus Protest gegen die Truppen. Breslau , 18. Auguft. Der Schlesischen Zeitung" zufolge wurbe transporte der Entente die Arbeit niedergelegt. Die Bewegung bei den Unruhen in Rybnit der Bolenführer Dr. Rojainstigeht von den Gewerkschaften aus, die an die Entente die Forderung Bofen fdmet verwundet gestellt haben, die Truppentransporte durch Oberschlesien einzu stellen. Gegenwärtig schweben noch Verhandlungen. Die Entscheidung ist noch nicht gefällt. Zu Ausschreitungen ist es außer in Kattowis, Rönigsbütte, Hindenburg und Rybnik nicht ge. tommen.
Erfolglose Verhandlungen.
& attowis, 17. Auguft. Die Erregung hat ihren he. punkt erreicht. Größere und kleinere Trupps durchziehen unter dem Gesange der Wacht am Rhein die Straßen. Man sieht vereinzelte Zivilisten mit Gewehren.
Die irische Frage.
Amfterdam, 17. Auguft. Ginem englischen Blatte zufolge fagte Blond George in ber geftrigen Unterhaussigung noch, Die Regierung habe folgende Bedingungen für jebe Regelung der irischen Frage aufgestellt:
öftlichen
1. besondere Bedingungen für die fechs Graffchaften des nord. Ifter, 2. feine Abtrennung Jrlon be ober eines Teiles bon Jrland vom Vereinigten Königreiche,
Die Züge von den Grenzstationen nach München - Glasbach ufm. befördern täglich Tausende von Männern, Frauen und Kindern, die geschmuggelte Waren aller Art in das Hinterland bringen. Unter anderem wurde von uns auf dem Bahnhof Kaldenkirchen ein fünfjähriges Mädchen festgestellt, das mehrmals in der und Schmuggelwaren aus Holland befördert. Die SchmuggelWoche allein mit der Eisenbahn nach Saldenkirchen kommit banden sind zum Teil hervorragend organisiert und treten mit einer Dreistigkeit auf, die Rückschlüsse auf die Ohnmacht der 3ollbehörden und der Grenzpolizei zulassen.
Vor mehr als einem Vierteljahr wurden diese Dinge bereits mit der für die Zollbehörden zuständigen Reichsfinanzverwal tung besprochen und ihr angeboten, daß die ordentlichen Bolize behörden dem Zoll zur Steuerung diefer Mißstände solange Unterstüßung und Hilfsstellung gewähren solle, bis er ſelbſt in der Lage sei, die Zollgrenze dicht zu machen. Die Steiche finanzverwaltung lehnte diese Unterstütung ab mit der Motibierung, daß diese Aufgabe nur Sache ihrer 3011. behörden fei und die Polizei nichts anginge. Sie garan tierten damals dafür, daß in spätestens 2-3 Monaten die Weißstände beseitigt und die Zollgrenze gefchloffen sein würde. Sie hätte ausreichendes Personal und es fehle nur an Unterfunftsgelegenheiten für die einzustellenden Hilfszollaufseher. Die erforderlichen Unterkunftsmöglichkeiten würden jetzt geschaffen und damit erübrige fich die Notwendigkeit, die Zollvermaltung in ihren Aufgaben durch die ordentlichen Polizeibehörden zu unterstützen.
8. feine Gefährdung Englands in Ariegszeiten Bis heute hat die Reichsfinanzierwaltung nichts getan, Lloyd George fügte hinzu: Unter diesen Bedingungen find wir um diese Zusicherungen einzulösen. Es ist alles beim Aten bereit, jeben Vorschlag von Wortführern der irischen öffentlichen geblieben! Der Schmuggel blüht mehr denn je und die vorMeinung zu erwägen. Auf die Frage, ob Verhandlungen im handenen Sollbeamten stehen ihm machtlos gegenüber. So Gange feien, erwiderte Lloyd George : Wir haben keine Ant- wie die Dinge heute liegen, muß sich bei ihnen die Auffassung wort auf unsere Borschläge von einer maßgebenden Seite er bilden, daß es den verantwortlichen Stellen in Berlin angehalten. sichts dieses offenfundigen Standals an dem nötigen Verantvortungsgefühl fehlt, wenn fie diese ihnen doch längst bekannten Dinge so weiter treiben lassen. Das muß auf die Dienstfreudigfeit und Moral dieser Beamten mit der Zeit geradezut derhängnisvoll wirken.
Vor dem Haufe der Intera! literten ommiffion terfammelte fich um 10% Uhr abends eine unübersehbare Menschenmenge. Eine Abordnung der Gewerkschaften begab sich zu Oberst Blancart, dem Borsisenden der Inter alliierten Kommission, der die Abordnung in Anwesenheit des französischen Militärbefehlshabers, empfing. Die Abordnung be stand aus vier Gewerkschaftsvertretern. Sie unterbreitete die For. derung der Bevölkerung auf Entwaffnung der Be- Rotterdam, 17. Auguft. Ramsay Macdonald sagte in einer fatungstruppen unter Zusicherung freien Abzugs. Falls Rebe in Glasgow , der Attionsausschus habe beschloffen, fich diese Forderung nicht bewilligt würde, müßte jede Verantwortung auch mit der irischen Frage zu befassen. Eine besondere für die weiteren Ereignisse abgelehnt werden. Der Militärbefehls. Kommission soll sich direkt mit dem irischen Volf in Verhaber erklärte, daß er lieber sterben würde, als diese Forbe- bindung feßen und als Ergebnis des Gedankenaustausches einen rung erfüllen. Hierauf erwiderte einer der Gewerkschaftsvertreter: Bergleichsvorschlag machen. Serr Oberst, Sie vergessen ganz und gar, daß der Krieg zu Ende ist. Sie berufen sich auf die militärtsche Ehre, vergessen aber, daß diese Ehre auch von der Sicherheitspolizei für sich in Anspruch genommen wird. Bei der Sicherheitspolizei, haben Sie aber zum Teil die Entwaffnung durchgebrüdt." Tres diefes Einwandes beharrte man auf der Abichnung. Die Berhandlungen wurden daraufhin abgebrochen.
Keine Munition für Danzig . Amfterdam, 18. Auguft. Der Times"-Berichterstatter in Danzig meltet, daß Sir Reginald Tower eine Verfügung erlassen hebe, nach der ein Schiff mit Munition nach Danzig emlaufen darf. Wenn ein solches doch antame, würde er die Frage dem Botschafterrat in Paris vorlegen. Der Dampfer" Juno", der Beim Berlassen des Hauses konnten die Vertreter der Bevölke- am 14. August Antwerpen verlassen hatte und sich bereits in der run feststellen, daß das Treppenhaus dicht besetzt war mit fran- Nähe von Danzig befindet, wurde angewiesen, auf See zu bet söfissen Soldaten in feldmarschmäßiger Ausrüstung. Beim Ser. bleiben.
Die Reichszollverwaltung behauptet, gegenwärtig 6000 Bollaufseher und 2000 Silfszollauffeher zu beschäftigen und will deren Zahl auf 15 000 erhöhen. Sie begründet damit ihren Widerstand gegen die angebotene Hilfeleistung durch die Wirtschaftspolizei der Einzelstaaten, insbesondere durch das Landespolizeiamt. Dabei müßte fich doch die Reichszollvermaltung ehrlicherweise eingestehen, daß fie niemals auf dem jest betretenen Wege zu diesem Ziel gelangen kann. Die Hilfszollaufseher sollen sich aus den Kreisen der Militäranwärter refrutieren, die in der Hauptsache in den unbefekten Gebieten beheimatet sind. Die Entente läßt aber nur linksrheinisch geborene Beamte zu. Ferner ist es auch vollkommen