Nr. 419 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 72
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Sie machen Gold!
Montag, den 23. August 1920
D. M. G.
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Fernisrecher: Amt Morigplas, Nr. 117 53-54.
ein Hohn auf den Willen des Gesetzgebers bedeutet, durch die Gegenüberstellung der Aktiva und Passiva den aftionären einen flaren Einblid in die Verhältnisse des Attienunternehmens zu verschaffen."
Die drei Buchstaben, die an der Spite dieser Seite stehen, die im Durchschnitt der vier Jahre etwa 26 Proz. betrug, für Im ganzen bandelt es sich hier um das bekannte Bild des sind die Abtürzung für die„ Daimler- Motoren- Gesellschaft ". 24 Millionen Mart neue Aftien zur Verfügung zu stellen, die seitens der Gesellschaft beliebten Verfahrens, die Allgemein. Man kann sie allerdings auch. besonders wenn man den Be- zum Kurse von 107 ausgegeben wurden, binnen wenigen beit völlig im Dunkeln über ihr Bermögen und ihre Berricht über die Kriegsgewinne und den Kriegsbetrieb dieser Ge- Wochen aber auf etwa 400 standen. Dieses großzügige Gefchent pflichtungen zu lassen. Es braucht an dieser Stelle kaum besellschaft Itest, einfach übersehen mit: an die Aktionäre jeder Befizer alter Daimler- Aftien erhielt fonders betont zu werden, daß dieses Verfahren geradezu dadurch auf 100 M. Besitz 1350. buchstäblich geschenkt- war einem friegführenden Volke abgenommen worden. Die Bilanzmachenschaften, die das ermöglichten, stehen welch trauriges Zeugnis für den Geist des heutigen Handele rechtes!- noch dazu zum allergrößten Teil unter dem Schuße des Handelsgefeßbudjes. In einem einzigen Falle Obwohl das Bilanzierungsverfahren der Daimler- Gesellnämlich weist der Bericht der Prüfungskommission auf einen schaft bereits im Juni 1916 in den Mitteilungen des Veroffenen Verstoß gegen das Handelsgesezbuch hin. Die bandes deutscher Bücherrevisoren, also von berufenster Seite, D. M. G. hatte in der Weise die Sosten ihr eigenen großzügigen eingehend gekennzeichnet worden ist, berichtete am 6. Juni der Sapitalserhöhung mit 1918 die Revisionsfommission des Aufsichtsrats der Ge1,4 Millionen Mart als Unkosten verbucht, während nach sellschaft, daß sie die Bilanz in Ordnung gefunden habe. Die der Auffassung der Prüfungskommission die Kosten der Kapi- Prüfungskommission bemerkt dazu: talserhöhung keinesfalls als Geschäftsunfosten angesehen werden fönnen.
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Um Goldmacher handelt es sich tatsächlich in all den Fällen, von denen während des Krieges wiederholt die Rede gewesen ist und heute noch viel mehr die Rede sein sollte. Die Kriegsindustrie ihre Leiter waren ja jo hervorragend aldeutsche und vaterlandsparteiliche Serren hat unter der Aegide Helfferich und Hindenburg so rafende Gewinne machen und dabei das deutsche Bolf so ausplündern fönnen, daß die völlige Geldentwertung der Sehtzeit auf dieje Art des Gold machens zurückzuführen ist. Während im Lande das Gold der Reichsbank" gehörte, Messing, Aluminium und Kupfer aus allen Privatbetrieben entzogen wurde, scheffelte die Kriegsindustrie die Millionen und Milliarden in die Taichen der Aktionäre. Die D. M. G.", die Daimler- Motoren- Gesell schaft , ist dafür ein typisches Beispiel.
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Um diese Summen ist der Staat und mit ihm das Volk geprellt worden.
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Es hätte der Heeresverwaltung ein leichtes sein müssen, einer ungesunden Entwicklung, insbesondere aber auch solchen Widersprüchen auf Grund eines Notgefezes burch Entfendung fachkundiger Delegierter in die Aufsichtsräte der Gesellschaften entgegenzuwirken."
Natürlich forderte die Daimler Gesellschaft dauernd höhere Preise, obwohl sie ungeheure Gewinne in den Büchern hatte verschwinden lassen und berief sich dabei in der noch heute guten Gepflogenheit auf die Höhe der ArbeitsLöhne. Dazu stellt die Prüfungstommission fest:
„ Es kann nicht behauptet werden, daß die Preise bis Ende 1917 durch übertriebene Bohnansprüche der Arbeiterschaft unauskömmlich geworden sind, denn
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bei 68,6 Millionen Mart Umsaz 1915 wurden 6,9-10 Proz 104,4 135,9
1916 1917
Neben den von der Prüfungskommission errechneten 81,6 Millionen Mark Uebergewinn fommen noch unter UmSchon im Jahre 1918 wurde, wie erinnerlich, gegen die ständen weitere 14,4 millionen in Frage, nämlich Daimler Motoren- Gesellschaft( D. M. G.) der in dem Falle, wenn gewisse Rückstellungen nicht nach den Vorwurf erhoben, daß diese Gesellschaft, deren Berfe in Unter- Angaben der D. M. G. verwandt worden sind, was sich nicht türkheim. Sindelfingen und Marienfelde hauptsächlich Kriegs- feststellen ließ. Dadurch würde sich der nicht nachgewiesene material herstellten, die Heeresverwaltung mit betrüge Wehrgewinn der Daimler- Motoren- Gesellschaft auf 96,1 Millirischen Breistaltulationen zur Bewilligung onen Marf erhöhen. höherer reise zu bewegen suchte. Das Barlament befaßte sich damals mit den Vorgängen anläßlich von Anträgen, die eine Bundesratsverordnung zur Ueberwachung der für den Heeresbedarf arbeitenden Betriebe forderten und es war ließ es sich verhindern? Der Kommissionsbericht sagt, daß besonders Genosse Noste, der an der Geschäftsgebarung der 8,4-8 Heereslieferanten scharfe Stritit übte. Schon damals wußte man, Deutschland bei Ausbruch des Strieges wirtschaftlich 13,9-10 daß die Daimler- Motoren- Gesellschaft während des Krieges Neu- völlig unvorbereitet dastand und daß die wenigen produktiven Lohnaufwand in den Kommissionsabrechnungskarten anschaffungen von 80 Millionen Mart gemacht hatte, diese Borbereitungen sich als unzulänglich erwiesen haben. aber nicht aus Betriebsmitteln, sondern aus laufenden der Fabrit Untertürtheim erfaßt, so daß troz individuell höheren „ Auf diesen Mangel an vorausschauenden wirt- Lohnaufwandes das prozentuale Einnahmen gedeckt hatte, so daß die neu entstandenen ichaftlichen Maßnahmen ist es nach Ansicht der Prüfungs- Bohn aufwandes zum Umfaz ein stetiges blieb." Verhältnis des Werke in der Bilanz nicht zu Buche standen. Die Aftien tommission zu einem erheblichen Teil zurückzuführen, wenn sich im der Daimler- Motoren- Gesellschaft stiegen von 317 Ende 1913 Verlaufe des Krieges im Lieferungswesen für den Bedarf der Wie sich die bis zum Jahre 1917 auf den Sturs von 1350, die Dividende Heeresverwaltung Misst än de herausbildeten, die bei den erhöhte sich von 14 Prozent im Jahre 1913 auf 35 Broz. im breitesten Schichten des Volfes Aergernis erregt haben, indem sie Jahre 1916, während bald darauf am 12. Februar 1918 die die Not des Baterlandes zu einer Quelle ungeheuren Reichtums für Verwaltung eine stattliche Reihe berufener und unberufener Einzelpersonen und Unternehmungen werden ließ, während weitaus größere Streife Der Berufsstände und der Bevölkerung überhaupt die Früchte früherer arbeitsreicher Jahre opfern mußten und in arge Bedrängnis gerieten."
offen mit Betriebseinschränkungen drohte, wenn ihr nicht noch höhere Preise geboten würden! Man erinnere sich, daß damals Deutschland vor der Einleitung der großen Offensive war, die die letzte Straftanstrengung des deutschen Volkes bedeuteten.
Die hündische Raltschnäugigkeit, mit der vorgegangen
Löhne zu den gesamten Gewinnen verhalten, geht aus folgender Gegenüberstellung hervor: Gewinn( ohne die nicht sicher er
1914 1915 1916
1917
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Arbeitslöhne.
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mittelten 14,4 Mia. Mart). 6 900 000+7 500 000 Mark 10 424 226.59 Mt. 6 505 517,72 Mt. 22 165 556,50 10 362 489,09 30 047 236,02 13 154 149,06 83 210 313,05 23 068 156,23 95 847 332,16 Mt. 53 090 312,16 Wit. Nunmehr 2 Jahre nach diesen Ereignissen- liegt wurde, zeigt sich in folgenden Begleitumständen der UnterDanach erhielten Arbeiter und Angestellte, die endlich eine faufmännische Nachprüfung der Preis- und Gesuchung: Der General der D. M. G., Komerzienrat Berge, zu Tausenden ihre Arbeitskraft zu Markte trugen, etwas winnbildung der Gesellschaft vor. Das Vorstandsmitglied war seit März 1918, als die Betriebe der Daimler- Gesellschaft mehr als die Hälfte, so viel, wie die vergnügten der 3. E. G., Otto, Meyer, hat sie im Auftrage des unter militärische Aufsicht gestellt worden waren, zeitweise von Daimler- Aktionäre, Der Hinweis auf die hohen Löhne ist preußischen Kriegsministeriums mit zwei vereidigten Sach- der Geschäftsführung ausgeschlossen; der Staatsanwalt, also im Munde der Daimler- Direktion nur eine hohle Phrase verständigen nnd mehreren Hilfskräften vorgenommen. Ein der gegen ihn eine Untersuchung eingeleitet hatte, war durch gewesen. Die Prüfungskommission kommt zu dem Schluß: kleiner Auszug daraus mit tabellarischen Gegenüberstellungen seine Sachverständigen nicht nur mit lückenhaftem, sondern auch „ daß in dem besprochenen mindestens 81 bzw. 96 Millionen ist in einer Sonderausgabe der Zeitschrift ,, Der freie Angestellte" mit irreführendem Material versehen Mart Mehrgewinne jene Wirtschaftspolitik ihren Ausvon Paul Lange veröffentlicht. Der Bericht der Prüfungskommission ist ein Dokument worden, wobei z. B. die ungeheuren Vermögens beder auftragerteilenden Stellen zu einem wesentlichen Teile dazu druck findet, die im Zusammenhang mit den organischen Fehlern zur Geistes geschichte des Kapitalismus in der stände der Gesellschaft als berausgabte untoften beigetragen hat, die Teuerung auf allen Gebieten heraufzubeschwören, Zeit des höchsten nationalen Straftaufgebots gegen den äußeren angeführt waren. Die Kommission will die Arbeit beginnen beigetragen hat, die Leuerung auf allen Gebieten heraufzubeschwören, Feind. Die Kommission findet beim Abschluß des Berichtes und wird von einem Vorstandsmitglied der Gesellschaft, Dr. unter der das deutsche Volt seit Jahren ächst,"- Das Urteil deckt sich durchaus mit unserer Auffassung, für die D. M. G. ein mildes Urteil: Die Geschäftsleitung fah Sefler, ermuntert, mit Rücksicht auf die außerordentlich knapsich ihrer aus der Notlage des Neiches zu folgernden Ver- pen Betriebsmittel, die auf ungenügende Verkaufserlöse zu- daß die Kriegswirtschaftspolitik der Helfferiche und antwortung nicht oder wenigstens nicht voll bewußt. Darin," rückzuführen seien und kaum noch ausreichten, die Arbeits- Ronsorten der unmittelbare Anlaß zu all den finanziellen so fährt der Bericht wörtlich fort,„ bildet die D. M. G. löhne zu zahlen, eine Prüfung des Geschäftsjahres und wirtschaftspolitischeu Krankheitserscheinungen ist, unter aber nicht eine einzelne Grscheinung, sondern 1917 borweg zu nehmen"; die Kommission, die sich mit denen die Nachkriegszeit litt und noch leidet. nur ein typisches Beispiel für eine große Menge einer solchen Untersuchung auf irrige Schlüsse festgelegt so muß man jezt fragen wo stecken die der für Rüstungszwecke herangezogenen Unternehmen, hätte, ging aber auf den Leim nicht ein. Und das hunderte von Millionen und die Milliarden, die in die und es wäre ein Unrecht, wenn diese eine Gesellschaft anders Schönste: Hauptmann Groß; der mit der militäri- Taschen der Kriegslieferanten wanderten und die heute als behandelt und beurteilt werden würde, wie jene große Zahl ichen Aufsicht der D. M. G. betraut war, wurde in einer Reichsschulden von der breiten Masse des arbeitenden Wolfes der im Kriege besonders begünstigten Geschäftsfreise und Einzel- Sigung des Aufsichtsrates der D. M. G. am 28. Juni 1918 getragen werden müssen; wo sind die amtlichen Nachpersonen". Was zur Beurteilung des Falles Daimler mildernd zum stellvertretenden Vorstandsmitglied für die ipirkt, ist vernichtend für die Kennzeichnung des fapitalistischen Betriebsführung ausersehen! Geistes im allgemeinen.
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prüfungen über die Granatstahlpreise der Schwerindustrie, deren erste Untersuchung alle die vor und nach Man versäumte also kein Mittel, um die Kommission und vollauf bestätigt hat; wo' ist das Gesetz, das heute für die dem Kriege erhobenen Anschuldigungen fachkundiger Kreise Werden doch die Ermittlungen, die man schon früher an- die Behörden einseitig zu beeinflussen. gestellt hat, durch die kaufmännischen Nachprüfungen nicht nur Eintreibung der übermäßigen Gewinne aus Interessant ist die Feststellung, daß eine Fabritbuch den beteiligten Unternehmungen sorgt. bestätigt, sondern sogar übertroffen. In den Geschäfts. haltung,„ deren Vorhandensein bei einem Unternehmen jahren 1914 bis 1917 hatte die Daimler- Motoren- Gesellschaft vom Range der D. M. G. als selbstverständlich vorausgesezt Reihen die diretten Erben der Kriegs- und GeWir können nicht glauben, daß eine Regierung, in deren Reingewinne in der Höhe von 25,2 Millionen Mark werden müßte", überhaupt fehlte. Dabei stand für die schäftspolitik der Alldeutschen sizen, hier das bilanzmäßig nachgewiesen. Die Prüfungskommission er- Ralfulation innerhalb der Verwaltung der D. D. G. ein aus- Geringste leisten wird. Aber Dokumente wie das vorliegende rechnete die in der Bilanz nicht enthaltenen reichender Apparat zur Verfügung, der nach dem Urtell der müssen auch den Gleichgültigsten die Augen öffnen und ihm Gewinne auf 81,6 Millionen Mark, Prüfungskommission zuverlässig arbeitete. beweisen, daß es ohne Sozialisierung der Produktion, deren mehr als das 8 ehnfache ihres Attientapitals. Sie Niederschmetternd ist auch das Urteil über die tauf- Voraussetzungen durch eine straffe Drganisation der Wirtschaft fonnte es sich leisten, ihren Aktionären außer der Dividende, männische Buchführung: Izu schaffen sind, nicht weitergeht.