Nr. 434 37.Jahrgang Ausgabe A nr. 80
Bezugspreis:
Berteljährl. 30,-mt, monatl.10,-ML frei ins Haus, voraus zahlbar. Bon bezug: Monatlich 10,- Mtt erfl. Bu ftellungsgebühr. Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich 16,50 mt., für das übrige Ausland bei täglich einmal. Sustellung 21.50. Boftbeftellungen nehmen an Desterreich, Ungarn , Tschecho Glowater, Dänemart, Holland , uremburg, Schweden und die Schweiz . Eingetragen in
B
-
die Boft Zeitungs- Preisliste. Der Vorwärts" mit der Sonntags beilage, Bolt u. 8eit" ericheint womentäglich zweimal Sonntags und Montags einmal.
Telegramm- Adresse:
Morgen- Ausgabe
Vorwärts
Berliner Volksblatt
30 Pfennig
Anzeigenpreis:
Die achtgespaltene Ronpareillezeile toite 3- M., Teuerungszuschlag 50%- Aleine Anzeigen", Das Tettgedruckte Wort 1,- M.( zulässig zwei fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 60 Bfg. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 65 Bfg., jedes weitere Wort 40 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszuschlag 50%- Familien- Anzeigen für Abonnenten 8eile 2,-., politische und gewertschaftliche Bereins Anzeigen 3. Mt. die geile ohne Aufschlag. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 2hr nachmittags im Hauptgeschäft, Berlin SW 68, Linden. ftraße 3, abgegeben werden. Geöffnet Don 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends.
Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritsplatz, Nr. 15190-15197.
Mittwoch, den 1. September 1920
Die von dem französischen Botschafter heute überreichte| bleiben einer Bestrafung geradezu ermutigt. Sie Note fordert: ist überzeugt, daß dieser unerträgliche Zustand sich von Tag zu Tag 1. Das Konsulat wird von der deutschen Regierung auf ihre verschlimmern wird, wenn die deutsche Regierung nicht durch deutliche Mißbilligung und nachdrückliche Stra fen zeigt, daß sie dem ein Ende setzen will.
Kosten wieder instand gesezt.
2. Die deutsche Regierung zahlt 100 000& ranten zur Entschädigung der Konsulatsbeamten für die bei der Plünderung erlittenen materiellen Verluste, für den Schaden, der ihnen etwa durch Bernichtung ihrer auf dem Konsulat hinterlegten Wertpapiere und Urkunden entstanden sein könnte, und für die besonderen Auf
wendungen, zu denen der Vorfall sie genötigt hat.
3. Alle an dem Ueberfall Beteiligten werden ermittelt und bestraft. Das Ergebnis der Ermittelungen wird der Bot
schaft binnen acht Zagen mitgeteilt.
4. Gegen die Ortsbehörden, durch deren Einverständnis,
Fahrlässigkeit oder Gleichgültigkeit die Ausführung des Ueberfalles möglich geworden ist, werden disziplinarische Maßregeln getroffen, von denen die Botschaft innerhalb der gleichen Frist Mit
teilung erhält.
5. Nach vollständiger Erfüllung dieser Bedingungen wird das Konsulat in Gegenwart des Oberpräsidenten der Provinz Schlesien und des französischen Botschaftsrats wieder eröffnet. Die Flagge wird gleichzeitig gehißt und weht bis 7 Uhr abends. Eine Kom pagnie Reichswehr mit Musikerweist die Ehrenbezeugung und defiliert vor dem Konsulat. Das Programm des Hergangs wird im Einverständnis mit der Botschaft festgesetzt.
Dann heißt es:
In diesem Sinne beehre ich mich, im Auftrage meiner Regierung die Forderung zu stellen, daß die deutsche Regierung für alle Zwischenfälle, deren Opfer französische Vertreter oder Staatsangehörige gewesen sind, mir in der Botschaft binnen fürzester Frist durch Seine Exzellenz dem Reichskanzler ihr Bedauern ausspricht und zugleich die usage erteilt, daß die in der vorliegenden Note geforderte Genugtuung in vollem Umfange gewährt werde.
Im übrigen behalten sich die verbündeten Regierungen selbstverständlich vor, die Sühne und Wiedergutmachung zu verlangen, die die Uebergriffe gegen die interalliierten Kontrollkommissionen und ihre Mitglieder zu erfordern scheinen.
Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 117 53-54.
Der große Betrüg.
Von den vier Abgesandten der U. S. P. nach Moskau hatten sich bisher drei in der Freiheit" zum Wort gemeldet, Beobachtungen und Eindrüde in Sowjet- Rußland hatten sie jedoch ausschließlich die Anschlußfrage besprochen. Ueber ihre sich bisher nicht geäußert. Nun aber tritt jet der vierte Delegierte, Wilhelm Dittmann , auf den Plan und erzählt im Zentralorgan der 1. S. P. von den Erlebnissen jener 120 deutschen Industriearbeiter, die sich hatten dazu verleiten lassen, nach Sowjet- Nußland auszuwandern, in der Hoffnung, sich dort als freie Menschen eine neue, glückliche Eristenz gründen zu können. Der Zufall hatte es gewollt, daß die vier Moskaupilgerer gleichzeitig mit diesem Auswanderertransport die Fahrt von Stettin nach Reval machen konnten. Wie leichtfertig diese Reise organisiert war, geht aus der Tatsache hervor, daß die Pässe nur bis Reval in Ordnung waren, während die Durchreiseerlaubnis durch Estland erst an Ort und Stelle nach vielen Mühen durch das Eingreifen der unabhängigen Abgeordneten erlangt werden konnte. Später erfuhren in Moskau Dittmann und seine Freunde, daß die Industriearbeiter nach Kolomna bei Moskau geschickt worden seien, um in der dortigen Maschinenbauanstalt zu arbeiten, daß sich aber sofort Differenzen, mit ihnen ergeben hätten. Und nun erteilen wir Dittmann selbst das Wort:
"
Unsere Stellung zu den oberschlesischen Ereignissen ist bekannt. Wir haben niemals die schwere Schuld der franzö fischen Militaristen verschwiegen, die durch ihre Parteilichkeit den Anlaß zu den blutigen Erzessen in Oberschlesien gegeben haben. Und wir verkennen nicht den Zusammenhang zwischen ,, Ein Teil von ihnen weigere sich, gu arbeiten und den Kattowizer Vorgängen und den Breslauer Erzessen. wolle zurück nach Deutschland . Es sei ihnen in Deutschland Das soll uns aber nicht hindern, ausdrücklich zu betonen, alles ganz anders geschildert worden, ihnen jei gesagt worden, daß daß wir in den französischen Forderungen nichts zu Infie in eine leine Fabrit für sich kämen, die sie selber billiges erbliden vermögen. Und wir wenden uns schon verwalten sollten, daß Wohnungen für alle vorjetzt handen seien, daß die Ernährung gut und reichlich Da die Regierung der Republik der. Ansicht ist, daß die Gewalt. iekt entschloffen gegen den zu erurtenden Proteststurm der berwalten sollten, daß Wohnungen für alle vorDa die Regierung der Republik der. Ansicht ist, daß die Gewalt alldeutschen Presse. Jene Kreise, die eine schwere Mitschuld an fei, und jest jei nichts von alledem wahr. Von den russischen lichen Ursachen wie die Beleidigung der französischen Botschaft Deutschland jetzt demütigen muß, haben nur das Recht, 3u habe gefragt, ob sie gekommen jeien, den russischen Artat gegen das französische Konsulat in Breslau auf die nämden skandalösen Ausschreitungen haben, deretwegen sich sei, und jetzt sei nichts von alledem wahr. Von den russischen Arbeitern seien sie sehr unfreundlich empfangen worden. Man beitern das lebte Brot wegzuesien, ob fir die Pläße der russischen Arbeiter einnehmen wollten, damit diese in die Schüßengräben geschickt werden könnten usw. Wegen ihrer Weigerung, in der Fabrik, die nach ihrer Meinung völlig verwahrlost sei und in der die Arbeiter selber nichts zu be stimmen hätten, zu arbeiten, seien sie von der Fabrikverwaltung und von einem Vertreter der Sowjetregierung als Stonter revolutionäre" beschimpft worden."
schweigen.
vom 16. Juli zurückzuführen ist, verlangt sie außerdem sofortige disziplinarische Maßregeln gegen Hauptmann von Arnim. Nur über das Verlangen nach Bestrafung des HauptDie Regierung der Republik wünscht mit der deutschen Re- manns v. Arnim halten wir noch mit unserem Urteil gierung in einer Atmosphäre der Beruhigung und Arbeit zurück, bis wir Näheres über diesen Herrn und seine Rolle friedliche Beziehungen zu unterhalten. Aber sie muß feststellen, erfahren haben werden. Schritte, die wir noch gestern abend daß eine lange Reihe feindseliger Rundgebungen in diesem Sinne unternahmen, scheiterten daran, daß um und Angriffe gegen ihre zivilen und militärischen Vertreter in 10 Uhr abends niemand außer dem Pförtner im AusDeutschland zeigt, daß es gewiffe Elemente auf er auswärtigen Amt bzw. in der Presseabteilung der Reichsregieforderungen abfehen, zu denen das regelmäßige Aus- 1 rung anzutreffen war...
-
Daraufhin fuhren unsere vier U.- S.- B.- Diplomaten nach Kolomna , einer 20 000 Einwohner zählenden Stadt. Diese Seelenziffer, die von Dittmann als die jeßige angegeben wird, Baris, 31. Auguft.( WTB.) Der Berichterstatter der ,, Jufor- B. S. Wenn auch in den letzten zwei Tagen teine neuen Aus- ist schon deshalb interessant, weil er in der nächsten Zeile mitmation" in Warschan hatte eine Unterredung mit Marschall Pil- schreitungen vorgekommen sind, so muß man doch die Situation teilt, daß die betreffende Maschinenfabrik früher 17000 Arsudski, wobei dieser erklärte, er halte es angesichts der aus- noch als sehr gespannt bezeichnen. Entgegen allen Versicherungen beiter beschäftigt habe, jetzt allerdings nur noch 5000. Es ist gedehnten Front und der numerischen Stärke des polnischen Heeres der Generäle Le Rond und Gracier find Stadt und Kreis Ple eben das Schicksal aller Industriestädte in Rußland , unter dent für unmöglich, daß das polnische Heer eine rein defensive noch jeglichen Schutzes beraubt. Eine Anzahl Schwerverbrecher, Sowjet- Regime auszusterben. Das bedeutet zwar nicht, die am 22. August den Gefängnisaufseher überwältigten und dann Haltung einnehme, wie das von der Entente gewünscht werde. Wenn entflohen waren, treiben sich unbelästigt umher. Das deutsche daß auch die Einwohnerschaft im gleichen Tempo ausBolen auf der sogenannten Ententelinie Halt mache, so hieße dies, Blebiszitkommissariat in Sindenburg- 3abrze kritisiert in einer stirbt, obwohl Hunger und Seuchen ihren starken Anteil an der daß Polens Ansprüche mit dieser Grenze erfüllt sind. Eingabe das Verhalten des Kreistontrollers Major Gerdes Seelenverminderung der russischen Städte haben, denn die Offenbar genügen ihm schon wieder rein polnische Gebiete nicht! während der Aufstandstage und fordert seine Abberufung Diese erwerbslosen Arbeiter haben vielfach die Möglichkeit, auf das Königsberg i. Pr., 31. August. ( WTB.) Die Polen haben am Forderung wird mit mehreren abgefangenen eidlich erhärteten Land zu gehen und sich landwirtschaftlich zu betätigen mas 30. August, angeblich nach einem Kampfe, Suwalti bejezt. Telephongesprächen begründet, aus denen der Verkehr zwischen in Deutschland nur den allerwenigsten als legte Bolnische Erkundungsabteilungen sind in Sokolta und Narew ein- Kontrollfommission und Aufständischen klar hervorgehe. In Rettung möglich wäre. Kattowi werden die Waffensuchungen rücksichtslos fortgesezt gerückt. Der Vormarsch der Armee Budienny dauert trotz des zähen aber nicht bei den Polen . Bei solchen Durchsuchungen in zwei In Kolomná angelangt, machten Dittmann und Genossen Widerstandes der Polen an. Deftlich von Lemberg , fanden für die Hotels sind dem Bersonal wie auch einigen Gästen verschiebene einen Rundgang durch die Fabrik und konnten sich sofort von Bolschewisten erfolgreiche Rämpfe statt. Gegenstände ab handen gekommen. In Chorzow entwaffneten der Richtigkeit der Klagen selbst überzeugen: Auf der Ostsee , 31. Auguft.( Eigener Funkspruch des Polen zu Beginn der Unruhen die staatliche Polizei. Fünf Tage. ,, Arbeitsstücke und Werkzeuge lagen vielfach defekt um „ Borwärts".) Von unserem Dampfer sichteten wir gegen Righöft lang terrorisierten die polnischen Banditen die deutschen Bewohner her, Maschinen, die stillstanden, waren offensichtlich ein großes französisches Kriegsschiff, daß in der Rich- und berübten auch zahlreiche Räubereien. Jetzt verlangten sie von verwahr lost. Die deutschen Arbeiter, die in der Fabrik artung nach Danzig fuhr. der Gemeindeverwaltung für die Ausübung des Polizei- und beiteten, sagten uns, daß alles furchtbar langsam gehe und schlecht Sicherheitsdienstes" eine Bezahlung von 60 Mart pro Mann und Tag. Da in der Gemeindeverwaltung überwiegend Bolen siben, Betriebsverhältnissen nicht richtig arbeiten könnten, schaffe ein er funktioniere. Trotzdem sie unter den, schlechten Ernährungs- und erhielten die Banditen tatsächlich 2000 Mart ausgezahlt. von ihnen ebensoviel als fünf Russen. Die russischen Arbeiter seien teils zwangsweise aus den Dörfern zur Arbeit " Bajock" zu bekommen, die Lebensmittelration, die im Betriebe geholt, teils fämen sie freiwillig, um das Anrecht auf einen verabfolgt wird. Von Interesse an der Arbeit sei keine Spur bei ihnen, sie suchten die Arbeit im Gegenteil zu sabotieren, ebenso offensichtlich ein Teil der Fabrikangestellten. Nach einer halben Stunde stellten sich die russischen Arbeiter hin und drehten sich eine halbe oder auch eine ganze Stunde lang Zigaretten, arbeiten an. So gehe das den ganzen Tag. Es falle ihnen äußerst rauchten und plauderten und fingen dann allmählich wieder zu schwer, unter diesen Umständen zu bleiben, aber sie wollten ver suchen, auszuhalten. Ein Teil ihrer Stollegen habe es abgelehnt, zu arbeiten und wolle zurück. Sehr erbittert waren sie über derervereine, die sie unter falschen Angaben zur Ausdie Beauftragten der Interessengemeinschaft deutscher Auswanwanderung bestimmt hätten."
Maßstab nicht verlieren! Königsberg , 31. Auguft.( T.U.) In einem Funkspruch der Moskauer Regierung an den russischen Vertreter in Berlin , Kopp, heißt es, daß polnische Truppen die deutsche Grenze überschritten hätten, ohne entwaffnet worden zu sein. Der Vertreter wird angewiesen, Erklärungen von der deutschen Regierung zu verlangen. Wenn die bevorstehende russische Offensive die Rote Armee wieder an die Grenze bringen werde, so würde die russische Regierung ,, dementsprechend" handeln.
Es handelte sich bei den Grenzverlegungen polnischer Truppen um unerhebliche Vorfälle, gegen die deutsche amtliche Stellen fofort an Ort und Stelle protestiert haben und deren Aufklärung im diplomatischen Wege betrieben wird.
Neue Morde?
mansti hatten sich in die Nähe von Groß- Caniow begeben, um den B. S. Die Landjäger Delze, Römisch, Arlt, Schileit und SchiVerbleib des dem Landjäger Römisch gehörenden, bei Beginn des Aufstandes geraubten Privateigentums zu ermitteln. Unterwegs wurden sie von bewaffneten Polen überfallen, die ein reguläres Schüßenfeuer eröffneten. Delze und Römisch gelang es, zu entkommen. Die übrigen drei Beamten sanken, aus zahlreichen Wunden blutend, zu Boden. Als später Hilfe, erschien, wurde nur nach kurzer Zeit. Die Leichen waren von den Geschossen förmlich noch einer der Landjäger lebend angetroffen. Auch er verstarb zerfetzt. An die Streis- Stontrollfommission wurde sofort Bericht erstattet, die daraufhin einen Offizier zum Tatort entsandte. Kopenhagen , 31. August. ( T. U.) Zu dem polnisch- litauischen Die Schadenersatzforderungen. Zusammenstoß wird noch aus Kowno gemeldet, daß er für beide Teile mit Verlusten endete. Die litauische Regierung wies ihre VerboIlfommen offen. Entschädigungsforderungen sind in großer Kattowig, 31. August. ( WTB.) Die polnisch- deutsche Grenze ist treter in London und Paris an, gegen das Vorgehen der Polen Zahl angemeldet. Die Kattowißer Polen meldeten bei der InterBrotest einzulegen, da die Entscheidung über die Grenzfrage, die alliierten Kommission für Beschädigung von polnischen Geschäften zurzeit in Stowno erörtert wird, noch nicht gefallen sei. Freund- und Zerstörung des polnischen Plebiszitkommissariats vier Millionen sammlung, an der er und seine drei Mitreisenden teilnahmen, Und nun erzählt Dittmann von einer eigenartigen Verschaftlich" sagte der polnische Bericht Schadenersatz an, den die deutschgesinnten Einwohner der Stadt tragen sollen. In den Landgemeinden ist die Schaden- und die von jenen achtzig( von 1201) deutschen Arbeitern anmeldung vielfach schwierig, weil die unter polnischem Einfluß organisiert war, die schon nach acht Tagen von der ganzen stehenden Verwaltungen die Annahme deutscher Anmeldungen Sowjet- Herrlichkeit genug hatten und zurückwollten. Wir lassen hier den Dittmannschen Versammlungsbericht ziemlich